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1. Deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 49

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 49 — Unrecht; wir teilen beine Hauswirtin zu einer wissendsten Witwe und beine Kinder zu wahrhaftigen Waisen, beitte Sehen dem Herrn, bein Erb und Eigen beinen Kinbern, deinen Leib und dein Fleisch den Tieren in den Walbern, den Vögeln in den Lüften und den Fischen in den Wassern. Wo ein jeglicher Mann Frieb und Geleit hat, ba sollst bu fein6 haben, und wir weisen dich in die vier Straßen der Welt". An dem Orte, wo ein Reichstag gehalten würde, entwickelte sich ein buntes Leben; benn nicht nur die Fürsten mit ihrem Gefolge, fonbern auch sahrenbes Volk und Hättbler pflegten sich bafelbft einzufinden. 37. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Käme. 1180. 1. Im Jahre 1152 wählten die deutschen Fürsten Friedrich von Hohenstaufen zum Kaiser. Er war ein stattlicher Held; wegen seines rötlichen Bartes nannten ihn bte Italiener Barbarossa, b. h. Rotbart. Friedrich hatte sich die beiden Kaiser Karl und Otto zum Vorbilde genommen; wie sie zog er nach Italien, um sich bort als Herrn anerkennen zu lassen. Aber bte lombarbischen Städte weigerten ihm den Gehorsam, und als er zur Krönung nach Rom kam, überfielen ihn die Römer und wollten ihn töten. Da brauste wie ein Wetter fein Vetter, der Herzog Heinrich von Sachsen, heran und hielt mit seinen Getreuen unter den Römern eine furchtbare Ernte. Heinrich wurde dabei selber verwundet; doch der Kaiser war gerettet. Voll Dank nahm er dem Herzoge den Helm vom Haupte und trocknete ihm das blutüberströmte Antlitz. 2. Die Italiener waren aber noch nicht bezwungen. Friedrich mußte noch fünfmal über die Alpen ziehen und harte Kämpfe bestehen. Heinrich zog nicht mit. Währenb biefer Zeit wuchs Heinrichs Macht so, daß er fast dem Kaiser gleich war. Mit gewaltiger Hand regierte er feine Herzogtümer Bayern und Sachsen, die ihm der Kaiser als väterliches Erbe zu Lehen gegeben hatte. Braunschweig, Hannover, München und andere Orte sind durch ihn Städte geworden. Auch über die Elbe hinaus drang er erobernd vor. Die Unterwerfung und Bekehrung der Slaven, womit schon die sächsischen Kaiser begonnen hatten, setzte er erfolgreich fort. Bis an die Ostsee breitete er feine Herrschaft ans und gründete Kirchen und Städte. Im fernen Wenden-lande siedelte er sächsische Bauern an, die mit deutschem Fleiße in der Stille vollendeten, was Heinrichs Waffen begonnen hatten. 3- Einst war der Kaiser wieder nach Italien gezogen; doch es wollte ihm ohne den mächtigen Löwen nicht gelingen. Da bat er Heinrich um Hilfe, aber dieser weigerte sich und ließ den Kaiser allein in den Kampf ziehen. Friedrich wurde geschlagen. Voll Zorn kehrte er nach Deutschland zurück und that Heinrich in die 4

2. Deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 63

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
jr - ' — 63 — die Mannschaften derselben. Bald fürchteten selbst mächtige Fürsten diesen deutschen Städtebund, der sich Hansa nannte. Eine Stadt nach der andern trat ihm bei, so daß bald mehr als sechzig Städte zu seine» Gliedern gehörten. Andere Städte, selbst Länder, bemühten sich um die Freundschaft der Hansa und räumten ihren Schiffen Stapelplätze und Handelsvorrechte ein. Die deutschen Kaufleute zogen unter ihrem Schutze weithin nach England und tief nach Rußland hinein und wurden in der Fremde wie in der Heimat geehrt. Die ganze Hansa war in vier Kreise oder Bundesquartiere geteilt. Die Hauptorte der einzelnen Quartiere waren Lübeck, Danzig, Braunschweig und Köln. 2. Zu Lübeck wurden die Hansatage oder Bundesversammlungen abgehalten, bei denen alle Bundesstädte durch Abgeordnete vertreten waren. Auch Gesandte aus den benachbarten Staaten erschienen, um mit dem Bunde zu verhandeln. Da wurden denn alle Unternehmungen verabredet, die Beiträge zu den Kosten ausgeschrieben und die Beschwerden gehört und abgethan. Der Bund hielt strenge Polizei unter seinen Gliedern. Hatte eine Stadt dauernd ihre Pflichten versäumt, so wurde sie verhanset, d. H. aus dem Bunde ausgestoßen, geächtet und als Feindin angesehen. Eine solche Strafe war von schweren Folgen begleitet; denn die Ächtung zog die Vernichtung des Handels der betroffenen Stadt nach sich. — Die Hansa stand dreihundert Jahre auf der Höhe ihrer Macht. Dann trat eine Stadt nach der andern vom Bunde zurück, weil infolge der Entdeckung Amerikas der Großhandel andere Wege einschlug und sicherere Zeiten kamen; nur die Städte Hamburg, Bremen und Lübeck erneuerten ihren Bund und haben den Namen Hansestädte bis heute bewahrt. 3. Je mehr die Kaufleute mit ihren Waren hin und her reiften, desto größere Geldsummen waren auch von einem Orte zum andern zu schaffen, und desto lästiger wurde das Wechseln, das die verschiedenen Münzen erforderten. Da fingen zuerst Kaufleute in Italien an, sich statt des baren Geldes nur Wechselbriefe auszustellen. In diesen Briefen gaben sie sich das Versprechen, die genannte Summe am genannten Tage zu zahlen. Kam nun z. B. der Augsburger Kaufmann nach Venedig, so ging er dort zu seinem Geschäftsfreunde und ließ sich gegen einen Schein so viel venetianisches Geld geben, als er brauchte, um es später in Augsburger Geld zurückzuzahlen, wenn der Geschäftsfreund nach Augsburg kam. Weil dieses Verfahren durchaus zweckmäßig war, so wurde es bald in weitern Kreisen angewandt, ja die Großkaufleute nahmen zuletzt ihr erlöstes Geld gar nicht mehr mit nach Haus, sondern lieferten es vor der Abreise dem Wechsler gegen einen Schein ein, um es sich dann von dem Wechsler ihrer Heimat gleich in heimischem Gelde zahlen zu lassen. Auf diese Weise wurden die Bänke oder Banken der Wechsler zu großen Kaffen für die hin und her ziehenden Kaufleute, und die Wechsler oder Bankiers hatten nur nötig, ihre gegenseitigen Guthaben von Zeit zu Zeit schriftlich auszugleichen, damit jeder sein Recht bekam. Je wichtiger diese Banken für den Handelsverkehr wurden, desto mehr drangen die

3. Deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 100

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 100 — er ziemlich abgeschieden und sparsam lebte. Danach machte sich der Wandertrieb wieder so mächtig in ihm geltend, daß er schließlich Urlaub nahm, um nach Lübeck zu gehen, wo der größte Orgelmeister jener Zeit wirkte. Der Meister hatte ihn bald als den tüchtigsten der jungen Musiker, die zu ihm gekommen, erkannt und lud ihn öfters in sein Haus, so daß Bach fast den ganzen Winter über in Lübeck blieb. Durch den Umgang mit diesem Meister gewann er allmählich die Überzeugung, daß für ihn die Lehrjahre auch vorüber seien und die Meisterschaft beginnen müsse. 2. Bald nach der Rückkehr von Lübeck zog Bach als Organist nach der freien Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, wo er einen größern Wirkungskreis fand und eine eifrige Thätigkeit im Komponieren entfaltete. Hier verheiratete er sich auch mit seiner Base Maria Barbara Bach, die gleich ihm die Musik liebte und oft stundenlang musicierend mit ihm auf der Orgelbank saß. Leider war seines Bleibens in Mühlhausen nicht lange; denn ein Glaubensstreit zwischen der Geistlichkeit der Stadt verleidete ihm die Stelle und machte ihn sehr geneigt, einem Rufe des Herzogs von Sachsen-Weimar zu folgen. In Weimar fand Bach geeigneten Boden; denn der Fürst und die Bürgerschaft liebten seine Tondichtungen, und tüchtige Musiker führten sie auf. Hier eignete er sich auch erst alle die Fertigkeiten, die zu vollendetem Spiele erforderlich sind, an und schuf die meisten der schönen Orgelkompositionen, die wir noch heute bewundern. Bachs Ruhm als Komponist und Orgelspieler verbreitete sich bald über die Grenzen seines Aufenthalts und führte ihm von Fern und Nah solche zu,_ die noch von ihm lernen wollten. Er machte auch öfters Reisen, um sich auf der Orgel hören zu lassen oder sonstwie ein von ihm gefertigtes Stück zur Aufführung zu bringen. Auf einer dieser Reisen kam er nach Dresden. Hier weilte damals gerade ein berühmter Musikmeister aus Paris. Bach forderte ihn zu einem Wettstreite auf, und jener nahm die Forderung an. Es wurden Schiedsgerichte gewählt und Ort und Stunde des Kampfes festgestellt. Alle Musikfreunde warteten der Dinge, die ^da kommen sollten; selbst der König war gespannt, wer wohl den Sieg davontragen würde. Als aber die festgesetzte Stunde kam, und eine glänzende Gesellschaft auf den Beginn des Kampfes wartete, da erschien wohl Bach, aber der Franzose war in der Frühe des Tages mit der Eilpost davon gefahren. Bach spielte zur Verwunderung der Anwesenden allein, und sein Sieg wurde als Sieg der deutschen Kunst mit Jubel begrüßt. Seit dieser Zeit stieg die deutsche Musik im Ansehen immer höher. 3. Neben der kirchlichen Musik, die in der Messe, dem Choral, den Vor- und Zwischenspielen, der Fuge, Motette, Kantate und andern Werken ihren Ausdruck fand, kam zu jener Zeit auch die Opernmusik von Italien aus zu uns. An dieser Musik wurde von frommen Gemütern getadelt, daß sie zu weltlich sei, und von strengen Kunstrichtern gerügt, daß sie mehr des Schauspiels und der Schau-

4. Deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 179

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 179 — Verfassung gegeben. Danach gilt die Post für das gesamte Gebiet des Deutschen Reichs als einheitliche Verkehrsanstalt und wird als solche verwaltet. Nur für Bayern und Württemberg gelten Ausnahmebestimmungen. Die Rechte und Pflichten der Post und ihrer Beamten sind durch besondere Gesetze und Verordnungen geregelt. Für Briese, Postkarten, Postanweisungen, Postaufträge, Drucksachen, Zeitungen und Pakete sind besondere Portotarife festgesetzt. Den Personenverkehr hat meist die Eisenbahn übernommen; wo eine solche jedoch nicht vorhanden ist, da werden auch heute noch Personen regelmäßig durch die Post befördert. Zur Beschleunigung ihres Verkehrs bedient sich die Post der Eisenbahnen. Im Jahre 1876 wurde auch die Reichs-telegraphenverwaltung mit der Reichspostverwaltung vereinigt. Die oberste Behörde für beide Verwaltungen ist das Staatssekretariat des Reichspostamts in Berlin. Das gesamte Reich ist in große Postgebiete oder Oberpostdirektionen eingeteilt; die Oberpostdirektoren stehen dem Post- und Telegraphendienste ihres Bezirks vor. Alle Städte und großem Dörfer haben ihre Postanstalt. Die Ortspostanstalten zerfallen in Postämter erster, zweiter und dritter Klasse und in Postagenturen; außerdem sind in kleinern und abgelegenen Orten noch Posthilssstellen errichtet. Brieskasten bieten überall bequeme Gelegenheit, der Post Briese n. dgl. zur Beförderung zu übergeben. Die Beförderung der Postsachen auf der Eisenbahn besorgen die Bahnpostämter. Im Falle eines Krieges werden Feldpostanstalten eingerichtet. Das Telegraphennetz ist von Jahr zu Jahr vervollkommnet, und die Telephonverbindungen sind überall vermehrt; selbst zwischen weitentfernten Orten bestehen jetzt solche. Mit dem zunehmenden Verkehre ist auch die Zahl der Post- und Telegraphenbeamten immer mehr gestiegen, und heute giebt es keinen Ort im Deutschen Reiche, der nicht täglich mindestens einmal durch den Postboten mit dem großen Weltverkehre in Verbindung gebracht würde. 3. Wie im Innern, so förderte Generalpostmeister Stephan auch das Postwesen nach außen. Die Postdampfer des Reiches verbinden unser Vaterland regelmäßig mit den fremden Erdteilen und tragen nicht wenig zur Hebung des deutschen Handels bei. Das größte Verdienst hat sich Stephan durch die Gründung des Weltpostvereins erworben; derselbe trat 1875 ins Leben und umfaßt jetzt die meisten Staaten der Erde. Innerhalb der Länder des Weltpostvereins werden alle Postsachen gegen ein einheitliches Vereinsporto befördert. Dem Weltpostverein ist es zu danken, daß der Verkehr unter den Völkern der Erde täglich zunimmt. 137. Unsere Gerichte. 1. Nach der gegenwärtig geltenden Gerichtsverfassung wird die richterliche Gewalt im Deutschen Reiche durch unabhängige, nur dem Gesetze unterworfene Gerichte ausgeübt. Die Fähigkeit zum Richter- 12*

5. Deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 103

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
r ' ■■■ ^ ... — 103 — Gesetze im Lande vorhanden waren, ließen die Fürsten Gesetzessammlungen anlegen. Seit jener Zeit sind überall in Deutschland geschriebene Gesetze im Gebrauch. 80. Landstraßen und Kandesposten. Mit der Zeit schickte sich in jedem großem Dorfe eine Frau an, jede Woche oder alle vierzehn Tage einmal nach der Stadt zu gehen, um Botengänge zu besorgen. Zur Beförderung größerer Gepäckstücke war dagegen gewöhnlich in jeder kleinern Stadt ein Frachtfuhrmann. der in bestimmten Zwischenräumen auf schlechten Wegen nach der Großstadt fuhr, um dort alles zu besorgen, was im Dorfe oder der Kleinstadt nötig war. Aus diesen unregelmäßigen Anfängen entwickelte sich mit der Zeit ein regelmäßiger Verkehr, so daß die Landesherrn Verordnungen erließen, wonach derselbe geregelt wurde. Der Bote trug gewöhnlich ein Schild auf der Brust, das ihn als solchen kennzeichnete, und war mit einem „Spieße gegen Räuber bewaffnet; ebenso waren die Fuhrleute gegen Überfall gerüstet. Solange die Straßen noch in schlechtem Zustande waren oder ganz fehlten, war es, besonders in den nassen Jahreszeiten, immerhin ein schlechtes Ding um diesen Verkehr. Die Landesherrn ahmten daher bald die Reichspost in ihren Landen nach und übernahmen für ihre Laudes-Posten den Brief-, Paket- und Personenverkehr ganz allein. Der Große Kurfürst von Brandenburg ließ alle vierzehn Tage eine Post von Berlin nach Dresden fahren und richtete von der Memel bis zum Rhein einen regelmäßigen Postdienst ein. Je mehr Posten entstanden, desto mehr Landstraßen wurden auch gebaut und in gutem Stande gehalten; denn jede Gemeinde, die Postverkehr haben wollte, mußte eine Landstraße durch ihre Gemarkung bauen, und die Landesherrn" hielten durch Gesetze und Verordnungen darauf, daß dies geschah; sie legten auch selbst Chausseen an, die Muster für die andern werden sollten. 8l Prenßen wird Königreich. 170l 1. Der brandenburgische Staat war mit der Zeit so an Umfang und Macht gewachsen, daß seine Herrscher sich mit manchem Könige messen konnten. Als nun der Kurfürst von Sachsen zum Könige von Polen gewählt wurde und der Kurfürst von Hannover Aussicht erhielt, König von England zu werden, erwachte auch in dem Kurfürsten Friedrich, dem Sohne des Großen Kurfürsten, der Wunsch nach dem Königstitel. Diesen konnte er aber ohne die Zustimmung des Kaisers nicht annehmen. Der Kaiser willigte ein, daß Friedrich König in Preußen werde; denn Preußen gehörte damals noch nicht zum Deutschen Reiche,

6. Deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 106

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 106 — ohne Gnade abgesetzt; denn der König sagte: „Die schlimme Justiz schreit gen Himmel, und wenn ich's nicht bessere, so lade ich selbst die Verantwortung auf mich". Friedrich Wilhelm I. war ein Muster von Einfachheit und Mäßigkeit und seinem Volke ein Vorbild der Frömmigkeit; er hielt aber auch mit aller Strenge darauf, daß dem Vorbilde nachgeeifert wurde. Sein Regiment hat dem Lande viel Segen gebracht und ist auch andern Fürsten zum Vorbilde geworden. Die strenge Zucht und Zuverlässigkeit der preußischen Beamten steht seit Friedrich Wilhelms!. Zeit überall in hohem Ansehen. — Die Art und Weise wie Friedrich Wilhelm regierte bezeichnet man als „Absolute Monarchie" d. h. unumschränkte Alleinherrschaft, sie wurde nach und nach in allen deutschen Staaten eingeführt. 83. Die Anfänge der Weltlichen Volksschule. 1. Seit gedruckte Bücher, Schriften und Zeitungen, aus denen allerlei Nützliches und Neues bequem und billig zu erfahren war, unter das Volk kamen, mehrte sich auch die Zahl derer, die gedruckte Schrift zu lesen wünschten. Daneben machte sich das Bedürfnis geltend, geschriebene Schrift zu verstehen; denn jeder, der in der Ferne Verwandte und Bekannte hatte, mochte gern Briefe lesen und auch welche schreiben können. Nicht minder wuchs das Verlangen, rechnen zu können, seitdem bei Handelsgeschäften das bare Geld eine größere Rolle spielte. Die Kirchdörfer suchten deshalb Küster zu bekommen, die dieser Künste mächtig waren; abgedankte Unteroffiziere, verdorbene Studenten und zurückgekommene Handwerker, die etwas lesen, schreiben und rechnen konnten, wurden gerne genommen; denn viel kosten sollte diese Sache nicht. Nach Handwerks Weise wurden diese Lehrer als Schulmeister bezeichnet. Der Pfarrer mußte den neugewählten Schulmeister im Schreiben und Lesen prüfen und drückte gern ein Auge zu, wenn es nur halbwegs ging; denn die Stellen waren so schlecht besoldet, daß sich befähigte Leute nicht dazu meldeten. Nur selten brachte es einer^ dieser Schulmeister zu einem tüchtigen und wirklichen Lehrer. — In den Dörfern, die keine Kirche hatten, war es noch schlimmer bestellt. Zu Ostern wurde da die Schule geschloffen, und der Schulmeister konnte zusehen, wo er im Sommer blieb. Nach Michaelis versammelten sich die Bauern und berieten über die Anstellung eines neuen Meisters für ihre Schule. Hatte sich einer gefunden, so konnte der Unterricht beginnen; aber genau wurde es damit nicht genommen. 2. Das Schulhaus war meistens eine elende Hütte, die oft auch als Armenhaus diente. Manche Dörfer besaßen gar kein Schulhaus; da mußte der Unterricht abwechselnd auf den Bauernhöfen erteilt werden. Noch ordnete kein Gesetz den Schulbesuch; jeder Schüler konnte nach Belieben kommen oder fortbleiben. War der Meister durch andere Arbeit verhindert, so setzte er den Unterricht ohne weiteres aus oder ließ seine Frau für sich unterrichten. In der Schule wurde ^ gedankenlos

7. Deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 167

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 167 — widerstrebenden Reichstage und mahnte wehmütig: „Ich werbe mcht oft mehr zu Ihnen sprechen. Ich bin matt, aber tch lege Anen ans Herz, feien Sie einig." Manchmal würde er lieber Feierabend gemacht als noch weiter gearbeitet haben, aber er hatte es feinem alten Herrn gelobt, ihm bienen zu wollen bis an fern Lebens-enbe, nnb so lange biefer noch feine Zeit fanb, müde zu fein, durfte auch er die Hände nicht in den Schoß legen. Wie ein Wachter stand er darum stets auf der Zinne der neuen deutschen Burg und hatte ein scharfes Auge auf alles, was drinnen im Reiche und außen um dasselbe vorging. Und als uns einst neidische Nachbarn durch Drohungen schrecken wollten, da sprach er, daß es weit hinaus schallte: „Wir können durch Liebe und Wohlwollen leicht bestochen werden, aber durch Drohungen ganz gewiß nicht. Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt". 5 Der schwerste Tag in Bismarcks Leben war Kaiser Wilhelms Tobestag. Mit Thränen stctnb er am Totenbette, mit zitternder Stimme verkünbete er dem Reichstage des Kaisers Heimgang und mahnte aufs neue: „Die Liebe zum Ssaterlanbe, die in unserm bahingefchiebenen Herrn verkörpert war, möge sie ein unzerstörbares Erbteil unserer Nation fein!" Mit banger Erwartung harrten alle Deutschen der Dinge, die ba kommen sollten. Da schrieb Kaiser Friedrich an Bismarck: „Mein lieber Fürst! Bei meinem Regierungsantritte ist es mir ein Bebürfnis, mich an Sie, den langjährigen, vielbewährten Diener meines in Gott ruhenden Herrn Katers zu wenben. Sie ftnb der treue und mutvolle Ratgeber gewesen, der den Zielen feiner Politik die Form gegeben und bereu erfolgreiche Ausführung gesichert hat. Ihnen bin ich und bleibt mein Haus zu warmem Danke verpflichtet." Alle ängstlichen Gemüter waren beruhigt. Und als brei Monate später Wilhelm Ii. den Thron feiner Väter bestieg, ba bat auch er den großen Kanzler recht aufrichtig und innig, ihm treu zur Seite zu stehen, und Bismarck gab die Versicherung, bis zum letzten Atemzüge nicht von des Kaisers Seite weichen zu wollen. So war Hoffnung, daß trotz allen Wechsels der alte Kurs doch beibehalten werden würde. Es sollte anders kommen. Zwei Jahre später hatten sich die Dinge schon so geändert, daß der Kaiser eines Tages Bismarcks Entlasiungsgefuch erwartete. Bismarck hielt es für eine Gewissenlosigkeit, fahnenflüchtig zu werden, und der Kaiser klagte: „Mir ist so weh, als hätte ich noch einmal meinen Großvater verloren. Aber von Gott Bestimmtes ist zu ertragen, auch wenn man barüber zu Grunbe gehen sollte." Das Schicksal ging feinen Gang; Bismarck verließ Berlin nnb das ihm lieb geworbene Amt und weilt feitbem einsam zu Friedrichsruh im Sachfenwalbe. So lange es bankbare Deutsche giebt, wirb er nicht vergessen werden.
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