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1. Für Seminare - S. uncounted

1912 - Breslau : Hirt
Canon des Colorado-Flusses in Arizona, von O'neill's Point aus gesehen. Das Colorado-Tafelland ist durch die ausnagende Kraft der fließenden Gewässer bis 1800 m tief zerfurcht. Das geschah hauptsächlich in der wasserreichen Eiszeit der Erde, als der Mensch schon lebte. An der Oberfläche wurde es durch die Verwitterung in abgestumpfte Pyramiden aufgelöst, die von mächtigen Schutt- Halden umgeben sind. Die Schlucht durchschneidet oben Muschelkalk- und Buntsandsteinschichten und reicht bis zu den ältesten Gesteinen hinab.

2. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 111

1911 - Breslau : Hirt
Über den Kamm des Kara-korum. — Die Entdeckung der Jndusquelle. Iii Kessel, den auf allen Seiten prächtige Berge umgeben, ein echter „Meidan", wie die Turkestaner ein solches Tal nennen. Im Norden erheben die Berge zwischen Kara- kasch und Jurnn-kasch ihre hohen Zacken, und im Süden zieht sich der Kara-korum immer weiter von unserer Bahn hin. Über die Ebene eilen Antilopen in leichten, flüchtigen Sprüngen; sie stehen regungslos da, um uns zu betrachten, aber sobald wir uns nähern, springen sie fort, wie vou einer Stahlfeder emporgeschnellt, und verschwinden bald in der Ferne. Ein vor uns liegender Bergvorsprung erschien uns als ein passendes Ziel, wo Wasser zu finden sein mußte. Aber die Stunden vergingen, und er schien noch ebenso fern. Ein sterbendes Pferd hielt mich auf; es war unbepackt, aber dennoch zusammen- gebrochen. Ich empfand großes Mitleid mit ihm und bedauerte, daß es uns nicht weiter begleiten konnte. So blieb ich denn bei ihn:, um ihm noch eine Weile Ge- sellschast zu leisten, aber der Tag ging hin, und die beiden Männer, die sich mit ihm beschäftigten, erhielten Befehl, es zu erstechen, wenn es nicht mehr mitkommen könne. Meine Ladakis fanden es ebenfalls grausam, ein noch lebendes Pferd zu verlassen; sein Todeskampf konnte ja noch stundenlang dauern und seine letzten Augenblicke entsetzlich werden, wenn Wölfe es aufspürten. Es war ein großes, schwarzes Jarkent- pferd und erhielt abends sein Kreuz auf der Liste. In der Ferne sah man die schwarze Linie der Karawane sich nach einer Schlucht zwischen den Hügeln hinbewegen, wo ein schwacher grünlicher Schimmer auf Gras schließen ließ. Eine Weile darauf zog sie aber wieder hinunter und verschwand im Gelände; augenscheinlich hatte es auch dort kein Wasser gegeben. Wieder verfloß eine ziemliche Weile, bis wir weit draußen auf der Ebene im Westen kleine schwarze Punkte und Linien erblickten, ohne entscheiden zu können, ob es Wildesel oder unsere eigenen seien. Der Feldstecher reichte dazu nicht aus. Am Fuß eiues Bergstockes im Westen glänzte ein Bach wie Silber, aber bis dorthin war es weit, und alle Ent- fernungen waren so groß, daß die Luftspiegelung irreführte und das, was man für eine Karawaue hielt, ebensogut der auf einer Erosionsterrasse liegende Schatten sein konnte. Die guten Augen Roberts aber entdeckten am Fuß des Berges deu Rauch eiues Signalfeuers. Die Karawane war also angelangt und hatte Lager geschlagen, und nach einem Ritt von noch einer Stunde quer über die Ebene waren wir wieder mit ihr vereinigt. Wir befanden uns hier in einer Gegend, die zu dem herrenlosen Gebiete Aksai- tschin in Nordwesttibet gehört. Oder sage mir einer, welcher Macht dieses Land gehorcht? Erhebt der Maharadscha von Kaschmir Anspruch darauf oder der Dalai- Lama, oder ist es ein Teil von Chinesisch-Tnrkestan? Ans den Karten sind keine Grenzen angegeben und nach Steinmalen sucht man vergebens. Die Wildesel, die Mks und die schnellfüßigen Antilopen sind keinen: Herrn Untertan und die Winde des Himmels kümmern sich nicht um irdische Grenzsteine. Von hier aus konnte ich also ostwärts ziehen, ohne den Wünschen der englischen Regierung zuuahezutreteu, und die Chinesen verzeihen es mir gewiß, daß ich von ihrem Passe gar keinen Ge- brauch machte. Die fernen Gebirge im Norden, die sich eben noch in rosigen Farben wie die Häuserreihen einer Riesenstadt am Himmel abzeichneten, erblaßten im grauen Licht der Dämmerung, und das großartige Relief wurde zerstört, als eiue neue Nacht ihre duukleu Schwingen über die Erde senkte. Eine Flöte klang leise und melodisch zwischen den Zelten, und ihre Töne lockten unsere müden Wanderer zur Ruhe.

3. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 164

1911 - Breslau : Hirt
f 164 B. Zur Länderkunde. In solcher Weise verläuft das Leben einer Buschmannfamilie. Hauptsächlich wird gesammelt, die Jagd spielt heutzutage nicht mehr die Hauptrolle wie früher. Ist ein Gebiet abgesucht, so wird ein neues Standlager bezogen, bis der manchmal mehrere deutsche Quadratmeilen umfassende Familiendistrikt abgesucht ist. Das Leben des Buschmanns ist hart genug, aber er ist froh, wenn er immerhin imstande ist, unter Entbehrungen, hungernd und durstend, sein Leben zu fristen. Es gibt aber auch viel schlimmere Zeiten für ihn. Nehmen wir einmal an — und das ist nicht so selten der Fall —, daß die Regen am Ende des Jahres ausbleiben. Die Melonen sind zu Ende, die Knollen geschrumpft, saftlos, der Saugbrunnen versagt. Was tuu? Drei, vier, fünf stramme Marschtage trennen die Familie von jedem Wasser. Aber selbst der Buschmann kann nicht mehr aushalten. Schon sind sie alle erschöpft, abgemagert, der Magen knurrt, die Kehle brennt. Es gibt nur die eine Mög- lichkeit, Tod oder Durchbruch zum nächsten Wasser. Man läßt alles irgendwie Ent- behrliche zurück, Hausgeräte, Felle, und vorwärts geht's, so schnell jeder kann. Nackts wird gerastet, am Tage marschiert. Zuweilen findet man noch eine Knolle, eine Wurzel, eine letzte, saftlose Melone. Man sammelt die Kerne der reifen Melonen und röstet sie abends im Feuer. Man röstet die Sandalen, klopft sie, röstet sie und klopft sie von neuem, bis sie mürbe genug sind, dann werden sie gegessen. Ebenso behandelt man die alten, stinkenden Häute, und selbst die Ledermäntel folgen stückweise nach. Vielleicht rettet der Fund eines Nestes mit Straußeueiern der Familie das Leben. Wehe dem Kind, wehe dem Greis, wehe dem Kranken, die ans Hunger, Durst und Schwäche zurückbleiben! Niemand kümmert sich um sie, rettungslos sind sie verloren, verschollen, aber nicht vergessen. Im Bogen umgeht der Überlebende in Zukunft die Stätte des Jammers. Er fürchtet die Geister der nnbestatteten Toten. Am dritten, vierten, fünften Tage wird endlich das Wasser erreicht. Man muß sie gesehen haben, diese abgezehrten, schwankenden Gestalten, hohläugig, mit ein- gefallenen Gesichtern, fleischlosen Gliedern und skeleltartigem Brustkorb, der aus- fallend absticht gegen den dicken, runzligen, schlaffen und doch aufgetriebenen Bauch, der in der Not mit unverdaulicher Kost gefüllt wurde. Sie steigen in das Brunnenloch hinab, sie trinken und trinken. Andre schleppen sich hinterher. Mit dem Verlust einiger, unter Umständen zahlreicher Köpfe erreicht die Horde das Wasser. Das Leben ist zunächst gerettet, aber Not und Elend enden nicht. Das Feld ist vielleicht arm an Nahrung, abgesucht von zahlreichen Familien, wildarm, obwohl sich das Wild in dieser Jahreszeit, wie die Menschen, ans Wasser drängt. An den Sumpf- und Flußgebieten geraten die Buschmänner aber in die Hände der Neger, werden ihrer Habseligkeiten beraubt und zu Frondiensten herangezogen. Kurz, das Ende der Trockenzeit ist die schlimmste Zeit im Jahre. Die Regen erst bringen Er- lösung. Jubelnd zieht man wieder hinaus ins Sandfeld. Allein, oft genug bleiben die Regen aus. Statt Ende Noveniber fallen sie viel- leicht erst im Februar oder gar im März, wie z. B. im Jahre 1892/93. Tann erreicht die Not erst den Gipfel und lichtet in erschreckender Weise die Reihen der bereits durch Hunger ermatteten, verkommenden Häuflein. Man begreift kaum, wovon dann überhaupt die Bufchmäuner leben, wie sie es fertigbekommen, ihr elendes Dasein zu fristen.

4. Die Alpen und Süddeutschland - S. 38

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 38 — daß derselbe Steinblock im Verlaufe seiner Wanderung mehrmals zum Kopfe einer Eissäule wird. Die Gletschertische liefern uns also einen augenfälligen Beweis dafür, wie sehr die Oberfläche eines Gletschers durch Verdunstung und Abschmelzen erniedrigt wird. Ein andres Zeugnis können uns die Moränen- wälle geben. Betrachtet man einen solchen Rücken, so ist man geneigt zu glauben, daß er gauz aus Gesteinsmassen bestehe. Entfernt man aber einige lose Blöcke, so stößt man gleich auf Eis und wird gewahr, daß der Wall ein Eisrücken ist, den eine dünne Lage von Gesteinstrümmern bedeckt, durch die er vor dem Ab- schmelzen bewahrt geblieben ist. e. Gletscherwanderungen. Wer in den höheren Gebieten der Alpen reist, ist nicht selten genötigt, einen Gletscher qner zu überschreite!: oder längere Strecken aufwärts oder abwärts auf seinem Rücken zu wandern. Eine solche Gletscherwanderuug ist wegen der vielen Spalten stets mit Gefahren verknüpft. Kann man die Spalten nicht überspringen, so muß man sie zu umgehen suchen. Bei Schneefällen überwölben sie sich häufig mit einer Schneedecke, die durch Austaueu und Wiedergefrieren mitunter so fest wird, daß man darüber hinwegschreiten kann. Nicht selten aber bricht sie unter dem Fuße zusammen, und der Wanderer, der keine Ahnung vou dem Vorhandensein der Spalte hatte, stürzt in die Tiefe hinab. Touristen nehmen desbalb bei Gletscherwanderungen meist einen Führer mit, der die Örtlichkeiten genau kennt und mit seinem spitzen Bergstocke jede Stelle, auf die der Fuß gesetzt wird, genau untersucht. Sie gehen dann wohl in einer Ent- fernnng von etwa 6 Schritt hintereinander her, nachdem sie sich vorher mit einem Strick aneinander gebunden habeu. Bricht nun doch einer ein, so wird er durch das Seil gehalten und wieder herausgezogen. Ein Hinabfallen in Gletscherspalten ist gar keine seltene Erscheinung. „Der Tod, dem solche Unglücklichen verfallen, pflegt ein besonders schrecklicher zu sein. Festgeklammert in der eisigeu Tiefe, mit gebrochenen Gliedmaßen, liegt der Hinabgestürzte, oft ohne sich nur bewegen zu können, bis vielleicht erst nach Stunden und Tagen die vereinte Macht des Hungers und der Kälte seine Qualen endet. Es ist geschehen, daß die Gefährten des Unglücklichen von der Oberfläche des Gletschers aus noch stundenlang zu ihm hinunter- sprachen, ihm Seil und Beil hinabließen, ihn schon gerettet glaubten, daß dann aber das Seil riß oder im letzten Augenblicke die Kräfte den Erschöpften verließen. — Wundern gleich vereinzelt stehen dagegen die Beispiele der Rettung, wie eine solche, und eine der merkwürdigsten überhaupt, vor mehr als 100 Jahren am Grindelwaldgletscher geglückt ist. Dort führte am 7. Juli 1787 Christian Bohrer, ein Bewohner des Dorfes Grindelwald, seine Schafherde über den Gletscher, als er am oberen Rande desselben plötzlich ausglitt und in einer überfchneiten Spalte mehr als 100 rn tief verschwand. Der ungeheure Fall hatte ihm das Bewußtsein geraubt. Als er nach langer Betäubung erwachte, fand der Verunglückte sich in völliger Finsternis, auf dem Felsengrunde des Gletschers. Neben ihm rauschte ein Wasser, zugleich fühlte er, daß sein linker Arm gebrochen und die rechte Schnlter verrenkt war. Dennoch sann er auf Rettung. Kriechend, auf wunden Knieen dem Laufe des Gletscherbaches folgend, oft von dem überhängenden Eise in diesen selbst

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 153

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 153 Sinken -es Reiches. Ich selber erblickte vor Zeiten den Tag, Da unser Lob gemein war allen Zungen. Wo uns ein Land in der Nähe nur lag, Da bat es um Sühne, sonst war es bezwungen. Wie haben wir damals nach Ehre gerungen! Da rieten die Alten und thaten die Jungen. Jetzt da die Richter bestechlich sind, (Die Lösung fehlt, das Rätsel ist blind,) Was soll es da geben? Sprich, Meister, geschwind! Ihr Fürsten, adelt euer Herz durch reine Güte! Seid gegen Freunde sanft, vor Feinden traget Hochgemute, Stärkt das Recht und danket Gott der großen Ehren, Daß Gut und Blut so mancher muß zu euren Diensten kehren. Seid mild, friedfertig, laßt euch stets in Würde schauen, So loben euch die reinen, süßen Frauen. Scham, Treue, Milde, Zucht sollt ihr mit Freuden tragen, Minnet Gott und schaffet Recht, wenn Arme klagen; Glaubt nicht, was euch die Lügenbolde sagen, Folgt gutem Rat, so dürft ihr auf das Himmelreich vertrauen. Ich bin des-milden Landgrafen Ingesinde; Ich halt' es so, daß man mich immer bei den Besten finde. Die andern Fürsten alle sind wohl mild; jedoch So stäte sind fie's nicht; er war es einst und ist es noch! Drnm kann er besser als die andern mild gebaren, Er ist in Launenwechsel unerfahren. Wer heuer prunkt und ist doch übers Jahr so karg als je, Des Lob ergrünt und salbet wieder gleich dem Klee. Thüringens Blume scheinet durch den Schnee: Lenz und Winter blüht sein Lob wie in den ersten Jahren. Der Verfall der Zucht unter der Jugend ging Walther ebenfalls zu Herzen, deshalb läßt er seine Stimme erschallen: Erziehung. An die Fürsten. An Landgraf Hermann. Nimmer wird's gelingen, Zucht mit Ruten zwingen: Hütet eurer Zungen! Das geziemt den Jungen. Schiebt den Riegel vor die Thür, Laßt kein böses Wort Herfür. Laßt kein böses Wort Herfür, Schiebt den Riegel vor die Thür! Das geziemt den Jungen! Hütet eurer Zungen! Wer zu Ehren kommen mag, Dem gilt Wort so viel als Schlag. Dem gilt Wort so viel als Schlag, Wer zu Ehren kommen mag: Zucht mit Ruten zwingen, Nimmer wird's gelingen.

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 158

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
158 Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I. Die Damen ließen sich zuweilen nicht daran genügen, von den Rittern im allgemeinen Beweise der Liebe zu verlangen, sie forderten auch im besondern diese oder jene That des Gehorsams als Probe der Geduld der Männer. Dabei ließen sich die Frauen oft bis zur Launenhaftigkeit fortreißen. Die Blütejahre des höfischen Lebens sind reich an Äußerungen weiblicher Launen. Nicht übel spottet der Tannhäuser, einer der späteren Lyriker des 13. Jahrhunderts, über diesen weiblichen Übermut. Er sagt: „Bald soll der Schönen ich den Salamander bringen, die Rhone bald in Nürnberg strömen lassen, die Donau dann zum Rhein hinüber zwingen und noch auf meiner Bitt' Erhörung passen. Ja, Dank sei ihr, ihr Nam' ist Gute; sprech' ich ein Ja, so spricht sie Nein, drum stimmen stets wir überein; es blieb zu fern ihr wohl die strenge Rute." Ein anderer der späteren Minnesänger, Herr Steinmar, weiß sich mit ebenso guter Laune über den Eigensinn der Geliebten zu trösten. Er meint, es sei ein altes Märe, ein Minnerlein sei stets ein „marteraere" (— Märtyrer), und nimmt sich vor, fortan den Herbst als Spender von Gänsen, Schweinen, Würsten, Wein und dergl. zu besingen und sich mit Schüssel und Becher in seinem Liebesleid zu trösten. Nur wenige freilich wußten sich so gut über ihr Liebesleid zu erheben, andere seufzten und vollbrachten allerlei Thorheiten und ließen sich dafür von der erwählten Herrin nicht selten verspotten. So der Minnesänger Ulrich von Lichtenstein, ein steirischer Edelmann, der ein langes Leben im Dienste einer Frau zubrachte, die ihn verhöhnte. Eine thörichte Aufgabe nach der andern erfüllte er, um fortwährend verspottet und nie von feiner Thorheit geheilt zu werden. Schon als Edelknabe wählte er sich die Dame seines Herzens, und so liebestoll war er, daß er das Waschwasser trank, das man der Geliebten „über die weißen Händlein gegossen." Mit den Jahren wächst seine Tollheit. Er läßt sich eine allzubreite Oberlippe abschneiden, weil sie seiner Herrin nicht gefällt; er mischt sich unter eine Schar Aussätziger, um auf eine Zusammenkunft mit feiner Herrin zu harren; er läßt sich einen Finger, der ihm bei einem Turnier zu ihrer Ehre verwundet worden war, abhauen, weil sie die Wunde für etwas Unbedeutendes gehalten. Als er ihr den Finger geschmückt in reichem Kästchen zusendet, bricht sie in Verwunderung aus, daß ein verständiger Mensch solche Narrheit thun könne. Und dieser selbe Ulrich hat daheim auf feiner Burg ein eheliches Weib, das ihn liebend empfängt und freundlich pflegt, wenn er einmal von feinen Landfahrten

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 253

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Schlüsse des Mittelalters. 253 oder dem Namen der Heimat wie Böhme, Bayer, Preuße, Sachse, Hesse, Schwabe, oder von Ständen wie König, Kaiser, Fürst, Herzog, Edelmann, Bauer, Psaff, Ritter, Bürger, Schultheiß, Richter, Schreiber u. s. w. Nicht alle Namen blieben bestehen, ältere wurden von neueren verdrängt, ganz fest scheinen die Familiennamen erst im 16. Jahrhundert geworden zu sein. 4. Die Erziehung der Kinder. Mit dem 15. Jahre schloß das Kindesalter. Hart genug scheint das Leben der ritterbürtigen Knaben gewesen zu sein, die frühzeitig das Pferd zu tummeln, die Waffen zu führen gewöhnt wurden. Wenig erfreulich war das Los armer Bauernsöhne, denen man schon im zarten Alter schwere Arbeit in Hof und Feld zumutete. So wird von den Söhnen armer westfälischer Bauern um 1478 berichtet: Ihre Wiege steht in bäuerlicher Hütte. Schon im frühen Kindesalter weiden sie das Vieh. Barfuß schreiten sie auf harter Scholle. Hänfene Kleider decken die zarten Glieder. Grobes Brot mit Gerstensuppe stillt den Hunger. Der Hausrat ist so: keine Betten oder solche aus Stroh und härter als Heu, hartes Seinen und zottiges Tuch als Überzeug. Wenn die Glieder erstarkt sind, das fünfte Jahr zurückgelegt ist, legen sie die Hand an Schwereres, führen den Pflug, den Lastwagen und die Kutsche, reinigen das Getreide, fahren Dünger hinaus und beginnen, was Manneskraft erfordert. Bringt sie das Schicksal auf Schulen, so sagen sie mit leeren Händen den Eltern Lebewohl und mit wunderbarer Regsamkeit, bald arbeitend, bald bettelnd, bald wieder studierend machen sie nicht bloß dieselben Fortschritte wie die Reichen, sondern übertreffen sie sogar. Ein lustiger Anblick ist es, wenn die jungen Knaben zu Frühlings Ansang den Sack auf den Rücken nehmen und von Thür zu Thür in heimischer Mundart singen. Dann wieder nehmen sie runde Körbe, um in Dürfen und Bauernhöfen ringsum Eier zu sammeln. Im Herbst strömen sie auf die Fluren, um hinter den Schnittern her Ähren zu lesen. Den armen Eltern bringen sie alles zu, was sie mit Bettel und Arbeit erworben haben. Daß die Kinder der wohlhabenden Bürger ein besseres Los hatten, als die armen Bauernkinder, versteht sich von selbst. 5. Das Begräbnis. Die Toten trug man in feierlicher Weise zu Grabe. Auf Kirchhöfen, Vornehme auch in Kirchen, fanden sie die letzte irdische Ruhestätte, die man zeitweilig mit einem Leichentuche bedeckte, und auf der man Kerzen anzündete. Der Sitte gemäß wurden am 7. und 30. Tage nach dem Heimgänge, sowie an den alljährlich

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 81

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und fränkischen Kaiser. 81 Herzöge, Grafen und Herren geleitet, zur Pfalz zurück. Es folgte das festliche Krönungsmahl, bei welchem die Herzöge nach hergebrachter Sitte dem neuen König dienten. Spiele und Lustbarkeiten beschlossen den großen Tag. — Auf seinem Königsritt durch das Reich, den er nach der Krönung unternahm, zeigte Konrad, daß er das Schwert nicht umsonst führte, sondern überall den Frieden schützte und für des Reiches Sicherheit und Einheit sorgte. Auch die römische Kaiserkrone erhielt er später in Rom. 2. Herzog Ernst von Schwaben. Konrad hatte mit dem Burgunderkönig Rudolf einen Vertrag geschlossen, wonach ihm oder seinem Sohne, falls Rudolf kinderlos sterben würde, das Königreich Burgund zufallen sollte. Dadurch geriet er mit seinem Stiefsohn, dem Herzog Ernst von Schwaben, in Streit, welcher als Neffe des Burgunderkönigs Ansprüche auf dieses Reich zu haben glaubte. Im Bunde mit dem französischen König griff Herzog Ernst zu den Waffen, beide wurden aber besiegt. Ernst unterwarf sich und wurde aus die Festung Giebichenstein bei Halle gebracht. Aus Fürbitte seiner Mutter Gisela, der Gemahlin Konrads, wurde Herzog Ernst nach zwei Jahren aus der Haft entlassen, und Konrad war auf dem Reichstag zu Ingelheim bereit, ihm das Herzogtum Schwaben zurückzugeben, wenn er seinen treuesten Freund und Waffengenossen, den Grasen Werner von Kiburg, der sich gegen den Kaiser mit empört hatte, bekriegen helfe. Zu einer solchen Treulosigkeit konnte sich jedoch Ernst nicht verstehen und verließ mit einigen seiner Anhänger trotzig den Hof. Nun war des Kaisers Nachsicht erschöpft, er belegte ihn mit der Reichsacht, ließ durch die Bischöfe den Bann über ihn anssprechen und übertrug Schwaben dessen jüngerem Bruder. Der Dichter Uhland schildert uns diese Ächtung und Bannung wie folgt: Mit reiner Hand erheb' ich dieses Schwert Und spreche so den Spruch der Reichesacht: Aus kaiserlicher Macht und nach dem Schluß Der Fürsten steh' ich und erkläre dich, Vormals der Schwaben Herzog, Ernst den Zweiten, Als Feind des Reichs, als offenbaren Ächter: Vom Frieden setz' ich dich in den Unfrieden, Dein Lehen teil' ich hin, woher es rührt, Dein eigen Gut gestatt' ich deinen Erben, Erlaube münniglich dein Leib und Leben, Dein Fleisch geb' ich dem Tier im Walde preis, Dem Vogel in der Luft, dem Fisch im Wasser. Ich weise dich hinaus in die vier Straßen Roßbach, Hülfsbuch rc. />

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 150

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
150 Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I. Frauen und Frühling. Wenn die Blumen aus dem Grase dringen, Gleich als lachten sie hinaus zur Sonne, Des Morgens früh an einem Maientag, Und die kleinen Vögel lieblich singen Ihre schönsten Weisen: Welche Wonne Hat wohl die Welt, die so erfreuen mag? Man glaubt sich halb im Himmelreiche. Wollt ihr hören, was sich dem vergleiche, So sag' ich, was mir wohler doch An meinen Augen öfters that und immer thut, erschau' ich's noch. Denkt, ein edles, schönes Fräulein schreite Wohlbekleidet, wohlbekränzt hernieder, Sich unter Leuten fröhlich zu ergehn, Hochgemut im fürstliche« Geleite, Etwas um sich blickend hin und wieder, Wie Sonne neben Sternen anznsehn: Der Mai mit allen Wundergaben Kanu doch nichts so Wonnigliches haben Als ihr viel minniglicher Leib; Wir lassen alle Blumen stehn und blicken nach dem werten Weib. Nun wohlan, wollt ihr Beweise schauen: Gehn wir zu des Maien Lustbereiche, Der ist mit seinem ganzen Heere da-Schauet ihn und schauet edle Frauen, Was dem andern wohl an Schönheit weiche, Ob ich mir nicht das beffre Teil ersah. Ja, wenn mich einer wählen hieße, Daß ich eines für das andere ließe, Ach, wie sobald entschied ich mich: Herr Mai, ihr müßtet März mir sein, eh’ ich von meiner Herrin wich. Maienwonne. 1. Wollt ihr schauen, was im Maien Wunder man gewahrt? Seht die Pfaffen, seht die Laien, Wieks stolz gebahrt! Ja, er hat Gewalt! Ob er Zauberlist ersonnen? Wo er naht mit seinen Wonnen, Da ist niemand alt! 2. Uns wird alles wohl gelingen! Laßt uns diese Zeit Lustig tanzen, lachen, singen, Nur mit Höflichkeit! Ei, wer wär' nicht froh? Da die Vögelein nun alle Singen mit dem schönsten Schalle, Thäten wir nicht so?

10. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 152

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
152 Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I. Teilen beide gleich, io ist die Minne da. Kann jedoch nicht Teilung sein, So vermag's ein Herz alleine nicht zu tragen: darum sollst du mir helfen, Herrin mein! Weib o-er Frau? „Weib" muß stets der Frauen höchster Name sein, Der mehr als „Frau" sie, dünkt mich, ziert und kleidet. Wenn etwa eine meint, es klinge Weib nicht fein, Die höre diesen Sang, eh' sie entscheidet. Unweiber giebt's bei Frauen auch, Unter Weibern giebt es keine. Weibes Name, Weibes Brauch Ist voll Zartheit und voll Reine. Ist oft Frauen nicht zu traun, Alle Weiber sind doch Frau'n. Zweifellob, das höhnet Wie oft der Name Fraue; Weib ist ein Wort, das alle krönet. Während der schrecklichen Jahre, die durch Philipps und Ottos Thronkämpfe über das Reich hereinbrachen, schlug Walthers Herz warm für das Vaterland, und er empfand die traurigen Folgen der inneren Zerrissenheit und die Schmach der damaligen Politik des päpstlichen Stuhles, freimütig tadelte er alle Schäden und Nachteile, welche durch den Wankelmut der deutschen Fürsten über Land und Volk hereinbrachen. Deutschlands Ehre. Lande hab' ich viel gesehn, 1 Von der Elbe bis zum Rhein Nach den besten blickt' ich allerwärts: | Und zurück bis an der Ungern Land, Übel möge mir geschehn, Da mögen wohl die besten sein, Wenn sich je bereden ließ mein Herz, Die ich irgend aus der Erde fand. Daß ihm wohl gefalle ! Weiß ich recht zu schauen Fremder Lande Brauch: i Schönheit, Huld und Zier, Wenn ich lügen wollte, lohnte mir es ; Hilf mir Gott, so schwör' ich, auch? sie sind besser hier Deutsche Zucht geht über alle! Als der andern Länder Frauen. Züchtig ist der deutsche Mann; Deutsche Frau'n sind engelschön und rein, Thöricht, wer sie schelten kann; Anders wahrlich mag es nimmer sein! Zucht und reine Minne, Wer die sucht und liebt. Komm' in unser Land, wo es noch beide giebt. Lebt ich lange nur darinne!
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