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1. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 27

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 27 — § 33. Abplattung der Erde an dm Polen. io 700 Der Halbmesser der Erde ist —^— = 6350 km lang. Durch ihn wird die Entfernung eines Punktes der Oberfläche vom Mittelpunkte der Erde bezeichnet. Wäre nun die Erde eine vollständige Kugel, so müßte jeder Punkt der Erdoberfläche vom Mittelpunkte 6350 km entfernt sein Dann würde die Schwerkraft auf allen Punkten der Erdoberfläche gleich stark wirken, und das müßte sich dadurch zeigen, daß derselbe Körper auf allen Stellen der Erde gleich schwer sein, dasselbe Pendel überall gleich schnell schwingen und derselbe Körper überall gleich schnell fallen würde. An den Polen wiegen nun aber Gegenstände schwerer als unter-dem Äquator (nach Hansen wiegt eine Last von 200 Psd. unter dem Äquator an den Polen 201 Pfd.); dasselbe Pendel schwingt an den Polen schneller als am Äquator, und derselbe Körper fällt an den Polen schneller als am Äquator. Aus diesen Erscheinungen geht hervor, daß die Schwerkraft an den Polen am stärksten wirkt. Da nun aber die Schwerkraft an einem Orte um so stärker wirkt, je näher derselbe dem Erdmittelpunkte liegt, so müssen die Pole dem Erdmittelpunkte näher sein als ein Punkt auf dem Äquator. Die Erde muß daher an den Polen abgeplattet sein. Sie ist keine vollkommene Kugel, sondern nur kugelähnlich, ein Sphäroid. Der Durchmesser von Pol zu Pol, also die Erdachse ist etwa 50 km kürzer als der Durchmesser der Erde von einem Punkte des Äquators bis zum gegenüberliegenden. § 34. Ursache der Abplattung der Erde an den Polen. Wenn man eine runde, weiche Tonkugel schnell um einen Stab, der als Achse angesehen werden kann, dreht, so bemerkt man, daß dieselben an den Drehpunkten oder Polen sich abplattet, daß dagegen die Gegenden am Äquator sich heben. Die in der Mitte zwischen den beiden Polen, also am Äquator liegenden Punkte der Kugel bewegen sich nämlich schneller als die Pole; deshalb wirkt die Schwungkraft stärker aus sie ein und treibt sie vom Mittelpunkte ihrer Bahn in der Richtung des Halbmessers nach außen, während sich die Pole dem Mittelpunkte nähern. Die Abplattung der Erde an den Polen ist eine ähnliche Erscheinung wie die vorhin erwähnte; wir müssen deshalb daraus schließen, daß auch die Erde ursprünglich sich in einem weichen Zustand befunden und sich um eine Achse gedreht habe. Das erste behaupten die Gelehrten, welche den innern Bau der Erde kennen, die Geologen.

2. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 28

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 28 — § 35. Bewegung der Erde um ihre Achse. Die Sonne ist von der Erde 147 000000 km entfernt. Der Durchmesser der täglichen Sonnenbahn ist also 2 X 147000000 — 294 000 000 km. Die tägliche Sonnenbahn selbst wäre demnach 3y7 X 294 000 000 — 924 000000 km. Diesen Weg müßte demnach die Sonne in 24 Stunden oder 86400 Sekunden zurücklegen, in 1 Sek. also —86400^ = ^6944/9 km. Das ist nicht wahrscheinlich. Viel einfacher kann die Erscheinung, daß die Sonne um die Erde 24 Stunden herumfliegt, durch die Achsendrehung der Erde hervorgerufen werden. Die Sonne bewegt sich von O. nach W., die Erde muß ihre Achsendrehung mithin von W. nach O. aus- führen, und zwar auch in 24 Stunden. Beispiele dafür, daß wir dasselbe sehen, wenn wir uns an einem Gegenstände vorbeibewegen, als dann, wenn der Gegenstand an nns vorübergeht, sind häufig. Fahren wir z. B. auf einem schnellsegelnden Dampfer, oder auf der Eisenbahn, so scheinen die stillstehenden Bäume usw. in der entgegengesetzten Richtung an uns vorüberzueilen. Da die Achsendrehung der Erde gleichmäßig vor sich geht, so spüren wir von derselben nichts. Es wird durch dieselbe die Schwungkraft in Tätigkeit gesetzt, die uns aber deshalb nicht von der Erde fortschleudert, weil die Anziehungskraft das Übergewicht behält. Ein Bogel, der in die Höhe steigt, kann trotz der Achsendrehung der Erde sein Nest wiederfinden, weil sich auch die Lufthülle der Erde mitbewegt. § 36. Beweise für die Achsendrehung der Erde. Außer der Abplattung der Erde an den Polen, die nur eine Folge der Achsendrehung ist, gilt als Beweis für diese besonders Benzenbergs Versuch. Benzenberg ließ im Innern des Michaeliskirchturmes zu Hamburg Bleikugeln herabfallen. Im Durchschnitte trafen sie ostwärts vom Fußpunkte eines aufgehängten Bleilotes auf der Erde ein. Wenn die Erde stillstände, so hätte beim Fallen der Kugel nur die Schwerkraft gewirkt. Diese zieht alles dem Mittelpunkte der Erde zu. Diese Richtung hatte Benzenberg durch ein aufgehängtes Bleilot bezeichnet. Die Kugeln hätten also, wenn die Erde still stände, neben dem Bleilote niederfallen müssen. Da sie aber ostwärts von demselben die Erde erreichten, so muß auf sie noch eine andere Kraft gewirkt haben, und zwar in der Richtung von W. nach O. Dies kann nur die Schwungkraft der Erde sein, die durch die Achsendrehung von W. nach O. entsteht. Die Schwungkraft wirkt nun allerdings sowohl auf die Spitze,

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 152

1886 - Berlin : Hofmann
152 Geschichte der neueren Zeit. Aber den verhängnisvollen, tiefen Schäden des Staatswesens konnte auch er nicht abhelfen, zumal er unter seinen Ministern und Räten keine ernsten Bestrebungen antraf (Haugwitz, Luechesini, Lombard). Am schlimmsten war der Verfall des Heeres. In allen Äußerlichkeiten war es zwar geblieben wie zur Zeit Friedrichs: aber der Geist des großen Königs war daraus entschwunden. Die Offiziere waren durchdrungen von dem Glauben an die Überlegenheit des preußischen Heeres und mit Geringschätzung lehnte man alle Reformen ab. Das Verhalten Preußens gegen Frankreich haben wir schon kennen gelernt (vgl. § 83). Zunächst in offenem Kriege gegen dasselbe, schloß es 1795 zu Basel Frieden und gab das linke Rheinufer den Franzosen preis. Von dieser Zeit an blieb es neutral und durch die ängstliche Wahrung dieser Neutralität machte es sich sowohl Napoleon als Österreich verhaßt. Als endlich Napoleon, die Neutralität nicht achtend, seine Truppen durch das preußische Anspach marschieren ließ und Alexander von Rußland den Zorn König Friedrich Wilhelms über diese Verletzung benutzte, um ihn gegen Frankreich zum Bündnis zu vermögen, als darauf durch die Kopflosigkeit des Ministers Hangwitz (Vertrag zu Schöubruun!) und durch die Hinterlist Napoleons auch die Ehre Preußens angetastet wurde (der Tauschhandel mit Hannover), da brach auch dem Könige die Geduld. § 87. Preußens Prüfungen. — Jena und Tilsit. Getrieben durch die ernsten Vorstellungen seines Ministeriums, in dem damals schon der Freiherr vom Stein sich befand, und durch die kriegerische Stimmung seines Heeres, begann Friedrich Wilhelm den Krieg. Das preußische Heer, unter dem Oberkommando des greisen Herzogs von Braunschweig, sollte gegen die südwestdeutschen Rheinbundstaaten sich wenden. Aber Napoleon, schneller als seine Gegner, erschien in Thüringen, besiegte die preußische Vorhut unter dem Prinzen Lours Ferdinand von Preußen, der hier den Heldentod fand, bei Saatfeld und schlug das Hauptheer in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt (Oktober 1806). Das preußische Heer und seine Führer waren auf diesen Ausgang nicht gefaßt; sie verloren den Zusammenhalt und die Geistesgegenwart. Allgemeine Entmutigung ergriff die Gemüter. Der König mußte zurückweichen. Berlin fiel, Napoleons

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 130

1886 - Berlin : Hofmann
130 Geschichte der neueren Zeit. Während dieser sein ganzes Interesse auf das militärische Leben richtete und allen rein geistigen Beschäftigungen abhold war, hatte sich in dem Sohne unter dem Einfluß seiner Mutter und des Franzosen Duhau de Jaudun ein lebhafter Sinn für Kunst und Wissenschaft entwickelt {{ein Flötenspiel-Lehrer Quauz). Als der Vater, damit unzufrieden, den Prinzen hart behandelte, machte derselbe den Versuch, nach England zu entfliehen; aber der Fluchtplan wurde entdeckt, Friedrich selbst auf die Festung Knstrin gebracht, sein Helfer, der Lieutenant Katte, hingerichtet, und seine Schwester, die nachmalige Markgräfin von Baireuth, welche ebenfalls um den Plan gewußt, mit Schlügen gezüchtigt. Endlich wurde Friedrich von seinem Vater begnadigt (der Feldprediger Mittler), und da er sich durch eifrige Arbeit auf der Kriegs- und Domainenkammer und auch durch fein williges Eingehen auf eine Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig die Zufriedenheit seines Vaters erwarb, ließ dieser ihm mehr und mehr Freiheit, ja, scheuste ihm sogar das Schloß Rheinsberg. Hier lebte Friedrich nun einige Jahre der Beschäftigung mit den Wissenschaften, besonders der Geschichte und der französischen Litteratur. Geistvolle Mäuuer (Keiserling, Jordan, Fouquet) bildeten seinen Umgang. Von hier aus trat er mit den bedeutendsten Gelehrten und Schriftstellern in Verbindung, namentlich mit Voltaire. Aber dem stillen Behagen dieser Zeit sollten bald Unruhen und stürmisch bewegte Jahre folgen. Brandenburg-Preußen war durch feine natürliche Entwicklung ein Gegner des habsburgischen, bisher in Deutschland vorwiegenden Hauses geworden. Diese Gegnerschaft gelangte unter Friedrich zum 1740 Ausbruch, als nach dem Tode Kaiser Karls Vi. (1740) der deutsche Kaiserthron erledigt war. Des letzteren Tochter, Maria Theresia, eine kluge und energische Frau, erhob aus Grund der unter dem Namen pragmatische Sanktion bekannten Erbfolgeordnung Anspruch auf die österreichischen Erblande, welcher aber von vielen Fürsten nicht anerkannt wurde. Kurfürst Karl Albert von Bayern, der ebenfalls Ansprüche auf Österreich geltend machte, wurde 1742 als Karl Vii. zum deutschen Kaiser gekrönt. König Friedrich Ii. nun erneuerte gleich zu Beginn seiner Regierung die alten Ansprüche seines Hauses auf Schlesien und bot Maria Theresia gegen die Anerkennung derselben seine Zustimmung zur pragmatischen Sanktion. Sie aber verweigerte dieselbe. So kam es zum 77. Die drei schlesischen Kriege.

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 154

1886 - Berlin : Hofmann
154 Geschichte der neueren Zeit. dem Unglück reifte ein Geschlecht großer Männer, welche die unversiegbaren Schätze preußischer Volkskraft zu heben wußten. § 88. Napoleons höchste Macht und der Beginn seines Sturzes. So gebietend Napoleons Macht auch war, unersättlich jagte er nach immer größerer Ausdehnung derselben. Aber die Unersättlichkeit zog den Sturz nach sich. Die Völker, selbst müde der Knechtschaft, erhoben sich und was die Fürsten und Könige allein nicht vermocht, das vollbrachten sie im Bund mit dem Freiheitstrieb der Nationen. a) Nachdem Napoleon durch die sog. Kontinentalsperre den Handel Englands lahm zu legen versucht hatte und der Krieg gegen Portugal, wo das Haus Braganza verjagt wurde, zur Besetzung des Landes geführt, begannen Napoleonische Heere auch den Krieg gegen Spanien. König Karl Iv. wurde zur Abdankung gezwungen und Joseph Bonaparte erhielt den spanischen Thron. Aber Spanien erhob sich wie Ein Mann gegen die Fremdherrschaft und suchte durch einen grauenvollen „Kleinkrieg" (Guerilla) das Joch abzuschütteln (heldenhafte Verteidigung von Saragossa). Napoleon, der sich durch die Zusammenkunft mit Kaiser Alexander zu Erfurt (1808) im Osten gesichert, kam selbst nach Spanien, und seinem sieggewohnten Heer unterlagen zwar zunächst die Spanier, aber dieser Kampf- gegen das Volk wurde ihm, der bisher nur gegen Armeen gekämpft, unheimlich; er benutzte den Vorwand, welchen ihm ein neuer Krieg gegen Österreich bot, um die Halbinsel zu verlassen. Die zurückbleibenden Generale mußten nach und nach, besonders vor dem englischen Feldherrn Wellington (Schlachten bei Salamanea und Vittoria) das Land aufgeben. 1809 b) Der Kampf gegen Österreich, 1809. In Österreich erhob sich während des Freiheitskampfes der Spanier ebenfalls das Volk. An der Spitze der nationalen Bewegung stand der edle Erzherzog Karl, dessen Ruhm in den Liedern Theodor Körners lebt. Er besiegte Napoleon in einer großen Schlacht bei Aspern ans dem Marchfelde. Aber leider wurde dieser Sieg nicht geschickt benutzt: es gelang der Schnelligkeit Napoleons, bald darauf in der Schlacht bei Wagram den Österreichern eine Niederlage beizubringen. Der für Österreich sehr ungünstige Friede zu Wien (Verlust von 2000 Quadrat-Meilen) endete den Krieg. Trotz des

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 156

1886 - Berlin : Hofmann
156 Geschichte der neueren Zeit. Als die französische Armee geschlagen auf dem Rückzüge sich befand, erfolgte die mutige That, welche Preußen zuerst wieder zur Erhebung gegen Napoleon trieb: auf eigene Verantwortung, d. H. ohne die Zustimmung des Königs, schloß der General Jork mit den Russen (Diebitsch) zu Tauroggen ein Bündnis, 30. Dezember 1812. Repetition. B. Das Zeitalter Napoleons. § 84 Napoleon bis zu seiner Erhebung zum Kaiser. Napoleon geb. 1769 zu Ajaccio. Seine Mutter Lätitra. Nach dem Besuch der Militärschulen zu Brienne und Paris tritt er in die Armee; dient dem Konvent, dann dem Direktorium. 1797 Friede zu Compo Formio. Expedition nach Ägypten 1798—1799. Zweck: Englands Mittel-meer- und indische Stellung zu erschüttern. Nelsons Seesieg bei Abukir. Napoleons Zug nach Syrien. Seine plötzliche Rückkehr. 1802 Napoleon erster Konsul auf Lebenszeit, nachdem er im zweiten Koalitionskriege, 1798-— 1801, durch die Schlacht bei Marengo den Kaiser zum Frieden zu Luneville 1801 gezwungen hat. 1803 Reichs-deputationshauptschluß. 1804 Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. § 85. Der dritte Koalitionskrieg 1805. Napoleon siegt bei Austerlitz (Dreikaiserschlacht). Friede zu Preßburg (Bayern und Württemberg zu Königreichen erhoben). 1806 Auflösung des deutschen Reiches. Stiftung des Rheinbundes unter Napoleons Protektorate. § 86. Preußen seit dem Tode Friedrichs des Großen. Friedrich Wilhelm Ii. (1786—1797). Der Umfang des Staates durch die zweite und dritte Teilung Polens (1793, 1795) vergrößert. Im Innern wurden die Grundsätze Friedrichs des Großen verlassen und dadurch die Entwicklung Preußens geschädigt: Wöllnersches Religionsedikt. — Friedrich Wilhelm Iii. (1797—1840). Trotz seines guten Willens finden keine zeitgemäßen Reformen statt; die Minister Haugwitz, Lucchesini, Lombard. Im Heere greift das Vorurteil der eigenen Unbesiegbarkeit um sich. Der Friede zu Basel 1795 (Abtretung der linksrheinischen Besitzungen an Frankreich) schädigt das Ansehen Preußens, welches fortan bis 1806 Napoleon gegenüber Neutralität beobachtet. Napoleon behandelt Preußen, da er es nicht zum Bündnis vermögen kann, übermütig. § 87. Preußens Prüfungen. — Jena und Tilsit. Getrieben durch die Vorstellungen seines Ministeriums (Stein!) erklärt der König 1806 an Napoleon den Krieg. Napoleon schlägt die preußische Armee bei Jena und Anerstädt, Oktober 1806, nachdem Prinz Louis Ferdinand von Preußen bereits vorher bei Saalfeld geschlagen und gefallen war. Bestürzung und Mutlosigkeit allgemein. Berlin und die preußischen Festungen, von denen nur einige sich mutig wehren (Kolberg: Gneisenau — Nettelbeck, und Graudenz: Courbiere) fallen in die Hände der Franzosen. Der König und die Königin nach Königsberg. Napoleon zwingt Preußen zum Frieden von Tilsit 1807 (Königin Luise). Preußen verliert alles Land zwischen

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 157

1886 - Berlin : Hofmann
§ 89. Die Erhebung Preußens. 157 Elbe und Rhein und muß harte Bedingungen eingehen. — Napoleon stiftet das Königreich Westfalen unter seinem Bruder Jeröme. § 88. Napoleons höchste Macht und der Beginn seines Sturzes, a) Nach dem Erlaß der Kontinentalsperre gegen England unternimmt Napoleon einen Feldzug nach Spanien. Obgleich siegreich, lernt er doch den Heldenmut des spanischen Volkes kennen und fürchten. Er geht fort, um den mittlerweile ausgebrochenen b) Krieg gegen Österreich zu Ende zu führen, 1809. Erzherzog Karls großer Sieg bei Aspern wird nicht schnell genug benutzt. Napoleon siegt bei Wagram und zwingt Österreich zum Frieden zu Wien. — Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer (erschossen zu Mantua). — Napoleons Scheidung von seiner Gemahlin Josephine und neue Vermählung mit Marie Luise von Österreich. — Sein alter Plan gegen England führt ihn zu c) dem russischen Kriege, 1812. Die Große Armee, in welcher gezwungen Preußen und Österreicher dienen, dringt nach den Siegen bei Smolensk und Borodino bis Moskau vor. Infolge des Brandes von Moskau muß sie sich zurückziehen und wird durch Hunger, Kälte und die nachschwärmenden Kosaken fast ganz aufgerieben. Übergang über die Beresiua. Napoleon verläßt die Trümmer der Armee. 30. Dezember 1812 General Iork schließt mit den Russen die Konvention von Tauroggen. § 89. Die Erhebung Preußens. Furchtbar war der Sturz Preußens gewesen: desto herrlicher sollte es sich aus dem Unglück wieder erheben. In der Not erwuchs dem Vaterlande ein Geschlecht großer Männer. Allen voran stand der Freiherr vom Stein. 1757 aus altadligem nassani-schem Geschlechte geboren, war er früh in den preußischen Staatsdienst getreten und hatte die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich gelenkt. Als nun das Unglück von Tilsit erfolgt war, berief König Friedrich Wilhelm Iii. ihn an die Spitze seines Ministeriums. Stein sah die einzige Rettung des Staates in einer vollständigen Umgestaltung desselben. Der Grundzug dieser Umgestaltung war: die Befreiung der Volkskraft von allen Fesseln, welche bisher ihre Entfaltung gehindert hatten. Die innere Verwaltung wurde völlig neugestaltet. Aufhebung der bäuerlichen Hörigkeit, Selbstverwaltung der Städte (die neue Städteordnung vom Jahre 1808). Stein aber mußte bald darauf dem Haffe Napoleons weichen, welcher den König zu seiner Entlassung zwaug. Sein Werk wurde weiter geführt durch Hardenberg. — Auch das Heerwesen, dessen

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 158

1886 - Berlin : Hofmann
158 Geschichte der neueren Zeit. Unzulänglichkeit der unglückliche Krieg aufgedeckt hatte, wurde von Grund aus umgestaltet: die allgemeine Wehrpflicht bildete fortan die Grundlage der preußischen Armee. Ausbildung und Behandlung der Soldaten, Wahl und Beförderung der Offiziere wurden neu geregelt. An der Spitze der Militärreorganisations-kommiffion stand der Kriegsminister Scharn hör st, ihm zur Seite Gneisen au, Boyeu, Grolmau u. a. Die Bestimmung des Tilsiter Friedens wurde durch das sogen. „Krümpersystem" umgangen. Während die Behörden der Armee- und Staatsverwaltung in angestrengter Arbeit die Wiederaufrichtung Preußens vorbereiteten, regte sich nicht minder in weiten Kreisen des gebildeten Mittelstandes neues Leben. Der, große Philosoph Fichte, durch die religiöse Engherzigkeit des Kurfürsten von Sachsen aus Jena vertrieben und von Friedrich Wilhelm Iii. in Berlin bereitwillig aufgenommen, hielt, noch während die Franzosen in Berlin waren, in der Akademie seine begeisternden „Reden an die deutsche Nation". Er war auch der erste Rektor der neuen Universität zu Berlin, welche der König mit großartiger Freigebigkeit im Jahre 1810 stiftete und welche nun ein Sammelplatz aller der Männer wurde, von denen Preußens geistige und sittliche Wiedergeburt ausging. Unter ihnen ragt vor allen Friedrich Schleier -wacher hervor, dessen „Reden über die Religion an die Gebildeten unter ihren Verächtern" das religiöse Gefühl in wunderbarer Weise belebten. Alle Bestrebungen der Litteratur, Wissenschaft und Kunst waren auf die Wiederherstellung des Vaterlandes gerichtet. Die deutsche Vorzeit wurde dem lebenden Geschlechte in ihrem Glanze und ihrer wahren Bedeutung wieder bekannt (Jakob und Wilhelm Grimm). — Weitn auch Goethe, auf den die Welt als den größten der lebenden Dichter blickte, der nationalen Bewegung ferner stand, so wirkte doch der edle Ton, in dem der 1805 gestorbene Schiller die Freiheit (Tel!!) gefeiert hatte, lange nach, und als der Kampf begann, redeten in seiner Sprache Theodor Körner und Heinrich von Kleist zu ihrem Volke, gleich Ernst Moritz Arndt und Friedrich Rückert voll edler Hoffnungen für die Große Deutschlands. — Schon bald nach dem Tilsiter Frieden trieb das Unglück des Vaterlandes einzelne patriotische Männer zu kühnen Unternehmungen 1809 gegen die Fremdherrschaft (1809). Im Anschluß an die Erhebung

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 159

1886 - Berlin : Hofmann
§ 90. Das Jahr 1813. 159 Österreichs suchte Dörnberg die Westfalen zum Abfall zu bringen; sein Versuch scheiterte. Der edle Major von Schill gedachte an der Spitze seines kübnen Husarenregiments den Freiheitskampf auf eigene Faust zu organisieren, aber auch er wurde durch die Übermacht des Feiudes erdrückt: in Stralsunds Gassen starb er kämpfend den Heldentod, seine Offiziere wurden erschossen, seine Soldaten wie gemeine Verbrecher auf die Galeeren gebracht! Auch der kühne und anfangs glückliche Reiterzug des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Öls (die schwarzen Reiter mit dem Totenkopf) hatte keinen Erfolg. Doch gelang es den Verfolgern nicht, dieser Heldenschar das Schicksal Schills zu bereiten; sie entkam nach England. — Endlich schlug die große Stunde der That. I>er deutsche Areiheilskrieg. § 90. Das Jahr 1813. Am 30. Dezember 1812 hatte Iork die Konvention zu Tauroggen geschlossen (vgl. § 88). Seiner mutigen That folgte auf dem Fuße die Erhebung von Ostpreußen. Von diesem kerndeutschen Stamme ging die große Bewegung aus. Ohne die ausdrückliche Genehmigung des Königs, der noch einen Augenblick zögerte, organisierten Stein, York und Schön den Aufstand und bildeten die „Landwehr". Noch im Januar 1813 gab der König dem Willen des Volkes nach. Am 3. Februar erließ er von Breslau aus einen wirkungsvollen Aufruf zur Bildung von freiwilligen Jägerkorps: Tausende und aber Tausende junger Männer aus allen Ständen stellten sich in Breslau, wo auch Stein, Gneisenan, Scharnhorst, Blücher n. a. eintrafen. „Der König rief und alle, alle kamen." Ant 27. Februar schloß der König mit Rußland zu Kali sch das Bündnis. Am 16. März wurde der Krieg au Frankreich erklärt und am 17. März 1813 erfolgte der berühmte Aufrufi?.März „An mein Volk", — zum erstenmale seit Beginn der deutschen Geschichte _ sprach ein König zu seinem Volke. Und dasselbe antwortete mit Begeisterung. Es galt einen Kampf um Sein oder Nichtsein. Am Geburtstage der Königin Luise, welche im Jahre 1810 dem Schmerze um des Vaterlandes Unglück erlegen war, wurde der Orden des Eisernen Kreuzes gestiftet. Bis zum Sommer 1813 stand ein Heer von 271000 Kriegern bereit — der achtzehnte Mensch nahm die Waffen. Und hinter den Kriegern

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 164

1886 - Berlin : Hofmann
164 Geschichte der neueren Zeit. 1810. — Schleiermacher. — Theodor Körner, ©. M. Arndt, Heinrich von Kleist. — Vorläufer der Freiheitskriege: Dörnberg, Schill, Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Öls. § 90. Das Jahr 1813. Im Anschluß an die Konvention von Tauroggen die Erhebung Ostpreußens — Stein, Aork, Schön. Bildung der preußischen Landwehr. Der König, nach anfänglichem Zögern fest entschlossen, geht nach Breslau. 3. Februar: Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerkorps. Stein, Gneisenau, Scharnhorst, Blücher in Breslau. 27. Februar: Bündnis Preußens mit Rußland zu Kalisch. 16. März: Kriegserklärung an Frankreich. 17. März: Aufruf an mein Volk! Stiftung des Eisernen Kreuzes am Geburtstage der verstorbenen Königin Luise. — Allgemeine Volkserhebung. Lützowsches Jägerkorps. Napoleon errang zunächst zwei schwere Siege bei Groß-Görschen und Bautzen, schloß aber dann einen kurzen Waffenstillstand. Vergeblich suchte er Österreichs Bündnis: dieses schloß sich an Preußen und Rußland an; auch Schweden und England traten den Alliierten bei — fünfte Koalition. Drei Heere der Verbündeten: 1. Nordarmee unter Berna-dotte (Bülow, Tauenzien), 2. die schlesische Armee unter Blücher und Gneisenau, 3. die böhmische Armee (Österreicher) unter Schwarzenberg.— Die Versuche der Franzosen, Berlin zu nehmen, werden durch die Schlachten bei Großbeeren und bei Denuewitz vereitelt. Blücher siegte in der großen Schlacht an der Katzbach. Trotz des Verlustes der Schlacht bei Dresden gelang es den Heeren, sich zu vereinigen (Iorks Übergang über die Elbe). 16. bis 19. Oktober die Völkerschlacht bei Leipzig, Napoleon wird gänzlich geschlagen und flieht über den Rhein zurück. § 91. Das Jahr 1814. Übergang Blüchers über den Rhein bei Caub in der Neujahrsnacht 1813/14. Die Verbündeten dringen in Frankreich ein und erobern, nach den Siegen bei Laon und Arcis sur Aube, Paris. Einzug der Verbündeten in Paris 30. März. Napoleon abgesetzt und nach Elba verbannt. Restauration der Bourbonen. — Eröffnung des Wiener Kongresses zur Neuordnung des befreiten Europa. § 92. Das Jahr 1815. Napoleons Rückkehr. Waterloo. Wiener Kongreß. Napoleon landet, vertrauend auf die Unzufriedenheit der Franzosen mit der neuen Regierung und aus die Uneinigkeit der Mächte. Er wird in Frankreich jubelnd aufgenommen. Die Bourbonen flüchten aus Paris. Die Mächte stellen gegen ihn Armeen ins Feld. Kriegsschauplatz: Belgien. Napoleon wird von Blücher und Wellington (Preußen und Engländern) bei Belle Alliance (Waterloo), 18. Juni 1815, geschlagen. Napoleon zum zweiteumale abgesetzt und nach St. Helena verbannt, wo er 1821 gestorben ist. Der zweite Pariser Frieden stellt das Königtum der Bourbonen wieder her. Der Wiener Kongreß ordnet nach langen Verhandlungen die Besitzverhältnisse der Mächte. Preußen wird mit gewissen Veränderungen in seinem alten Besitzstand wiederhergestellt, ebenso Österreich, das wieder in Norditalien Fuß faßt. Stiftung des Deutschen Bundes 8. Juni 1815. Bundestag in Frankfurt a M.
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