Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 202 —
Grafen Dietrich aus Wittekindschem Geschlecht, von der sie auch
in Herford erzogen war, zur Gemahlin. Da nahm er sich der
zerstörten Stiftung besonders an. Die Abtei wuchs nun schnell an
Umfang, Macht und Ansehen. Konrad Iii. setzte das Eigentum
des Stifts an Kirchen und Oberhöfen fest und stellte es 1147 unter
unmittelbare kaiserliche, und Papst Hadrian 1155 unter nnmittel-
bare päpstliche Hoheit. Die Äbtissin wurde also eine freie Landes-
fürstin. Die Schirmvogtei übten die namentlich im Lippeschen reich
begüterten Grafen von Sternberg aus.
Die alte und im Hunnenansturm zerstörte Waltgerus-Kapelle
wurde zwar unter der Äbtissin Swanhilde 950 wieder aufgebaut
und 1356 umgebaut, sank aber zu einer Nebenkirche hinab, als
die Abtei die große Münsterkirche 1002 unter der Äbtissin Godesta
zu bauen begann und unter der Äbtissin Pinnosa 1278 vollendete.
Unter vielen Feierlichkeiten wurden die Gebeine der heiligen Pu-
sinna und die Überreste des Waltgerns in ihr beigesetzt. Sie soll
auf einem früheren Hofe des Waltgerus „dat Hus tho den seiwen
Sonnen" gebaut sein. Daher erklärt man, seien über der großen
Kirchthür ün Süden sieben runde vergoldete Platten wie sieben
Sonnen angebracht. Andere nehmen sie als Erinnerung an das
sagenhafte Ereignis, daß zur Zeit der Erbauung einmal sieben
Sonnen am Himmel gesehen seien.
Unter der Äbtissin Godesta wurde auf einer Anhöhe östlich
von der Abtei, dem jetzigen Stiftberg, ein adliges, freiweltliches
Fränlein-Nonnenkloster mit der St. Maria-Kirche gegründet. Man
feierte, so erzählt die Sage, im Jahre 1011 zu Herford den Tag
des heil. Gervasius und Protasius, den 19. Juni. An diesem Feste
pflegte man den Armen Almosen zu geben. Ein armer Schäfer
aus der Umgegend durchschreitet früh morgens Gebüsch, Sumpf und
Wald, um nach Herford zu gelangen, das Fest mitzufeiern und
ein Almosen zu empfangen. Als er auf der nahe vor der wtadt
liegenden Höhe und gerade unter einer Linde ist, siehe, da erscheint
die Mutter Gottes in himmlisch schöner Gestalt und spricht zu ihm:
„Ich bin die heilige Jungfrau Maria. Geh und sage der Äbtissin
und den übrigen Gliedern der Abtei zu Herford, daß wenn sie
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Hadrian Sternberg Godesta Pinnosa Gervasius Maria Maria
— 56 —
Luther hatte sich vorgenommen, im Kloster mit seinem Gott iu eben fletftg zu studiren und eifrig zu beten. Das war aber den Mönchen nicht recht; denn sie meinten: „Nicht mit Studiren, sondern mu Betteln dient man dem Kloster!" Demgemäß nahmen sie ihm seine Bücher weg, hingen ihm den Bettelsack um und zwangen ihn zu allerlei niedrigen Diensten. Gehorsam unterwarf er sich Allem und marterte sich daneben mit Beten, Fasten, Wachen, Frieren und allerlei Kasteiungen,
kein Anderer im Kloster, so daß er spater von sich sagen konnte: je ein Mönch durch seine Möncherei gen Himmel kommen so wollt' ich auch hinein gekommen sein." Kein Wunder, daß er wiederum krank wurde. Er glaubte fein Ende nahe und gerieth beim Anblick des nahen Todes m die furchtbarste Angst. Schon war er nahe daran, völlig zu verzweifeln, da jandte der Herr ihm seinen Engel in der Gestalt eines alten Klosterbruders, der also zu ihm sprach: „Mein Sohn, du mußt dich emsaltiglich halten an das Wort des apostolischen Symbolums: Ich s n C*'Uc ^ 0rgebung der Sünden, — und mußt glauben,
daß sie Gott nicht bloß dem David und Petrus und Andern sondern auch dir schenke um Christi willen, der für Alle gelitten hat;'denn so halt es der Apostel, daß der Mensch gerecht werde ohne Ber-s ‘ -nim^ur9 ^ e 11 Glauben, Römer 3." Wie Himmelstrost freien diese Aborte in das geängstigte Herz Des Verzweifelnden und hinterließen einen unauslöschlichen Eindruck. Er genas wieder. Um dieselbe Reit besuchte der Dr. Llaupitz, Generalvikar (Dberauffeher) sämmtlicher Augusttu elftester in Deutschland, das Erfurter Kloster, lernte Luther kennen und gewann ihn lieb. feofort befreite er ihn von den niedrigen Klosterdiensten, empfahl ihm, fleißig die heilige Schrift zu studiren und sein Heil in Christo zu suchen, und weihete ihn auch zum Priester. Zugleich machte er Den Kurfürsten von Sachsen Friedrich Den Weisen der im Jahre 1502 in feiner Stadt Wittenberg eine Universität ge' gründet und den Dr. Staupitz beauftragt hatte,' tüchtige Professoren (Lehrer) dahin zu bringen, auf Luther aufmerksam. Der Kurfürst berief ihn und Luther folgte dem Rufe. So wurde derselbe im Jahre 1508 Professor zu Wittenberg.
Mit großem Eifer verwaltete Luther fein neues Amt. Ganz gegen den allgemeinen Brauch legte er seinen Vorträgen nicht die Schriften der Weltweifen, sondern lediglich die heilige Schrift zu Grunde. Die andern Professoren machten Anfangs ein verwundertes Gesicht und schüttelten bedenklich das Haupt; aber nach und nach drang die göttliche Wahrheit und Kraft feiner Rede durch und fein Anhang vermehrte sich Sou ?ag zu Tag. Ahnungsvoll batte der Dr. Mellerstadt gesprochen: „Der Mönch wird alle Doktores irre machen, eine neue Lehre ausbringen und die ganze römische Kirche reformiren. Denn er legt sich aus der Apostel und Propheten Schriften und steht fest auf Jesu Christi Wort; das kann Keiner widerfechten." Und so geschah es. Wenn Luther
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: David David Apostel Himmelstrost Friedrich Apostel Jesu_Christi
Extrahierte Ortsnamen: Christi Deutschland Christo Sachsen Wittenberg Wittenberg
- 9 —
und Gebet feierlich in ihr Amt einsetzten (Ap.-Gesch. 6, 6; 1. Tim. 4, 14 k.). Gewöhnlich fiel die Wahl auf ältere Männer, weshalb sie denn auch Presbyter (Priester — Aeltcste) genannt wurden. Bischöfe (Aufseher) hießen sie, weil sie zugleich die Aufsicht über die Gemeinde zu führen hatten. Sie blieben bei einer und derselben Gemeinde. Daneben gab es aber auch Reiseprediger, die von Ort zu Ort zogen und Evangelisten hießen (Ap.-Gesch. 21, 8; Ephes. 4, 11). Den Presbytern standen die Diakonen oder Armenpfleger zur Seite. Sobald die Apostel die Arbeit in der Gemeinde nicht mehr allein bewältigen konnten, ließen sie 7 Almosenpfleger wählen, welche die Armen- und Krankenpflege zu handhaben hatten (Ap.-Gesch. 6). Unter diesen sieben war Philippus, der den Kämmerer ans dem Mohrenlande bekehrte, und Stephanus, der erste Märtyrer.
Anm. Die innige Bruderliebe der ersten Christen schuf in der Gemeinde eine gemeinsame Kaffe, zu welcher namentlich die Vermögenderen beisteuerten, soviel sie hatten oder wollten und aus welcher dann Jeder empfing „je nachdem ihm noth war". Auf diese Einrichtung berufen sich neuerdings die Kommunisten. Sie vergessen aber dabei:
1. Daß eine solche Art Gütergemeinschaft nichts mit dem von ihnen gewallten Kommunismus gemein hat, was sehr deutlich aus der Geschichte von Ananias und Saphira hervorgeht (Ap.-Gesch. 5) und
2. Daß wohl auch mit in Folge dieser Gütergemeinschaft die Gemeinde in Jerusalem gänzlich verarmte, sodaß sie auf Almosen von anderen Christengemeinden angewiesen war.
Alle, Juden und Heiden, welche sich zur Aufnahme in die Gemeinde meldeten, wurden zuvor im Christeuthume unterrichtet und hießen, so lange der Unterricht dauerte, „Katechumenen". Hatten sie die nöthige Unterweisung erhalten, so wurden sie, nachdem sie vorherihren Glauben öffentlich bekannt hatten, durch die heilige Taufe in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen.
Der Lebenswandel der Gemeindemitglieder mußte untadelig sein. Irrende wurden erst belehrt, ermahnt, gewarnt; fruchtete das nicht, so wurden sie von der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Besonders traf Diejenigen solche Strafe, welche sich der Verleugnung des Herrn vor den Richterstühlen der Heiden und anderer grober Vergehen (1 Cor. 5, 11) schuldig gemacht hatten. Reuige wurden wieder aufgenommen, mußten aber vorher eine Probezeit durchmachen und während derselben bei deu Gottesdiensten vor den Kirchthüren knieen und anderer, ihnen auferlegter Kirchenbußen sich unterwerfen.
Ii. Der Kampf des Christenthums mit Iudenthum und Heidenihum.
„Der Knecht ist nicht großer als sein Herr; haben sie mich verfolget, so werden sie euch auch verfolgen" (Joh. 15,
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Tim Apostel Ananias Saphira
— 111 —
Bauplätze angewiesen. Den ersten Arthieb begleitete David mit den Worten: „Hier hat der Vogel sein Haus gefunden und die Schwalbe ihr Nest, nämlich Deine Altäre, Herr Zebaoth" (Ps. §4, 4.) Bald kamen mehr Brüder nach und so entstand das Städtchen Herrn Hut, nicht etwa von dem Hnrberge so genannt, sondern weil seine Bewohner es unter die Hut des Herrn gestellt wissen wollten. Als Stiftungstag der neuen Brüdergemeinde (Herrnhuter) gilt der 13. August 1727, an welchem Tage alle Mitglieder Derselben in der Kirche zu Berihelsdorf gemeinschaftlich Das heilige Abendmahl feierten, nachdem kurz vorher die Streitigkeiten, die zwischen den lutherisch und reforinirt Gesinnten ausgebrochen, dahin ausgeglichen waren, daß Alle sich zur augsburgischen Konfession bekannten.
Zinzendorf widmete sich nun ganz und gar der neuen Gemeinde,
trat förmlich in den geistlichen Stand und übernahm Das Amt eines
, Bischofs Der mährischen und böhmischen Brüder. Trotz aller Anfechtungen, an Denen es freilich auch jetzt nicht fehlte, breitete Die Brüderkirche sich immer weiter aus. In Deutschland. Holland, England, Dänemark, Rußland und selbst in dem fernen Amerika bildeten sich Gemeinden. Auch die Heidenbekehrung ließ man sich angelegen sein und der Gras selbst hat i>en wilden Indianern Amerikas das Evangelium verkündigt. — So wirkte der edle und fromme Mann unablässig fort bis zu seinem Tode (9. Mai 1760). Die Loosung der Gemeinde an seinem Todestage war:
„Er wird seine Ernte fröhlich einbringen mit Lob und Dank."
Hussiten, Lutheraner und Reformirte sind in Der Brüdergemeinde vereinigt. Das Band, welches sie alle umschlingt, ist Der Glaube an den Versöhnungstod Jesu Christi. Eigenthümlich ist die Verfassung der Brüderkirche. Sämmtliche Gemeinden stehen unter einem Collegium, welches seinen Sitz in Herrnhut hat. Auf den von diesem veranstalteten Versammlungen erscheinen Abgesandte aus allen Gemeinden, um gemeinsam über die Angelegenheiten der Kirche zu berathen. Die Mitglieder jeder Gemeinde sind nach Alter und Stand in verschiedene Klassen (Chöre) geschieden. So unterscheidet man einen Chor der Kinder, Junggesellen (ledige Brüder), Jungsrauen, Männer und grauen. Jeder Chor hat seinen Vorsteher, jede Gemeinde ihren Prediger und Gemeindehelfer. Als eine Eigenthümlichkeit der Brüdergemeinde verdient ferner erwähnt zu werden: Die Fußwaschung nach Dem Vorbilde des Herrn (Joh. 13, 4—15), und der Gebrauch des Looses bei wichtigen Dingen, z. B. bei Heiraten!
Iv. Misstonsvereine und Bibelgesellschaften. Glckav-Adolfs-Verein.
Es hat Jemand die letzten 4 Jahrhunderte in der Geschichte unserer Kirche folgendermaßen unterschieden: Das 16 Jahrhundert ist das der
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: David David August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Holland England Dänemark Amerika Versöhnungstod_Jesu_Christi Herrnhut
— 44 —
Maße werbe er des Sieges und der Belohnungen teilhastig werben. Vor ihm, der Jungfrau und dem ganzen himmlischen Hofe werbe dann ein jeber erklären, daß er dem Herrn so treu wie möglich nachfolgen, alles Ungemach mit ihm teilen und ihm in wahrer, geistiger und leiblicher Armut bienen wolle.
So phantastische Vorstellungen mochten es sein, die in ihm beit Übergang von weltlicher zu geistlicher Ritterschaft vermittelten. Denn eme solche, aber beren Jbeal burchaus die Thaten und Entbehrungen der Heiligen ausmachten, war es, was er beabsichtigte. Er riß sich los von seinem väterlichen Hanse nnb seinen Verwanbten nnb stieg den Berg von Montserrat hinan: nicht in Zerknirschung über seine Si'rnben, noch von eigentlich religiösem Bebürfnis angetrieben, sonbern, wie er selber gesagt hat, nur tu beut Verlangen, so große Thaten zu vollbringen, wie diejenigen, bitrch welche die Heiligen so berühmt geworben, ebenso schwere Bußübnngen zu übernehmen, ober noch schwerere, ltitb in Jerusalem (Sott zu bienen. Vor einem Marienbilbe hing er Waffen und Wehr auf; er versah sich mit dem rauhen Gewanbe der Eremiten, beren einsame Wohnung zwischen biefen nackten Felsen eingehauen ist; nachbem er eine Generalbeichte abgelegt, begab er sich nicht gleich, wie seine jernsalemische Absicht forderte, nach Barcelona — er hätte auf der großen Straße erkannt zu werben gefürchtet, — sonbern zuerst nach Mauresa, um nach neuen Bußübnngen von ba an beit Hafen zu gelangen.
Hier aber erwarteten ihn anbete Prüfungen: bte Richtung, bte er mehr wie ein Spiel eingeschlagen, war gleichsam Herr über ihn geworben nnb machte ihren ganzen Ernst in ihm geltenb. In der Zelle eines Dominikanerklosters ergab er sich den härtesten Bnßübungen; zu Mitternacht erhob er sich zum Gebet, sieben Stnnben täglich brachte er auf den Knieen zu, regelmäßig geißelte er sich breimal beit Tag. Nicht allein aber fiel ihm das boch schwer genug, und er zweifelte oft, ob er es fein Leben lang aushalten werde; was noch viel mehr zu bebenten hatte, er bemerkte auch, daß es ihn nicht beruhige. Er hatte sich auf Montserrat brei Tage bamit beschäftigt, eine Beichte über sein ganzes vergangenes Leben abzulegen; aber er glaubte, bamit nicht genug gethan zu haben. Er wiederholte sie in Manresa; er trug vergessene Sünben nach; auch die geringsten Kleinigkeiten suchte er aus; allein je mehr er grübelte, um so peinlicher waren die Zweifel, die ihn befielen. Er meinte, von Gott nicht angenommen, noch vor ihm gerechtfertigt zu fein. In dem Leben der Väter las er, Gott sei wohl einmal durch Enthaltung von aller Speise erweicht und gntibtg zu sein bewogen worben. Auch er enthielt sich einst von einem Sonntag zum anberen aller Lebensrnittel. Sein Beichtvater verbot es thut, nnb er, der von nichts in der Welt eilten so hohen Begriff hatte, wie von dem Gehorsam, ließ hieraus bavon ab. Wohl war es ihm dann und wann, als werbe seine Melancholie von ihm genommen, wie ein schweres Kleib von den Schultern fällt, aber balb kehrten die alten Qualen zurück. Es schien ihm, als habe sich fein
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Gott
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Barcelona Mauresa
— 102 —
gegen die Seleuciden von Syrien (§ 23, 1) unter den Makkabäern ein unabhängiges jüdisches Reich entstanden. Zur Zeit, als Pompejus uach Palästina kam, war die Bevölkerung durch Sektenwesen und Stammeshaß in Parteien gespalten, während zwei Brüder, Hyrkanus und Aristobulus, um die Krone stritten. Pompejus, der sich auf die Seite des ersteren stellte, fand bei den Anhängern des Aristobulus einen so tapfern Widerstand, daß er Jerusalem erst nach' dreimonatlicher Belagerung an einem Sabbath erobern konnte. Judäa, das jetzt 63 vor Chr. tributpflichtig wurde, erhielt den Hyrkanus zum Hohenpriester und Volksfürsten.
6. In demselben Jahre starb Mithridate s. Es hatte sich infolge seiner Härte eine Empörung gegen ihn gebildet, an der sich sein eigener Sohn Pharnaces beteiligte. Der besiegte und selbst von seiner Familie verlassene Mithridates tötete sich selbst. — Pompejus trat seinen Rückzug nach Italien an. Cilicien und Syrien waren römische Provinzen geworden, ein Teil vou Pontus kam zu Bithynien, der andere mit dem bosporanischen Reich an Pharnaces. In den übrigen Ländern bis an den Euphrat, der jetzt die Grenze der römischen Herrschaft im Osten war, regierten zinspflichtige Fürsten nach den Vorschriften Roms.
§ 51. Die Verschwörung des Catilina.
Um der bei der Rückkehr des Pompejus in Aussicht stehenden aristokratischen Militärdiktatur zu entgehen, suchten die Revolutionäre eine demokratische Militärgewalt durchzusetzen. Der Führer der Volkspartei wurde L. Sergius Catilina, aus patri-cischem Geschlechte, ein talentvoller, aber verwegener und sittenloser Mensch. Schon bei den Proskriptionen des Sulla hatte er eine Rolle gespielt und sich bereichert. Nachdem er trotz seines lasterhaften Lebenswandels zur Prätur gelangt und in Afrika Statthalter geworden war, bedrückte er die Provinzialen durch Erpressungen aller Art. Nach Rom zurückgekehrt, bewarb er sich zweimal um das Konsulat, unterlag aber jedesmal, zuletzt gegen Cicero, der 63 Konsul wurde.
M. Tullius Cicero, geb. 106 in Arpinum, Sohn eines Ritters, war durch seine glänzende Beredsamkeit, die er in den Schulen zu Athen und Rhodus ausgebildet hatte, als Sachwalter
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt]]
Extrahierte Personennamen: Sergius_Catilina Sulla Cicero Tullius_Cicero
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Hyrkanus Jerusalem Hyrkanus Italien Syrien Roms Afrika Rom Arpinum Athen
24« Siebente Abtheilung.
reinigt und zur Seligkeit geschickt würden; und nach dem
Jahr 600 war die Lehre vom Fegfeuer eine Glaubenslehre.
Da ließ man Messen für die Verstorbenen lesen, um ihnen
die Eusiung zu erleichtern. So echob man die Deichte,
die Firmelung oder Consirmation, die Ordination oder
Einweihung der Geistlichen zu ihrem Amte, die Salbung
der Sterbenden mit einem geweihten Ocle, und die Ehe zu
Sakramenten. Außerdem kamen die Besprenaungen mit
Weihwasser, das Anzünden von Wachskerzen, Wuchern
und dergleichen in den Kirchen auf. Um das Jahr uoo
ersann man den Rosenkranz oder den Psalter der Jungfrau
Maria; das war'eine Sammlung von Kügelchen an eine
Schnur gereichet, nach deren Anzahl man hinter einander
Vater unser oder Gebete an die Mutter Jesu hersagte. *
, §. io.
' M r n ch e.
233 Sie waren eine vorzügliche Stühe der Päpste und
»es Aberglaubens. Schon in den ersten Jahrhunderten
hatten sich manche Christen von der übrigen Welt abgeson-
dert , um den Versuchungen zur Sünde, oft auch, um den
Verfolgungen auszuweichen. Aber bald legte man auf dic-
fts einsame Leben einen großen Werth und verachtete alle,
die sich nicht von ihren Verbindungen losmacken wollten.
Diese Eremiten oder Einsiedler fanden bald Nachfolger,
die sich nur durch schlechte Kleidung und Nahrung, durch
vieles Fasten vor andern auszeichneten und gar nicht mehr
für die übrige Gesellschaft leben wollten. Ein Aegyptischer
Einsiedler Antonius war der Stifter des Mönchslcbens,
indem sich mehrere Christen zu ihm sammelten und ein
strenges .Leben führten. Sein Scl>üler Pachomius vol-
lendete das Werk, er versammelte solche Einsiedler in ge-
meinschaftliche Gebäude, die man Klöster nannte und in
der Entfernung von den andern Menschen anlegte. Ihre
Vorsteher hießen Aebte oder Väter. Sie beschäftigten sich
mit Beten und Singen bey Tage und Nacht, bauten je-
doch ihre Aecker und Garten zu ihren Lebensbedürfnissen an,
verfertigten sich ihre Kleider, die aber meistens aus einem
Ziegen-oder Schaffell bestanden. '
Es entschlossen sich auch Frauenspersonen zu diesem
Klosterleben; sie hießen Nonnen und hatten ebenfalls ihre
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
154 Sechste Abtheil. Einige Nachrichten
ihrer Religion berübmt ist. Er lehrte (550 Jahr vor Christo),
daß ein höchstes Wesen da sey, dessen Bild, die Sonne, in
mehrerntemvcln durch ein immer unterhaltenes Feuer ver-
ehrt werden müsse; unter diesem höchsten Wesen stünden ^wey
Untcrweftn, das eine sey Urheber des Guten, das andere Ur-
Heber des Bösen, die einander stees widerstrebten; das Böse
werde endlich besiegt. Zugleich gab Zoroaster auch viele weise
Lebensregeln. Cores oder Cyrus, der den Juden die Er-
laubniß gab, zurückzukehren ins Vaterland, gehört unter
ihre berühmtesten Könige; doch war er zu kriegslustig, was
ihm auch das Leben kostete. Der König ñerxes zog mit einer
Million Soldaten gegen die Griechen, ließ das Meer peit-
schen, als es nicht ruhig werden wollte, mußte aber m 't
Schimpf und Schande auf einem Fischerkahnc entflichn.
Der eroberunqssüchtigekönigvon Makedonien. Alexander
der Große genannt, unterjochte die Perser 336 Jahre vor
Christi Geburt. Doch er starb, erst 32 Jahr alt, und sein
großes Reich zerfiel in viele kleinere, wovon« Maccabaer 1.
zu lesen ist. Die späterhin wieder errichteten Persischen
Reiche waren durch innere Kriege und grausame Regenten
meistens schwach und unglücklich.
6. Die alten Griechen.
§. 4.
179 Das berühmte Griechenland steht jetzt unter der
Herrschaft der Türken, welch« dieses schöne Land mit den
dazu gehörigen Inseln freylich nicht gehörig anbauen und
benutzen- Die jetzigen Griechen sind ihren Vorfahren vor
Christi Geburt in der Sprache, in ihren Kenntnissen und
Sitten sehr unähnlich. Die alce griechische Sprache wird
noch jetzt in den Schriften jener Griechen geehrt; sie sind
in seinen Sitten, in der Malerey, Musik, Dichtkunst, in
nützlichen Kenntnissen von der Erde und dem gestirnten
Him mel, in der Meßkunst oder Mathematik, in heilsamen
Gest Yen und in vielendingen Lehrer und Muster für viele
Nationen gewesen. Sie waren kein zahlreiches Volk, aber
ihre Weisheit, ihre Tugenden, ihr Muth und ihre Tapfer-
keit Machte sie groß, und so lange sie unter sich einig blie-
den^ widerstanden sie glücklich weit mächtigern Feinden,
besonders beu Persern, die mit mehreren hundert tausend
Soldaten Griechenland überfielen, aber zu Wasser und zu
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Christo Cyrus Cyrus Alexander Alexander Christi Muth
Extrahierte Ortsnamen: Makedonien Christi Griechenland Griechenland
i Geschichte der Christlichen Kirche. s?t
den Namen Evangelische Brüdergemeine und 1727 gab er
ihr eine bestimmte Einrichtung. Zinzcndorf starb 1760.
Ein Bischof Spangenberg war sein treuer Gehülfe und ein
sehr geehrter Mann. Solche Gemeinen sind in Nyesky bey
Görlitz, in Barby, in Neudietendorf zwischen Erfurt und
Gotha, in Schlesien, in England, Rußland, Amerika,
Afrika. Eie haben sich verdient gemacht durch Missionen
oder Gesandtschaften unter die Heiden in andern Erdteilen,
wo sie mit unglaublicher Geduld das Evangelium verkündi-
get haben. In ihren Vortragen beziehen sie alles auf
Jesum, von ihm erwarten sie alles, in seinem Namen
thun sie all s und überall gilt der Ausspruch: der Heiland
will es. Im Vertrauen, dast er entscheide, losen sic bey
Verbkyratdungen, Amtsbesetzunqen oder Versendung von
Missionaricn, wenn die Wahl zweifelhaft ist^ Eine solche
Entscheidung hat Jc'ns freylicki nicht verheißen. Ueber,
all suchen sie mehr das Gemüth zu bewegen, als den Ver.
stand zu belehren und zu überzeugen, und damit bcschafti-
gen sie freylich mehr die Einbildungskraft als das Nach.
denken. Daker sprechen sie bey der trvstvollen Lehre von
Jesu Leiden am liebsten von feinen Wunden, von ihm als
Lammlein, von seinem Cchweißtuche und Leichengeruch, was
leichtinsspielende übergeht. Doch hört man dergleichen
Ausguck? jcüt weniger. Uebrmens halten sie die heilige
Schrift für Gottes Wort und nehmen die Augsbnrgische
Confession als ihr Glaubensbekenntnis; an. Dabey sind
sie fleißig, sittsam, redlich, sireug gegen Vergehungen;
Verweise, Ausschluß vom heiligen Abendmahl, vom Um-
gänge mit den Brüdern sind die stufenweise angewendeten
Strafen; erfolgt keine Besserung, so wird der Böse von der
Gemeine ausgeschlossen. Eine Aeltestenkonferenz regiert die
Gemeine; dieser muß jedes Mitglied gehorchen. Sie besteht
aus dem Gemeinhelfer als dem oberstcnvorsteher der Gemeir
ne, dem Ortsprcdiger und den Chorhelfern oder Dienern,
Sie baden Bischöfe, Prediger, Diakonen, auch Diakonissinnen
zur Pflege der Schwestern. Tanz, Karten-und Würfelspiel
werden nirgends gestattet. An jedem Tage sind Andächts-
-stunden. Ihr Gottesdienst ist durch schönen Gesang und
religiöse Musik rührend; ihre Todtenacker sind liebliche Gär-
ten; über die Todten klagt man nicht, sie find nach ihrer
Sprach« heimgegangen in die Gemeine der Seligen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Spangenberg Jesu
Extrahierte Ortsnamen: Christlichen_Kirche Nyesky Barby Neudietendorf Erfurt Gotha Schlesien England Amerika Afrika Gottes
176
nach heißem Kampf besiegt, und beide kehren dann versöhnt
zu der einsamen Gattin und Mutter zurück. — Das Wesso-
brunner Gebet, dessen Haupttheil, ein Gebet zu Gott,
prosaisch ist, wurde in einer Handschrift im Kloster Wesso-
brunn oder Weißenbrunn in Bayern aufbewahrt; daher sein
Namen. — Der Benedictinermönch Otfried verfaßte während
seines Aufenthalts im elsassischen Kloster Weißenburg zwischen
den Jahren 863 und 872 eine E v a n g e l i e n h a r m o n i e, d. h.
eine mit Auswahl aus den Erzählungen der 4 Evangelisten
zusammengestellte Lebensbeschreibung Jesu Christi in gereim-
ten Versen. Etwa 30 Jahre älter ist die aus Veranlassung
Ludwig's des Frommen verfaßte und sich den Mittheilungen
der Evangelien genauer anschließende altsächsische Evangelien-
harmonie, welche jetzt gewöhnlich unter dem Namen Heliand
(Heiland), Otjried's Evangelienharmonie dagegen unter dem
Namen Krist angeführt wird. — Das bald nach dem von
ihm behandelten Ereignisse wahrscheinlich auch von einem
Geistlichen verfaßte Ludwigslied besingt den von dem frän-
kischen König Ludwig Hi. 881 bei Saucourt über die Nor-
mannen erfochtenen Sieg.
Nach einer Zeit des Stillstandes, die vom 10. Jahrhundert
bis in das zwölfte hinein dauerte, entwickelte sich die deutsche
Dichtkunst unter der Regierung der Hohenstaufen (H.
§. 17. 18) zu einer Blüthe, die noch jetzt unsere Bewunde-
rung erregt. Besonders im südlichen Deutschland wurde da-
mals die Dichtkunst, und zwar hauptsächlich durch den Adel-
stand, gepflegt: Kaiser und Könige, Herzoge, Fürsten, Grafen
und Ritter schätzten und übten dkdse Kunst, und durch ihr
Beispiel und ihre Freigebigkeit wurden Andere zur Nachfolge
aufgemuntert. Die erste Stelle unter den werthvollen Dich-
tungen jener schönen Zeit nimmt das Lied der Nibelungen
ein. Seinen Inhalt bildet die Sage vom Helden Siegfried,
der seinen Wohnsitz am Niederrhein zu Santen hatte und sich
mit der burgundischen Königstochter Kriemhild zu Worms
vermählte. Nach einem Streite Kriemhildens mit ihrer
Schwägerin Brunhild, der Gemahlin des Burgundenkönigs
Günther, ließ diese den edlen Siegfried durch Hagen ermor-
den. Kriemhild sann deßhalb aus blutige Rache, und als sie
sich mit dem Hunnenkönig Etzel vermählt hatte, lud sie die
Burgundenfürsten zu einem Besuche ein. Mit zahlreichem
Gefolge erschienen sie an Etzel's Hof und fielen hier alle,
nach mannhafter Gegenwehr durch die Hunnen und Gothen
endlich überwältigt. Kriemhild überlebte ihre Rache nicht,
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]