204
Aus der Geschichte der Neuzeit.
unglckter Zug nach Sdfrankreich, wobei der Connetable Karl von Bonrbon auf des Kaisers Seite stand, verschaffte Franzi, auch das ber-gewicht in Italien wieder. Endlich entschied jedoch der Sieg von Pavia (1525) fr die kaiserlichen Waffen. Die Stadt, von einer kaiserlichen Truppe besetzt, wurde von Franz eingeschlossen. Der spanische Feldherr Pescara und der Landsknechtsfhrer Georg von Frnndsberg zogen zum Entsatz heran und berfielen das franzsische Lager vor der Stadt. Franz wurde gefangen. Unter den schwersten Bedingungen erhielt er im Frieden zu Madrid Frieden und Freiheit. Obwohl er ihn beschworen hatte, konnte und wollte Franz ihn nicht halten, und es kam zum zweiten Kriege. Damals trat Klemens Vii. aus dem Hause Medici auf franzsische Seite; zu Cognac wurde die Heilige Liga, der auch England beitrat, geschloffen. 1527 strmten die kaiserlichen Truppen unter Fhrung Karls von Bourbon, der an den Mauern fiel, Rom bis auf die Engelsburg, in der der Papst eine Zeitlang belagert wurde. 1529 im Damenfrieden zu Cambrai, um dessen Zustandekommen sich Frstinnen von beiden Seiten bemhten, verzichtete Karl vorlufig auf das Herzogtum Burgund, Franz gab seine Ansprche auf Mailand auf. In Bologna wurde Karl vom Papste zum Kaiser gekrnt; mit ihm zur Ausrottung der Ketzer eng verbndet, kehrte er nach Deutschland zurck. Karl ist der letzte, der in Italien zum Kaiser gefrnt worden ist.
Die Trkenkriege. Gerade als Karl seinen ersten groen Erfolg errungen hatte, nderten sich die Verhltnisse in Osteuropa in einer fr das Haus Habsburg bedrohlichen Weise. Suleiman der Prchtige schlug das ungarische Heer bei Mohacs an der Donau (1526) und rckte damit Wien nher. Da Ludwig von Ungarn in der Schlacht ge-fallen war, kamen zwar die Kronen von Bhmen und Ungarn an Ferdinand, seinen Schwager, Karls jngeren Bruder, doch fiel ihm von Ungarn zunchst nur ein schmaler Streifen im Westen zu. 1529 belagerte Suleiman Wien. Die Stadt, tapfer verteidigt, hielt sich, bis ein deutsches Heer, ohne Rcksicht auf kirchliche und politische Mihelligkeiten ins Feld gestellt, durch fein Herannahen den Feind zum Abzug ntigte.
tz 100. Die Schweizer Reformation. Die Umwandlung des Gottes-dienstes nach altem in einen solchen nach neuem Gebrauche wurde gleich-zeitig an vielen Orten von den Obrigkeiten vorgenommen. Luther gab dabei Rat, sofern er darum angegangen wurde, nicht aber Vorschriften. Ebenso wurde es in der Lehre gehalten; dabei konnte nicht ausbleiben, da Verschiedenheiten in der Auffassung hervortraten, durch die die Freunde einer Erneuerung voneinander getrennt wurden.
Neben Wittenberg wurde die Schweiz ein Mittelpunkt der Refor-mation, und zwar in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts die deutsche Schweiz mit Zrich, in den vierziger Jahren die franzsische mit Genf.
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Bonrbon Karl Franzi Franz Franz Georg_von_Frnndsberg Franz Franz Franz Franz Klemens_Vii Karls_von_Bourbon Karls Karl Karl Franz Franz Karl Karl Karl Karl Karl Ludwig_von_Ungarn Ludwig Ferdinand Karls
Extrahierte Ortsnamen: Italien Pavia Pescara Madrid England Rom Engelsburg Cambrai Burgund Mailand Bologna Deutschland Italien Osteuropa Haus_Habsburg Donau Wien Ungarn Karls Ungarn Wien Wittenberg Genf
370
Neunter Zeitraum.
König von England und Statthalter der Niederlande verhandelte
früher mit Frankreich einen zweimaligen Theilungsvertrag der spa-
nischen Monarchie, nach welchem die italienischen Lande von sel-
biger getrennt werden sollten; Karl Ii., hierüber entrüstet, beschloß
selbigem durch ein Testament zuvor zu kommen, da dieses aber
Frankreich allen Gewinn zuwendete, so erklärte auch England dem-
selben jetzt den Krieg, und Portugal, Spaniens Ecbfeindin,
spater noch Sav oi en, thaten ein gleiches. Zn I ta li en begann
1701 der Kampf zuerst, wohin Eugen mit einem kaiserlichen Heere,
an welches sich 10,000 Mann Preußen und Hannoveraner an-
schloffen, aufbcach. Unvermuthet stand er bei Verona, an der
Etsch, schlug die Franzosen bei Earpi und Chiari, machte den
General Villeroi in Eremona zum Gefangenen, und nahm seine
Winterquartiere in Oberitalien. Der Herzog von Marldo-
r o u g h, in der Schule des denkwürdigen Türenne gebildet, befeh-
1702 ligte die englisch-holländische Armee und erschien in den Niederlan-
den. Das Ableben Wilhelms Zu. änderte nichts, denn seine Nach-
folgerin Anna blieb dem angenommenen Systeme Englands treu.
M a r l b o r o u g h bemächtigte sich einiger Gcenzplatze in den
1703 Niederlanden, der französische Marschall Villars aber ging
über den Rhein und vereinigte sich mit dem Churfürsten von
Baiern. Dieser überließ den Franzosen die Bewachung seines
Landes, während er selbst Tvrol überschwemmen wollte, wo ihm
sodann der Herzog von V endo me, welcher nach Villeroi
in Italien commanoirte, von dort aus die Hand reichen sollte.
Die Eroberung von Kufstein und Jnspruck schienen günsti-
ge Vorzeichen. Doch der Tyroler Muth erwachte; unter der
Anführung des Amtmanns Martin Sterzing besetzten sie die
Pässe des Brenners, wälzten Felsenblöcke und Baumstämme
auf die durchziehenden Baiern, verfolgten sie mit ihren Geschossen,
und warfen den Ehurfursten, mit Verlust der Hälfte seiner Mann-
Juni schuft, zurück. Wiederum mit Villars vereinigt schnitt ihnen ein
1703 kaiserliches Corps unter dem General Styrum die Zufuhr ab;
den 2». durch ein glückliches Treffen bei H öchstädt machten sie sich Luft,
poch ward, wegen fortwaltender Mißverständnisse Villars abgerufen,
1703 und der geschmeidigere Graf von Marsin an seine Stelle ge-
schickt. Ein Hauptschlag sollte jetzt von den Verbündeten geführt
werden, um des Krieges schwankendem Gange eine bestimmte Rich-
tung zu geben. Eugen, welcher gerathen, den Krieg nach Baiern
zu versetzen, verließ Italien, dem Grafen von Stahrenberg den
*7"^ Oberbefehl einstweilen übergebend, und kam nach Deutschland;
Marlborough führte sein Heer bis Heilbronn, vereinigte sich bei
i,„ Mm Ulm mit den Kaiserlichen unter dem Prinzen von Baden, und
vertrieb die Baiern und Franzosen aus ihrem befestigten Lager
d.2.Jli. auf dem Schellen berge, bei Donauwerth. Jetzt bor man
' dem Chursürsten von Baiern Frieden an unter vortheilhaften Be-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Ii Karl Eugen Chiari Wilhelms Anna Martin_Sterzing Eugen Stahrenberg Marlborough
Extrahierte Ortsnamen: England Niederlande Frankreich Frankreich England Portugal Spaniens Verona Earpi Eremona Oberitalien Marldo- Niederlan- Englands Rhein Baiern Italien Baiern Baiern Italien Deutschland Heilbronn Baden Baiern Donauwerth Baiern
Autor: Borries, Emil von, Pfeifer, Wilhelm, Henkelmann, Karl, Brandt, Paul, Kienitz, Otto
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Hessen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
Die Begrndung des Brandenburgisch preuischen Staates ufro. 55
8 29. Friedrich Wilhelm I. (1713-1740). Friedrich Wilhelm (geboren 1688) war seinem Vater sehr unhnlich. Er verachtete sowohl die Pracht und den Luxus, die sein Vater so sehr liebte, als auch die geistigen Beschftigungen, die seiner Mutter Bedrfnis waren. Er war ein frommer Christ, dem von Spener und August Hermann Francke in Halle aus-gebildeten Pietismus zugetan; ein Mann von geradem, wahrhaftigem deutschen Charakter, von fast genialem Verstndnis fr die Bedrfnisse des praktischen Lebens und eiserner Energie, wo es galt, was er als richtig
erkannt hatte, durchzufhren. .....
Als König war er der berzeugung, da die Souvernitt, die er als rocher de bronze den preuischen Stnden gegenber stabilierte , ihm das Recht gebe, von seinen Untertanen unbedingten Gehorsam zu fordern, ja sich als Herrn der ihr Leben und Eigentum zu betrachten, und da er nur Gott allein fr seine Handlungen Rechenschaft schuldig sei.
Das groe Ziel, das ihm vorschwebte, war: Preußen durch em starkes, aus eigenen Mitteln unterhaltenes Heer unabhngig von jeder-mann zu machen. Er hat die festen Grundlagen zu dem Bau, den sein groer Sohn ausgefhrt hat, gelegt, sein Leben verluft unter den Vor-bereitungen zur Grndung der preuischen Gromacht.
Noch im Jahre 1713 trat er, obwohl der Kaiser den Krieg fortsetzte, dem Utrechter Frieden bei, erlangte die Anerkennung der europischen Hfe fr die preuische Knigskrone und erwarb das Oberquartier von
Geldern. .
Nun hatte er die Arme frei, um die Gefahren, die ihn im Nordychen Kriege bedrohten, von seinen Grenzen abzuwehren. Die grte Sorge sr ihn mute es sein, zu verhten, da sich die Gegner Karls Xii. in den norddeutschen Provinzen Schwedens festsetzten. Da Karl Xii. die Abmachungen des Haager Konzerts, durch die seine Provinzen im Reich fr neutral erklrt worden waren, verwarf, besetzte Friedrich Wilhelm nach einem Vertrage mit Peter dem Groen Stettin (vgl. 19). Als Karl nach seiner Rckkehr aus der Trkei ihn angriff, eroberten die Preußen Rgen und Stralsund. In dem Frieden zu Stockholm (1720) erhielt Friedrich Wilhelm Vorpommern bis zur Peene nebst Usedom und Wo Hin. Er gewann damit den seinem Staate zur wirtschaftlichen Ent-wicklung unentbehrlichen Anschlu an das Meer oder, wie er es ausdrckte, sreien Zugang zu dem Commerzio mit aller Welt".
b) Die inneren Verhltnisse.
30. Die Staatsverwaltung. Unter dem Groen Kurfrsten begann die Umwandlung der verschiedenen zum Kurfrstentum Brandenburg ge-hrigen Territorien in einen modernen Beamtenstaat. Sie ist spter von Danckelmann gefrdert und von Friedrich Wilhelm I. vollendet worden. Da bisher Hof- und Staatsverwaltung nicht getrennt und die dienstlichen Pflichten der einzelnen-Beamten nicht genau umschrieben waren, so war
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Extrahierte Ortsnamen: Halle Karls Schwedens Stettin Stralsund Stockholm Brandenburg
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Extrahierte Ortsnamen: Goslar Frankreich Deutschland Niederland Italien Sachsen Mühlberg Brandenburg Mecheln Belgien
199
dem fränkischen Könige Dagobert gestiftet worden sei. Und weil
die Stadt Germersheim ehemals zu Weißenburg gehört haben
sollte, so wurde auch diese als französisches Eigenthum in Besitz
genommen. Es war gar nicht mehr abzusehen, wo die Reu-
nionskammern ihre Anmaßungen, und Ludwig sein räuberisches
Tagewerk endigen würde. Selbst die freie Reichstädt Straß-
burg, den Schlüssel Deutschlands, nahm er (1681) durch
plötzlichen Ueberfall weg. Seit der Nömerzeit war so freche
Anmaßung, so schamlose Gewaltthat ohne Beispiel.
Die beeinträchtigten Neichstände wandten sich mit lauteu
Klagen an den Kaiser und baten um Hülfe. Damals saß
Leopold auf dem Throne, der Nachfolger Ferdinand's 111.
Als dieser dem französischen Hofe billige Gegenvorstellungen
machte, stellte sich Ludwig höchst verwundert, wie noch Jemand
an seinem guten Rechte hieran zweifeln könne. Um aber doch
den äußeren Schein der Billigkeit nicht zu verletzen, versprach
er, daß man auf einer Versammlung zu Frankfurt die Gegen-
gründe gemeinschaftlich prüfen wolle. Allein die hier gepflo-
genen Unterhandlungen blieben ohne Erfolg. Ludwig's Ge-
sandte wichen mit französischer Glätte allen Gegenvorstellungen
aus und überreichten ihre Forderungen schriftlich und zwar,
das erste Mal, in französischer Sprache, ungeachtet früher bei
allen öffentlichen Verhandlungen nur die lateinische gebraucht
worden war. Alle Gegenvorstellungen der kaiserlichen Bevoll-
mächtigten gegen diese anmaßende Neuerung wiesen die fran-
zösischen mit der kalten Erklärung zurück: „so sei es der Wille
des Königes." Der Kaiser, welcher wegen ausgebrochener
Unruhen in Ungarn und wegen eines von Ludwig selbst be-
förderten Türkenkrieges gegen die übermüthigen Franzosen die
Waffen nicht ergreifen konnte, mußte sich zu einem Waffenstill-
stände auf zwanzig Jahr bequemen. Ludwig blieb im Besitze
aller gemachten Reunionen! Um seiner Macht auch Achtung
auf dem Mittelmeere zu verschaffen, ließ er Algier und Tripolis
bombardiren und auch das kaiserlich gesinnte Genua schreck-
lich verwüsten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Leopold Leopold Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
45
Am 10. December 1508 unterzeichneten die Statthalterin der Nie-
derlande Margareta im Namen ihres Vaters, des Kaisers Maximilian,
und der Kardinal von Amboise im Namen seines Königs zu Cam-
bray einen Vertrag, welchem zufolge diese Fürsten so wie der Papst
und der König Ferdinand von Aragonien der Republik alle Gebiete
abnehmen wollten, die nach ihrer Behauptung ihnen gebührten. Die
Florentiner sollten zur Theilnahme am Raube dadurch gelockt werden,
daß man ihnen Pisa versprach. Den Herzögen von Ferrara und Sa-
voien, dem Markgrafen von Mantua und dem Könige von Ungarn
wurde versprochen, daß auch sie alles, was von ihrem Gebiete abge-
rissen worden war, wieder an sich bringen dürften, wenn sie innerhalb
eines Monats ihren Beitritt zum Bunde erklärten. Dieses Bündniß
wird die Ligue von Cam bray genannt.
Der Papst zögerte am längsten mit der Ratification des Bündnisses,
ja er gab der Republik Kunde von demselben und erbot sich zurückzu-
treten und für die Auflösung des Bundes zu wirken, wenn die Republik
ihm Faenza und Rimini herausgeben wollte. Aber Venedig hielt an
dem Grundsätze fest, nie wieder zurückzugeben, was es einmal gewonnen,
und der Antrag ward verworfen. Im Frühling 1509 begann Ludwig
den Krieg gegen die Venetianer, während der Papst eine Bannbulle
gegen sie erließ. Das venetianische Heer wurde bei Agnadello so ge-
schlagen, daß Ludwig sehr bald sich in den Besitz alles dessen setzen
konnte, was ihm der Vertrag verhieß, und die übrigen Verbündeten, die
bisher noch gezögert hatten, sofort den Angriff begannen. Der Papst
und Ferdinand nahmen die von ihnen angesprochenen Orte, der Herzog
von Ferrara und der Markgraf von Mantua diejenigen, welche die
Republik ihren Vorfahren entrissen hatte. Das venetianische Heer wurde
bis an die Lagunen zurückgedrängt, und in der Hauptstadt herrschten
Schrecken und Bestürzung. Da entschloß sich die Regierung, die Städte
und Gebiete des Festlandes des Eides der Treue zu entlassen. Zugleich
suchte sie ihre Feinde durch Unterhandlungen zu trennen und machte be-
sonders dem Kaiser große Anerbietungen, welche dieser aber zurückwies.
Maximilian konnte aus Mangel an Geld erst im Sommer 1509 den
Angriff beginnen. Ohne Widerstand zu finden zog er in Verona, Vi-
cenza und Padua ein; aber die Besetzung von Treviso wurde durch die
Einwohner verhindert. Hierauf wurde auch Padua mit Hülfe der Bürger
wieder von den Venetianern gewonnen. Das Volk in den abhängigen
Landschaften wußte, daß sein Gedeihen mit dem see- und handelsmäch-
tigen Venedig zusammenhing. Vergebens versuchte Maximilian Padua
wieder zu nehmen; unmuthig entfernte er sich im Herbste aus dem
Lager und aus Italien und entließ den größten Theil seines Heeres.
Von den Bewohnern unterstützt gewannen die Venetianer viele ihnen
abgenommene Orte wieder.
Der Papst hatte nur mit Widerwillen und nur zur Wiederherstellung
des Kirchenstaates den Krieg gegen Venedig begonnen. Ec haßte die
Franzosen und wünschte sie aus Italien zu vertreiben. Julius Ii.
und Ferdinand der Katholische waren nicht Willens gewesen, Venedig
zu Grunde zu richten, weil sie diese Republik als Vormauer der Chri-
stenheit gegen die Türken und als diejenige Macht betrachteten, welche
allein das Gleichgewicht in Italien erhalten und den Eroberungen der
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Extrahierte Personennamen: Margareta Maximilian Maximilian Ferdinand Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ferdinand Maximilian Maximilian Maximilian_Padua Maximilian Julius_Ii Ferdinand
335
Befehl, die Schlacht von Belle alliance (schöne Vereini-
gung) genannt.
Dieser Sieg entschied über das Schicksal Frankreichs und
Europas. Von nun an war wenig Kampfens mehr; nur eiliges
Verfolgen, Gefangennehmen und Beute machen. Bald erschien
Blücher im Angesichte der zagenden Hauptstadt. Napoleon selbst
war gleich nach der Schlacht nach Paris geeilt und trug darauf
an, ihn zum Dictator zu ernennen. Allein man hatte die Über-
zeugung, daß zwischen dem Frieden und Frankreich nur ein Mann
stehe, und sprach ihm diese Überzeugung unumwunden aus. Ver-
gebens versammelte hieraus sein Bruder Lucian den Senat und
erinnerte ihn an den großen Ruhm, den Napoleon auf die fran-
zösische Nation gehaust, und an die Treue, die sie ihm geschworen
habe. Bei dem Worte „Treue" erhob sich der alte Lafayette
und unterbrach ihn finster mit den Worten: „Wir folgten Ihrem
Bruder in Afrikas glühende Sandwüsten wie in Rußlands star-
rende Schnee- und Eisfelder; die in allen Erdtheilen zerstreut
liegenden Gebeine der Franzosen geben Zeugniß von ihrer Treue!"
Da entsagte der Kaiser abermals dem Throne zu Gunsten seines
Sohnes, und eine Gesandtschaft ward in's Lager der Verbündeten
geschickt, diese Entsagung zu überbringen. Allein die Verbündeten
erklärten, daß keine Unterhandlung Statt finden könne, bis Napo-
leon selbst ausgeliefert sei. Die Gesandten verweigerten zwar die
Auslieferung, „weil seine Person unter dem Schutze der französi-
schen Ehre stehe," thaten aber auch keine weiteren Schritte für
seine Sicherheit, als daß sie zu Rochefort zwei Fregatten zu sei-
ner Überfahrt nach Amerika bereit halten ließen. Der Geachtete
floh nach Rochefort und ergab sich dort, als er den Hafen von
Engländern gesperrt fand, dem englischen Kapitän Maitland, Be-
fehlshaber des Linienschiffes Bellerophon.
Am 7. Juli zogen die siegreichen Heere der Verbündeten
zum zweiten Male in Paris. Am folgenden Tage traf auch
Ludwig Xviii. ein, von einer kleinen Schar Getreuer begleitet.
Mid ihm schlossen die Verbündeten am 20. November 1815 den
zweiten pariser Frieden. Frankreich fand jetzt die frühere
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Lucian Napoleon Kapitän_Maitland Ludwig_Xviii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Europas Paris Frankreich Afrikas Rußlands Amerika Paris Frankreich
161
Dev König aber dehnte diesen Artikel auf alle die Länder aus,
die selbst in den alleraltesten Zeiten nur in irgend einem Verbände
mit Elsaß gestanden hatten, und machte seine eben so unge-
rechten als lächerlichen Ansprüche sogleich durch Besitznahme gel-
tend. So sprachen die Neunionskammern ihrem Könige das
Kloster Weißenburg zu, obgleich es außer dem Elsaß lag, weil
es vor tausend Jahren von dem fränkischen Könige Dagobert ge-
stiftet worden sei. Und weil die Stadt Germesheim ehemals zu
Weißenburg gehört 'haben sollte, so wurde auch diese als fran-
zösisches Eigenthum in Besitz genommen. Es war gar nicht
mehr abzusehen, wo die Reunionskammern ihre Anmaßungen, und
Ludwig sein räuberisches Tagewerk endigen würde. Selbst die
wichtige Reichsstadt Strasburg, den Schlüssel Deutschlands, nahm
er durch plötzlichen Überfall weg. Seit der Römerzeit war so
freche Anmaßung, so schamlose Gewaltthalt ohne Beispiel.
Die beeinträchtigten Reichssiande wandten sich mit lauten
Klagen an den Kaiser und baten um Hülfe. Damals saß Leo-
pold auf dem Throne, der Nachfolger Ferdinands Iii. Als
dieser dem französischen Hofe billige Gegenvorstellungen machte,
stellte sich Ludwig höchst verwundert, wie doch Jemand an seinem
Rechte hiezu zweifeln könne. Um aber doch den äußern Schein
der Billigkeit nicht zu verletzen, versprach er, daß man auf einer
Versammlung zu Frankfurt die Gegengründe gemeinschaftlich prü-
fen wolle. Allein die hier gepflogenen Unterhandlungen blieben
ohne Erfolg. Ludwig's Gesandte wichen mit französischer Glätte
allen Gegenvorstellungen aus und überreichten ihre Forderungen
schriftlich und zwar, das erste Mal, in französischer Sprache, da
früher bei öffentlichen Verhandlungen die lateinische gebraucht
worden war. Alle Gegenvorstellungen der kaiserlichen Bevollmäch-
tigten gegen diese anmaßende Neuerung wiesen die französischen
mit der kalten Erklärung zurück: „so sei es der Wille des Kö-
niges." Der Kaiser, welcher wegen ausgebrochener Unruhen in
Ungarn und wegen eines von Ludwig beförderten Türkenkrieges
gegen die übermüthigen Franzosen die Waffen nicht ergreifen konnte,
mußte sich zu einem Waffenstillstände auf zwanzig Jahre bequemen.
Ul. Theil. q. Aufl. < ,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ferdinands Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
229
und Lodomkrien; Rußland den östlichen Theil, so daß Polen
von 13,400 □ Meilen nur 10,000 behielt. Vergebens riefen
die hartbedcangten Polen laut Gott und Menschen um Hülfe
gegen so unerhörte Gewaltthatigkeit an. Verzweifelnd gaben sich
einige sogar selbst den Tod. Um nur den noch übrig gebliebenen
Theil zu retten, Unterzeichneten sie endlich auf dem Reichstage
zu Warschau im Jahre 1772 *) seufzend jene schweren Abtretun-
gen. Auf eine leichtere Weise hatten die drei Machte zur Ver-
größerung und Abrundung ihrer Staaten nicht gelangen können,
und jenes erste glückliche Gelingen hatte für sie einen solchen
Reiz, daß sie in der Folge auch eine zweite und hierauf noch
eine dritte Theilung vernahmen, bis nichts mehr zu theilm war.
Hievon wird unten die Rede sein.
55. Baierscher Erbfolgrkrieg. 1178.
Friedrich, dessen Hauptstreben dahin ging, der östreichischen
Macht das Gleichgewicht zu halten, mußte gegen die übermäßige
Vergrößecungssucht derselben noch einmal die Waffen ergreifen.
Im Jahre 1777 war der Kurfürst Maximilian Joseph
von Baiern ohne Kinder gestorben- Sein rechtmäßiger Erbe war
der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz. Dieser, welcher
auch keine Kinder hatte, ließ sich bewegen, den größten Theil von
Baiern an Ostreich abzutreten, welchen dieses sogleich mit Truppen
besetzen ließ. Gegen die Gültigkeit dieser Abtretung erklärte sich
aber der Herzog von Zweibrücken, Karl Theodor's nächster Ver-
wandter, welchem nach des Kurfürsten Tode jener abgetretene
Theil rechtmäßig zufallen mußte. Friedrich trat jetzt als Ver-
theidigec der Rechte des Herzoges auf und forderte von Ostreich
die Zurückgabe Baierns. Um seinen Forderungen Nachdruck zu
geben, rückte er mit einem Heere von hunderttausend Mann in
Böhmen ein. Der Kaiser Joseph war auf diesen Fall vorbereitet
*) In demselben Jahre wurde der Jesuitenorden von dem Papste
Clemens Xiv. (Ganganelli) aufgehoben.
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Extrahierte Personennamen: Baierscher_Erbfolgrkrieg Friedrich Friedrich Maximilian_Joseph
von_Baiern Maximilian Karl_Theodor Karl Karl_Theodor's Karl Friedrich Friedrich Baierns Joseph Clemens_Xiv
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Herzogtum umgewandelt; auch Schweden und Dänemark nahmen die Reformation an.
Die Verbreitung der Reformation wurde begünstigt durch die lange Abwesenheit des Kaisers, der mit dem Könige Franz I. von Frankreich im Kriege lag. Dieser ehrgeizige und kriegslustige Fürst hatte das Herzogtum Mailand erobert, das ein deutsches Reichslehen war, und erhob auch Anspruch auf Neapel, das zu Spanien gehörte, wogegen der Kaiser als Urenkel Karls des Kühnen sein Anrecht auf Burgund geltend machte. Im Jahre 1525 siegte Karl V. in der Schlacht bei Pavia, wo der tapfere Georg von Frnndsberg die deutschen Landsknechte führte, nahm seinen Gegner gefangen und zwang ihn, im Vertrage zu Madrid allen Ansprüchen zu entsagen und Burgund herauszugeben. Sobald jedoch Franz die Freiheit wiedererlangt hatte, erklärte er den Vertrag als erzwungen für ungültig und begann im Bunde mit dem Papst, dem Karls Macht in Italien bedrohlich schien, den Krieg von neuem. In diesem zweiten Kriege wurde Rom von spanischen Söldnern und deutschen Landsknechten unter Karl von Bourbon, einem französischen Feldherrn, der zum Kaiser übergetreten war, erstürmt und mit wilder Grausamkeit geplündert. Im Frieden zncambray 1529 behielt Frankreich Bnrgnnd und der Kaiser Mailand; auch der Papst verzichtete auf die Bekämpfung der spanischen Macht in Italien, erhielt jedoch von dem Kaiser die Zusage, daß er nunmehr ernstlich mit der Ausrottung -er Ketzerei in Deutschland vorgehen werde.
Dies geschah zuerst dadurch, daß der Reichstag zu Speier im Jahre 1529 die weitere Ausbreitung der neuen Lehre verbot; aber gegen diesen Beschluß erhoben die evangelischen Fürsten und Städte einen Protest, vou dem sie den Namen Protestanten erhalten haben. Darauf überreichten sie dem Kaiser im Jahre 1530 auf dem Reichstage zu Augsburg ein von Melanchthon, dem gelehrten Freunde und Mitarbeiter Luthers, verfaßtes Bekenntnis ihres Glaubens, die Augsburgische Konfession, welche die Grundlage der protestantischen Kirche geworden ist, erlangten indes von Karl V., der Unterwerfung forderte, nichts als eine kurze Bedenkzeit. Daher schlossen sie, um der Gewalt zu begegnen, im folgenden Jahre zu Schmalkalden am Thüringer Walde zum Schutze ihres Glaubens den Schmal-
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Extrahierte Personennamen: Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Karls Karl_V. Karl_V. Georg_von_Frnndsberg Franz Franz Karls Karl_von_Bourbon Karl Melanchthon Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Neapel Spanien Burgund Pavia Madrid Burgund Karls Italien Frankreich Mailand Italien Deutschland Luthers Schmalkalden