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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 367

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 367 — schlankem, aber kräftigem Wuchs und außerordentlich kriegerisch. Als Waffe führen sie große lederne Schilde, 2 m lange Speere und Schwerter. Sie sind ein reines Hirtenvolk, ohne feste Wohnsitze und leben von Milch und dem Fleisch und dem Blut der Tiere. Wo eine Horde für einige Augenblicke Halt macht, schlägt man leichtgebaute Hütten auf, die kreisförmig angeordnet werden, damit man einen Raum für das Vieh gewinnt. Ein Dorn- verhau, der das Ganze umgibt, gewährt Schutz gegen wilde Tiere und feindliche Überfälle. Die Maffai sind von N. her erobernd vorgedrungen und waren wegen ihrer Raubzüge lange Zeit der Schrecken der Bantuvölker und der Handelskarawanen. Verschiedentlich haben deutsche Schutztruppen siegreich gegen sie gefochten, ohne doch ihrer völlig Herr zu werden. Was sie nicht vermocht, das hat die Rinderpest zuwege gebracht, die 1891 verheerend ganz Ostafrika heimsuchte. Sie vernichtete ihre Herden, die einzige Quelle ihres Unterhaltes, und damit war ihre Macht gebrochen. Zwei Drittel des Volkes sind zugrunde gegangen. Die übrigen haben sich zwar nach dem Erlöschen der Pest wieder erholt, aber sie bilden jetzt keine Gefahr mehr für die übrigen Stämme. — Wie im N. die Massai, so sind im S. unsers Schutzgebietes Zulustämme, wie die Wahehe und die Mafiti, die allerdings auch zu den Bantunegern gehören, gefährliche Eindringlinge gewesen. Wirtschaftliches. Deutsch-Ostafrika ist wohl das für die Zukunft Wirtschaft- lich wertvollste unsrer Schutzgebiete. Es liefert als Erzeugnisse der Sammel- Wirtschaft insbesondere Kautschuk, Elfenbein, Kopalharz und Wachs. Im Gegensatze zu Kamerun hat auch die Wirtschaft der Eingebornen einen erheblichen Anteil an der Erzeugung von Gütern, und wenn erst das Land noch mehr durch Bahnen erschlossen ist, wird dieser Beitrag noch bedeutend zu- nehmen. Für die Ausfuhr kommen namentlich in Betracht Kopra, Erdnüsse und Sesam, sowie Häute und Hörner. Zu großen Hoffnungen berechtigen die von Europäern angelegten Pflanzungeu, die ständig an Umfang zunehmen und als Haupterzeugnisse bis jetzt Sisalhanf, Kautschuk, Baumwolle und Kaffee liefern. Wie in Kamerun, so nimmt auch hier die Ausfuhr an Elfenbein ständig ab. Die Vorräte, die viele Häuptlinge in früheren Zeiten aufgehäuft hatten, gehen allmählich zu Ende, und die Zahl der Elefanten ist infolge der eifrigen Verfolgung immer geringer geworden. Durch strenge Jagdgesetze sucht die Regierung der Ausrottung des wertvollen Tieres vorzubeugen. An Kautschuk liefernden Pflanzen ist Ostafrika ärmer als Kamerun, und bei dem Raubbau, der auch hier getrieben wird, werden die Wälder in absehbarer Zeit erschöpft sein. Einen Ersatz dafür bieten die von Europäern angelegten Pflanzungen. Kopal ist ein dem Bernstein ähnliches Harz, das zur Herstellung von feinen Lacken und Firnissen verwendet wird. Man findet es verhärtet in größeren und kleineren Stücken in dem Erd- boden eingebettet; geringere und weniger wertvolle Mengen gewinnt man auch von jetzt noch lebenden Bäumen. Das Wachs stammt größtenteils von wilden Bienen, z. T. auch von verwandten Infekten, und wurde früher von den Negern, die den Honig ein- sammelten, weggeworfen, bis sie von Händlern auf seinen Wert aufmerksam gemacht wurden. Leider hat die steigende Nachfrage die Neger auch hier zum Raubbau veranlaßt, durch den die nützlichen Tiere meist zu gründe gerichtet werden. Unter den Ausfuhrerzeugnissen der Eingebornenwirtschast steht bis jetzt Kopra an erster Stelle (1910: 1,9 Mill. Mk.). Schon vor einigen Jahren gab es im Küstengebiete über 1 Million Kokospalmen; seitdem hat ihre Zahl noch erheblich zugenommen, und neben

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 333

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 333 — (1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland, sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000 Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens- weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse, Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak, der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund, der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang- artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände, Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder, Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen der Schlitten verwendet werden. Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr- hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands- leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort- gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden, Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.). 2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245). 3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten- kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl- reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf- stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt, werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.

3. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 356

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 356 — wiegend die Nama oder Hottentotten. In der Kalahari Hausen die ihnen der- wandten Buschmänner. Beide gehören der südafrikanischen Rasse an. Den übrigen Teil des Landes haben Bantuneger in Besitz, und zwar wohnen im mittleren Teile die Damara oder Hsrero, im N. die Ovambo. Dazu kommen dann noch in den wenig zugänglichen Gebirgsgegenden die Berg- damara, über deren Volkszugehörigkeit man noch im Zweifel ist, und im S., um Rehoboth, die Bastards, ein Mischvolk aus Hottentotten und Buren. Die Zahl der Weißen betrug 1911 13962, mehr als in allen unsern andern Kolonien zusammengenommen. 11140 davon waren Deutsche. Die Hottentotten und Buschmänner sind S. 63 ausführlich behandelt worden. Die in unserm Schutzgebiet wohnenden Nama (etwa 14000 Köpfe) sind eifrige Viehzüchter und waren früher ein wohlhabendes und auch politisch kräftiges Volk. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts unterwarfen sie unter ihrem Häuptling Jonker Afrikaner die Hereros und dehnten ihre Herrschaft auch über das Ovamboland aus. Nach seinem Tode aber (1860) machten sich die Herero wieder frei, und in jahrzehntelangen Kämpfen mit diesen sowie auch in den Ausständen gegen die deutsche Herrschaft haben sie ihre Macht gänzlich eingebüßt, und ihre Zahl ist sehr zusammengeschmolzen. Sie sind jetzt gänzlich verarmt und müssen sich ihren Unterhalt zum großen Teil durch Arbeit bei den Weißen verdienen. Ihre geringe Arbeitslust macht sie aber zu einem wenig wertvollen Völker- bestandteil unsrer Kolonie. Da die Mission schon lange unter ihnen gearbeitet hat, sind die meisten Christen. Sie können lesen und schreiben und kleiden sich europäisch. Ihre alte Wohnweise in bienenkorbartigen Hütten oder Pontocks haben sie aber beibehalten (S. 65). Die erst im 18. Jahrhundert von N. her eingewanderten Damara oder H6rero (18000) sind ein körperlich kräftiges, kriegerisches und zur Arbeit anstelliges Volk. Vor dem großen Ausstande (S. 360), der auch ihre Macht gebrochen hat, besaßen sie große Viehherden. „Die Herero gelten aber als lügenhaft, hochmütig, betrügerisch und unreinlich. Unvorteilhafte Charaktereigenschaften sind ferner ihre Tücke und Hinterlist, ihre zügellose Roheit und kaltherzige Grausamkeit, die bei aller Gerechtigkeit eine eisern strenge Bevor- mundung des unzuverlässigen und gefährlichen Volkes nmfomehr nahe legen, als es den Weißen stets frech und unverschämt entgegengetreten ist. Anderseits sind die Herero brauchbar für schwere Arbeiten beim Berg- und Bahnbau, und vor allem schätzt man sie als tüchtige Viehzüchter, deren ganzes Leben in der Sorge um ihre Herden aufgeht. Alle sind eifrigst auf die Vermehrung ihres Viehstandes bedacht, der ihren Reichtum bedingt und mit dem ein schwunghafter Handel betrieben wird" (Hafsert). Im Gegensatze zu den umherziehenden viehzüchtenden Hereros sind die ihnen nahver- wandten Ovambo (60000) seßhafte Ackerbauer, die den Boden gut bearbeiten und für ihr Vieh schützende Ställe besitzen. Auch in der Bearbeitung des Eisens und in Flecht- arbeiten sind sie sehr geschickt. Ebenso haben sie sich als Arbeiter im Dienste der Weißen bei Bahnbauten und in Bergwerken als fleißig und anstellig bewährt. Von europäischen! Einfluß sind sie noch wenig berührt worden, was sich u. a. auch darin zeigt, daß sie säst unbekleidet gehen. Ihr Land ist bis jetzt noch nicht in regelrechte Verwaltung genommen worden, wird aber in Zukunft wohl die Kornkammer des Schutzgebietes werden. Die Bergdamara, so genannt im Gegensatz zu den viehzüchtenden Damara, gleichen in ihrem Äußern den Bantnnegern, reden aber die Sprache der Hottentotten. Wahr- scheinlich sind sie als einer der ersten Bantustämme in das Gebiet der Hottentotten ein- gebrochen, dann aber von diesen überwältigt worden. Von den andern Völkerschaften immer

4. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 403

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 403 — Kulturstufen. Große Unterschiede bestehen zwischen den Menschen auch bezüglich ihrer Kultur. Zur Kultur rechnet man alles, was das Leben des Menschen über das des Tieres erhebt. Dazu gehören die Art des Nahrnngs- erwerbs, die Wohnweise, die Beschaffung von Gebrauchsgegenständen (Hausrat, Kleidung, Schmuck), Handel und Verkehr und das geistige und gesellschaftliche Leben, (Wissenschaft, Kunst, Sittlichkeit, Religion, Leben in Familie, Gemeinde, Staat). Kennzeichnend für den Kulturzustand eines Volkes ist insbesondere das Wirtschaftsleben, einmal, weil sich in ihm offenbart, bis zu welchem Grade sich ein Volk die Gaben und Kräfte der Natur dienstbar gemacht hat, und zum andern, weil erst ein höher entwickeltes Wirtschaftsleben mit seiner reichen Gütererzeuguug dem Menschen die nötige Muße zu geistiger Beschäftigung gewährt. Ohne jede Kultur ist kein Volk. Selbst die rohesten Stämme haben Werkzeuge, künstliche Wohnungen, Schmuck; sie verstehen Feuer zu machen und besitzen auch Anfänge geistigen Lebens, die über die reinen Naturtriebe hinaus- reichen. Aber bei vielen ist doch ihr Dasein gänzlich abhängig von der natür- lichen Beschaffenheit der von ihnen bewohnten Länder, so daß man sie mit Recht als Naturvölker bezeichnen kann. Die höher stehenden Völker scheidet man, je nach dem Grade der erlangten Kultur, in Halbkulturvölker und eigentliche Kulturvölker. 1. Naturvölker. Ihr Streben geht fast ganz in der Befriedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse auf. Am tiefsten stehen die Sammelvölker, die, unstät umherziehend, von dem leben, was ihnen die Natur von selbst darbietet, daneben auch wohl etwas Jagd und Fischfang treiben (Buschmänner Iv, S. 64, Australier S. 212, Botokuden S. 315). Weiter fortgeschritten sind die Jäger- und Fischervölker (Indianer Nordamerikas S. 266, Eskimo S. 332). 2. Halbkulturvölker. Sie unterscheiden sich von den Naturvölkern dadurch, daß sie bleibendes Eigentum besitzen, das nicht dem augenblicklichen Bedürfnis, sondern der Erzeugung neuer Güter dient. Zu ihnen gehören die Nomaden, wandernde Hirten- Völker, deren Besitz in ihren Herden besteht. Sie bewohnen hauptsächlich die Steppen- und Wüstengebiete Asiens und Afrikas (Araber S. 5, 114, Tibetaner S. 181, Mongolen S. 154, Kirgisen S. 190, Hottentotten S. 65). Eine höhere Stufe nehmen im allgemeinen die Ackerbau treibenden Völker ein. Der Ackerbau macht den Menschen seßhaft; er nötigt zur Erfindung von allerlei Ackergeräten; das bewegliche Zelt macht der dauerhaften und besser eingerichteten Hütte Platz, und das dichtere Beisammenwohnen führt zu den ersten staatlichen Einrichtungen. Pflug und Wagen sind den Halbkulturvölkern meist noch unbekannt. Der Ackerbau wird als Hackbau betrieben, und die Ernteerzeugnisse, vor- wiegend Wurzelknollen und Baumfrüchte, doch auch Getreide, werden nach Hause getragen. Manche Nomadenvölker, wie z. B. die Araber, besitzen übrigens eine höhere Kultur als die Hackbau treibenden Völker. (Sudauneger S. 45, Malaien S. 146, Polynesier S. 239). 3. Kulturvölker. Auch bei ihnen bildet die Landwirtschaft die Grundlage der Kultur. Aber der Ackerbau wird in besserer Weise, mit Zuhilfenahme von Pflug, Wagen, Zugtieren und Maschinen, mit Düngung und z. T. künstlicher Bewässerung betrieben. Die gesteigerten Lebensbedürfnisse führen zu mannigfacher Teilung der Arbeit. Es bilden sich die Berufszweige der Handwerker, der Kaufleute, der Gelehrten. Bergbau, Industrie und 26*

5. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. VIII

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— Viii — Schulen Eingang gefunden haben, wird auf Zustimmung rechnen können die Einführung der Thüringer Sagen hingegen wird, zunächst wenigstens auf manchen Widerspruch stoßen; besonders wird auffallend erscheinen^ daß diese Sagen auch in den Schulen außerhalb Thüringens zur Verwendung vorgeschlagen werden. Indem ich auf die ausführlichere Darstellung dieses Gegenstandes in dem Xix. und Xx. Jahrbuche des Vereins für wissenschaftliche Pädagogik und auf die zugehörigen Erläuterungen verweise, kann ich mich an diefer Stelle auf Hervorhebung weniger Punkte beschränken. Die nachfolgenden Präparationen geben den Beweis, eine wie reiche Ausbeute an Vorbegriffen für die deutsche Geschichte gerade die Thüringer Sagen liefern. Es ist das auch nicht wunderbar, verteilen sich doch dieselben auf sieben Jahrhunderte, so daß kulturhistorische Erscheinungen der verschiedensten Zeiträume berührt werden. Wie wertvoll muß es z. B. dem Lehrer sein, wenn er bei Besprechung des Mittelalters weiß, daß er auf konkreten Gedankenreihen, welche später nicht immer so leicht zu beschaffen und anzuklingen sind, fußen kann; wenn er weiß, daß dem Schüler das ausführliche Bild eines Burgbaues, die einen Klosterbau veranlassenden und begleitenden Umstände, Witter in ihrer Pracht, Raubritter, ihr Gewerbe ausübend, vorschweben; wenn er, um die „ungeheure Thatsache" der Kreuzzüge, die unbeschränkte Hingebung an den mittelalterlichen Glauben, zu veranschaulichen, ausgehen kann von dem Bilde eines idealen Kreuzfahrers, das sich eingelebt hat in die Seele des Kindes, an dem aber auch schon die Schattenseiten jener Züge hervortreten! Er verfällt nicht der Sünde des Verbalismus, wenn er von guter oder schlechter Regierung, von Beförderung des Handels, von Krieg und Frieden spricht. Und alle diese Vorbegriffe werden gewonnen an kleinen, leichtfaßlichen Geschichten, die aus der Fülle des thüringischen Sagenkreises nicht nur nach historischen, sondern auch nach ethischen und sozialen Gesichtspunkten ausgewählt worden sind. Dabei stehen wir, was von großem Vorteil ist, nicht einzelnen, zusammenhangslosen Geschichten, die das Kind in ermüdender Weise bald bahrn, bald borthin führen, gegenüber, fonbern der Schüler wirb eingeführt in eine durch mehrere Jahrhunberte hin-burch fortlaufend Stammessage, welcher wohl nur die langobarbische an die Seite gestellt werben kann; imb diese letztere kommt für unsere Zwecke, als zu fern liegenb, nicht in Betracht. Schon barum barf man hinter bert folgenben Präparationen keinen „thüringischen Partikularismus" wittern, sintemal es ja gar keinen Staat„Thüringen" giebt. Das Königreich Thüringen ging unter, zur Ausbilbung einer herzoglichen Gewalt kam es nicht (vgl. Waitz, Deutsche Berfafsungsgefchichte, S. 461); gerabe von Thüringen kann man behaupten, daß es länger ein allgemein beutfches Land blieb. Höchstens könnte man von einem lanbschaftlichen Patriotismus reben, der birgt aber für den Reichsgedanken keine Gefahren in sich. Im Gegenteil: der Norben wie der Süben unseres Vaterlanbes erinnert sich in jebem Jahre gerne von

6. Die Alpen und Süddeutschland - S. 170

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 170 — Grenzflüssen fällt er steil ab, während er sich nach W. zur Mainebene allmählich verflacht. Waldreichtum. Das ganze Gebirge ist ein rauher und wilder Landstrich. In den höheren Teilen ist der Ackerbau unbedeutend und fast ganz auf Sommer- früchte beschränkt, von denen besonders die Kartoffel gebaut wird. Der Reichtum des Spessarts besteht in seinen herrlichen Waldungen, die fast das ganze Berg- land bedecken. Im Gegensatze zum Schwarzwald, wo das Nadelholz vorherrscht, finden wir hier vorzugsweise Laubwälder, besonders Eichenwälder. Nirgendwo sonst in Deutschland liefert die Eiche ein so vorzügliches Holz. Manfndet dort Stämme von 30 bis 40 in Höhe und mehreren Metern Umsang. Aus keiner andern deutschen Waldgegend wird darum auch so viel schönes Eichenholz aus- geführt. Auch Buchenwaldungen sind in Menge vorhanden. Die Wälder beherbergen zahlreiches Wild. Nicht nur Hasen und Rehe, auch Hirsche und Wildschweine gibt's in Menge. Früher hielten sich in der Waldwildnis des Spessarts auch häufig Räuberbanden auf, wodurch das Gebirge arg in Verruf kam. Erwerbszweige. Der Spessart ist dünn bevölkert. Im ganzen Gebirge gibt es keine Stadt, sondern nur ärmliche Dörfer, die weit zerstreut auseinander liegen. Der Ackerbau ist wenig lohnend. Der Haupterwerbszweig ist die Waldwirtschaft. In den Wäldern, die meist Staatseigentum sind, finden die Bewohner als Tagelöhner Beschäftigung. Sie fällen die Bäume, richten die Stämme zu und schaffen sie zum Main hin, auf dem sie zu Flößen vereinigt zum Teil bis nach Holland gehen, wo das Holz meist zum Schiffsbau ver- wendet wird. Ein Teil des Holzes wird auch im Gebirge selbst verarbeitet, so besonders viel Buchenholz zu Faßdauben. Das Gebirge enthält ferner einen guten roten Sandstein, der ein vor- treffliches Baumaterial liefert. Besonders an den Ufern des Mains find viele Steinbrüche in Betrieb und gewähren zahlreichen Arbeitern Beschäftigung. Sehr vorteilhast ist dabei die Nähe der großen Städte Frankfurt und Mainz, die viele Bausteine verbrauchen, und wohin der schiffbare Fluß den Versand außerordentlich erleichtert. f. Geologisches. Das Schwäbisch-Fränkische Stufenland ist ein großes Senkungsfeld (S. 120) und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Im Altertum der Erde erhob sich hier ein mächtiges Gebirge, das aber noch weit über unser Gebiet hinausreichte, ganz West- und Mitteldeutschland erfüllte und sich bis nach Frankreich hinein erstreckte. In den heute noch vorhandenen Gebirgen dieser Landschaften, im Wasgen- und Schwarzwalde, im Rheinischen Schiefergebirge, im Harz, im Thüriuger Walde, im Fichtel- und im Erzgebirge, findet sich überall dieselbe nö. Faltenrichtung, während die Gebirge selbst z. T. in ent- gegengesetzter Richtung streichen (Vogesen und Schwarzwald nach N., Thüringer Wald und Harz nach N.-W.). Das macht es im höchsten Grade wahrscheinlich, daß wir in ihnen die Trümmer eines einst zusammenhängenden großen Kettengebirges vor uns haben,

7. Geographie für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Unterrichtsanstalten - S. 117

1905 - Dresden : Huhle
— 117 — 4 betrieben. Ausgeführt werden Tran, Seehundsfelle, Fuchsbälge, Eiderdaunen und zur Bereitung der Seifensiederlauge Kryolith. Der Sammelpunkt der Walfifchfänger ist Godhavn. § 201. Z)as Britische Wordamerika. I.allgemeines. Das britische Nordamerika ist etwas kleiner als Europa und im größten Teile ein recht unwirtliches Land. Recht fruchtbar und darum dicht bevölkert sind die Uferlandschaften an den fünf canadischen Seen in Ober- und Unter-Canada, Neu-Braunschweig und Neu-Schottland. Gegen das Eismeer, ja schon in Labrador schwindet der Wald und weite Einöden, tundrenähnliche Gebiete, dehnen sich aus, nur von fischenden Eskimos bewohnt. Der Mitte der Nordküste ist ein un- wirtlicher Archipel vorgelagert. Das festländische Gebiet ohne Labrador bildet die Herrschaft Canada, Canadischer Bund, 83/4 Mill. qkm, mit fast 5v2 Mill. Einw. Sie gehörte bis zum Schlüsse des Sieben- jährigen Krieges den Franzosen; deshalb wird auch heute noch in jenen Gegenden stellenweise französisch gesprochen. Die überwiegende Bevölkerung besteht aus Weißen, im Westen und Norden sind zahl- reiche Jndianerstämme; die Eskimos in den tundrenähnlichen Gebieten sind schon erwähnt. 2. Landesprodukte. Die Hauptbedeutung des britischen Nord- amerika liegt in der Feld- und Waldwirtschaft sowie in der Vieh- zucht. Der südliche Teil des Landes hat sich bereits zur Korn- kammer erhoben. Die Viehzucht legt großen Wert auf gute Milch- kühe; der Käseexport ist schon recht bedeutend geworden. Einen großen Reichtum bilden die Pelztiere im Innern des Landes; Canada kann mit Recht als das erste Pelzland der Erde bezeichnet werden. Das Land ist reich an Bibern, Füchsen, Mardern, Ottern, Hermelinen, Wölfen, Bären. Der Holzreichtum ist ein ungeheurer. Die aus- gedehnten Wälder fördern die Industrie der Sägemühlen, Schiffs- werften, Ahornznckersiedereien, Teer- und Pottaschenfabrikation un- gemein. Bedeutend ist die Fischerei auf Heringe, Lachse und Wal- fische. Besonders ergiebig ist sie an der Bank Neufundland. Die Insel Neufundland, im Osten von Labrador, ist eine wichtige Station für den Kabeljaufang. Die Fischzüge, die aus den nördlichen Meeren kommen, werden durch den Golfstrom, den sie wegen seiner Wärme nicht durchschwimmen können, festgehalten, aufgestaut und nun leicht gefangen. Der Bergbau liefert besonders Kupfer, Eisen und Erdöl. Am Kloudyke, einem Nebenfluß des Jukon, unfern der Grenze von Alaska, ist 1896 ein neues Goldland entdeckt worden. Die Stadt Dawson City erreichte in den ersten zwei Jahren ihres* Bestehens die Zahl von 35000 Einwohnern. Der zu gewinnende Goldstaub findet sich in den Sandschichten des Bodens und wird durch Schlämmen gewonnen. Die Halbinsel Labrador hat große Lager von Eisenerz. 3. Handel und Verkehr. Der Binnenhandel findet eine wesentliche Förderung durch die fünf canadischen Seen und durch die

8. Europa - S. 379

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
379 überein. Weiter abwärts beginnt das Gebiet der Schwarzerde, der Wald schwindet mehr und mehr und macht dem Ackerland Platz. Die feuchte Talniederung mit ihrem üppigen Graswuchse ernährt große Viehherden. Bei Samara bereits beginnt die nur spärlich angebaute Grassteppe (S. 381), bei Zarizyn die Wüsten- steppe (S. 383). Eine sehr wichtige Erwerbsquelle für die Anwohner des Stroms ist der Fischfang. Die Wolga ist vielleicht der fischreichste Strom der Erde. Namentlich der Unterlauf beherbergt unglaubliche Mengen von Stören, Hechten, Welsen, Weißfischen u. a. Arten. Etwa 10000 Fahrzeuge mit einer Bemannung von 50—60000 Personen dienen dem Fischfang, und nach einer neueren Be- rechnung wurden in einem Jahre 400 Mill. kg Fische gefangen. Der wert- vollste Fisch ist der Stör, der nicht nur ein sehr schmackhaftes Fleisch, sondern in seinen Eiern auch den bekannten Kaviar liefert und aus dessen Schwimm- blase man den vorzüglichen Fischleim, die Hausenblase, bereitet. Der Kaviar wird von mehreren Störarten gewonnen, besonders vom gemeinen Stör, vom Hausen und vom Sterlet. Ein Fisch liefert 12—20 kg. Der frische R^gen wird mit Ruten geschlagen und dann aus ein Fadensieb gebracht, durch dessen Maschen die Eier hindurchfallen, während die Häute und das Fett des Eierstocks zurück- bleiben. Die reinen Eier werden, je nachdem sie frisch genossen oder versandt werden sollen, schwächer oder stärker gesalzen. Der Kaviar bildet in Südrußland ein wichtiges Volksnahrungsmittel und wird in großen Mengen ausgeführt (1907: 1,95 Mill. kg im Werte von 4,2 Mill. Mk.). Siedlungen. Das Wolgagebiet ist überwiegend von Großrussen besiedelt. Zwischen diesen aber, teils zerstreut, teils in größeren Bezirken zusammenwohnend, leben mehrere andre Völkerschaften: Finnen, Tataren und eigentliche Mongolen. Die Finnen, die man im Gegensatze zu den n. und w. auch als Wolgafinnen bezeichnet, gliedern sich wieder in mehrere Stämme (Wotjaken, Tschermissen, Mordwinen, Tschuwaschen u. a.). Sie haben feste Wohnsitze, treiben Ackerbau und Viehzucht und sind meist Christen, wenigstens dem Namen nach. Die Tataren (3fiz Mill.) gehören zur türkischen Völker- familie. Sie hatten früher das ganze Steppenland in Besitz, sind aber jetzt aus Süd- rußland fast ganz verdrängt. Nur in der Krim hat sich ein Rest erhalten, die Krim- tataren. Den Hauptstamm bilden die Kasanschen Tataren, die in der Umgegend von Kasan als Ackerbauer und Kaufleute leben und sich überall im Reiche als Kellner und Lastträger finden. Ö. von ihnen bis zum Ural wohnen die Baschkiren (600000) mit stark mongolischem Gepräge. Sie sind größtenteils Ackerbauer, Jäger und Arbeiter. Im s. und ö. Teil der Kaspischen Steppe treffen wir auf die Kirgisen, die als echtes Nomaden- volk mit ihren Herden von Kamelen, Rindern und Schafen ein wanderndes Leben führen. Die Tataren sind sämtlich Mohammedaner. Zu den eigentlichen Mongolen gehören die w. der untern Wolga wohnenden Kalmücken (S. 384). Die größeren Städte des Gebiets liegen sämtlich an der Wolga. Tw er (55000 E.) ist schon genannt worden (S. 377). Rybinsk (26000), an der Einmündung der Scheksna, ist ein sehr lebhafter Schiffahrtsplatz, da hier die Kanalstraßen aus dem Newa- und Dwinagebiet münden, und kann als der Wolgahafen von Petersburg bezeichnet werden. Jaroslawl (70 000 E.) hat bedeutende Webeindustrie. Weiterhin folgt das durch seine Dressen weltberühmte Nischnij-Notvgvrvd (95 000 E.), das höchst malerisch am rechten Okaufer in Stufen bis zu einer Höhe von 120 m emporsteigt. Auf der andern Seite, im

9. Europa - S. 344

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
344 Ö. von Südschweden liegen zwei größere Inseln, Öland (1350 girrn, 34000 E.) und Gotland (3150 qkm, 54000 E.). Beide gehören nicht mehr zum Baltischen Schilde, sondern sind abgesprengte Teile der Russischen Tafel und aus silurischen Kalken und Schiefern aufgebaut. Öland, nur durch den schmalen Kalmarsund vom Festlande getrennt, ist 150 km lang, aber nur 8—15 km breit. Es wird von einem öden, mit Heidekraut bedeckten flachen Kalkrücken durchzogen, dem aber an der Westseite eine fruchtbare Küsten- ebene vorgelagert ist. Gotland zeigt einen ähnlichen Aufbau, ist aber, da der Kalkfels meist mit einer Erdschicht überdeckt ist, viel fruchtbarer und reich an Wald. Die einzige Stadt der Insel, Wisby (7500 E.), war im Mittelalter, bevor Lübeck emporkam, die führende Stadt im Hansabunde und der Hauptstapelplatz des Ostseehandels. 1361 wurde es durch den dänischen König Waldemar Iv. Attertag erobert und furchtbar gebrandschatzt, und seitdem trat der Verfall ein. Von der Größe dieser alten Beherrscherin des Ostseehandels zeugen noch die heute viel zu umfangreichen, mit mächtigen Türmen bewehrten Stadt- mauern, die 18 meist zerfallenen Kirchen, von denen nur noch eine benutzt wird, u. a. Ruinen. Wegen seines herrlichen Klimas ist Wisby jetzt ein vielbesuchtes Seebad. 2. Schweden im allgemeinen. Wirtschaftliche Verhältnisse. Schweden hat vor Norwegen den großen Vor- zug, daß es bedeutend weiter nach S. reicht und zu einem großen Teile aus ebenem oder doch niedrig gelegenem Lande besteht. Freilich im Verhältnis zur Gesamt- fläche des Landes und im Vergleich mit den meisten andern Ländern Europas nimmt das eigentliche Kulturland auch hier einen recht bescheidenen Raum ein. Auf das Ackerland entfallen 8,5 °/0, aus Wiesen und Weiden 3,6 °/0 der Boden- fläche, immerhin bedeutend mehr als in Norwegen. Fast die Hälfte (48 %) ist mit Wald bedeckt, etwa 2/s sind ertraglos. Allein auf die Seen entfallen 8 °/0, aus Sümpfe 4 % der Landfläche. Unter den Erwerbszweigen steht die Landwirtschaft, von der fast die Hälfte der Bevölkerung lebt, obenan. Die Hauptgebiete des Ackerbaus sind die Landschaft Schonen und die Seensenke. Die Hauptfeldfrüchte sind Hafer (1906: 1,1 Mill. 4), Roggen (675000 t) und Kartoffeln (1,55 Mill. t), im N. neben Kartoffeln besonders Gerste (330000 t), im S. auch Weizen (186000 t), Zuckerrüben (156000 t Zucker), Flachs, Tabak und Hopfen. Die Getreideernte reicht nicht aus zur Versorgung des Landes und muß durch eine ansehnliche Zufuhr ergänzt werden (1906: 48 Mill. Mk.) Sehr stark wird die Viehzucht betrieben. Mit seinem Rinderbestand steht Schweden im Verhältnis zur Volkszahl an zweiter Stelle unter den Ländern Europas (52 Rinder auf je 100 E., in Dänemark 71, Finnland 51, Deutschland 34). 1906 wurden für 36 Mill. Mk. Butter ausgeführt. Die Haupteinnahme aber bringt dem Lande die Forstwirtschaft (S. 339). Der Wert der Ausfuhr an Holz und Erzeug- nissen des Holzgewerbes (Holzstoff, Papier, Möbel, Streichhölzchen usw.) hatte 1906 einen Wert von 264 Mill. Mk. Sehr reich ist Schweden an Boden- schätzen. Eisen findet sich fast überall. Die Hauptgrubenbezirke sind bei

10. Europa - S. 355

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
355 sehen haben die höher und etwas geneigt gelegenen Flächen, die dem Wasser den Abfluß gestatten. Die feuchten Moose machen hier trockenen Flechten Platz, die mit ihrer gelbgrauen bis graubraunen Färbung der Landschaft ein überaus ödes Gepräge aufdrücken. Das ist die trockene oder Flechtentundra, während man jene als feuchte oder Moostundra bezeichnet. Da beide bei einiger Unebenheit des Bodens häufig miteinander abwechseln, so wird dadurch die Eintönigkeit des Landschaftsbildes etwas gemildert. Hin und wieder trifft man auch wohl auf grüne Wiesenflecke mit überaus lebhaft gefärbten Blumen oder auf niedrige Polarweiden und zwerghaftes Birken- und Beerengesträuch, das nur wenig aus dem Polster der niedrigen Pflanzen hervorragt. Der Ge- samteindruck der Tundra aber, dieser Steppe und Wüste des Nordens, ist der ertödender Einförmigkeit und Öde. Die Küste des Eismeeres hat mehrere starke Einbuchtungen, darunter als größte das Weiße Meer und die Tscheßkajabai, durch welche die Halbinseln Kola und Kanin abgegliedert werden. Während auf Kola und an der ganzen Westküste des Weißen Meeres eine Granitplatte mit zwar niedrigen, aber scharf gezogenen Rändern an das Meer herantritt, ist die ö. Hälfte der Küste, wenige kurze Strecken abgerechnet, ganz flach und besteht aus jüngeren Ablagerungsschichten. Die Grenze zwischen Land und Meer erscheint weithin verwischt, da im Winter eine dicke Eis- und Schneedecke Land und Wasser einhüllt, der kurze Sommer aber die Ufer in einen schwammigen Sumpf auflöst. Vor der Tscheß- kajabai liegt die von einigen Samojedenfamilien bewohnte Tundreninsel Kolgujew (3500 qkm), weiter ö. die langgestreckte, sich weit nach N. ziehende große, felsige Doppel- insel Nowaja-Semlja (92000 qkm), die als eine Fortsetzung des Urals zu betrachten ist und das europäische vom asiatischen Eismeere scheidet. S. von ihr bestehen zwischen beiden Meeren zwei Verbindungen: die breite Karische Pforte und die schmälere Jugorische Straße, zwischen denen die Insel Waigatz liegt. Erwerbsquellen und Bewohner. Der unwirtlichen Natur des Landes ent- sprechend ist die Bevölkerung sehr spärlich. Kaum 2 Millionen Menschen be- wohnen das Gebiet, nur 1,2 kommen im Durchschnitt auf das qkm. Die Ansiedlungen sind auf die Flußufer beschränkt, da diese meist noch die einzigen Verkehrswege sind. Der Ackerbau liefert nur dürftige Erträge an Gerste, Rüben und Kohl und wird nur als Nebenbeschäftigung betrieben. Doch haben russische Bauerngemeinden im Gebiet der Suchona, wo das Klima etwas milder ist, mit Erfolg Sümpfe entwässert und ein namentlich für den Anbau von Hafer und Flachs geeignetes Ackerland gewonnen. Auch die Viehzucht ist unbedeutend. Die Haupterwerbsquelle der Bewohner bildet die Ausbeutung des Waldes: das Fällen, Flößen und der Versand, z. T. auch die Bearbeitung des Holzes und die Gewinnung von Teer und Pottasche. Dazu kommt dann noch die Jagd auf Pelztiere u. a. Wild und an den Küsten die Fischerei auf Kabeljaue, Heringe und Lachse. Die Tundra ist ohne feste Ansiedlungen und wird nur von Jägern, Fischern und Renntiernomaden, deren Herden sich von der Renn- tierflechte nähren, durchzogen. 23*
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