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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Für Seminare - S. 34

1912 - Breslau : Hirt
34 A. Allgemeine Erdkunde. — Ii. Die Gesteinshülle. Von furchtbaren Erdbeben der neuern Zeit seien die von San Francisco (33ild 17) und von Reggio-Messina (1908) genannt: die blühende Stadt Messina (150000 Einwohner) und die gegenüberliegenden Städte an der Straße von Messina wurden fast völlig Zerstört. Bei den Seebeben tritt das Meer an der Küste zunächst zurück, dann stürmt eine Flutwelle von gewaltiger Höhe und Kraft gegen das Ufer. c) Häufigkeit und Verbreitung der Erdbeben. Die Beben (Seismen) sind dermaßen häufig, daß deren durchschnittlich mehr als zehn auf einen Tag kommen. Am meisten von Erdbeben heimgesucht sind die großen Fal- tnngs- und Einbruchsgebiete der Erde, die Alpen, Kleiuasien, Arabieu, der Kaukasus, Persien, der Himalaja u. a., die Mittelmeergebiete, die Küsten- länder des Pazifischen Ozeans. Erdbebenarm sind alte Gebirge und Erd- schollen, z. B. Norddeutschland, Rußland, das Sibirische Tiefland. (!) Einteilung der Erdbeben nach ihrer Entstehung. Nach ihrer Ent- stehung unterscheidet man die Erdbeben in 1. Einsturzbeben. Sehr häufig werden sie durch Einsturz von Hohl- räumen, die in der Erdrinde durch Auswaschung, Ausuaguug und vulkanische Entleerung entstanden sind, erzeugt. 2. Vulkanische Beben. Sie sind die Begleiter und häufigen Vor- boten von Vulkanausbrüchen, hervorgerufen durch die gegeu die Erdriude gerichteten Bewegungen vulkanischer Massen und Dämpfe. Vulkanische und Einsturzbeben sind in der Regel nur von geringer räumlicher Verbreitung. 3. Tektouische oder Dislokationsbeben. Sie entstehen durch Be- weguugen in der festen Erdrinde (Verschiebung der Erdschichten). Die tek- tonischen Erdbeben haben vor den andern die größte Heftigkeit, die weiteste Ausdehnung und die längste Dauer voraus. Die tektonischen Erdbeben äußern sich durchweg als lineare Beben, bei denen die Erschütterung von einer Erregungslinie ^ausgeht. Die andern Beben sind in der Regel z en- trale Beben mit einer kreisförmigen Erschütterungszone. In vulkanischen Gebieten ist oft schwer zu entscheiden, ob die Erschütterung den vulkanischen oder tektonifchen Beben angehört. C. Umformung der Landoberfläche durch äußere Kräfte. § 21. Die Arbeit der äußeren Kräfte, der atmosphärischen Einflüsse, des Wassers, des Windes und der Lebewesen, besteht in Zerstörung, Abfuhr und Ablagerung des Gesteins. Sie nimmt mit der Verwitterung ihren Anfang. 1. Die Verwitterung. a) Die mechanische Tätigkeit der Verwitterungskräfte. Die Verwitteruug, d. i. die allmähliche Auflockerung und Zertrümmerung des Gesteins, geschieht auf mechanischem, chemischem und organischem Wege. Durch den Wechsel der Temperatur werden die Massenteilchen der Gesteine fortwährend aus- gedehnt und wieder zusammengezogen. Dadurch verlieren sie ihren festen Zusammenhang. Das Gestein bekommt Risse und Spalten und verfällt mit

2. Für Seminare - S. 36

1912 - Breslau : Hirt
36 A. Allgemeine Erdkunde. — Ii. Die Gesteinshülle. Salpetersäure, Ammoniak, Schwefelwasserstoff; das sind sämtlich Stoffe, von denen die Bodenschichten angegriffen und zersetzt werden*. Bon den] niedern Pflanzen sind es besonders die Flechten, die sich auf dem zerborstenen Fels ansiedeln. Sie dringen mit ihren zarten Wnrzelfortsützen in das Gestein ein und zerstören durch ihre Verwesungsprodukte (Humussäure) allmählich ihre Unter- läge. Höher entwickelte Pflanzen treiben ihre Wurzeln in die Gesteins- spalten, wobei sie diese mechanisch und chemisch angreifen, bis schließlich das Gestein in Trümmer auseinanderbricht. Auch manche Vertreter der Tierwelt (Regenwürmer, Ameisen u. a.) siud an den Verwitteruugsvorgäugeu beteiligt. <1) Die Verwitterung in den verschiedenen Erdzonen. In Wüsten, Hochgebirgen und in höheren Breiten erfolgt die Verwitterung meist auf mechanischem Wege. In den Tropen mit ihren reichen Niederschlägen, ihrer hohen Wärme und reichen Bodenbedeckung findet die chemische Verwitterung besonders günstige Bedingungen2. § 22. e) Der Verwitte- rnngsbodcn. Das Er- gebnisderverwitternng ist der Geröll- oder Schuttboden (Bild 18). Aus diesem entsteht durch weiterezersetzung zuletzt die Erdkrume, die je nach ihrerznsam- mensetznng als Sand-, Ton-, Lehm- oder Mer- gelboden bezeichnetwird und von verschiedener Fruchtbarkeit ist. Der Humusboden besteht wenigstens zur Hülste aus verwesten Pflanzen- und Tierresten, zur Hälfte aus andern Erd- arten. In den Tropen bildet der Latent, eine tonige oder tonig- sandige, durch stärkeren Eisengehalt rot ge- färbte Verwitteruugsschicht, die herrschende Bodenbedecknng weiter Gebiete. f) Einfluß der Verwitterung auf das Oberflächenbild. Von dem verschie- denen Verhalten der Gesteine gegenüber der Verwitterung hängt zum großen Teile die Oberflächenform und der Landschaftscharakter einer Gegend ab. In- dem die härteren, weniger steil aufgerichteten und minder spaltenreichen Gesteine * Durch solche Bakterien ist das Faulhorn im Berner Oberlande nahezu durchfressen. 2 Die Verwitterungsdecke erreicht in den Tropen oft 50 m und mehr, in unsern Breiten 2 bis 5 in Mächtigkeit. 19. Der Gebohrte Stein auf dem Brockenfelde. Infolge der durch Verwitterung im Innern des Gesteins entstandenen Hohl- räume stürzen die von der Zerstörung verschont gebliebenen Blöcke teils in sich zusammen, teils bilden sie ruinenähnliche Felsgruppen, wie sie den meisten Eranitgebirgen eigentümlich sind

3. Für Seminare - S. 55

1912 - Breslau : Hirt
C. Umformung der Landoberfläche durch äußere Kräfte. 55 6. Der Wind als geologischer Faktor. a) Ausräumende und schleifende Tätigkeit. Wo der Boden weder durch § 29. eine Pflanzendecke noch dnrch Schnee und Eis geschützt wird, wie in den Wüsten, an den Küsten, in den eisfreien vegetationslosen Regionen des Ge- birges, überhaupt in den kulturlosen Gebieten, da ist das eigentliche Reich des Windes. In nnsern Ländern mit ihrer reichen Pflanzendecke entfaltet er eine nur geringe Tätigkeit. In den Wüsten geht die Zerstörung des Gesteins unter dem Einflüsse stärkster Sonnenbestrahlung und großer Temperaturuuterschiede besonders rasch vor sich. Die gelockerten und gelösten Bestandteile werden von dem Winde, dessen bewegender 39. Buntsandsteinverwitterung. Pilzfelsen im Göttergarten (Colorado). Unter den Angriffen des Windes und der Wüstenverwitterung nehmen die Sandgesteine oft ein löcherig zerfressenes Aussehen an. Manche Wand löst sich in Säulen auf, die zuweilen einen Hut aus härterem Gestein tragen. Da nun der untere Teil durch die am Boden stärker wirkende Winderosion bedeutend mehr angegriffen wird, so entstehen die „Pilzfelsen", „Quäkerhüte" und „Zeugen", die in der Wüste oft meilenweit vor dem zerlappten Eebirgsrande liegen. Kraft die weiten, vegetationslosen Flächen keine Hindernisse entgegensetzen, empor- gehoben und in Ungeheuern Massen von Sand und Staub weggeführt. Zu dieser abblasenden Tätigkeit des Windes tritt noch eine andere, die darin besteht, daß er die mitgeführten Sandkörnchen als Angriffswaffe benutzt, um Steine und Felsen zu fchleifen und zu feilen. So vermag der Wind eine dem Sandstrahlgebläse unserer Industrie ähnliche Wirkung auszuüben, Bodenflüchen und Felswände aus- zuhöhleu, Senkungen freizulegeu, ebene Flächeu zu zerschneiden und dadurch seltsame, abenteuerlich gestaltete Felsformen (23tld 39) herauszuarbeiten. Durch Windschliff entstehen die Schliffflächen mancher Felsen, auch die sog. Dreikanter, abgeschliffene Steine mit ebenen Flächen, die außer in Wüsten n. a. auch im norddeutschen Diluvium zu finden sind. — Das Fortschreiten des vorwiegend durch deu Wind ausgeübten

4. Für Seminare - S. 56

1912 - Breslau : Hirt
56 A. Allgemeine Erdkunde. — Ii. Die Gesteinshülle. Zerstörungswerkes wird durch die verschiedenen Entwicklungsstufen der Wüste deutlich zur Anschauung gebracht. Die mit Blöcken übersäte Hammada, die reine Fels- wüste, ist der ursprüngliche Typus der Wüste, so die Hammada Nordafrikas, die Atacama-Wüste in Chile, große Teile der zentralasiatischen Gobi. Aus ihr entwickelt sich die mit abgeschliffenen Quarzstücken und mit Quarzsand bedeckte Kieswüste, wie sie in Libyen und Arabien angetroffen wird. Sie bildet den Übergang zur reinen Sand wüstes die z. B. in Nordafrika und Zentralsten verbreitet ist. Diese verschiedenen Formen kommen in derselben Wüste meist nebeneinander vor. Stärkere Wirkungen erzielt der Wind auch in den eisfreien Regionen der Hochgebirge, wo er, an lebendiger Kraft wenig einbüßend, ähnliche Bildungen wie im trockenen Tieflande schafft. § 30. b) Windablagerungen. Die reine Sandwüste zeigt fo recht die auf- bauende Tätigkeit des Windes. Bald breitet er den Flugfand flachen- artig aus (Flugfandwüsten), bald wirft er ihn zu Hügeln und bogen- förmigen oder langgestreckten Wüllen auf (Dünenwnsteu). Die Grundform der Festlandsdünen zeigt die Gestalt eines Hufeisens ibogen- oder Sichel- dünen — Barchane). Die Außen- oder Wind-(Luv-)seite ist flach, die entgegen- gesetzte, die Leeseite, steiler geneigt; die beiden Flanken sind in der Richtung des Windes verlängert. Je länger der Wind an einer solchen Düne arbeitet, desto mehr strecken sich die beiden Flügel aus; schließlich nimmt die Sand- anhänsung die Gestalt eines langgestreckten, im Sinne der Windrichtung ver- laufenden Walles an. Die Windablagerungen sind aber keineswegs auf die Wüste beschränkt; sie kommen auch in trocknen, sandigen Gebieten anderer Klimazonen vor, so in Südrußland, Ungarn, im Norddeutschen Tieflande, wo sie jedoch durch die Vegetation bald fest werden. Besonders dent- lich äußert sich die Tätigkeit des Windes an sandigen Meeresküsten, wo er die dem Wasser entstammenden Sandmassen zu Küstendünen (Bild 36) aufhäuft (vgl. § 28). Am weitesten werden wegen ihrer Leichtigkeit die feinen Stanbmengen fortgeführt. Diese wirken bodenbildend, wenn sie, wie in der Nähe von Wüsten, in großen Massen auftreten. Äolifchen Ursprungs ist der Land löß (Bild40). ein sehr feinkörniger, gelblicher, ungeschichteter Boden von lehmigerbeschaffenheit. Wo er auf Grasflächen abgelagert wurde, hielten ihn die Grashalme fest; aus der das Gras bedeckenden Staubschicht sproßten bald ueue Halme hervor, womit wieder die Bedingung neuer Lößbildung gegeben war. So erklärt sich die Kapillarröhrchenstrnktur des Lösfes. Eigentümlich ist ihm die Neigung zu vertikaler Zerklüftung, die wahrscheinlich bedingt wird dnrch die feinen Kanälchen, die Hohlräume ausgewitterter Wurzelfasern, welche ihn senkrecht durchziehen. Der Löß hat eine weite Verbreitung auf der Erde. Er bedeckt ausge- dehnte Flächen in China (in einer Mächtigkeit von mehreren 100 m) sowie in Nord- und Südamerika. In Deutschland tritt er in weniger zusammenhängender Ausdehnung und in geringerer Mächtigkeit (30 bis 60 m) in einer bald breiteren, bald schmäleren Zone auf, die sich vom Oberlauf der Weichsel bis zu den Rheinmüudungen am Südsnße des Norddeutschen Tieflandes erstreckt. Er ist hier diluvialen Ursprungs und die Bildung eiues eiszeitlichen Steppenklimas. * Die Sandwüste kann auch durch Ablagerung des bewegten Sandes in tieferen, im Windschatten gelegenen Gebieten entstehen.

5. Für Seminare - S. 59

1912 - Breslau : Hirt
C. Umformung der Landoberfläche durch äußere Kräfte. 59 (Grünlandsmo or), meist mit grasartigen, kalkliebenden Gewächsen, Riedgräsern und Binsen, bestanden. Wenn der Boden durch weitere Ausnutzung arm an Pflanzen- Nährstoffen wird, namentlich an Kalk, so entwickelt sich aus dem Flachmoor das in der Mitte flachhügelig gewölbte Hochmoor (Bild 41, 42). An seiner Bildung hat hauptsächlich das Torfmoos (Sphagnum) einen großen Anteil. Hochmoore entstehen an wässerigen oder sumpfigen Örtlichkeiten mit Kalk- oder Nährstoff- armem Boden auch ohne die Unterlage eines Flachmoors. Am verbreiterten von den beiden Arten des Moors sind die Hochmoore. Sie bedecken in Norddeutschland und in Irland große Strecken. Am Niederrhein sind Flachmoore nicht selten. Im allgemeinen ist die Moorbildnng räumlich auf die gemäßigte Zone be- schränkt. In den Tropen, wo die Verwesung infolge der Hitze sehr rasch vor sich geht, treten die Moore nur in dem kühlern Klima der Gebirgswelt auf. — Torf, Braunkohle, Steinkohle, Anthrazit und endlich Graphit stellen verschiedene, zeitlich aufeinanderfolgende Stufen des Verkohlungsprozeffes dar. c) Geologische Tätigkeit von Tieren. Die durch das Tierleben bewirkten geologi- schen Veränderungen bestehen zum weitaus größten Teile in der Anhäufung tieri- scher Überreste auf dem Boden des Meeres. Un- zählige tierische Organismen sind im Verein mit mikro- skopisch kleinen Vertretern der Pflanzenwelt unablässig an der Arbeit, auf dem Boden und in den oberen Waffer- schichten des Meeres geolo- gische Formationen zu schaffen. Von den 300 Mill. qkm Meeresbodenfläche nicht kontinentaler Bedeckung scheint nur die kleinere Hälfte dem anorganischen Tiefseeton anzugehören; die größere Hälfte bedeckt organischer Tiefseeschlamm, der zu 60 bis 80°/0 aus den Resten von Kalk- und Kieselschalen tragenden Tierchen besteht (vgl. § 52). d) Korallenriffe. Die bekanntesten und vielleicht auch die tätigsten unter den Arbeitern des Meeres sind die risfbildenden Korallen, kalkabsondernde Tier- chen, die, zu Stöcken vereinigt, mächtige Bauten bis nahe an den Meeresspiegel aufführen (Bild 44). Zu den Lebensbedingungen der Korallen gehört salzreiches, nicht zu kaltes Meerwasser, das durch Strömung und Wellenschlag für stete Nahrungszufuhr sorgt. Daher sind die Riffkorallen an die Tropenmeere, und zwar an deren obere Schichten gebunden. Es scheint, daß sie unter 40 bis 60 m Tiefe absterben und Temperaturen unter -^-20° nicht ertragen. Die Korallenbauten treten in verschiedenen Formen auf: als Küsteuriffe, die sich unmittelbar an die Küste anschließen, als Wallriffe, die durch einen mehr oder weniger breiten, freien Kanal (Lagune) von der Küste getrennt sind, als jf ffiv, Laqun-ca y S traiulrilt Vallriff -Atoll Korallenbauten (aus der Vogelschau). Stranäriff Slntncfrift Iväßrift tt Lamme. 1, aaan e> ttvaurift i Jml t .Lagune tt Jtoil il 43. Korallenbauten (Seitenansicht).

6. Für Seminare - S. 60

1912 - Breslau : Hirt
60 A. Allgemeine Erdkunde. — Ii. Die Gesteinshülle. Koralleninseln, die sich selbständig mitten in der Tiefsee erheben und meist eine flache, ruhige Lagune ringförmig umsäumen ^ (Fig. 43). Nach der Darwinschen Theorie entstanden die Atolle als Küstenrisfe rings um eine Insel. Infolge positiver Strandverschiebung war es den Korallen möglich, ihre Bauten nach oben zu führen. So wurde aus dem Küstenrisf das Wallriff. Bei weiterem Sinken verschwand die Zentralinsel, das Wallriff wuchs zum Atoll empor, in dessen Mitte eine ruhige Lagune sich ausdehnt. 44. Australisches Korallenriff, Teil des Großen Barriere-Riffs zur Ebbezeit. D. Die Oberflächenformen des Festlandes. § 33. Durch die Wirkungen der inueru und äußern erdgestalteudeu Kräfte siud die heutigen Formen der Erdoberfläche entstanden. Aufgabe der Morpho- logie, der Gestaltungslehre, ist es, die verschiedenen Geläudeformen nach ihren Merkmalen zu keuuzeichueu und mit Rücksicht auf ihre äußere Erfchei- uuug, ihre Höhenlage und ihre Entstehung zu gliedern. Die hauptfächlichsten Formen des Landes sind: Flachböden, Erhebungen und Hohlformen. 1 Das Große Barriere-Riff sbild 44) begleitet die Nordostküste Australiens in einem Abstände von 30 bis 50 km, stellenweise 80 bis 140 km breit und 2000 km lang. Das größte Atoll ist Suvadiva in den indischen Malediven. Es mißt 80km in die Länge und 65 km in die Breite. Von seiner gesamten Fläche, 2100 qkm, entfallen auf die Lagune.

7. Für Seminare - S. 61

1912 - Breslau : Hirt
D. Die Oberflächenformen des Festlandes. 1. Flachböden (Ebenen). a) Wesen. Landflüchen, die vollständig eben sind oder nur geringe, für das Auge verschwindende Höhenunterschiede aufweisen, heißen Flachländer. Gewöhnlich verbindet man mit diesem Begriffe den der wagerechten Erstreckung, jedoch ist auch die eigentliche Ebene meist gegen die Horizontale ein wenig ge- neigt. Die Neigungsrichtung der Ebene kommt sehr häufig in der Laufrichtung der Flüsse zum Ausdruck. In der Regel haben die Tiefebenen (bis + 200 m) einen geringeren Wechsel der Oberflächenneigung als die Hochflächen (bis + 1500) und besonders als die Hochplateaus, deren Höhenlage die obere Grenze der Hochflächen noch überschreitet^. b) Die Ebenen nach ihrer Entstehung. Nach ihrer Entstehung glie- dern sich die Ebenen in: 1. Junge Ebenen. Sie sind durch Aufschüttungen des Wassers, des Windes und der Gletscher entstanden. Bald sind es ausgefüllte Seebecken (Teile der Hochflächen beider Kastilien, Kongobecken), bald Stromflachländer (die heutige Oberrheinische Tiefebene, Po-Ebene, Hindostanische und Chinesische Tiefebene, das Tiefland des Amazonen- stromes), bald marine Flachländer (das atlantische Küstenland der Vereinigten Staaten), bald Böden ausgetrockneter Seen (im Großen Becken Nordame- rikas) oder durch Staub- und Gletscherablagerungen eingeebnete Falten- und Schollenländer (Norddeutsches Tiefland). 2. Tafelländer. So nennt man Ebenen mit flach übereinander ge- lagerten, festen Schichtgesteinen höheren Alters, die seit ihrer Bildung keine erheblichen Störungen erfahren haben. Hierhin find die ausgedehntesten Flachböden der Erde zu rechnen: die Wüsten- tafel der Alten Welt und Südafrikas, das Hochland von Dekhan, das Mississippi- Tafelland, die Russische Tafel von Polen bis zur Wolga und vom Finnischen Busen bis zum Schwarzen Meere. 3. Rumpfflüchen. Sie stellen den Rumpf eines durch vollständige Abtragung der Erhebungen zur Ebene gewordenen Gebirges dar. Unter den die Abtragung bewirkenden Kräften hat wohl die Abrasion durch Meeres- brauduug die stärksten Wirkungen erzielt, jedoch haben auch Wassererosion und Wiudablatiou im Laufe langer geologischer Erdperioden Ebenen mit ge- ringen, aber zahlreichen Unebenheiten, sog. Peneplains — Fastebenen, geschaffen. Beispiele von Rumpfflächen bieten die nordatlantischen Felsplatten, der Baltische und der Kanadische Schild. * Von den unter dem Stande des Meeresspiegels gelegenen Ebenen, den Depres- sionen, ist die ausgedehnteste die Kaspische Senke (736000 qkm) mit dem Kaspisee (Spiegelhöhe —26 m), und die (oberflächlich hervortretende) tiefste das Jordantal mit dem Toten Meere, dessen Spiegel 394 m unter der Meeresoberfläche liegt. Der Boden des Baikal-Sees stellt mit — 1046 m die tiefste Einsenkung der uicht vom Meere bedeckten Erdkruste überhaupt dar.

8. Für Seminare - S. 62

1912 - Breslau : Hirt
62 A. Allgemeine Erdkunde. — Ii. Die Gesteinshülle. 2. Bodenerhebungen. § 34. a) Klein- und Großformen. Wo auf kleinem Räume die Oberflächen- neignng mehr oder minder starke Unterschiede aufweist, da treten uns die mannigfaltigen Formen des aufragenden Landes, der Bodenerhebungen, entgegen. Ihre Einzelformen nennt man Hügel oder Berg, je nachdem die Er- Hebung von geringer oder bedeutender Höhe ist. Beispiele von Hügel- ländern sind die Reste mancher alten Gebirge, die Dünen- und Moränen- landschaften. Die dem Hügel entsprechende Großform ist die Landschwelle, eine Erhebung vou größerer Längenerstrecknng mit unmerklich ansteigenden Seiten und flachgewölbtem Rücken. (Schwelle von Artois.) Dem Berge tritt als Großform das Gebirge an die Seite. b) Einteilung der Gebirge nach ihrer Entstehung. In den weitaus meisten Fällen beruht die Gebirgsbildnng auf Schichteustöruugen in der Erd- rinde, also auf tektouischen Vorgängen (tektonische Gebirge), weniger häufig allein auf Erosion (Erosionsgebirge), und nur selten auf Neubildung von Gestein, das der Erdoberfläche besonders durch vulkanische Tätigkeit anfge- setzt wurde (vulkanische Gebirge). Berücksichtigt man bei den tektonischen Vorgängen uoch den Unterschied von Faltung und Bruch, so ergeben sich folgende vier Gruppen: 1. Faltengebirge. Sie sind der Form nach in der Regel Kettengebirge jüngeren Alters mit langen Falten und Längstälern (wie alle hohen Gebirge der Gegenwart, so die Alpen [93ilb 45], der Himalaja, die Anden). Ältere Faltengebirge sind durch Verwitterung und Abtragung oft ihrer Sättel beraubt worden (Rumpfgebirge) und daher durch eine abgeglichene Kammlinie ausgezeichnet. Daß sie aus Faltengebirgen hervorgegangen sind, erhellt daraus, daß sie den Parallelisinns der Ketten und die typischen Längstäler beibehalten haben (Alleghanies). 2. Schollengebirge. Sie verdanken ihre Entstehung dem Absinken von Landschollen, hervorgerufen durch Bruch oder Beugung. Sowohl Tafel- als auch Falten- und Rumpfgebirge können durch Bruchlinien in Schollen zerlegt sein. Am zahlreichsten sind die Rumpfschollengebirge. Ihnen gehören auch die meisten deutschen Mittelgebirge au. Kennzeichnend für sie ist die plateanförmige Oberfläche mit flachgewölbten Kuppen und einförmigen Rücken1 (Bild 46). 3. Erosionsgebirge. Sie wurden durch die Tätigkeit des Wassers aus dem Flachlande herausgearbeitet. Zunächst entstehen nur Hügelländer, die mit fortschreitender Erosion zu Berg ländern ausgestaltet werden. Den Erosionsgebirgen ist u. a. der Mangel einer eigentlichen Kammlinie eigen. Die einzelnen, ziemlich in gleicher Höhe liegenden Bergkuppen deuten die ursprüng- liche Höhenlage der zerschnittenen Fläche an. Aus den Tafelländern entstehen durch Erosion die Tafelgebirge (Elb-Sandsteingebirge, Tafelberge Südafrikas, Schwäbische Alb). 1 Über Horstgebirge s. § 16.

9. Für Seminare - S. 80

1912 - Breslau : Hirt
80 A. Allgemeine Erdkunde. — Iv. Die Wasserhülle der Erde. 3. durch Abfluß, indem die rückwärtsschreiteude Erosion des Abflusses den das Seebecken eindämmenden Riegel immer tiefer einsägt. Viele Beispiele bieten trocken gelegte Hochgebirgsseen. Dem Erie(iri)-See droht z. B. allmähliche Ent- leernng dadurch, daß der Niägara-Fall ständig auswärts rückt (vgl. § 24, d). 4. durch Vermoorung, „indem die Vegetation vom Uferrand aus gegen die Mitte Boden faßt und schafft" svgl. § 31, b). Auf diese Weise entstanden die Hochmoore im nordwestlichen Deutschland und die Moser in Bayern. f) Größe und Tiefe einiger Seen in abgerundeten Zahlen >. Größe in qkm: Größte bestimmte Tiefe Kaspisches Meer . . 436 000 1098 Oberer See . . . 81000 307 Aräl-See . . . . 68 000 67 Viktoria-See . . , 68 000 an 100 Hnron-See . . . 62 000 200 Tanganjika-See . . 36 000 300 Baikäl-See . . . 34 000 1608 Njässa-See. . . . 27 000 an 700 Lädoga-See . 18 000 256 Bodensee . . . 540 250 K 49. Wirtschaftliche Bedeutung der Laudgewässer. Die Niederschläge sind Er- zeuger des Lebeus auf der Erde. Wo sie fehlen, wird das beste Land znr Wüste. Die Flüsse beleben die Länder, indem sie, wie Nil und Ganges, befruchtende Feuch- tigkeit weithin längs ihrer Ufer fpeuden, indem sie natürliche Verkehrsstraßen bilden, mit ihrem Gefälle Kraft liefern für den Mühlen- und Fabrikbetrieb und fo die Menschen zur Ansiedlung locken. Wo eine wichtige Landstraße eiueu Fluß kreuzt, entstehen blühende Flußhäfen Mannheim, Mainz, Cöln, Ruhrort'). Für große Festlandsräume, wie Rußland, China, Amazonien, bilden die schiffbaren Flußläufe die wichtigsten oder gar die einzigen großen Verkehrsstraßen. Auch die Seen reizen die Menschen zur Ansiedlung und zum Güteraustausch über das Wasser. Der Bodensee, die Kanadischen Seen n. a. sind an ihren Ufern mit verkehrsreichen Siedlungen ausgestattet. 4. Das Meer. A. Der Meeresboden. §50. 1. Gestalt des Meeresbodens. a) Unterseeische Bodenformen. Der Boden des Meeres ist vor den zerstörenden Einflüssen des Luftozeans und, da in Tiefen über 200 m keine Strömung mehr stattfindet, auch vor der erodierenden Wirkung des Wassers geschützt. Da außerdem die Ablagerung von Siukstosfen verschiedenster Art zur Ausgleichung von Unebenheiten beiträgt, ist er im allgemeinen viel ebener als der des Festlandes. Es fehlt ihm zwar nicht an ausgedehnten 1 Die Gesamtfläche aller Landseen schätzt man auf 1,7 Mill. qkm 3mal so groß wie Deutschland.

10. Für Seminare - S. 82

1912 - Breslau : Hirt
82 A. Allgemeine Erdkunde. — Iv. Die Wasserhülle der Erde. § 51. 2. Meerestiefen. Mehr als ein Drittel (36%) der gesamten Erdoberfläche entfällt auf Meerestiefen von über 4000 m. Die mittlere Tiefe der Ozeane ohne Mittel- und Randmeere hat man auf 3700 m berechnet. Sie beträgt also 3000 m mehr als die Durchschnittserhebung des Landes. Rand- und Binnenmeere sind verhältnismäßig seicht. Die mittlere Tiefe der Nordsee mißt 94, der Ostsee 55 m 1. Eine auffällige Tiefe besitzen die Mittelmeere; so ist das Europäische Mittelmeer zwischen Sizilien und Kreta 4400 m tief. Die bedeutendsten Tiefen der Ozeane, Tiefseegräben angehörend, die gewöhnlich in der Nähe von jetzigen oder früheren Festlandsrändern auftreten, sind an den Rändern des Atlantischen und Stillen Ozeans ermittelt worden. Die größte überhaupt bis jetzt gemessene Tiefe, 9780 m, wurde im Juni 1912 von dem deutschen Ver- messungsschisf „Planet" im Philippinen-Graben, 40 Seemeilen nord- östlich von Mindanao erlotet. 52. 3. Die Bedeckung des Meeresbodens. Die Bedeckung des Meeresbodens umfaßt terrestrische und eigentliche marine Ablagerungen. Jene bestehen aus den besonders von den Flüssen zugeführten, dem Festlande entstammenden Zerstörungsprodukten, wie Kies, Sand und fein- erdigem Schlamm (Schlick)2; sie sind in der Nähe der Küste und im Bereiche der Flachsee verbreitet. Von den marinen Sedimenten nehmen die organischen Schlamme ^ im allgemeinen die höheren Teile (Rücken) der Tiefsee bis etwa — 5000 m ein. Am verbreiterten sind der zum großen Teile aus den Kalkgehäusen von Foramiuiferen gebildete Globigerinenschlämm, der den größten Teil des Atlantischen und einen Teil des Indischen Ozeans in der Tiefe bedeckt, und der die kieseligen Ablagerungen von Diatomeen (Spaltalgen) darstellende Diatomeen- schlämm, der vor allem den Meeren der höheren südlichen Breiten angehört. In den über 5000 m messenden Tiefen herrscht der rote Tiefse e ton vor, ein roter bis bräunlicher, eisenoxydischer Ton, der mikroskopisch kleine Mineralkörnchen, Reste kieselschaliger Organismen, vulkanischen und kosmischen Stanb enthält. Er bildet die Hauptablagerung des Pazifischen Ozeans, den er zu -f bedeckt, findet sich aber auch in großer Ausdehnung im Indischen, weniger im Atlantischen Ozean. In hohen Breiten kommt er nicht vor. 1 Eine schmale Rinne längs der skandinavischen Küste erreicht im Skager Rak 800 m. 2 Der Schlick, das schon mit Meertierresten durchsetzte letzte Abschlämmungsprodukt der zerstörten festländischen Bestandteile, findet sich besonders in der Übergangszone zwischen Flach- und Tiefsee, aber auch auf dem Boden der meisten tieferen Nebenmeere. Am ver- breiteten ist der sog. blaue Schlick, der seine Farbe teils beigemengtem Eisensulfid, teils organischen Stoffen verdankt. 3 Zum Auffischen und Heraufholen der kleinsten Lebewesen des Meeres dienen u. a. feinmaschige Tiefseenetze, durch die man noch in den größten Tiefen eine erstaunlich mannig- faltige Tierwelt festgestellt hat. Das Pflanzenleben erlischt wegen des mangelnden Lichtes bei etwa 300 bis 400 m unter dem Meeresspiegel. Die Kenntnis der von Wind und Strömungen fortgetriebenen und umherirrenden tierischen und pflanzlichen Organismen des Meeres, des Planktons lvom griech. pläzein = umherirren machen), verdanken wir den Tiefsee- oder Plankton-Expeditionen.
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