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A. Allgemeine Erdkunde. — I. Der Erdkörper als Ganzes.
leuchtende Band der Milchstraße löst sich im Fernrohr in zahllose Fixsterne
auf, deren Licht zu einem Lichtschimmer zusammenfließt.
§ 2. c) Entstehung unseres Sonnensystems. Für den engen Zusammenhang der
Welten unseres Sonnensystems, der sich schon in ihren Bewegungen kuud-
gibt, sprechen auch die Ergebnisse der Spektralanalyse, wonach die meisten
Stoffe, die unsere Erde bilden, auch auf der Sonne und auf sämtlichen
Gliedern des Sonnensystems angetroffen werden. Daher liegt der Gedanke
nahe, daß alle Teile unseres Sonnensystems gemeinsamen Ursprungs sind.
Das Verdienst, ihn zuerst ausgesprochen zu haben, gebührt dem Königsberger
Philosophen Kant (1724—1804). Er ging von der Annahme aus, daß der ganze
Raum unseres Sonnensystems einst von einer riesig großen Wolke kosmischen
Staubes erfüllt gewesen sei, deren Massen infolge der Schwerkraftwirkung zu der
heutigen Sonne und den Planeten sich zusammenfügten, rotierten und allmählich
ihre jetzigen Bahnen gewannen. Nach Laplace (1749—1827)1 bildete der ge-
samte Weltenbaustoff eine einzige glühende, sphäroidförmige Dnnstmasse, die weit
über die Grenzen des gegenwärtigen Sonnensystems hinausreichte und als Ganzes
rotierte. Aus der Aufbauschung am Äquator des Sphäroids löste sich durch das
Überwiegen der Fliehkraft über die Zentralkraft ein dünner Ring ab, der selbst
wieder in Stücke von verschiedener Größe zerriß. Das größte derselben sammelte
die übrigen und formte sich zu einem neuen Gasball, der Urform eines Planeten.
Indem sich derselbe Vorgang an diesem ein- oder mehreremal wiederholte, bil-
deten sich die Monde. Ring auf Ring schnürte sich von der Hauptmasse ab, bis
schließlich nur noch die Sonne als innerer Rest des ehemals viel größeren Gas-
balls übrigblieb. Fast alle Kinder der Sonne, von denen zurzeit über 600 ent-
deckt sind, behielten auf Grund des Trägheitsgesetzes ihre ursprüngliche Drehung
bei, kühlten sich aber — der Jupiter vielleicht ausgenommen — durch Ausstrah-
lung ihrer Eigenwärme in dem auf 140° C erkalteten Weltenranme so stark ab, daß
ihre Oberfläche erstarrtes
2. Gestalt und Größe der Erde.
§ 3. a) Entwicklung unserer Kenntnis von der Gestalt der Erde. Schon um
die erste Hälfte des vierten vorchristlichen Jahrhunderts brach sich unter dem
Einfluß griechischer Gelehrten die Überzeugung Bahn, daß die Erde nicht,
wie man nach dem Augenschein annehmen sollte, die Gestalt eiuer stachen
Scheibe hat, sondern eine Kugel ist. Diese Anschauung blieb mehr als
zwei Jahrtausende die herrschende. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts lehrten
Pendelbeobachtungen und Gradmessungen die Abplattung der Erdkugel an
den beiden Polen. In neuerer Zeit gelangte man zu der Erkenntnis, daß
die Erde auch kein regelmäßiges Sphäroid bildet, daß vielmehr ihre Ober-
fläche, abgesehen von den Unebenheiten des Landes, „aus stetig iueiuauder
übergehenden Flächen von abwechselnd etwas größerer oder geringerer Krüm-
mung" zusammengesetzt ist. Diese wirkliche Erdgestalt pflegt man mit dem
Namen „Geoid" zu bezeichnen.
1 Französischer Mathematiker und Astronom.
2 Von den mannigfachen anderen Versuchen, die Entstehung unseres Sonnensystems zu
erklären, hat keiner die sog. Kant-Laplaeesche Theorie an Überzeugungskraft erreicht.
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— 410 —
Je mehr sich aber nun der Mond dem Kernschatten nähert, um so schwächer wird sein
Licht, bis endlich, wenn er bei Ii in den Kernschatten eintritt, die eigentliche Verfinsterung
beginnt. Taucht der Mond ganz in den Erdschatten ein, so hat man eine völlige oder
totale Finsternis, bewegt er sich so, daß nur ein Teil durch den Kernschatten hindurchgeht,
so spricht man von einer teilweisen oder partia'en Finsternis.
d) Die Sonnenfinsternis (Abb. 82). S sei die Sonne, M der Mond, E die
Erde. Das Erdflächenstück zwischen a und b wird vom Kernschatten des Mondes getroffen
und hat daher eine völlige, die im Halbschatten liegenden Orte zwischen d und c und
a und d haben nur eine teilweise Sonnenfinsternis. Von e sieht man z. B. den Teil
der Sonne nicht, der unter g liegt. Außer der völligen und teilweisen gibt es auch noch
eine ringförmige Sonnenfinsternis, bei der der Rand der Sonne als Kreisring von der
Verdunkelung freibleibt. Sie ereignet sich dann, wenn der Mond so weit von der Erde
absteht, daß diese nicht mehr von seinem Kernschatten getroffen wird. Den Beobachtern,
die in der Verlängerung der Achse des Schattenkegels stehen, erscheint dann der Mond
kleiner als die Sonne, so daß jener, wenn er vor der Mitte der Sonnenscheibe steht, diese
nur z, T. zu verdecken vermag.
c) Die Sonne.
Größe. Die Sonne ist ein kugelförmiger Weltkörper von riesenhafter Größe. Ihr
Durchmesser beträgt nicht weniger als 1380000 km, das sind 108 Erddurchmesser; ihre
Abb. 82. Entstehung der Sonnenfinsternis.
(Aus Diesterwegs Populärer Himmelskunde.)
Oberfläche ist fast 12000 mal, ihr Rauminhalt 1,3 Mill. mal so groß wie die ent-
sprechenden Maße der Erde. Ein Schnellzug von 75 km Stundengeschwindigkeit würde
in ununterbrochener Fahrt den Weg um die Erde in rund 23 Tagen zurücklegen, den um
die Sonne erst in 63/4 Jahren. Wäre die Sonne eine Hohlkugel und stände die Erde in
ihrer Mitte, so könnte der Mond innerhalb der Kugel seinen Umlauf um die Erde machen
und würde dabei noch 300000 km von der Oberfläche der Sonne entfernt bleiben.
Beschaffenheit. Die Sonne ist ein glühender Ball. Ob sich ihr Kern in festem
oder flüssigem Zustande befindet, läßt sich nicht ermitteln. Ihre äußere Hülle aber, die
Photosphäre, bilden brennende Gase, deren Hitze man auf etwa 6500 0 berechnet hat.
Ganz gewaltig ist die Wärme, die die Sonne in den Weltenraum entsendet. Allein die
zur Erde gelangende würde imstande sein, täglich auf dieser eine 9 ern hohe Eisschicht zu
schmelzen, und doch erhält die Erde nur den 2000000000. Teil der von der Sonne aus-
gestrahlten Wärme. Die Gashülle befindet sich in fortwährender Wallung. Bei einer
völligen Sonnenfinsternis kann man durch ein Fernrohr beobachten, wie an den Rändern
wölken- oder strahlenförmige rotschimmernde Gebilde hervorbrechen und wieder verschwinden,
die sogenannten Protuberanzen. Wie die Untersuchungen mit Hilfe der Spektral-
analyse ergeben haben, sind es gewaltige Ausbrüche von Wasserstoffgasen, die Höhen von
150000, ja mitunter von mehr als 300000 km erreichen. Eine Beobachtung durch das
Fernrohr zeigt ferner auf der Sonnenoberfläche kleinere und größere dunlle Flecken von
wechselnder Größe und Form, vergängliche Gebilde, die entstehen und wieder vergehen.
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— 407 —
Beschaffenheit. Der Mond ist ein dunkler Körper. Die Helle, in der er strahlt,
ist nur der Widerschein des Lichtes, das die Sonne auf ihn wirft. Schon mit bloßem
Auge aber bemerkt man, daß die Oberfläche nicht gleichmäßig leuchtet, sondern hellere und
dunklere Stellen von unregelmäßiger Form aufweist. Ein Blick durch ein Riesenfernrohr
belehrt uns, daß die verschiedene Belichtung ihre Ursache in der Bodengestaltung des Mondes
hat. Die helleren Stellen erweisen sich als von der Sonne grell beschienene Gebirge, die
dunkleren als Täler und Ebenen. „Daß es in der Tat Berge und Täler sind, die wir
auf dem Monde in großer Menge wahrnehmen, ergibt sich sowohl aus dem Schatten, den
die Gebilde in der Nähe der Lichtgrenze werfen und der sich regelmäßig mit der Höhe der
Sonne über dem Horizont des betreffenden Punktes ändert, wie auch aus der Betrachtung
des Randes, der durchaus keine scharfe, regelmäßige Kreislinie bildet, sondern besonders
am Südpol unregelmäßig gezackt erscheint" (Newcomb). Die Ebenen nehmen mehr als die
Hälfte der Mondoberfläche ein und werden auf den Karten meist als Meere bezeichnet, da
man sie früher für solche hielt. Unter den Gebirgen übertreffen mehrere an Höhe die
Alpen, und eins erreicht sogar den Himalaja. Besonders auffallend ist die außerordentlich
große Zahl der Kraterberge und Ringgebirge. Gegen 33000 hat man bis jetzt fest-
gestellt. Es sind im allgemeinen kreisförmige Gebilde, die sich nach außen sanft abdachen,
nach innen aber meist steil abstürzen und in der Mitte des Kraters gewöhnlich noch einige
kleinere Erhebungen haben. Sie ähneln den Kraterbergen unsrer Erde, sind aber z. T.
viel größer. Bei vielen fallen die Innenwände 2000—4000 m tief ab, und der Durch-
Messer der Krater beträgt nicht selten 50, 100, ja 200 und mehr km. Über die Ent-
stehung dieser Gebirgssormen gibt es verschiedene Ansichten. Nur zwei seien erwähnt. Nach
der einen sind die Ringgebirge erloschene Vulkane, wie die unsrer Erde, nach der andern
sollen es Wellenberge sein, die dadurch entstanden, daß riesige Meteore auf den Mond
stürzten, als dieser sich noch in zähflüssigem Zustand befand. Jetzt ist der Mond erkaltet
und erstorben. Es findet sich auf ihm weder Wasser, noch ist er von einer Lusthülle
umgeben, wie deutlich aus den scharf umriffenen Schatten hervorgeht, die nirgends eine
Zerstreuung des Lichts erkennen lassen, wie sie die Luft überall bewirkt. Daher ist der
Mond kahl und öde, und weder Pflanzen noch Tiere können dort leben.
Bewegungen des Mondes. Die tägliche Bewegung von O. nach W., die
wir am Monde beobachten, ist gleich der der Sonne nur Schein, der durch
die Achsendrehung der Erde entsteht. Gleichwohl bewegt sich der Mond in
Wirklichkeit um die Erde, wie diese um die Sonne, und zwar ebenfalls in einer
elliptischen Bahn. Aber diese Bewegung ist von W. nach O. gerichtet, wie
daraus hervorgeht, daß der Mond täglich um etwa 50 Min. später auf- und
untergeht, um diese Zeit also hinter der scheinbaren Bewegung der Sonne zu-
rückbleibt. 29^ Tage dauert es, bis er wieder dieselbe Stellung zu dieser
einnimmt, bis er also seinen Umlauf vollendet hat. Dabei kehrt er der Erde
beständig dieselbe Seite zu, woraus folgt, daß er sich in derselben Zeit auch ein-
mal um seine Achse dreht. Tag und Nacht dauern also auf dem Monde je
15 Erdentage. Da nun der Mond an die Erde gesesselt ist, macht er mit dieser
auch die jährliche Reise um die Sonne, so daß er also drei Bewegungen aus-
führt: a) um seine Achse, b) um die Erde und c) mit der Erde um die Sonne.
Lichtgestalten. Der Mond erscheint uns in stets wechselnder Beleuchtung:
als Vollmond, als Halbmond, als eine nur schmale Sichel, oder er ist als Neu-
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— 130 —
Nordafrika, beut die Westecke Siciliens bis auf 140 km genähert ist. Sie
teilt das Mittelmeer in ein kleineres nordwestliches und ein größeres süd-
östliches Becken. Die Halbinsel besitzt überall natürliche Genzen, im
Meridian v.' 10° Greenwich 1§'
23. Die Apennin-Halbinsel.
N. die Alpen und auf den übrigen Seiten das Mittelmeer, das in meist
flachen Bufeu und Golfen an das Land herantritt. Die einzelnen Teile
des die Halbinsel umgebenden Mittelmeeres führen besondere Namen: nördlich
von Corsiea das lignrische Meer (Golf von Genua), zwischen (5orsiea, <?ar-
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— 368 —
sondern es zeigt sich auch noch eine ständige Zu- und Abnahme der mague-
tischen Kraft innerhalb eines Zeitraumes von 11 Jahren. Diese Schwankung
befindet sich in merkwürdiger Übereinstimmung mit der 11jährigen Sonnen-
fleckeuperiode, indem die täglichen Schwankungen der Magnetnadel am stärksten
sind, wenn die Sonne ein Maximum der Flecken zeigt, und am schwächsten,
wenn wenige Flecken vorhanden sind. Der periodische Wechsel der Sonnen-
fleckenzahl spiegelt sich gleichfalls wieder in der Häufigkeit der (Nord- und
Süd-) Polarlichter, welche heftige Schwankungen der Magnetnadel hervor-
bringen und als die sichtbare Äußerung magnetischer Gewitter des Erdballs
betrachtet werden. Auch das Zodiakallicht (Tierkreislicht), ein heller Licht-
kegel, der besonders in den Tropen bald nach Sonnenuntergang am westlichen
Himmel sichtbar wird, scheint im Zusammenhange mit der Sonne zu stehen. —
Obwohl der Erdmond uns stets dieselbe Halbkugel zuwendet, werden doch
infolge seitlicher Schwankung (der Vibration) etwa 9/i4 seiner Oberfläche
sichtbar. Dieselbe ist übersät mit Unebenheiten mannigfaltigster Art. Einen
großen Raum nehmen die sogenannten Mare (d. h. Meere) und Oeeane ein,
graue Ebenen mit rauher Grundfläche; in und zwischen ihnen zeigen sich die
Krater, runde, becherartig ausgehöhlte Gebilde, aus deren Boden häufig wie
aus dem Boden einer Flasche kegelförmige Erhöhungen aufragen. Daneben
werden Wall- und Ringgebirge von gewaltigem Durchmesser, großer Höhe
und steilen Abhängen, sowie echte Gebirge sichtbar, die an Höhe zum Teil
wenig hinter den Bergriesen des Himalaja zurückbleiben. Zwischen den Er-
höhungen und sie teilweise durchbrechend ziehen sich Rillen, dunkle lang-
gestreckte Gräben, hin. Neuerdings beobachtete Veränderungen an der Mond-
oberfläche zeigen, daß trotz Mangels an flüssigem Wasser und trotz einer sehr
dünnen Atmosphäre noch nicht alles Leben auf unserm Trabanten erloschen ist.
4. Mars zeigt infolge seiner Rotation alle Seiten seiner Oberfläche
innerhalb 24 Stunden einmal und nähert sich der Erde zeitweise so sehr,
daß seine Oberfläche genau erforscht und gezeichnet werden kann. Da seine
Ekliptik fast dieselbe Lage wie die nnfrige besitzt, so muß auch auf ihm der
Wechsel der Jahreszeiten herrschen; diese Annahme wird durch das Wachsen
und Schwinden zweier weißer Kappen an seinen Polen unterstützt, welche die
Stelle unserer Polareisgebiete einnehmen. Ob auch das Polareis des Mars
gefroreues Wasser ist, muß dahingestellt bleiben. Im übrigen zeigt die Ober-
fläche des Planeten einen Wechsel von hellen (weißen bis ziegelbrannen) und
dunklen (eisengrauen bis schwarzen) Gegenden, von denen man der bequemen
Unterscheidung halber die erstereu als Festländer und Inseln, die letzteren als
Meere, Seen und Kanäle bezeichnet hat. Die Umrisse dieser Flächen wechseln
häufig ab, und manche zeigen bald das Aussehen von Land, bald von Wasser.
Die merkwürdigsten Gebilde auf dem Mars find die Kanäle, welche äußerst
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Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
147
Der Flächeninhalt beträgt für ganz Italien 5382, für die eigentliche
Halbinsel 27 70 Qm. Gieb stattliche Grenzen an.
Die Zeichnung der Halbinsel aus dem Gedächtniß ist ziemlich
schwierig. Folgende Angaben mögen sie erleichtern.^) Die Mündung des
Var, der freilich, seit Nizza zu Frankreich gehört, nicht mehr die Grenze
bildet, liegt mit der Mündung des Arno und dem Borsprunge des Landes
bei Ancona im Adriat. Meer unter gleicher Breite, und beide Entfernungen
sind einander gleich. Die einfache Entfernung, also die Distance von der
Mündung des Bar bis zu der des Arno, diene uns zur Bestimmung an-
derer wichtiger Punkte. Dieselbe Entfernung von der Mündung des Var
nach N. getragen, giebt als nordwestlichen Grenzpunkt den Mont Blane.
Zwischen Var- und Arnomündung biegt die Küste (in einem Winkel von c.
25°) nach N.o. ein und bildet den Golf von Genna. Von dem innersten
Punkte desselben jene Entfernung nach N. getragen, giebt den nördlichsten
natürlichen Grenzpunkt, den St. Gotthard, der die politische Grenze nahe-
zu erreicht. Gleich weit von dem östlichen Vorsprunge bei Ancona ist es bis
zum nördlichsten Winkel des Meerbusens von Trieft. Dieselbe Entser-
nnng von Ancona senkrecht nach S. giebt die Bucht von Gaeta auf der
Westküste, von welcher wenig nach W. das Cap Circ?llo (c-tsch) vor-
springt. Von diesem in gleicher Entfernung in östlicher Richtung der Golf
di Manfredonia, der von dem nordöstlich nahe davon hervorragenden
Cap Gärgano gebildet wird, und wiederum senkrecht südlich von diesem Golf
in derselben Entfernung vom Cap Eircello der Busen von Policastro.
Dieselbe Entfernung nach O. und nach S. getragen, giebt das Cap Lenca,
das Südende des den großen Busen von Otranto östlich umsäumenden
„Sporns", sowie die südlichste Spitze der Halbinsel im Cap Spartivento.
— Die große Insel Sicilien, der Gestalt nach ein liegendes spitzwinkliges
Dreieck, zeigt von der Westspitze bei Trapani bis zur Nordostspitze an der
Straße von Messina und der Südostspitze, dem Cap Passaro, nahe zu
dieselbe Distance; genau in derselben Entfernung vom Cap Spartivento liegt
die Insel Malta, südlich von Sicilien, also südwestlich von jenem Cap. —
Ziemlich die Mitte der Ostküste der Insel Sardinien trifft dieselbe doppelte
Entfernung von dem Busen von Policastro. Die einfache Entfernung be-
zeichnet die Längenausdehnung der Insel von S. nach N., und die Nord-
spitze der ihrer Natur nach zu Italien, politisch zu Frankreich gehörigen
Insel Corsica fällt wenig südlich des Endpunktes der nach N. gelegten Normale.
Betrachten wir nun den eigenthümlichen Lauf der Gebirge. Auf wie
vielen und welchen Seiten ist Nord- oder Oberitalien, — wegen dieser
Umschließung von den Römern als Gallia Eisalpina zu Gallien gerechnet
—- von Gebirgen eingeschlossen? Da die Alpen im Norden nach S. sehr
steil abfallen, während die nördliche Abdachung allmäliger erfolgt und in
der süddeutschen Hochebene ihre langgedehnte Fortsetzung findet; da ebenso
auch die Alpen der Westgrenze nach Frankreich zu sanfter, nach O. aber
1) Man vergleiche die in Daniel's (mittlerem) Lehrbuche gegebenen Punkte, von
denen einige auch hier genannt werden.
10*
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TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See]]
Extrahierte Personennamen: Arno Arno Genna Gotthard W. Manfredonia Policastro Otranto Cap_Passaro Policastro Insel_Corsica
Extrahierte Ortsnamen: Italien Nizza Frankreich Ancona Ancona Ancona Gaeta Cap_Spartivento Sicilien Messina Sicilien Sardinien Italien Frankreich Oberitalien Frankreich
— 67 —
4) Hoch- und Tiefland. Rillen. Strahlen. Man erblickt durch
das Teleskop Hochland und Tiefland. Die Tiefländer nennt man Meere; diesen
Namen erhielten sie früher, als man sie noch für Wasser hielt. Sie sehen meist
grau, auch grünlich aus. Man erblickt Ringgebirge, Krater und Gruben, viele
Bergadern, niedrige, 60 bis 80 Meilen lange Bergrücken. Man sieht wenig parallele
Ketten, hohe domartige Spitzen, wenig Verästelung der Gebirge. Am südlichen
Ende des Mondes liegen die Apenninen, 90 Meilen lang, mit Gipfeln von 5100 m.
Am östlichen Mondrande liegen die Cordilleren. Mitten in den Ringen, den Ring-
ebenen, liegen oft hohe Kegelberge.
Dann giebt es noch Rillen, d. h. meist gerade, 10 bis 25 Meilen lange
Linien, die bei Vollmond als lichte, bei schräger Beleuchtung als dunkle Streifen
sich darstellen. Es sind deren etwa 400. Es sind 300 bis 600 m breite Ver-
tiefungen, welche durch kolossale Lavaströmungen entstanden sind, oder es sind Risse,
die durch vulkanische Ausbrüche gebildet worden sind. Sie laufen sogar quer durch
die Wälle der Ringe.
Auch bemerkt man auf dem Monde sogenannte Strahlen syst eme (besonders
bei Vollmond!), d. h. glänzende Strahlencentren, die mit ihrem hellen Lichte die
anderen Mondlandschaften überstrahlen. Sie sind noch nicht enträtselt. Erhebungen
oder Vertiefungen können es nicht sein, da sie keinen Schatten werfen.
§ 40.
Die Kometen oder Haarsterne.
Von alters her sind die Kometen wegen ihrer Gestalt Gegenstand der Phantasie
und des Aberglaubens gewesen. Sic sind lange nicht alle mit dem bloßen Auge
erkennbar. Ihre Zahl muß recht groß sein; man kennt etwa 800. Mit unseren
vervollkommneten Instrumenten werden jetzt alle Jahre Kometen entdeckt.
Wichtigste Merkmale.
1) Ihre Bahnen sind sehr excentrisch, d. h. langgestreckt, nicht nahezu
kreisförmig.
2) Ihre Geschwindigkeit ist in den verschiedenen Teilen ihrer Bahn sehr
verschieden.
3) Ihre Bahnen gehen nach den verschiedensten Richtungen, während die
Planeten alle von Westen nach Osten gehen. Die Kometen sind teils recht-,
teils rückläufig.
4) Sie sind nur kurze Zeit für uns sichtbar.
5) Ihre Masse ist sehr gering, aber ihr Volumen sehr groß; sie sind also
sehr wenig dicht. Fixsterne erscheinen darum auch durch ihreu Schweis hindurch
fast gar nicht verdunkelt.
6) Sie äuderu ihre Gestalt.
7) Man scheidet 1) Nebelhülle mit dem Kern oder Kopf und 2) Schweif;
doch giebt es auch schweiflose Kometen. Man hat auch Kometen mit mehreren
Kernen beobachtet, z. B. 1860 und 1873.
5*
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— 36 —
fernt man die Grundmoräne, so bemerkt man ferner, daß nnch der Felsgrund
glatt poliert und geritzt ist. Von derselben Beschaffenheit sind die Seitenwände
des Tales, soweit sie das Gletschereis bedeckt.
Wie sind diese eigentümlichen Erscheinungen zu erklären? Es ist bereits
erwähnt worden, daß der Gletscher nicht bloß fließt, sondern anch eine allerdings
geringe gleitende Bewegung hat. Bei dem ungeheuren Gewichte nun, das er
besitzt, ist es leicht erklärlich, daß er bei feiner Fortbewegung alle noch so kleinen
Ecken und Spitzen seiner Unterlage abschleifen und so sein Bett allmählich ver-
tiefen umß. Verstärkt wird diese Arbeit noch durch die zahlreichen Gesteins-
trümmer, die vou den Seitenwänden her und durch Gletscherspalten aus deu
Grund geraten. Hier werden sie durch die sich langsam fortbewegenden Eis-
Massen mit fortgeschoben, wobei sie dann mit ihren scharfen Kanten und Spitzeu
deu Felsboden kratzen und ritzeu. Dabei werden sie fortwährend auch selbst ab-
genutzt, geglättet und gestreift wie das unter ihnen liegende Gestein oder anch
ganz zerrieben. So entsteht eine sandige, schlammige, mit Steinen durchsetzte
Masse, die Grundmoräne. Ihre feineren Teile werden unaufhörlich vom
Wasser mit fortgespült, daher denn auch der Bach, der dem untern Ende des
Gletschers entströmt, eine trübe Färbung hat.
Was der Gletscher an Gesteinstrümmern am Grunde sortschiebt oder auf
feinem Rücken mit sich fortträgt, häuft sich an seinem untern Ende an und
bildet hier die Eud- oder Stirnmoräue. Sie erscheiut hier als schmaler,
niedriger, dort als breiter, mächtiger, bergartiger Steinwall. Anderwärts tritt
sie uns alz eine weite Schlamm- und Kiessläche entgegen, in der mächtige Fels-
trümmer zwischen unregelmäßigen Schutthügeln zerstreut liegen. In der Mitte
ist stets eiue Lücke, durch die der Gletscherbach absließt.
Schwankungen in der Größe der Gletscher. Die Größe der Gletscher ist periodischen
Veränderungen unterworfen. Auf Zeiten scheinbaren Stillstandes folgen solche merklichen
Rückganges, bis wieder nach einem Stillstande ein erneutes Wachstum beginnt. Im
17. und 18. Jahrhundert scheint in den Alpen eine allgemeine Zunahme der Vereisung
stattgefunden zu haben. Seit etwa 1850 dagegen ist fast überall, und zwar nicht nur in
den Alpen, sondern auch iu den Pyrenäen, in Norwegen und im Kaukasus eiu Zurück-
weichen der Gletscher beobachtet worden. Der Rhonegletscher z. B. hat Wo m an Länge
verloren, der viel mächtigere Pasterzengletscher allerdings nur etwa 100 m, aber seinen
Raumverlust hat man auf 218 Mill. cbm geschätzt. Nach Richters Berechnung beträgt
die Gesamtverkleinerung der Ostalpengletscher beim letzten Rückgange über 9 Kubik-
kilometer.
Wie es scheint, geht die Periode des Rückganges aber jetzt ihrem Ende entgegen.
Zwar hat in den letzten Jahren bei den meisten Alpengletschern noch eine Abnahme statt-
gefunden. So ist z. B. der Rhonegletscher 1303 noch um 111 /.2 m zurückgewichen. Andere
dagegen habeu wieder zugenommen. Während dies 1.901 nur erst in einem Falle
beobachtet wurde, konnte man im Jahre 1903 schon ein Wachstum bei 15 Gletschern
feststellen.
Die Ursachen solcher Ab- und Zunahme der Gletscher liegen ohne Zweifel in
klimatischen Verhältnissen, sind aber noch nicht genügend erforscht. Ein Rückgang kann
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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— 117 —
Mittel, das relative Alter der Gesteine zu bestimmen. Es sind das die Versteinerungen
oder Fossilien, d. h. die zu Stein erhärteten Reste von Pflanzen und Tieren, die sich in
allen im Wasser abgelagerten Gesteinen finden. Die Erde hat nämlich in früheren Zeiten
andere Lebewesen getragen als jetzt, und zwar hat eine stufenmäßige Entwicklung stattgefunden.
Erst gab es nur niedere Tiere und Pflanzen, denen dann höher entwickelte folgten, bis zuletzt
als höchst organisierte unsere Vögel und Säugetiere auftraten. Von allen diesen Geschöpfen
enthält die Erde Versteinerungen. Findet man nun in zwei Gesteinsschichten, mögen sie
auch noch so weit auseinander liegen, etwa die eine in Europa, die andere in Amerika,
dieselben Versteinerungen, so schließt man daraus, daß diese Schichten in derselben Zeit-
Periode entstanden sein müssen, zu der Zeit nämlich, als gerade die Pflanzen und Tiere
auf der Erde lebten. Schichten, in denen man nur niedere Lebewesen eingeschlossen findet,
müssen also älter, solche, die auch höher entwickelte enthalten, jünger sein.
Entsprechend nun der Geschichte des Menschengeschlechts hat man auch die Geschichte
der Erde iu vier große Zeitabschnitte oder Perioden eingeteilt: die Urzeit (archäisches
Zeitalter), das Altertum (paläozoisches Z.), das Mittelalter (mesozoisches Z.) und
die Neuzeit (käuozoisches Z.). Jeder von diesen Zeitabschnitten, der ohne Zweifel
Millionen von Jahren umfaßt, zerfällt wieder in mehrere Unterabteilungen oder For-
mationen. Diese sind z. T. nach gewissen Gesteinen benannt, die stark in ihnen ver-
treten sind. So spricht man z. B. von einer Steinkohlen- und von einer Kreideformation.
Die einzelnen Formationen sind nicht streng voneinander geschieden, sondern gehen all-
mählich ineinander über. Sie sind auch nicht überall auf der Erde vollzählig vorhanden.
Hier fehlen diese, dort jene Schichten, und nur indem man die Funde der ganzen Erde
zusammengestellt hat, ist man zu der nachstehenden Reihenfolge gelangt.
Übersicht über die Entwicklungsgeschichte der Erde.
I. Archäisches Zeitalter (Urzeit).
Ii. Paläozoisches Zeitalter (Altertum).
1. Eambrische Formation.
2. Silnr-Formatiou.
3. Devon-Formation.
4. Kohlen-Formation.
5. Perm-Formation.
Iii. Mesozoisches Zeitalter (Mittelalter).
6. Trias-Formation.
7. Jura-Formalion.
8. Kreide-Formation.
Iv. Känozoisches Zeitalter (Neuzeit).
9. Tertiär-Formation.
10. Quartär-Formation
oder Diluvium.
11. Jetztzeit oder Alluvium.
I). Die Gesteine der Erde und ihre Lagerung.
Absatz- und Erstarrungsgesteine. Die Gesteine, die sich in der früher angegebenen
Weise durch Ablagerung unter Wasser gebildet haben, nennt man Absatzgesteine oder
Sedimente. Sie sind leicht daran zu erkennen, daß sie in gleichlaufenden, mehr oder
weniger dicken Schichten übereinander lagern, weshalb sie auch geschichtete Gesteine heißen.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
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Häufig sind in Gebirgen die obern Teile der Sättel zerstört, so daß die Schichten-
köpfe mehr oder weniger wagerecht nebeneinander liegen, wie dies Figur 24 zeigt. Den
Fig. 22. Gefallene Schichten.
Fig. 23. Uberkippung.
abgetragenen Teil des Sattels, der in unserer Figur durch punktierte Linien bezeichnet
ist, nennt man Lnftfattel.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]