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1. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 310

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
310 Vit. Die franzsische Republik und das Kaiserreich. dem sich besonders die Weiber der (Markt-) Halle hervortaten, shrte den König nach Niedermetzelnng seiner Leibgarde zwangsweise unter den gemeinsten Schmhungen von Versailles nach Paris. Nach Verlauf von zwei Jahren hatte die Nationalversammlung die neue Verfassung, welche den Adel abschaffte, die Klster auf-hob, die Kirchengter fr Staatseigentum erklrte und die meiste Gewalt in die Hnde der nun zusammentretenden gesetzgebenden Versammlung legte, vollendet, und der König, dessen Flucht-versuch miglckt war, sah sich gentigt, sie zu beschwren. Aber auch jetzt hrten die Verfolgungen nicht auf, und gewisse Parteien, vor allen die Jakobiner (so genannt nach dem Kloster, in welchem sie ihre Zusammenknfte hielten), arbeiteten auf gnzlichen Umsturz der bestehenden Ordnung und auf Abschaffung des Knigtums hin. Die herrschende Partei suchte Krieg mit dem Auslande. Jetzt lieen sterreich und Preußen auf Betreiben der zahlreichen franzsischen Ausgewanderten (Emigranten), die sich in Koblenz und anderen Stdten des Rheins angesammelt hatten, und aus Besorgnis, die republikanischen Ideen mchten auch in Deutschland Eingang finden, ihre Heere in Frankreich einrcken, um die Revo-lution zu dmpfen und den König in seine frheren Rechte einzn-setzen. Die Folge davon war, da die Jakobiner nun gnzlich die Oberhand bekamen, viele Tansende der in den Gefngnissen schmachtenden kniglich Gesinnten (Royalisten) ermordeten, Ludwig Xvi. in seinem Palaste (den Tnilerien) bedrohten, ihn dann im Temple <dem ehemaligen Ordenshause der Tempelritter) gefangen setzten 1792 und die Republik erklrten. An die Stelle der gesetzgebenden Versammlung trat der Nationalkonvent, welcher das Christentum 21. Ian.i abschaffte, eine sogenannte Vernunftreligion einfhrte und 1793 J fein Werk mit der Hinrichtung des Knigs krnte. Noch in demselben Jahre fiel auch das Haupt der Kuigiu Marie Antoinette, einer Tochter Maria Theresias, unter der Guillotine. Nun kannte die Blutgier der Jakobiner keine Grenzen mehr. Der von Robespierre, Danton und Marat geleitete Wohlfahrtsausschu" schaltete der Leben, Freiheit und Eigentum der Brger mit unbeschrnkter Willkr und lie die Freunde der Ordnung, gleichviel welcher Partei sie angehrten, massenhaft hinschlachten. Ein volles Jahr dauerte diese Schreckensherrschaft. Dann wurde Robespierre gestrzt und enthauptet, die bisherige Verfassung aufgehoben und eine Direktorialregierung (mit fnf Direktoren an der Spitze) errichtet, welche der fortschreitenden Auflsung Einhalt tat und die Bewegung in ruhigere Bahnen leitete.

2. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 343

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1. Das Jahr 1848 und seine Folgen. 343 Am 7. Juni 1840 starb Friedrich Wilhelm Iii., und ihm folgte sein ltester Sohn, der geistvolle aber nicht willensstarke Friedrich Wilhelm Iv., ein gromtiger Befrderer der Kunst und [18401861 Wissenschaft. Er erkannte das Streben seines Volkes nach grerer frei-heitlicher Entwicklung und kam ihm schlielich auch entgegen, indem er im April 1847 den Vereinigten Landtag (aus den Abgeordneten der Provinzial-Landtage zusammengesetzt nach Berlin berief und ihm das Recht der Steuerbewilligung und eine beratende Stimme bei der Gesetzgebung einrumte. Doch der Bewegung war nicht mehr Ein-halt zu tuu. berall hatte sich der Zndstoff der Revolution an-gehuft, und es bedurfte nur eines Funkens, um ihn zur hellen Flamme emporlodern zu sehen. Aus geringfgigen Ursachen brach im Februar 1848 zu Paris ein Aufstand aus, der infolge falscher Maregeln an Umfang zu-nahm und mit der Flucht des Knigs endete. Frankreich wurde zur Republik erklrt. Die Kunde davon durchlief wie ein elek-trischer Schlag ganz Deutschland. Allerorten erhoben die Verfechter der Volksfreiheit ihr Haupt. Ihr Anhang mehrte sich von Tag zu Tage; selbst sonst besonnene und gemigte Männer wurden von der allgemeinen Bewegung ergriffen. Schreier, die bei dem Umsturz der bestehenden Ordnung ihre Leidenschaften zu befriedigen gedachten, beherrschten die Volksversammlungen und regten die Menge auf; es kam zu gewaltsamen Austritten und endlich zur offenen Revolution. [1848 Auch Preußen blieb diesmal nicht von den Strmen der Zeit verschont. Am 18. Mrz entbrannte in Berlin ein frchter-licher Straenkampf, der bis zum anderen Morgen whrte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurck, um weiteres Blutvergieen zu verhindern. Zugleich verhie er die Einberufung einer verfassunggebenden Nationalversamm-luug, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Wie kaum anders zu erwarten war, bestand sie zum grten Teile aus Leuten, denen es an der ntigen Einsicht und Migung fehlte, nm die Bewegung in ruhigere Bahnen zu leiten. Unter den Augen der Versammlung durfte die Pbelherrschaft in Berlin ungehindert ber-Hand nehmen, und wer von den Abgeordneten ein Wort fr die Wiederherstellung der Ordnung einzulegen wagte, sah sich durch Schmhungen und Mihandlungen bedroht. Da entschlo sich der König, dem verderblichen Treiben ein Ziel zu setzen. Er berief den Grafen von Brandenburg und den Freiherrn von Mantenffel an die Spitze der Regierung, und diesen Mnnern gelang es, mit Hilfe des treu gebliebenen Heeres die Revolution niederzuwerfen. Die Nationalversammlung wurde zuerst nach Brandenburg ver-

3. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 344

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
344 Ix, Das neue Deutschland, legt und dann aufgelst. Hierauf gab Friedrich Wilhelm dem Lande aus eigener Machtvollkommenheit eine (noch heute bestehende) Ver-1850] fassuug, welche von den auf Grund derselben zusammentretenden Kammern (jetzt Herrenhaus" und Haus der Abgeordneten" ge-nannt) durchberaten und angenommen wurde. Einen hnlichen Verlauf nahm die Bewegung in anderen deutschen und nichtdeutschen Lndern. Am heftigsten war der Aufruhr in der Rheinpfalz und in Baden entbrannt, wo das Volk alle Ge-walt an sich gerissen hatte und das Militr fast durchweg zu ihm bergetreten war. Da rckten preuische Truppen unter dem Prinzen Wilhelm von Preußen in die Rheinpfalz ein, stellten die Ruhe wieder her, schlugen darauf die badischen Freischaren bei Wag-Husel, eroberten die Festung Rastatt und fhrten den Groherzog in sein Land zurck. Zu gleicher Zeit wie in Berlin war auch in Wien der Aufstand niedergeschlagen worden. Aber weit grere Gefahr drohte dem sterreichischen Staate von den Ungarn, die sich unter Fhrung Kossuths von Habsburg loszureien suchten, und von den Lombarden und Venedigern, die durch den König Karl Albert von Sardinien untersttzt wurden. Der ungarischen Revolution vermochte man nur mit Hilfe der Russen Herr zu werden; in Italien verschafften die Heldentaten des greisen Feldmarschalls Radetzky der Sache sterreichs den Sieg. Das wichtigste Ereignis fr die Beziehungen der Mchte in Europa war die Beseitigung der Republik in Frankreich durch den zu ihrem Prsidenten gewhlten Louis Napoleon Bonaparte (Sohn des ehemaligen Knigs von Holland), der sich am 2. Dezember 1852 als Napoleon Iii. zum Kaiser der Franzosen erklrte. Eine der ersten Forderungen der deutschen Freiheitsmnner war eine festere Einigung des Vaterlandes und eine Volksvertretung am Bundestage. Die Fürsten muten nachgeben, und im Mai 1848 wurde die deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt a. M. erffnet, um eine neue Bundesverfassung zu entwerfen. Sofort schaffte man den Bundestag ab und erwhlte in der Person des Erzherzogs Johann von sterreich einen Reichsverweser. Aber bei den weiteren Beratungen trat ein tiefer Zwiespalt zwischen,den Parteien'hervor; die eine wollte die Einheit Deutschlands mit sterreich, die andere ohne dasselbe, die dritte die Ausrichtung einer Republik. Nach langen unerquicklichen Verhand-lungert beschlo man endlich, ein Reichsoberhaupt mit dem Titel Kaiser der Deutschen" zu whlen und diese Wrde dem Könige von Preußen anzutragen. Doch Friedrich Wilhelm lehnte dieselbe ab, da er sie nicht der Revolution, sondern der Zustimmung der

4. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 371

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
2. Das auerdeutsche Europa. Z71 diese Zahlung so berraschend schnell, da sie schon am 15. Sep-tember 1875 beendet war, und am folgenden Tage der letzte deutsche Soldat Frankreich verlassen konnte. Von dem eitlen Glauben durchdrungen, als grande nation" an der Spitze der Zivilisation" zu stehen, konnte das franzsische Volk, welches sich fr unberwindlich gehalten hatte, den Verlust dieses Ruhmes und seiner vorherrschenden Stellung in Europa nicht ertragen. Alle seine staatlichen Einrichtungen und Manahmen der-folgten von nun an nur das eine Ziel, die Rache an Deutschland vorzubereiten. Marschall Bazaine, dem man wegen der bergabe von Metz die ganze Schuld an dem unglcklichen Ausgang des Krieges aufbrdete, wurde zu 20 jhriger Haft verurteilt. Das stehende Heer wurde durch Einfhrung der allgemeinen fnfjhrigen Dienstpflicht auf 845000 Mann gebracht, so da Frankreich mit Hinzurechnung seiner Territorialarmee" (Landwehr) mehr als 2 Millionen Soldaten ins Feld stellen konnte. Die Kammer bewilligte fr Kriegszwecke jede Forderung der Regierung. Auch die verschiedenen monarchischen Bestrebungen regten sich wieder. Thiers, der an der republikanischen Staatsform festhielt, wurde am 24. Mai 1873 gestrzt und durch Mac Mahon ersetzt. 1873 Die republikanischen Parteien erlangten aber wieder die Ober-Hand, strzten im Januar 1879 Mac Mahon und sicherten 1879 die Republik dadurch, da sie alle Mitglieder der ehemaligen Herrscherfamilien zunchst von der Prsidentenwrde ausschlssen und spter des Landes verwiesen. Als General Bonlanger 18861886 an die Spitze des franzsischen Kriegswesens trat und durch ein neues Gesetz das Heer auf 3 Millionen gebracht wurde, schien ein Krieg mit Deutschland nahe bevorzustehen. Nachdem Boulanger wegen Ungehorsams aus dem Heere entlassen worden war, versuchte er als Abgeordneter die bestehende Verfassung zu strzen. Er war der Held des Tages, und es fehlte ihm nur die rcksichtslose, vor keiner Gewalttat zurckschreckende Entschlossenheit eines Napoleon, um der Herr Frankreichs zu werden. Als Hochverrter angeklagt, entzog er sich der Verhaftung durch die Flucht nach England und endete, von den meisten seiner Anhnger verlassen, in Brssel durch Selbstmord. d. Rußland und der Orient. Die christliche Bevlkerung der Balkanhalbinsel war in den Jahren 187476 einer [18741876 so rohen Behandlung durch die trkischen Steuerbeamten ausgesetzt, da sie mehrmals zu den Waffen griff, um sich ihrer Bedrcker zu erwehren. Von den europischen Staaten war es besonders Ru-land, das sich seiner bedrngten Glaubensgenossen annahm. So 24*

5. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 377

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
2. Das auerdeutsche Europa. 377 (sogenannt nach dem Thronbewerber Don Karlos, dem Bruder des 1833 verstorbenen Knigs Ferdinand Vii.) etwas aus und wurde durch den Marschall Serrano gestrzt. Obwohl Serrano den Ober-besehl gegen die Karlisten selbst bernahm, gelang es ihm nicht, einen entscheidenden Sieg zu erfechten. Da wurde in Mnrviedro der 18jhrige Sohn der vertriebenen Knigin Jsabella als Alfons Xii. zum König ausgerufen. Er bernahm am 14. Januar 1875 die 1875 Regierung. Das zuerst von General Quesada, dann von Alfons selbst gefhrte knigliche Heer schlug die Karlisten und warf sie der die franzsische Grenze. Auch im Sden wurde der Aufstand be-wltigt, und so kehrte endlich die Ruhe in das Land zurck. Der frhe Tod des Knigs am 25. November 1885 machte den Hoff-1885 nnngen^ ein Ende, welche Spanien und Europa in seine Umsicht und Tatkraft gesetzt hatten. Sein Besuch in Berlin, welchen Kronprinz Friedrich Wilhelm erwiderte, hatte auch Spanien in ein freundschaftliches Verhltnis zu Deutschland gebracht. Als die Knigin Marie Christine, die seit dem Tode des Knigs die Regentschaft fhrt, am 17. Mai 1886 einem Prinzen das Leben gab, wurde dieser als Alfons Xiii. zum König ausgerufen. 1886 f. England. Der Reichtum und die Macht Englands be-ruhen hauptschlich auf seiner hochentwickelten Industrie und seinem Welthandel. Seine zahlreichen Kolonien liefern dazu einerseits die ntigen Rohprodukte und sind anderseits die unentbehrlichen Ab-satzgebiete Nach beiden Beziehungen ist Ostindien der wertvollste englische Besitz, betrgt doch seine Volkszahl allein 260 Millionen. Nach Niederwerfung des Sipahi-Aufstandes (1858) war deshalb auch das Sonderrecht der ostindischen Handelsgesellschaft aufgehoben und Indien zu einer englischen Provinz erklrt worden. Auch hatte die Knigin Viktoria (1837 1901) auf den Rat ihres Ministers D i s r a el i (Lord Beaconsfield) 1876 den Titel Kaiserin von Indien" an-genommen. Das Vordringen der Russen in Jnnerasien und auf der Balkanhalbinsel während der siebziger Jahre bedrohte sowohl Indien selbst als auch den nchsten Wasserweg dahin durch den 1869 erffneten Suezkanal. Daher war England zunchst auf die Sicherung der Mittelmeer-strae bedacht, wie die Besetzung Eyperns und die Zurckdrngung Rulands vom Bosporus zeigte. Den gleichen Zweck verfolgte Eng-land iu gypten. Es kaufte dem verschwenderischen Khediw Ismail Pascha (1875) dessen letzte Anrechte an den Snez-Kanal (17 7 0 00 1875 Aktien) ab und bernahm, anfangs mit Frankreich gemeinsam, die Verwaltung der gyptischen Finanzen. Als Ismail Pascha 1879 1879 auf Befehl des Sultans die Regierung seinem Sohn Taufik Pascha bertragen hatte, versuchte die nationale Partei unter der Fhrung des Kriegsministers Arabi Pascha den Einflu der Fremden"

6. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 370

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
370 X. Europa von der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches je. brg, der Gruft feiner Eltern, beigefetzt, wo er noch als hochbetagter Greis in linblicher Dankbarkeit oft und gern geweilt hatte. Obgleich tobkrank, bernahm Kaiser Friedrich (als König von Preußen Friedrich Iii.) mit der den Hohenzollern eigenen Pflichttreue die Regierung. Sein Leiben verschlimmerte sich aber balb berart, ba er die Fhigkeit zum Sprechen verlor. Den Mut, den er einst auf den Schlachtfeldern gezeigt hatte, bewies er jetzt auf dem Krankenlager. Angesichts eines langsamen und qualvollen Tobes befolgte er selbst den Wahrspruch, den er seinem ltesten Sohne als vterliches Vermchtnis mitgab: Lerne leiben, ohne zu klagen." Ein allzufrher Tod entri ihn nach 99tgiger Re-1888 gierung schon am 15. Juni 1888 seinem trauernben Volk. Sein leutseliges Wesen, das ihn auch den Sbbeutschen vertraut gemacht hatte, trug viel bctzu bei, das Baub zwischen Norb- und Sd-bentschlanb zu befestigen. Ihm folgte der jetzt regierenbe Kaiser Wilhelm Ii. 2. Das auerdeutsche Europa. a. Frankreich. In Paris hatte die Nationalgarbe, welche bei der Kapitulation der Stadt gegen Moltkes Rat auf das Ver-langen Jules Favres die Waffen behalten burfte, whrenb noch die beutfche Fahne von den nrblichen Forts wehte, den Montmartre 1871 besetzt, die Truppen der Nationalregierung am 18. Mrz 1871 aus der Stadt getrieben und die Herrschaft der sozialistischen Kommune eingerichtet. Raub und Plnderung waren an der Tages-orbnung. Als ein Versuch, die Nationalversammlung in Versailles zu berfallen, miglckte, wrben in Paris viele angesehene Männer verhaftet, die Veubmefule mit der Statue Napoleons I. umgestrzt und das Haus des greisen Staatsmannes Thiers niebergerissen. Am 21. Mai brangen enblich die Regierungs-Truppen unter Marschall Mae Mahou in die Stadt ein. Als die Fhrer der Kommune ihre Nieberlage voraussahen, lieen sie viele Gefangene erschieen und die hervorragenbsten ffentlichen Gebube, barunter die Tuilerien, das Palais Royal, das Rathaus, das Polizeiamt, mehrere Ministerien, Theater n. a. anznben. Selbst Frauen imb Mbchen beteiligten sich an biesem Zerstrungswerk. Bis zum 28. Mai wtete der Kamps in den Straen der Stadt. Ein blutiges Straf-gericht beenbete biesen greuelvollen Brgerkrieg. Nun erst konnte die Ndtioualregierung an die Bezahlung der 5 Milliarben benken. Durch 1871 das Verbienst Thiers', der am 23. August 1871 zum Prsi-benten der franzsischen Republik ernannt wurde, erfolgte

7. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 258

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
258 Iii. Der Dreiigjhrige Krieg. mark zu feinem Nachfolger gewhlt, und auch die Bhmen lieen sich Bereit finden, ihn als ihren knftigen König anzuerkennen. Ferdinand, gleich Maximilian von Baiern ein Schler der Jesuiten und eifriger Katholik, der einst geschworen, die Ketzerei in feinem Lande auszurotten, bte den grten Einflu auf die Entschlieungen des Kaisers, ein Einflu, der von den verderblichsten Folgen fr nnfer Vaterland fein fllte. 2. Der Krieg in Bhmen, in der Pfalz und in Niedersachsen. Im Vertrauen auf den Majesttsbrief hatten die Protestanten der bhmischen Orte Braunau und Klostergrab Kirchen gebaut. Die Herren dieser Orte, der Abt von Braunau und der Erz-bischof von Prag, sprachen ihren Untertanen das Recht dazu ab, und die Kirche zu Klostergrab wurde auf kaiserlichen Befehl niedergerissen, die zu Braunau geschlossen. Die Bhmen, fr ihre Freiheit besorgt, gerieten in Aufregung, und auf Veranlassung des Grafen Matthias von Shunt kamen Abgeordnete der protestalt-tischen Stnde in Prag zusammen und wandten sich in einer Be-schwerde an den Kaiser. Dieser wrdigte sie indes keiner anderen Antwort, als da er ihnen durch die Statthalter ihr unangemessenes Betragen verweisen lie und die Auflsung der Versammlung befahl. Dies steigerte nur die Erbitterung, und da man den Verdacht hegte, die Statthalter seien die Urheber des harten Bescheides, zogen die Stnde am 23. Mai 1618 von einer groen Volksmenge begleitet auf das Schlo und warfen nach kurzem Wortwechsel die verhaten kaiserlichen Rte Martinitz und Slavata samt dem Geheimschreiber Fabrieins zum Fenster hinab. Damit war der Ansto zum 16181648]_ Dreiigjhrigen Kriege gegeben, dem schrecklichsten, von dem Deutschland je heimgesucht worden ist. Thnrn und seine Freunde erkannten recht wohl, da sie nach ihrer raschen Tat kein Zurckweichen mehr vor dem Zorne des Kaisers schtzen wrde. Sie gingen daher noch einen Schritt weiter und stellten ein Heer auf, mit welchem sie in kurzer Zeit die kaiserlichen Besatzungen aus Bhmen vertrieben. Dann vereinigten sie sich mit den Protestanten Schlesiens, Mhrens und sterreichs und rckten vor Wien, während Bethlen Gabor von Sieben-brgen aus Ungarn herbeizog. Doch Hunger und Klte und ungnstige Nachrichten aus Bhmen, wo mittlerweile die kaiserlichen Waffen wieder Fortschritte gemacht Hattert, ntigten sie zum Abzge. 16191637] Whrend dieser Zeit war Matthias gestorben, und Ferdinand Ii. wurde zum Kaiser gewhlt. Dagegen erklrten ihn die Bhmen als Erbfeind des evangelischen Glaubens" des bh-

8. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 256

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
256 m. Der Dreiigjhrige Krieg, an den Universitten, als Erzieher der Prinzen, als Beichtvter der Fürsten erlangten sie einen bedeutenden Einflu auf die hchsten Kreise^ der Gesellschaft und so auf die ganze geschichtliche Entwickelung. 15641576] Nach Ferdinands Tode wurde dessen Sohn Maxi-miliau Ii. zum Kaiser gewhlt, ein Fürst voll Verstand und Her-zensgte, der sich den Protestanten durchaus geneigt zeigte. Whrend sich das Reich unter seiner Regierung der Ruhe erfreute, waren Frankreich und die Niederlande der Schauplatz heftiger Kmpfe. In Frankreich wteten die blutigen Hugenottenkriege, welche die gnzliche Ausrottung der reformierten Lehre bezweckten. In der Bartholo-1572 musnacht allein (24. August 1572) wurden auf Anstiften Katharinas von Medici, der Mutter Karls Ix., etwa 2000 Hugenotten, unter ihnen der tapfere Admiral Coligny, zu Paris berfallen und er-mordet, dann im brigen Frankreich noch mindestens 20 000. In den Niederlanden wollte Philipp Ii. den Protestantismus unterdrcken und zugleich Adel und Städte ihrer Freiheiten berauben. Das Volk geriet in Bewegung, und an vielen Orten kam es zu strmischen Auftritten. Da schickte Philipp Ii. den Herzog Alba mit einem Heere ins Land, und nun wurden alle Verdchtigen mit unerhrter Grausamkeit verfolgt. Der neue Statthalter setzte einen form-lichen Blutrat" ein, der mehr als 18000 Niederlnder, darunter die Grafen Egmont und Hoorn, dem Schafott oder dem Scheiterhaufen berlieferte. Die Folge davon war, da in den nrdlichen Provinzen unter der Leitung des Prinzen Wilhelm von Oranien ein Aufstand ausbrach, den die Spanier trotz aller Anstrengungen nicht zu dmpfen vermochten. Sieben Jahre spter sagten sich die sieben nrdlichen Provinzen von Spanien los und erklrten sich unter dem Namen 1579 Vereinigte Niederlande" (Generalstaaten) fr unabhngig. Als erster Statthalter wurde Wilhelm von Oranien gewhlt. 15761612] Unter dem unfhigen Rudolf Ii., dem Sohne und Nachfolger Maximilians Ii., nahm die Spannung zwischen den beiden groen Religionsparteien wieder zu. Aber während es der innere Hader bei den Protestanten zu keinem einmtigen Handeln kommen lie, entwickelten die katholischen Fürsten unter dem Einflu der Je-suiten eine desto grere Rhrigkeit. Sie begannen damit, die evan-gelische Lehre in ihren Lndern gewaltsam Zu unterdrcken und suchten auch anderwrts die Ausbreitung derselben zu verhindern. Erzbischos Gebhard von Kln trat zum Calviuismus der und wollte die Reformation in seinem Bistume einfhren; er wurde auf Grund des geistlichen Vorbehalts (vom Augsburger Religionsfrieden) abgesetzt und vertrieben. In Donauwrth waren einige Katholiken bei einer Prozession mihandelt worden. Die Stadt wurde in die Acht erklrt, ihrer Reichsfreiheit beraubt und das Luthertum daselbst aus-

9. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 309

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1. Die franzsische Revolution. 309 Vii. Die franzsische Republik und das Kaiserreich. 1. Die franzsische Revolution. In Frankreich hatte die Willkrherrschaft der Könige, die Un-sittlichkeit des Hofes, die Rechtlosigkeit der unteren Stnde, die Gleichgltigkeit gegen die Religion schon lngst die Grundlagen eines gesunden Volks- und Staatslebens untergraben. Durch Lud-wigs Xiv. Eroberungssucht und Prachtliebe, durch Ludwigs Xv. unglckliche Kriege und bodenlose Verschwendung war dem Lande eine unermeliche Schuldenlast aufgebrdet worden, deren Druck ausschlielich auf dem Brger- und Bauernstand ruhte, während Adel und Geistlichkeit Steuerfreiheit genossen. Diese Zustnde sowie die allgemeine Ver-achtnng, die sich das Knigtum durch die am Hose herrschende Lieder-lichkeit zugezogen hatte, machte im Herzen des Volkes den Wunsch nach freieren Staatseinrichtungen rege. Dazu kam das Beispiel der englischen Kolonien Nordamerikas, die sich unter Fhrung Georg Washingtons in einem achtjhrigen Freiheitskriege ihre [17751783 Unabhngigkeit erkmpften und eine Republik grndeten. Frankreich selbst nahm in dem Kampfe gegen England Partei, viele Franzosen fochten in den Reihen der Amerikaner und verpflanzten die freiheitlichen Ideen auch nach der Heimat. Die Unzufriedenheit stieg immer hher, die Grung griff immer mehr um sich, bis sie in der blutigen franzsischen Revolution ihren Ausgang fand. [1789 Als die Geldnot des Staates den hchsten Grad erreicht hatte, berief König Ludwig Xvi., ein., gutmtiger und wohlwollender Fürst, aber zu schwach, um veraltete belstnde ausrotten zu knnen, auf den Rat seines Ministers Necker die Landstnde zusammen, die seit fast 200 Jahren nicht mehr getagt hatten, damit sie ans Mittel und Wege zur Abhilfe snnen. Da aber der Adel und die Geistlichkeit ihre Vorrechte nicht aufgeben wollten, erklrte sich der dritte Stand (Brger und Bauern) unter dem Namen National-Versammlung zum alleinigen Vertreter des Volkes und begann die Ausarbeitung einer neuen Verfassung. Dies machte den Pbel immer khner, und die Erhitzung der Gemter, der Ehrgeiz Einzelner und die Umsturzgelste des groen Haufens fhrten die Revolution bald der alle Schranken der Migung hinaus. Man erstrmte die Bastille (Staatsgefngnis in Paris), verfolgte alle Männer von Stand und Bildung und schleppte die Anhnger des Knigtums unter das Fallbeil der Guillotine. Ein roher Pbelhaufen, bei

10. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 374

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
374 X. Europa von der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches ic. bald die Liebe des Volkes erworben. Nach einem Aufstande der 1885 bulgarischen Bevlkerung in Philippopel am 18. September 1885 wurde Ostrumelien mit Bulgarien vereinigt und Alexander zum Frsteu von Nord- und Sdbulgarien erhoben. Da sich die Bnl-garen der russischen Bevormundung jetzt vllig zu entziehen suchten, untersttzte Rußland die Serben, deren Truppen am 14. November 1885 1 885 in Bulgarien einrckten, um Altserbieu zu erobern. Fürst Alexander schlug sie jedoch bei Slivnitza, warf sie der die Grenze zurck und erstrmte Pirol Nur der Einspruch sterreichs hinderte ihn an der Verfolgung seiner Siege. Abermals lieen die Gro-mchte ihre Botschafter zu einer Beratung in Konstantinopel 1886(5. April 1886) zusammentreten, infolge deren Fürst Alexander zwar zum Verwalter von Ostrumelien ernannt wurde, sich aber nach je fnf Jahren einer Besttigung in diesem Amte unterwerfen mute. Da fiel er einer von Rußland beeinfluten Verschwrung zum 1886 Opfer. In der Nacht des 21. August 1886 wurde er in seinem Palaste zu Sofia gefangen genommen, in einem bereit gehaltenen Dampfer donauabwrts gefhrt und erst auf russischem Boden frei-gelaffen. Am 3. September kehrte er zwar nach Sofia zurck, legte aber, da Kaiser Alexander Iii. ihn nicht anerkennen wollte, die Regierung nieder und verlie Bulgarien. Auch die neue Regent-schaft, an deren Spitze der umsichtige und tatkrftige Stambn-low trat, wahrte ihre Unabhngigkeit und vereitelte neue Umsturz- 1887 versuche des russischen Generals Kaulbars. Am 7. Juli 1887 gab die Nationalversammlung dem Lande einen neuen Fürsten in dem Prinzen Ferdinand von Sachsen-Koburg-Gotha, der erst nach mehreren Jahren von den Gromchten anerkannt wurde und noch gegenwrtig das Land regiert. Auch in Rußland selbst traten Ereignisse ein, welche auf die Geschichte Europas von Einflu waren. Kaiser Alexander Ii. hatte 1861 die Leibeigenschaft aufgehoben, aber dem Wunsche der anfge-klrten Russen nach einer Verfassung noch nicht Rechnung getragen. Die Folge davon war, da sich nihilistische Verschwrungen bildeten, an denen sich alle Kreise des Volkes und selbst des Heeres beteiligten. Die Mordversuche, zuerst gegen hhere Beamte, dann 1879 gegen den Kaiser selbst gerichtet, begannen 1879 und mehrten sich bald in erschreckender Weise. Selbst in seinem Winterpalast war der 1881 Kaiser nicht mehr sicher. Als er am 13. Mrz 1881 in Petersburg den Kathariuenkanal entlang fuhr, gelang es einem Verschwo-renen, zwei Sprengbomben vor den kaiserlichen Wagen zu werfen, von denen die zweite den Kaiser derart zerri, da er nach einer Stunde den Geist aufgab. Ihm folgte sein Sohn Alexander Iii. Obwohl die Nihilisten auch ihn mit dem Tode bedrohten, falls er
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