Ii. Deutsch-Ostafrika.
79
2. Bodenform und Klima. Aus der 90—150 km breiten Küsten-
ebene, die ihres von den zahlreichen Sümpfen herrührenden, ungesunden
Klimas wegen fast gar nicht bewohnt werden kann, steigt man stufen-
förmig zu dem die ganze Sandebeue in weitem Bogen umspannenden
Küstengebirge empor, das im Kilima-Ndscharo seine größte Höhe
erreicht (6000 m). Dahinter liegen die unabsehbaren Hochflächen und
Berglandschaften, die sich durchschnittlich 1000 m erheben; sie weisen ein
tropisches, für den Europäer gesundes Klima auf.
3. Schcifje ciuf und in der Grde. Große Ur- und Sumpfwaldungen,
auch Steppen und Wüsten bieten die Heimat für Elefanten (Elfenbein)
und Nashörner, Löwen, Schakale, Hyänen, Giraffen, Büffel
und Affen. Die Sümpfe und Flüsse, sowie auch die drei großen Seen
Viktoria, Tanganjika und Njassa sind reich an Flußpferden (Zähne),
Riesenschildkröten (Schildpatt), Krokodilen (Haut) und Fischen.
Auch der Strauß (Federn) kommt im W. vor.
Neben wertlosen Steppen liegen Gebiete von außerordentlicher
Fruchtbarkeit. Besonders gedeihen an den Abhängen der Küstengebirge
Bananen, Erdnüsse, Erdmandeln und die für uns so wichtigen
Kokospalmen; auch dem Baumwollbau wird seitens der deutschen
Kolomalgesellschaft besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Deutschland ist
in bezug auf Rohbaumwolle fast ganz auf Amerika angewiesen. 1911
mußte es über 450 Mill. M an die Union zahlen. Um uns dieser Ab-
hängigkeit zu entziehen, sind in nnsern Kolonien erfolgreiche Anbauversuche
unternommen worden. Die 1905 in Ostafrika begonnene Baumwollkultur
berechtigt zu den besten Hoffnungen.
Auch der Anbau der Sisalagave, die den wertvollen Sisalhanf liefert,
wird rege betrieben und gibt reiche Ertrüge. Bon hervorragender Bedeutung
sind die Lianen, die den wertvollen Kautschuk liefern. Mehr als die
Hälfte des ausgeführten Kautschuks wird jetzt in Plantagen gewonnen.
Kaffee gedeiht in vorzüglicher Güte (Usambara). Tabak wird in
allen Teilen des Schutzgebietes von den Eingeborenen angebaut, die ihn
aber fast ausschließlich zur Befriedigung ihres eigenen Bedarfs verwenden.
Außerdem findet man an Brotfrüchten: Weizen, Gerste und Reis, von
Fruchtpflanzen: den Brotfrucht-, Feigen-, Oliven-, Mandel- und
Orangenbaum und Jams, von Nutzhölzern: Ebenholz, Riesenbuchs-
bäume, Akazien und Nadelhölzer, von Ölpflanzen die Öl- und
Rizinuspalme und von Gewürzpflanzen den Zimmetbaum. Auch
sind alle europäischen Gemüsepflanzen vertreten.
Der Mineralreichtum von Ostafrika scheint die Erwartungen zu
übertreffen. Kohlen sind am Njassa-See gefunden, aber noch nicht ab-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-Ostafrika Kilima-Ndscharo Viktoria Deutschland Amerika Ostafrika Brotfrucht- Ostafrika Njassa-See
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
114
auf einmal lebendig vor uns, sie nehmen etwas Körperliches und Handgreifliches an, was sie uns näher bringt.
Eine deutsche Stadt wie feine zweite in Können und Gesinnung, in Kunst und Gewerbefleiß, ist Nürnberg; mit einer reichen Vergangenheit, die es in Treuen ehrt und mit Verständnis pflegt. Wir alle sönnen ihm nicht genug dafür bansen; es erhält uns ein glänzendes Bild dessen, was feine Schilderung nns normalen und, wenn es einmal dahingegangen, feine noch so geschielte Nachahmung zu ersetzen imstande wäre. Tie Stadt ist einzig in ihrer Art, denn sie ist nicht Kopie, sondern Original; und obwohl herabgestiegen von ihrer einstigen Höhe, hat sie rasch eine andere erklommen, die nicht minder achtunggebietend ist und zugleich unser ganzes Herz besitzt. Nicht mehr verteidigt wie in alten Zeiten hinter diesen Mauern Gustav Adolf die Stadt gegen Wallenstein und Tilly, sondern durch diese Thore ziehen friedliche Gäste herein, die willkommen sind, wenn sie es einige Tage sich hier gefallen lassen. Nicht mehr fingen die „Meister des Handwerks", noch „arbeiten" sie in „eingeschlossenen Gilden" — die Gewerbefreiheit hat auch diesen Ban zerstört; aber ihre Tabulaturen und Fahnen, ihre silbernen Becher, Jnnungszeichen samt Lade, Schaustück und alledem werden jetzt im Rathanse aufbewahrt, „der vergangenen Zeit zur Ehr, der kommenden zur Lehr". Nicht mehr sind die Reichskleinodien ausgestellt in der alten Burg Barbarossas: aber mit Ehrfurcht betritt man den Hof mit der 800jährigen Linde, das Schloß und die Halle, den Sitz der ehemaligen Burggrafen von Nürnberg, die Wiege des neuen deutschen Kaisergeschlechtes; dicht aneinander, wie weiter oben in schwäbischen Landen Hohenstaufen und Hoheuzollern, grenzt hier das Alte an das Neue, wie wenn durch die Jahrhunderte hin ein -geheimer Zusammenhang oder Gegensatz bestanden habe, dem es vorher bestimmt war, sich auszugleichen zur Vollendung deutschen Wesens. Ein Habsburger war es, Rudolf von Habsburg selbst, der den ersten Zollerngrasen hier eingesetzt; Fehden entstanden daraus, als der Sehensmann wuchs, bittere Kriege zuletzt, und wie lange, lange hat es gedauert bis zu jenem schönen Tage, wo der ehemalige Lehensherr, ein gefeierter,
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Barbarossas Barbarossas Rudolf_von_Habsburg Rudolf
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
224
bett Kaiser zu Hilfe rief und die Marken des Reichs an die Fremden verriet; er bedeutet die Aufrichtung einer großen Macht, die das Vaterland im Osten und im Westen mit starker Hand verteidigt, aber nach ihrem eigenen Willen, unabhängig von der Reichsgewalt. Seit hundert Jahren galt die Regel, daß, wer nicht gut österreichisch war, gut schwedisch sein mußte wie Hippolytus a Lapide, oder gut französisch wie die Fürsten des Rheinbundes, oder gut englisch wie die Sippe des Welfenhauses; selbst der große Kurfürst konnte in der furchtbaren Pressung zwischen überlegenen Nachbarn nur von Zeit zu Zeit eine selbständige Haltung behaupten. Es ist Friedrichs Werk, daß neben jenen beiden gleich verderblichen Tendenzen der verhüllten und der unverhüllten Fremdherrschaft eine dritte Richtung sich erhob, nur eine Politik, die nur preußisch war und nichts weiter; ihr gehörte Deutschlands Zukunft.
Vom Vaterlande viel zu reden, war nicht die Weise dieses Hassers der Phrase; und doch lebte in seiner Seele ein reizbarer, schroff abweisender Ncitionds’tolz, unzertrennlich verwachsen mit seinem gewaltigen Selbstgefühle und feinem Fürstenstolze. Daß fremde Nationen auf deutschem Boden die Herren spielen sollten, erschien ihm wie eine Beleidigung seiner persönlichen Ehre und des erlauchten Blutes in seinen Adern, das der philosophische König, naiv wie der Genius ist, immer sehr hoch hielt. Weitn das wunderliche Wirrsal der deutschen Dinge ihn zuweilen zum Bunde mit dem Auslande zwang — niemals hat er fremden Mächten eine Scholle deutschen Landes verheißen, niemals seinen Staat für ihre Zwecke mißbrauchen lassen. Sein Leben lang ward er der treulosen Arglist geziehen, weil kein Vertrag und kein Bündnis ihn je vermochte, ans das Recht der freien Selbstbestimmung zu verzichten. Alle Höfe Europas sprachen grollend vom travailler pour le roi de Prusse; von alters her gewohnt, das deutsche Leben zu beherrschen, vermochten sie kaum zu fassen, daß sich endlich wieder die entschlossene Selbstsucht eiues unabhängigen deutschen Staates ihrem Willen entgegenstemmte. Der königliche Schüler Voltaires hat für den deutschen Staat dasselbe Werk der Befreiung begonnen, das Voltaires Gegner, Lessing, für unsere Dichtung vollführte. Schon in feinen Jugendschriften
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Lessing
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Deutschlands Europas Voltaires Voltaires
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
248
Seit menschlicher Entwickelung, die neue Gedanken und ueue Forderungen in die Welt warf, und mancher seiner Aussprüche erinnert an die Jdeeen, die bald nach seinem Tode anfingen, die Welt zu erschüttern. Der mystische, gleichsam übernatürliche Zauber ist von seinem Königtume abgestreift, es ist eine sichtbare menschliche Institution, deren Wert von dem Grade ihres Verdienstes abhängt. Ter Monarch ist ihm nur der „erste Diener des Staates"; er hält il)n siii „verpflichtet, denselben so redlich, weise und uneigennützig 51t verwalten, als wenu er jeden Augenblick seinen Bürgern (citoyens) Rechenschaft ablegen müßte". Er hält ihn für „strafbar", wenn er „das Geld seines Volkes verschwendet", wenn er, statt der Wächter guter Sitten zu sein, „die Volkserziehnng durch sein eigenes verkehrtes Exempel verderbe". Er stellt an seinen König die Forderung, daß er sich in die ^Leele des armen Landmannes oder Arbeiters hineindenke und sich frage: „Wenn ich einer von denen wäre, bereu Kapital nur in ihrer Hände Arbeit besteht, was würde ich von meinem Fürsten verlangen?" Er spricht den inhaltschweren Grundsatz aus: daß kein Mensch dazu geboren und bestimmt sei, der Sklave der anderen zu sein; er findet es unverzeihlich, in die Gewissen und Gedanken der Menschen hineinregieren zu wollen: nur um uns die Gesetze zu bewahren — so läßt er die Unterthanen zu ihrem König sprechen wollen wir dir gehorchen, damit du nns weise regierst und uns beschirmst; daneben verlangen wir, das; du unsere Freiheit achtest.
Hat Friedrich Ii. durch diese Jdeeeu wie durch seine geschichtlichen thaten den Zusammenhang der alten europäischen Verhältnisse durchbrochen und die hergebrachten Meinungen von der Beziehung des Königtums zu den Regierenden mächtig erschüttert, so ist seine besondere Rückwirkung auf Deutschland nicht minder bedeutungsvoll gewesen. Es ist ein bekanntes Wort von Goethe: „Ter erste und wahre höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich den Großen und die Thaten des siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie." Aber es war nicht die Poesie allein, welche die große Rückwirkung einer solchen Persönlichkeit empfand. Unser ganzes Leben, unsere eigentliche Natur hat durch Friedrich eine nngemeine
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Goethe Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
250
Vuntig, in seiner schlichten, anspruchslosen Erscheinung, mit seinem scharfen Auge, seinem unverwüstlich gesunden Sinne, seiner Verachtung des Scheines, der Lüge, der Schmeichelei, seiner Gerechtigkeitsliebe — ist in zahllosen Geschichten, Erzählungen und Anekdoten in alle Kreise des Volkslebens eingedrungen und wie keine andere Persönlichkeit unserer Geschichte das lebendige Eigentum der Nation geworden. Er ist der einzige Mann, dem es mitten in der Zerrissenheit gelang, im ganzen Kreise der Nation populäre Wurzel zu schlagen, mit dem ein wirklicher Kultus getrieben ward, wie mit feiner andern unserer geschichtlichen Größen. Sein Bildnis war in die entlegensten Gegenden eingedrungen: es ward in den Reichsstädten verehrt, die ihr Kontingent zur Reichsarmee gegen ihn stellten, und hing in katholischen Gegenden neben dem Bilde des Landespatrons.
Dir Baukunst unlrr Friedrich dem Grohen.
H. Knackfuß, Deutsche Kunstgeschichte.
^Höchst merkwürdig treten alte und neue Kunstformen — freilich in einer Epoche der Stilwandlung — mit Hose Friedrichs des Großen nebeneinander hervor. Nicht wenig trug dazu der geistvolle Architekt des Preußenkönigs, Hans Georg Wenzel von Knobels-dorff bei, der dem allgemeinen Baugeschmack seiner Zeit entgegentrat.]
Knobelsdorf hatte, nachdem er von der militärischen zur Künstler-laufbahn übergegangen war, Frankreich und Italien gründlich durchreist. Er hatte sich zum Meister der Rokokodekoration ausgebildet, aber zugleich erkannt, daß die antiken Bauwerke in ihrer erhabenen Einfachheit mehr Schönheit besaßen als die Gebäude nach dem Modegeschmack, bei denen die Architektur nicht viel mehr als der notwendige Untergrund für das Schmitckwerk war; und bei der Bewunderung der antiken Baukunst war er der Erkenntnis ihres Wesens näher gekommen, als es bisher irgend einem anderen gelungen war. So erbaute er in den Jahren 1741 bis 1743 das Opernhaus zu Berlin in einem edlen großen Stil, den er ans dem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich H._Knackfuß Friedrichs Hans_Georg_Wenzel_von_Knobels-dorff Knobelsdorf
6. Die deutschen Kolonien in Afrika. 167
möglich werden? (Da der Regen unregelmäßig fällt, so ist der Bodenbau
in den meisten Gegenden nur möglich mit Hilfe künstlicher Bewässerung;
es müssen also Stauwerke errichtet werden, durch die das Wasser auf-
gefangen und zur Berieselung der Felder verwertet werden kann.) Wozu
eignen sich die ausgedehnten Steppen? (Diese gestatten eine umfangreiche
Viehzucht, besonders die Rinder- und Schafzucht; aber auch die Straußen-
zucht kann in den Steppen Südwestafrikas betrieben werden.) — Was ist
aber zur weiteren Erschließung der Kolonie erforderlich? (Verbesserung der
Verkehrsverhältnisse durch Bau von Straßen und Eisenbahnen.) — Und
welche Schätze hat unser Südwestafrika außerdem aufzuweisen? (Es fehlen
dem Lande auch nicht die Bodenschätze; im Otavigebiet hat man Kupferlager
gefunden; an verschiedenen Stellen findet sich Marmor, auch Gold- und
Silbererze und sogar Edelsteine sind im Schöße Südwestafrikas gefunden
worden. So läßt sich erwarten, daß auch ein blühender Bergbau sich hier
entfalten wird, wenn erst günstigere Verkehrsverhältnisse geschaffen worden
sind.) — Welchen Wert hat nun die Kolonie sür das Reich? (Südwest-
afrika bildet ein wertvolles Handelsgebiet; das Land kann allerlei Waren
ausführen, insbesondere Schlachtvieh, Ochsenhäute, Schaf- und Ziegenfelle,
Wolle und Hörner, Straußenfedern und Elfenbein. Die Ausfuhr hat sich
im Laufe der Jahre bedeutend gesteigert und bezifferte sich im Jahre 1903
auf 31/2 Mill. Mark. Auch ein wertvolles Absatzgebiet für die deutsche
Industrie bildet die Kolonie; der Wert der Einfuhr betrug vor dem Kriege
gegen 9 Mill. Mark, wovon allein 71/2 Mill. Mark auf Deutschland kamen.
— Die Kolonie eignet sich auch besonders für Siedelungszwecke. Deshalb
haben mehrere Gesellschaften sich gebildet, welche die Besiedelung Südwest-
afrikas betreiben.)
Zusammenfassung: Der wirtschaftliche Wert Deutsch-Südwestafrikas.
Rückblick und Zeichnung.
Deutsch-Süd westafrika.
Lage: An der Westküste Südafrikas zwischen Atlantischem Ozean und
Kalahari, vom Kunene bis zum Oranje.
Größe: l^mal so groß wie Deutschland.
Bodengestalt: Dünen- und Wüstengebiet an der Küste, Randgebirge,
Hochebene mit Bergen und Gebirgsgruppen.
Klima: Küste regenarm, im Innern Regen- und Trockenzeit wechselnd,
im Norden
Gewässer: Kunene, Oranje, Swakop, Kuifeb, großer Fifchfluß —
meist Regenflüsse.
Pflanzenwelt: Steppengras, Aloe, Dornbusch, Ebenholz, Akazien —
Kulturgewächse: Weizen, Mais, Kürbisse. Melonen, Tabak.
Tierwelt: Pavian, Elefant, Giraffe, Büffel, Antilope, Springbock,
Hartebeest, Strauß, Perl- und Steppenhuhn, Krokodil, Schildkröte, Schlangen,
Löwe, Leopard, Schakal, Hyäne.
Bodenschätze: Kupfer, Gold- und Silbererze, Diamanten, Marmor.
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Extrahierte Personennamen: Bodenschätze
Extrahierte Ortsnamen: Afrika afrika Deutschland Atlantischem_Ozean Kalahari Deutschland Swakop Dornbusch
6. Die deutschen Kolonien in Afrika. 173
sich die Berglandschaften von Usambara dazu. Hier sind deshalb bereits
ausgedehnte Kaffeeplantagen angelegt worden, die reiche Ernten liefern, so
daß der Usambarakaffee bereits ein begehrter Handelsartikel ist. Auch Tee
und Vanille, Baumwolle und Tabak werden vielfach auf den großen
Plantagen angebaut. Die Bergländer sind auch reich an verschiedenen
Bodenschätzen. So hat man im Berglande von Konde ausgedehnte Lager
von Steinkohlen gefunden, während im Bergland von Usagara das
Vorkommen von Eisenerzen, Gold, Granaten, Graphit und Salz festgestellt
worden ist.
sachliche Vertiefung: Wie kommts, daß den Ostrand des Hochlands
ein Randgebirge umsäumt? — Wie kommts, daß dieses Randgebirge so
vielfach gegliedert ist? — Woher rührt der Regenreichtum des Berglandes?
— Welchen Einfluß hat die Bodenform auf den Lauf der Gewässer aus-
geübt? — Woraus erklärt sich die große Fruchtbarkeit des Bodeus? —
Wie kommts, daß die Bergländer reich an Bodenschätzen sind? — Wie
kommts, daß die Mineralschätze des Landes solange unbekannt geblieben
sind? — Warum bauen die Eingeborenen die Erzlager nicht ab? —
Zusammenfassung: Die Landesnatur Deutsch-Ostafrikas. (Die Berg-
laudschaften.)
Dem Bergland ist im Osten eine Küstenebene vorgelagert, die im
Norden ziemlich schmal ist und sich nach Süden hin mehr und mehr ver-
breitert. Sie wird von sanften Hügeln und Höhen durchzogen, und zahl-
reiche Flüsse, die aus dem Bergland hervorbrechen, durchqueren das Tiesland
und bilden vielfach buschreiche und waldige Talgründe. Die bedeutsamsten
Flüsse sind Rovuma, Rusidji, Wami und Pangani. Obwohl sie alle ziemlich
wasserreich sind, so haben sie doch für die Schiffahrt nur geringe Bedeutung;
nur der Rusidji ist in feinem Unterlaufe schiffbar. Fast alle Flüsse bilden
an der Mündung verzweigte Delta. Die Küste selbst ist flach und sandig
und von starken Dünen überlagert, hinter denen sich Lagunen und schlämm-
reiche Weiher hinziehen. Ein seichtes Meer voll von Korallenriffen
begrenzt die Küste. Tiefeinschneidende Buchten fehlen; deshalb besitzt
Deutsch-Ostafrika auch nur wenig gute Häfen. Dennoch haben sich an
der Küste eine Reihe bedeutender Handelsplätze entwickelt. Es sind:
Tanga, der Hafen für Usambara, Pangani an der Mündung des gleich-
namigen Flusses, Saadaui an der Mündung des Wami, Bagamayo
unweit der Mündung des Kingani, Dar es Salam, der Hafenplatz für
Ufarama und Usagara. Lindi im südlichen Teil der Küste. Unter allen
Küstenvlätzen haben Tanga. Bagamayo und Dar es Salam die größte
Bedeutung erlangt. Der Küste sind eine Reihe von Inseln vorgelagert
(Pemba, Sansibar und Mafia), von denen jedoch nur Mafia mit den
benachbarten Koralleninseln zu unserer Kolonie gehört.
„Wo das flache Land in größerer Breite bis an die See reicht, zeigt
es sich von weitem als dunkle einförmige Waldmauer. Es ist dort dicht
mit Mangroven bedeckt, die die Flußmündungen erfüllen." „Unter dem
dichten Schatten ihres Laubes treiben Krabben und andere Seetiere am
Boden ihr Spiel, und im Geäste leben zahlreiche kleine Affen und licht-
scheue Lemuren." Der Boden der Küstenebene ist vorherrschend sandig,
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175
d) Der Boden Deutsch-Ostafrikas birgt auch reiche Mineralschätze:
Kohle, Kopal. Gold-, Kupfer- und Eisenerze, Granaten und Diamanten,
Graphit, Salz und wertvolle Bausteine. Damit sind die Grundlagen für
einen blühenden Bergbau gegeben.
e) Je mehr sich die Bodenkultur und Bodenausnützuug heben wird,
desto mehr wird auch der Handel sich steigern. Der Wert der Ausfuhr
betrug im Jahre 1904 bereits 7,5 Mill. Mark.
Wie kann nun die Kultur des Landes gehoben werden?
a) Nächste Aufgabe der Kolonialverwaltung muß es sein, die ein-
heimische Bevölkerung moralisch und wirtschaftlich zu heben und zur
friedlichen Arbeit zu erziehen. Wie ist dies möglich? Mission.
Schule. Verwaltung. Menschliche Behandlung.
d) Weiter muß die Volksdichte erhöht werden. Wie möglich? Unter-
drückung der Stammesfehden. Sanitäre Einrichtungen. Zuzug aus be-
nachbarten Landschaften.
c) Das Land muß erschlossen werden dnrch Eisenbahnen. Das Seen-
gebiet ist bereits durch die englische Ugandabahn mit der Küste verbunden
und seitdem hat sich Einfuhr und Ausfuhr stetig gehoben. In der Hafen-
stadt Bukoba am Viktoriasee hat sich die Ausfuhr von 330000 M im
Jahre 1904 auf 762 000 M im Jahre 1906 gesteigert, und die Einfuhr
ist von 390 000 M auf 755 000 M angewachsen. Von Tanga aus soll das
Gebiet von Usambara und des Kilimandscharo erschlossen werden; ebenso
soll von Tanga aus eine Eisenbahn über Tabora nach dem Tanganjikasee
geführt und dadurch die Erschließung der Mitte ermöglicht werden. —
Außer den Eisenbahnen müssen auch fahrbare Landstraßen angelegt
werden.
Zusammenfassung: Die wirtschaftliche Erschließung Dentfch-Ostafrikas.
Rückblick und Zeichnung.
Deutsch-Ostasrika.
1. Lage und Ausdehnung: Zwischen den ostafrikanischen Seen und
dem Indischen Ozean, vom Kilimandscharo bis zum Rovuma.
2. Größe und Volksdichte: 2mal Deutsches Reich, 6 Einwohner
auf 1 qkm.
3. Bodengestalt: Küstenebene, Bergland, Hochebene.
4. Gewässer: Flüsse: Rovuma, Rusidji, Wami, Pangani.
Seen: Viktoria-, Tanganjika-, Nyassa- und Natronsee.
5. Klima: tropisch, für Europäer zum Teil ungesund; 2 Regenzeiten,
östliche Winde.
6. Erzeugnisse: Kopra, Banane, Batate, Erdnüsse, Hirse, Reis,
Kaffee, Tee, Tabak, Baumwolle, Kautschuk — Elsenbein, Tierfelle.
7. Bewohner: Bantnneger, Kaffern, Araber, Inder — Europäer.
8. Siedelungen: Tanga, Pangani, Saadani, Bagamojo, Dar es-
Salam, Lindi — Morogoro, Tabora, Bnkoba.
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180 Afrika.
Anteil genommen. Erst in der Neuzeit beginnt sich der Außenhandel zu heben;
doch steht Afrika im Handels- und Verkehrsleben unter den Erdteilen an
letzter Stelle. Während von dem gesamten Welthandel auf Europa mehr
als die Hälfte des Wertes (66 060 Mill. Mark) entfällt, beträgt die Ge-
samt-Einfuhr und -Ausfuhr Afrikas nur 4675 Mill. Mark, d. i. also kaum
der 22. Teil des gesamten Welthandels oder der 14. Teil des europäischen
Handelsverkehrs.
Unter den Erzeugnissen, die Afrika zur Ausfuhr bringt, stehen obenan
Straußenfedern, Elfenbein, Häute, Wolle, Baumwolle, Gummi, Kautschuk,
Wachs, Kopal, Ebenholz, Getreide, Kakao, Kaffee, Datteln, Mandeln. Olivenöl,
Kopra, Erdnüsse, Wein. Gewürznelken, Gold, Diamanten und Kupfer.
Mannigfaltiger entwickelt ist der Binnenhandel; fast jede Landschaft
hat einen oder mehrere Marktplätze, an denen der Austausch der Erzeugnisse
stattfindet. Meist ist der Handel nur einfacher Tauschhandel. Geld wird
zur Vermittelung des Warenaustausches meistens nur in den Mittelmeer-
ländern und im Kaplande gebraucht. In Nordostafrika ist der österreichische
Maria-Theresiataler die gangbarste Münze. Im Sudan benutzt man
Goldstaub als Wertmesser; in verschiedenen Gegenden, z. B. am Nil und
Kongo trifft man Eisen- und Kupfermünzen an, während in anderen
Landschaften Salzstangen, Kaurimuscheln, Glasperlen und Baum-
wollwaren als Tauschmittel benutzt werden. In den Kolonien der Europäer
werden gegenwärtig vielfach geprägte Münzen im Handelsverkehre gebraucht.
Der Warentransport ist mit mancherlei Schwierigkeiten verbunden, da
es an Verkehrsstraßen fehlt. Eisenbahnen gibt es nur wenige und diese
wenigen stehn nicht untereinander in Verbindung; Landstraßen sind fast gar
nicht vorhanden, und an natürlichen und künstlichen Wasserstraßen herrscht
Mangel. Dazu kommt, daß sich dem Handelsverkehre ungeheure Hinder-
nisse in den Weg stellen. Die große Wüste trennt den nördlichen Kultursaum
vom tropischen Sudan und bildet eine gewaltige Verkehrsschranke; hier
hemmen die starren, steifen Gräser der Savannen den Verkehr, dort stellt
sich der dicht verschlungene Urwald hindernd in den Weg, während ander-
wärts reißende Ströme dem Vordringen Halt gebieten. Allüberall aber
gesellen sich zu diesen Naturhindernissen noch die Unsicherheit von Leben
und Eigentum dazu, die die Händler zwingen, ihre Waren durch bewaffnete
Mannschaft zu decken.
Im Innern Afrikas wird der Handel meistenteils durch Karawanen
befördert, weil die politischen Verhältnisse und die Natur des Landes das
Reisen Einzelner unmöglich macht. Ausgangspunkte der großen Karawanen-
straßen Nordafrikas sind Alexandrien, Tripolis, Tunis, Algier, Fes und
Marokko. Diese Straßen führen südwärts nach den großen Handelsplätzen
des Sudans: nach Chartum, Wadai, Kano, Sokoto und Timbuktu. Als
Beförderungsmittel der Waren dient das Kamel, weil die Wüste nur
das Kamel zu durchqueren vermag. In den Mittelmeerländern benutzt man
für den Warentransport zumeist Esel und Maultiere. In den Savannen
und Urwaldgegenden Inner- und Ostasrikas wird der Handelsverkehr durch
Trägerkarawanen vermittelt, während in Südafrika die Ochsenwageu-
z üge als Transportmittel dienen.
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Europa Afrikas Afrika Nordostafrika Afrikas Nordafrikas Tripolis Tunis Algier Marokko Sudans Chartum Kano Sokoto Timbuktu Südafrika
4 Syrien,
203
Rückblick und Zeichnung.
Palästina.
1. Lage und Ausdehnung. 2. Aufbau und Gliederung des Landes.
3. Flüsse und Seen. 4. Landesnatur und Bodenkultur. 5. Erwerbsverhält-
nisse und Siedelungen.
4. Stück: Syrien.
Ziel: Heut betrachten wir den berühmtesten „Handelsmarkt" der
Alten Welt.
1. Welche Landschaft bildete einst den berühmtesten „Handels-
markt" der Alten Welt und inwiefern?
Den berühmtesten Handelsmarkt der Alten Welt bildete Syrien, das
den nördlichen Teil des syrischen Tafellandes umfaßt und zwischen dem
Mittelmeer und Mesopotamien, zwischen Kleinasien und Palästina ge-
legen ist.
Hier wohnten einstmals in dem schmalen Gestadeland zwischen Libanon
und Mittelmeer die Phönizier, die erste seefahrende Nation des Altertums.
Sie machten ihr Land zum Stapelplatz der Waren aller umliegenden Länder.
Überall hin drangen sie zu Wasser und zu Lande vor und errichteten in
den großen Handelsstädten des Westens und des Ostens phönizische Handels-
Häuser und kaufmännische Innungen. Von den Gestaden ihres Landes aus
segelten ihre Schiffe westwärts bis an die Küsten Spaniens; von Ägypten
und den Häsen des Roten Meeres aus führten sie ihre Handelswege sowohl
nach Nubien als auch nach Arabien und Indien, und auf dem Landwege
drangen sie ostwärts nach den Euphratländern und bis zum Persischen Golfe
vor. Nirgends gingen sie auf Eroberung aus, sondern legten nur an ge-
eigneten Orten Faktoreien an, vertrieben von da aus ihre Waren und
tauschten dagegen allerlei Rohprodukte ein. Aus Cypern schafften sie Kupfer
herbei, aus Spanien holten sie Silber, aus Indien und Afrika Gold, aus
Arabien Aroma und Spezereien. In seinem Klagelied über die Zerstörung
von Tyrus sagt Hesekiel: „Du hast deinen Handel auf dem Meere gehabt
und allerlei Ware, Silber, Eisen, Zinn und Blei auf deine Märkte gebracht.
Die von Thogarma haben dir Pferde und, Wagen und Maulesel auf deine
Märkte gebracht. Die von Dedan sind deine Kaufleute gewesen und du hast
allenthalben in den Inseln gehandelt; die haben dir Elfenbein und Ebenholz
verkauft. Die Syrer haben bei dir geholet deine Arbeit, was du gemacht
hast, und Rubin, Pnrpur, Tapet, Seide und Sammet und Kristallen auf
deine Märkte gebracht. Juda und das Land Israel haben auch mit dir
gehandelt und haben dir Weizen und Mimuth, Balsam und Honig, Öl
und Mastich auf deine Märkte gebracht. Dazu hat auch Damaskus bei
dir geholet deine Arbeit und allerlei Waren um starken Wein und köstliche
Wolle. . . . Arabien und alle Fürsten von Kedar haben mit dir gehandelt
mit Schafen, Widdern und Böcken. Die Kaufleute aus Saba und Raema
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