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Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Neichr.
stand nicht anerkannt; in kühnem Zuge führte er seine Truppen quer durch Norddeutschland hindurch und erreichte die Wesermündung, von wo ihn englische Schiffe nach England führten. Auch die Tiroler wollten sich im Vertrauen darauf, daß ihr Kaiser Franz sie nicht verlassen werde, dem Friedensschlüsse nicht unterwerfen und griffen noch einmal zu den Waffen. Aber sie wurden von bayrischen, französischen und italienischen Truppen unterworfen; Andreas Hofer wurde in seinem Versteck, einer hoch über dem Passertale gelegenen Sennhütte, aufgefunden und in Mantua erschossen.
§ 210. Napoleons Weltherrschaft. Napoleon hatte jetzt die Höhe seiner Macht erreicht. Friedrich Wilhelm Iii., der zwar an dem letzten Kriege nicht teilgenommen, aber dennoch durch seine Maßregeln seinen Verdacht erregt hatte, wurde genötigt aus Königsberg, wo er bisher residiert hatte, in das von französischen Festungsgarnisonen umgebene Berlin zurückzukehren. Im nächsten Jahre, 1810, traf den gedemütigten König und das unglückliche Land ein neuer schwerer Schlag: in blühendem Alter starb die Königin kur<$ den Niedergang Preußens tieferschütterte Königin Luise. „Ich bin Luise, tüte vom Blitz getroffen", schrieb damals Blücher; „Gott im Himmel, sie muß vor uns zu guht gewesen sein."
Indessen schien sich O st e r r e i ch, wo nunmehr Graf Metternich der leitende Minister war, ganz an den Weltherrscher anschließen zu wollen. Im Jahre 1810 vermählte sich Napoleon, nachdem er sich von seiner Ge-Marie^ Luise mahlin Josephine geschieden hatte, mit Marie Luise, der Tochter des Österreich. Kaisers Franz. Und diese schenkte ihm 1811 den ersehnten Thronerben, der den Titel eines Königs von Rom erhielt.
Immer rücksichtsloser vergrößerte unterdessen Napoleon sein Reich. Im Süden verleibte er ihm jetzt auch Rom ein, von wo er den Papst als Gefangenen wegführen ließ. Ferner vereinigte er, nachdem sein Bruder ?äm!n/des' Ludwig freiwillig die Krone von Holland niedergelegt hatte, Holland schm Reiches f010*6 9an8e deutsche Nordseeküste nebst den drei Hanse st ädten mit Frankreich, das nunmehr bis zum Garigliano und bis zur Trave reichte.
«ründe^jum 5 gll. Der russische Feldzug. Während Napoleons Politik immer gewaltiger wurde, erkaltete sein Verhältnis zu Alexander von Rußland. Dieser konnte die ungeheure Vergrößerung des französischen Weltreiches nicht ruhig mit ansehen; daß auch Oldenburg, dessen Herzöge
Der französisch-russische Krieg. 1812.
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Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland England Mantua Napoleons Königsberg Berlin Rom Rom Holland Holland Frankreich Garigliano Napoleons Oldenburg
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Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Schicksal traf das flüchtige Heer beim Übergang über die von Eisschollen Bercsina erfüllte B e r e s i n a. Zwar gelang es Schiffbrücken zu schlagen, über welche trotz der feindlichen Angriffe die Truppenteile, die noch Waffen trugen und in Reih und Glied marschierten, hinübergeführt wurden; der ungeordnete Rest aber kam zumeist teils in den Fluten, teils durch die Kanonen Der Russen, teils durch die Kälte um. Geringe Reste des Heeres retteten sich
in kläglichem Aufzuge nach Preußen. Der Kaiser selbst eilte über Warschau
und Dresden nach Paris. Der Welt verkündete er den Untergang der großen Armee durch das 29. Bulletin, das mit den Worten schloß: „Dieh Gesundheit Seiner Majestät ist nie besser gewesen."
§ 212. Die Konvention von Tauroggen und die ostpreußische Erhebung. Auch der linke Flügel der großen Armee hatte den Rückzug ange-Vork. treten. Indessen erhielt der preußische General von Jork Anträge der Russen, von den Franzosen abzufallen und zu ihnen überzugehen. Jork war ein eisenfester Soldat, oft schneidend schroff und rücksichtslos, aber von unbedingter Ehrenhaftigkeit und Entschlossenheit. Auf wiederholte Anfragen in Berlin erhielt er ausweichende Antworten; in der Tat war der König noch nicht in der Lage, einen entscheidenden Entschluß zu fassen. Da handelte er auf eigene Hand. Am 30. Dezember 1812 unterzeichnete er in Äon»o"t,on^cr Mühle zu P of cherun bei Tauroggen mit den russischen Bevoll-sodezembernächtigten einen Vertrag, wodurch das preußische Korps für neutral erklärt
1812. wurde. Dem König meldete er seinen Entschluß. „Ich erwarte sehnsuchts-
voll den Ausspruch Ew. Majestät, ob ich gegen den wirklichen Feind vorrücke, oder ob die politischen Verhältnisse erheischen, daß Ew. Majestät mich
verurteilen. Beides werde ich mit treuer Hingebung erwarten, und ich
schwöre Ew. Königlichen Majestät, daß ich auf dem Sandhaufen ebenso ruhig wie auf dem Schlachtfelde, auf dem ich grau geworden bin, die Kugel erwarten werde. Ich bitte daher Ew. Majestät um die Gnade, bei dem Urteil, das gefällt werden muß, auf meine Person keine Rücksicht nehmen zu lassen. Auf welche Art ich sterbe, ich sterbe immer wie Ew. Majestät alleruntertänigster und getreuester Untertan Dork."
Endung Die nächste Folge der Tat Aorks war, daß die Franzosen über die preußenk. Weichsel zurückgingen. Wenige Wochen später erschien in Königsberg als russischer Bevollmächtigter der Freiherr vom Stein. Auf seinen Antrieb wurden die Stände der Provinz berufen; und diese bewilligten in opfermutiger Begeisterung die Aushebung von Truppen, um das Dorksche Korps zu verstärken, und die Aufstellung einer Landwehr. So begann der deutsche Befreiungskrieg.
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Extrahierte Personennamen: Bercsina Jork
Extrahierte Ortsnamen: Reih Warschau Dresden Paris Berlin Königsberg
Das Ende Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Friedrichs.
269
ein zweiter schwerer Schlag; sein Enkel, Prinz Ludwig von Baden, wurde in blühendem Alter dahingerafft. Bald darauf erkrankte er selbst. Am 8. März noch besprach er mit dem Reichskanzler und mit seinem Enkel, dem Prinzen Wilhelm, politische Dinge; mit zitternder Hand unterschrieb er die Urkunde, welche den Schluß des Reichstages anordnete. Gegen Abend, als die Schwäche zunahm, versammelte sich die königliche Familie, dazu Bismarck und Moltke, um sein Lager. Als ihn seine Tochter, die Großherzogin Luise von Baden, mahnte, seine Kräfte zu schonen, erwiderte er: „Ich habe nicht Zeit, müde zu sein!" In der Nacht schien eine kleine Besserung einzutreten; aber am nächsten Morgen wurde der Puls immer schwächer. Der Oberhosprediger Kögel sagte dem Sterbenden Sprüche vor; die greise Kaiserin hielt ihm die Hand; Prinz Wilhelm kniete neben dem Bette. Am 9. März um y2 9 Uhr morgens schiedderkaiserausdemleben; gleich darauf sank die auf dem Schlosse wehende Kaiserstandarte halbmast und verkündete der harrenden Menge, daß Deutschlands erster Kaiser entschlafen war. Wenige Stunden später teilte der Reichskanzler, selbst auf das tiefste ergriffen und mit den Tränen kämpfend, dem Reichstage das erschütternde Ereignis amtlich mit. „Die heldenmütige Tapferkeit", sagte er damals, „das nationale hochgespannte Ehrgefühl und vor allen Dingen die treue, arbeitsame Pflichterfüllung im Dienst des Vaterlandes und die Liebe zum Vaterlande, die in unserm dahingeschiedenen Herrn verkörpert waren, mögen sie ein unzerstörbares Erbteil unsrer Nation sein!"
Inzwischen war der in San Remo weilende Thronerbe telegraphisch benachrichtigt worden. Als er, im Garten weilend, die Depesche mit der Aufschrift „An des Kaisers und Königs Majestät" erhielt, brach er in heftige Tränen aus. Am nächsten Tage bereits eilte der sieche deutsche Kaiser über die schneebedeckten Alpen nach seiner Hauptstadt. Am 16. März wurde, geleitet von der tiefen und herzlichen Trauer seines Volkes, von Kundgebungen des Beileids aus allen Teilen der Welt, die Leiche Kaiser Wilhelmsi. in das Mausoleum zu Charlottenburg übergeführt, wo seine königlichen Eltern ruhten.
Am 7. Januar 1890 folgte ihm seine Gemahlin- die Kaiseri nkaiserin Augusta, im Tode nach und wurde an seiner Seite beigesetzt. In ihrer Jugend hatte sie mit Goethe verkehrt; für Vorgänge auf dem Gebiete des geistigen Lebens bewahrte sie immer ein reges Interesse. Besondere Teilnahme aber brachte sie den Bestrebungen entgegen, die auf bessere Pflege der Verwundeten im Kriege hinausliefen. Auf Anregung des Genfers Dunant, der auf dem Schlachtfelde von Solferino die Schrecken des Krieges kennen gelernt hatte, war 1864 die Genfer Konvention geschaffen
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Kaiser Wilhelm Ii.
271
Beginn des Jahres 1877 bestand er das Abiturientenexamen. Wenige Tage darauf wurde er an seinem achtzehnten Geburtstage für großjährig erklärt und von dem Kaiser, seinem Großvater, mit dem hohen Orden vom Schwarzen Adler investiert.
Darauf trat der Prinz, der nach altem Brauch der preußischen Königsfamilie bereits seit Vollendung des zehnten Lebensjahres der Armee angehörte, als Oberleutnant bei dem ersten Garderegiment zu Fuß ein. Doch unterbrach er seine militärische Ausbildung im Herbst 1877, indem er die Universität Bonn bezog. Hier weilte er zwei Jahre und trieb juristische, volkswirtschaftliche und geschichtliche Studien. Im Jahre 1880 verlobte er sich mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig - Holstein -Sonderburg - Augustenburg, der Tochter des Herzogs von Augustenburg, der als Erbprinz im Jahre 1863 Erbansprüche auf die Elbherzogtümer erhoben, sich aber nicht mit Preußen hatte einigen können. Am 27. Februar 1881 fand die Vermählung statt. Am 6. Mai 1882 wurde dem hohen Paare der erste Knabe geboren, Wilhelm, der jetzige Kronprinz. Unterdessen war der Prinz eifrig bemüht, sich mit allen Zweigen des Heeresdienstes vertraut zu machen. Sein kaiserlicher Großvater kommandierte ihn zur Dienstleistung bei den verschiedenen Waffengattungen; längere Zeit führte Prinz Wilhelm das Gardehusarenregiment. Gleichzeitig wurde er unter Anleitung des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg in die Zivil-verwaltung eingeführt. Er residierte zu dieser Zeit in Potsdam, teils im Stadtschloß, teils im Marmorpalais.
Als er nunmehr die Regierung übernahm, war er entschlossen, das 1888* große Erbe, das ihm seine Väter hinterlassen hatten, zu wahren, „ein treuer Fürst eines treuen Volkes zu sein", mit seiner Armee „unauflöslich zusammenzuhalten, möge nach Gottes Willen Friede oder Sturm sein", und „für die Ehre der deutschen Flagge einzustehen, wo es immer sei"; zugleich aber ein friedliches Regiment zu führen, „um in friedlicher Arbeit zu wahren und zu festigen, was kämpfend erstritten wurde". Es war ein denkwürdiges Schauspiel, wie sich am Tage der Eröffnung des Reichstages die Bundesfürsten oder ihre Thronfolger, 22 an der Zahl, um ihn scharten, unter ihnen König Albert von Sachsen, Prinzregent Luitpold von Bayern, Großherzog Friedrich von Baden und der damalige Kronprinz, jetzige König Wilhelm von Württemberg.
Fürst Bismarck blieb zunächst Kanzler des Reichs; dann traten Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kaiser und ihm ein, und am 20. März 1890 erhielt er seine Entlassung. Er zog sich in das Schloß Fried- iseo. richsrnh im Sachsenwalde zurück. Obwohl er nicht mehr int Amte war.
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Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
begleitete er auch ferner mit lebhaftester Aufmerksamkeit, mit ratenden und warnenden Worten, als ein getreuer Eckart der Nation ihre politische Entwickelung. Indessen wuchs die Begeisterung für den großen deutschen Mann immer höher. Mit unbeschreiblichem Jubel beging das deutsche Volk am 1895.1. April 1895 den achtzigsten Geburtstag des nationalen Helden, des Gründers des deutschen Reichs; und es war ein Tag tiefer nationaler so. Juli Trauer, als er am 30. Juli 1898 durch den Tod hinweggerafft wurde. Lange vor ihm war Graf Moltke gestorben. Am 26.Oktober 1690 war sein neunzigster Geburtstag in ganz Deutschland feierlich begangen worden; noch im März 1891 sprach er im Reichstag, dem er von Anfang an als Abgeordneter angehört hatte. Ohne krank gewesen zu sein, starb er am 24. April 1891.
Zum Reichskanzler hatte der Kaiser an Bismarcks Stelle den General der Infanterie von Caprivi berufen, der nachher zum Grafen erhoben worden ist. 1894 trat an dessen Stelle der im Staatsdienst grau gewordene Fürst von Hohenlohe-Schillingsfürst, der von 1866 bis 1869 bayrischer Minister des Auswärtigen, später deutscher Botschafter in Paris und zuletzt als Nachfolger des Generalfeldmarschalls von Manteuffel Statthalter des Reichslandes Elsaß-Lothringen gewesen war. Ihm folgte 1900 Graf Bülow.
Äußere Auch unter Wilhelm Ii. ist das deutsche Reich einer Politik des d Friedenttreu geblieben. Dem Frieden dienten die Besuche an fremden Höfen, die er machte; ein Hort des Friedens blieb auch ferner das Bündnis mit Österreich und Italien. Auch mit Rußland wurden seit der Thronbesteigung Nikolaus' Ii. wieder herzlichere Beziehungen angeknüpft. Mit England, das die Anfänge der deutschen Kolonialpolitik nicht ohne Eifersucht beobachtet hatte, wurde 1890 ein Vertrag geschlossen; England übernahm das Protektorat von Sansibar, trat aber Helgoland an Deutschland ab. Im Jahre 1897 wurde ein zukunftsreicher Stützpunkt in China, das Gebiet von K i a u t s ch o u, erworben. Im Jahre 1899 verkauften die Spanier, nachdem ihnen die Amerikaner die wichtigsten Stücke ihres Kolonialbesitzes, Cuba und die Philippinen, im Kriege entrissen hatten, den Rest ihres Besitzes in der Südsee, die Karolinen und Marianen, an Deutschland. Als cs Chinesische in China 1900 zu einer Volkserhebung gegen die Fremden kam, viele Expedition. und einge&orcnc Christen niedergemetzelt und der deutsche Ge-
sandte in Peking ermordet wurden, beteiligte sich Deutschland an einer Gesamtunternehmung der Großmächte, schickte zum ersten Male Truppen über See und stellte auch den Oberkommandierenden, den Generalfeldmarschall Grafen W a l d e r f e e. China wurde genötigt, eine Kriegsentschädigung zu
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236
Dar Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
erhalten. Als Offizier war er früh in den Generalstab berufen worden; später ging er mit dem Prinzen Friedrich Karl, dem Neffen des Königs, als dessen militärischer Begleiter auf einige Jahre nach Bonn. Zuletzt hatte er eine Division kommandiert. Dem Prinzregenten war er längst bekannt als ein vorzüglicher Offizier und als ein Charakter von unantastbarer Lauterkeit, von unbedingter ritterlicher Ehrenhaftigkeit, von eiserner Willenskraft und zugleich von herzlicher, aufrichtiger Frömmigkeit, als das Musterbild eines preußischen Soldaten.
Dieser Reformplan stieß indessen bei der Mehrheit des Abgeordnetenhauses auf Schwierigkeiten. Sie bewilligte 1860 zwar vorläufig die Kosten der Reform, so daß die neuen Regimenter geschaffen werden Der Konflikt, konnten, zog jedoch 1862 die Bewilligung zurück. Nun war aber die Regierung nicht in der Lage und auch nicht gewillt, die Reform rückgängig zu machen und die neuen Regimenter wieder aufzulösen. So entstand der unheilvolle Konflikt zwischen der Regierung und der Volksvertretung.
Bismarck. In dieser schweren Zeit herief der König den Mann an seine Seite, dessen genialer Politik Preußen und Deutschland seine jetzige Größe verdankt, li8i5rii £ 11 o von Bismarck. Dieser war am 1. April 1815 zu Schön-Hausen in der Altmark aus dem Stammgut seiner Familie geboren. In Berlin besuchte er das Gymnasium und studierte dann in Göttingen und Berlin die Rechte. Eine Zeitlang war er im preußischen Verwaltungsbienst tätig, gab aber biefe Laufbahn balb auf und wibmete sich der Bewirtschaftung der ihm zugefallenen Familiengüter; damals wurde er in seiner Heimat zum Deichhauptmann gewählt. Als Abgeordneter der Ritterschaft seines Kreises nahm er 1847 an dem Vereinigten Landtag (§ 229) teil und trat schon hier als geschickter und mutiger Kämpfer für die Rechte der Monarchie auf. Dieselbe Gesinnung betätigte er auch ferner in den Stürmen des Revolutionsjahres; er trat dem König Friedrich Wilhelmiv. nahe und wurde von ihm mehrfach als politischer Vertrauensmann verwandt. Im Jahre 1851 würde er als preußischer Bunbestagsgesanbter nach Frankfurt geschickt. Als er borthin kam, war er davon durchbrungen, daß Preußen, wertn möglich, immerbar mit Österreich zusammengehen müsse; als er bagegen acht Jahre später abberufen würde, hatte er sich auf Grunb genauer Einsicht in die österreichische Politik die Überzeugung gebildet, daß der eigentliche Gegner Preußens Österreich sei, und daß die beutfche Frage nur durch Eisen und Blut gelöst werden könne. Im Jahre 1859 wurde er zum preußischen Gesandten in S t. Petersburg, im Frühjahr 1862 zum Gesandten in Paris ernannt. Am 23. September 1862 übernahm er das Ministerpräsidium und das Ministerium des Auswär-
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Extrahierte Ortsnamen: Bonn Deutschland Schön-Hausen Altmark Berlin Göttingen Berlin Frankfurt Petersburg Paris
238 Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung dcs neuen Reichs.
gehörte, durch sächsische und hannoversche Truppen besetzen. Darauf nahmen die beiden deutschen Großmächte die Angelegenheit in ihre Hand. Bismarck sah den Augenblick gekommen, wo die Herzogtümer durch einen Krieg für Deutschland erworben werden könnten; die österreichische Regierung aber wollte Preußen in dieser Frage nicht allein handeln lassen.
1864. § 241. Der Feldzug. Im Februar 1864 überschritt ein preußisch-
österreichisches Heer von 57 000 Mann die Eider. Den Oberbefehl über das ganze Heer führte zunächst der achtzigjährige Generalfeldmarschall von Wrangel; die Preußen befehligte Prinz Friedrich Karl, der später an Wrangels Stelle den Oberbefehl über die ganze Armee übernahm, die Österreicher der Feldmarschallleutnant von Gablenz. Den allgemeinen Kriegsplan hatte General von Moltke ausgearbeitet, dessen Ernennung zum Chef des Generalstabes der Armee eine der ersten Regierungshandlungen des Prinzen von Preußen gewesen war.
Die Dänen erwarteten die Angreifer in dem Danewerk, einer Reihe von Verschanzungen, die sich zwischen der Stadt Schleswig und der Eider hinzogen. Als aber die Preußen durch Überschreitung der Schlei sie zu umgehen drohten, verließen sie diese Stellung und zogen sich nach der Halbinsel von Düppel zurück, die stark befestigt war. Die deutschen Mächte ließen darauf den größten Teil von Jütland durch ihre Truppen besetzen. Ferner wurden is ^rtf bic Schanzen von Düppel von dem Prinzen Friedrich Karl einem heftigen Bombardement unterworfen, und nachdem die Laufgräben bis auf wenige hundert Schritt an die Stellungen der Feinde herangeführt worden waren, auf den 18. April früh 10 Uhr der Sturm festgesetzt. Binnen 10 Minuten waren von den sechs Sturmkolonnen die sechs ersten Schanzen genommen; darauf wurden auch die übrigen Schanzen erobert und der Feind nach der Insel Alfen gedrängt, die nur durch einen schmalen Sund vom Festlande getrennt ist. Die Preußen hatten 1200 Mann an Toten und Verwundeten. Wenige Tage später erschien König Wilhelm beim Heere und hielt aus dem Schlachtfeld über seine braven Truppen eine Revue ab.
Zur See hatten die Dänen die Übermacht, da sie die stärkere Flotte befaßen. Doch lieferten ihnen bei Arsona preußische, bei Helgoland österreichische Schiffe glückliche Gefechte. Verhandlungen, welche unter Vermittelung der auswärtigen Großmächte mit Dänemark stattfanden, scheiterten infolge der Halsstarrigkeit der dänischen Regierung. Darauf begannen die kriegerischen Unternehmungen von neuem. In der Nacht vom 28. zum 28 /29 fgunt Juni wurde die Insel Alfen, das letzte Stück schleswigschen Landes, das noch von den Dänen besetzt war, erstürmt und der Feind gezwungen sich
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schleswig Helgoland
Der deutsche Krieg 1866.
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Armee nahm unter dem Befehl des Prinzen Friedrich Karl in der Lausitz Aufstellung; an die Spitze der zweiten Armee, die sich in de?
Gegend von Neisse sammelte, trat Kronprinz Friedrich Wilhelm, dessen Generalstabschef der General von Blumenthal war. Die Losung der drei Armeen war: „Getrennt marschieren, vereint schlagen."
Der preußische Feldzugsplan war das Werk des Generals Helmut v o n M o l t k e. Dieser war am 26. Oktober 1800 zu Parchim in Mecklen-bürg geboren und zuerst in dänische Dienste, aber schon als Leutnant in die preußische Armee eingetreten; die Jahre 1835—1839 verbrachte er in der Türkei und nahm an der Neubildung des türkischen Heeres hervorragenden Anteil; er hat über jene Jahre in den „Briefen über Zustände und Begebenheiten in der Türkei" berichtet, die ihn ebenso als Geographen wie als Schriftsteller berühmt machten. Er war ein Mann von der äußersten Klarheit im Denken, von der größten Ruhe und Entschlossenheit im Handeln, zugleich ein reiner und lauterer Charakter. Er war fast 66 Jahre alt, als er seine Feldherrngröße seinem Volke und der Welt zum ersten Male beweisen durfte.
§ 243. Die Besetzung Norddentschlands. Während die Elbarmee Sachsen besetzte, rückten preußische Truppen von Holstein und Westfalen aus in Hannover, von den Rheinlanden aus in Kurhessen ein.
Der Kurfürst von Hessen wurde auf Wilhelmshöhe bei Kassel gefangen genommen. Der blinde König Georg V. von Hannover zog mit seiner Armee nach Süden ab. Am 27. Juni wurde von den Hannoveranern eine bedeutend schwächere preußische Abteilung bei L a n g e n s cü l z a ge- Langensalza, schlagen. Indessen sammelte sich nunmehr eine so starke preußische Truppenmacht im Angesicht der hannoverschen Armee, daß diese keinen anderen Ausweg hatte als die Kapitulation. Der König begab sich nach Wien, die Soldaten wurden entwaffnet und in die Heimat entlassen.
§ 244. Der böhmische Feldzug. Inzwischen waren die Elbarmee und die erste Armee in Böhmen eingerückt. Durch die glücklichen Gefechte eibanm. von Podol und Münchengrätz erzwangen sie den Übergang über die Jfer und drängten den Feind nach Gitschin zurück. Auch dieser Ort, Wallensteins einstige Residenz, wurde durch ein blutiges Gefecht genommen; unter starkem Verluste zog sich der Feind aus die Hauptarmee zurück.
Inzwischen hatte die zweite Armee den Übergang über die Pässe t>e= ®efiet£ttete£er gönnen. Bei Trautenau wurde ihr rechter Flügel geschlagen und Armee, mußte sich wieder zurückziehen; aber am nächsten Tage trug das Gardekorps bei demselben Orte einen Sieg davon. Indessen errang der General von
Neubauer, Beschicht!. Lehrbuch für Miidchensch. Ii. ö. Aufl. 16
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Das Zeitalter der Zerstörung de« alten und der Entstehung des neuen Reichs.
§ 246. Der Friede. Am 23. August wurde der endgültige Friede Friede zu zu Prag unterzeichnet. Bismarck hatte es bereits auf dem Schlachtfelde ?Prafl‘ von Königgrätz ausgesprochen, daß es nunmehr gelte, die alte Freundschaft mit Österreich wiederherzustellen. So wurden ihm denn sehr milde Friedensbedingungen auferlegt. Zwar mußte Österreich die Auflösung des deutschen Bundes und die Gründung eines neuen norddeutschen Bundes, an dessen Spitze Preußen trat, anerkennen; auch gab es seine Zustimmung dazu, daß sich Preußen durch Annexion von Schleswig-Holstein und anderen Gebieten stark vergrößerte. Aber von Venetien abgesehen, das an Italien fiel, wurde ihm keine Landabtretung zugemutet, und an Kriegskosten hatte es nur 20 Millionen Taler zu bezahlen.
Härter wurden die Gegner Preußens in Norddeutschland behandelt. Sachsen wurde zwar aus Rücksicht auf Österreich, das für diesen treuen Waffengefährten mit aller Entschiedenheit eintrat, in seinem bisherigen Annexionen. Besitzstände belassen. Dagegen wurden nicht nur die Elbherzogtümer, sondern auch Hannover, Kurhessen, Nassau und die Stadt Frankfurtdem preußischen Staat einverleibt. Dieser vergrößerte sich um ein Viertel seines Bestandes; drei neue Provinzen traten zu den bisherigen hinzu, und die beiden Hälften, in die Preußen bisher zerfallen war, wuchsen nun zu einer Einheit zusammen.
Den süddeutschen Staaten gegenüber beobachteten König Wilhelm und Bismarck Mäßigung. Nur geringe Gebietsabtretungen und Kriegsentschädigungen wurden gefordert. Daß Preußen aber mit ihnen ein noch näheres Verhältnis einging, wurde durch die Ansprüche Napoleons Iii. bewirkt. In Frankreich war die Überraschung über die schnellen Siege der Preußen sehr groß gewesen; die Franzosen empfanden die Schlacht von Königgrätz fast wie eine eigene Niederlage und forderten, wenn Preußen sich vergrößerte, auch für sich einen Gebietszuwachs. Als aber jetzt Napoleon Franzsstschedurch seinen Gesandten Benedetti Entschädigungsansprüche erhob fdjätvflungs; und auf die Rheinpfalz und Rheinhessen hinwies, wies ihn Bismarck rund-fribinmgen ^ ^ Zugleich enthüllte er diese französischen Ansprüche den süddeutschen Regierungen; und diese, welche jetzt erkannten, wo ihr wahrer Freund zu Schutzbund suchen sei, schlossen mit Preußen geheime Schutz- und Trutzbünd-lisse mit den n i s s e ab, wonach im Kriegsfall ihre Truppen unter den Oberbefehl des Staaten. Königs von Preußen treten sollten. So umschloß bereits jetzt ein enges Band die nord- und süddeutschen Staaten. Im nächsten Jahre wurden die Bündnisse auch veröffentlicht.
Groß waren die Erfolge dieses Krieges; die Heeresreform König Wilhelms hatte sich auf das glänzendste bewährt. Die Folge davon war
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Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Venetien Italien Norddeutschland Sachsen Kurhessen Nassau Napoleons Frankreich Rheinpfalz Rheinhessen