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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 81

1886 - Berlin : Hofmann
§ 47. Disputation zu Leipzig. Luther im Bann. 81 Die Thesen erregten das allgemeinste Aufsehen. Ihre Kunde verbreitete sich, zumal auch durch das Geschrei der Gegner, wie ein Lauffeuer durch gcmz Deutschland. Der Papst wollte Luther nach Rom zur Verantwortung ziehen, aber der edle Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, in dessen Gebiet Wittenberg lag, wußte zu erwirken, daß die Angelegenheit auf dem Reichstag zu Augsburg zur Sprache käme. Hier forderte, nach einem Religionsgespräch, in welchem eine Einigung unmöglich war, der päpstliche Legat Cajetanus von Luther den Widerruf. Dieser verweigerte ihn. Nachdem Friedrich der Weise das Ansinnen, Luther nach Rom auszuliefern. zurückgewiesen, schickte der Papst, dem damals aus politischen Gründen viel daran lag, den Kurfürsten zu gewinnen, den versöhnlich gesinnten Freiherrn von Miltitz, der nun auch in Altenburg insofern eine Einigung mit Luther zustande brachte, als beide Teile sich zum Schweigen verpflichteten. § 47. Disputation zu Leipzig. Luther im Bann. Aber schon war die Bewegung zu stark, als daß die Verabredung einzelner ihr Stillstand hätte gebieten können. Der Kanzler der Universität Ingolstadt, ein scharfsinniger, rücksichtsloser und als Meister gelehrten Wortstreites sehr gefürchteter Anhänger des Papstes, Dr. Eck, forderte den Freund Luthers, Karl stadt, zu einer Disputation auf. Da aber die Angriffe sich nicht sowohl gegen die Lehren Karlstadts als gegen die Luthers richteten, so trat letzterer selbst gegen Eck auf. Im Jahre 1519 fand nun die denkwürdige 1519 Disputation zu Leipzig statt. Luther löste sich im Laufe dieses von ihm mit großer Klarheit und Festigkeit durchgeführten Gespräches von der katholischen Kirche endgiltig los, indem er seine Überzeugung dahin aussprach, daß die großen Kirchenversammlungen, die bisher die unbedingteste Autorität in Glaubenssachen gewesen waren, dem Irrtum ausgesetzt seien, und daß Tradition, Kirchenväter und Konzil gegenüber der Autorität der heiligen Schrift zurückstehen müßten. Fortan war für Luther die heilige Schrift der einzige Maßstab, an welchem die bestehenden Lehren und Zustände zu messen seien. In berühmten Flugschriften, welche in die entlegensten Winkel unseres Vaterlandes drangen und in welchen sich unsere Sprache plötzlich zu wunderbarer Höhe und Gewalt erhob, trug er dem Volke seine Überzeugungen vor — „An den christlichen Adel Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. g

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 83

1886 - Berlin : Hofmann
§ 48. Der Reichstag zu Worms. § 49. Bilderstürmer. Bauernkriege. 83 die rechte Ruhe des Geistes hatte gewinnen können, zeigte er beim zweiten Male eine trotzige Entschlossenheit. Als man auf seine längere und bestimmt gefaßte Rede mit dem Ansinnen antwortete, daß er bündig alles widerrufe, was er bisher gegen die alte Lehre geschrieben habe, gab er die berühmte Erklärung ab, daß er das nie thun werde, es sei denn, daß man ihm seinen Irrtum aus der heiligen Schrift beweise. Natürlich war dies mit einer vollkommenen Weigerung gleichbedeutend. Obgleich Luther sich durch sein würdevolles und bestimmtes Auftreten unter den am Reichstage teilnehmenden Fürsten viele Freunde erworben hatte (z. B. Philipp von Hessen), wurde trotzdem der Reichstagsbeschluß durchgesetzt, daß fortan jedwede Ausbreitung der evangelifchen Lehre zu verbieten sei (Wormser Edikt). Gegen die Person Luthers aber wurde die Reichsacht ausgesprochen. Friedrich der Weise indes hatte Anstalten getroffen, daß sein Freund den gefährlichen Folgen der Reichsacht entzogen werde: als Luther auf der Rückreife von Worms durch Thüringen zog, wurde er von verkappten Reitern aufgegriffen und auf die feste Wartburg gebracht, wo er nun, ungekannt unter dem Namen eines Junker Jörg, ohne Gefahr einige Monate zubrachte. In der Stille der herrlichen Natur begab sich Luther an eines seiner folgenreichsten Werke, die Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Diese ungeheure Arbeit, welche ihn noch lange Jahre beschäftigte, wurde nun stückweise gefördert. Sie ist von der weittragendsten Bedeutung geworden: a) weil von nun an jedermann sich die Kenntnis der heiligen Bücher verschaffen konnte und dadurch einer der obersten Grundsätze des Reformationswerkes — eigene und freie Schriftforschung jedes Christen — zur Durchführung gebracht wurde; b) weil die von Luther augewandte Sprache von nun an die allgemeine Schriftsprache aller Deutschen ward und somit ein mächtiges, ideales Band zwischen den so verschiedenen deutschen Stämmen des Südens und des Nordens geknüpft wurde. § 49. Bilderstürmer. — Bauernkriege. Luthers Aufenthalt auf der Wartburg sollte nicht von langer Dauer sein. In Wittenberg waren Unruhen aus gebrochen, die seilte Anwesenheit erheischten. Zwickauische Handwerker, unklare Schwarmgeister, die sich im Besitze einer besonderen göttlichen Erleuchtung 6*

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 84

1886 - Berlin : Hofmann
84 Geschichte der neueren Zeit. glaubten, hatten die Gemüter verwirrt. Besonders als sich ihnen sogar Luthers Freund Dr. Karlstadt (vgl. § 47) anschloß und sie in der Ausübung der Bilderstürmers (denn sie hielten jedweden Bilderschmuck für Gotteslästerung) unterstützte, wurde die Bewegung für deu geordneten Fortgang der Reformation bedrohlich. So mußte Luther, wider das Anraten seines Kurfürsten, der für ihn sehr besorgt war, die Wartburg verlassen, und es gelang ihm durch den Eindruck seines Wortes und seiner Persönlichkeit den Brand zu ersticken. Auch im Zusammenhang mit einer irrtümlichen Auslegung der Lehren Luthers stand eine andere Bewegung: die Versuche des Bauernstandes, seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage zu bessern. Der Bauer war damals in Deutschland gegenüber dem Adel in einem sehr gedrückten Verhältnis: hohe Abgaben und Mangel an jedwedem Rechtsschutz lasteten schwer auf ihm. Besonders empfanden dies die Bauern im südlichen Deutschland, welche Gelegenheit hatten, die freien Verhältnisse ihrer schweizerischen Standesgenossen zu kennen. Darum hatten sich schon im 15. Jahrhundert Bauernbünde („Der arme Konrad" u. a., vgl. § 39) zusammengeschlossen, welche durch Empörung eine Besserung ihrer Lage herbeiführen wollten. Als nun aber Luthers Lehre von der „Freiheit des Christenmenschen" in das Volk drang, da glaubten die Bauern ihre Forderungen von der Autorität Luthers bestätigt. In 12 Artikeln stellten sie dieselben zusammen, und Luther-selbst war, da die Forderuugeu nicht gerade unmäßig lauteten, nicht abgeneigt, die Annahme derselben durch den Adel zu befürworten. Als aber die Bauern, ungeduldig der Verhandlungen, zu den Waffen griffen und mit unerhörter Roheit plündernd, mordend und sengend umherzogen (Graf von Helfenstein!), da wandte sich Luther von ihnen ab und forderte sogar den Adel auf, mit dem Schwerte die Bauern zu züchtigen. Heftig entbrannte der Kampf. In Süddeutschland wurden sie bald zu Paaren getrieben. In Mitteldeutschland wurde einer der größten Haufen, der unter der Anführung des fanatischen Schwärmers Thomas Münzer stand, bei Frankenhausen 1525 geschlagen und vernichtet. So wurde zwar diese sehr gefährliche Bewegung unterdrückt, aber die Spuren derselben sehen wir noch heute in den zahlreichen Kloster-und Schloßruinen Mittel - und Süddeutschlands (Pauliuzelle; Walkenried).

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 85

1886 - Berlin : Hofmann
§ 50. Die Reformation bis zum Reichstage von Augsburg 1530. 85 § 50. Die Reformation bis zum Reichstage von Augsburg 1530. Trotz dieser Gefahren ging das Werk der Reformation stetig vorwärts. An demselben arbeiteten sogar Glieder der Orden mit: Augustiner, Franziskaner, Benediktiner (Ökolampadius), Karmeliter (Urbanus Regius), Prämonstratenser (Bngenhagen). Den weltbewegenden Schriften Luthers gingen zur Seite eine Reihe von anderen litterarischen Erscheinungen, wie z. B. die Flugschriften Ulrichs von Hutten, der gleich Murner und Burkhard Waldis mit der Geißel des Spottes die Gegner der Reformation verfolgte. Die gewichtigste Stütze in Lehre und Schrift fand aber Luther an seinem Freunde Melanchthon (aus der Pfalz, geb. 1497), der 1497 mit umfassender Gelehrsamkeit eine vorsichtig abwägende, milde versöhnende Sinnesart vereinigte, und dessen Persönlichkeit eine vortreffliche Ergänzung zu dem stürmischen Wesen Luthers bildete. — Obgleich Luther jedwede politisch-weltliche Unterstützung der von ihm ausgehenden Bewegung, deren rein geistigen Charakter er aufrecht erhalten wollte, abwies, war es doch nicht zu umgehen, daß sich weltliche Rücksichten mit der Reformation verbanden. Die Güter der übertretenden Bistümer, Kirchen und Klöster wurden meist von den Landesherren mit Beschlag belegt, so daß die Annahme der Reformation für diese mit weltlichen Vorteilen verbunden war. Indessen waren diese Gesichtspunkte in der Mehrzahl der Fälle doch nicht die entscheidenden. Allmählich teilte sich Deutschland in ein protestantisches und katholisches Heerlager. Der Norden war wesentlich protestantisch, voran Johann der Beständige von Sachsen (Friedrich der Weise f 1525) und Philipp von Hessen, — selbst der Ordensstaat Preußen war durch Albrecht von Brandenburg in ein weltliches Herzogtum verwandelt worden. Die Fürsten und Bischöfe des Südens blieben zunächst noch vorherrschend katholisch (anders die Städte!). Da nun die Katholiken sich zu Regensburg zu einem Bündnis zusammenthaten, so traten auch die Protestanten zur Abwehr aller Angriffe in Torgau 1526 einander näher. So kam es, daß auf dem Reichstage zu Speier 1526 die 1526 Evangelischen einen verhältnismäßig günstigen Beschluß erwirkten, daß nämlich jeder Landesherr es mit der Konfession feiner Unterthanen, d. H. mit der Ausführung des Wormser Ediktes, halten könne, wie es ihm gut düuke. Als aber kurz darauf Kaiser Karl V. über seine äußeren Feinde große Erfolge errang, änderte sich diese

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 130

1886 - Berlin : Hofmann
130 Geschichte der neueren Zeit. Während dieser sein ganzes Interesse auf das militärische Leben richtete und allen rein geistigen Beschäftigungen abhold war, hatte sich in dem Sohne unter dem Einfluß seiner Mutter und des Franzosen Duhau de Jaudun ein lebhafter Sinn für Kunst und Wissenschaft entwickelt {{ein Flötenspiel-Lehrer Quauz). Als der Vater, damit unzufrieden, den Prinzen hart behandelte, machte derselbe den Versuch, nach England zu entfliehen; aber der Fluchtplan wurde entdeckt, Friedrich selbst auf die Festung Knstrin gebracht, sein Helfer, der Lieutenant Katte, hingerichtet, und seine Schwester, die nachmalige Markgräfin von Baireuth, welche ebenfalls um den Plan gewußt, mit Schlügen gezüchtigt. Endlich wurde Friedrich von seinem Vater begnadigt (der Feldprediger Mittler), und da er sich durch eifrige Arbeit auf der Kriegs- und Domainenkammer und auch durch fein williges Eingehen auf eine Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig die Zufriedenheit seines Vaters erwarb, ließ dieser ihm mehr und mehr Freiheit, ja, scheuste ihm sogar das Schloß Rheinsberg. Hier lebte Friedrich nun einige Jahre der Beschäftigung mit den Wissenschaften, besonders der Geschichte und der französischen Litteratur. Geistvolle Mäuuer (Keiserling, Jordan, Fouquet) bildeten seinen Umgang. Von hier aus trat er mit den bedeutendsten Gelehrten und Schriftstellern in Verbindung, namentlich mit Voltaire. Aber dem stillen Behagen dieser Zeit sollten bald Unruhen und stürmisch bewegte Jahre folgen. Brandenburg-Preußen war durch feine natürliche Entwicklung ein Gegner des habsburgischen, bisher in Deutschland vorwiegenden Hauses geworden. Diese Gegnerschaft gelangte unter Friedrich zum 1740 Ausbruch, als nach dem Tode Kaiser Karls Vi. (1740) der deutsche Kaiserthron erledigt war. Des letzteren Tochter, Maria Theresia, eine kluge und energische Frau, erhob aus Grund der unter dem Namen pragmatische Sanktion bekannten Erbfolgeordnung Anspruch auf die österreichischen Erblande, welcher aber von vielen Fürsten nicht anerkannt wurde. Kurfürst Karl Albert von Bayern, der ebenfalls Ansprüche auf Österreich geltend machte, wurde 1742 als Karl Vii. zum deutschen Kaiser gekrönt. König Friedrich Ii. nun erneuerte gleich zu Beginn seiner Regierung die alten Ansprüche seines Hauses auf Schlesien und bot Maria Theresia gegen die Anerkennung derselben seine Zustimmung zur pragmatischen Sanktion. Sie aber verweigerte dieselbe. So kam es zum 77. Die drei schlesischen Kriege.

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 154

1886 - Berlin : Hofmann
154 Geschichte der neueren Zeit. dem Unglück reifte ein Geschlecht großer Männer, welche die unversiegbaren Schätze preußischer Volkskraft zu heben wußten. § 88. Napoleons höchste Macht und der Beginn seines Sturzes. So gebietend Napoleons Macht auch war, unersättlich jagte er nach immer größerer Ausdehnung derselben. Aber die Unersättlichkeit zog den Sturz nach sich. Die Völker, selbst müde der Knechtschaft, erhoben sich und was die Fürsten und Könige allein nicht vermocht, das vollbrachten sie im Bund mit dem Freiheitstrieb der Nationen. a) Nachdem Napoleon durch die sog. Kontinentalsperre den Handel Englands lahm zu legen versucht hatte und der Krieg gegen Portugal, wo das Haus Braganza verjagt wurde, zur Besetzung des Landes geführt, begannen Napoleonische Heere auch den Krieg gegen Spanien. König Karl Iv. wurde zur Abdankung gezwungen und Joseph Bonaparte erhielt den spanischen Thron. Aber Spanien erhob sich wie Ein Mann gegen die Fremdherrschaft und suchte durch einen grauenvollen „Kleinkrieg" (Guerilla) das Joch abzuschütteln (heldenhafte Verteidigung von Saragossa). Napoleon, der sich durch die Zusammenkunft mit Kaiser Alexander zu Erfurt (1808) im Osten gesichert, kam selbst nach Spanien, und seinem sieggewohnten Heer unterlagen zwar zunächst die Spanier, aber dieser Kampf- gegen das Volk wurde ihm, der bisher nur gegen Armeen gekämpft, unheimlich; er benutzte den Vorwand, welchen ihm ein neuer Krieg gegen Österreich bot, um die Halbinsel zu verlassen. Die zurückbleibenden Generale mußten nach und nach, besonders vor dem englischen Feldherrn Wellington (Schlachten bei Salamanea und Vittoria) das Land aufgeben. 1809 b) Der Kampf gegen Österreich, 1809. In Österreich erhob sich während des Freiheitskampfes der Spanier ebenfalls das Volk. An der Spitze der nationalen Bewegung stand der edle Erzherzog Karl, dessen Ruhm in den Liedern Theodor Körners lebt. Er besiegte Napoleon in einer großen Schlacht bei Aspern ans dem Marchfelde. Aber leider wurde dieser Sieg nicht geschickt benutzt: es gelang der Schnelligkeit Napoleons, bald darauf in der Schlacht bei Wagram den Österreichern eine Niederlage beizubringen. Der für Österreich sehr ungünstige Friede zu Wien (Verlust von 2000 Quadrat-Meilen) endete den Krieg. Trotz des

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 80

1886 - Berlin : Hofmann
80 Geschichte der neueren Zeit. § 46. Martin Luther bis zum Religionsgespräch zu Altenburg. Diese Unzufriedenheit mit den bestehenden religiösen Zuständen und der Wunsch nach einer Erneuerung des religiösen Lebens verkörperten sich zu Ansang des 16. Jahrhunderts in der gewaltigen Persönlichkeit des Reformators Martin Luther, eines der größten Männer unserer Geschichte. Nicht zufrieden damit, die Haltlosigkeit des Bestehenden in Wort und zumal in Schriften von wunderbarer Wirkung aufgedeckt zu huben, legte Luther den Grund zu einer wirklichen Erneuerung des Glaubens, zu einer in geordneten Formen sich aufbauenden neuen Gemeinschaft aller derer, die nicht im römisch-katholischen Glauben bleiben wollten: er ist der Stifter des evangelischen Christentums oder des Protestantismus. Martin Luther war als Sohn eines Bergmannes von 1483 Mansfeld am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Nach einer harten, durch Strenge der Eltern und Lehrer, wie durch Entbehrung und Mangel vielfach getrübten Jugend, in der er aber durch eine edle Frau (Ursula von Cotta zu Eisenach) getröstet ward, kam er auf die Universität zu Erfurt. Wider den Willen des Vaters, der ihn sür die Rechte bestimmt hatte, wandte er sich der Philosophie und Theologie zu. Über die großen Fragen der Religion, die Freiheit des Willens, das Verhältnis des Menschen zu seinem Gotte grübelnd und durch allerlei ernste Ereignisse tief erschüttert, entschloß er sich, die Ruhe seiner Seele in dem Augustinerkloster zu Erfurt zu suchen. Aber die „Möncherei" vermochte ihm dieselbe nicht zu geben. Mehr und mehr wurde er in ne, daß nur durch den Glauben und nicht durch die Werke der Mensch zur Versöhnung mit Gott käme. Mit dieser Überzeugung im Herzen, die, durch traditionelle Lehren des Augustinerordens genährt, ihn 1508 sein Leben hindurch beherrschte, verließ er 1508 das Kloster, um als Universitätslehrer nach Wittenberg überzusiedeln, wohin ihn der Vikar des Ordens, Staupitz, empfohlen hatte. Von hier aus besuchte er Rom und that einen Einblick in das ganz veräußerlichte 1517 Leben der Geistlichkeit. Als nun im Jahre 1517 der Dominikanermönch Tetzel im nördlichen Deutschland den Ablaß predigte, d. h. im Aufträge des Papstes Sündenvergebungen für Geld-entschädignug verkündigte, trat Luther gegen diesen schreiendsten aller Mißbräuche auf, indem er am 31. Oktober 1517 die ewig denkwürdigen 9 5 Thefeu an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlug.

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 82

1886 - Berlin : Hofmann
82 Geschichte der neueren Zeit. deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung"; „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche"; „Von der Freiheit des Christenmenschen". Während so die Angen des ganzen Volkes sich ans den Wittenberger Mönch richteten, traf das Ereignis ein, durch welches nun auch äußerlich Luther von der katholischen Gemeinschaft getrennt wurde: im Jahre 1520 wurde der Bann über Luther verfügt; Eck hatte denselben beim Papste ausgewirkt. Luther, der bisher geglaubt hatte, der Papst (Leo X.) werde den Reformvorschlägen ein geneigtes Ohr leihen und nur seine römische Umgebung sei den Reformen abhold („der Römischen stnel ist Deyner und Deynis-gleichen nit werd"), sah von jetzt an auch in dem Papste den Antichrist. Um seine Gleichgiltigkeit gegen den päpstlichen Gewaltschritt zu bezeugen, verbrannte er die Bannbulle am 10. De- 1520 zember 1520 unter dem Beifalle der Wittenberger Universität vor dem Elsterthore daselbst. § 48. Der Reichstag zu Worms. — Luther auf der Wartburg. An Stelle von Maximilian I. war nach langen Verhandlungen und Wahlumtrieben, in denen es sogar dem französischen König Franz I. beinahe gelungen wäre, auf den deutschen Thron zu kommen, im Jahre 1520 der Habsburger Karl I., König von Spanien, gewühlt, der fortan als deutscher Kaiser den Namen jsnrl V. trug. Fast während seiner ganzen Regierung mit auswärtigen Kriegen beschäftigt (zumal gegen Franz I.) und ganz voreingenommen durch politische Erwägungen, hat Karl V. kein Verständnis für die resormatorische Bewegung gehabt, und es ist für unsere Geschichte verhängnisvoll geworden, daß Luther und die Reformatoren keine Stütze in dem Reichsoberhaupte gefunden haben. 1521 Ans dem ersten Reichstage Karls, der im Jahre 1521 in Worms gehalten wurde, kam auch die Sache Luthers zur Sprache. Derselbe wurde, unter Zusicherung freien Geleites durch den Kaiser, geladen, persönlich zu erscheinen. Trotz der Warnungen derer, die für ihn das Schicksal Hussens fürchteten, begab sich Luther auf den Weg („Und wenn sie gleich ein Feuer machten" ac.). Schon jetzt war er der populärste Mann in Deutschland. Alles strömte herbei, ihn zu sehen. Nachdem er bei seinem ersten Erscheinen vor dem Reichstag unter dem Eindrücke der glänzenden Versammlung und dem Gefühle der auf ihm lastenden Verantwortlichkeit nicht

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 88

1886 - Berlin : Hofmann
88 Geschichte der neueren Zeit. eine ungeheure Ausbreitung gewannen, hat er die verschiedensten ©eiten der von ihm ausgegangenen Lehre behandelt und auch so einer Vertiefung des religiösen Lebens gedient. Gleichgesinnte und bedeutende Freunde, wie Melanchthon, Bugenhagen u. a., halfen ihm in der Organisation des Kirchen- und besonders des Schulwesens. Auch in seiner Persönlichkeit stellte er das Vorbild einer neuen, reineren Lebensauffassung dar. Vermählt mit Katharina von Bora, die ihm mehrere Kinder schenkte, sührte er ein inniges und vorbildliches Familienleben, in welchem heiteres, freies Wort und Freude an Gesang eine Heimstatt fanden. Wenngleich eine erstaunliche Energie und ein fester Wille feinem Wesen im Verkehr mit anderen ost etwas Schroffes gaben, das sich zumal in einer ungesuchten Derbheit des Ausdrucks zeigte, so war doch sein Gemüt von jener Weichheit und Tiefe, die ein Erbteil unseres Volkes sind. Bei allen Erfolgen hat dieser zu seinen Lebzeiten berühmteste Mann Europas nicht einen Augenblick das Bewußtsein verloren, daß er nur ein „auserwähltes Rüstzeug des Herrn" sei. Repetition. § 45. Renaissance und Humanismus: Die Wiederbelebung des klassischen Altertums, von Italien ausgehend und durch Gelehrte aus Konstantinopel gefördert, bewirkte eine allgemeine Erneuerung des geistigen Lebens. In Deutschland erweckt sie die kritische Gelehrsamkeit (Studium des neuen Testamentes; Kenntnis des Griechische n und Hebräischen; Reuchlin). Bei Gelehrten und Volk Überzeugung von der Unzulänglichkeit der katholischen Lehr- und Kirchenzustände. „Dunkelmännerbriefe." § 46/47. Dr. Martin Luther, geb. 1483 zu Eisleben, nach dem Besuch der Lateinschule in Eisenach, der Universität in Erfurt Mönch in letzterer Stadt (Augustiner). Durch Staupitz kommt er als Universitätslehrer nach Wittenberg (Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen). Grundzug der Überzeugungen Luthers ist die Lehre von der Rechtfertigung des Menschen durch den Glauben allein. 31. Oktober 1517 Luther schlägt 95 Thesen gegen den Ablaßhandel (Tetzel) an die Schloßkirche zu Wittenberg. Infolge dessen drei Religionsgespräche zwischen päpstlichen Abgesandten und Luther: a) zu Augsburg (Cajetan), b) Au Altenburg (Miltitz), c) zu Leipzig (Eck). Alle drei beseitigen nicht die Kluft zwischen Luther und der Kirche. Daher 1520 Luther in den Bann gethan. — Luthers epochemachende Flugschriften: „An den christlichen Adel deutscher Nation"; „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche"; „Von der Freiheit des Christenmenschen". — Verbrennung der Bannbulle 1520. § 48. Luther verweigert auf dem Reichstag zu Worms 1521 den Widerruf. Er wird mit der Reichsacht belegt; feine Lehre soll fortan nicht mehr ausgebreitet werden dürfen. Wormser Edikt. — Luther, von Kurfürst Friedrich auf die Wartburg geflüchtet, beginnt die Bibelübersetzung.

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 89

1886 - Berlin : Hofmann
§ 52. Der Schmalkaldische Krieg und seine Folgen. 89 § 49. Zwei Unruhen gefährden die Reformation: 1. Die Bilderstürmerei in Wittenberg, deren Luther nur durch persönliches Erscheinen Herr wird (Dr. Karlstadt). 2. Die Bauernkriege. Die aufständischen Bauern werden durch die vereinigten Fürsten geschlagen. Schlacht bei Frankenhausen 1525 (Thomas Münzer). § 50. Bündnis der Protestanten zu Torgau 1526. — Reichstag zu Speier 1526: jeder Landesherr soll für sich und sein Land frei über die Stellung zur evangelischen Lehre entscheiden. Zweiter Reichstag zu Speier 1529: Die Evangelischen Protestieren gegen die hier beschlossene Erneuerung des Wormser Ediktes (Protestanten). — Reichstag zu Augsburg 1530: Die Protestanten überreichen das Augsburgische Glaubensbekenntnis (Melanchthon). — Bund zu Schmalkalden 1531. — Vorläufiger Religionsfriede zu Nürnberg 1532. § 51. Ausbreitung der Reformation: 1539 Sachsen und Brandenburg. Pommern, Mecklenburg, Anhalt. Württemberg, Oberpfalz u. a. — Unruhen der Wiedertäufer in Münster. — 1545 Eröffnung des Konzils zu Trient, das aber die Protestanten nicht anerkennen. — 1546 vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen dem Kaiser und dem Schmal* kaldischen Bunde stirbt Luther zu Eisleben. § 52. Der Schmalkaldische Krieg und seine Folgen. Da Johann Friedrich, Kurfürst von Sachsen, und Philipp, Landgraf von Hessen, den Befehl des Kaisers, das Tridentinifche Konzil zu beschicken, sich aufs bestimmteste zu erfüllen weigerten, so ergriff jetzt der Kaiser die Waffen. Jene beiden Häupter der Protestanten wurden als Rebellen in die Reichsacht gethan. Überdies erließ der Papst eine Kreuzzugsbulle gegen sie, so daß der Krieg dadurch ein Religionskrieg wurde. Der Kriegsschauplatz war zunächst an der Donau, wo die Evangelischen im Vorteil waren (Schärtlin von Burtenbach). Das Glück aber wandte sich zu Un-gnnsten von Johann Friedrich, als plötzlich sein ehrgeiziger und von selbstsüchtigen Zwecken beherrschter Vetter, Herzog Moritz von Sachsen, den Glaubensgenossen untreu, in das Kurfürstentum einfiel. An der Donau gewann dadurch der Kaiser die Oberhand. Dann ging er ebenfalls nach Sachsen, und hier wurde Johann Friedrich im Jahre 1547 bei Mühlberg an der Elbe voll- 1547 ständig geschlagen und gefangengenommen. Die sächsische Kurte itr de nahm der Kaiser ihm und gab sie nebst erheblichen Landesteilen an Moritz. Fortan blieb dieselbe in der albertinischen Linie des Hauses Wettin; die ernestinische war von jetzt an im wesentlichen auf Thüringen beschränkt. Auch Philipp von Hessen geriet bald darauf in des Kaisers Gefangenschaft.
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