I
157
Unternehmung wurde. Das war der Abt Bernhard von Clairvaux in Burgund. Schon in frher Jugend zeichnete er sich durch unermdliche Thtigkeit und durch einen einfachen, Gott ergebenen Sinn vor allen seinen Altersgenossen aus. Gleichgltig gegen alle Ergtzlichkeiten des Lebens, floh er das Gerusch der Welt und widmete sich einem beschaulichen Leben. In einer wsten Gegend des sdlichen Frankreichs grndete er das berhmte Kloster Clairvaux und lebte dort in grter Strenge. In dieser abgeschlossenen Lebensweise entgingen ihm jedoch die Angelegenheiten der Fürsten und Völker nicht, und sobald es die Ehre Gottes erforderte, trat er ohne Menschen-furchi ffentlich auf und ruhete nicht eher, als bis er sein Ziel erreicht hatte. Diesen frommen und eifrigen Mann sandte der damalige Papst Eugen Iii. an die Fürsten und Völker, um sie zu einem neuen Kreuzzuge zu bewegen. Zuerst predigte er das Kreuz in Frankreich. Durch feine Worte wurden Alle so begei-stert und fortgerissen, da die von ihm schon vorrthig mitge-brachten und in Menge ausgcstreueten wollenen Kreuze keines-wegs hinreichten, sondern er noch feinen eigenen Mantel zu Kreuzen zerschneiden mute, um nur den ersten Andrang zu befriedigen. Der König selbst nahm das Kreuz, auch seine Ge-mahlin, sein Bruder, viele Grasen, Bischfe und Edele.
Nun wandte er sich auch nach Deutschland. Der König Konrad war aber anfangs wenig geneigt, an einem solchen Zuge Theil zu nehmen; die Angelegenheiten seines eigenen Reiches beschftigten ihn zu sehr. Er suchte deshalb auszuweichen. Aber der unermdete Mnch eilte ihm bis Speyer nach und fuhr mit donnernder Beredsamkeit die dort versammelten Fürsten und Pllaten, vor Allen aber den König selbst an. Und als er zu diesem die ergreifenden Worte sprach: Wie wirst du einst am jngsten Tage Rechenschaft geben knnen von der Erfllung deiner Pflicht?" stand Konrad gerhrt auf und sprach: Ja, ich erkenne den Willen und die Gnade Gottes; er soll mich nicht undankbar finden." Er nahm das Kreuz, mit ihm Friedrich,
I
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Clairvaux Eugen_Iii Eugen Konrad Konrad Konrad Konrad Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Frankreichs Gottes Frankreich Deutschland Speyer
240
Kaiser und sein Hofstat probirten den Krönungsact im
Pallaste und studirten ihn ein, wie eine Comödie *), und
hielten sie sodann am 2ten December öffentlich in der
Kirche zu Unsrer Lieben Frauen von Paris.
Wenn wir jezt die Beschreibung jenes äußerlich so
prachtvol eingerichteten Festes lesen, welche Gedanken kön-
nen in uns aufsteigen, als die, daß auch die Kirche einen
Tag ihrer Ernidrigung feiern solte, wie das Reich im De-
putationshauptschluß, als sie mit ihrem Segen das Un-
recht weihete, mit welchem der schlaue corsische Edelman
an der Stelle der Nachfolger des heiligen Ludwig einher-
trat. Freilich ist auch hier wie bei dem Deputationshaupt»
fchluße eine Notwendigkeit der Dinge anzuerkennen, und
wie einerseits der Kirche so wenig als dem Reiche die Strafe
für solche Acte von der Vorsehung erlaßen worden ist, hat
sich doch auch hier, wie bei dem Reiche bewa'rt, daß denen
die Got fürchten alles zum Besten dienen muß. Dem Manne
aber der in diesen Dingen mit der Kirche sein politisches
Spil trib, ist jede scheinbar höhere Staffel des Glückes ein
Schrit näher zu seinem Falle geworden. Wie er dies Spil
meinte, zeigte er sofort. Als der Pabst nach der Krönung
noch blib, um nun die Hofnungen, die er auf den Act
für die Kirche gebaut, zu verwirklichen — feite wenig, daß
man ihm sagte, er sei nun in Frankreich eine übcrflüßige
Person und könne gehen wohin er wolle.
°) Eine eigne Schwierigkeit machte noch, daß der Kaiser und die
Kaiserin nur durch einen Civilact getraut, also in den Augen der
Kirche nicht Eheleute waren. Um für die Kirche dies Hindernis
zu beseitigen ohne öffentliches Scandal zu geben, ward um Mitter-
nacht vor der Krönung noch in einem kleine» Cabinet neben Na-
poleons Schlafzimmer die pricstcrliche Einsegnung dieser Ehe durch
den Cardinal Fesch nachgeholt, ohne welche Pius nicht darein
willigen wolte, daß Napoleon Josephinen als seinem ehelichen Ge-
mahle die Krone aufsezie.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_einher- Ludwig Napoleon_Josephinen Napoleon
5. Aus der Kulturgeschichte des salischen und hohenstaufischen Zeitalters. 85
Walther von der Vogelweide.
Der bedeutendste und vielseitigste aller lyrischen Dichter des Mittelalters ist Walther von der Vogelweide. Die sührende Rolle unter den Minnesängern hat ihm Gottsried von Straßburg zuerkannt:
Walthers Heimat ist Tirol. Im Eisaktale liegen zwei Höse nahe
beieinander, die beide den Namen Vogelweide führen. Einer dieser Höfe
gilt als Walthers Geburtsstätte. Früh ging der liederreiche Sänger auf die Wanderschaft. Am herzoglichen Hofe zu Österreich fand er gastliche Aufnahme. Dort lernte er „singen und sagen". Neider mißgönnten ihm die Ehren, die er genoß; ungern verließ er den Hos.
Damals war gerade Kaiser Heinrich Vi. gestorben, und im Reiche
kämpften zwei Könige um die Nachfolge, Philipp der Hohenftaufe und Otto der Welfe. Bald finden wir den Sänger an dem Hofe Philipps. Nach dessen Tode schloß er sich an Otto an, der als rechtmäßiger Kaiser anerkannt worden war. Als Friedrich Ii. die Regierung übernahm, wandte er sich diesem Fürsten zu. In den Kämpfen, die in jenen Zeitläuften zwischen den Kaisern und Päpsten entbrannt waren, stand Walther aus kaiserlicher Seite, und seine Lieder begeisterten die Ritter für die Sache des Kaisers.
Nicht bloß an den Kaiserhösen sinden wir den Sänger. Auf der Wartburg in Thüringen kehrte er mehrfach ein. Dort wohnte jener ritterliche Freund der Sänger, Landgraf Hermann. In seinem gastlichen Hause, sagt man, stand nie eines Sängers Becher leer, wenn der Wein auch noch so teuer gewesen wäre. Auch an den Höfen zu Meißeu und in Kärnten, beim Patriarchen von Aquileja und bei andern Fürsten, an der Lreine und am Po sinden wir ihn. Mit Recht konnte er sagen:
Kaiser Friedrich schenkte ihm ein Lehnsgut in der Nähe von Würzburg. Dadurch wurde der alternde Sänger vor Sorgen geschützt, und er hatte nicht mehr nötig, an den Höfen der Großen das tägliche Brot gegen seine Lieder einzutauschen. In den letzten Jahren seines Lebens interessierte er sich besonders für den Kreuzzug Friedrichs Ii. Durch mehrere Lieder suchte er das Volk dafür zu begeistern. Vielleicht hat er
„Wer leitet nun die liebe Schar, wer weiset dies Gesinde?
Mich dünkt, daß ich sie finde,
Die nun das Banner führen soll, Ihre Meisterin, die kann es wohl, Die von der Vogelweide.
Bet, wie die über kleide
mit hoher Stimme klingen kann Und wunderhoch sich schwingen kann. Und wie fein sie organieret,
3hr Singen wandelieretl Die kann den U?eg ihr weisen wohl, Die weiß wohl, wo sie suchen soll Der Minne Melodien."
„Don der Mur zur Seine wandt' ich meine Schritte,
Don der Trave bis zum po kenn' ich der Menschen Sitte.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Walther Walthers_Geburtsstätte Heinrich_Vi Heinrich Philipp Philipp Otto Philipps Philipps Otto Friedrich_Ii Friedrich Hermann Aquileja Friedrich Friedrich Friedrichs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 111 —
Reliquiendienst und die Heiligenverehrung als heidnisch und warnte vor den vielen Pilgerreisen nach Rom; denn von dort hätten die Deutschen nichts Gutes zu erwarten. Aber der Widerstand wurde gebrochen. Vonisatius war ein Mann von eisernem Willen. Dazu hatte er die politische Macht des Frankenreichs hinter sich. Die Hausmeier Karl Martell und sein Sohn Pipin standen mit ihm und dem Papsttum im Bunde.
Dieses Bündnis hatte auch zur Folge, daß der Frankenkönig Pipin auf der Seite des Papstes stand, als der Longobardenkönig die Reste griechischer Herrschaft in Italien stürzte und darauf auch Rom bedrohte. Ihm trat Pipin entgegen, zwang ihn zur Herausgabe des eroberten Ravenna und des Gebiets vou der Pomündung bis Ancona und schenkte es dem Papste. Damit begründete er die weltliche Herrschaft des Papstes, den Kirchenstaat, und leitete die Entwicklung der italischen Verhältnisse in eine Bahn, die eine Einigung Italiens für mehr als ein Jahrtausend verhinderte. „Ein germanischer Priester hatte die päpstliche Gewalt über Deutschland begründet, ein germanischer König begründete den römischen Kirchenstaat" (Kümmel).
Iii. Dos Christentum in germanischer Kufsassung.
Im Christentum trat den Germanen eine völlig neue Weltanschauung entgegen, die in vieler Hinsicht dem tief im Volke wurzelnden heidnischen Glauben widersprach. Schon in der Art, wie die neue Lehre verkündigt wurde, lag für die Deutscheu etwas Beftemdendes. Während sie ihren Göttern in abgegrenzten heiligen Hainen dienten, zu denen nur den Freien, nicht aber der großen Masse des Volkes, den Weibern und Kindern, der Zutritt gestattet war, während ihre Priester schüchtern und scheu den Willen ihrer Gottheiten erforschten und leise raunten, was sie erkundet hatten, ihre Religionsübung also etwas Geheimnisvolles an sich hatte, trug das Christentum den Charakter der Öffentlichkeit an sich. Allem Volk, den Vornehmen ebenso wie den Unfreien, allen, die es hören wollten, verkündeten die fremden Glaubensboten die neue Lehre. An ihrem Gottesdienst konnten alle teilnehmen Dann trugen die christlichen Priester, die sonst einfach einhergingen, goldgeschmückte prächtige Gewänder, und die gottesdienstliche Stätte, mochte es ein römischer Marmortempel oder ein schnell errichtetes Holzgerüst sein, schmückten sie mit Teppichen.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Martell Karl Pipin
Extrahierte Ortsnamen: Rom Italien Rom Ravenna Ancona Italiens Deutschland Christentum
43
haupteten, daß sie in Sachen des Glaubens die höchste Entscheidung
hätten, weil sie die Nachfolger des hl. Petrus seien. Pabst Felir Ii.
sprach 484 den Bannfluch über die Patriarchen von Konstantinopel und
Alerandrien aus; damit war die Scheidung der Kirche eingetreten.
Die folgenden Päbste (besonders Gregor I. d. Gr., um 600, der Vater
der Armen, Kranken und Leibeigenen, der ,,Knecht der Knechte Gottes")
breiteten ihre Macht im Abendlande immer Weiter aus ; ihre Bemühungen
zur Wiedervereinigung der Kirche hatten dagegen keinen Erfolg. Im
Jahre 1054 sprach Leo Ix. abermals den Bann über den Patriarchen
von Konstantinopel aus; daher rechnet man auch von da ab die bleibende
Trennung der griechischen und römischen Kirche.
6. Die alten Deutschen.
§. 61. a. Die Deutschen sind aus Mittelasien, wo sie mit den
stammverwandten Indern und Persern, Griechen und Römern, Kelten
und Slaven die Hochebene um den Bolortagh bewohnten, in unbekannter
Zeit in das Land gewandert, das sich von der Weichsel bis zum Rhein
und von der Nord- und Ostsee bis zur Donau ausdehnt. Berge und
Ebenen waren mit Wald bedeckt, in denen wildes Obst und Beeren wuch-
sen; Meer und Ströme boten Ueberfluß an Fischen; Auerochsen, Elen-
thiere, Hirsche, Bären, Wölse, Luchse, wilde Katzen und zahlloses anderes
Wild lockten zur Jagd; die Gebirge boten Gold und Silber und vor
allem das nutzbare Eisen. — b. Die Kelten und Römer nannten unsere
Vorfahren Germanen d. h. entweder „Speermänner" oder „Rufer im
Streit". Sie leiteten ihre Abstammung von Tuisko oder Teut her;
daraus ist später der Name Deutsche d. h. Volk geworden. Sie waren
hoch, stark und schön gewachsen, hatten langes, blondes Haar und blaue
Augen. Wo eine Quelle oder ein Hain sie lockte, da bauten sie aus Holz-
stämmen, Kalk und Lehm ihre einfachen, zerstreuten Wohnungen. Ihre
Kleidung verfertigten sie aus Thierfellen und Leinen; auf ihren Feldern
bauten sie Rüben und große Rettige, Roggen, Gerste und Hafer; auf
ihren Wiesen weideten kräftige Rinder und Pferde. Die liebste Beschäf-
tigung der Männer war der Krieg und im Frieden die Jagd. Sie waren
tapfer, treu, freiheitsliebend und gastfrei, hielten die Ehe heilig und ehr-
tcn die Frauen. Diese erzogen die Kinder, schalteten als Herrinnen im
Hause, spannen und webten und bestellten, wenn Sklaven fehlten, den
Acker (Weise Frauen s. §. 64). Die Kinder wurden früh abgehärtet und
wuchsen in Gehorsam und Sittsamkeit heran. Die Jünglinge lernten
den Bogen spannen, das Schwert und den Schild führen. „Gute Sitten,"
sagt der römische Geschichtsschreiber Tacitus, „vermögen bei den Ger-
manen mehr, als anderswo gute Gesetze." Doch waren sie dem Trünke
ergeben, und beim Würfelspiel wurde nicht selten Gut und Freiheit ein-
gesetzt. Bei den Zechgelagen kreiste Meth und Bier und erschollen dre
Heldenlieder der Vätew Die Frau brachte dem Mann ein Rindergespann,
Noß, Schild und Lanze als Morgengabe; mit der Heirath gründete der
Mann ein eigenes Haus und war frei von der väterlichen Gewalt (freien
heirathen).
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: Gregor_I. Leo_Ix Leo Tacitus
c. Heinrichs Ausgang (10851106). Die Erfolge, te Heinrich Gregor gegenber errungen hatte, fhrten doch nicht zum Frieden. Zwar griff in Deutschland (seit 1081) eine Friedensbewegung immer strker um sich. Der Gegenknig Hermann (108187) bekam nie eine Bedeutung. Durch Einfhrung des Gottesfriedens (S. 220) suchte man sich von dem traurigen Brgerkrieg zu befreien (10811083). Selbst in Sachsen kehrte nach nochmaligem Auf-flammen des Kriegs Ruhe ein. Der Gegenknig bekam keinen Nach-folget. Aber die Nachfolger Gregors schlssen keinen Frieden. Als Heinrich noch einmal nach Italien zog (10901097), hatte er wohl im Anfang gegen die Grfin Mathilde, die sich, 40jhrig, mit dem 17jhrigen Welf, dem Sohn des gregorianischen Herzogs Wels von Bayern, vermhlt hatte, nur um ihn bei der ppstlichen Partei fest-zuhalten und die Hauptsttze des Papstes Urban Ii. (10881099) war, Erfolg, dann aber zog er ihr und den lombardischen Stdten gegenber den krzeren. Urban Ii. setzte den Kampf mit aller Energie, ohne jeden Skrupel in der Wahl der Mittel, fort. Heinrichs eigener Sohn König Konrad lie sich (1093), besonders durch Mathilde, zum Abfall von ihm bewegen (er hat, von Heinrich abgesetzt, 1101 in Italien in Gram und Reue sein Leben beschlossen). Auch Heinrichs zweite Gemahlin Adelheid, eine russische Prinzessin, lie sich ge-Winnen, gegen ihn mit schmhlichen Anklagen aufzutreten. Der Kreuzzug, den Urban Ii. 1095 in Piacenza und Clermont predigte, hob das Ansehen des Papstes mchtig empor. Jahre lang weilte Heinrich machtlos in Italien. Indessen griffen in Deutschland die Gedanken der Kirchenreform immer mehr um sich. Auer emem Teil der Bischfe wirkte namentlich das Mnchtum dafr, besonders das Kloster in Hirschau (jetzt Hirsau) wurde unter Abt Wilhelm (f 1091) ein Mittelpunkt der Kirchenreform. Mnchische Wander-prediger durchzogen das Land und wirkten in Schwaben und Franken fr die Reform und damit im Grund doch gegen den König. Als Heinrich endlich zurckkehrte, wandte sich ihm doch noch einmal das Glck zu. Er bemhte sich vor allem um Herstellung des Friedens. Ein Reichsfriede wurde (1102) auf vier Jahre verkndigt. Eme ge-segnete Friedenszeit trat ein, in der Heinrich zur Freude des Burgers und Bauern und untersttzt von den Bischfen fr den Landfrieden eintrat. Dadurch entfremdete er sich freilich den niederen Adel. Der ppstliche Stuhl blieb unvershnt. Aus Urban Ii. war Paschalis Ii. gefolgt, milder als Urban, aber doch auch unvershnlich tote er. Dem gelang es auch, den zweiten Sohn des Kaisers, König Heinrich, der bei der Feindschaft der Kurie fr feine Thronfolge frchten mochte, zu gewinnen. Meineidig erhob sich der Sohn, untersttzt von dem Adel und den Gregorianern, (Dez. 1104) gegen den Vater Sachsen und Thringen trat man sofort auf die Seite des Sohnes. Am Regen traten Vater und Sohn einander gegenber. Da netzen
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Heinrich_Gregor Heinrich Gregor Hermann_( Gregors Heinrich Heinrich Welf Urban Urban Heinrichs Heinrichs Konrad Mathilde Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Adelheid Urban Heinrich Heinrich Wilhelm Heinrich Heinrich Heinrich Urban Paschalis Urban Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Italien Bayern Italien Piacenza Clermont Italien Deutschland Hirschau Schwaben Sachsen
war, sandte er zwei Grafen im Lande umher, die ihm berichten mußten, wie sie es gefunden hatten. (Sendgrafen.)
Karls Sorge für Landbau und Verkehr. Karl sorgte besonders für den Landbau; denn er war selbst ein eifriger Landwirt. Er legte Meierhöfe an und beaufsichtigte die Beamten streng, sah selbst die Bücher nach, in die alles eingetragen werden mußte, was die Wirtschaft brachte. Auf seinen Höfen wurde auch das Handwerk eifrig betrieben. Um den Handel zu erleichtern, legte er Straßen an, baute Brücken über den Rhein und andere Ströme und schloß Vertrage mit andern Herrschern. Der mächtige Kalif Harun al Raschid in Bagdad ehrte ihn, indem er ihm Geschenke machte. So sandte er ihm unter anderm einen weißen Elefanten, den die Leute anstaunten, weil sie ein solches Tier im Frankenlande noch nicht gesehen hatten.
Sorge für die Bildung des Volkes. Es gab damals wenige Leute, die lesen und schreiben konnten. Karl selbst lernte erst im Mannesalter diese Kunst so eifrig, daß er sich sogar des Nachts im Schreiben übte. Er wollte auch sein Volk bilden. Er rief daher gelehrte Männer in sein Land und gründete eine hohe Schule, aus der Lehrer hervorgingen für die Schulen, in denen Kinder unterrichtet wurden. Karl kam wohl selbst in die Schulen, um sich von den Fortschritten der Schüler zu überzeugen. („Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt.") Die alten Lieder der Deutschen ließ er sammeln und gab den Monaten deutsche Namen. Er ließ Prächtige Gebäude aufführen, so in Aachen eine Pfalz und die Marienkirche. Er war so eifrig tätig, daß er nachts mehrmals aufstand, wenn ihn wichtige Dinge beschäftigten. Karl war fromm, beschützte die Kirche und ihre Diener, stattete die Bistümer mit reichem Grundbesitz aus, übte aber auch über sie strenge Aufsicht, damit die Geistlichen ihren Beruf erfüllten.
Karl wird römischer Kaiser. Karl hatte eine solche Macht erlangt, daß man ihn wohl mit den alten römischen Kaisern vergleichen konnte. Der Papst, der oft von Feinden bedrängt wurde, suchte seine Gunst und seinen Schutz. Einst mußte er aus Rom fliehen; da führte ihn Karl mit bewaffneter Macht zurück. Als dieser nun am Weihnachtsfeste des Jahres 800 in der Peters-firche zu Rom dem Gottesdienste beiwohnte, trat der Papst auf n. Chr. ihn zu und setzte ihm eine goldene Krone auf das Haupt. Das
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Harun_al_Raschid Karl Karl Karl Karl_Schulvisitation Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Karls Rhein Bagdad Frankenlande Aachen Rom
— 107 —
Heinrichs gleichnamiger jüngerer Sohn wird an Konrads Stelle zu Aachen gekrönt. Der Kaiser sucht den Verkehr zu sichern gegen Straßenraub, unterdrückt die Judenverfol gungeu/) treibt Armen- und Krankenpflege (im eigenen Hanse).
— Doch frühzeitig treten — infolge des aufreibenden Lebens ganges — die Spuren des Alters hervor: Es wird der Vorwurf laut, er vernachlässige die Pflichten der Regieruug. Zudem kam gteuejesirmi. Papst Paschalis Ii den Bemühungen Heinrichs auf Herstellung il
auch des kirchlichen Friedens (z. B. durch Verheißung eines Kreuzzuges) nicht entgegen (Erneuerung des Bannes). Da läßt sich auch sein Sohn Heinrich zum Abfall verleiten (wegen n»4 Dczvr. des Bannes: ans Furcht, die Nachfolge als Sohn des Gebann- ne" Lohnes teil einzubüßen) und wird in Bayern anerkannt. Der Papst )•
giebt ihm seinen Segen.
Iii. Teil: Die letzten Jahre 1105—6.
Vater und Sohn treten einander mit Heeresmacht gegen- miö. über am Regen: Heinrichs Iv Heer löst sich auf. Zu Koblenz bringt der Sohn den Vater (bei einer Unterredung) in seine Gewalt (nach Böckelheim a. d. Nahe). Den in Mainz versammelten Fürsten übermittelt der Bischof von Speier uosdcz.ab-die demselben (durch Drohungen — sogar des Todes — und banul'9' Verheißung der Erlösung vom Banne) von dem Sohne selbst abgenötigte Abdankungserklärung. Darauf entflieht der Kaiser, in Ingelheim vor drohender Gewalt gewarnt. Er wird überall von den Bürgern freundlich aufgenommen (Bischof Otbert von Lüttich nimmt ihn gastlich auf). Von beiden Seiten wird von neuem gerüstet: Mittelpunkt der Widerstand. Kaisertreuen ist Köln. Diese Stadt wird vergeblich von "os. Heinrich, dem Sohne, belagert.
Mitten in den Verhandlungen stirbt nach Empfang des nog 7. A»q. Sakraments Heinrich Iv in Lüttich; dem Sohne verzeihend, txnrik’ n richtet er an diesen zugleich die Bitte, allen, die ihm (dem Vater) treu angehangen, es zu gute zu halten, und seinen Leichnam bei den Ahnen in Speier beizusetzen. Dies wird — erst nach Lossprechung vom Banne — mit großer Pracht von Heinrich ausgeführt. "n
Ki. Abschnitt: Wikdererhebung. Heinrich V 1106—1125.
Heinrich V, thatkräftig, ein Meister in der Kunst der Verstellung, ohne die menschlichen Fehler und Vorzüge des Vaters.
Er eröffnet die Regierung mit einem Zug nach dem Westen (Lothringen) zur Sicherung der Grenze und Züge nach dem 1107-1110.
Sicherung der Grenzen.
‘) Im Zusammenhang mit der Kreuzzugsbewegung ausgebrocheu (s. u. S. 123).
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Konrads Konrads Paschalis Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Otbert_von_Lüttich Heinrich Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_V Heinrich Heinrich_V Heinrich
Deutschland zur Zeit der Ottonen.
51
Theophano, mußten sich dem Geiste der Ordnung und Sitte in der neuen Heimat bedingungslos einfügen. Müßiggang war für das gesunde Frauenleben jener Tage undenkbar. Unter Konrad Ii., mit welchem die Krone vom Sachsenstamm wieder zum Frankenstamm kommt, waren die Töchter der Lehnsleute angehalten, wenn ein Feldzug nach Italien im Gange war, vom Montag bis Mittwoch Kleider zu nähen, wofür sie dann vom Hofe Beköstigung erhielten.
Heinrich Ii., der Heilige (1002—1024), ein Urenkel Heinrichs I. Auch seine Regierung war ein fortgesetzter Kampf gegen die Großen des Reiches und insbesondere gegen die empörungssüchtigen Italiener. Diese hatten, unbekümmert um den Deutschen Kaiser, den Markgrafen von Jvrea, Arduin, zum Könige gewählt. Heinrich zog gegen ihn, trieb die Empörer in die Enge und ließ sich selbst zu Pavia die lombardische Krone aufsetzen. Fast hätte ihn diese Krone das Leben gekostet. Die Bürger der Stadt erhoben einen Aufruhr und stürmten den königlichen Palast. In dieser Not sprang Heinrich durchs Fenster und erhielt von diesem Sprunge einen lahmen Fuß. Er wäre verloren gewesen, hätten ihn nicht seine aus dem Lager herbeigeeilten deutscheu Reiter aus dem Gedränge herausgehauen und fortgeführt. Heinrich rüstete von neuem und zog abermals nach Italien. Seine Ankunft stellte die Ruhe wieder her. Er wurde jetzt vom Papste Benedikt Viii. zum römischen Kaiser gekrönt und erhielt mit der Kaiserkrone den Reichsapfel als Sinnbild seiner christlichen Weltherrschaft, die durch das Kreuz auf einem goldenen Apfel angedeutet wurde. Später unternahm er noch einen dritten Zug nach Italien; hierbei mußte er von neuem die Erfahrung machen, wie wenig auf die Treue der Italiener zu rechnen sei.
Eine treue Gefährtin und Beraterin in all seinen Sorgen stand dem Kaiser zur Seite in seiner Gemahlin Kunigunde, einer Gräfin von Luxemburg aus dem Moselgau. Sie hat in der Abwesenheit Heinrichs vielfach die (Stellvertretung in der Regierung in deutschen Landen ausgeübt. Durch viele Urkunden wird ihr Einfluß auf Gesetzgebung und Verwaltung bestätigt. Besondere Verdienste erwarb sie sich um die Gründung des Bistums Bamberg. Vielleicht war es gerade das große Vertrauen, das der Kaiser ihr auch in Staatsangelegenheiten schenkte, das einige neidische Vasallen veranlaßte, sie der Untreue anzuklagen. Nach damaligem Brauch mußte sie sich durch ein Gottesurteil reinigen. Unversehrt ging sie hervor aus der Feuerprobe, welcher Heinrich Ii. beiwohnte.
Die fränkischen oder salischen Herrscher (1024—1125). Nach Heinrichs Ii. Tode wählten die deutschen Fürsten auf der Ebene bei
4*
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Ii Konrad Heinrich_Ii Heinrich Heinrichs_I. Jvrea Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Benedikt_Viii Kunigunde Heinrichs Heinrichs Heinrich_Ii Heinrich Heinrichs Heinrichs
1100 — 1517.
93
der Kirche, wenn ihre Handelsinteressen nicht dadurch beeinträchtigt
wurden; gegen Bannbullen des Pabstes richteten sie ihrerseits
voll Kühnheit Achtserklärungen und erlaubten sich auf verschiedene
Weise die Abgesandten der Kirche durch Kränkungen und Mis-
handlungen zu verspotten, ihr Eigcnthum zu plündern, ja zu-
weilen selbst durch weltliche Macht kirchliche Handlungen zu
verhindern, um dergestalt die Geistlichkeit, durch Entziehung ihrer
Einkünfte, zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Allein als die deutschen
Kaiser anfingen, auf dem Wege der Gewalt ihre Forderungen
auf die Oberherrschaft in Italien geltend zu machen, wurden
die meisten lombardischen Städte welfisch gesinnt, da sie die
Eingriffe des Kaisers in ihre Gerechtsame mehr als die der
Kirche fürchten zu müssen glaubten. So trat 1167 der große
lombardische Bund gegen Friedrich Barbarossa zusammen.
Doch waren die Städte keineswegs unter einander einig und
wenn eine Stadt glaubte, irgend einen Haudelsvortheil vor den
andern gewinnen zu können, nahm sie keinen Anstand, die Sache
des Bundes zu verlassen. Die Verfassungen der Städte waren
anfangs zumeist aristokratisch, allein aus den Zünften der
Handwerker ging au manchen Orten eine demokratische Be-
wegung hervor, welche theils die Macht in die Hände des Volks
brachte, theils sic Tyrannen übergab. Die wichtigsten Han-
delsstädte im nördlichen Italien waren: Venedig, Genua
und außerhalb des lombardischen Bundes: Pisa.
Venedig. Als die Barbaren im 5ten Jahrhundert u. Ehr.
Norditalien verwüsteten, floh ein großer Thcil der Einwohner,
zum Theil aus dem zerstörten Aquileja nach den kleinen Inseln
an der Küste des adriatischen Meeres, woselbst sic vor den Bar-
baren, die keine Schiffe besaßen, sicher waren. Die Inseln
waren anfangs getrennt und bildeten kleine Staaten unter
Tribunen, allein sie'schlossen sich im Jahre 697 unter einem
republikanischen Oberhaupte, welches Doge genannt wurde, an
einander, und die Verfassung bildete sich nach und nach zu einer
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa