Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 27

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 27 — § 33. Abplattung der Erde an dm Polen. io 700 Der Halbmesser der Erde ist —^— = 6350 km lang. Durch ihn wird die Entfernung eines Punktes der Oberfläche vom Mittelpunkte der Erde bezeichnet. Wäre nun die Erde eine vollständige Kugel, so müßte jeder Punkt der Erdoberfläche vom Mittelpunkte 6350 km entfernt sein Dann würde die Schwerkraft auf allen Punkten der Erdoberfläche gleich stark wirken, und das müßte sich dadurch zeigen, daß derselbe Körper auf allen Stellen der Erde gleich schwer sein, dasselbe Pendel überall gleich schnell schwingen und derselbe Körper überall gleich schnell fallen würde. An den Polen wiegen nun aber Gegenstände schwerer als unter-dem Äquator (nach Hansen wiegt eine Last von 200 Psd. unter dem Äquator an den Polen 201 Pfd.); dasselbe Pendel schwingt an den Polen schneller als am Äquator, und derselbe Körper fällt an den Polen schneller als am Äquator. Aus diesen Erscheinungen geht hervor, daß die Schwerkraft an den Polen am stärksten wirkt. Da nun aber die Schwerkraft an einem Orte um so stärker wirkt, je näher derselbe dem Erdmittelpunkte liegt, so müssen die Pole dem Erdmittelpunkte näher sein als ein Punkt auf dem Äquator. Die Erde muß daher an den Polen abgeplattet sein. Sie ist keine vollkommene Kugel, sondern nur kugelähnlich, ein Sphäroid. Der Durchmesser von Pol zu Pol, also die Erdachse ist etwa 50 km kürzer als der Durchmesser der Erde von einem Punkte des Äquators bis zum gegenüberliegenden. § 34. Ursache der Abplattung der Erde an den Polen. Wenn man eine runde, weiche Tonkugel schnell um einen Stab, der als Achse angesehen werden kann, dreht, so bemerkt man, daß dieselben an den Drehpunkten oder Polen sich abplattet, daß dagegen die Gegenden am Äquator sich heben. Die in der Mitte zwischen den beiden Polen, also am Äquator liegenden Punkte der Kugel bewegen sich nämlich schneller als die Pole; deshalb wirkt die Schwungkraft stärker aus sie ein und treibt sie vom Mittelpunkte ihrer Bahn in der Richtung des Halbmessers nach außen, während sich die Pole dem Mittelpunkte nähern. Die Abplattung der Erde an den Polen ist eine ähnliche Erscheinung wie die vorhin erwähnte; wir müssen deshalb daraus schließen, daß auch die Erde ursprünglich sich in einem weichen Zustand befunden und sich um eine Achse gedreht habe. Das erste behaupten die Gelehrten, welche den innern Bau der Erde kennen, die Geologen.

2. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 28

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 28 — § 35. Bewegung der Erde um ihre Achse. Die Sonne ist von der Erde 147 000000 km entfernt. Der Durchmesser der täglichen Sonnenbahn ist also 2 X 147000000 — 294 000 000 km. Die tägliche Sonnenbahn selbst wäre demnach 3y7 X 294 000 000 — 924 000000 km. Diesen Weg müßte demnach die Sonne in 24 Stunden oder 86400 Sekunden zurücklegen, in 1 Sek. also —86400^ = ^6944/9 km. Das ist nicht wahrscheinlich. Viel einfacher kann die Erscheinung, daß die Sonne um die Erde 24 Stunden herumfliegt, durch die Achsendrehung der Erde hervorgerufen werden. Die Sonne bewegt sich von O. nach W., die Erde muß ihre Achsendrehung mithin von W. nach O. aus- führen, und zwar auch in 24 Stunden. Beispiele dafür, daß wir dasselbe sehen, wenn wir uns an einem Gegenstände vorbeibewegen, als dann, wenn der Gegenstand an nns vorübergeht, sind häufig. Fahren wir z. B. auf einem schnellsegelnden Dampfer, oder auf der Eisenbahn, so scheinen die stillstehenden Bäume usw. in der entgegengesetzten Richtung an uns vorüberzueilen. Da die Achsendrehung der Erde gleichmäßig vor sich geht, so spüren wir von derselben nichts. Es wird durch dieselbe die Schwungkraft in Tätigkeit gesetzt, die uns aber deshalb nicht von der Erde fortschleudert, weil die Anziehungskraft das Übergewicht behält. Ein Bogel, der in die Höhe steigt, kann trotz der Achsendrehung der Erde sein Nest wiederfinden, weil sich auch die Lufthülle der Erde mitbewegt. § 36. Beweise für die Achsendrehung der Erde. Außer der Abplattung der Erde an den Polen, die nur eine Folge der Achsendrehung ist, gilt als Beweis für diese besonders Benzenbergs Versuch. Benzenberg ließ im Innern des Michaeliskirchturmes zu Hamburg Bleikugeln herabfallen. Im Durchschnitte trafen sie ostwärts vom Fußpunkte eines aufgehängten Bleilotes auf der Erde ein. Wenn die Erde stillstände, so hätte beim Fallen der Kugel nur die Schwerkraft gewirkt. Diese zieht alles dem Mittelpunkte der Erde zu. Diese Richtung hatte Benzenberg durch ein aufgehängtes Bleilot bezeichnet. Die Kugeln hätten also, wenn die Erde still stände, neben dem Bleilote niederfallen müssen. Da sie aber ostwärts von demselben die Erde erreichten, so muß auf sie noch eine andere Kraft gewirkt haben, und zwar in der Richtung von W. nach O. Dies kann nur die Schwungkraft der Erde sein, die durch die Achsendrehung von W. nach O. entsteht. Die Schwungkraft wirkt nun allerdings sowohl auf die Spitze,

3. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 32

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 32 — — 12°. — In Greenwich kulminiert die Sonne 6 St. 32 Min. sqo = 392 Min. früher als in Mexiko, folglich liegt Mexiko = 98° westl. als Greenwich. In Greenwich kulminiert die Sonne 56 Min später als in Prag, folglich liegt Prag -j- = 14° östlicher als Greenwich. 4 § 40. Mitteleuropäische Zeit. Die Uhren in Deutschland wurden bis zum 1. April 1893 nach der durch die Kulmination der Sonne bestimmten Ortszeit gestellt. Diese Zeit ist nicht für alle Orte in Deutschland gleich, weil die Sonne nicht zu gleicher Zeit allen Orten in Deutschland kulminiert. Bei einer verschiedenen Zeit in den einzelnen Orten eines Landes lassen sich genaue Fahrpläne der Eisenbahn nicht so leicht aufstellen als bei einer einheitlichen Zeit. Die Eisenbahnverwaltungen haben daher in fast allen Ländern schon längst bei der ersten Aufstellung eines Fahrplanes nach einer allen Orten desselben Landes gleichen sogen. Einheitszeit gerechnet. Das ist in England die Zeit von Greenwich, in Frankreich diejenige von Paris, in Spanien die von Madrid, in Italien die von Rom, in der Schweiz die von Bern, in Belgien die von Brüssel, in Holland die von Amsterdam, im westlichen Rußland die von Petersburg, im östlichen Rußland die von Moskau, in Schweden und im Deutschen Reiche die des 15. Meridians östl. von Greenwich. So lange die Eisenbahnverwaltungen nur im innern Verkehr diese Einheitszeit anwenden und nicht durch die Bahnuhren in den einzelnen Orten danach gestellt und die Fahrpläne danach eingerichtet werden, hat die Annahme einer Einheitszeit seitens der Eisenbahnen feine Bedeutung für das übrige bürgerliche Leben. Dies tritt erst dann ein, wenn die Eisenbahnen auch für den äußeren Verkehr nach der Einheitszeit rechnen, also auch alle Bahnuhren danach gestellt und die Fahrpläne danach gemacht werden. Dann wird neben der Einheitszeit der Eisenbahn die Ortszeit sich nicht halten können; denn bei dem heutigen großartigen und immer noch steigenden Verkehr spielt die Eisenbahn eine so tief in das öffentliche Leben einschneidende Rolle, daß es nicht gut angehen wird, Orts- und Eisenbahnzeit zu trennen, und da es im gewöhnlichen Verkehr auf einige Minuten früherer oder späterer Zeit nicht ankommt, im Eisenbahnverkehr jedoch eine einzige Minute von größter Wichtigkeit sein kann, so wird schließlich die Eisenbahnzeit, also die Einheitszeit des betreffenden Landes, auch für das ganze bürgerliche Leben maßgebend und für dasselbe als gesetz-

4. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 33

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 33 — liche Zeit eingeführt werden müssen. Das ist, nachdem andere Länder bereits vorangegangen waren, nach einem von dem Reichstage angenommenen Gesetze vom 1. April 1893 in Deutschland ebenfalls geschehen. Wir rechnen demnach vom 1. April 1893 ab nicht nur im Eisenbahnverkehr, sondern auch im gesamten Leben in ganz Deutschland nach der Zeit des 15. Meridians östl. von Greenwich, d. H. wenn es in einem Orte unter dem 15. Meridian östl. von Greenwich (z. B. in Stargard oder Görlitz) 12 Uhr mittags ist, so müssen alle Uhren in ganz Deutschland 12 Uhr mittags zeigen. Man hätte diese Zeit die deutsche Zeit nennen können, hat ihr aber den Namen mitteleuropäische Zeit (M. E. Z.) gegeben, weil sie nicht nur für Deutschland maßgebend ist, sondern auch bereits in Schweden, in Norwegen, in Dänemärk, in Luxemburg, in Österreich-Ungarn, in der Schweiz, in Italien, in Bosnien, Serbien und der westlichen Türkei eingeführt ist und damit in dem ganzen Mitteleuropa Geltung erhalten hat. Wenn für Deutschland als Einheitszeit gerade die Zeit des 15. Meridians östl. v. Gr. gewählt worden ist, so hat das seinen Grund darin, daß dieser Meridian das Gebiet des deutschen Reiches so ziemlich in der Mitte durchschneidet. Der Berliner Meridian wäre allerdings in dieser Beziehung noch etwas günstiger gewesen; aber es mußte auch darauf Rücksicht genommen werden, die deutsche, d. H. mitteleuropäische Zeit, mit jener der westlichen und östlichen Staaten in Einklang zu bringen, zunächst mit der Greenwicher und Petersburger, von denen die erstere genau 1 Stunde früher, die letztere fast genau 1 Stunde später ist als die des Meridians von Stargard. Damit hat Deutschland das Seine dazu beigetragen, daß allmählich die Einführung einer Einheitszeit auf der ganzen Erde nach Stundenzonen durchgeführt werden kann. Es soll nämlich dahin gewirkt werden, daß künftig vom Grundmeridian von Greenwich an in östlicher Richtung die um eine Stunde, d. H. um 15 Grade abweichenden Meridiane (also der 15., 30., 45., 60. usw.) als Hauptmeridiane angesehen werden, und daß alle Gebiete, welche um 7y2° westlich und ebensoweit östlich von diesen einzelnen Hauptmeridianen liegen, ihre Ortszeit aufgeben und die Zeit des betreffenden Haupt-meridians annehmen. Selbstverständlich wird es sich bei Abgrenzung dieser 24 Stundenzonen nicht um genaue mathematische Grenzen handeln, sondern man wird sich auch richten nach den Grenzen der Staaten, nach Fußläufen, Gebirgszügen usw. Es würden also alle Länder, welche sich um den Meridian von Greenwich lagern (Großbritannien, Holland, Belgien, Frankreich, Spanien und Portugal) dieselbe Zeit haben wie die Orte unter dem genannten Meridian. Alle Länder, welche „sich um den 15. Meridian lagern (Skandinavien, Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn, die Schweiz und Italien), würden die Zeit des 15. Meridians haben. Alle Länder, welche sich um den 30. Meridian lagern (das westliche Rußland, Kleinasien, Syrien und Ägypten), würden die 5rief e, Lehrbuch der mathematischen Geographie 4, Aufl. 3

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 130

1886 - Berlin : Hofmann
130 Geschichte der neueren Zeit. Während dieser sein ganzes Interesse auf das militärische Leben richtete und allen rein geistigen Beschäftigungen abhold war, hatte sich in dem Sohne unter dem Einfluß seiner Mutter und des Franzosen Duhau de Jaudun ein lebhafter Sinn für Kunst und Wissenschaft entwickelt {{ein Flötenspiel-Lehrer Quauz). Als der Vater, damit unzufrieden, den Prinzen hart behandelte, machte derselbe den Versuch, nach England zu entfliehen; aber der Fluchtplan wurde entdeckt, Friedrich selbst auf die Festung Knstrin gebracht, sein Helfer, der Lieutenant Katte, hingerichtet, und seine Schwester, die nachmalige Markgräfin von Baireuth, welche ebenfalls um den Plan gewußt, mit Schlügen gezüchtigt. Endlich wurde Friedrich von seinem Vater begnadigt (der Feldprediger Mittler), und da er sich durch eifrige Arbeit auf der Kriegs- und Domainenkammer und auch durch fein williges Eingehen auf eine Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig die Zufriedenheit seines Vaters erwarb, ließ dieser ihm mehr und mehr Freiheit, ja, scheuste ihm sogar das Schloß Rheinsberg. Hier lebte Friedrich nun einige Jahre der Beschäftigung mit den Wissenschaften, besonders der Geschichte und der französischen Litteratur. Geistvolle Mäuuer (Keiserling, Jordan, Fouquet) bildeten seinen Umgang. Von hier aus trat er mit den bedeutendsten Gelehrten und Schriftstellern in Verbindung, namentlich mit Voltaire. Aber dem stillen Behagen dieser Zeit sollten bald Unruhen und stürmisch bewegte Jahre folgen. Brandenburg-Preußen war durch feine natürliche Entwicklung ein Gegner des habsburgischen, bisher in Deutschland vorwiegenden Hauses geworden. Diese Gegnerschaft gelangte unter Friedrich zum 1740 Ausbruch, als nach dem Tode Kaiser Karls Vi. (1740) der deutsche Kaiserthron erledigt war. Des letzteren Tochter, Maria Theresia, eine kluge und energische Frau, erhob aus Grund der unter dem Namen pragmatische Sanktion bekannten Erbfolgeordnung Anspruch auf die österreichischen Erblande, welcher aber von vielen Fürsten nicht anerkannt wurde. Kurfürst Karl Albert von Bayern, der ebenfalls Ansprüche auf Österreich geltend machte, wurde 1742 als Karl Vii. zum deutschen Kaiser gekrönt. König Friedrich Ii. nun erneuerte gleich zu Beginn seiner Regierung die alten Ansprüche seines Hauses auf Schlesien und bot Maria Theresia gegen die Anerkennung derselben seine Zustimmung zur pragmatischen Sanktion. Sie aber verweigerte dieselbe. So kam es zum 77. Die drei schlesischen Kriege.

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 147

1886 - Berlin : Hofmann
§ 83. Die Revolution und Deutschland. 147 Mischen Heeren (Schlacht bei Fleurus). Die Österreicher verloren die Niederlande, und Holland, welches zur Batavischen Republik umgebildet wurde, schloß ein Bündnis mit Frankreich. Preußen aber, das in der Pfalz mit Glück gekämpft hatte, sah' seine Interessen in Polen durch ein geheimes Bündnis zwischen Österreich und Rußland bedroht und entschloß sich, mit Frankreich einen Separatfrieden zu Basel 1795 zu schließen, in welchem 1795 es gegen die Zusicherung einer späteren Entschädigung auf seine linksrheinischen Besitzungen verzichtete. Die Franzosen wandten sich nun mit drei Heeren, von denen das eine, welches durch Italien vordringen sollte, von Napoleon Bonaparte geführt wurde, gegen Österreich. Die beiden ersten Heere waren ohne Glück; um so glänzendere Erfolge errang der 27 jährige Napoleon. Persönlich tapser und darum von seinen Truppen begeistert verehrt, gewann er die Schlachten bei Lodi, bei Rivoli und bei Areole, eroberte Mantua und zwang Österreich zu dem Frieden zu Campo F o rmi o 1797 : Österreich willigte darin in die Abtretung Belgiens 1797 und der Lombardei, sowie des ganzen linken Rheinufers. Über die Entschädigung der deutschen Reichsfürsten für ihre Verluste auf dem linken Rheinufer sollte der Kongreß zu Rastatt entscheiden. Die Lombardei wurde zur cisalpiuifchen, Genua zur ligurischen Republik umgewandelt. — So ging die Republik, anfangs fchwer bedroht, als Siegerin aus dem ersten Koalitionskriege hervor. Repetition. A. Zeit der französischen Revolution. § 80. Freiheitskampf der nordamerikanischen Kolonien. Unabhängigkeitserklärung (1776) 1783. Washington. Franklin. — In Ostindien Ausbreitung der englischen Herrschaft. — Lord Clive, Warren Hastings. § 81- Ursachen der französischen Revolution, a) Große Schuldenlast aus der Zeit Ludwigs Xiv., noch vermehrt durch Ludwig Xv. b) Hoher Steuerdruck, der vor allem auf dem dritten Stande lastet. Vorrechte des Adels und des Klerus, c) Gegenüber der ungerechten Verteilung von Recht und Besitz finden die Theorien von der Gleichheit aller Menschen und die Kritik bestehender Zustände in der Litteratur großen Beifall. Voltaire, Rousseau, Montesquieu. 8 82. Gang der französischen Revolution: Konstituierende Nationalversammlung 1789—1791: Sturm auf die Bastille 14.Juli 1789. Erklärung der Menschenrechte 4. August 1789. König Ludwig gezwungen von Versailles nach Paris zu kommen 5. Oktober 1789. Nach dem Tode Mrrabeaus mißlungener Fluchtversuch des Königs. Verfassung von 1791: Königtum beschränkt; Frankreichs alte Provinzialeinteilung aufgehoben: 83 Departements. — Gesetz gebende Versammlung 1791—1792: Sturm 10*

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 112

1886 - Berlin : Hofmann
112 Geschichte der neueren Zeit. Die darauffolgende Friedenszeit benutzte Ludwig, um gegen alles Recht durch die sogen. Reunionskammern (chambres de reunion) sich Gebiete anzueignen, die irgend einmal zu den im Nymweger und Aachener Frieden abgetretenen Bezirken gehört hatten. Am schreiendsten war die hinterlistige und gewaltthätig? Weg -1681 nähme von Straßburg 1681, bei der ihm der verräterische Bischof Egon von Fürstenberg behilflich war. Das Reich war zu ohnmächtig, um diese Gewaltthat zu verhindern oder auch das Ge-1683 raubte wiederzuerobern. Die erneuerte Türkennot (1683 Türken vor Wien, Rüdiger von Stahremberg, Johann Sobiesky!) nahm die ganze Aufmerksamkeit der kaiserlichen Regierung in Anspruch. Durch einen dritten Raubkrieg wollte Ludwig sogar die Pfalz, auf welche er Erbansprüche zu haben meinte, für sich gewinnen (Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Herzogin von Orleans!). Ludwig eröffnete den Krieg gegen das deutsche Reich auf den Rat seines Ministers L o u v o i s mit einer furchtbaren Verheerung der blühenden Pfalz: Sprengung des Schlosses zu Heidelberg, Entweihung der Kaisergräber zu Speier, Zerstörung von Mannheim, Worms und vielen anderen Städten durch den General Melae! Diesen Unthaten gegenüber bildete sich ein Bündnis zwischen den meisten europäischen Staaten, welche nun Frankreich von allen Seiten angriffen (Kaiser, Brandenburg, Holland, England, Spanien, Schweden u. a.). Die Engländer trugen bei Kap La Hogue einen großen Seesieg über die französische Flotte davon. Endlich mußte Ludwig, obwohl er durch tüchtige Generale (Luxembourg, Catinat) manchen Sieg errungen, erschöpft Frieden 1697 schließen zu Ryswick 1697. Die hauptsächlichsten der dem Reiche und dem habsburgischen Hause widerrechtlich entrissenen Besitzungen blieben bei Frankreich, z. B. Straßburg und das Elsaß, während weniger wichtige zurückgegeben wurden. Durch diese Kriege hatte sich Ludwig Xiv. allgemein gefürchtet gemacht. Als er nun gar bei Erledigung des spanischen Thrones auch Spanien unter seinen Einfluß zu l ringen trachtete, besorgte man eine völlige Vernichtung des europäischen Gleichgewichtes. Es entspann sich der sogen, spanische Erbfolgekrieg, ans dem aber schließlich Frankreich nicht als Sieger hervorgegangen ist. Von demselben wird unten besonders die Rede sein (vgl. § 71).

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 154

1886 - Berlin : Hofmann
154 Geschichte der neueren Zeit. dem Unglück reifte ein Geschlecht großer Männer, welche die unversiegbaren Schätze preußischer Volkskraft zu heben wußten. § 88. Napoleons höchste Macht und der Beginn seines Sturzes. So gebietend Napoleons Macht auch war, unersättlich jagte er nach immer größerer Ausdehnung derselben. Aber die Unersättlichkeit zog den Sturz nach sich. Die Völker, selbst müde der Knechtschaft, erhoben sich und was die Fürsten und Könige allein nicht vermocht, das vollbrachten sie im Bund mit dem Freiheitstrieb der Nationen. a) Nachdem Napoleon durch die sog. Kontinentalsperre den Handel Englands lahm zu legen versucht hatte und der Krieg gegen Portugal, wo das Haus Braganza verjagt wurde, zur Besetzung des Landes geführt, begannen Napoleonische Heere auch den Krieg gegen Spanien. König Karl Iv. wurde zur Abdankung gezwungen und Joseph Bonaparte erhielt den spanischen Thron. Aber Spanien erhob sich wie Ein Mann gegen die Fremdherrschaft und suchte durch einen grauenvollen „Kleinkrieg" (Guerilla) das Joch abzuschütteln (heldenhafte Verteidigung von Saragossa). Napoleon, der sich durch die Zusammenkunft mit Kaiser Alexander zu Erfurt (1808) im Osten gesichert, kam selbst nach Spanien, und seinem sieggewohnten Heer unterlagen zwar zunächst die Spanier, aber dieser Kampf- gegen das Volk wurde ihm, der bisher nur gegen Armeen gekämpft, unheimlich; er benutzte den Vorwand, welchen ihm ein neuer Krieg gegen Österreich bot, um die Halbinsel zu verlassen. Die zurückbleibenden Generale mußten nach und nach, besonders vor dem englischen Feldherrn Wellington (Schlachten bei Salamanea und Vittoria) das Land aufgeben. 1809 b) Der Kampf gegen Österreich, 1809. In Österreich erhob sich während des Freiheitskampfes der Spanier ebenfalls das Volk. An der Spitze der nationalen Bewegung stand der edle Erzherzog Karl, dessen Ruhm in den Liedern Theodor Körners lebt. Er besiegte Napoleon in einer großen Schlacht bei Aspern ans dem Marchfelde. Aber leider wurde dieser Sieg nicht geschickt benutzt: es gelang der Schnelligkeit Napoleons, bald darauf in der Schlacht bei Wagram den Österreichern eine Niederlage beizubringen. Der für Österreich sehr ungünstige Friede zu Wien (Verlust von 2000 Quadrat-Meilen) endete den Krieg. Trotz des

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 177

1886 - Berlin : Hofmann
§ 99. Die wichtigsten Ereignisse in den außerdeutschen Staaten. 177 Infolge derselben kam der bürgerlich gesinnte Ludwig Philipp 1830 1830—1848 aus dem Hause Orleans auf den Thron. Aber bis seine Regierung hielt sich nur mit Mühe gegen die Angriffe einerseits der Bourbonisten und andererseits der Republikaner aufrecht. Selbst der kluge Minister G n i z o t konnte sie nicht auf die Dauer festigen. Als nun Ludwig Philipp die in der Presse und auf öffentlichen „Reformbanketts" immer lauter werdenden Forderungen der Republikaner zurückzudrängen unternahm, brach im Jahre 1848 1848 die dritte französische, sog. Februar-Revolution aus. Ludwig Philipp dankte ab und die zweite Republik (1848—1852) 1848 wurde proklamiert. Als Präsident wurde nach längeren Kämpfen Jjts der kluge Neffe Napoleons I., Louis Napoleon, gewählt. Derselbe wußte durch geschickte Benutzung der Parteien und Bearbeitung der öffentlichen Meinung zunächst feine Ernennung zum Präsidenten auf zehn Jahre und dann zum Kaiser der Franzosen als Napoleon Iii. durchzusetzen (1852). Unter ihm und durch 1852 eine Reihe sehr glücklicher Erfolge in der äußeren Politik erhob sich der Einfluß Frankreichs noch einmal zum vorwaltenden in Europa. In dem zwischen Rußland und der Türkei ausgebrochenen Kr im krieg (1854—1856) brachte die Beteiligung der Frau- 1854 zosen gegen Rußland (heldenmütiger Sturm auf den Malakofftnrm bis unter Mae Mahon) die Entscheidung (Friede zu Paris 1856). Auch die Teilnahme am lombardischen Kriege 1859 zu 1859 Gunsten Italiens gegen Österreich (die französischen Waffenerfolge bei Magenta und Solferino) brachten Napoleon erhöhtes Ansehen und den Erwerb von Nizza und Savoyen. Selbst in Asien (China, Annam, Cochinchina) stärkte sich französischer Einfluß. Aber eine unglückliche und abenteuerliche Expedition nach Mexiko und der mißlungene Versuch einer Vermittlung im deutsch-österreichischen Kriege 1866 erschütterte das Ansehen der Regierung im eigenen 1866 Lande. Das Anwachsen Preußens und die werdende Einheit Deutschlands beunruhigte in Paris. Im Juli 1870 wurde Napoleon ge- 1870 zwnngen, Preußen den Krieg zu erklären. Den für Frankreich verhängnisvollen Verlauf dieses Krieges kennen wir. Napoleon wurde, nach seiner Gefangennahme bei Sedan, am 4. Sept. 1870 für abgesetzt erklärt und die dritte französische Republik proklamiert. Die republikanische Staatsform besteht noch heute in Frankreich und ist durch die neue Verfassung von 1875 sehr gefestigt Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. 12

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 178

1886 - Berlin : Hofmann
178 Geschichte der neueren Zeit. worden. Das Land verwand bte furchtbaren Folgen des Krieges und dir E .demselben m Verbindung stehenden kommunistischen Erhebung (Marz bis Mai 1871) rasch. Das Streben des Volkes und seiner Regierung ist seit 1871 darauf gerichtet die durch den unglücklichen Krieg erlittenen schweren Wunden zu heilen Große Reformen, zumal im Heer- und Schulwesen, sind mit bewundernswertem Opfersinn aller Bevölkerungsklassen durchgeführt. B. Seigren und Holland waren durch den Wiener Konarek Königreich der Niederlande vereinigt worden. '^ier diele Verbindung war unnatürlich und wurde im Jahre 1830 gewaltsam durch Abfall der Belgier getost. Seit dieser Reit giebt es em Königreich Belgien unter dem Hause Sachsen-Coburg und ein Königreich der Niederlande unter dem Hause Oranieu. In Jmgiett vollzog sich ein ungeahnter Aufschwung des Handels und der Industrie. 0. England ist gemäß seiner abgesonderten Lage und seiner früheren Entwicklung von den Revolutionen des Festlandes wenia beeinflußt worden. Gleichwohl vollzogen sich anch hier wichtige Reformen, wie z. B. die Parlamentsresorm, und schwerwiegende .ne? ?ro0en' ^ t ^Qrren ihrer Lösung. In Asien ist lte ungeheure Machtstellung Englands (die seit 1837 regierende Komgm Victoria führt seit 1874 den Titel „Kaiserin von Indien") bedroht durch den fortschreitenden Einfluß der Russen. D. Rußland hat im 19. Jahrhundert mit großem Erfolge die 1qm Hebung der inneren Zustände und der Volkswohlfahrt betrieben, bis Kaiser A -xander I. (1801 — 1825) stiftete eine Anzahl neuer 1825 Unwersitaten (Dorpat, Charkow, Warschau, Petersburg u. o.) und lo,E l’rbcrte H"»dcl und Gewerbfleiß, deren Lage er aus eigener An-1855 schauung kannte. Besonders aber hat der edle Kaiser Alexander Ii. 1881 ^855-1881; ermordet durch einen nihilistischen Anschlag) sich 1ßri ^^ent gemacht dnrch die Aushebung der Leibeigenschaft 1861- -hue steh von dem übrigen Europa abzuschließen und die westliche Kultur zu verschmähen, strebt doch die heutige Regierung danach, alle die verschiedenartigen Völker straff unter dem russischen Einfluß zu einigen. Besonders nötig ist das gegenüber den Polen, welche durch mehrere Ausstände (1830; 1863) gezeigt -L06™'. daß sie die Sehnsucht nach Herstellung ihrer staatlichen Selbständigkeit nicht ausgegeben haben. In der äußeren Politik Rußlands herrschten im 19. Jahrhundert zwei Strebungen
   bis 10 von 138 weiter»  »»
138 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 138 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 6
3 1
4 23
5 0
6 8
7 11
8 0
9 2
10 13
11 2
12 10
13 2
14 0
15 4
16 7
17 8
18 24
19 1
20 0
21 5
22 0
23 2
24 10
25 7
26 6
27 0
28 4
29 11
30 0
31 16
32 2
33 1
34 38
35 10
36 3
37 12
38 10
39 6
40 3
41 11
42 3
43 4
44 6
45 8
46 2
47 10
48 3
49 16

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 12
1 7
2 0
3 6
4 15
5 4
6 3
7 1
8 5
9 45
10 2
11 3
12 5
13 4
14 2
15 3
16 5
17 17
18 0
19 4
20 15
21 11
22 1
23 2
24 0
25 4
26 0
27 5
28 7
29 12
30 0
31 0
32 2
33 5
34 5
35 0
36 0
37 1
38 20
39 2
40 2
41 10
42 1
43 12
44 3
45 4
46 0
47 3
48 8
49 14
50 10
51 2
52 4
53 0
54 6
55 0
56 3
57 0
58 0
59 7
60 11
61 14
62 18
63 2
64 7
65 3
66 3
67 3
68 8
69 0
70 38
71 11
72 6
73 1
74 20
75 4
76 1
77 5
78 3
79 2
80 1
81 3
82 4
83 1
84 0
85 5
86 4
87 0
88 1
89 2
90 1
91 0
92 14
93 4
94 4
95 2
96 17
97 5
98 5
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 54
1 38
2 6
3 10
4 33
5 13
6 48
7 37
8 23
9 71
10 49
11 50
12 12
13 1
14 48
15 20
16 50
17 5
18 56
19 116
20 8
21 32
22 43
23 6
24 14
25 6
26 19
27 33
28 3
29 74
30 39
31 20
32 24
33 119
34 32
35 42
36 13
37 34
38 5
39 27
40 68
41 6
42 0
43 39
44 61
45 12
46 11
47 83
48 26
49 30
50 5
51 6
52 53
53 28
54 220
55 52
56 18
57 20
58 43
59 70
60 6
61 92
62 48
63 13
64 44
65 31
66 6
67 35
68 13
69 2
70 7
71 42
72 39
73 29
74 37
75 5
76 34
77 34
78 109
79 53
80 80
81 75
82 13
83 63
84 3
85 25
86 31
87 28
88 31
89 2
90 27
91 171
92 16
93 8
94 1
95 34
96 3
97 27
98 22
99 8
100 49
101 51
102 8
103 76
104 24
105 75
106 15
107 23
108 22
109 32
110 22
111 27
112 25
113 19
114 20
115 63
116 8
117 7
118 31
119 54
120 38
121 7
122 40
123 19
124 9
125 3
126 53
127 62
128 19
129 5
130 8
131 43
132 60
133 58
134 16
135 9
136 120
137 20
138 13
139 40
140 8
141 21
142 16
143 20
144 17
145 99
146 24
147 30
148 65
149 6
150 48
151 58
152 22
153 29
154 14
155 30
156 42
157 57
158 49
159 18
160 19
161 22
162 27
163 23
164 44
165 98
166 95
167 11
168 5
169 26
170 17
171 122
172 82
173 69
174 20
175 21
176 43
177 39
178 21
179 16
180 36
181 21
182 40
183 109
184 34
185 9
186 17
187 19
188 95
189 22
190 17
191 59
192 41
193 64
194 39
195 3
196 16
197 33
198 27
199 46