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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Für Seminare - S. 45

1912 - Breslau : Hirt
C. Umformung der Landoberfläche durch äußere Kräfte. 45 Führt der Fluß bis zu seiner Mündung große Sandmengen mit, so entstehen aus diesen häufig in und vor der Flußmündung Sandbänke, sogenannte Barren, die der Schiffahrt den Zugang zur Flußmündung erschweren und weiter zur Haff-, Lagunen- und Strandseebildung führen können. g) Abtragung und Ablagerung in den verschiedenen Abschnitten eines Flnßlanfes. Die Arbeit eines Flusses verteilt sich auf die verschiedenen Abschnitte seines Laufes im allgemeinen in der Weise, daß im Oberlaufe die Erosion, im Unterlaufe die Ablagerung vorwiegt, während in der Zwischen- strecke, dem Mittellaufe, Erosion und Ab lag erung einander ungefähr das Gleichgewicht halten. 4. Die Wirkungen der Gletscher. a) Entstehung der Gletscher. In den Mulden des Hochgebirges oberhalb der Schneegrenze wird der Schnee durch Schmelzen und Wiedergefrieren zu körnigem Firn (Bild 27). Unter dem gewaltigen Drucke der oberen Firnschichten verwan- deln sich die unte- reu in feste, aber immerschmiegsam bleibende Eis- masseu, die sich langsam zu Tal bewegen. Diese Eisströme nennt mau Gletscher (Bild 28). d) Abtragung und Fortführung von Gesteins- trümmern (Mo- rihten). Die Ar- beit der Gletscher besteht zunächst darin,Gesteins- material fort- zuführen und zur Ablage- ruug zu briu- geu. Die Haupt- maffe des beweg- teu Gesteins- schuttes besteht aus den durch Verwitterung ge- lösten Felstrüm- meru, die von den 27. Das Käfertal in den Hohen Tauern. Das kesselartige Talende kann als Typus eines „Talzirkus" gelten. Auf der Rück- wand liegt der Ferner, dessen Abfluß sich durch das einst vom Gletscher erfüllte Trogtal windet. Schutthalden begleiten den Fuß der steilen Felswände.

2. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 23

1911 - Breslau : Hirt
2. Über Bergformen. 23 2. Über Bergformen. Von Prof. vr. Albrecht Penck. (Berlin 1895, Hermann Paetel.) Unendliche Mannigfaltigkeit beherrscht die Gestaltung der Berge und Felsen. Kaum je kehren genau dieselben Formen auf der Erdoberfläche zweimal wieder, kein Berg gleicht genau seinem Nachbarn. Wohl gemahnt das Profil irgendeines Gipfels gelegentlich an das eines anderen; aber gewöhnlich braucht man nur den Standort zu wechseln, um ganz veränderte Umrisse gewahr zu werden. Die Sprache vermag die Fülle einzelner Berggestalten nicht entsprechend wiederzugeben; bald ist der Vorrat an Vergleichen mit geometrischen Körpern, wie mit Pyramiden und Kegeln, oder mit Gebilden der Baukunst, mit Türmen, Wänden und Mauern er- schöpft, und man muß sich dabei doch immer gesteheu, daß deu Bergen gerade das fehlt, was geometrischen Körpern und Gebäuden eigen ist, nämlich die Regelmäßig- feit der Anordnung und die Symmetrie des Aufbaues. Welch gewaltiger Unter- schied in der Gestalt liegt doch zwischen der „kühnen Bergpyramide" eines Matter- Horns und der eines Venedigers! Wo die Sprache nicht ausreicht, tritt die Zeichnung in ihr Recht. Der jüngsten Zeit sind mehrfache Versuche zu danken, durch bildliche Wiedergabe die Gestalten- fülle eines einzigen Gebietes zu veranschaulichen. Aber in bloßen Bilderwerken wird man schwer zur Auffindung von Gesichtspunkten gelangen, die zu einem tieferen Verständnis der Bergformen führen. Hier muß die Beobachtung in der Natur ein- setzen. Mau muß die Kräfte, welche die Erdoberfläche umgestalten, in ihrer Wirk- samkeit verfolgen, man muß die Form des Berges mit seinen: Schichtbau vergleichen — dann erst gewinnt man nicht bloß einen Einblick in die Entstehung der Erhebungen, sondern erlangt auch zugleich eine Art natürlicher Klassifikation derselben. Dieser naturgemäße Weg der Betrachtung ist verhältnismäßig spät betreten worden. Lange Zeit hielt man die Berge gleich der gesamten Erdoberfläche ausschließlich für das Werk gewaltiger Katastrophen, durch welche die Regelmäßigkeit des Aufbaus der Erdkruste gestört und einzelne Schollen derselben wild durcheinander gewürfelt worden seien. Durch solch eine allgemeine Erklärung war die Forschung um so mehr gehemmt, als ihr eine Reihe der hervorragendsten Geologen beipflichtete. Erst vor wenigen Jahrzehnten erschloß die genaue Untersuchung der Gebirge, daß sich die eiuzelnen Berge nicht mit den Massen decken, welche durch die Bewegung der Erdkruste ver- schoben wurden, sondern daß sie lediglich Teile von solchen sind. Bei weitem die meisten Berge stellen Überreste früher zusammenhängender Erhebungen dar; sie sind ans denselben herausgearbeitet. Nicht bloß das Verhältnis zwischen Struktur und Oberfläche lehrt, daß die Berge größtenteils ausgearbeitete oder Skulpturformen sind; auch der Verfolg der an der Erdoberfläche wirkenden Kräfte vergewissert uns davon. In den letzten Jahren hat man mehrfach Verschiebungen der Erdkruste durch Erdbeben wahrgenommen, also Vorgänge, welche, entsprechend älteren Anschauungen, Berge oder Gebirge bilden sollten. So wurde gelegentlich des Erdbebens vom 23. Januar 1855 ein 145 km langer Streifen Landes auf der Nordinsel Neuseelands gehoben; es entstand ein ebenso langer, höchstens 2,7 m hoher Abbruch, also kein ringsum abfallender Berg. Gleiches geschah auf der Südinsel Neuseelands am 1. September 1888. Das große Erdbeben von Japan am 22. Oktober 1891 war ebenfalls von der Erhebung eines Steilrandes,

3. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 133

1911 - Breslau : Hirt
15. Zum Gipfel des Kibo. 133 über der Ebene einzelne Kumuluswolken in der dunstigen Atmosphäre schwammen, vom Widerschein des ziegelroten Steppenbodens an der Unterseite rötlich gefärbt. Das Unterland selbst aber war im Schleier der aufsteigenden Wasserdämpfe nur in undeutlichen Konturen erkennbar. Dagegen blinkte und blitzte über uns der Eishelm des Kibo in scheinbar greisbarer Nähe. Weiter kletternd, trafen wir kurz vor 9 Uhr an einen Absturz zur Linken, der uns einen großartigen Niederblick in das benachbarte, an 900 m tiefe Felstal eröffnete, und folgten seinem Rand, bis wir endlich um 9 Uhr 50 Minuten an der unteren Grenze des geschlossenen Kibo-Eises in 5480m Höhe anlangten. Der Fels setzt an dieser Stelle nicht in die sonst fast allerwärts an der Eisgrenze sichtbaren hellblauen Mauern und Wände von 20 bis 30 in Höhe ab, sondern geht in etwa 20 in Breite ganz allmählich zur Eiskuppe über. Diese aber steigt sofort unter 35° Neigung empor, so daß ihr ohne Eispickel absolut nicht beizukommen ist. Daß die Besteigung des Kibo von hier aus unternommen werden könne, war nun keiue Frage mehr; daß aber weiter oben kein nnbezwingliches Hindernis auftreten würde, und daß unsere Kräfte ausdauern würden, war keineswegs fraglos. Es ist ein großer Unterschied, ob man zu einer solchen Hochgebirgstour von einem Alpen- Hotel auszieht, oder von einem kleinen Zelt ausgeht, nachdem man vorher einen zwei- wöchigen Gewaltmarsch durch ostafrikanische Steppenwildnisse gemacht hat; ob man mit Brot, Schinken, Eiern und Wein verproviantiert ist, oder ob man nur schlechtes Dörrfleisch, kalten Reis und Zitronensänre mit sich führen kann. Von letzter Proviantart versuchten wir mehrmals etwas zu uns zu nehmen, aber die Appetit- losigkeit gebot rasch Einhalt. So suchten wir bald die Schneebrillen hervor, zogen den Schleier über das Ge- sicht und banden uns das Gletscherseil um den Leib. Herr Purtscheller schnürte sich außerdem noch seine Steigeisen an die Füße, während ich mich auf meine gut ver- nagelten und verklammerten Schuhe verlassen mußte. Um -^-11 Uhr begann mit einem ermunternden „Los!" die schwierige Arbeit des Stnfenhauens. In dem glas- harten, im Bruch wasserhell glänzenden Eis erforderte jede Stufe an zwanzig Pickel- hiebe. Langsam ging es an der glatten Wand aufwärts, anfänglich wegen ihrer fürchterlichen Steilheit schräg nach rechts hinauf, dann gerade auf den Gipfel zu. Hier aber senkt sich das Eis in eine breite Mulde ein, welche weiter bergab in jenes Steiltal ausläuft, das wir am Morgen traverfiert hatten, und legte sich eine so be- drohliche Reihe von Schründen und Klüften vor unseren Weg, daß wir befürchteten, von unferm Ziel abgeschnitten zu sein. Purtscheller versuchte die alten Schneebrücken und Eisstege mit dem Pickel; sie hielten, und nach vorsichtigen: Darübergleiten standen wir 12 Uhr 20 Minuten unter der letzten steileren Erhebung des Eishanges in 5700 in Höhe. Hier benannte ich in dankbarer Erinnerung an einen verehrten Freund den überschrittenen ersten Gletscher des Kilimandscharo „Ratzel-Gletscher". Dann wurde sitzend gerastet und wieder ein Eßversnch gemacht, der diesmal besser gelang. Die Wölbung der Eiskuppe, welche vom Plateau aus als die höchste erscheint, hatten wir nun unter uns; vom Tiefland mit seinem Wolkenmeer war nichts mehr zu sehen. Ich spreche immer nur von „Eis", weil der Kibo in diesen Tagen gar keinen Schnee hatte. Was von unten als eine weißglänzende Schneedecke erschienen war, ist die von Wind und Sonne zersetzte Oberfläche des Eismantels, der, durchschnittlich 60—70 in dick, als eiue kompakte Masse den Felshängen des alten Vulkans aufliegt und überall echten Gletschercharakter annimmt, wo er in Bodensenkuugeu sich zungen- förmig talwärts erstreckt. Obwohl die Temperatur nur wenig über 0° C schwankte,

4. Die Alpen und Süddeutschland - S. 65

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 65 — dieser Stelle besonders kräftig über den Boden schleifen und stark erodieren. Mit dieser Anschauung scheint der Umstand in Übereinstimmung zu stehen, daß sich an den Teilen der Alpen, wo die Gletscher mit dem größten Gefälle an den Rand hinabgelangt sein mußten, auch die tiefsten Seen vorfinden, die lombardischen Seen, deren Tiefe 300—400 m betragen mag. Am Ausgange der großen Täler der Schweiz erreichen die Seen eine Tiefe von 200—330 m und am Ausgange der bayrischen und österreichischen Täler nur eine von 100—200 in. Die mitgeteilten Tiefen mögen bei flüchtiger Betrachtung sehr groß erscheinen; im Verhältnis zur Länge der betreffenden Seen aber haben diese Zahlen wenig zu bedeuten, denn es beträgt z. B. beim Comer See die Tiefe nur den 130. Teil, beim Starnberger See nur den 180. Teil, beim Genfer See nur den 230. Teil der Länge, und so sind diese alpinen Randseen im Grunde genommen doch recht flache Mulden." Eine entgegengesetzte Ansicht vertritt der Schweizer Geologe Heim. Wie andere, so bestreitet auch er ganz entschieden, daß den Gletschern eine so gewaltige erodierende Kraft zukomme, daß dadurch große Seebecken ausgehöhlt werden konnten. Auf Grund vieler Beobachtungen und Untersuchungen, auf die wir aber hier nicht eingehen können, nimmt er au, daß das Alpengebirge, nachdem sein Ausbau vollendet war und auch die Täler sich bereits gebildet hatten, nach der ersten Eiszeit als Ganzes wieder gesunken sei, während das Vorland stehen blieb. Infolge dieser Senkung kamen die untern Täler des Gebirges tiefer zu liegen als die vorgelagerten Ebenen, sie verloren ihren Abfluß und füllten sich mit Wasser. Mauche dieser Beckeu sind durch Flußablagernugeu wieder aus- gefüllt worden, während andere sich in ihren untern Teilen erhalten haben. Diese Erhaltung ist mit auf die Gletscher zurückzuführen, die bei ihrem erneuten Vorrücken zur zweiteu und dritten Eiszeit die Seebecken nach und uach ganz ausfüllten und fo vor der Zuschüttung bewahrten. 17. Die Niederschläge. Der Wasserreichtum der Alpen hat seinen Grund in der Menge der Nieder- schlage, die dort stattfinden. Es fällt in ihnen viel mehr Regen und Schnee als z. B. in Mitteldeutschland. Wir wollen jetzt die Ursachen dafür kennen lernen. Das führt uns zunächst auf die Frage, wie Regen und Schnee entstehen. Doch beschränken wir uns bei dieser Erörterung auf das Allerwichtigste, da die eingehende Behandlung des Gegenstandes in die Naturlehre gehört. a. Die Verdunstung. Regen und Schnee sind Wasser, jener in flüssiger, dieser in fester Form. Sie kommen beide aus den Wolken. Wie gelangt nun das Wasser in die Wolken? Um auf diese Frage eine richtige Antwort geben zu können, wollen wir zunächst untersuchen, was aus dem Wasser wird, das als Regen oder Schnee zur Erde niederfällt. Wenn es regnet, fo können wir überall beobachten, wie das Wasser sich in den Vertiefungen des Erdbodens zu Lachen und Pfützen ansammelt. Ist der Regen stark, so laufen kleine Ströme schmutzigen Wassers die Straßen und Fick. I. Band. 5

5. Die Alpen und Süddeutschland - S. 101

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 101 — Bodensee bis zur Salzach. Fast die ganze Osthälfte der Alpen vom Bodensee und dem Etschgebiete an gehört zu Österreich. Die Bevölkerung ist zum größten Teile deutsch und slawisch; kleinere Bezirke gehören dem italienischen Sprach- gebiete an. 2t. Die Gliederung der Alpen. Beschreibung der Hauptzüge. Vorbemerkung. Über die Einteilung der Alpen und die Benennung der einzelnen Züge besteht uuter den Geographen wenig Übereinstimmung. Die ältere, in geographischen Schulbüchern noch meist gebräuchliche Dreiteilung in West-, Mittel- und Ostalpeu berücksichtigt lediglich den äußern Aufbau des Gebirges und scheidet die Züge und Berggruppen nach den tiefsten Bodensenkungen, den Häupttälern und Paßeinschnitten. Als man mehr den innern Bau des Gebirges kennen lernte, suchte man in der Gliederung auch deu geologischen Verhältnissen Rechnung zu tragen und beide Gesichtspunkte, den orographischen und den geologischen, miteinander zu verbinden. Man ist dabei jedoch zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen, und so ist es neuerdings gebräuchlich geworden, den geologischen Befund zum Haupteiuteiluugsgrunde zu nehmen und orographische Gesichtspunkte erst bei der weiteren Gliederung zu berücksichtigen. Auch wir schließen uns im folgenden der neuen Einteilung an. Genaueres über deu geologischeu Ban des Ge- birges enthält das Kapitel über die Entstehung der Alpen. * * * Ihrer Läugenansdehnung nach zerlegt man die Alpen in zwei ziemlich gleich lange Hauptabschnitte, West- und Ostalpen. Die Grenzlinie zwischen beiden geht vom Bodensee das Rheintal aufwärts über den Splügen bis zum Comer See und von da w. bis zum Lago maggiore. Daneben verdient eine zweite Einteilung Berücksichtigung, die das Gebirge uach den Gesteinsarten gliedert, aus denen es zusammengesetzt ist. Man unterscheidet dabei drei Zoueu, eine iuuere und zwei äußere Zonen. Die innere oder Mittelzone, die zumeist die höchsten Teile der Alpen umfaßt, besteht aus deu ältesten Gesteinen der Erde, Granit, Gneis und andern kristallinischen Felsarten. Dieser ganze Zug der Ur- oder Zentralalpen ist an der West- und Nordseite von Gebirgs- massen umgeben, die vorzugsweise aus Kalkgestein besteheu. Das sind die Nördlichen Kalkalpen. Ihnen entsprechen an der Südseite die Südlichen Kalkalpen. Doch finden sie sich nur vom Lago maggiore an ostwärts, während weiter w. das Urgebirge bis an die Lombardische Tiefebene heranreicht. Dieser Umstand ist neben andern geologischen Gründen, auf die wir hier aber uicht eingehen können, mitbestimmend gewesen für die Festlegung der Grenz- linie zwischen West- und Ostalpeu. \. Die N)estalxen. Die Westalpen gliedern sich deutlich wieder iu zwei Hauptabschnitte, einen n. und einen vorwiegend nö. gerichteten Teil. Die Grenze zwischen beiden bilden das tief ins Gebirge einschneidende Tal der Dora Baltea, das nw. gerichtete

6. Die Alpen und Süddeutschland - S. 120

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 120 — Sinken mehrere Schollenstücke nach einer Seite hin zu verschiedener Tiefe ab, so daß treppenförmige Abstufungen entstehen, so spricht man von einem Staffelbruch (Fig. 18). Mitunter kommt es vor, daß ein Stück der Erdrinde stehen bleibt, während das Land ringsum in Stufen absinkt. Es entsteht dann ein allseitiger Staffelbruch. Die nicht Fig. \8. (Einseitiger Staffelbnich. gesunkene Scholle heißt Horst oder Massengebirge (Fig. 19). Ein solcher Horst ist z. B. der Harz. Auch der umgekehrte Fall kann eintreten. Ein Stück der Erdrinde sinkt in die Tiefe, während die Landmassen zu beideu Seiten stehen bleiben und nun als Gebirge emporragen (Fig. 20). Dadurch entsteht ein Senkungsfeld oder eine Senke. Ist das eingebrochene Stück mehr oder weniger rund, so spricht man von einem Kesselbruch,' zieht es sich in die Länge, so heißt es Graben oder Grabenversenkung. Einen solchen Graben bildet z. b. die Oberrheinische Tiefebene mit ihren Seitengebirgen. Alle bisher besprochenen Störungen der Schichtenlagerung sind durch Brüche hervor- gerufen. Eine zweite Art der Störung entsteht durch Biegung oder Knickung der Schichten (Fig. 21).

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 240

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
240 Deutsche Einrichtungen und Zustände vom Ende des Zwischenreiches geschickt, denn am anderen Morgen begann die Schule um fünf Uhr, und der Magister bestrafte die Säumigen hart. Für die erwachsene Jugend aber kamen nun die schönsten Stunden. Da huschte sie aus den Häusern, und Freunde und Freundinnen scharten sich zusammen, um dem freien Platze zuzueilen, wo die Linde stand, die in keiner Stadt, selbst in keinem Dorfe fehlen durfte. Unter ihren schattigen Zweigen versammelten sich die munteren Scharen gar gern zu Spiel, Tanz und Gesang. Eigene Spielplätze waren der Jugend eingeräumt, wo sie während des Sommers ihre lustigen Scherze treiben und in fröhlichen Tanz-reihen dahinhüpfen konnte. Wie die Kinder, so trieben es auch die Erwachsenen; gemeinsam mit ihnen übten sie das Ringschellen, wobei der Ring in eine schnelle, kreisende Bewegung gesetzt wurde. In dem größten Ansehen aber stand das Ballspiel. In süddeutschen Städten wurden schon früh eigne saalartige Häuser gebaut, in denen die Männer das Ballspiel bei jedem Wetter üben konnten. In Norddeutschland wurde in der Regel ein mit Bäumen bepflanzter Weg zum Spiel benutzt. Gesang und Tanz zogen sich wohl an schönen Abenden in die Nacht hinein, doch im allgemeinen endete mit der Dunkelheit das mittelalterliche Straßenleben. Wurde das „Nachtglöcklein" geläutet, dann sollte nach päpstlicher Anordnung jeder drei „Ave Maria" beten, sich nach Hause begeben und das Feuer auf dem Herde auslöschen, auch die Herbergen mußten um diese Zeit geschlossen werden. Unheimlich und ausgestorben sahen die Gassen bei der Dunkelheit aus. Straßenbeleuchtung gab es nicht, noch weniger eigentliche Nachtwächter. Nur hie und da waren an Eckhäusern eiserne Arme angebracht, die Pechfackeln aufnehmen konnten, wenn nächtliche Aufläufe es notwendig machten. Wer spät abends oder nachts die Straßen besuchen mußte, hatte mit der Leuchte zu gehen oder wenigstens mit lauter Stimme zu singen, um sich als einen friedlichen Bürger zu erkennen zu geben. Auch brauchte er das Licht zu seiner eigenen Sicherheit; nur zu oft war er in Gefahr, in ein Loch oder in eine Pfütze zu fallen, über Haufen von Dünger zu stolpern oder mit den Schweinen zusammenzutreffen. Der ruhige Bürger hielt sich zu Hause, aber allerlei Gesindel trieb sich nächtlicherweile umher und machte sich die Finsternis zu nutze und die Straßen unsicher. In manchen Städten mußten die Straßen selbst mit Ketten voneinander abgesperrt werden, um die nächtliche Ruhe zu sichern. Dann zog mit Anbruch der Dunkelheit

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 292

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
292 Deutsche Einrichtungen und Zustände vom Ende des Zwischenreiches schwätz und ihr Geschrei, ihre Sprünge und Prügeleien solch ein Getöse machen, daß die Stube dem Einsturze droht und keiner den andern hört. Und doch glauben sie, so recht angenehm zu leben, und man ist gezwungen, bis in die tiefe Nacht hinein sitzen zu bleiben. Ist endlich der Käse abgetragen, der ihnen nur schmackhaft erscheint, wenn er stinkt oder von Würmern wimmelt, so tritt wieder jener Bärtige auf mit der Speisetafel in der Hand, auf die er mit Kreide einige Kreise und Halbkreise gezeichnet hat. Diese Tafel legt er auf den Tisch hin, still und trüben Gesichtes wie Charon. Die das Geschreibe kennen, legen einer nach dem andern ihr Geld darauf, bis die Tafel voll ist. Dann merkt er diejenigen, die gezahlt haben, und rechnet im stillen nach; fehlt nichts an der Summe, so nickt er mit dem Kopfe. Niemand beschwert sich über eine ungerechte Zeche; wer es thäte, der würd alsbald hören müssen: „Was bist du sür ein Bursche, du zahlst um nichts mehr als die andern!" Wünscht ein von der Reise Ermüdeter gleich nach dem Essen zu Bett zu gehen, so heißt es, er solle warten, bis die übrigen sich niederlegen. Dann wird jedem sein Nest gezeigt, und das ist weiter nichts als ein Bett, denn es ist außer den Betten nichts, was man brauchen könnte, vorhanden. Die Leintücher sind vielleicht vor sechs Monaten zuletzt gewaschen worden. — Was geschieht indes mit den Pferden? sie werden ebenso behandelt wie die Menschen." Vii. Gesellschaftliche Zustande und Anschauungen des scheidenden Millelallers. Zusammenfassender Überblick. Seitdem die Landesherrschaften sich mehr und mehr an Macht entwickelt und das Reich beinahe zur Auflösung gebracht hatten, der Kaiser zu einem bloßen Vorsteher der Reichsgemeinde herabgesunten war, begann zugleich die Absonderung und Abzweigung der Stände in früher unbekannter Weise sich mehr und mehr zu steigern. Noch um 1300 heiratete der arme Edelmann das Kind des reichen Bauern, und auch um 1400 waren die Stände noch nicht kastenartig abgeschlossen. Der Ritter war um jene Zeit in seiner Lebensweise und Lebensanschauung noch nicht sehr von einem wohlhabenden Bauern verschieden. Zwar war es ihm nicht erlaubt, Handel, Handwerk oder gewöhnliche Feldarbeit zu treiben, aber man achtete es nicht für gering, wenn er selbst die Bewirtschaftung seines

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 540

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
540 Deutsche Zustände im Zeitalter Dn die Bildung der höheren Klassen auch im 18. Jahrhundert im Grunde französisch blieb, so mußte jeder, der an sie schrieb, sich auch der französischen Sprache bedienen. So war es fast das ganze Jahrhundert hindurch. In diesen Kreisen waren deutsche Briefe immer noch unmöglich. Natürlich war auch der Briefverkehr der Fürsten und Fürstinnen französisch. Um 1750 aber war das Beispiel der Vornehmen auch noch für viele Leute aus dem Mittelstand maßgebend, oder dieselben hatten, namentlich im südwestlichen Deutschland, eine französische Erziehung genossen, so daß ihnen auch französische Briese geläufig waren. Sobald man in der Litteratur plötzlich einen ganz andern Ton angeschlagen hatte, alsbald spiegelte er sich auch in den Briefen wieder. Die Sturm- und Drangperiode zeitigte auch hier einen eigenartigen Stil. Ein ungestümer Drang giug durch die Menschen. So beginnt ein Brief Kramers an Bürger scherzhaft: „Hund Bürger! nicht Herr Bürger! Du Rabenaas Du! thou whoreson of a Zed! thou unnecessary Letter in the Alphabet! thou Knave! Rascal! und was das allerschlimmste ist, Du certain Monsieur Burger Du! Dasjenige, was aber am meisten Sprache und Ton der Briefe änderte, war der Durchbruch des Gefühlslebens, das mit der Schwärmerei für die Natur begann, wie es sich ja auch in der Litteratur zeigte. Die Natur schafft die Stimmungen der Menschen oder wirkt doch aus sie ein. So schreibt Goethe 1771: „Gestern waren wir den ganzen Tag geritten, die Nacht kam herbei und wir kamen eben aufs Loth-ringsche Gebirg, da die Saar im lieblichen Thale unten vorbeifließt. Wie ich so rechter Hand über die grüne Tiefe hinaussah, und der Fluß in der Dämmerung so graulich und still dahin floß und linker Hand die schwere Finsternis des Buchenwaldes vom Berg über mich herabhing, wie um die dunklen Felsen durchs Gebüsch die leuchtenden Vögelchen still und geheimnisvoll zogen, da wurd's in meinem Herzen so still wie in der Gegend." Die Empfindsamkeit jener Zeit, die schon bei andrer Gelegenheit ermähnt wurde, läßt sich ohne dieses Naturgefühl nicht verstehen. Damals wirkte es vertiefend und anregend. Aber in den sechziger Jahren macht sich ein besondrer Zug in der Natnrschwärmerei geltend, der Mondschein spielt eine Rolle, die Nacht überhaupt, das Unheimliche und Finstere derselben. Das deutet auf Wehmut und Schwermut, und so kommt man zu dem eigentlich Kennzeichnenden der Empfindsamkeit. „Unsere heutigen Mädchen," klagt Wieland in einem Briefe an Sophie von La Roche, „sind, Gott sei's geklagt, säst durchgängig auf Schwermut und Empfindsamkeit gestellt." Die weichliche Lust am Rührenden, die schon der Gellertschen Zeit eigen war, hat sich ungleich gesteigert. Überall empfindet man eine unbestimmte, schmachtende Sehnsucht, eine ewige Wehmut. Man ist des Lebens überdrüssig und wünscht zu sterben. Es ist das Zeitalter, da die Thränen fließen. So wurde denn auch der Brief der willkommene Platz, in Gefühlen und Empfindungen zu schwelgen, aber merkwürdiger Weise mehr bei den Männern als bei den Frauen, deren Briese sich immer noch durch Natürlichkeit auszeichnen. Eine Frau aus dem begüterten gebildeten Kaufmannsstande, Eva König, die spätere Gattin Lessings, mag uns die Frauen des besseren Bürgertums vorstellen. Einer ihrer Briefe beginnt: „Mein lieber Herr Lesfing! Werden Sie nicht böse! daß ich Ihnen schon wieder schreibe. Ich arme Frau! was soll ich machen? In Gesellschaft zu gehen, habe ich heute keine Lust, und meine Bücher habe ich auch noch nicht; die liegen auf der Maut. Morgen soll ich sie erst holen lassen, und doch ist

10. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 115

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und der Hohenstaufen. 115 auch von der staufischen, als rechtmäßiger König anerkannt. Die Tochter Philipps, Beatrix, bat den König um Bestrafung der Mörder ihres Vaters. Dieser gemährte ihre Bitte. Otto von Wittelsbach ereilte die volle Strafe, er wurde geächtet und für vogelfrei erklärt. Nirgends fand er eine Ruhestätte mehr, keine Stadt, keine Burg, kein Hof öffnete sich ihm, seine Güter wurden verwüstet, sein Stammschloß Wittelsbach niedergerissen und an dessen Stelle der Jungfrau Maria zu Ehren eine Kirche erbaut. Endlich wurde auch der Schlupfwinkel Ottos entdeckt. Er hatte sich in einem Hofe der Mönche von Ebrach bei Regensburg nach langem Umherirren versteckt. Die Rächer Philipps zogen heran, umstellten den Hof, fielen über Otto her und stachen ihn nieder. Das abgeschnittene Haupt des Geächteten wurde in die Donau geworfen, der Leichnam blieb unbestattet liegen, bis die Mönche vom Papst die Erlaubnis erhielten, ihn zu beerdigeu. 3. Otto It. als Alleinherrscher. König Otto Iv. verlobte sich im Mai 1209 anf dem Reichstag zu Würzburg mit der elfjährigen Beatrix. Durch diese Verlobung eines Welfen mit der Staufiu konnte nun endlich ein langer Kampf zwischen diesen beiden Fürstenhäusern beendigt werden. Da die Braut noch zu jung war, so mußte die Vermählung noch auf einige Jahre hinausgeschoben werden. Beatrix wurde unter königlichem Geleite nach Braunschweig geführt, um an dem Hofe des Pfalzgrafen Heinrich, der Ottos Bruder war und eine Staufin zur Gemahlin gehabt hatte, eine sichere Stätte zu haben. Otto selbst zog im Sommer des Jahres 1209 nach Italien, iint sich die Kaiserkrone zu holen. Er wurde auch von Innocenz Iii. in der Peterskirche gekrönt. Aber bald hielt er nicht, was er früher dem Papste versprochen hatte. Er suchte die Macht des Kaisers in Italien wieder herzustellen, rückte deshalb in Unteritalien ein, unterwarf sich dasselbe und traf Anstalten, nach Sizilien überzusetzen, um dem jungen Staufer Friedrich sein Normannenreich zu entreißen. Da erhielt Otto die Nachricht, daß Innocenz den Bannfluch über ihn und seine Anhänger ausgesprochen habe und daß in Deutschland viele Fürsten von ihm abgefallen seien. Die Gegner Ottos hatten auf Wunsch des Papstes 1211 in Nürnberg Friedrich, den Sohn Kaisers Heinrich Vi., zuin König gewählt. Auf solche Nachrichten hin erschien Otto 1212 wieder in Deutschland, suchte seine Anhänger in der Treue zu befestigen, und um sich namentlich die Freunde der Staufer zu erhalten, vermählte 8*
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