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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 99

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 99 — unter Benutzung des alten Kanalnetzes mit absehbaren Kosten und Arbeitskräften wieder in Kulturland verwandelt werden; eine weitere Ausdehnung müsse einer späteren Zeit vor- behalten bleiben. In Obermesopotamien sei zwar eine künstliche Bewässerung nur in sehr beschränktem Umfange möglich. Dafür sei aber der Regen etwas reichlicher und gestatte auf großen Flächen den Getreidebau. Zahlreiche Trümmerhügel (Tells) großer Ortschaften in jetzt öden Steppenlandschaften seien ein Beweis dafür, daß das Land in früheren Zeiten dem Ackerbau gedient habe, und vereinzelt angebaute Landstriche zeigten, daß dies auch jetzt noch möglich sei. Rohrbach weist ferner hin auf das häufige Vorkommen von Naphtha in dem Landstrich ö. vom Tigris. Ohne Zweifel könnten hier große Erdöllager erschlossen werden, und die Nähe des schiffbaren Stromes würde einen leichteren Versand des Oles ermöglichen als von Baku und den amerikanischen Petroleumgebieten. Zudem würde der Masud (S. 96) für die Bahnen einen billigen Heizstoff abgeben. Rohrbach erwartet Großes von der Bagdadbahn mit ihren unausbleiblichen Zweiglinien, die das Land erschließen und in den Weltverkehr hineinziehen werde. Mesopotamien gehe jedenfalls einer großen Zukunft entgegen und werde insbesondere imstande sein, gewaltige Mengen von Getreide, Baum- wolle und Erdöl auf den Weltmarkt zu liesern. Die Bewohner, im ganzen nur 2 Mill., sind überwiegend Araber, zum kleineren Teile Kurden, Armenier, Perser, Juden, Türken usw. Die meisten sind seßhaft und treiben Ackerbau oder leben in den Städten als Kaufleute und Handwerker. Die übrigen ziehen noch, wie zu Abrahams Zeiten, in Zelten wohnend in den Steppen umher und weiden ihre Herden von Kamelen, Pferden, Rindern und Schafen. Wirtschaftlich spielt Mesopotamien heute natürlich eine untergeordnete Rolle. Doch ist der Handel, seit die Engländer auf dem Tigris einen regelmäßigen Dampferverkehr eingerichtet haben, rasch gestiegen. 1904 wurden für 31 Mill. Mk. Landeserzeugnisse ausgeführt, darunter besonders Gerste (7,6 Mill. Mk.), Datteln (5,9), Wolle (5,1), Galläpfel (1,2), Süßholz, Häute und Teppiche. Geschichtliches. Babylonien gehört zu den ältesten Kulturländern der Erde. Wie zahlreiche Ausgrabungen aus neuster Zeit dartun, reicht seine Geschichte bis weit über das 4. Jahrtausend v. Chr. zurück. 538 v. Chr. kamen die alten Reiche Assyrien und Babylonien unter die Herrschaft der Perser, dann wurden sie unter Alexander dem Großen ein Teil des Mazedonischen Reiches (331 v. Chr.). Später wurden die Römer Herren des Landes, dann nach Mohammeds Tode die Araber. Unter diesen erlebte das Land seine letzte Blüte. Bagdad, der glänzende Herrschersitz der Kalifen, war zur Zeit Harun al Raschids, eines Zeitgenossen Karls des Großen, die größte Stadt der Erde. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Mesopotamien von den Mongolen verheert, die auch die Kanäle mit Absicht zerstörten. Unter der türkischen Herrschaft endlich geriet es vollends in Verfall. Siedlungen. Mesopotamien ist heute arm an größeren Siedlungen. Die großen, prächtigen Städte des Altertums, Ninive, Babylon, Ktesiphon, Seleuzia u. a., sind ganz vom Boden verschwunden, und nur noch Schutthügel kennzeichnen die Stellen, wo sie einst gestanden haben. In Obermesopotamien ist jetzt Mosul (80000 E.) am Tigris die Hauptstadt. Von ihr haben die leichten Musselinstoffe, die früher hier angefertigt wurden, ihren Namen. In 4 km Entfernung liegt die Trümmerstätte des alten Ninive. Im N.-W. des Landes, nahe der armenischen Grenze, Diarbekr (80000 E.) am Tigris 7*

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 11

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 11 — Der Bergbau ist in Marokko fast unbekannt, obwohl an vielen Stellen reiche Lager an Erzen, besonders Kupfer, nachgewiesen sind. Eist in letzter Zeit haben europäische Gesellschaften die Erlaubnis erhalten, Bergwerke anzulegen. Das Gewerbe steht noch auf niedriger Stufen Es erzeugt Seiden- und Wollengewebe, Teppiche, Metall- und Töpferarbeiten und feines Leder aus Ziegenfellen (Maroquin und Saffian nach den Stadien Marokko und Saffi). Die früher in Fes bedeutende Herstellung der nach dieser Stadt benannten roten Mützen ist fast ganz eingegangen. Der Binnenhandel leidet unter dem Mangel aller neuzeitlichen Verkehrsmittel Es gibt weder Telegraphen, Eisenbahnen, noch Kunststraßen. Die Wege sind nichts weiter als von Tieren und Menschen ausgetretene Pfade. Brücken sind selten. Man muß die Flüsse durchwaten, und wo das nicht möglich ist, benutzt man Fähren, die von aufgeblasenen Hammelbälgen über Wasser gehalten werden. Die Beförderung der Waren geschieht aus- schließlich durch Kamel- und Maultierkarawanen. Der Außenhandel ist gering, aber infolge des Einflusses, den Europäer in letzter Zeit im Lande gewonnen haben, in den letzten Jahren rasch gewachsen. Der Gesamtwert der Aus- und Einfuhr betrug 1911 142 Mill. Mk. (A. 67, E. 75). Ausgeführt werden insbesondere Gerste, Felle, Häute, Wolle, Datteln, Hülsenfrüchte und Eier. Deutschland war in dem genannten Jahre mit 13,9 Mill. Mk. an der Ausfuhr, mit 6,2 an der Einfuhr beteiligt. Der Staat. Marokko war bis 1912, wo es in französischen Besitz kam, ein selbständiges Reich, der letzte Rest der sich einst über ganz Nordasrika er- streckenden Araberherrschaft. Sein Bestehen verdankte es nicht eigner Kraft, sondern wie die Türkei der Eifersucht der europäischen Großmächte, von denen keine der andern den fetten Bissen gönnte. Schon 1910 wollte sich Frankreich Marokko aneignen, mußte aber dann auf Beschluß der Konferenz von Alge- sir a s seine Hand wieder zurückziehen. 1911 ließ es unter dem Vorwand, seine Unter- tanen schützen zu wollen, abermals Truppen einrücken. Deutschland erhob Einspruch, indem es den Kreuzer „Panther" nach Agadir schickte, ließ sich aber dann im sog. Marokkovertrag vom 4. Nov. 1911 mit der Abtretung eines Streifens von Französisch-Kongo abfinden (s. Kamerun), und da keine andere Macht widersprach, konnte Frankreich das Scherisenreich in der Form der „Schutz- Herrschast" seinen übrigen Besitzungen in Nordafrika angliedern. Über die Zustände, wie sie bisher in Marokko bestanden, sei noch folgendes mitgeteilt. Der Sultan oder Kaiser besaß unumschränkte Macht, war zugleich geistliches Oberhaupt (Scherif) und galt als Nachfolger des Propheten. Zum Zwecke der Verwaltung war das Land in Bezirke eingeteilt, an deren Spitze je ein Kaid stand, der auch die richterliche Gewalt ausübte. Doch erstreckte sich die Macht des Sultans in Wirklichkeit noch nicht über die Hälfte des Landes. Große Gebiete, vor allem die Gebirgsgegenden, waren tatsächlich unabhängig und erkannten den Herrscher höchstens als religiöses Oberhaupt an. Welche grauenvolle Willkürherrschaft im Lande bestand, davon entwirft Th. Fischer folgende Schilderung: „Der Dorffchech schindet seine Bauern, um sich zu bereichern; hat er sich vollgesogen, so fällt er dem Kaid zum Opfer, der seinerseits über kurz oder laug, wenn ein andrer für seine Stelle mehr bietet oder die freiwilligen Geschenke, die er dem Sultan und seiner Umgebung alljährlich bringen muß, nicht groß genug erscheinen, unter irgend einem Vorwande an den Hof befohlen, seiner Schätze beraubt wird und im Kerker verschwindet. Tie Sultane ihrerseits endigen meist durch Gift. Nur derjenige, der gar nichts hat, ist

3. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 115

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 115 — Wirtschaftlich spielt Arabien auf dem Weltmarkt keine Rolle. Das wich- tigste Ausfuhrerzeugnis ist Kaffee, der aber heute kaum mehr ^ioo der Welt- ernte ausmacht. Andere Ausfuhrgegenstände sind Datteln, Gummi, Weihrauch, Balsam und Straußfedern. Weihrauch ist das Harz des unsrer Eberesche ähnlichen Weihrauchbaumes. Er wird gewonnen, indem man Einschnitte in den Stamm und die Zweige macht. Das heraus- fließende Harz erhärtet rasch, ist blaßgelb, von würzigem Geschmack und angenehmem Ge- ruch. Schon seit alter Zeit haben Phönizier, Ägypter und Juden, später auch Griechen und Römer den Weihrauch als Räuchermittel, namentlich in Tempeln, benutzt, indem sie kleine Stückchen auf glühenden Kohlen verdampfen ließen. Seit Konstantin dem Großen wurde die Sitte des Weihräucherns auch in den christlichen Gottesdienst eingeführt und hat sich Abb. 22. Die Kaaba in Mekka. in der griechisch- und der römisch-katholischen Kirche bis heute erhalten. Auch der Balsam, zum Unterschiede von andern Arten, Mekkabalsam genannt, ist ein Harz, das vom Balsam- strauch gewonnen wird. Es dient ebenfalls zum Räuchern und wurde früher auch als Heilmittel verwendet. staatliche Verhältnisse; Siedlungen» Arabien ist politisch geteilt und enthält neben türkischen und englischen Besitzungen mehrere selbständige Staaten. a) Türkisch-Arabien (440000 qkm, 1050000 E.) umfaßt den w. Küstenstrich mit den Landschaften Hedfchas, Afir und Jemen und die unfruchtbare Landschaft El Hasa am Persischen Busen. In Hedschas liegen die beiden heiligen Städte der Moham- medaner: Mekka und Medina. Mekka (70000 E.), Mohammeds Geburtsort, liegt 100 km von der Küste in einem engen und sandigen Felsentale, in öder Umgebung. Die Bewohner 8*

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 175

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 175 — Dienstmann des Königs eine reiche ägyptische Karawane, bei der sich auch eine Schwester des Sultans Saladin befand, und plünderte sie völlig aus. Und als Saladin Schadenersatz und Bestrafung des Übelthäters forderte, weigerte sich der König von Jerusalem. Nun schwur Saladin, sich selber Rache zu schaffen, und bald war Jerusalem und Akkon erobert und tausende von Christen büßten mit ihrem Blute den Frevel. Zweiter Abschnitt: Der vierte Kreuzzug. Ii a. Ursache? Weitere Eroberungen Saladins nach Richards Heimkehr; Kreuzpredigt des gewaltigen Papstes Innocenz Iii, der sich noch mehr, wie einst Gregor Vii., als Oberherrn aller Könige und Fürsten suhlte. Sein Gebot lautete: Sämtliche Könige und Herren sind vor allem schuldig, ihren obersten Lehnsherrn Christus, dem die Feinde sein Land entrissen haben, zu Hilfe zu eilen. Wer das Kreuz nimmt, erhält Vergebung der Sünden; wer einen Kreuzfahrer hindert, wird mit dem Bann bestraft. Die Kreuzprediger sollen jedermann zum Kreuzgelübde zulassen, ohne zu prüfen, ob er tauglich ist, ja sogar reuige Verbrecher. Täglich soll in allen Kirchen gebetet und monatlich soll eine feierliche Prozession veranstaltet werden, damit Gott den Seinen Sieg über die Ungläubigen verleihe. Vier Jahre lang dürfen die Christen keinen Krieg unter einander führen, drei Jahre lang kein Turnier halten. Jeder Geistliche muß drei Jahre lang den 20. Teil seines Einkommens, der Papst und die Kardinäle werden den 10. Teil ihres Einkommens für den Kreuzzug opfern, und jeder Christ soll nach Vermögen in die in jeder Kirche aufgestellten Opferstöcke Geld spenden. Teilnehmer? Zuerst bereit war ein französisches Heer von etwa 40 000 Kriegern, das die Venetianer für 4 Millionen Mark auf einer Flotte überfahren und ein Jahr lang verpflegen sollten. Ausgang? Der ehrgeizige Doge von Venedig bewog die Kreuzfahrer, im Bunde mit der venetianischen Kriegsflotte (72 große Kriegsschiffe) zunächst gegen Konstantinopel zu ziehen. Und wirklich gelang es der Tapferkeit der Franzofen und Venetianer nach furchtbarem Kampfe, die Mauern der alten Kaiserstadt zu erstürmen. Schrecklich wüteten die grimmigen Eroberer trotz des Verbotes der Fürsten mit Mord und Mißhandlung unter den unglücklichen Einwohnern und erbeuteten unermeßliche Schätze. Zum Herrscher des eroberten Kaiserreiches, das nun das „lateinische" hieß, wurde ein französischer Graf erwählt, während ein venetianischer Bischof in der Sophienkirche zum römisch-katholischen Patriarchen von Konstantinopel ernannt wurde. Auch die Länder und Städte verteilten die Sieger unter sich. Der letzte griechische Kaiser war dem Blutbad entronnen und nach Nicäa hinüber geflohen, wo er sich und sein kleines Reich mühsam gegen die Türken und die Lateiner behauptete. Erläuterung der angegebenen Thatsachen. Hervorhebung der Hauptpunkte: Gewalt des Papstes Innocenz; Kriegsmacht und Reichtum

5. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 179

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 179 — dieser Macht zu rauben; aus demselben Grunde suchte er auch durch seine Boten den Erfolg Friedrichs im Morgenlande mit aller Kraft zu hindern. — Warum wirkte der Bann nichts? Friedrich fühlte sich unschuldig, auch seine Unterthanen glaubten ihm mehr als dem Papst und waren entrüstet darüber, daß der Papst das heilige Werk des Kreuzzuges, das nun endlich einmal wieder von einem mächtigen Kaiser in die Hand genommen wurde, stören und hindern wollte. Wie wirkte der Bann im heiligen Lande? Die christlichen Ritter daselbst (besonders der Templer- und Johanniterorden) weigerten sich anfangs dem Gebannten zu folgen, aber schließlich nötigte sie der Kaiser durch sein kluges Verhalten (Befehle im Namen Gottes, der doch die Eroberung des heiligen Grabes will) zur Heeresfolge. — Wodurch erlangte der Kaiser den großen Erfolg seines Kreuzzuges? Nicht durch Blutvergießen, sondern durch freundliche und kluge Verhandlung, durch geschickte Benutzung der Verhältnisse (indem er den Besitzer Jerusalems überzeugte, daß der Verlust Jerusalems immer noch ein viel kleineres Übel sei, als die Verbindung seiner zwei Hauptfeinde) und durch richtiges Nachgeben (er verlangte nur das für die Christen Wichtigste: Jerusalem, Bethlehem, Nazareth, die Pilgerstraße — und gewährte auch den Muhamedanern das für sie Wichtigste: den Gottesdienst in ihrer heiligen Moschee). Warum wurde dieser Vertrag von den Christen so verschieden beurteilt ? Die besseren Christen freuten sich des unblutigen Gewinnes der heiligen Orte, für die Hunderttausende seit vierzig Jahren umsonst geblutet hatten; die Anhänger des Papstes ärgerten sich aber über diesen großartigen Erfolg, der das Haupt des Gebannten in den Augen der dankbaren Christenheit mit einem glänzenden Ruhmesschimmer umgeben mußte, und darum suchten sie die von Friedrich angewandten Mittel als schändlich und gottlos darzustellen (freundliche Verhandlung, Gewährung der Moschee zum greulichen „Götzendienst"). Wie benutzte Friedrich seinen Erfolg? (Krönung zum König von Jerusalem als Gemahl der Erbin; Befestigung der heiligen Stadt, Einsetzung treuer Beamten, Stärkung des ihm treu ergebenen deutschen Ritterordens). Wie zeigte sich der Haß des Papstes in Jerusalem? (Verbot des Gottesdienstes an den durch den Gebannten entweihten heiligsten Städten der Christenheit; aber aus der Entrüstung der Christen sehen wir, daß sie dem Papst nicht das Recht und die Macht zu dieser ungeheuerlichen Bannung der Heiligtümer zugestehen). Wie endete Friedrichs Streit mit dem Papst? (Krieg, Lösung vom Bann). Welche Folgen hatte der Kreuzzug? (Aufschwung des Handels Italiens mit dem Morgenlande). — Zusammenfassung: Friedrichs Ii. Kreuzzug, Gewinn Jerusalems durch Vertrag. Ii l). Wie erscheint uns der Papst in diesem Kreuzzug? Sein Bann über den Kaiser ist ungerecht, denn Friedrich hatte den guten Willen zum Kreuzzug und wurde nur durch Krankheit gehindert. Ganz schlecht ist aber der Beweggrund des Papstes, denn er bannte Friedrich nur 12*

6. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 166

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 166 — (Besitz Akkons und des kleinen Küstenstriches), ist ja nicht wertlos (Handel), aber doch nicht wert der furchtbaren Opfer von 300 000 Menschenleben. (Man kann je 100 000 auf Kleinasien, Akkon und die letzten Kämpfe rechnen.) Dies Blut wäre nur dann nicht umsonst geflossen, wenn durch den Gewinn der heiligen Stadt das tiefste Herzens- bedürfnis der ganzen Christenheit befriedigt und durch den sicheren Besitz eines großen und fruchtbaren Landes dem Christentum neuer Raum auf Erden und dem Wohlstand der christlichen Völker eine neue und unversiegliche Quelle gewonnen worden wäre. (Das letztere war übrigens schon deswegen unmöglich, weil fast alle Kreuzfahrer nach dem Frieden wieder heimzogen, statt sich als Bauern oder Handwerker in dem eroberten Lande niederzulassen.) Wenn wir nun fragen: Warum ist der dritte Kreuzzug so kläglich mißlungen? so müssen wir leider sagen: Nicht durch Unglück (abgesehen von dem unglückseligen Tod Barbarossas), sondern durch die Schuld der Kreuzfahrer, nämlich vor allem durch die F e h l e r Richards (thörichte und wankelmütige Kriegführung, Streitsuchtu. s. w.), der vornehmen und geringen Kreuzfahrer (Zwietracht, Ungehorsam, Eigennutz), der daheimgebliebenen Fürsten (Wortbruch und Verrat Philipps und Johanns) scheiterte der Kreuzzug. Wären diese Fehler nicht so groß gewesen, so hätte die Begeisterung, die Tapferkeit, die Heldenkraft und die Ausdauer der Kreuzfahrer trotz der überlegenen Feldherrnkunst des tapferen Saladin den völligen Sieg errungen. 3. K u l t u r h i st o r i s ch e s. Belagerung einer festen Stadt (Türme — Brandpfeile — Mauerbrecher, Wurfmaschinen, Schutzdächer, Minengänge, Breschen). Geiseln und Lösegeld, Reichtum Saladins und Englands (Handel). — Bedeutung Akkons und der andern Küstenstädte für den Handel überhaupt und für den Wohlstand der italienischen Seestädte insbesondere. Syrien, das Hinterland Akkons, schon an sich reich an wertvollen Erzeugnissen wie: Zitronen, Orangen, Feigen, Mandeln, feine Ole, schwere Weine, Zucker und an Fabrikaten wie: Seidengewebe, Glas und Purpur (Tyrus), wurde außerdem noch zum Mittelpunkt des Welthandels, weil sich dort die Handelskarawanen (von Ägypten, Syrien und Arabien, Persien, Indien und China) kreuzten und auch noch für sicheres Geleit hohe Zölle bezahlen mußten. Im Hafen von Akkon fand sich damals: Moschus aus Tibet; Pfeffer, Zimmt, Muskatnüsse, Gewürznelken aus Indien; Perlen aus dem persischen Meerbusen, Weihrauch und Datteln aus Arabien. — Die ungewohnte Lebensweise im ungewohnten Klima, noch dazu beim Zusammenpferchen großer Menschenmassen auf engen Raum erzeugt Seuchen (Antiochien, Akkon). Das heilige Kreuz, die kostbarste Reliquie in der Meinung der damaligen Christen.

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 181

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 181 — rücken befindlichen päpstlichen Wappen, das die Schlüssel Petri vorstellt). 4. Voraussichtliche Folgen dieses Kreuzzuges? (Unter Hinweis auf die entsprechenden Thatsachen zu entwickeln!). Die Begeisterung für die Kreuzzüge wird schwächer, weil das Oberhaupt der Christenheit mehr an die Macht seines Kirchenstaates als an das Heil der Christenheit denkt, den Kreuzzug zu eigenem Vorteil mißbraucht und hemmt und so mit dem Heiligsten sein Spiel treibt. — Damit wird auch das Ansehen des Papsttums, das gerade durch die Kreuzzüge so gewaltig gehoben worden ist, geschwächt; dazu hilft der Mißbrauch und die Wirkungslosigkeit des ungerechten Bannes und der Zorn über das päpstliche Interdikt gegen die heiligsten Stätten der Christenheit (vielleicht regt sich jetzt schon in manchem frommen Christen der Zweifel: Kann ein Menschenwort das Gebet an diesen heiligsten Stellen kraftlos machen?). Wie Kaiser Friedrich, so lernten auch viele Christen als Handelsleute, Unterthanen oder Gefangene die Muselmänner näher kennen und baburch als gute, kluge und geschickte Menschen achten; sie sahen, daß die Muhametmner zu demselben 'Gott, wenn auch unter anderem Namen, beteten und ihrem Gott gleichfalls durch gute Werke wohlzuqefailen* suchten, und darum konnten sie dieselben nicht mehr als Teufelssöhne und Götzendiener ansehen, wie der Papst lehrte, sondern mußten sie, trotz ihres anderen Glaubens, als gute und fromme Menschen schätzen und dulden — kurz, sie wurden duldsam gegen die Muhamedaner. Die Waaren und Gedanken der geschickten und gebildeten Araber — d. h. die früher genannten Erzeugnisse des Laubes und der Hänbe, sowie die Kenntnisse und Künste, von benen die europäischen Völker noch keine Ahnung hatten — kamen durch den kriegerischen und friedlichen Verkehr der Abendländer und Morgenländer zu den christlichen Völkern Europas. .fünfter Abschnitt: Das Ende der Kreuzzüge. Ziel: Das Ende der Kreuzzüge. I. Dies Ende wird kein erfreuliches fein; denn das heilige Land ist ja bis zu dem heutigen Tag in den Händen der Türken. Die Ursachen des unglücklichen Endes können wir uns denken: Zwietracht zwischen den syrischen Christen, insbesondre zwischen den hohenftoufifch (beutscher Ritterorben) und den päpstlich Gestnnten (Templer); Nachlassen des Menschenzuflusses, weil die Begeisterung allmählich erlischt; es ist daher unmöglich, die ©täbte und Dörfer mit christlichen Handwerkern und Bauern, b. h. mit seßhaften Wehrmännern zu bevölkern; es fehlt daher an Kriegsleuten gegen die von allen ©eiten oorbringenben muhamebamschen Fürsten. So wirb eine Stadt und Burg nach der andern verloren gehen, und den Christen wirb schließlich nichts mehr übrig bleiben. Welche Stadt wirb sich wohl bis zuletzt halten?

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 64

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 64 — Herrschaft gewannen, wurden die frommen Pilger stets ärger be- -drückt. Es ward ihnen schwerer Zins abgefordert, die Heiligtümer wurden entweiht, die Andächtigen verhöhnt, der Bischof selbst wurde :: an den Haaren vom Altar hinweggeschleift. Als mm das christ- * liche Volk unter solcher Schmach seufzte, da erbarmte sich Gott des Elends und erweckte die Christen des Abendlandes, daß sie heranzogen, um Erlösung von dem Joche der Ungläubigen zu bringen. Nämlich im November des Jahres 1095 hielt der Papst Urban eine Kirchenversammlung in Clermont, zu der 14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400 Äbte und unzählige niedere Geistliche und Laien herbeigekommen waren. Der Papst kannte das Elend der Christen im h. Lande und er hatte auch Botschaft von dem griechischen Kaiser Alexius erhalten, der schon ganz Kleinasien an die Türken verloren hatte und nun von ihnen in Constantinopel bedroht wurde. Unter freiem Himmel sprach der Papst zu den versammelten Scharen folgendermaßen: „Ihr wisset, geliebte Brüder, wie das Land der Verheißung in die Hände der Ungläubigen gefallen ist. Der Weg unseres Heiles wird von den Heiden in arger Knechtschaft gehalten. Das Volk Gottes ist erniedrigt und mißhandelt, die Stadt Gottes zahlet Zins. Der Tempel, aus welchem der Herr die Käufer und Verkäufer austrieb, ist eine Wohnung des Teufels geworden. Die Kirche der Auferstehung, die Ruhestatt des Heilandes, muß den Frevel derer dulden, die tonen Teil haben an dem ewigen Leben, sondern bestimmt sind dem höllischen Feuer. Die geweihten Stätten sind Kuhställe geworden ; Christenkinder werden ihren Eltern entrissen und müssen Gott lästern, Priester werden in dem Heiligtum ermordet. — Wehe uns, daß wir stille sitzen und ruhig zuschauen diesen Missethaten und der Schmach der heiligen Stadt. Darum auf, meine Geliebtesten, waffnet euch! Ein jeglicher umgürte seine Lenden mit dem Schwerte, zu helfen unseren Brüdern! Denn besser ist sterben im Kampf für unsern Heiland, als länger den Greuel dulden

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 77

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
- 77 — Kaiser ließ nun dem Papst melden, daß er einstweilen durch Krankheit vom Kreuzzug abgehalten sei; der Papst aber sprach voll Zorn den Bann über Friedrich aus, nannte seine Krankheit erheuchelt, legte auf jeden Ort, wo er sich aushalte, das Interdikt, und verbot ihm sogar den Kreuzzug anzutreten, bevor er Buße gethan habe. Dies Urteil ließ er durch Scharen von Bettelmönchen in der ganzen Welt bekannt machen. Der Kaiser kümmerte sich nicht um die Flüche des Papstes, sondern sammelte neue Mannschaften und Schiffe und fuhr nach einem Halben Jahr wirklich nach dem heiligen Lande. Aber nun verfluchte ihn der Papst als einen „Diener Mohameds," ließ sein eigenes Heer, die sogenannten Schlüsselsoldaten in das Erbreick Friedrichs einfallen und verbot durch zwei vorausgesandte Franziskaner-Mönche allen Christen im Morgenlande den Gehorsam gegen den gebannten Kaiser. Friedrich wnßte- schon vorher genau, wie die Sachen im Morgenlande standen; insbesondere kannte er die erbitterte Feindschaft des Sultans Alkamil von Ägypten, in dessen Händen Jerusalem war, mit dem Sultan von Damaskus. Sobald er daher in Akkon gelandet war, begann er durch Gesandte mit dem ägyptischen Sultan zu verhandeln; er sendete ihm kostbare Geschenke, deutete aber zugleich an, daß er sich mit seinem Feinde verbinden werde, wenn er das Königreich Jerusalem nicht herausgebe. Der Ägypter sandte ihm köstliche Gegengaben und Freundschaftsversicherungen. zögerte aber, da er auf den Zwiespalt zwischen dem gebannten Kaiser und den syrischen Christen rechnete. Doch Friedrich zog mit der eigenen Heeresmacht und der gesamten syrischen Ritterschaft (damit sie ihm, dem Gebannten folgten, ließ er die Befehle nicht im eigenen Namen, sondern im Namen Gottes und der Christenheit verkündigen) von Akkon nach Joppe und bedrohte von Hier aus Jerusalem. Da gab Alkamil nach, und da auch der Kaiser etwas nachgab, so kam zwischen beiden Fürsten folgender

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 78

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 78 — Vertrag zu stände: Der Sultan tritt an den Kaiser die Stadt Jerusalem (nicht das ganze Königreich) ab, dazu Bethlehem, Nazareth und alle an der Pilgerstraße von Akkon bis Jerusalem gelegenen Orte; nur die heilige Omarmoschee auf dem Tempelberg bleibt unverletzliches Eigentum der Muselmänner, und jeder unbewaffnete Muselmann hat das Recht, dort seine Andacht zu verrichten. Auch wird der Sultan alle christlichen Gefangenen herausgeben. Heller Jubel erhob sich bei den Christen, als dieser Vertrag bekannt wurde. Nur die Anhänger des Papstes waren unzufrieden damit und schalten den Kaiser, daß er mit den Ungläubigen friedlich verhandelt habe, statt sie totzuschlagen, und daß er ihnen in der heiligsten Christenstadt eine Moschee für ihren „Götzendienst" gelassen habe. Rasch zog Friedrich nun nach der Stadt Jerusalem, und jubelnd begrüßten einander die einziehenden und entgegen- ziehenden Christen. Am freudigsten erregt waren die Deutschen; sie fangen ihre Kriegslieder und erleuchteten abends die Häuser. Am nächsten Tag setzte sich Friedrich in der Kirche des h. Grabes, „zu Ehren des ewigen Königs," als ‘König von Jerusalem eine goldene Krone aus das Haupt. Aber schon am nächsten Tag ließ der Patriarch die heiligen Stätten mit dem Interdikt belegen. Da ergriff die Pilger grimmige Wut darüber, daß „die Stadt gebannet war, darinnen der Herr Jesus wurde gemartert und begraben." Der Kaiser gab rasch noch die nötigsten Befehle wegen Befestigung der h. Stadt und sprengte dann mit seinem Gefolge eiligst nach Joppe und Akkon, um sich von hier aus einzuschiffen; denn er hatte böse Nachrichten aus feinem Königreich Neapel gehört. Sein letztes Werk im H. Lande war, daß er in allen festen Plätzen treue Dienstleute einsetzte und den deutschen Ritterorden mit reichen Schenkungen an Geld und Gütern bedachte. Nach süns Wochen schon landete Friedrich in Italien, und als der Papst seine Bitte um Frieden mit einem neuen Bannflüche
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