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1. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 27

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 27 — § 33. Abplattung der Erde an dm Polen. io 700 Der Halbmesser der Erde ist —^— = 6350 km lang. Durch ihn wird die Entfernung eines Punktes der Oberfläche vom Mittelpunkte der Erde bezeichnet. Wäre nun die Erde eine vollständige Kugel, so müßte jeder Punkt der Erdoberfläche vom Mittelpunkte 6350 km entfernt sein Dann würde die Schwerkraft auf allen Punkten der Erdoberfläche gleich stark wirken, und das müßte sich dadurch zeigen, daß derselbe Körper auf allen Stellen der Erde gleich schwer sein, dasselbe Pendel überall gleich schnell schwingen und derselbe Körper überall gleich schnell fallen würde. An den Polen wiegen nun aber Gegenstände schwerer als unter-dem Äquator (nach Hansen wiegt eine Last von 200 Psd. unter dem Äquator an den Polen 201 Pfd.); dasselbe Pendel schwingt an den Polen schneller als am Äquator, und derselbe Körper fällt an den Polen schneller als am Äquator. Aus diesen Erscheinungen geht hervor, daß die Schwerkraft an den Polen am stärksten wirkt. Da nun aber die Schwerkraft an einem Orte um so stärker wirkt, je näher derselbe dem Erdmittelpunkte liegt, so müssen die Pole dem Erdmittelpunkte näher sein als ein Punkt auf dem Äquator. Die Erde muß daher an den Polen abgeplattet sein. Sie ist keine vollkommene Kugel, sondern nur kugelähnlich, ein Sphäroid. Der Durchmesser von Pol zu Pol, also die Erdachse ist etwa 50 km kürzer als der Durchmesser der Erde von einem Punkte des Äquators bis zum gegenüberliegenden. § 34. Ursache der Abplattung der Erde an den Polen. Wenn man eine runde, weiche Tonkugel schnell um einen Stab, der als Achse angesehen werden kann, dreht, so bemerkt man, daß dieselben an den Drehpunkten oder Polen sich abplattet, daß dagegen die Gegenden am Äquator sich heben. Die in der Mitte zwischen den beiden Polen, also am Äquator liegenden Punkte der Kugel bewegen sich nämlich schneller als die Pole; deshalb wirkt die Schwungkraft stärker aus sie ein und treibt sie vom Mittelpunkte ihrer Bahn in der Richtung des Halbmessers nach außen, während sich die Pole dem Mittelpunkte nähern. Die Abplattung der Erde an den Polen ist eine ähnliche Erscheinung wie die vorhin erwähnte; wir müssen deshalb daraus schließen, daß auch die Erde ursprünglich sich in einem weichen Zustand befunden und sich um eine Achse gedreht habe. Das erste behaupten die Gelehrten, welche den innern Bau der Erde kennen, die Geologen.

2. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 28

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 28 — § 35. Bewegung der Erde um ihre Achse. Die Sonne ist von der Erde 147 000000 km entfernt. Der Durchmesser der täglichen Sonnenbahn ist also 2 X 147000000 — 294 000 000 km. Die tägliche Sonnenbahn selbst wäre demnach 3y7 X 294 000 000 — 924 000000 km. Diesen Weg müßte demnach die Sonne in 24 Stunden oder 86400 Sekunden zurücklegen, in 1 Sek. also —86400^ = ^6944/9 km. Das ist nicht wahrscheinlich. Viel einfacher kann die Erscheinung, daß die Sonne um die Erde 24 Stunden herumfliegt, durch die Achsendrehung der Erde hervorgerufen werden. Die Sonne bewegt sich von O. nach W., die Erde muß ihre Achsendrehung mithin von W. nach O. aus- führen, und zwar auch in 24 Stunden. Beispiele dafür, daß wir dasselbe sehen, wenn wir uns an einem Gegenstände vorbeibewegen, als dann, wenn der Gegenstand an nns vorübergeht, sind häufig. Fahren wir z. B. auf einem schnellsegelnden Dampfer, oder auf der Eisenbahn, so scheinen die stillstehenden Bäume usw. in der entgegengesetzten Richtung an uns vorüberzueilen. Da die Achsendrehung der Erde gleichmäßig vor sich geht, so spüren wir von derselben nichts. Es wird durch dieselbe die Schwungkraft in Tätigkeit gesetzt, die uns aber deshalb nicht von der Erde fortschleudert, weil die Anziehungskraft das Übergewicht behält. Ein Bogel, der in die Höhe steigt, kann trotz der Achsendrehung der Erde sein Nest wiederfinden, weil sich auch die Lufthülle der Erde mitbewegt. § 36. Beweise für die Achsendrehung der Erde. Außer der Abplattung der Erde an den Polen, die nur eine Folge der Achsendrehung ist, gilt als Beweis für diese besonders Benzenbergs Versuch. Benzenberg ließ im Innern des Michaeliskirchturmes zu Hamburg Bleikugeln herabfallen. Im Durchschnitte trafen sie ostwärts vom Fußpunkte eines aufgehängten Bleilotes auf der Erde ein. Wenn die Erde stillstände, so hätte beim Fallen der Kugel nur die Schwerkraft gewirkt. Diese zieht alles dem Mittelpunkte der Erde zu. Diese Richtung hatte Benzenberg durch ein aufgehängtes Bleilot bezeichnet. Die Kugeln hätten also, wenn die Erde still stände, neben dem Bleilote niederfallen müssen. Da sie aber ostwärts von demselben die Erde erreichten, so muß auf sie noch eine andere Kraft gewirkt haben, und zwar in der Richtung von W. nach O. Dies kann nur die Schwungkraft der Erde sein, die durch die Achsendrehung von W. nach O. entsteht. Die Schwungkraft wirkt nun allerdings sowohl auf die Spitze,

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 83

1886 - Berlin : Hofmann
§ 48. Der Reichstag zu Worms. § 49. Bilderstürmer. Bauernkriege. 83 die rechte Ruhe des Geistes hatte gewinnen können, zeigte er beim zweiten Male eine trotzige Entschlossenheit. Als man auf seine längere und bestimmt gefaßte Rede mit dem Ansinnen antwortete, daß er bündig alles widerrufe, was er bisher gegen die alte Lehre geschrieben habe, gab er die berühmte Erklärung ab, daß er das nie thun werde, es sei denn, daß man ihm seinen Irrtum aus der heiligen Schrift beweise. Natürlich war dies mit einer vollkommenen Weigerung gleichbedeutend. Obgleich Luther sich durch sein würdevolles und bestimmtes Auftreten unter den am Reichstage teilnehmenden Fürsten viele Freunde erworben hatte (z. B. Philipp von Hessen), wurde trotzdem der Reichstagsbeschluß durchgesetzt, daß fortan jedwede Ausbreitung der evangelifchen Lehre zu verbieten sei (Wormser Edikt). Gegen die Person Luthers aber wurde die Reichsacht ausgesprochen. Friedrich der Weise indes hatte Anstalten getroffen, daß sein Freund den gefährlichen Folgen der Reichsacht entzogen werde: als Luther auf der Rückreife von Worms durch Thüringen zog, wurde er von verkappten Reitern aufgegriffen und auf die feste Wartburg gebracht, wo er nun, ungekannt unter dem Namen eines Junker Jörg, ohne Gefahr einige Monate zubrachte. In der Stille der herrlichen Natur begab sich Luther an eines seiner folgenreichsten Werke, die Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Diese ungeheure Arbeit, welche ihn noch lange Jahre beschäftigte, wurde nun stückweise gefördert. Sie ist von der weittragendsten Bedeutung geworden: a) weil von nun an jedermann sich die Kenntnis der heiligen Bücher verschaffen konnte und dadurch einer der obersten Grundsätze des Reformationswerkes — eigene und freie Schriftforschung jedes Christen — zur Durchführung gebracht wurde; b) weil die von Luther augewandte Sprache von nun an die allgemeine Schriftsprache aller Deutschen ward und somit ein mächtiges, ideales Band zwischen den so verschiedenen deutschen Stämmen des Südens und des Nordens geknüpft wurde. § 49. Bilderstürmer. — Bauernkriege. Luthers Aufenthalt auf der Wartburg sollte nicht von langer Dauer sein. In Wittenberg waren Unruhen aus gebrochen, die seilte Anwesenheit erheischten. Zwickauische Handwerker, unklare Schwarmgeister, die sich im Besitze einer besonderen göttlichen Erleuchtung 6*

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 42

1886 - Berlin : Hofmann
42 Zweiter Teil. Das Mittelalter. war. Indes hat Friedrich für die Entwicklung Deutschlands doch insofern sehr schädlich gewirkt, als er den einzelnen Fürsten viele Vorrechte und eine sehr selbständige Stellung einräumte, wodurch die Zersplitterung des Reiches in einzelne Territorien nur befördert wurde. 3. Als nun aber Friedrich, darin seinem Großvater folgend, die Reichsgewalt über die lombardischen Städte geltend machen wollte, geriet er in einen heftigen Krieg mit denselben, und wenn er sie auch in der großen Schlacht bei Cortennova schlug, so war doch dieser Krieg der Beginn sehr herber Erfahrungen. Papst Gregor Ix. nahm sich der Städte an und nach dessen Tode griff Jnnoeenz Iv. die Ideen seines Namensvorgängers wieder auf und ließ den Kaiser, als derselbe sich den päpstlichen Machtansprüchen nicht fügen wollte, durch das Konzil zu Lyon in Bann thun und für abgesetzt erklären. Friedrich nahm den Kampf mutig auf. In Deutschland kämpfte sein Sohn Konrad Iv., gestützt auf die treuen Städte, gegen die Gegenkönige Heinrich Raspe von Thüringen und Wilhelm von Holland. In Italien aber war Friedrich unglücklich. Wenn auch im Nordosten sein fürchterlicher Statthalter Ezzelino da Romano das kaiserliche Ansehen mit blutiger Strenge aufrecht hielt, so vermochte das Friedrich doch nicht für schmerzliche Mißerfolge zu entschädigen. Vor allem verhängnisvoll war es, daß der treue und umsichtige Petrus von Vinea, bisher des Kaisers ergebenster Berater, ihm untreu wurde und, zur Rechenschaft gezogen, sich selbst den Tod gab. Auch der Verlust seines Sohnes Enzio (Heinz), der von den Bolognesern in ewige Haft gebracht wurde, schmerzte den Kaiser tief. Aber fein Mut und seine Zuversicht auf das gute Recht gegenüber dem Papste blieben ungebrochen bis an seinen Tod, der 1250 erfolgte. (Sein Grabmal in Palermo.) § 25. Untergang der Hohenstaufen. Friedrich Ii. hatte fein Interesse zum wesentlichen Teile seinen italienischen Besitzungen geschenkt. In Deutschland war die Selbständigkeit der Landesherren eine so große geworden, daß nach seinem 1250 Tode sein Sohn Koiirad Iv. (1250—1254) darauf verzichten mußte, bis daselbst die königliche Gewalt herzustellen. Er ging nach Italien und gewann das unteritalische Königreich seines Vaters. Aber als er eben ein großes Heer gerüstet, um das Andenken Friedrichs an dem Papste zu rächen, ereilte ihn ein plötzlicher Tod. Auf feiner

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 130

1886 - Berlin : Hofmann
130 Geschichte der neueren Zeit. Während dieser sein ganzes Interesse auf das militärische Leben richtete und allen rein geistigen Beschäftigungen abhold war, hatte sich in dem Sohne unter dem Einfluß seiner Mutter und des Franzosen Duhau de Jaudun ein lebhafter Sinn für Kunst und Wissenschaft entwickelt {{ein Flötenspiel-Lehrer Quauz). Als der Vater, damit unzufrieden, den Prinzen hart behandelte, machte derselbe den Versuch, nach England zu entfliehen; aber der Fluchtplan wurde entdeckt, Friedrich selbst auf die Festung Knstrin gebracht, sein Helfer, der Lieutenant Katte, hingerichtet, und seine Schwester, die nachmalige Markgräfin von Baireuth, welche ebenfalls um den Plan gewußt, mit Schlügen gezüchtigt. Endlich wurde Friedrich von seinem Vater begnadigt (der Feldprediger Mittler), und da er sich durch eifrige Arbeit auf der Kriegs- und Domainenkammer und auch durch fein williges Eingehen auf eine Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig die Zufriedenheit seines Vaters erwarb, ließ dieser ihm mehr und mehr Freiheit, ja, scheuste ihm sogar das Schloß Rheinsberg. Hier lebte Friedrich nun einige Jahre der Beschäftigung mit den Wissenschaften, besonders der Geschichte und der französischen Litteratur. Geistvolle Mäuuer (Keiserling, Jordan, Fouquet) bildeten seinen Umgang. Von hier aus trat er mit den bedeutendsten Gelehrten und Schriftstellern in Verbindung, namentlich mit Voltaire. Aber dem stillen Behagen dieser Zeit sollten bald Unruhen und stürmisch bewegte Jahre folgen. Brandenburg-Preußen war durch feine natürliche Entwicklung ein Gegner des habsburgischen, bisher in Deutschland vorwiegenden Hauses geworden. Diese Gegnerschaft gelangte unter Friedrich zum 1740 Ausbruch, als nach dem Tode Kaiser Karls Vi. (1740) der deutsche Kaiserthron erledigt war. Des letzteren Tochter, Maria Theresia, eine kluge und energische Frau, erhob aus Grund der unter dem Namen pragmatische Sanktion bekannten Erbfolgeordnung Anspruch auf die österreichischen Erblande, welcher aber von vielen Fürsten nicht anerkannt wurde. Kurfürst Karl Albert von Bayern, der ebenfalls Ansprüche auf Österreich geltend machte, wurde 1742 als Karl Vii. zum deutschen Kaiser gekrönt. König Friedrich Ii. nun erneuerte gleich zu Beginn seiner Regierung die alten Ansprüche seines Hauses auf Schlesien und bot Maria Theresia gegen die Anerkennung derselben seine Zustimmung zur pragmatischen Sanktion. Sie aber verweigerte dieselbe. So kam es zum 77. Die drei schlesischen Kriege.

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 74

1886 - Berlin : Hofmann
74 Zweiter Teil. Das Mittelalter. § 44. Das Wichtigste aus der englischen Geschichte. Ganz anders als die Entwicklung eines der kontinentalen 449 Staaten war diejenige des Jnselreiches England. Im Jahre 449 hatten sich dort die Angelsachsen, aus der jütischen Halbinsel, 827 niedergelassen und die sieben anfangs getrennten Reiche waren 827 durch Egbert von Wessex vereinigt worden. Von diesen angelsächsischen Königen, deren Reihe nur auf wenige Jahrzehnte durch 1030 die Dänenherrschaft (ca. 1030) unterbrochen wurde, sind die 871 wichtigsten: Alfred der Große (871—901), der für das Wohl ^ des Landes in jeder Beziehung das Bedeutendste leistete, und 0 Eduard der Bekenner (ca. 1050), unter welchem Schottland ein 1065 englisches Lehen ward. Im Jahre 1066 fiel Herzog Wilhelm der Eroberer von der Normandie in England ein, und nachdem er den Nachfolger Eduards bei Hastings geschlagen hatte, machte er sich zum Köuige von England. Da er aber feine normännischen Ritter gegenüber den Angelsachsen sehr bevorzugte, so fügten sich die letzteren schwer in diesen Zustand: der lange währende und oft zu hellen Flammen ausbrechende Haß der beiden Stämme (vgl. die Romane von Walter Scott) fand erst gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts sein Ende in der Verschmelzung derselben zu einer einheitlichen englischen Nation. Die Bedeutung der Angelsachsen und Normannen für die ganze Volksentwicklung spiegelt sich wieder in der Sprache (Grundbestandteile germanisch). Die wichtigste Erscheinung der englischen Geschichte des Mittelalters ist die Entwicklung der englischen Volksfreiheit. Nachdem der erste König des Hauses Anjou - Plantagenet 1154 (1154—1399) Heinrich Ii. einen thatkräftig begonnenen Kampf bis gegen die Kirche (Thomas Becket, Erzbischof von Eanterbnry) da-1399 mjt geendet hatte, daß er sich, von plötzlicher Reue erfaßt, der Kirche unterwarf; nachdem ferner die lange Abwesenheit von Richard Löwenherz das Königtum in jeder Beziehung geschwächt: geriet des letzteren Bruder Johanu ohne Land (1199—1216) ganz und gar in Abhängigkeit vom Papste (Innozenz Iii.), von dem er sogar sein Land zu Lehen nahm. Da dieser König auch gegen Frankreich sehr unglücklich war, trotzdem aber im Innern mit despotischen Mitteln regieren wollte, so empörte sich das unzufriedene Volk gegen ihn und zwang ihn zur Gewährung des großen Staats-1215 grnndgefetzes, der Magna Charta libertatum, 1215. In dem-

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 153

1886 - Berlin : Hofmann
§ 87. Preußens Prüfungen. — Jena und Tilsit. 1zz Wachen lagerten vor dem königlichen Schlosse; der Siegeswagen vom Brandenburger Thor und der Degen Friedrichs des Großen wurden nach Paris geschickt. Dann wandte sich Napoleon nach Ostpreußen, wohin der König und die in diesem Unglück wunderbar standhafte Königin geflohen waren. Festung auf Festung fiel, ohne Schwertstreich durch unzuverlässige Kommandanten übergeben — nur in wenigen zeigte sich Mut und Entschlossenheit, wie z. B. in Graudenz (Conrbiöre), Danzig und besonders Kolberg (Gneisenau, Nettelbeck!). Auch Schlesien wurde von den Franzosen genommen und der tapfere Blücher mußte sich nach heldenhafter Gegenwehr bei Lübeck ihnen ergeben. Immer trüber wurde die Lage Preußens. Der Hoffnungsschimmer, welcher infolge der unentschiedenen Schlacht bei Ey lau aufleuchtete, erwies sich als trügerisch. In der Schlacht bei Fried-land erlangte Napoleon einen entscheidenden Sieg. Kaiser Alexander, ein so warmer Freund Preußens, ließ sich von Napoleon verlocken, Frieden zu schließen gegen Aussichten auf Vergrößerung russischer Macht. Nun mußte sich König Friedrich Wilhelm auf Gnade und Ungnade dem Machthaber ergeben. Vergebens bat die Königin Luise, den unedlen Reden des Emporkömmlings sich aussetzend, um Milderung der Bedingungen: der König mußte in den Frieden von Tilsit, 1807, willigen. Preußen mußte auf die Hälfte feines 1807 Besitzes, auf alle Länder zwischen Rhein und Elbe, verzichten; preußisch Polen wurde ihm genommen und dem Kurfürsten von Sachsen, welcher zum Lohne für seinen Abfall von Preußen zum König erhoben worden war, als Großherzogtum Warschau gegeben; das so verkleinerte Land mußte 200 Millionen Franken Kriegskostenentschädigung zahlen und noch ein ganzes Jahr lang 150 000 Mann französische Besatzungstruppen ernähren; die preußische Armee wurde auf 42 000 Mann beschränkt. — Napoleon bildete nun ans den von Preußen abgetretenen Gebieten, zu denen er noch Hessen und Braunschweig (der geblendete, greise Herzog starb landesvertrieben in Altona!) fügte, das neue Königreich Westfalen, über das er seinen Bruder Jerome setzte (Residenz Kassel). So war nun Norddeutschland von Napoleon niedergeworfen. Aber wenn Preußen von allen europäischen Ländern die tiefste Erniedrigung durch den Korsen erfahren mußte, so sollte sich anderer-seits von ihm aus auch die Wiedererhebung Europas vollziehen. In

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 154

1886 - Berlin : Hofmann
154 Geschichte der neueren Zeit. dem Unglück reifte ein Geschlecht großer Männer, welche die unversiegbaren Schätze preußischer Volkskraft zu heben wußten. § 88. Napoleons höchste Macht und der Beginn seines Sturzes. So gebietend Napoleons Macht auch war, unersättlich jagte er nach immer größerer Ausdehnung derselben. Aber die Unersättlichkeit zog den Sturz nach sich. Die Völker, selbst müde der Knechtschaft, erhoben sich und was die Fürsten und Könige allein nicht vermocht, das vollbrachten sie im Bund mit dem Freiheitstrieb der Nationen. a) Nachdem Napoleon durch die sog. Kontinentalsperre den Handel Englands lahm zu legen versucht hatte und der Krieg gegen Portugal, wo das Haus Braganza verjagt wurde, zur Besetzung des Landes geführt, begannen Napoleonische Heere auch den Krieg gegen Spanien. König Karl Iv. wurde zur Abdankung gezwungen und Joseph Bonaparte erhielt den spanischen Thron. Aber Spanien erhob sich wie Ein Mann gegen die Fremdherrschaft und suchte durch einen grauenvollen „Kleinkrieg" (Guerilla) das Joch abzuschütteln (heldenhafte Verteidigung von Saragossa). Napoleon, der sich durch die Zusammenkunft mit Kaiser Alexander zu Erfurt (1808) im Osten gesichert, kam selbst nach Spanien, und seinem sieggewohnten Heer unterlagen zwar zunächst die Spanier, aber dieser Kampf- gegen das Volk wurde ihm, der bisher nur gegen Armeen gekämpft, unheimlich; er benutzte den Vorwand, welchen ihm ein neuer Krieg gegen Österreich bot, um die Halbinsel zu verlassen. Die zurückbleibenden Generale mußten nach und nach, besonders vor dem englischen Feldherrn Wellington (Schlachten bei Salamanea und Vittoria) das Land aufgeben. 1809 b) Der Kampf gegen Österreich, 1809. In Österreich erhob sich während des Freiheitskampfes der Spanier ebenfalls das Volk. An der Spitze der nationalen Bewegung stand der edle Erzherzog Karl, dessen Ruhm in den Liedern Theodor Körners lebt. Er besiegte Napoleon in einer großen Schlacht bei Aspern ans dem Marchfelde. Aber leider wurde dieser Sieg nicht geschickt benutzt: es gelang der Schnelligkeit Napoleons, bald darauf in der Schlacht bei Wagram den Österreichern eine Niederlage beizubringen. Der für Österreich sehr ungünstige Friede zu Wien (Verlust von 2000 Quadrat-Meilen) endete den Krieg. Trotz des

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 157

1886 - Berlin : Hofmann
§ 89. Die Erhebung Preußens. 157 Elbe und Rhein und muß harte Bedingungen eingehen. — Napoleon stiftet das Königreich Westfalen unter seinem Bruder Jeröme. § 88. Napoleons höchste Macht und der Beginn seines Sturzes, a) Nach dem Erlaß der Kontinentalsperre gegen England unternimmt Napoleon einen Feldzug nach Spanien. Obgleich siegreich, lernt er doch den Heldenmut des spanischen Volkes kennen und fürchten. Er geht fort, um den mittlerweile ausgebrochenen b) Krieg gegen Österreich zu Ende zu führen, 1809. Erzherzog Karls großer Sieg bei Aspern wird nicht schnell genug benutzt. Napoleon siegt bei Wagram und zwingt Österreich zum Frieden zu Wien. — Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer (erschossen zu Mantua). — Napoleons Scheidung von seiner Gemahlin Josephine und neue Vermählung mit Marie Luise von Österreich. — Sein alter Plan gegen England führt ihn zu c) dem russischen Kriege, 1812. Die Große Armee, in welcher gezwungen Preußen und Österreicher dienen, dringt nach den Siegen bei Smolensk und Borodino bis Moskau vor. Infolge des Brandes von Moskau muß sie sich zurückziehen und wird durch Hunger, Kälte und die nachschwärmenden Kosaken fast ganz aufgerieben. Übergang über die Beresiua. Napoleon verläßt die Trümmer der Armee. 30. Dezember 1812 General Iork schließt mit den Russen die Konvention von Tauroggen. § 89. Die Erhebung Preußens. Furchtbar war der Sturz Preußens gewesen: desto herrlicher sollte es sich aus dem Unglück wieder erheben. In der Not erwuchs dem Vaterlande ein Geschlecht großer Männer. Allen voran stand der Freiherr vom Stein. 1757 aus altadligem nassani-schem Geschlechte geboren, war er früh in den preußischen Staatsdienst getreten und hatte die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich gelenkt. Als nun das Unglück von Tilsit erfolgt war, berief König Friedrich Wilhelm Iii. ihn an die Spitze seines Ministeriums. Stein sah die einzige Rettung des Staates in einer vollständigen Umgestaltung desselben. Der Grundzug dieser Umgestaltung war: die Befreiung der Volkskraft von allen Fesseln, welche bisher ihre Entfaltung gehindert hatten. Die innere Verwaltung wurde völlig neugestaltet. Aufhebung der bäuerlichen Hörigkeit, Selbstverwaltung der Städte (die neue Städteordnung vom Jahre 1808). Stein aber mußte bald darauf dem Haffe Napoleons weichen, welcher den König zu seiner Entlassung zwaug. Sein Werk wurde weiter geführt durch Hardenberg. — Auch das Heerwesen, dessen

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 159

1886 - Berlin : Hofmann
§ 90. Das Jahr 1813. 159 Österreichs suchte Dörnberg die Westfalen zum Abfall zu bringen; sein Versuch scheiterte. Der edle Major von Schill gedachte an der Spitze seines kübnen Husarenregiments den Freiheitskampf auf eigene Faust zu organisieren, aber auch er wurde durch die Übermacht des Feiudes erdrückt: in Stralsunds Gassen starb er kämpfend den Heldentod, seine Offiziere wurden erschossen, seine Soldaten wie gemeine Verbrecher auf die Galeeren gebracht! Auch der kühne und anfangs glückliche Reiterzug des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Öls (die schwarzen Reiter mit dem Totenkopf) hatte keinen Erfolg. Doch gelang es den Verfolgern nicht, dieser Heldenschar das Schicksal Schills zu bereiten; sie entkam nach England. — Endlich schlug die große Stunde der That. I>er deutsche Areiheilskrieg. § 90. Das Jahr 1813. Am 30. Dezember 1812 hatte Iork die Konvention zu Tauroggen geschlossen (vgl. § 88). Seiner mutigen That folgte auf dem Fuße die Erhebung von Ostpreußen. Von diesem kerndeutschen Stamme ging die große Bewegung aus. Ohne die ausdrückliche Genehmigung des Königs, der noch einen Augenblick zögerte, organisierten Stein, York und Schön den Aufstand und bildeten die „Landwehr". Noch im Januar 1813 gab der König dem Willen des Volkes nach. Am 3. Februar erließ er von Breslau aus einen wirkungsvollen Aufruf zur Bildung von freiwilligen Jägerkorps: Tausende und aber Tausende junger Männer aus allen Ständen stellten sich in Breslau, wo auch Stein, Gneisenan, Scharnhorst, Blücher n. a. eintrafen. „Der König rief und alle, alle kamen." Ant 27. Februar schloß der König mit Rußland zu Kali sch das Bündnis. Am 16. März wurde der Krieg au Frankreich erklärt und am 17. März 1813 erfolgte der berühmte Aufrufi?.März „An mein Volk", — zum erstenmale seit Beginn der deutschen Geschichte _ sprach ein König zu seinem Volke. Und dasselbe antwortete mit Begeisterung. Es galt einen Kampf um Sein oder Nichtsein. Am Geburtstage der Königin Luise, welche im Jahre 1810 dem Schmerze um des Vaterlandes Unglück erlegen war, wurde der Orden des Eisernen Kreuzes gestiftet. Bis zum Sommer 1813 stand ein Heer von 271000 Kriegern bereit — der achtzehnte Mensch nahm die Waffen. Und hinter den Kriegern
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