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1. Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts - S. 181

1876 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
181 3. Die Normandie umfaßt die 6 Meilen nach N. sich erstreckende Halb- insel Cotentin und das Mündungsland der Seine zu beiden Seiten der- selben. Sie ist ein welliges Hügelland, dessen Ufer steil 65—130 m. zum Meere abfallen. Zwischen jener Halbinsel und der Seiuemündung sind der Küste die Calvados, Felsenklippen, vorgelagert, welche sie unzugänglich machen. Welches Gebirge greift mit seinem östlichen Theil in dieselbe? Reich an fruchtbaren Feldern und Wiesen, ist das Land dem Ackerbau und der Pferde- und Rinderzucht günstig. Die Häuser der Landbewohner liegen zerstreut, entsprechend dem nordischen Ursprünge letzterer. Rollo, der Führer der hier gelandeten Normannen, erhielt 911 dieses Land von Karl dem Ein- fältigen als Lehn. Rouen, gewissermaßen die Hafenstadt von Paris, am rechten Ufer der 325 m. 1000' breiten Seine, die altertümliche Hauptstadt mit meist engen und krummen Straßen, aber voll regen Lebens, ist eine der ersten Fabrik- und Handelsstädte Frank- reichs. Obschon dem Meere noch fern gelegen, gelangen doch mittels der Flut die Seeschiffe bis zu ihr. Unter den zahlreichen Kirchen zeichnet sich die prächtige Käthe- drale, Notre Dame, aus. Corneille und Fontenelle wurden hier geboren, die Jungfrau von Orleans, der dort ein Standbild errichtet, hier 1431 verbrannt. Am 6. Deebr. 1870 wurde die Stadt von den Deutschen besetzt. Sie hat 102,000 E. Dieppe, Hafen- und Seestadt, mit Bädern, Austern- und Heringsfang, 20,000 E. Le Ha vre oder Havre de Gräce, befestigte und schön gebaute Stadt, ein sehr be- deutender Handelsplatz mit wichtigen Arsenalen, Schiffswerften und Fabriken, 87,000 E. (Napoleon sagte, daß Paris, Rouen und Havre eine Stadt bilden, deren Hauptstraße die Seme sei.) Caeu (Kahng'), die Hauptstadt der unteren Normandie, mit dem Grab Wilhelm's des Eroberers in der Stephanskirche, beträchtliche Fabrik- und Handels- stadt von 42,000 E. An einer Bucht der Nordküste der Halbinsel Cotentin liegt, der englischen Jusel Wight (Ueit) gegenüber, Cherbonrg, „das großartigste Werk der Wasserbaukunst", der stärkste Kriegshafen Frankreichs, mit ausgedehnten Arsenalen, Magazinen und Docks, 37,000 E. Evreux mit schöner Kathedrale, Leinen- und Baumwollenfabriken und 12,000 E. 4. Das Herzogthum Bretagne, nach den Briten so genannt, die aus Britannien vor den Angeln und Sachsen hierher geflohen, das alte Armo- riea, umfaßt die nordwestliche Halbinsel und das Mündungsland der Loire. Welches ifolirte Gebirgssystem erfüllt es? Die Niederung zwischen den beiden Bergzügen, so wie der ebene Strich im S. sind zum Theil mit Sümpfen bedeckt. Vegetation und Klima? Längere Zeit unabhängig, dann den Nor- mannen erliegend, später englischen Königen unterthan, kam das Land endlich durch die Verheirathuug der Erbin Anna mit Karl Viii. an Frankreich, hat aber durch allen Wechsel ein gewisses Sonderbewußtsein sich bewahrt. Der Bretagner steht in dem Rufe der Gutmülhigkeit und Biederkeit; seine Tapfer- keit ist sprüchwörtlich; sein in Sagen (von Artus zz.) gefeiertes Heimath- land liebt er glühend; jeder Nichtbretagner ist ihm ein Fremder. Am Kanäle liegen: St. Malo, feste See- und Handelsstadt auf einer durch einen Damm mit dem Festlande verbundenen Insel mit Hafen, Arsenal, Schiffahrtsschule, Fischfang, 10,000 E. In der Nähe die durch reiche Austernbänke bekannte Bucht von Cancale. St. Brienx am Busen gleiches Namens mit Hafen, Fischerei und Handel, 15,000 E. An der Westküste (Dep. Finisterre) Brest, 'der wichtigste Kriegshafen Frankreichs am Atlantischen Meere, an der steil abfallenden Küste erbaut, durch Batterien und Festungswerke vertheidigt, mit sehr geräumiger Rhede, Seemagazinen Schiffswerften, Docks, 66,000 E. Westlich der Küste liegt die Insel Quessaut, steil aus dem Meere aufsteigend, etwa 4 Meilen im Umfange, von ca. 2000 Bretonen bewohnt, die sich hier ihre Sprache am uuvermischtesteu erhalten haben. Die Insel

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 142

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
142 Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I. Tänze aufführen ließen, Taschenspieler, die Feuer fraßen und mancherlei Kunststücke zu machen verstanden, welche heute noch von Meßkünstlern gezeigt werden, Krafthelden, die sich in allerlei körperlichen Kraftübungen zeigten, auch paarweise als Fechter auftraten und sich für klingende Münzen blutige Wunden schlugen, Puppenspieler, die ihre Puppen an Fäden bewegten und ihnen Reden in den Mund legten, Possenreißer und Tänzer, unter ihnen auch Frauen, vor allem aber Musikanten, die mit ihren Harfen und Fiedeln, Trompeten und Pauken bei keiner öffentlichen Belustigung fehlen durften. Wie gern gesehen die Spielleute bei festlichen Veranlassungen auch waren, so standen sie doch eigentlich nicht in Achtung. Liederliches Leben und Trunksucht wurde manchem Spielmann zum Vorwurf ge-nmcht. Ihre Heimatlosigkeit und Besitzlosigkeit, ihr Leben ans fremder Leute Taschen setzte sie tief in der Achtung anderer herab. Namentlich der Geistlichkeit war ihr ganzes Gewerbe ein Greuel. Die fahrenden Sänger des Mittelalters haben wir'als diejenigen zu ehre», die den Sinn für das Volkstümliche im deutschen Volke nicht ganz untergehen ließen, als Geistlichkeit und höfische Kunst gleichzeitig an der Untergrabung dieses Sinnes arbeiteten. 7. Die Gäste und ihre Aufnahme in den Burgen. Während die Ritter oft auf Thaten oder Abenteuer in die Ferne zogen, mußteu die Frauen daheim in den engen beschränkten Mauern bleiben, iin einzigen Umgang mit ihren Kindern und der Dienerschaft und denen, so die Bewachung des Schlosses anvertraut war, rauhen und niederen Kriegsknechten, die hinter den Schießscharten — denn dort in der Mauerdicke fanden sich die Schlafstätten — geboren waren. Um ihre Sehnsucht zu befriedigen, blieb den Frauen nichts übrig, als von ihrer Höhe herunter, Gefangenen gleich, durch die nnverglasten, engen Schartenfenster in das weite Land hinauszuschauen, am Fenster ihren Aufenthalt zu nehmen und von da die Dinge zu beobachten, die sich unten im Thal oder auf der nahen oder fernen Straße ereigneten. Daher sehen Ritter und Pilger, wenn sie auf ihrem Wege sich dem Schlosse nähern, so häufig: droben in den Fenstern wohl manche schöne Maid. Das Auge der Hinausschauenden erglänzte vor Freude, wenn es in der Ferne herankommende Leute sah, mochten es auch nur wandernde Spielleute sein, die kamen und an das Thor klopften, um Obdach für die Nacht zu bitten. Es gab etwas zu erzählen, zu reden und zu besprechen, woran die Unterhaltung noch zehren konnte, wenn

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 149

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 149 Minnegesang zunächst an das Naturleben an. Man sang vom Sommer und seiner Wonne, vom Winter und seinen Schmerzen, von süßer Maienblüte und bitterem Reife, der sie tötet, und knüpfte daran das innere Gefühlsleben, „der Liebe Lust und Leid," bald in Übereinstimmung, bald im Widerspruch zu der äußeren Welt. Maifest und Winterklage, Liebesgunst und Verschmähen ist das Allgemeine und Gewöhnliche in diesen Liedern. Man sieht im Minnegesang neben den frohen Empfindungen auch Verachtung der Welt, Schärfe und Bitterkeit gegen die Zeit, Wehmut und einen Zug des Schmerzes über die Nichtigkeit der menschlichen Dinge Hand in Hand gehen. b) Walther von der Vogelweide. Wenige Dichter des Mittelalters haben sich von jeher einer so allgemeinen Gunst zu erfreuen gehabt als Walther. Über seine Heimat und sein Geschlecht liegt noch heute ein gewisses Dunkel, während einige Forscher die Maingegenden als Heimat annehmen, haben sie andere nach Österreich verlegt, in beiden Gegenden hat er längere Zeit gelebt. Walthers Geschlecht war weder vornehm noch begütert, es gehörte dem niederen, sogenannten Dienstadel att. Frühe muß er sein väterliches Haus ver-lassen haben. Schon kurz vor oder nach dem Jahre 1190 begab er sich als zwanzigjähriger Jüngling nach Österreich, um dort die Ausbildung in der edlen Sangeskunst zu suchen. Denn damals entfalteten in der durch Handel und Wohlstand blühenden Donaustadt Wien die Herzoge ihren glänzenden Hofhalt und bildeten durch Pracht und verschwenderische Freigebigkeit für Poesie, Kunst und Wissenschaft einen Mittel- und Anziehungspunkt, wie es in Deutschland keinen zweiten gab. In diese Zeit seines ersten Wiener Aufenthaltes fällt der größte Teil der Frühlings- und Liebeslieder, von denen wir einige — meist in der Simrockschen Übertragung — hier anführen. Mumenlesen. Winterlich Stürmen die Welt nun bezwang; Falb ist der Wald und die Heide schon lang, Wo doch so lieblich manch Stimmlein erklang. Spielten die Mägdlein erst Straßen entlang Ball, o so kehrte der Vögel Gesang! Könnt' ich verschlafen im Winter die Zeit! Wach’ ich derweilen, so thut es mir leid, Daß er regieret so weit und so breit. Endlich doch sieget der Mai in dem Streit: Blumen dann les' ich, wo Schnee nun geschneit.

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 158

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
158 Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I. Die Damen ließen sich zuweilen nicht daran genügen, von den Rittern im allgemeinen Beweise der Liebe zu verlangen, sie forderten auch im besondern diese oder jene That des Gehorsams als Probe der Geduld der Männer. Dabei ließen sich die Frauen oft bis zur Launenhaftigkeit fortreißen. Die Blütejahre des höfischen Lebens sind reich an Äußerungen weiblicher Launen. Nicht übel spottet der Tannhäuser, einer der späteren Lyriker des 13. Jahrhunderts, über diesen weiblichen Übermut. Er sagt: „Bald soll der Schönen ich den Salamander bringen, die Rhone bald in Nürnberg strömen lassen, die Donau dann zum Rhein hinüber zwingen und noch auf meiner Bitt' Erhörung passen. Ja, Dank sei ihr, ihr Nam' ist Gute; sprech' ich ein Ja, so spricht sie Nein, drum stimmen stets wir überein; es blieb zu fern ihr wohl die strenge Rute." Ein anderer der späteren Minnesänger, Herr Steinmar, weiß sich mit ebenso guter Laune über den Eigensinn der Geliebten zu trösten. Er meint, es sei ein altes Märe, ein Minnerlein sei stets ein „marteraere" (— Märtyrer), und nimmt sich vor, fortan den Herbst als Spender von Gänsen, Schweinen, Würsten, Wein und dergl. zu besingen und sich mit Schüssel und Becher in seinem Liebesleid zu trösten. Nur wenige freilich wußten sich so gut über ihr Liebesleid zu erheben, andere seufzten und vollbrachten allerlei Thorheiten und ließen sich dafür von der erwählten Herrin nicht selten verspotten. So der Minnesänger Ulrich von Lichtenstein, ein steirischer Edelmann, der ein langes Leben im Dienste einer Frau zubrachte, die ihn verhöhnte. Eine thörichte Aufgabe nach der andern erfüllte er, um fortwährend verspottet und nie von feiner Thorheit geheilt zu werden. Schon als Edelknabe wählte er sich die Dame seines Herzens, und so liebestoll war er, daß er das Waschwasser trank, das man der Geliebten „über die weißen Händlein gegossen." Mit den Jahren wächst seine Tollheit. Er läßt sich eine allzubreite Oberlippe abschneiden, weil sie seiner Herrin nicht gefällt; er mischt sich unter eine Schar Aussätziger, um auf eine Zusammenkunft mit feiner Herrin zu harren; er läßt sich einen Finger, der ihm bei einem Turnier zu ihrer Ehre verwundet worden war, abhauen, weil sie die Wunde für etwas Unbedeutendes gehalten. Als er ihr den Finger geschmückt in reichem Kästchen zusendet, bricht sie in Verwunderung aus, daß ein verständiger Mensch solche Narrheit thun könne. Und dieser selbe Ulrich hat daheim auf feiner Burg ein eheliches Weib, das ihn liebend empfängt und freundlich pflegt, wenn er einmal von feinen Landfahrten

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 312

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
312 Das Zeitalter der Reformation 1517—1640. harter Buße sie ausliefern, damit sie verbrannt würde. Aber seine eigene Gemahlin*) fügte sich dem Gebote des strengen Landesherrn nicht. Ja, sie trat heimlich in Verbindung mit den Wittenberger Reformatoren. Offen sich zu Luthers Lehre zu bekennen, durfte sie noch nicht wagen, doch war sie ihrem Gatten in dieser Hinsicht bereits verdächtig geworden; der Kurfürst schaute schon ernster darein, als ihr Bruder Christian Ii. von Dänemark mit der alten Kirche brach und sich der neuen Lehre zuwandte. Je mehr Elisabeth in das Wesen der resor-matorischen Lehre eindrang, um so größer ward auch ihre Sehnsucht nach dem Genusse des Abendmahls in zweierlei Gestalt. Um dieses Verlangen zu erfüllen, galt es aber die größte Vorsicht anzuwenden, und es konnte nicht anders geschehen, als während der Abwesenheit des Kurfürsten. Ihr Bruder Christian von Dänemark, der sich am Hofe seines Schwagers aufhielt, übermittelte ihren heißen Wunsch dem Reformator, und Luther sandte einen vertrauten Geistlichen nach Berlin. Die Abwesenheit Joachims auf mehrere Tage, gelegentlich großer Jagden, begünstigte das Vorhaben der Königstochter; der evangelische Geistliche wurde in das Schloß zu Cölln an der Spree und in die Gemächer der Herrin eingelassen. Umgeben noch von allen Symbolen des alten Glaubens empfing hier die Kurfürstin und mit ihr der König von Dänemärk das Abendmahl nach evangelischer Weise. Wie gut aber auch Elisabeth ihr Geheimnis gewahrt zu haben glaubte, wie sehr ihr baran gelegen sein mußte, die heimliche Abenb-mahlsfeier nicht zur Kenntnis des Kurfürsten gebracht zu seheu, der Vorgang hatte bennoch eine Zeugin gehabt, und zwar in ihrer eigenen neunzehnjährigen Tochter Elisabeth, der Gemahlin des Herzogs von Braunschweig , welche zum Besuche der Eltern nach Cölln gekommen *) Joachim I. war seit 1502 mit Elisabeth, der Tochter König Johanns Ii. von Dänemark und seiner Gemahlin Christiana von Sachsen, vermählt Joachim, entzückt von der Schönheit und Aninnt seiner Auserwählten, freute sich bei dem großen Turnier zu Neuruppin, wo alle Edlen des Landes mit Weibern und Töchtern sich versammelt hatten, zu hören, daß die vornehmste Frau des Landes, die Kurfürstin, auch für die schönste gehalten werde. Mehrere Jahre lang dauerte des Kurfürsten Entzücken und seine Liebe; noch'_etnige Jahre lang schätzte sich Elisabeth, die fröhliche Mutter von vier Kiudein, ein glückliches Weib zu heißen — dann begann ihr Stern zu sinken. Der Kurfürst war wankelmütigen Sinnes, nur zu bald hatte er die schöne und tugendhafte Gattin vergessen. Elisabeth trug still, verborgen und klagelos, was ihr auferlegt war. Sie war ernsten Sinnes, ihr Wesen mehr auf das Innerliche gerichtet, und da man sie am Hofe, dem schlimmen Beispiel ihres Gatten folgend, übersah, so zog sie sich immer mehr von demselben und von jeder geräuschvollen Lustbarkeit zurück.

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 115

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und der Hohenstaufen. 115 auch von der staufischen, als rechtmäßiger König anerkannt. Die Tochter Philipps, Beatrix, bat den König um Bestrafung der Mörder ihres Vaters. Dieser gemährte ihre Bitte. Otto von Wittelsbach ereilte die volle Strafe, er wurde geächtet und für vogelfrei erklärt. Nirgends fand er eine Ruhestätte mehr, keine Stadt, keine Burg, kein Hof öffnete sich ihm, seine Güter wurden verwüstet, sein Stammschloß Wittelsbach niedergerissen und an dessen Stelle der Jungfrau Maria zu Ehren eine Kirche erbaut. Endlich wurde auch der Schlupfwinkel Ottos entdeckt. Er hatte sich in einem Hofe der Mönche von Ebrach bei Regensburg nach langem Umherirren versteckt. Die Rächer Philipps zogen heran, umstellten den Hof, fielen über Otto her und stachen ihn nieder. Das abgeschnittene Haupt des Geächteten wurde in die Donau geworfen, der Leichnam blieb unbestattet liegen, bis die Mönche vom Papst die Erlaubnis erhielten, ihn zu beerdigeu. 3. Otto It. als Alleinherrscher. König Otto Iv. verlobte sich im Mai 1209 anf dem Reichstag zu Würzburg mit der elfjährigen Beatrix. Durch diese Verlobung eines Welfen mit der Staufiu konnte nun endlich ein langer Kampf zwischen diesen beiden Fürstenhäusern beendigt werden. Da die Braut noch zu jung war, so mußte die Vermählung noch auf einige Jahre hinausgeschoben werden. Beatrix wurde unter königlichem Geleite nach Braunschweig geführt, um an dem Hofe des Pfalzgrafen Heinrich, der Ottos Bruder war und eine Staufin zur Gemahlin gehabt hatte, eine sichere Stätte zu haben. Otto selbst zog im Sommer des Jahres 1209 nach Italien, iint sich die Kaiserkrone zu holen. Er wurde auch von Innocenz Iii. in der Peterskirche gekrönt. Aber bald hielt er nicht, was er früher dem Papste versprochen hatte. Er suchte die Macht des Kaisers in Italien wieder herzustellen, rückte deshalb in Unteritalien ein, unterwarf sich dasselbe und traf Anstalten, nach Sizilien überzusetzen, um dem jungen Staufer Friedrich sein Normannenreich zu entreißen. Da erhielt Otto die Nachricht, daß Innocenz den Bannfluch über ihn und seine Anhänger ausgesprochen habe und daß in Deutschland viele Fürsten von ihm abgefallen seien. Die Gegner Ottos hatten auf Wunsch des Papstes 1211 in Nürnberg Friedrich, den Sohn Kaisers Heinrich Vi., zuin König gewählt. Auf solche Nachrichten hin erschien Otto 1212 wieder in Deutschland, suchte seine Anhänger in der Treue zu befestigen, und um sich namentlich die Freunde der Staufer zu erhalten, vermählte 8*

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 121

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und der Hohenstaufen. 121 Zusammenstellung -er Merkstoffe. 1096-1270. Kreuzzüge. 1100. Königreich Jerusalem gegründet. 1138—1254. Hohenstaufische Kaiser. 1152—1190. Friedrich l. Rotbart. 1268. Konradins Tod. Untergang der Hohenstaufen. Anhang: Girre mittelalterliche Heerfahrt. 1. Der Kriegsherr. Der König war von Rechts wegen oberster Kriegsherr; jeder Reichsfürst, der auf dem Reichstage anwesend war, mußte ihm schwören, das Gesetz nicht zu übertreten, nicht von der gebotenen Heerfahrt zurückzubleiben, aber er war doch an den Willen der Fürsten gebunden. Während er früher nach seinem Belieben eine Heerfahrt hatte ansagen können, hing es fortan von der Gesamtheit der Fürsten ab, ob dieselbe unternommen werden sollte oder nicht. Bewilligten die Fürsten die Heerfahrt, so wurde vom König nur die Anzahl der zu,stellenden Mannen bestimmt, weigerten sie sich dagegen, so standen ihm nur diejenigen Ritter zur Verfügung, die von ihm unmittelbar abhängig waren. Jede Heerfahrt mußte vorher feierlich angekündigt, die.vorbereitungszeit hinlänglich bemessen, die Romfahrt des Kaisers Jahr und Tag, andere Heerfahrten sechs Wochen vorher angesagt rotfden. Boten gingen durch das Land, um sie allgemein auszurufen; durch Briefe erhielten die Lehensträger und die Vorsteher der Städte, die Truppen zu stellen hatten, Befehl, sich zu rüsten und zu bestimmter Zeit aus dem Sammelplatz sich einzufinden, und die Ungehorsamen wurden mit strenger Strafe bedroht; aber nur im äußersten Notfall, wenn der König der einstimmigen Zustimmung der Fürsten gewiß war, ward es ihm möglich, die Säumigen zu bestrafen. 2. Die Beschaffenheit des Heeres. So erschienen neben den ritterlichen Mannen die Fußtruppeu, an Zahl ihnen weit überlegen, mit Bogen und Armbrust, Schleuder und Lanze ausgerüstet und zum Teil zum Kriege gezwungen; angeworbene Soldtruppen, die aus dem Kriege ein Handwerk machten, Zucht, Erfahrung und Geschicklichkeit in höherem Maße besaßen als die nur gelegentlich aufgebotenen Bürger und Lehensleute; außerdem kamen abenteuerliche Ritter, jüngere Söhne edler Geschlechter, die imr ein geringes Erbe erwarten konnten, sich aber bei Plünderungen zu bereichern, vielleicht im eroberten Lande ein einträgliches Lehen zu gewinnen hofften. Ihnen galt die Religion wenig, selbst wenn es ins gelobte Land ging. „Der eine zog aus Abenteuerlust aus, der andere mit zu tjostieren, der dritte um die Welt zu sehen, der vierte, um seine Geliebte zu ehren, der fünfte, Gott zu dienen, der sechste, um des Herrn willen zu leiden, der siebente, um seiner Armseligkeit daheim zu entgehen und Geld und Gut zu erwerben, der achte zum Zeitvertreib, der neunte endlich aus Ehrgeiz.'^ Neben den abenteuernden Rittern strömten auch alte erfahrene Kriegsknechte herbei, die für Lohn jedem dienten, der sie bezahlte; Tollköpfe, verwegene Draufgänger, mit Streitäxten, Messern, Keulen, Hellebarden, oft auch nur mit hölzernen Spießen

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 81

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und fränkischen Kaiser. 81 Herzöge, Grafen und Herren geleitet, zur Pfalz zurück. Es folgte das festliche Krönungsmahl, bei welchem die Herzöge nach hergebrachter Sitte dem neuen König dienten. Spiele und Lustbarkeiten beschlossen den großen Tag. — Auf seinem Königsritt durch das Reich, den er nach der Krönung unternahm, zeigte Konrad, daß er das Schwert nicht umsonst führte, sondern überall den Frieden schützte und für des Reiches Sicherheit und Einheit sorgte. Auch die römische Kaiserkrone erhielt er später in Rom. 2. Herzog Ernst von Schwaben. Konrad hatte mit dem Burgunderkönig Rudolf einen Vertrag geschlossen, wonach ihm oder seinem Sohne, falls Rudolf kinderlos sterben würde, das Königreich Burgund zufallen sollte. Dadurch geriet er mit seinem Stiefsohn, dem Herzog Ernst von Schwaben, in Streit, welcher als Neffe des Burgunderkönigs Ansprüche auf dieses Reich zu haben glaubte. Im Bunde mit dem französischen König griff Herzog Ernst zu den Waffen, beide wurden aber besiegt. Ernst unterwarf sich und wurde aus die Festung Giebichenstein bei Halle gebracht. Aus Fürbitte seiner Mutter Gisela, der Gemahlin Konrads, wurde Herzog Ernst nach zwei Jahren aus der Haft entlassen, und Konrad war auf dem Reichstag zu Ingelheim bereit, ihm das Herzogtum Schwaben zurückzugeben, wenn er seinen treuesten Freund und Waffengenossen, den Grasen Werner von Kiburg, der sich gegen den Kaiser mit empört hatte, bekriegen helfe. Zu einer solchen Treulosigkeit konnte sich jedoch Ernst nicht verstehen und verließ mit einigen seiner Anhänger trotzig den Hof. Nun war des Kaisers Nachsicht erschöpft, er belegte ihn mit der Reichsacht, ließ durch die Bischöfe den Bann über ihn anssprechen und übertrug Schwaben dessen jüngerem Bruder. Der Dichter Uhland schildert uns diese Ächtung und Bannung wie folgt: Mit reiner Hand erheb' ich dieses Schwert Und spreche so den Spruch der Reichesacht: Aus kaiserlicher Macht und nach dem Schluß Der Fürsten steh' ich und erkläre dich, Vormals der Schwaben Herzog, Ernst den Zweiten, Als Feind des Reichs, als offenbaren Ächter: Vom Frieden setz' ich dich in den Unfrieden, Dein Lehen teil' ich hin, woher es rührt, Dein eigen Gut gestatt' ich deinen Erben, Erlaube münniglich dein Leib und Leben, Dein Fleisch geb' ich dem Tier im Walde preis, Dem Vogel in der Luft, dem Fisch im Wasser. Ich weise dich hinaus in die vier Straßen Roßbach, Hülfsbuch rc. />

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 152

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
152 Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I. Teilen beide gleich, io ist die Minne da. Kann jedoch nicht Teilung sein, So vermag's ein Herz alleine nicht zu tragen: darum sollst du mir helfen, Herrin mein! Weib o-er Frau? „Weib" muß stets der Frauen höchster Name sein, Der mehr als „Frau" sie, dünkt mich, ziert und kleidet. Wenn etwa eine meint, es klinge Weib nicht fein, Die höre diesen Sang, eh' sie entscheidet. Unweiber giebt's bei Frauen auch, Unter Weibern giebt es keine. Weibes Name, Weibes Brauch Ist voll Zartheit und voll Reine. Ist oft Frauen nicht zu traun, Alle Weiber sind doch Frau'n. Zweifellob, das höhnet Wie oft der Name Fraue; Weib ist ein Wort, das alle krönet. Während der schrecklichen Jahre, die durch Philipps und Ottos Thronkämpfe über das Reich hereinbrachen, schlug Walthers Herz warm für das Vaterland, und er empfand die traurigen Folgen der inneren Zerrissenheit und die Schmach der damaligen Politik des päpstlichen Stuhles, freimütig tadelte er alle Schäden und Nachteile, welche durch den Wankelmut der deutschen Fürsten über Land und Volk hereinbrachen. Deutschlands Ehre. Lande hab' ich viel gesehn, 1 Von der Elbe bis zum Rhein Nach den besten blickt' ich allerwärts: | Und zurück bis an der Ungern Land, Übel möge mir geschehn, Da mögen wohl die besten sein, Wenn sich je bereden ließ mein Herz, Die ich irgend aus der Erde fand. Daß ihm wohl gefalle ! Weiß ich recht zu schauen Fremder Lande Brauch: i Schönheit, Huld und Zier, Wenn ich lügen wollte, lohnte mir es ; Hilf mir Gott, so schwör' ich, auch? sie sind besser hier Deutsche Zucht geht über alle! Als der andern Länder Frauen. Züchtig ist der deutsche Mann; Deutsche Frau'n sind engelschön und rein, Thöricht, wer sie schelten kann; Anders wahrlich mag es nimmer sein! Zucht und reine Minne, Wer die sucht und liebt. Komm' in unser Land, wo es noch beide giebt. Lebt ich lange nur darinne!

10. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 155

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 155 Gitte um Hülfe im Kampfe 1. Sein Rat und bösen Fleisches Gier, Herr, haben uns entfremdet dir, Da beide dir zu trotzig fast, Doch du Macht über beide hast, So thu's zu Ehr' dem Namen dein, Hilf, daß wir mit dir Sieger sei’n. Es gebe deine kräft'ge Hand Uns starken, stäten Widerstand, 2. Der deinen Namen ehret Und auch dein Lob vermehret. Dadurch wird er entehret, Der uns da Sünde lehret, 3. Und der zur Sündenlust uns jagt. Vor deiner Kraft die seine zagt, Drum sei dir ewig Lob gesagt Und auch der reinen, süßen Magd, Die uns zur Welt den Sohn gebracht, Der ihr zum Kind so wohl behagt. 4. Magd und Mutter, schaue des Christenvolkes Not! | gegen Teufel und Zünde. Du blüh'nder Stab Aaronis, ausgeh'ndes Morgenrot, Ezechielens Pforte, die stets verschlossen stand, Durch die der Ehrenkönig nur Ein- und Ausgang fand. So wie die Sonne scheinet durch ganzes Glas, gebar Auch Christum einst die Reine uns, diezmagd und Mutter war. Bitte um Gnad und Trost. Wir bitten im Vereine Wohl Mutter nun und Kind, Den Guten und die Reine, Daß sie uns gnädig sind: Denn ohne sie kann keiner Hier oder dort gedeih'n, Und widerspricht dem einer, Der muß ein Thor nur sein. Walther hielt bei dem Welfen Otto Iv. aus, so lange er ihn als rechtmäßigen Herrn betrachten konnte; erst als Otto geschlagen und verlassen in Braunschweig seine letzten Tage in .ohnmächtigem Trotze verbrachte, wandte sich auch Walther dem neuaufsteigenden Sterne zu, dem die Herzen der deutschen Patrioten mit freudiger Erwartung entgegen schlugen. Walthers Dienste waren von Otto schlecht gelohnt worden, er befand sich in bitterer Not. Erst die Thronbesteigung Friedrichs Ii. linderte des Sängers Not. Zwei Sprüche sind erhalten. In dringendster Sprache wendet er sich an den Kaiser: „laßt euch erbarmen! seht, wie bei reicher Kunst man so mich läßt verarmen! bei eignend Feuer gern wollt' ich erwärmen! Im andern heißt es: „Ich hab' mein Lehn, o alle Welt! ich hab' mein Lehn? Der edle König, der milde König hat mich beraten! Zu lange bin ich arm gewesen; zu sehr war mein Gesang des Unmuts voll. Nun hat der gütige König ihn wieder frei gemacht." Walther vergalt dem Kaiser mit Treue und wirkte für denselben mit allen ihm zu Gebote stehenden Kräften. Als Friedrich zur Kreuzfahrt rüstete, forderte Walther in einem „Kreuzlied" zur Teilnahme auf, und man hat deshalb vermutet, daß er die Pilgerfahrt mitmachte.
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TM Hauptwörter (200)200

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