Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 6

1911 - Breslau : Hirt
6 Einleitung. Wesen und Einteilung der Geographie. Das eigentliche Gebiet der Geo- graphie ist die Erdoberfläche mit all ihren mannigfachen, wechselnden Formen, in ihrer ursächlichen Verknüpfung mit ihren Bewohnern. Ihrem innersten Wesen nach ist die geographische Wissenschaft Länderkunde, d. h. sie hat es mit be- greuzteu Erdräumen zu tun, sei es mit einem oder mehreren Erdteilen oder auch nur mit kleineren Landschaften. Will man die Wechselbeziehungen zwischen der Erde und ihrem Leben überall klarlegen, so ist eine genaue Kenntnis der einzelnen Faktoren notwendig, eine Kenntnis der Atmosphäre, eine Untersuchung über die Zusammensetzung der Erdkruste und ihren inneren Kern usw. Diese Kenntnisse werden durch die allgemeine Erd- künde vermittelt. Als notwendige Voraussetzung für die Länderkunde bildet sie einen Hauptteil der Geographie. Man teilt daher die geographische Wissenschaft in zwei Hauptgebiete ein: a) die allgemeine Erdkunde, b) die spezielle Erdkunde oder Länderkunde. Gemäß den verschiedenen Fragen, die die allgemeine Erdkunde zu beaut- Worten hat, zerfällt sie in eine große Zahl von Einzeldisziplinen, die im Laufe der Zeit zu selbständigen Wissenschaften emporgeblüht sind. Die wichtigsten unter ihnen sind: 1. Die mathematische Geographie. Sie hat es mit der Gestalt und Größe der Erde zu tun, mit ihrer Bewegung im Weltenraum und ihrer Beziehung zu den übrigen Gestirnen. Viele Probleme der mathematischen Geographie lassen sich ohne die Astronomie oder Sternenkunde nicht lösen. Diese betrachtet die Millionen von Gestirnen, unter denen die Erde nur ein winziges Weltstäubcheu ist. 2. Vom Himmel schreiten wir zur Erde. Unser Planet ist von einer Lufthülle umgeben. Ihre Temperatur, ihr Feuchtigkeitsgehalt, ihre Bewegung usw. sind für die Erde und ihre Bewohner von größtem Einfluß. Die Wissenschaft, die sich mit den Beziehungen der Atmosphäre zur Erde und ihrem Leben beschäftigt, ist die Klimakunde oder Klimatologie. Als Voraussetzung bedarf sie der Meteoro- logie, d. h. der Wissenschaft von der Physik der Lust. 3. Nachdem die Schiffahrt im 19. Jahrhundert einen so ungewöhnlich großen Aufschwung genommen hat, ist das Interesse an den Tiefenverhältnissen der Ozeane, an ihren Bewegungen, Gezeiten, Meeresströmungen in besonderem Maße erwacht. So ist die Ozeanographie oder Meereskunde als besondere Wissenschaft entstanden. 4. Doch noch tiefer als auf den Grund des Meeres sucht der grübelnde Verstand des Menschen einzudringen. Unserem Erdball wohnen die mannigfachsten Kräfte inne (z. B. Erdmagnetismus). Eine gewaltige Kugel, von einer starren Kruste umgeben, so schwebt er im Weltenraum. Was birgt er in seinem Innern? Ist's eine gewaltige lodernde Fenerseele oder ein starrer Eisenleib? Diese Fragen sucht die Geophysik zu beantworten. 5. Bisher ist es dem Menschen nur vergönnt gewesen, von einem geringen Bruch- teil der Erdkruste Kenntnis zu nehmen. Er erkannte, daß die Erde aus den verschie- densten Gesteinen zusammengesetzt ist. Er schloß aus ihrer Lagerung und Struktur auf die Art ihrer Entstehung, ans ihren mannigfachen Einschlüssen und den Ab- drücken fremdartiger Tiere und Pflanzen auf das Alter der einzelnen Gesteins- schichten. Alle diese Probleme erörtert die Geologie oder Erdgeschichte. 6. Mit ihr untrennbar verbunden ist die Morphologie oder Gestaltnngs- lehre. Sie zeichnet uns das Antlitz der Erde, wie wir es heute schauen, und wie es sich in ewigem Wechsel dauernd umgestaltet.

2. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 23

1911 - Breslau : Hirt
2. Über Bergformen. 23 2. Über Bergformen. Von Prof. vr. Albrecht Penck. (Berlin 1895, Hermann Paetel.) Unendliche Mannigfaltigkeit beherrscht die Gestaltung der Berge und Felsen. Kaum je kehren genau dieselben Formen auf der Erdoberfläche zweimal wieder, kein Berg gleicht genau seinem Nachbarn. Wohl gemahnt das Profil irgendeines Gipfels gelegentlich an das eines anderen; aber gewöhnlich braucht man nur den Standort zu wechseln, um ganz veränderte Umrisse gewahr zu werden. Die Sprache vermag die Fülle einzelner Berggestalten nicht entsprechend wiederzugeben; bald ist der Vorrat an Vergleichen mit geometrischen Körpern, wie mit Pyramiden und Kegeln, oder mit Gebilden der Baukunst, mit Türmen, Wänden und Mauern er- schöpft, und man muß sich dabei doch immer gesteheu, daß deu Bergen gerade das fehlt, was geometrischen Körpern und Gebäuden eigen ist, nämlich die Regelmäßig- feit der Anordnung und die Symmetrie des Aufbaues. Welch gewaltiger Unter- schied in der Gestalt liegt doch zwischen der „kühnen Bergpyramide" eines Matter- Horns und der eines Venedigers! Wo die Sprache nicht ausreicht, tritt die Zeichnung in ihr Recht. Der jüngsten Zeit sind mehrfache Versuche zu danken, durch bildliche Wiedergabe die Gestalten- fülle eines einzigen Gebietes zu veranschaulichen. Aber in bloßen Bilderwerken wird man schwer zur Auffindung von Gesichtspunkten gelangen, die zu einem tieferen Verständnis der Bergformen führen. Hier muß die Beobachtung in der Natur ein- setzen. Mau muß die Kräfte, welche die Erdoberfläche umgestalten, in ihrer Wirk- samkeit verfolgen, man muß die Form des Berges mit seinen: Schichtbau vergleichen — dann erst gewinnt man nicht bloß einen Einblick in die Entstehung der Erhebungen, sondern erlangt auch zugleich eine Art natürlicher Klassifikation derselben. Dieser naturgemäße Weg der Betrachtung ist verhältnismäßig spät betreten worden. Lange Zeit hielt man die Berge gleich der gesamten Erdoberfläche ausschließlich für das Werk gewaltiger Katastrophen, durch welche die Regelmäßigkeit des Aufbaus der Erdkruste gestört und einzelne Schollen derselben wild durcheinander gewürfelt worden seien. Durch solch eine allgemeine Erklärung war die Forschung um so mehr gehemmt, als ihr eine Reihe der hervorragendsten Geologen beipflichtete. Erst vor wenigen Jahrzehnten erschloß die genaue Untersuchung der Gebirge, daß sich die eiuzelnen Berge nicht mit den Massen decken, welche durch die Bewegung der Erdkruste ver- schoben wurden, sondern daß sie lediglich Teile von solchen sind. Bei weitem die meisten Berge stellen Überreste früher zusammenhängender Erhebungen dar; sie sind ans denselben herausgearbeitet. Nicht bloß das Verhältnis zwischen Struktur und Oberfläche lehrt, daß die Berge größtenteils ausgearbeitete oder Skulpturformen sind; auch der Verfolg der an der Erdoberfläche wirkenden Kräfte vergewissert uns davon. In den letzten Jahren hat man mehrfach Verschiebungen der Erdkruste durch Erdbeben wahrgenommen, also Vorgänge, welche, entsprechend älteren Anschauungen, Berge oder Gebirge bilden sollten. So wurde gelegentlich des Erdbebens vom 23. Januar 1855 ein 145 km langer Streifen Landes auf der Nordinsel Neuseelands gehoben; es entstand ein ebenso langer, höchstens 2,7 m hoher Abbruch, also kein ringsum abfallender Berg. Gleiches geschah auf der Südinsel Neuseelands am 1. September 1888. Das große Erdbeben von Japan am 22. Oktober 1891 war ebenfalls von der Erhebung eines Steilrandes,

3. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 55

1911 - Breslau : Hirt
6. Das norddeutsche Tiefland. 55 Die Felsengrundlage. Das norddeutsche Tiefland ist mit dem Schutt der Eiszeit bestreut, den man geologisch jung nennen kann, und aus den Alpen und Mittelgebirgen führen seit Jahrtausenden die Flüsse Sand und Schlamm heraus, den sie im Tiefland ablagern. Aber darum ist dieses Land doch kein junges Erzeugnis der dahinterliegenden Gebirge. Man kann nicht sagen wie von Ägypten: es ist ein Geschenk seines Stromes. Das angeschwemmte Land ist an der Ostsee, wo es überhaupt vorkommt, ein schmaler Streifen und breitet sich nur im Weichsel- und Memeldelta aus. An der Nordsee wird es größer und nimmt am meisten Raum im Rheindelta ein. Unter seiner ein- förmigen Schuttdecke verbirgt das norddeutsche Tiefland einen gebirgshast unregel- mäßigen Bau voll Spuren und Resten von Falten, Spalten und Verwerfungen. Man kann hoffen, daß eines Tags die Gebirge dieser Zone vor unserm geistigen Auge wiedererstehn werden, wie die uralten Alpen des Mittelgebirgs wieder ausgebaut worden sind. Man ahnt schon jetzt Gesetzmäßigkeiten dieser begrabenen Gebirgs- bildnng, wenn man Reste anstehender Kreidefelsen in Mecklenburg zwischen Süd- osten und Nordwesten ziehen sieht, oder wenn in dieser oder einer rechtwinklig darauf- stehenden Richtung Täler und Seebecken fast parallel aufeinander folgen oder sich nebeneinander wiederholen. Wie mächtig auch der Gesteinsschutt an manchen Stellen anschwillt, die großen Formen des norddeutschen Tieflands gehören diesem alten Untergrund an. Sehr vereinzelt, aber an nicht wenigen Stellen tritt er selsen- Haft zutage. Helgoland und Rügen (Kreide von Stubbenkammer 133 Meter) find die klassischen Beispiele. Gipsberge der permischen Formation zeigen bei Segeberg in Holstein, Lübtheen im Mecklenburgischen, Sperenberg bei Berlin, Hohensalza in Posen darunterliegende Salzstöcke von einer Mächtigkeit an, die zum Teil gewaltig ist. Wo nicht Gipsberge hervortreten, zeugen Höhlen und Erdfälle für das Dasein des leichtlöslichen, bald ausgewaschenen Gesteins in der Tiefe. In Muschelkalk- Hügeln bei Kalbe an der Milde und Rüdersdorf bei Berlin sind wichtige Steinbrüche aufgeschlossen. An den Küsten und auf den Küsteninseln von Mecklenburg und Pom- mern, bei Fritzow, Kammin, Soldin, Bartin tritt Jurakalk hervor, bei Dobbertin blauer Liaston in einem 80 Meter hohen Rücken. Besonders verbreitet sind aber Kreidegesteine, die von der Gegend von Itzehoe, wo sie eine Geestinsel bilden, über Heiligenhafen, Schmölln, Usedom (Lübbiner Berg 54 Meter), Wollin bis Kalwe bei Marienburg ziehen. Noch viel weiter verbreitet sind Ablagerungen eines Meeres der mittleren Tertiärzeit, das sich allmählich nach Nordwesten zurückzog, nachdem es an seichten Gestaden und in den Deltas der aus dem Gebirge herabsteigenden Flüsse organische Massen begraben hatte, aus denen dann mächtige Braunkohlen- flöze entstanden. Die Schuttdecke. Der Boden Norddeutschlands trägt die Spuren einer großen Bedeckung mit festem und flüssigem Wasser. Reste gewaltiger Stromtäler und Seen und vor allem einer von West bis Ost reichenden Eisbedeckung geben ihm seine größten und wirksamsten Formen. So allgemein verbreitet diese Reste sind, so ungleichmäßig, ja verworren ist ihre Lagerung. Die Trümmer, die das Wasser in diesen verschiedenen Formen hinterließ, sind ausgelaugt, großenteils der Fruchtbarkeit beraubt und höchst ungleich verteilt. Es fehlen die erzreichen Gesteine der deutschen Mittelgebirge, die großen Kohlenlager älterer Formationen. Tertiäre Braunkohlen treten in den Landrücken auf. Solquellen verraten da und dort den Reichtum an Salz in der Tiefe. Vereinzelte Lager von Raseneisenstein, Gips, Kreide werden sorgsam aus- gebeutet. Der Ackerbau beklagt die Kalkarmut des Bodens, besonders des Sandes.

4. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 56

1911 - Breslau : Hirt
56 B. Zur Länderkunde. Fruchtbar sind die Marschländer an der Nordsee und im Weichseldelta, günstig ist die starke Vertretung des Geschiebelehms auf der Seenplatte, des Bodens der herrlichen Buchenwälder und schweren Weizenähren Mecklenburgs. Am ungünstigsten sind die Höhensande des südlichen Landrückens und der alten Talnngen sowie die Moore. Diesen unfruchtbaren Strecken gewann nur die ausdauerndste und genügsamste Arbeit Kulturboden ab. Wo Schutt der Eiszeit den Boden bedeckt, haben sich besonders zwei Boden- formen gebildet, die zugleich zwei Landschaftstypen sind. Wir haben flachgewölbte, gleichmäßige Hochflächen bei Teltow und Barnim, zwischen Posen und Gnesen, zwischen Königsberg und Eydtknhnen: leichtwelliger Boden, von den schmalen Rinnen des Schmelzwassers der Eiszeit zerschnitten, die bald träge Bäche, bald Torfmoore enthalten, bald auch von Flugsand verschüttet sind, den aus den slachen Höhen das Wasser aus dem Ton und Mergel herausgewaschen hat. Tone und Mergelsande sind als die feinsten Erzeugnisse der Schlämmung des Gletscherschutts in Vertiefungen abgesetzt, wo einst Eisseen gestanden haben mögen; der fruchtbare, bis zu drei Meter mächtige Decktou gehört zu ihnen. Runde Vertiefungen, Sölle oder Pfuhle, Wasser- oder torfgefüllt, sind oft sehr zahlreich, wahrscheinlich bezeichnen sie die Stellen lang- samen Abschmelzens verschütteter Eisblöcke, über denen der Schutt trichterförmig einsank. Eine andre Landschaft ist die der Grundmoräne, die an: deutlichsten auf dem baltischen Höhenrücken ausgebildet ist: verhältnismäßig starke Höhenunterschiede auf geringe Entfernungen, zahllose, ganz unregelmäßig angeordnete Kuppen, Wellen, Hügel, zwischen ihnen entsprechend zahlreiche und willkürlich zerstreute Seen, Tümpel, Sümpfe, Moore, die häufig keinen oberirdischen Abfluß haben. Auch hier hat die Auswaschung manches verändert, und ein Anfang der Sichtung der Felsblöcke, Tone und Sande ist manchmal sichtbar; aber der Grundzug bleibt die Verworrenheit des Gletscherbodens. Die einst größern Wassermassen haben auch weitere Täler gegraben, in denen sich heute Bächlein so verlieren, daß ein nord- deutscher Geologe sie der Maus im Käsig des Löwen vergleicht, und mächtige Seen sind zu Torfmooren geworden. Vor allem gehören aber in diese Landschaft die er- ratischen Blöcke, zum Teil mächtige Felsen, die aus mancher purpurbraunen Heide wie gewachsene Klippen hervortauchen. Ju das Grau ihrer Verwitterungskrusten sind duuklere Fleckeu und Ringe gezeichnet, Flechten und Moose von nordischer Ver- wandtschast, die wahrscheinlich zu derselben Zeit einwanderten, wo das Eis jenen Block südwestwärts trug. In der Altmark gibt es Striche, wo große und kleine Geschiebe fast pflasterartig dicht nebeneinander den Boden bedecken. In dem ganzen steinarmen Tiefland haben sie als Bausteine für Kirchen, Burgen und Dorfmauern eine große Bedeutung gewonnen, und das holprige Pflaster so mancher nord- und mitteldeut- scheu Stadt erzählt von der unverwüstlichen Härte der nordischen Granitgeschiebe. Die Landhöhen. Durchwandern wir das Tiefland vom Meer zum Gebirge, so steigen wir aus dem dunkeln Waldhügellnnd Preußens, Pommerns, Mecklenburgs an langgestreckten Seen hin in ein sandiges, sumpfiges, mooriges, stellenweis auch mit Felsen bestreutes, aber mit gewaltigem Fleiß entwässertes, kanalisiertes und angebautes Flachland hinab und erheben uns wieder nach Süden zu auf schiefen, sandigen Ebenen oder in Waldtälern zu einem neuen waldreichen Hügelland. Das sind die Land- rücken des ^norddeutschen Tieflandes und die breite Senke zwischen ihnen. Die Eisenbahnen, die die Flächen und die Eiuseukungen aufsucheu, zeigen uns freilich nicht viel davon. Es durchziehen ja im norddeutschen Tieflande die ältesten und

5. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 25

1911 - Breslau : Hirt
2. Über Bergformen, 25 auf, weit eher einer niedrigen Glocke gleichend, denn einer Bergpyramide. Gleiches gilt von allen seinen Nachbarn, gilt von den mexikanischen Vulkanen, sowie auch vom Hauptgipfel des Kilimandscharo, dem 6010 in hohen Kibo. Hans Meyer hat von demselben in seinen ostafrikanischen Gletscherfahrten vortreffliche naturgetreue Ansichten gegeben. Höchst eigenartig ist der große landschaftliche Gegensatz zwischen dem Kibo und seinem Nachbarn, dem Mawensi. Steigt jener in ruhigen Formen auf, so ist dieser zerrissen von zahlreichen Schluchten, zerschnitten in Zacken und Zinnen, ähnlich einem Alpengipsel. Auch von diesem Gipfel ist Hans Meyer ein treffliches Bild zu danken, während ein anderes den Berg nach dem Aquarell eines vorzüglichen Künstlers wiedergibt, sichtlich überhöht wie so visle Bergansichten. Die Verschiedenheit zwischen Kibo und Mawensi erklärt sich leicht. Sie verhalten sich wie zwei Generationen zu- einander. Jugendfrisch erhebt sich der Kibo, gealtert der Mawensi; jener dankt seine Gestalt ausschließlich der vulkanischen Ausschüttung, dieser seine Zerrissenheit den Gewässern, die an ihm nagten. Wie ein Marmorblock und eiu aus einem solchen gefertigtes Bildwerk liegen beide Berge nebeneinander; sie veranschaulichen die ver- schiedene Wirkungsart der beiden Gruppen von Kräften, welche die Erdoberfläche ausgestalten. Bezeichnet man die auf Veränderungen in der Tiefe beruhenden Krustenbewegungen und vulkanischen Erscheinungen als endogene Vorgänge, die an der Erdoberfläche wirkenden Kräfte hingegen als exogene, so muß der Kibo als Werk endogener, der Mawensi als das endogener und exogener Ursachen bezeichnet werden. Jene bauteu den Block, diese arbeiteten die Skulptur an ihm heraus. Von der Wirksamkeit der Flüsse (bei der Herausbildung von Bergformen) kann man sich nirgends besser überzeugen als in den Klammen der Alpen. Oft nur 1—2 m breit, sind sie häufig 30—40 m tief eingefurcht; an ihren Wandungen sieht man die Kessel, welche das wirbelnde Wasser ausdrechselte. Die Schlucht, welche die Aare oberhalb Meningen durchbricht, und in welcher der weiter aufwärts 10—20 m breite Fluß stellenweise auf 1 in zusammengepreßt wird, ist ein prächtiges Beispiel für einen solchen Einschnitt des Wassers. Ihr gewundener Verlauf, ihre über- hängenden, ausgewaschenen Wandungen lassen keinen Zweifel darüber, daß ein solcher und nicht etwa eine klaffende Spalte der Erde vorliegt. Wie rasch unter Uni- ständen die Bildung solcher Flußeinschnitte vonstatten geht, hat Eduard Brückner in einem Aufsatze über die Geschwindigkeit der Gebirgsbildnng und der Gebirgs- abtraguug gezeigt. Die Kauder im Berner Oberlande, welche 1714 geradegelegt, d. h. direkt in den Thuner See geleitet wurde, hat ihr Bett binnen 180 Jahren ans einer 10 km langen Strecke bis zu 90 in vertieft. So schnell arbeiten die Flüsse, daß man die Anstiesung und Erweiterung ihres neuen Laufes der Aare selbst über- lassen konnte, nachdem man ihr den Weg in den Bieler See gebahnt hatte. Der durch die Flüsse gebildete steilrandige Einschnitt verwandelt sich nach und uach in ein breiteres Tal. Dazu tragen in erster Linie die Bewegungen bei, welche sich an den Wandungen je nach der Beschaffenheit des zerschnittenen Gesteines ver- schiedenartig entfalten. Sehr feste, kompakte Felsen bröckeln allmählich und langsam ab; an ihnen bestehen, wie in den Klammen der Alpen, die rundlichen Abwaschsormen noch lange fort, bis sie durch die eckigen Abbröckelungsformen ersetzt werden, oder aber sie brechen in Form von Bergstürzen nieder. Lose Materialien geraten ins Rutscheu, so daß die Erweiterimg rasch, wie in der Kanderschlncht, geschieht; letztere zeigt gegen-

6. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 87

1911 - Breslau : Hirt
10. Die Fjorde, Strandebenen und Inseln Norwegens. 87 Teil der Täler unter das Meeresniveau zu versenken, aus dem Zusammenwirken verschiedener Kräfte entstanden und treten überall in großer Zahl, gewissermaßen gesellig auf. Ein anderes Merkmal von den Wirkungen des Eises und der brandenden See sind die Strandlinien, die an den Steilküsten der Fjorde und der offenen See sich bis über 100 in in das Gestein eingegraben finden. So fand der bekannte norwe- gifche Meteorologe Mohn am Warangerfjord sieben Terrassen oder Strandlinien übereinander bis zu 91 m über Meer, bei Tromsö ebensoviel bis 94 in Höhe, bei Dront- heim viel mehr als sieben bis zu einer Höhe von 176 in und bei Bergen sechs Linien bis 87 in hoch. Über die Entstehung dieser Linien, die offenbar eingegraben sind, als der Wasserspiegel vorzeiten einmal längere Zeit in den angegebenen Höhen stand, haben sich die Meinungen in dem letzten Jahrzehnt geändert. Früher lehrte man, eine auf ein Küstenland aufgesetzte mächtige Eiskappe übe eine gewaltige Wirkung, indem sie das Wasser heraufziehe. Auf das Abschmelzen der Eiskappe müsse dann ein Zurückweichen des Meeres folgen, und so seien dann in den entsprechenden Höhen des verschiedenen Meeresniveaus die Strandlinien entstanden. Allein dem ist ent- gegengehalten, daß diese Linien ganz unregelmäßig verlaufen, wie sie bei gleichmäßiger Anziehung des Wasserspiegels nicht entstehen können, und daß die Mächtigkeit der Eiskappe zu mindestens 10 000 m angenommen werden müsse, um eine Hebung des Seespiegels um 200 in zu erzielen. Eine solche Annahme sei aber unter allen Um- ständen unstatthaft. Es bliebe nur übrig, statt der Schwankungen des Meeresniveaus Schwankungen oder Bewegungen der festen Erdrinde anzunehmen. Später hat sich aus genaueren Untersuchungen ergeben, daß die Strandlinien nach dem Inneren der Fjorde zu höher werden, und daß die Linien in nahe beieinander liegenden Fjor- den in ganz verschiedener Höhe sich zeigen. Danach finden diese Linien wohl am ein- sachsten ihre Erklärung, wenn man sie für Wirkungen von Eisseen erklärt, die gegen das Ende einer Eiszeit ihren Wasserspiegel je nach dem weiteren Rückgange des Eises stufenweise senkten. Dadurch verlieren allerdings diese Linien ihre ihnen sonst zuge- sprocheue Bedeutung für allgemeine physikalische Fragen und behalten nur lokales Interesse. An ihre Stelle ist in der neuesten Zeit die Bedeutung der früher noch nicht ge- würdigten Strandebenen getreten. Dieselben bestehen aus festem Felsgrunde und sind durch die Brandung des Meeres geschaffen. Diese Strandebenen, wenig über dem Meeresspiegel gelegen, wo der Boden nicht gehoben ist, sind über die ganze Küstenregion bis nach Tromsö verbreitet und haben volkswirtschaftlich darin ihre hohe Bedeutung, daß ein großer Teil der Bevölkerung auf ihnen lebt. Fast alle Häfen der Westküste, wie Stavanger, Bergen, Aalesund und Kristianfund liegen auf solchen Strandebenen, nur Molde und Drontheim nicht, von denen jenes auf einer nach Süden abfallenden Berglehne, dieses auf Schwemmland steht. Nördlich vom Droutheimer Fjord und im Losotgebiet liegen alle Küstenplätze so; Lofot wäre ohne solche Strandebenen gar nicht bewohnbar. Aber auch der dichte Schwärm der Schären, in dessen Schutze der ganze Verkehr stattfindet, ist daraus geschaffen. Größere, einige hundert Quadratkilometer umfassende Küstenebenen gibt es nur in Jäderen (d. h. Küstenebene) südlich von Stavanger und in Orland (d. h. Jnsel- land) an der Nordseite des Drontheimer Fjords. Flachere Ufer oder sanft ansteigen- des Gelände findet man fast nur in der Umgebung des Kristianiafjords. Dagegen fällt von Lindesnäs an die nach Norden verlaufende Küste bereits bergig ins Meer, wird im Stifte Bergen schroff und steigt bereits über 1000 in empor. Wasserfälle

7. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 88

1911 - Breslau : Hirt
88 B. Zur Länderkunde. stürzen sich frei durch die Luft von oben in den Fjord, so daß man unbenetzt unter dem Falle mit dem Boote durchfahren kann. „Ich bin selbst", sagte Vibe. „in einem Boote zwischen einem solchen Wasserfall und der überhängenden Klippe hingerudert, ohne vom herabstürzenden Wasser benetzt zu werden." So läuft die Küste nordwärts bis zum Vorgebirge Stad auf der Halbinsel Stad- land, die sich wie ein gewaltiger Unterarm mit Hand ins Meer erstreckt und aus dem die Küste begleitenden Jnselschwarm frei in den Ozean vortritt, so daß hier die Küstendampfer oft von der Gewalt der Wogen erfaßt werden. Bon hier wendet sich die Küste mehr nach Nordosten und bietet an den Fjorden, so namentlich am Jörundfjord in den jäh abstürzenden Gebirgsmasfen oft die phantastischsten Fels- formen. Am wildesten erscheinen die Felszinnen und Türme in Romsdal. Jenseits Drontheim werden dann die Höhen wieder niedriger bis etwa zum 65. Grad n. Br. Von da an nehmen die Felsgestade an Wildheit wieder zu und erreichen das höchste Maß im Gebiet von Lofot. Den norländischen Küsten sind die zahlreichen Berghöhlen eigentümlich, sowohl auf dem festen Lande, als auf den Inseln. Von den merkwür- digen Gestalten der Inseln wird noch weiterhin die Rede sein. In Finmarken Herr- schen auch noch die schroffen Küstenformen vor, doch erscheinen daneben auch Küsten- kundschaften von milderem Charakter. Die Inseln werden größer, und die breiten und tiefen Meeresbuchten fiud oft nur durch Laudengen (Eide) voneinander ge- trennt, über die man im Mittelalter häufig die Fahrzeuge schleppte, um deu Seeweg abzukürzen oder um die offene See zu vermeiden. Endlich gehöreu zu den besonderen Landschaftsformen Skandinaviens die zahl- losen großen und kleinen Inseln und Felstrümmer im Meere, die alle Küsten bis auf sehr wenige Stellen vollständig und in dichtem Schwärm umsäumen. Schären nennt sie der Norweger, ein Ausdruck, der mit unserem deutschen Worte Schere sich deckt und auf das Zerschneiden des Wasserspiegels durch hohe oder niedrige Klippen hindeutet. Wichtig für den Küstenverkehr wird dieser Schärenhof, Skjaergaard (eigentlich Schärengarten), das heißt die See hinter den Klippen, dadurch, daß die Schiffe, darunter auch die Dampfer für den Post- und Reiseverkehr, stets in ruhigem Fahrwasser dahinfahren und selten den Gefahren des offenen Meeres ausgesetzt sind. In Schweden und Rußlaud (Finnland) wird sogar zum Schutze der Küsten eine Schärenflotte unterhalten, die aus flachgehenden, gepanzerten Kanonenbooten be- steht. Alle norwegischen Inseln zusammen haben einen Flächenraum vou 22228 qkrn, sind also größer als das Königreich Sachsen und umfassen siebeu von: Hundert der Landfläche von Norwegen. Mehr als 1109 von diesen Inseln sind bewohnt, vielfach allerdings nur von einer Familie. Eine sehr anschauliche Schilderung der Schären gibt G. Wegener: „Ein einziges, wild grandioses Granitgetrümmer und dazwischen, alles umsließeud und umbraudend, das unendliche Meer. Wer nie eine Schären- landschaft gesehen hat, dem wird es kanm möglich sein, sich eine rechte Vorstellung von diesem Panorama zu macheu. Man hat das Gefühl, als sei hier der Schauplatz jenes ungeheuren Kampfes der Titanen gegen die Götter, und die vom eherueu Himmel zurückgeprallten Felsenbrocken seien zu Tausenden in die aufkochende See hinabgestürzt, um uuu in allen möglichen Zacken und Wölbungen daraus hervor- zuragen. Bald liegen sie flach im Meere wie Schildkrötenschalen, glatt geschlissen von den Gletschern der Vorzeit und den brandenden Wellen der Gegenwart; bald ziehen sie in langen, rundlichen Hügelreihen dahin, anzusehen wie die ans der Meeres- fläche auftauchenden Ringe einer riesigen Midgardschlange. Bald wieder ragen sie in steilen, starreu Wändeu gleich Riesenmauern aus der Flut empor, oben in Spitzen und

8. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 90

1911 - Breslau : Hirt
90 B. Zur Länderkunde, 11. Italien, eine länderkundliche Skizze. Von Theobald Fischer. („Italien", Hamburg 1893, Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. vorm. I. F. Richter.) Die Lage und Weltstellung Italiens ist eine sehr günstige, schon als die mittlere der drei südeuropäischen Halbinseln erscheint sie den beiden anderen gegenüber be- vorzugt. Mitten im Mittelmeere gelegen, das Nordwestbecken desselben vom Süd- ostbecken trennend, beherrscht es zugleich die eiue der Verbindungslinien beider und nimmt teil an der Beherrschung der großen Welthandelsstraße, welche der großen Achse des Mittelmeeres solgt. Eiue lange schmale Landbrücke vom Rumpfe Europas hinüber zur Festlandsmasse von Afrika, erscheint Italien als das Herzland des ganzen Mittelmeergebiets und zur Beherrschung desselben bestimmt. Italien scheint nach Westen, ist aber imstande, von den vortrefflichen Häfen von Venedig, Brindisi und Tarent, welche mit dem nahen Gegengestade die Ungunst der adriatischen Küste aus- zugleichen streben, auch zum Osten in Beziehungen zu treten. Mit einer Landgrenze von uur 1400 km Länge verbindet Italien eine Küstenlänge von 6341 km und ist so ein durchaus maritimes Land, denn selbst seine meerfernsten Großstädte Turiu und Mailand haben nur eiue Meerferue vou 105 bzw. 120 km, d. h. gleich Hamburg. Die Küstengliederung Italiens ist namentlich im Westen eine reiche; küstennahe Inselgruppen, wie die toskauischen und kampanischen, erhöhen den Wert derselben; die großen, nach der Gesamtheit ihrer Verhältnisse italienischen Inseln Sizilien, Sar- dinien und Korsika, teils küstennah, teils in Seeweite gelegen, bilden als Jnsel-Jtalien eine wesentliche Ergänzung des eigentlichen Halbinsellandes, beide zusammen eine solche des mehr festländischen Charakter tragenden Po-Landes. Der Reichtum Italiens an natürlichen Häfen ist ein verhältnismäßig großer; wo dieselben den Anforderungen der Neuzeit nicht mehr genügten, wie in Genua, Neapel, Palermo, konnten sie durch Kunst verbessert werden; wo sie ganz fehlten, waren sie unschwer zu schaffeu, wie bei Livorno, oder man vermißte sie weniger als in irgendeinem der Mittelmeerländer, weil Italien, wohl im wesentlichen dank seiner Oberflächengestalt, weit seltener von Stürmen heimgesucht ist als Griechenland, Südfrankreich, Spanien oder gar Al- gerien. Ein sehr großer Teil auch des inneren Verkehrs vollzieht sich so stets zur See, und selbst mit den Nachbargebieten verkehren Küstenfahrer, da die Meerenge von Otranto nur 72,8, die vou Pantellaria nur 150 km breit ist, fo daß man bei hellem Wetter von Sizilien aus wohl das hohe Kap Bon drüben in Tunesien erblicken kann. Es erscheint so dieses Land wie zum Ausgangs- und Brennpunkte des Seever- kehrs im ganzen Mittelmeere geschaffen, wie es nahezu zwei Jahrhunderte in der engeren Welt des Altertums und Mittelalters der Hauptsitz des Verkehrs gewesen ist. Und gleiche Bedeutung vermöchte es wohl wieder zu erlangen, wenn sich seine Gegengestade im Osten und im Süden einmal wieder beleben werden. Der Straße von Gibraltar und dem Suez-Kanal gleich nahe, vermag es auch am Weltverkehr der Neuzeit mit Erfolg teilzunehmen. Aber noch mehr, auch von wichtigen festländischen Straßen wird Italien gekreuzt; in meridionaler Richtung von denen, die in Genua, Venedig, Neapel und Brindisi endigen, in äquatorialer von denen, welche über Mailaud und Turin geheu. Mailand ist der eigentliche Kreuzungspunkt dieser Straßen, der Mittelpunkt aller Alpeustraßen, die dort vom Simplonpasse im Westen bis zum Stilsser Joch im Osten radienförmig zusammenlaufen. Infolgedessen

9. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 91

1911 - Breslau : Hirt
11. Italien, eine länderkundliche Skizze. 91 ist es heute auch einer der wichtigsten Sitze des festländischen Handels von Europa. Und nicht, wie Spanien, nur zu einem Lande, nein, zu deren einer ganzen Reihe, zu Frankreich, der Schweiz, dem Deutscheu Reiche, Osterreich und Ungarn, unterhält Italien unmittelbare Beziehungen zu Lande. Vielseitigkeit der Beziehungen zur See wie zu Lande ist demnach der hervorstechendste Charakterzug Italiens. Und wenn die Handelssprache fast aller Völker Europas noch heute die Spuren der beherrschenden Stellung erkennen läßt, welche Italien bis ins sechzehnte Jahrhundert im Welthandel hatte, so sind die Bedingungen, daß dies Land in Znknnst wieder ein- mal diese Stellung zurückerobert, zwar nicht mehr gleich günstig, aber immerhin keine durchaus ungünstigen. Entwickelungsgeschichte. Der Satz, daß man einen Gegenstand erst völlig kennt, wenn man weiß, wie er entstanden ist, sindet vor allem in der wissenschaftlichen Geographie Anwendung. Wenn wir daher, nachdem wir uns in großen Zügen mit dem zu betrachtenden Lande vertraut gemacht haben, in die Geschichte desselben einzudringen suchen, so möchte ich zunächst die Tatsache feststellen, daß Italien, wie es politisch ein Neubau ist, auch erdgeschichtlich ein sehr junges Land, in seiner Gesamtheit wohl das jüngste Europas ist. Man kann gewissermaßen sein Alter noch aus seinen Zügen herausleseu. Wohl nirgends vollziehen sich die Veränderungen des wagerechten Umrisses und des seukrechteu Aufrisses so rasch wie hier. Nirgends kann man wie hier sozusagen mit Augen sehen und mit Händen greifen, wie an der einen Stelle ein Berg aufgetürmt, an einer anderen eiu Gebirge abgetragen und eingeebnet wird. In Italien sind in der Tat, um uns einer Wendung unseres unvergeßlichen Meisters Oskar Peschel zu bedienen, unsere besten Karten Bilder von vergänglicher Wahrheit. Von jeher hat daher Italien die besondere Aufmerksamkeit der Geologen wachgernsen, von denen wohl jeder einmal den Drang gesuhlt hat, in diesem Lande sein Wissen zu bereichern. Nur geringe Trümmer eines älteren Stückes der aufgetauchten festen Erdkruste siud iu den Neubau Italien verarbeitet, und die Inschriften dieser alten Werkstücke sind so verwischt, daß wir nur mühsam zu entziffern vermögen, wie der alte Bau ausgesehen haben mag, dessen Reststücke sie sind. Derselbe dehnte sich von Korsika- Sardinien, vielleicht vom äußersten Südwestende unserer heutigen Alpen bis nach Kalabrien und Sizilien, nach Osten bis aufs Festland des heutigen Toskana aus. Längst bis auf jene stehengebliebenen Trümmer in den tiefen Einbruchskessel des Tyrrhenischen Meeres versenkt, bezeichnen wir dieses demnach etwas westlicher ge- legene Ur-Jtalien mit dem Namen Tyrrhenis. Nur im Bereich der alten Tyrrhenis kommen in Italien, von den Alpen abgesehen, überhaupt alte Gesteine vor, Gneise, kristallinische Schiefer, alte Granite, in noch geringerer Ausdehnung ihnen mantel- förmig angelagert auch paläozoische Schichtgesteine. Ans sie fast alleiü ist, wenn wir von der Schwefelgewinnung Siziliens absehen, in Italien Bergbau beschränkt. Mit dem fast völligen Fehlen der Steinkohlensormation hängt der völlige Mangel an Steinkohlen zusammen, welcher die neuzeitlich großgewerbliche Entwicklung Italiens so außerordentlich erschwert. Gegen Ende des mesozoischen Zeitalters begann der Niederbruch und die Zertrümmerung der alten Tyrrhenis und entstand in einer langen wechselvollen Bauperiode, wo zeitweilig der Bau unterbrochen, ja wieder nieder- gerissen wurde, der Neubau Italien, der, seiner Gesamtanlage nach erst mit dem Ende der Tertiärzeit vollendet, noch in der Quartärzeit wesentliche Zu- und Umbauten

10. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 94

1911 - Breslau : Hirt
94 B. Zur Länderkunde. sich die Malaria in solchen Tongebieten ganz besonders entwickeln kann, liegt klar zutage. Auch den Verkehrswegen bieten sie besondere Schwierigkeiten, besonders den Eisen- bahnbauten. Diese sind in denselben stets überaus kostspielig, da sie unablässig Aus- besserungen, Verlegungen n. dgl. erfordern und dennoch der Verkehr oft unterbrochen ist. In der winterlichen Regenzeit fließen die Dämme auseinander, die Einschnitte zusammen, an den Hängen kommen die Linien ins Gleiten. Nachdem man, namentlich in Sizilien, wo nicht weniger als 40% der Oberfläche aus diesen gleitenden und nur 30% aus mäßig sesteu Bodenarten bestehen, die schlimmsten Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht hat, hat heute bei Feststellung der Linien in solchen Gebieten der Geologe das entscheidende Wort zu sagen, man umgeht dieselben soviel wie möglich. In solchen Gegenden kostet nicht selten ein Kilometer 500—600 000 Lire und bei Tunnelbauten, oft die letzte Zuflucht, der laufende Meter 4—5000 Lire! Auch die weitverbreiteten Tongesteine, namentlich da sie häusig auch noch salzig und unfrucht- bar sind, gehören so zu den Landplagen des Gartens der Hesperiden. Bodenplastik. Das so jugendliche Faltengebirge der Apenninen beherrscht die Oberflüchengestdt in solchem Maße, daß man oftmals geradezu von der Apeuuinen-Halbinsel spricht. In der Tat ist Italien überwiegend Apenninenland. Doch sind die Höhen, da eben nur der äußere geschichtete Mantel des Faltengebirges erhalten ist, überall nur mäßige. Die höchste Erhebung, der Gran Sasso d'jtalia, erreicht noch nicht voll 3000 in und steht somit dem Kegel des Etna mit 3312 in noch beträchtlich nach, aber zahlreiche Gipfel, selbst bis nach Sizilien, erreichen oder übersteigen 2000 m. Die Paßhöhe ist überall gering, sie beträgt im Mittel der 17 von Fahrstraßen benützten Pässe nur 900 in. Die Eisenbahnen durchfahren die Kämme meist in noch geringerer Höhe in Tunnels. Es bieten so die Apenninen, besonders wenn man auch ihre geriuge Breite und die südliche Lage in Betracht zieht, dem Verkehr nur geriuge Schwierig- keiten. Als Klima- und Wetterscheide wird man ihre Bedeutung aber nicht leicht überschätzen. Der Charakter des Berg- und Hügellandes wird daher in Italien über- wiegen, nur 38,5% der Oberfläche ist als Ebene anzusehen. Die kennzeichnenden Züge des Faltenlandes sind im Apenninenlande vielfach verwischt und überhaupt nur in der Nordhälfte schärfer ausgeprägt. Parallelismus der Ketten kennzeichnet nur den Nord- und zum großen Teil noch den Mittel-Apennin. Dabei ist die Länge der einzelnen, meist den Faltenzügen genau entsprechenden Ketten stets eine geringe, immer nimmt eine innere, südostwärts streichende an Höhe ab und verschwindet schließlich uuter dem tyrrhenischen Senkungsfelde, das bei Florenz am tiefsten in das Gebirge eingreift. Die Wasserscheide springt nach Osten auf die uächste Parallelkette über, die dann dasselbe Schicksal erleidet. Die Gewässer folgen den Faltentälern und brechen so schließlich, sich zu größeren Rinnen vereinigend, zu dem breiten Vorlande durch, das sich hier in dem Senkungsfelde noch über den Meeresspiegel erhebt, um das tyrrhenische Tiefbecken zu erreichen. Alle Flüsse habeu daher hier den gleichen Bau. Nur dieser kulissenartige Bau der Apenninen bewirkt das südöst- liche Streichen des Gebirges zwischen Genua und Ancona. Ganz anderen Bau besitzt der neapolitauische Apennin. Hier fehlen parallele Ketten fast ganz; wir haben ein unregelmäßiges Berg- und Hügelland vou geringer Höhe vor uns, in welchem die Wasserscheide sich bald mehr dem Adriatischen, bald mehr dem Tyrrhenischen Meere nähert und über vielen Hochflächen (von Ariano, Eampo- basso usw.), welche nur das rinnende Wasser gegliedert hat, nur mächtige Jura- oder
   bis 10 von 208 weiter»  »»
208 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 208 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 0
3 3
4 4
5 15
6 42
7 35
8 60
9 2
10 7
11 0
12 1
13 36
14 0
15 0
16 4
17 40
18 27
19 2
20 0
21 0
22 2
23 1
24 4
25 0
26 2
27 0
28 0
29 0
30 2
31 0
32 27
33 11
34 1
35 0
36 4
37 24
38 14
39 2
40 30
41 12
42 5
43 13
44 66
45 16
46 9
47 2
48 4
49 17

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 49
1 18
2 4
3 13
4 4
5 14
6 3
7 2
8 0
9 4
10 41
11 0
12 8
13 1
14 0
15 0
16 7
17 20
18 77
19 7
20 2
21 25
22 3
23 4
24 1
25 1
26 1
27 4
28 6
29 0
30 0
31 0
32 1
33 69
34 0
35 5
36 0
37 4
38 1
39 6
40 1
41 0
42 5
43 4
44 11
45 9
46 1
47 6
48 29
49 25
50 11
51 3
52 1
53 0
54 7
55 0
56 3
57 9
58 1
59 3
60 0
61 2
62 45
63 0
64 4
65 4
66 1
67 0
68 4
69 0
70 30
71 6
72 0
73 40
74 1
75 5
76 2
77 30
78 15
79 0
80 33
81 6
82 7
83 6
84 3
85 0
86 0
87 11
88 4
89 1
90 1
91 1
92 36
93 28
94 12
95 1
96 0
97 10
98 3
99 55

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 41
1 15
2 20
3 29
4 32
5 29
6 60
7 98
8 1
9 86
10 67
11 44
12 35
13 20
14 46
15 0
16 30
17 96
18 56
19 56
20 22
21 66
22 0
23 1
24 40
25 11
26 96
27 2
28 9
29 61
30 52
31 17
32 25
33 250
34 22
35 82
36 74
37 0
38 47
39 95
40 71
41 23
42 14
43 78
44 51
45 66
46 15
47 34
48 16
49 33
50 63
51 35
52 87
53 132
54 185
55 65
56 32
57 19
58 67
59 269
60 37
61 100
62 44
63 10
64 59
65 88
66 58
67 204
68 66
69 17
70 202
71 96
72 90
73 60
74 34
75 26
76 27
77 86
78 26
79 32
80 132
81 232
82 60
83 27
84 6
85 0
86 39
87 91
88 21
89 20
90 62
91 89
92 6
93 23
94 2
95 35
96 112
97 83
98 26
99 36
100 218
101 4
102 50
103 38
104 25
105 35
106 37
107 9
108 3
109 10
110 37
111 31
112 73
113 4
114 25
115 2
116 14
117 40
118 38
119 59
120 13
121 163
122 40
123 79
124 25
125 17
126 19
127 42
128 24
129 16
130 142
131 63
132 65
133 29
134 8
135 70
136 275
137 5
138 8
139 60
140 68
141 40
142 60
143 95
144 27
145 78
146 6
147 12
148 54
149 27
150 26
151 68
152 68
153 175
154 47
155 78
156 136
157 55
158 53
159 16
160 118
161 41
162 1
163 2
164 13
165 53
166 113
167 29
168 21
169 32
170 42
171 122
172 48
173 108
174 34
175 102
176 60
177 159
178 11
179 50
180 6
181 1
182 175
183 295
184 10
185 6
186 20
187 9
188 35
189 1
190 1
191 39
192 43
193 69
194 51
195 11
196 104
197 62
198 70
199 42