§ 40. Kaiser Maximilian I. § 41. Die großen Entdeckungen. 69
stand, der das rechte Wort zu finden, die angemessene That zu vollbringen imstande war.
§ 40. Kaiser Maximilian I.
Nachdem im Jahre 1493 Kaiser Friedrich Iii., ein schlaffer, unthätiger Regent, gestorben, folgte ihm sein Sohn Maximilian I. 1493 (1493 — 1519). Von hervorragender geistiger und körperlicher bis Bildung, erweckte dieser auch beim Volke sehr beliebte Kaiser noch -) 9 einmal große Hoffnungen für die Besserung der Zustände im Reich.
Aber es zeigte sich bald, daß sein Interesse nicht sowohl diesem als der Gründung und Förderung habsbnrgischer Hausmacht galt. („Alles Erdreich Ist Ostreich Unterthan!). Dazu boten ihm vortreffliche Gelegenheit: 1. seine erste Heirat mit Maria, Tochter Karls des Kühnen (vgl. § 39) von Burgund; 2. seine zweite Heirat mit einer mailändischen Prinzessin; 3. die Heirat seines Sohnes Philipp mit einer spanischen Königstochter. —
Die große, beständig zunehmende Türkengefahr veranlaßte in diefer Zeit mehrere patriotische Männer (z. B. den Erzbischof Berthold von Mainz), auf Mittel zu sinnen, durch welche das Reich gekräftigt würde. Zunächst suchten sie ein beständiges Reichsregiment, bestehend aus Gliedern des Fürstenstandes, zu errichten. Da ihnen das nicht sogleich gelang, so brachten sie wenigstens das zuwege, daß ein ewiger Landfriede 1495 1495 angefetzt ward, in welchem für alle Zeiten die Fehden verboten wurden. Ebenfo errichtete der Kaiser ein Reichskam me r-gericht. Zur Erhaltung desselben diente eine allgemeine Reichssteuer, der gemeine Pfennig. Und um eine geordnete Verwaltung des Reiches hinfort zu ermöglichen, wurde das ganze Reich (mit Ausnahme von Böhmen und der Schweiz) in Kreise eingeteilt, deren es zunächst 6, dann 10 gab.
Auch durch andere Einrichtungen, wie z. B. die des Post-wesens, ist die Regierung Maximilians vorteilhaft ausgezeichnet.
§ 41. Die großen Entdeckungen.
Gegen das Ende des Mittelalters wurde der Schauplatz der Geschichte bedeutend erweitert durch die großen Entdeckungen. Die Portugiesen hatten es sich zur Aufgabe gestellt, da durch die Os-manen die Laudverbiuduug mit Ostindien vielfach gestört wurde, einen Seeweg nach diesem Lande zu finden. Sie richteten daher
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Frankreich.
stärkte er durch Errichtung des Pairs-hoses, in dem sechs Bischöfe und die sechs höchsten Vasallen das Richteramt über die großen Vasallen übten.
(9.) Ludwig Ix., der Heilige, 1226—1270. Derselbe sorgte für die Rechtspflege, beförderte die öffentliche Sicherheit und stiftete die Universität Paris. Ein Gelübde bewog ihn zum 6. und 7. Kreuzzuge (siehe S. 161).
(11.) Philipp Iv., der Schone, 1285—1314. Unter ihm erreichte die Dynastie die höchste Macht. Er war ein rücksichtslos durchgreifender Eha- ! relfter. Als er in einem Kriege mit den Engländern die Vermittelung der Kurie zurückwies und die Geistlichkeit besteuerte, geriet er in Streit mit dem Papste Bonisacius Viii. Der König gewann aber im Volke eine Stütze, indem er ein Parlament berief und auch Vertreter des Bürgerftandes darin aufnahm. Nach dem Tode des Papstes bewog er dessen Nachfolger Klemens V., feinen Sitz in Avignon zu nehmen (1305—77). Die daraus entstehende Abhängigkeit des Papstes | von Frankreich zeigt sich namentlich in der Aufhebung des Templerordens, 1312, dessen Güter der König einzog. Der letzte Hochmeister Jakob von , Molay starb aus dem Scheiterhausen, i 1314.
Im Jahre 1328 starb das kape-tingische Haus aus.
England.
Philipp Ii. August von Frankreich besiegt (bei Bouvines) und verlor den größten Teil der englischen Besitzungen in Frankreich. Daher ertrotzten Adel und Städte die Magna charta, das englische Staatsgrundgesetz, das die königliche Gewalt bedeutend beschränkte.
Die Zeit der nächsten Nachfolger war dein Aufblühen der neuen Freiheit ebenfalls günstig. Namentlich erwarben die Städte, durch Handel wohlhabend geworden, Selbstverwaltung und Gerichtsbarkeit.
Eduard Iii. (1327—1377), eilt ritterlicher König, machte Ansprüche auf den französischen Königsthron und eröffnete den 100 jährigen Erbfolgekrieg. Das Parlament teilte er ins Ober- und Unterhaus.
Das Haus Anjou endete mit Richard Ii., der von dem Herzoge Heinrich von Lankaster, einem Enkel Eduards Iii., entthront wurde.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Avignon Frankreich England Frankreich Frankreich
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immer ein sehr lockerer. Daher zerfiel Burgund in eine Anzahl kleinerer Herrschaften, die größtenteils an Frankreich kamen, b) Das neuere Burgund. Von dem arelatischen Königreiche ist das Herzogtum Burgund (Bourgogne) zu unterscheiden, das im 10. Jahrhunderte gestiftet würde und das Gebiet an der oberen Saone und Seine umfaßte. Nach dem Aussterben des Herzogshauses zog es König Johann von Frankreich ein und belehnte damit seinen Sohn Philipp den Kühnen, 1363. Mit letzterem beginnt die Glanzperiode Burgunds. Er vereinigte damit die dem deutschen Reiche gehörige Freigrafschaft Burgund (Franche-Comte) und die Grafschaften Flandern und Artois, seine Nachfolger erwarben auch die Niederlande. Dieses durch' Reichtum, Handel und .blühende .Städte ausgezeichnete Land erbte 1467 Karl der Kühne. ^ f.-s £.. v~,L. //J-
B. Werheiratung Marimikians. Karl der Kühne strebte nach dem Königstitel und versprach dafür Friedrichs Sohne Maximilian die Hand seiner Tochter und Erbin Maria. Inzwischen kämpfte er mit den von ihm bedrohten Schweizern und dem Herzoge von Lothringen. Von den ersteren wurde er bei Granfon und Murten besiegt, und gegen den letzteren verlor er in der Schlacht bei Nancy Krone und Leben, 1477. Obgleich nun der französische König den Versuch machte, Burgunb zu erwerben, vermählte sich boch Maria mit Maximilian; iubes konnte bteser nur bte Frauche-Comtö und bte Niederlaubc behaupten.
Die Erwerbung Burgunds bildet eine neue Stufe für Habsburgs Größe und erhebt Österreich zu europäischer Bedeutung. Doch lag darin der Keim des Gegensatzes putschen der französischen und habsburgischen Macht, der seitdem die europäische Politik beherrschte.
Iii. Warimikian I., 1493—1519. Er war ein tapferer, ritterlicher, hochgebildeter Fürst, rastlos thätig, doch nicht immer mit Glück.
1. Maßregeln zur Begründung des Landfriedens. Die Aufgabe einer Reform des Reiches hatte Maximilian von seinen Vorgängern geerbt. Nach vielfachen Bemühungen um eine Besserung der Zustände gelang ihm auf dem Reichstage zu Worms 1495 der Versuch, dem Reiche eine Verfassung zu geben. Es wurde ein ewiger Landfriede verkündigt, der nachstehende Maßregeln im Gefolge hatte: a) Einsetzung eines Reichskammergerichtes, welches der höchste Gerichtshof für die Rcichsstände und das Appellationsgericht für die mittelbaren Stäube war. Sein Sitz war anfangs zu Frankfurt a. M., dann zu Speier, später zu Wetzlar.
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128
Trotz des ewigen Landfriedens" und des Reichskammergerichts" dauerten die Unruhen fort, und Reichsritter, wie Gtz von Verlichingen und Franz von Sickingen, bekmpften ihre Gegner in blutigen Fehden.
3. Maximilians uere Politik. Maximilians Versuche, das Ansehen des Reiches dem Auslande gegenber zur Geltung zu bringen, hatten wenig Erfolg. Die Schweizer, die sich weigerten, den gemeinen Pfennig" auszubringen und in den schwbischen Kreis einzutreten, ver-mochte er nicht zu unterwerfen. Die Schweiz lste sich vom Reiche los, und die Schweizer kmpften als gefrchtete Futruppen in aus-lndischen, besonders franzsischen Diensten.
Whrend des Niederganges der Kaisermacht hatten die Franzosen in dem von Parteikmpsen zerrissenen Italien groen Einflu gewonnen. Sie eroberten Mailand und verlegten im Verein mit den Venetianeru dem znr Kaiserkrnung heranziehenden Maximilian die Alpenpsse. Da dieser infolgedessen an seiner Romfahrt verhindert wurde, nahm er (1508) ohne ppstliche Krnnng den Titel erwhlter Rmischer Kaiser" an. Diesen Titel fhrten seitdem die deutschen Könige bald nach ihrer Krnung tu Deutschland.
Nach mehreren erfolglosen Kmpfen schlo sich Maximilian 1512 der Heiligen Ligue (ligh) an. Es war dies die erste grere Ver-bindung europischer Mchte; auch der Kuig von Neapel, der Papst, Venedig und der König von England waren Mitglieder derselben' Sie hatte den Zweck, die Franzosen, deren Einflu in Italien gefhrlich zu werden drohte, zu vertreiben. Es gelang der Ligue. Mailand den Franzosen zu entreien. Franz I.. der 1515 König von Frankreich geworden war. brachte aber die Stadt durch die Schlacht bei Mariguauo (marinjno), in der die im Dienste des Herzogs von Mailand stehenden schweizerischen Soldtruppen fast ganz vernichtet wurden, wieder unter franzsische Herrschaft.
4. Vergrerung der Hausmacht. Glcklicher war Maximilian in der Vergrerung der Habsburgischen Hausmacht. Seinen Sohn Philipp vermhlte er mit Johanna, der Tochter Ferdinands des Katholischen von Aragonien, Sizilien und Neapel und Jsabellas von Kastilien. Karl, der lteste Sohn Philipps und Johannas, die nach dem frhzeitigen Tode ihres Gemahls in unheilbare Schwermut verfiel, erbte die ganze spanische Monarchie. Philipps zweiten Sohn, Ferdinand, verheiratete Maximilian mit Anna, der Schwester Ludwigs Ii. vou Ungarn und Bhmen, der 1526 im Kampfe gegen die Trken siel und Anna als Erbin hinterlie. Durch diese Heiraten gelangte das Hans Habsbnrg in den Besitz einer Weltmacht, und es entstand das Sprichwort: Bella gerant alii, tu, felix Austria, nube! (Die anderen mgen Kriege führen; du,, glckliches sterreich, heirate!)
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Mailand Deutschland Neapel Venedig England Italien Mailand Frankreich Mariguauo Mailand Aragonien Sizilien Neapel Kastilien Ungarn
108
ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern.
Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs.
Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland.
England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Sizilien Frankreichs Frankreich England Frankreich Irland Frankreich
326
1806 F. Auflsung des Rmischen Reiches deutscher Nation, 1806.
Hierauf arbeitete Napoleon, untersttzt von dem Kurerzkanzler, dem Fürsten Dalberg, an der Zerstrung des deutschen Reiches. Die sddeutschen Fürsten betrieben um ihrer Sicherheit willen den Anschlu an Frankreich. Vier Kurfrsten und zwlf Fürsten sagten sich 1806 vom deutschen Reiche los und vereinigten sich als Rheinische Bundesstaaten" (Rheinbund); alle Reichsgesetze wurden fr sie als ungltig erklrt. Protektor des Bnndes war der Kaiser der Franzosen. Die Mitglieder des Rheinbundes verpflichteten sich, Frankreich 63 000 Mann Hilfstruppen zu stellen.
Die Gebiete der noch regierenden reichsunmittelbaren Grafen und Fürsten und die Reichsstdte Frankfurt und Nrnberg wurden den Rheinbundstaaten einverleibt. Die frstlichen und reichsgrflichen Familien, die auf diese Weise ihre Herrschaft verloren, werden als Mediatisierte" bezeichnet. (Mediatineren heit mittelbar machen; die Gebiete jener Fürsten und Herren standen jetzt nicht mehr wie im alten deutschen Reiche unmittelbar unter dem Kaiser.) Franz Ii. lie nun durch seinen Gesandten in Regensburg erklären, da er die Kaiserkrone niederlege und die Untertanen von ihren Pflichten gegen Kaiser und Reich entbinde. jschon seit 1804 fhrte er als Franz I. den Titel Kaiser von sterreich".
Drts Daus Konaparte.
Karl Bonaparte.
Joseph, Napoleon I., Lucian, Ludwig, Karoline, Jerme, König Kaiser 18041814, Fürst König Gem. Murat, König
v.neapel, -j-1821. 1. Gem. v. Canino. V.holland, König V.westfalen,
spter Josephine, Witwe f 1846. o. Neapel. + 1860.
v. Spanien, des Generals Gem. Hortense Gem.
S3eauharnai,f 1814. Beanharnais. Katharina
27&teeiluife 9wto7ra7__^r5e!2-
__po" ^erreicy.__Kais. 1852-1870, Prinz Napoleon-j-1891.
Tsr mntm em. Sugenie. S
$iicwie"-
Hzg. v. Leuchtenberg. -s- als '
2. Hortense, Hzg..Reichstdt Gem. Lndw. Napoleon. 1832.
Z.stephanie, Gem. Karl,
Groherzog v. Baden.
Josephine, Gem. Karl Anton, Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen.
Leopold, 1870 zum König Karl, seit 1866 Fürst,
von Spanien erwhlt. seit 1881 König von Rumnien.
Lossagnngsnrrunde der Mitglieder des Rheinbundes. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 70.
Abdankungsurkunde des Kaisers Franz Ii. Atzler, a. a. O. Nr. 71.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rheinbund Frankreich Frankfurt Nrnberg Rheinbundstaaten Regensburg Neapel Spanien Baden Spanien
100 Mittlere Geschichte.
begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der
Kaiser selbst.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt
glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter-
stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel,
wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen
Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die
östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb
sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange
der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte
von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians,
die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen,
schlug gänzlich fehl.
Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg
durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er
mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien
und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei
Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und
Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher
Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand
wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines
neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte
auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater
der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie
in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre
Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund
einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten
Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag
ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge-
macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge
zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus-
lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter
Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen
die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein
Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren,
ihre eigenen Lieder.
Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens
befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten.
Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments
ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten
den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube,
vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt,
in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere
Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung.
Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen
bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Ferdinand_von_Arragonien Ferdinand Isabella Karl Karl Ferdinand Ferdinand Karl Karl Ferdinand Maximilian Maximilian Georg_(Iürge Sebastian_Schärtlin Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Maximilians Kastilien Kastilien Spanien Ungarn Deutschland Frundsberg
Friedrich I. Barbarossa. 161
für den Fall eines Krieges wichtige Verbindung Mailands mit Genua schützen sollte, und nannte dieselbe dem Papste zu Ehren Allessandria. Sechs Jahre verweilte der Kaiser jetzt in Deutschland, teils um zu einem neuen Kriegszuge zu rüsten, teils um den durch die Fehden zwischen H e i n r i ch dem Löwen und seinen Feinden gestörten Landfrieden wiederherzustellen.
Die Lombarden hatten, um dem Kaiser den Rückzug abzuschneiden, alle nach Deutschland führenden Alpenpässe besetzt; da zog Friedrich durch Savoyen heim.
In Susa machten die Einwohner einen Anschlag auf sein Leben, sie wollten ihn
im Bette ermorden. Aber die Verschwörung ward dem Kaiser verraten; da legte sich ein treuer Ritter, Hartmann von Siebeneichen, der dem Kaiser ähnlich sah, in des Kaisers Bett, während dieser selbst in einer Verkleidung entkam. Als die Verschworenen die Täuschung erkannten, ehrten sie die edle Gesinnung des Ritters dadurch, daß sie ihm das Leben schenkten.
Heinrich der Löwe hatte an den letzten Kämpfen des Kaisers in Italien
keinen Anteil mehr genommen; nur zweimal war er auf kurze Zeit wieder in Italien gewesen. Noch immer beschäftigte ihn besonders seine Herrschaft im Wendenlande. Um Lübecks Handel zu fördern, bekämpfte er im Verein mit dem Dänenkönige die wendischen Seeräuber auf der Ostsee. Als er 1159 des Kaisers Gemahlin Beatrix ins Lager vor Crema begleiten mußte, erhoben sich die Wenden unter ihrem Fürsten Riftot (S. 157). Aber gleich nach Cremas Fall kehrte Heinrich zurück; Niklot fiel, und seine Festen wurden mit deutschen Rittern besetzt. Erst jetzt konnte auch das dritte wendische Bistum, Mecklenburg, eingerichtet werden: alle drei Bischöfe, von Oldenburg, Ratzeburg und Mecklenburg, wurden von Heinrich belehnt, der Bischofssitz ward von Oldenburg nach Lübeck verlegt. Noch einen gefährlichen Aufstand, in welchem auch der um die Unterwerfung der Wenden so verdiente Adolf von Holstein fiel (1164), mußte Heinrich unterdrücken: aus allen Kämpfen ging er als Sieger hervor. Er herrschte über zwei große Herzogtümer; in Holstein, Mecklenburg und einem Teile Pommerns gebot er wie ein unbeschränkter Herr, und seine Allode erstreckten sich in fast ununterbrochener Folge von der Elbe bis zu Weser und von der Seve (bei Harburg) bis zur Werra. In seinem Stolze soll er einst gesagt haben: „Von der Elbe bis an den Rhein, vom Harz bis zur See ist mein!" Geistliche und weltliche Fürsten hatten von ihm zu leiden und grollten ihm deshalb, andere neideten ihm seine mächtige Stellung; aber alle unterdrückten ihre Abneigung, weil sie das innige Verhältnis zwischen ihm und dem Kaiser kannten. Als Barbarossa aber (1166) wieder in Italien war, kündigten ihm die Erzbischöfe von Bremen und Magdeburg, die Bischöfe von Hildesheim und Lübeck, Albrecht der Bär und viele andere Grafen und Herren die Fehde an. Aber Heinrich verzagte nicht; vor feinem Schlöffe in Braunschweig ließ er als Sinnbild seiner Unerschrockenheit einen ehernen Löwen aufstellen. Nun entbrannte ein erbitterter Kamps; Heinrich schlug nach und nach alle feine Feinde zu Boden und ging ohne Verlust aus der Fehde hervor, die der Kaiser (1168) durch seinen Machtspruch beendete. Der Löwe stand damals aus dem Gipfel seiner Macht; er selber verheiratete sich in zweiter Ehe mit Mathilde, der Tochter des Königs von England, während seine Tochter, die jugendliche Witwe des Schwabenherzogs Friedrich, die Schwiegertochter Konrads Iii., dem Kronprinzen von Dänemark die Hand reichte. Dazu starb noch um diese Zeit sein größter Gegner, Albrecht der Bär. Die Slavenfürsten gaben ihren Widerstand ans und
Hosfmeyer und Hering, Handbuch. 2. Teil. ,,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Hartmann_von_Siebeneichen Heinrich_der_Löwe Heinrich Beatrix Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Adolf Adolf Heinrich Heinrich Barbarossa Barbarossa Albrecht Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Mathilde Friedrich Friedrich Konrads Konrads Dänemark Albrecht
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Maximilian I. 221
überwältigt. Im Westen hatte Karl der Kühne, Herzog von Burgund', Elsaß und Lothringen an sich gerissen; er griff auch die Schweizer an, fand aber im Kampfe mit ihnen seinen Tod. Seine Tochter Maria war mit des Kaisers Sohne Maximilian vermählt; dieser rettete von dem burgundischen Erbe die Niederlande und die Freigrafschaft Burgund, während das eigentliche Burgund (die Bourgogne) an Frankreich kam.
b. Maximilians Persönlichkeit und auswärtige Beziehungen. Maximilian, Friedrichs Iii. Sohn und Nachfolger, war von wahrhaft königlichem Anstande und befaß eine unglaubliche Körperkraft. Er war freundlich und geistreich, in Künsten und Wissenschaften wohl erfahren, und redete fast alle damals in Europa übliche» Sprachen. In allen ritterlichen Künsten war er Meister; daneben verstand er aber auch die Kunst, Harnische zu schmieden und Geschütze zu bohren und ist oft mit dem Speer auf der Schulter vor seinen Landesknechten hergezogen. Seinen Mut bewies Maximilian bei jeder Gelegenheit: auf der Jagd, im Turniere (Reichstag zu Worms) und auf dem Schlachtfelde. Eine seiner liebsten Beschäftigungen war die Gemsenjagd, weil sie die gefährlichste ist. Da verkletterte er sich oft so, daß ihm niemand mehr zu folgen vermochte: ja, einmal konnte er nicht wieder zurückfinden und hätte verhungern müssen, wenn nicht zur rechten Zeit Bergleute herbeigeeilt wären.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nicht glücklich f er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen; auch unterstützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel, wie ihnen beliebt." Nur 0egen die Türken hatte er einigen Erfolg.
Diese suchten weiter westwärts zu bringen; Ungarn und die östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb sie Maximilian; bagegen mußte er bulben, daß die seit dem Untergänge der Hohenstaufen zu Republiken geworbenen norditalienischenstadte von Franzosen und Spaniern besetzt würden. Auch der Versuch Maximilians, die Schweizer wieder unter die Botmäßigkeii des Reiches zu bringen, schlug fehl. Glücklich war er borin, die Macht des Hauses Habsburg durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp vermählte er mit Johanna, der Tochter des Königs Ferbinanb von Aragonien und der Königin Isabella von Kastilien (S. 230). Aus biefer Ehe entsprossen zwei Söhne, Karl und Ferbinanb. Karl vereinigte später Aragonien und Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist berselbe, welcher als deutscher Kaiser 1521 den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand wurde durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
c. Maximilians Sorge für Ruhe und Ordnung im Innern. Für die inneren Zustände Deutschlands war Maximilians Regierung von großem Segen. Schon oft war für eine Reihe von Jahren ein allgemeiner Landfrieden angeordnet: auf dem ersten Reichstage Maximilians, zu Worms, wurde der Landfrieden für ewige 1495 Zeiten festgesetzt. Jede Selbsthülfe war damit verboten, also das seit
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32 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
Aufopferung ; auch sie begleitete ihn auf seinen Reisen und Kriegszügen. Ebenso bemühte auch sie sich um die Verbesserung des Landes; sie legte zu Berlin die nach ihr benannte Dorotheenstadt an und Pflanzte mit eigener Hand den ersten Baum zu der herrlichen Straße „Unter den Linden." Aber trotzdem erwarb sich die Kurfürstin weder die Liebe des Volkes, noch die ihrer Stiefkinder. Sie war in ihrem äußeren Erscheinen herrisch und kalt und dabei als geizig verschrieen; von vielen wurde es ihr auch sehr verdacht, daß sie trotz ihrer streng lutherischen Erziehung bei ihrer Vermählung zur reformierten Kirche übertrat. Die zweite Gemahlin beschenkte den Kurfürsten mit sieben Kindern, von denen ihn vier Söhne und zwei Töchter überlebten. Die Kurfürstin sah voraus, daß sie samt ihren Kindern nach dem Tode ihres bereits kränkelnden Gemahls der Gnade des Kurprinzen anheimgegeben sein würde, und bemühte sich deshalb, sich und ihre eigenen Kinder aus Kosten ihrer Stiefkinder sicher zu stellen. Das Volk behauptete sogar, wenn auch mit Unrecht, sie suche ihre Stiefsöhne aus dem Wege zu räumen, um ihren ältesten eigenen Sohn aus den Thron zu bringen. Dies Gerücht fand um so mehr Glauben, als der Kurprinz Karl Emil zu Straßburg, wohin er seinem Vater in den Krieg gegen Frankreich gefolgt war, ganz plötzlich starb. (1674.) Auch den nunmehrigen Kurprinzen Friedrich überfielen unmittelbar nach einer Mahlzeit, welche er bei der Kurfürstin eingenommen hatte, so heftige Schmerzen, daß er sein Ende nahe fürchtete. Er genas zwar; aber bald nachher starb seine Gemahlin ganz plötzlich und unter den seltsamsten Erscheinungen. Einige Jahre später wurde dem Prinzen Ludwig auf einem Balle bei seiner Stiefmutter von einer nahen Verwandten derselben eine besonders schöne Orange gereicht; er aß sie, klagte aber sofort über heftige Schmerzen und starb am nächsten Morgen.
Wenn die Kurfürstin an diesen Todesfällen auch durchaus unschuldig war, so ist sie doch von dem Vorwurfe nicht freizusprechen, daß sie ihre eigenen Kinder zu begünstigen suchte auf Kosten ihrer Stiefkinder, des Landes und des Kurhauses. Sie wußte den Kurfürsten zu bewegen, sein bereits früher abgefaßtes Testament, nach welchem die Kurlande ungeteilt auf den Kurprinzen übergehen sollten, umzustoßen und ein neues aufzusetzen, in welchem auch dem Prinzen Ludwig , der damals noch lebte, und den Söhnen zweiter Ehe als regierenden Fürsten einzelne Landesteile, wie Minden, Ravensberg rc. bestimmt wurden. Damit verstieß der Kurfürst nicht nur gegen das Reichsgefetz der goldenen Bulle und gegen das hohenzollernsche Hausgesetz von 1473 (Ii. 219), sondern er zerstörte auch, was er selbst mit so vieler Kraft und Ausdauer aufgerichtet hatte. Er hatte diesen Schritt damit entschuldigt, daß er seinen Söhnen genügende Einkünfte sichern wolle, damit sie nicht aus Mangel gezwungen würden, gegen große Geldspenden sich in den Schoß der katholischen Kirche zu flüchten. Der Kurprinz und Prinz Ludwig hatten bisher die von ihrer Stiefmutter wiederholt nachgesuchte Einwilligung in eine Teilung des Landes hartnäckig zurückgewiesen; jejjt hatte Dorothea vorläufig ihr Ziel erreicht. Sie sandte das verhängnisvolle Testament sofort an den Kaiser, damit der es bestätige und ausführe. Dies war um dieselbe Zeit, als der große Kurfürst mit dem Kaiser ein Bündnis
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