Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 50

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
50 Die deutsche Kaiserzeit 919 —1260. zog mit, wohl aber hohe Adlige, zumeist französischer Herkunft, doch auch ein deutscher Fürst, Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen. Auf griechischen Schiffen setzten die Kreuzfahrer über den Bosporus nach Kleinasien hinüber, wo sie viele Kämpfe mit den Türken zu bestehen und viele Mühseligkeiten auf dem öden, wasserlosen Hochland zu erdulden hatten. Noch schlimmere Nöte warteten ihrer, als sie Anti-ochia in Syrien acht Monate lang belagerten. Aber sie nahmen die Stadt endlich durch Verrat und schlugen darauf, begeistert durch die Auffindung der heiligen Lanze, mit der einst der Kriegsknecht dem Herrn am Kreuz die Seite durchstochen haben sollte, ein übermächtiges feindliches Heer in die Flucht. Dann näherte sich der Rest des Kreuzheeres der heiligen Stadt Jerusalem. Sie wurde im Juli 1099 unter furchtbarem Blutvergießen erstürmt und zur Hauptstadt eines christlichen Staates gemacht, dessen erstes Haupt, Gottfried von Bouillon, sich in seiner Demut uur Beschützer des heiligen Grabes nennen wollte; erst sein Bruder und Nachfolger Balduin nahm den Königstitel an. Der Kreuz- § 5z, Der Kreuzfahrerstaat. Der neue Christenstaat reichte Mmft00t' nach Norden bis über den Euphrat und umfaßte außer dem Königreiche Jerusalem mehrere Vasallenstaaten. Die königliche Gewalt war freilich schwach; weder die Vasallen noch die Kirche waren immer bereit, sich dem Machtworte des Königs unterzuordnen. Und doch wäre Eintracht und Gehorsam nötig gewesen; denn der neue Staat stand auf der Spitze des Schwerts, und in stetem Kampfe mußte der erworbene Besitz gegen die Mohammedaner verteidigt werden. Nur dadurch konnten sich die Christen im Morgenlande behaupten, daß immer neue Scharen bewaffneter, kampfbereiter Pilger aus dem Abendlande nachzogen; und in der Tat fehlte es lange Zeit hindurch keineswegs an Zuzug frommer oder Abenteuer aufsuchender Ritter. Eine besondere Bedeutung für die Kriegführung mit den Ungläubigen Der Ritter-hatten die geistlichen Ritterorden, die hier entstanden, zunächst otben- die Orden der Tempelritter und der Johanniter, zu denen später kurz nach dem dritten Kreuzzuge der Orden der Deutschritter trat. Die Mitglieder dieser Orden zerfielen in Geistliche. Ritter und dienende Brüder, die besonders die zur Pflege der Pilger errichteten Krankenhäuser zu versorgen hatten. Sie vereinigten in eigenartiger Weise mönchisches und ritterliches Wesen, indem sie die Mönchsgelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams mit dem Gelübde des Kampfes gegen die Ungläubigen verbanden.

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 79

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Zeit Wenzels (1378-1400) und Ruprechts (1400 -1410;. 79 § 82. Die deutschen Städtebünde. Die letzten Jahre Karls Iv. und die ersten Wenzels sind die Zeit, in der die deutschen Städte ihre höchste Macht erreichten und am stolzesten dastanden. Damals wurde der schwäbische Städtebund gegründet, dessen Mittelpunkt Ulm war. Er hatte den Zweck, die Sicherheit und Freiheit seiner Mitglieder, zugleich Handel und Verkehr zu schirmen; seine schlimmsten Feinde waren einerseits der wilde und kriegerische Graf von Württemberg, Eberhard der Greiner (d. h- der Zänker) oder der Rauschebart, der so manche schwäbische Stadt gern zu einer Württembergischen Landschaft gemacht hätte, andrerseits die Ritter, die alten Gegner städtischen Wesens, die sich damals in Schwaben und am Rhein ebenfalls zu Bündnissen zusammentraten, dem Löwenbunde, dem Bunde der Martinsvögel, der Schlegler n. a. Da gelang es den Städtern, bei Reutlingen im Jahre 1377 dem Sohne Eberhards, Ulrich, eine schwere Niederlage beizubringen; als der Geschlagene zum Vater zurückkehrte, schnitt dieser, wie erzählt wird, in seinem Grimme das Tischtuch zwischen sich und dem Sohne entzwei. Auch ein rheinischer Städtebund entstand jetzt wieder, wie im dreizehnten Jahrhundert; wohl siebzig süddeutsche Städte gehörten den beiden Vereinigungen an, und ihre Staatsmänner hingen kühnen Gedanken städtischer Freiheit und Selbständigkeit nach. Darauf aber trat ein Umschlag ein. Ein städtisches Heer, das im Jahre 1388 plündernd in Württemberg eingefallen war, wurde bei dem Dorfe Döffingen durch Eberhard völlig, besiegt; damals siel Ulrich, tapfer kämpfend. Die Folge war ein allmählicher Niedergang der städtischen Macht in Süddeutschland. Länger als die Macht des schwäbischen Stüdtebnndes dauerte die 2 Gewalt der Hanse. Dieser Bund umfaßte zur Zeit seiner Blüte mehr als siebzig Städte. Ihm gehörten z. B. im Westen Köln, sodann Braunschweig, Bremen, Hamburg, Lübeck, Berlin-Kölln, im Westen endlich Danzig, Thorn und Königsberg an. Aber auch twe Stadt Wisby auf der Insel Gotland, einst ein reicher Ort, dessen Kirchen heute als malerische Ruinen dastehen, ferner Riga in Livland waren Glieder des Bundes. Der Hauptort war Lübeck, damals die erste Handelsstadt Norddeutschlands, der wichtigste Hafen der Ostsee; hier fanden für gewöhnlich die Tagfahrten der Hanse statt. Ihr Zweck war, im Inland und Ausland den Handel zu schützen. Darum hatten die Städte Kriegsschiffe, mit denen sie rechtlose und feindselige Handlungen fremder Fürsten straften; sie erwarben Handelsvorrechte bei den Völkern des Nordens; sie gründeten Niederlassungen deutscher Kaufleute in der Fremde, so in der russischen großen Handels- und Meßstadt Nowgorod, wo ihnen der Petershos gehörte, in Bergen, wo die

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 63

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 63 Schildesamt widmen sollte, erhielt zunächst als Edelknabe eine ritterliche Ausbildung in feiner, höfischer Sitte und in der Übung der Waffen; lesen und schreiben freilich lernte er selten. Als Knappe oder Edelknecht sodann begleitete er den Herrn in den Krieg, zur Fehde, zum Turnier, zur Jagd; wenn er sich ritterliche Art und Tugend angeeignet hatte, erhielt er, gewöhnlich im einundzwanzigsten Jahre, den Ritterschlag oder die Schwertleite. Damit nahm er eine Reihe von Pflichten auf sich: die Pflicht, sich immer gesittet und würdig zu benehmen, die Pflicht, Heldenmut und Todesverachtung zu beweisen, Treue zu üben gegen den Kaiser und den Lehnsherrn, die Kirche zu schützen, alle Armen und Bedrängten zu verteidigen, insbesondere immerdar den Frauen zu dienen und für sie einzutreten. Denn Frauendienst und Frauenverehrung sind besonders kennzeichnende Züge des Zeitalters; aus ihnen erwächst als herrliche Blüte die Minnedichtung. Auch das Leben der vornehmen Frau war anders geworden, als Erliche es zu den Zeiten der Ottonen gewesen war. Höfische Bildung mußte sie besitzen, sorgsam festgestellte Anstandsregeln beobachten. Auch jetzt wurde ein großer Teil ihres Daseins von wirtschaftlichen Pflichten und feiner Handarbeit in Anspruch genommen. Gar manche ritterliche Dame aber besaß höhere Bildung als ihr Gatte und verstand wohl auch Latein, auch einige Kenntnis der Heilkunde wurde von der Frau erwartet. Eine der lieblichsten Gestalten der deutschen Geschichte ist die der heiligen Elisabeth, von deren hoher Frömmigkeit und Mildtätigkeit die Sage erzählt. Sie war eine ungarische Prinzessin. In großer Jugend wurde sie nach der Wartburg geführt; nachdem sie herangewachsen, wurde sie die Gattin des Landgrafen Ludwig von Thüringen. Nach dem Tode ihres Gemahls mußte sie die Wartburg verlassen. Sie starb unter frommen Bußübungen zu Marburg. Auf den Burgen spielte sich großenteils das ritterliche Leben ab. Wenn diese in der Ebene lagen, so umgab man sie mit einem tiefen, wasfer-gefüllten Graben. Wenn es aber möglich war, erbaute man sie auf Anhöhen, um sie leichter verteidigen zu können. Auf dem schmalen, steilen Burgweg erstieg man sie; über die Zugbrücke gelangte man in den Zwinger, einen von Befestigungen eingeschlossenen Hof, und dann erst durch das Haupttor der Burg in den Burghof. Da erhob sich der mächtige Burgturm, die letzte Zuflucht, falls die Burg vom Feinde erstürmt wurde; unter ihm befand sich das Burgverließ, der Kerker; zu den oberen Stockwerken führte nur eine Brücke oder Leiter, die man im Notfall wegnehmen konnte. Ferner lag im Burghof der Palas, welcher den großen Rittersaal und die Kemenaten, d. h. die mit Kaminen versehenen Frauengemächer, enthielt; an ihn schloß sich die

4. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 24

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
24 Teutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919. jtiüster. Besondere Bedeutung für die weitere Verbreitung des Christentums, überhaupt aber für die Erziehung der Germanen zu höherer Kultur gewannen die Klöster. Wie die ersten Einsiedler (Eremiten), so hat es auch die ersten Mönche in Ägypten gegeben. Im Abendlande gründete der heilige Benediktns im sechsten Jahrhundert ein Kloster auf dem Monte Cassino nördlich von Neapel; nach ihm trägt der Orden der Benediktiner seinen Namen. Die Mönche verpflichteten sich auf die drei Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams. Nunmehr erwuchsen auch in Deutschland Männer- und Frauen-k löst er in großer Zahl. Jedes war eine kleine Stadt. Den Mittelpunkt bildete die Kirche; eine Mauer umschloß die Zellen der Klosterinsassen, den Speisesaal (Refektorium), die Bibliothek und die Klosterschule. Daneben stand die Wohnung des Abts oder der Äbtissin. Dann gab es Häuser für Kranke, für Gäste, für die unfreien Leute, z. B. die Klosterhandwerker. Viele Klöster haben lange einen segenspendenden Einfluß ausgeübt. Hier wurde Gott in einem stillen, der Andacht und der Demut geweihten Leben verehrt; hier wurden die Wissenschaften gepflegt, die Schriftsteller des Altertums abgeschrieben und so der Nachwelt aufbewahrt, hier die Jugend in den Wissenschaften unterrichtet; Mönche waren es damals, welche die Baukunst ausübten, die Handschriften mit Malereien (Miniaturen) ausschmückten, die heiligen Geräte für den Gottesdienst anfertigten; Mönche endlich wurden durch eifrige Pflege des Ackerbaus und der Gärtnerei, durch Anpflanzung von Wein und Obst, durch Rodung des Waldes und Austrocknung von Sümpfen die Erzieher der Germanen zu einer besseren Bodennutzung. Karl der Grofzc. 768—814. Die Gründung des Reiches. Auf Pippin, den ersten fränkischen König aus dem Hause der Karolinger, folgte sein Sohn Karl, dem die Nachwelt den Beinamen der Große gegeben hat. Er herrschte anfangs gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann; als dieser aber nach wenigen Jahren starb, machte er sich, ohne auf seines Bruders unmündige Söhne Rücksicht zu nehmen, zum Alleinherrscher. Er ist eine der mächtigsten und für alle Folgezeit bedeutsamsten Gestalten der deutschen Geschichte, gleich groß als Kriegsmann und als Regent, als Reichsgründer und als Förderer höherer Bildung. barden^e § 24. Kriege mit beit Langobarden und Sachsen. Schon 772 773-774.'begann Karl einen Krieg gegen die Sachsen. Aber er wurde genötigt

5. Deutsche Geschichte - S. 50

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
50 Tie deutsche Kalserzeit 919-1250. zog mit, wohl aber hohe Adlige, zumeist französischer Herkunft, doch auch ein deutscher Fürst, Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen. Auf griechischen Schiffen setzten die Kreuzfahrer über den Bosporus nach Kleinasien hinüber, wo sie viele Kämpfe mit den Türken zu bestehen und viele Mühseligkeiten auf dem öden, wasserlosen Hochland zu erdulden hatten. Noch schlimmere Nöte warteten ihrer, als sie Anti-o ch i a in Syrien acht Monate lang belagerten. Aber sie nahmen die Stadt endlich durch Verrat und schlugen darauf, begeistert durch die Auffindung der heiligen Lanze, mit der einst der Kriegsknecht dem Herrn am Kreuz die Seite durchstochen haben sollte, ein übermächtiges feindliches Heer in die Flucht. Dann näherte sich der Rest des Kreuzheeres der heiligen Stadt Jerusalem. Sie wurde im Juli 1099 unter furchtbarem Blutvergießen erstürmt und zur Hauptstadt eines christlichen Staates gemacht, dessen erstes Haupt, Gottfried von Bouillon, sich in seiner Demut nur Beschützer des heiligen Grabes nennen wollte; erst sein Bruder und Nachfolger Balduin nahm den Königstitel an. Der Kreuz- §53. Der Kreuzfahrerstaat. Der neue Christen st aat reichte Mmftaai. ^ Norden bis über den Euphrat und umfaßte außer dem Königreiche Jerusalem mehrere Vasallenstaaten. Die königliche Gewalt war freilich schwach; weder die Vasallen noch die Kirche waren immer bereit, sich dem Machtworte des Königs unterzuordnen. Und doch wäre Eintracht und Gehorsam nötig gewesen; denn der neue Staat stand auf der Spitze des Schwerts, und in stetem Kampfe mußte der erworbene Besitz gegen die Mohammedaner verteidigt werden. Nur dadurch konnten sich die Christen im Morgenlande behaupten, daß immer neue Scharen bewaffneter, kampfbereiter Pilger aus dem Abendlande nachzogen; und in der Tat fehlte es lange Zeit hindurch keineswegs an Zuzug frommer oder Abenteuer aufsuchender Ritter. Eine besondere Bedeutung für die Kriegführung mit den Ungläubigen Der Ritter-hatten die geistlichen Ritterorden, die hier entstanden, zunächst die Orden der Tempelritter und der Johanniter, zu denen später kurz nach dem dritten Kreuzzuge der Orden der Deutschritter trat. Die Mitglieder dieser Orden zerfielen in Geistliche, Ritter und dienende Brüder; die letzteren hatten besonders die zur Pflege der Pilger errichteten Krankenhäuser zu versorgen. Sie vereinigten in eigenartiger Weise mönchisches und ritterliches Wesen, indem sie die Mönchsgelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams mit dem Gelübde des Kampfes gegen die Ungläubigen verbanden.

6. Deutsche Geschichte - S. 63

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 63 Schildesamt widmen sollte, erhielt zunächst als Edelknabe eine ritterliche Ausbildung in seiner, höfischer Sitte und in der Übung der Waffen; lesen und schreiben freilich lernte er selten. Als Knappe oder Edelknecht sodann begleitete er den Herrn in den Krieg, zur Fehde, zum Turnier, zur Jagd; wenn er sich ritterliche Art und Tugend angeeignet hatte, erhielt er, gewöhnlich im einundzwanzigsten Jahre, den Ritterschlag oder die Schwertleite. Damit nahm er eine Reihe von Pflichten auf sich: die Pflicht, sich immer gesittet und würdig zu benehmen, die Pflicht, Heldenmut und Todesverachtung zu beweisen, Treue zu üben gegen den Kaiser und den Lehnsherrn, die Kirche zu schützen, alle Armen und Bedrängten zu verteidigen, insbesondere immerdar den Frauen zu dienen und für sie einzutreten. Denn Frauendienst und Frauenverehrung sind besonders kennzeichnende Züge des Zeitalters; aus ihnen erwächst als herrliche Blüte die Minne-dichtung. Auch das Leben der vornehmen Frau war anders geworden, als es zu den Zeiten der Ottonen gewesen war. Höfische Bildung mußte sie besitzen, sorgsam festgestellte Anstandsregeln beobachten. Auch jetzt wurde ein großer Teil ihres Daseins von wirtschaftlichen Pflichten und seiner Handarbeit in Anspruch genommen. Gar manche ritterliche Dame aber besaß höhere Bildung als ihr Gatte und verstand wohl auch Latein; auch einige Kenntnis der Heilkunde wurde von der Frau erwartet. Eine der lieblichsten Gestalten der deutschen Geschichte ist die der heiligen Elisabeth, von deren hoher Frömmigkeit und Mildtätigkeit die Sage erzählt. Sie war eine ungarische Prinzessin. In großer Jugend wurde sie nach der Wartburg geführt; nachdem sie herangewachsen, wurde sie die Gattin des Landgrasen Ludwig von Thüringen. Nach dem Tode ihres Gemahls mußte sie die Wartburg verlassen. Sie starb unter frommen Bußübungen zu Marburg. Auf den Burgen spielte sich großenteils das ritterliche Leben ab. Wenn diese in der Ebene lagen, so umgab man sie mit einem tiefen, wasser-gefüllten Graben. Wenn es aber möglich war, erbaute man sie aus Anhöhen, um sie leichter verteidigen zu können. Auf dem schmalen, steilen Burgweg erstieg man sie; über die Zugbrücke gelangte man in den Zwinger, einen von Befestigungen eingeschlossenen Hof, und dann erst durch das Haupttor der Burg in den Burghof. Da erhob sich der mächtige Burgturm, die letzte Zuflucht, falls die Burg vom Feinde erstürmt wurde; unter ihm befand sich das Burgverließ, der Kerker; zu den oberen Stockwerken führte nur eine Brücke oder Leiter, die man im Notfall wegnehmen konnte. Ferner lag im Burghof der Palas, welcher den großen Rittersaal und die Kemenaten, d. h. die mit Kaminen versehenen Frauengemächer, enthielt; an ihn schloß sich die

7. Deutsche Geschichte - S. 24

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
24 Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staat- 919. Äibfter. Besondere Bedeutung für die weitere Verbreitung des Christentums, überhaupt aber für die Erziehung der Germanen zu höherer Kultur gewannen die Klöster. Wie die ersten Einsiedler (Eremiten), so hat es auch die ersten Mönche in Ägypten gegeben. Im Abendlande gründete der heilige Benediktus im sechsten Jahrhundert ein Kloster auf dem Monte Cassino nördlich von Neapel; nach ihm trägt der Orden der Benediktiner seinen Namen. Die Mönche verpflichteten sich auf die drei Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams. Nunmehr erwuchsen auch in Deutschland Männer - und Frauenklöster in großer Zahl. Jedes war eine kleine Stadt. Den Mittelpunkt bildete die Kirche; eine Mauer umschloß die Zellen der Klosterinsassen, den Speisesaal (Refektorium), die Bibliothek und die Klosterschule. Daneben stand die Wohnung des Abts oder der Äbtissin. Dann gab es Häuser für Kranke, für Gäste, für die unfreien Leute, z. B. die Klosterhandwerker. Viele Klöster haben lange einen segenspendenden Einfluß ausgeübt. Hier wurde Gott in einem stillen, der Andacht und der Demut geweihten Leben verehrt; hier wurden die Wissenschaften gepflegt, die Schriftsteller des Altertums abgeschrieben und so der Nachwelt ausbewahrt, hier die Jugend in den Wissenschaften unterrichtet; Mönche waren es damals, welche die Baukunst ausübten, die Handschriften mit Malereien (Miniaturen) ausschmückten, die heiligen Geräte für den Gottesdienst anfertigten; Mönche endlich wurden durch eifrige Pflege des Ackerbaus und der Gärtnerei, durch Anpflanzung von Wein und Obst, durch Rodung des Waldes und Austrocknung von Sümpfen die Erzieher der Germanen zu einer besseren Bodennutzung. Karl der Grofte. 768 - 814. Die Gründung des Reiches. Auf Pippin, den ersten fränkischen König aus dem Haufe der Karolinger, folgte fein Sohn Karl, dem die Nachwelt den Beinamen der Große gegeben hat. Er herrschte anfangs gemeinsam mit seinem Bruder Karl-mann; als dieser aber nach wenigen Jahren starb, machte er sich, ohne auf feines Bruders unmündige Söhne Rücksicht zu nehmen, zum Alleinherrscher. Er ist eine der mächtigsten und für alle Folgezeit bedeutsamsten Gestalten der deutschen Geschichte, gleich groß als Kriegsmann und als Regent, als Reichsgründer und als Förderer höherer Bildung. »Äw § 24. Kriege mit den Langobarden und Sachsen. Schon 772 773-774. begann Karl einen Krieg gegen die Sachsen. Aber er wurde genötigt

8. Die Zeit der Umwälzungen - S. 74

1909 - Leipzig : Hirt
74 Iii. Die Zeit des Deutschen Reiches. 181. unternahm, ging das stolze Fahrzeug, das bei Echterdingen in der Nhe von Stuttgart gelandet war, bei einem pltzlich ausbrechenden orkan-artigen Gewittersturm in Flammen auf. Das deutsche Volk aber brachte eine reiche Zeppelin-Spende" zusammen, die dem Grafen groartige Anlagen zum Bau von Luftschiffen ermglichte. Mit ihm wetteifern in der Konstruktion lenkbarer Luftschiffe am erfolgreichsten die deutschen Majore Gro und Parseval. 131. Das Leben der Frauen im neunzehnten Jahrhundert. Als die Eigenproduktion blhte ( 115, 1) und noch keine Maschine der Nherin die Arbeit erleichterte, gab es fr die Hausfrau und die Tchter viel mehr in der Haushaltung zu tun als jetzt, und nur selteu konnten sie aus dem engen Kreise, an den ihre Ttigkeit gebunden war, einen tieferen Blick in das Getriebe der Welt tun. Die Umgestaltung des wirtschaftlichen Volkslebens aber rief auch im Leben der Frauen einen Umschwung hervor. Die Maschinen haben die Arbeit nicht ver-ringert, sie haben ihr nur eine andere Richtung gegeben, auch der Arbeit der Frauen. Die im Hause unntig gewordenen Arbeitskrfte muten sich ein anderes Feld suchen, teils aus eigenem Ttigkeitsdrang, teils weil die gesteigerten Lebensbedrfnisse viele Unverheiratete veranlaten, einen Erwerbsberuf zu ergreifen. So entstand um 1850 die Frauenfrage". Die Frauenbewegung" ging in ihren gesunden Richtungen darauf aus, dem weiblichen Geschlecht eine sorgfltigere Ausbildung und einen greren Wirkungskreis im Erwerbsleben zu verschaffen. Viele auf Erwerb angewiesene junge Mdchen finden seit dieser Zeit als Fabrik-arbeiterinnen ihr Auskommen; einem Mibrauch ihrer Kraft wehrte die soziale Gesetzgebung. Andere sehen wir in der Landwirtschaft, im Handels-gewerbe und in anderen Berufsarten ihr Brot verdienen. Rasch wuchs die Zahl und Bedeutung der hheren Schulen fr das weibliche Geschlecht, der Fachschulen (Seminare, Handelsschulen, Gewerbeschulen u. a.) und derer, die eine erweiterte allgemeine Bildung erstrebten. Aus diesen ist die heutige Hhere Mdchenschule hervor-gegangen. Seitdem den Frauen das Universittsstudium offensteht, sind sie auch in gelehrten Berufen ttig. Gro ist die Zahl der Dichte-rinnen und Schriftstellerinnen, und manche von ihnen sind weltbekannt. Die Vereinsttigkeit der Frauen hat bestndig zugenommen. Fort-bdungs- und Erwerbsvereine wurden gebildet; der erste war der aus den sechziger Jahren stammende Berliner Lette-Verein ( 126, 6,b). Noch viele andere Frauenvereine mit verschiedenen Zielen sind in fast allen Kultur-ftaaten entstanden. Stark vertreten sind die Arbeiterinnenvereine. Schon vor der staatlichen Einigung Deutschlands bildete sich der Allgemeine deutsche Frauenverein und in den neunziger Jahren der Bund deutscher Frauen-vereine, der dem Internationalen Bund der Frauenvereine angehrt.

9. Die Zeit der Umwälzungen - S. 61

1909 - Leipzig : Hirt
126. Der Ausbau des Deutschen Reiches unter Wilhelm I. 61 Wer hat schon vor dem Groen Kurfrsten eine deutsche Kolonie in der heien Zone angelegt ( 75,2)? Welchen Wert haben Kolonien fr den Handel des Mutter-landes? fr den berschu der Bevlkerung? 4. Handel und Verkehr. Im Reiche selbst wurden Handel und Ver-kehr mchtig gefrdert durch die deutsche Reichspost (mit Telegraph und Fernsprecher) unter dem Staatssekretr Stephan, dem Ersinder der Post-karte und Grnder des Weltpostvereins, durch die Vermehrung und Ver-staatlichung der Eisenbahnen und durch den Bau von Kanlen. Der bedeutendste unter diesen ist der 1895 eingeweihte Kaiser-Wilhelm-Kanal (Nord - Ostsee - Kanal), der den doppelten Zweck hat, die Ksten-Verteidigung und die Handelsschiffahrt zu erleichtern. Eine wesentliche Erleichterung des Handelsverkehrs war es auch, da die bisher ganz ver-schiedenartigen Mnzen, Mae und Gewichte nach der Zehnteilung einheitlich geordnet wurden. 5. Die soziale Gesetzgebung. Die deutsche Sozialdemokratie so nennt sich die politische Partei, die einen demokratischen Staat mit sozio-, listischen Einrichtungen will war in den sechziger Jahren durch den Breslauer Schriftsteller Lassalle begrndet worden. Im neuen Reiche entfaltete sie eine auerordentlich rhrige Ttigkeit in der Aufhetzung der unteren Volksklassen, und da sich auch in Deutschland in Fabriken und Bergwerken arge Mistnde herausgebildet hatten, fielen ihre Lehren auf fruchtbaren Boden. Sie zeitigten sogar zwei Mordversuche gegen den greisen, ehrwrdigen Kaiser. Zornerfllt nahm Bismarck den Kampf gegen die Umsturzpartei auf und setzte es durch, da strenge Gesetze gegen sie ergingen, die zwlf Jahre lang bestanden haben. Zugleich aber wurden segensreiche Einrichtungen, um das leibliche Wohl der arbeitenden Klassen zu frdern, in Angriff genommen: die Kranken-und die Unfallversicherung wurden eingefhrt, die Jnvaliditts-und Altersversicherung vorbereitet.^) Noch weiter als die Sozialisten gehen die Anarchisten. Sie wollen die Staatsgewalt ganz aufheben oder wenigstens auf ein mglichst geringes Ma ein-schrnken. Durch Verbrechen suchen sie sich Ansehen zu verschaffen. 6. Die Ttigkeit der Frauen des kaiserlichen Hauses, a) Kaiserin Augusta (gest. 1890). Von gleicher Menschenliebe beseelt wie Kaiser Wilhelm wirkte seine Gemahlin in treuer Frsorge fr die Armen und Kranken. Ihre hchste Entfaltung hatte die Ttigkeit der hohen Frau in den Kriegszeiten erreicht. Schon 1864 und 1866 wachte sie persnlich darber, da die Lazarette mit allem Ntigen versehen und die Leiden der Verwundeten nach Mglichkeit gelindert wurden. Dann grndete sie, um schon im Frieden eine ausreichende freiwillige Krankenpflege vorzu-bereiten, den Vaterlndischen Frauenverein, den bedeutendsten der Vereine vom Roten Kreuz", der nicht nur im Kriege von 18701871 unter ihrer Leitung Groes geleistet hat, sondern auch bei anderen Un-glcksfllen (berschwemmungen, Feuersbrnsten, ansteckenden Krankheiten)

10. Die Zeit der Umwälzungen - S. 31

1909 - Leipzig : Hirt
114. Geistiges Leben in Deutschland. 31 Zweiter Abschnitt. Die Zeit der nationalen Staaten-bildung, 18151871. 114. Geistiges Leben in Deutschland. 1. Die Literatur. Trotz der Verarmung und staatlichen Zersplitte-rung Deutschlands erlahmte das geistige Leben nicht. Die Werke der groen Dichter, die in der zweiten Hlfte des 18. Jahrhunderts aufgetreten waren, spornten fortgesetzt die jngeren Krfte zur Nacheiferung an. Der frucht-bare, formenreiche Rckert, der Romantiker Eichendorff, der Emigrant Chamifso, Platen, der Gegner der Romantiker, Uhland, der Snger deutscher Treue, der Dramatiker Grillparzer und der tiefempfindende Lyriker Lenan waren die bedeutendsten der vielen Talente, deren mannig-faltige Schpfungen Altmeister Goethe in Weimar (f 1832) mit dauerndem Interesse verfolgte. 2. Kirche und Schule. Die Not der Zeit, die das Nationalgefhl weckte, lie auch das kirchliche Interesse wieder erstarken. Die beiden Konfessionen der evangelischen Kirche wurden nach einem Aufruf des frommen Knigs Friedrich Wilhelm Iii. zur dreihundertjhrigen Jubel- 1817. seier der Reformation in Preußen und bald auch in anderen deutschen Lndern durch die Union zu einer Kirchengemeinschaft vereinigt. Freilich rief dies manchen Widerspruch von lutherischer Seite hervor und fhrte zur Grndung altlutherischer" Gemeinden. Die katholische Kirche regelte ihre Verhltnisse durch Vertrge mit den einzelnen Regierungen. In demselben Jahre setzte der König das Ministerium des Kultus (der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten) ein. Die Schulen wurden bedeutend vermehrt, und bald hatte jedes Dorf im Staate seine Schule. In den einzelnen Provinzen wurden fr die Leitung des hheren Schulwesens die Provinzial-Schulkollegien geschaffen, während die Aufsicht der die niederen Schulen den Kniglichen Re-gierungen" bertragen wurde. Schon damals gelangte das preuische Schulwesen auf eine solche Hhe, da es die Bewunderung des Aus-landes erregte. *) Aus kirchlich-religisem Leben gingen bedeutsame Werke der Nchstenliebe hervor. Amalie Sieveking in Hamburg rief in den dreiiger Jahren einen weiblichen Verein fr Armen - und Krankenpflege ins Leben, der das Muster vieler derartiger Vereine in Deutschland und im Auslande wurde. Um dieselbe Zeit stiftete Wichern in dem Rauhen Hause (d. i. Ruges Haus) bei Hamburg eine *) In Frankreich nannte man Preußen das Land der Kasernen und der Schulen.
   bis 10 von 1096 weiter»  »»
1096 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1096 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 73
2 8
3 87
4 182
5 71
6 7
7 13
8 40
9 55
10 168
11 31
12 13
13 18
14 4
15 4
16 34
17 4
18 5
19 1
20 7
21 2
22 16
23 2
24 7
25 14
26 78
27 579
28 5
29 9
30 3
31 23
32 7
33 187
34 10
35 3
36 34
37 340
38 12
39 101
40 11
41 3
42 30
43 69
44 9
45 292
46 62
47 47
48 24
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 67
2 3
3 31
4 37
5 4
6 2
7 24
8 6
9 61
10 18
11 8
12 3
13 56
14 2
15 6
16 45
17 425
18 10
19 4
20 40
21 16
22 3
23 20
24 2
25 100
26 90
27 1
28 8
29 2
30 5
31 1
32 6
33 10
34 13
35 52
36 20
37 41
38 54
39 173
40 17
41 77
42 18
43 149
44 7
45 177
46 115
47 3
48 4
49 9
50 2
51 4
52 115
53 7
54 28
55 0
56 49
57 17
58 271
59 49
60 12
61 5
62 3
63 10
64 6
65 37
66 17
67 29
68 69
69 568
70 9
71 261
72 69
73 47
74 10
75 34
76 97
77 74
78 15
79 7
80 1
81 1
82 70
83 48
84 4
85 3
86 48
87 70
88 5
89 17
90 139
91 32
92 297
93 4
94 107
95 15
96 15
97 9
98 64
99 7

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3603
1 1790
2 1448
3 1604
4 1805
5 3408
6 4215
7 4478
8 1061
9 4718
10 3004
11 1672
12 2523
13 1117
14 2626
15 2820
16 4343
17 1058
18 2879
19 5521
20 1229
21 2163
22 3238
23 978
24 3628
25 2229
26 2231
27 3467
28 1353
29 3236
30 2979
31 1863
32 2922
33 10433
34 3537
35 2044
36 1149
37 3181
38 1109
39 5607
40 4246
41 848
42 1181
43 2798
44 2838
45 1477
46 1743
47 3615
48 2267
49 2776
50 2330
51 2479
52 5011
53 1543
54 12605
55 4079
56 1535
57 1302
58 3049
59 11396
60 1898
61 2292
62 5744
63 1717
64 2238
65 2185
66 792
67 3607
68 1474
69 495
70 1333
71 3032
72 1772
73 5102
74 3017
75 2644
76 2086
77 3151
78 3073
79 2880
80 5122
81 13266
82 1096
83 4235
84 1153
85 3175
86 2071
87 2343
88 3243
89 1444
90 2033
91 6124
92 1948
93 1939
94 1578
95 3338
96 902
97 2391
98 2972
99 2354
100 6676
101 1586
102 2230
103 5229
104 2679
105 2399
106 1096
107 2133
108 2533
109 4144
110 1875
111 1471
112 1928
113 1880
114 1591
115 3131
116 1469
117 911
118 2277
119 4157
120 2482
121 3673
122 1904
123 1747
124 2791
125 1349
126 2760
127 8085
128 2167
129 2514
130 1132
131 5669
132 2756
133 4369
134 2910
135 907
136 12949
137 1113
138 1842
139 2403
140 3039
141 1268
142 3013
143 3721
144 1594
145 6655
146 3030
147 954
148 5925
149 1053
150 3056
151 1829
152 3672
153 2031
154 1837
155 3185
156 3861
157 2825
158 3147
159 3382
160 2280
161 1538
162 3041
163 2701
164 2082
165 4020
166 5426
167 1225
168 1355
169 1254
170 1425
171 5251
172 4052
173 6936
174 1845
175 10607
176 4404
177 11587
178 1905
179 3868
180 2360
181 2504
182 7554
183 11973
184 3675
185 1097
186 1935
187 2460
188 5041
189 2735
190 1174
191 4030
192 4090
193 6266
194 2750
195 2111
196 2676
197 3311
198 2556
199 3276