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1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 186

1906 - Gotha : Thienemann
— 186 — die im 6. Jahrhundert eingetreten sein muß. Der Unterschied der oberdeutschen und niederdeutschen Volkssprache hat sich damals herausgebildet, und keine Sprache der Gebildeten, keine Schriftsprache überbrückte diese Kluft. Zwei deutsche Sprachen waren vorhanden, und ihre Träger konnten leicht zwei verschiedene Völker werden. (Hochdeutsche Lautverschiebung 6.- 8. Jahrhundert: die harten Verschlußlaute werden nach Vokalen zu harten Doppelreibelauten: opan — offan — offen; et an — e^an — essen; ik — ih — ich; im Anlaut oder Inlaut nach Konsonanten zu Affrikaten: punt — pfund — Pfund; holt —-holz — Holz.) „Das plattdeutsche ,bat‘ und ,wat‘ neben unserem ,das° und ,toas‘, das plattdeutsche ,tcf‘ statt ,tch‘, ,open‘ statt ,offen' steht mit diesen und den zahllosen ähnlichen Unterschieden der Konsonanten auf derselben Stufe wie das Holländisd)e, das Englische, das Dänische, Schwedische und Norwegische; und alle die genannten Sprachen bewahren hierin den ursprünglichen germanischen Zustand. Von dieser gemeinsamen Grundlage hat sich das Hochdeutsche losgerissen, um zunächst in neuer Eigenart für sich zu bestehen, dann aberals Schriftsprache leise wachsend eine sichere Oberherrschaft zu gewinnen. Der örtliche Ausgangspunkt scheinen die Alpengebiete zu sein: Alamannen, Bayern und Langobarden werden zuerst von der Bewegung ergriffen. Die Franken, Hessen und Thüringer sehen wir nur allmählich hineingezogen. Den Rhein hinab wird der Anstoß schwächer und schwächer; das niederländische Gebiet bleibt unberührt. — Die so entstandene Sprache in ihrer Entwickelung bis ins 11. Jahrhundert hin hat Jakob Grimm Althochdeutsch genannt. Wenn es den Deutschen unsäglich schwer geworden ist, eine einheitliche nationale Literatur und Bildung zu erlangen; wenn jahrhundertelang jede Dichtung nur auf ein landschaftlich beschränktes Publikum rechnen konnte; wenn aud) Heute noch die Volksteile schroffer voneinander getrennt sind als anderwärts; wenn insbesondere Süddeutsch und Norddeutsch sich vielfach als Gegensätze erweisen: so müssen wir jene Lostrennung der Hochdeutschen Sprache teils als die entscheidende und wichtigste, teils als eine mitwirkende und wichtige Ursache erkennen. Aber schon in der nächsten Epoche trat eine Gegenwirkung ein. Die Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen hat es gehindert, daß nicht Hochdeutsche und Niederdeutsche zwei Nationen geworden sind. Die grausame Ausbreitung des Christentums hat unserem Volke Segen gebracht. Der ungeheure Wille, der Italien, Gallien und Germanien zusammenhielt, hat wenigstens auch Sachsen, Franken, Hessen, Thüringer, Alamannen, Bayern zusammengehalten. Aber zugleich ist durch die Sachsen das germanische Element des Reiches verstärkt worden; und je mehr die frühere gegenseitige Toleranz der Nationalitäten schwand, desto bedeutender trat in den Reichsteilungen unter den Söhnen Ludwigs des Frommen die Rücksicht auf Verwandtschaft der Völker hervor. Zu Straßburg am 14. Februar 842 legten die Westfranken unter Karl dem Kahlen einen Eid in französischer Sprache ab, die Ostfranken unter Ludwig dem Deutschen in deutscher Sprache. Und erst seit dem Vertrage von Verdun von 843 gab es ein Deutsches Reich. Die Muttersprache Karls des Großen war Hochdeutsch; er selbst, seine Familie, seinhos sprach überwiegend Hochdeutsch; und diesem Um stände verdankt die hochdeutsche Mundart den

2. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 231

1906 - Gotha : Thienemann
— 231 — trat er schuldig, ging er unter, unschuldig, und dann zog man ihn schnell heraus. Hierbei scheint ein altheidnischer Volksglaube zu walten, daß das heilige Element, die reine Flut, feinen Missetäter in sich aufnehme. „Da^ mer ist so reine, da^ e^ keine bösheit mac geliden.“ Kreuz urteil. Kläger und Beklagter mußten mit anserhobenen Händen unbeweglich an einem Kreuze stehen; welcher von ihnen als der erste zu Boden sank, die Hände rührte oder niederfallen ließ, hatte verloren, und der andere siegte. Während sie standen, wurde gebetet und eine Messe gelesen. Bahrgericht fand beim Totschlag statt, wenn der Täter unentbedt, aber Verbacht gegen einen ober mehrere vorhanben war. Man ließ sie an die Bahre treten und den Leichnam berühren, im Glauben, bei Annäherung des Schulbigeu werbe er zu bluten beginnen. Unterblieb das Bluten, so hatte sich der Beargwöhnte durch sein Vortreten gereinigt. (Hagen an der Leiche Siegsriebs, Nibelungen 984—986.) Geweihter Bissen. Ein geweihter Schnitt Brot ober Käse würde dem Verdächtigen in den Munb gesteckt; konnte er ihn leicht und ohne Schaben essen, so galt er für unschulbig, für schulbig aber, wenn er ihm in dem Halse blieb und wieber herausgenommen werben mußte. Redewendungen: „Da soll mir doch gleich b er Bissen (Brot) im Halse (in der Kehle, im Munde) stecken bleiben! Ich will mir den Tod an diesem Bissen essen! Da nehme ich Gift darauf!" (Nach Jacob Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer Kapitel Viii. L. Günther, Deutsche Rechtsaltertümer in unserer heutigen Sprache.) 4. Fortschritte in der Kultur und im Gerichtswesen. Das Gerichtswesen zeigte sich auch sowohl von den Fortschritten in der äußeren als auch in der geistigen Kultur beeinflußt. Schwer war der Hausbau ehebern, leichter jetzt; darum war ehemals die Strafe für Branbftiftung der Tod, jetzt eine Sache im Werte von 60 Solibi. Karl und seine Nachfolger erklärten sich gegen die alte Gewohnheit, Gericht unter freiem Himmel zu hatten; Karl bestimmte, daß über dem Gerichtsplatz eine Bebachung errichtet werbe (Gerichtslaube), Ludwig der Fromme, daß man zwar die alten Stätten beibehalten, an ihnen aber Gerichtshäuser, zum Schutz gegen Hitze und Regen, erbauen solle. Wir beobachten, wie das öffentliche Gebänbe entsteht, und sehen baraus für künftige Geschlechter architektonische, aber auch finanzpolitische Aufgaben erwachsen. Öffentliche Gebäude am Ende des 9. Jahrhunderts: Kirchen, Gerichtshäuser. Das, was Menschenhanb in Haus und Hos, aus Acker und Flur geschaffen hat, sollte gesichert sein vor dem bösen Willen einzelner sowohl, als ganzer bewaffneter Banben. Man nannte solche größere Banben, die

3. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 14

1906 - Gotha : Thienemann
— 14 — Freiheit geraubt werden. Sie ahnten, was man ihnen tun wollte, und beobachteten daher mit mißtrauischem Blick alles, was geschah. Lupiciuus hatte die gotischen Fürsten Alaviv und Fridigern nach Marcianvpol zum Gastmahl geladen, gleichzeitig aber Truppen aufgestellt, um die andringenden Barbaren von der Stadt abzuhalten. Diese forderten in Frieden und Freundschaft, als römische Verbündete, Lebensrnittel einkaufen zu dürfen. Und da man es ihnen versagte, kam es zum Kampf. Dieser Zwischenfall wurde dem Lupiciuus, der an der schwelgerischen Tafel bei Musik bereits lange gesessen hatte und schon wein- und schlaftrunken war, heimlich hinterbracht. Er wollte weiterem vorbeugen und gebot, die Gefolge der beiden gotischen Fürsten, die vor seinem Hause die Schntz-und Ehrenwache hielten, zu töten. Die Goten meinten, daß ihre Fürsten ins Verderben gelockt seien, uni) mit wilden, zornigen Drohungen führten sie das Schwert. Das Mordgeschrei warnte Fridigern. Er mußte fürchten, mit seinen Begleitern als Geiseln festgehalten zu werden; rasch entschlossen fand er einen listigen Ausweg: man werde sich den größten Gefahren aussetzen, wenn man ihn nicht mit seinen Gefährten ziehen lasse, um das Volk zu besänftigen, das einzig deshalb so erregt sei, weil es glaube, seine Führer seien zu dem Gastmahl nur gelockt worden, um gemordet zu werden. Der Abzug wurde bewilligt, sie zogen hinaus, wurden mit Jubel von den Ihrigen empfangen, setzten sich zu Pferde, waren auf und davon und trugen nun den Kriegsbrand durchs ganze Land. (Nach Ammianus.) Fridigern, bis jetzt der Freund der Römer, mußte nun für sein Volk handeln und sorgen. Er schlug Lupiciuus und belagerte ihn in Marcianopel. Die Barbaren, die im römischen Heere standen ober auf römischen Gütern als Sklaven arbeiteten, strömten ihm zu. Fridigern war der Gebieter Thraziens und der Länder bis nördlich zur Donau. Am miau vergleicht, die Westgoten mit den Cimbern und Teutonen, Lnpicinus mit Marius. Dieser Vergleich zeigt uns die sinkende Macht Roms. Ranke Iv 1, 157: „Wie oft waren seit der Begegnung Julius Cäsars mit den Usipetern und Tenktereru (I § 5) germanische Völker dadurch in Nachteil geraten, daß sich die Römer an ihren Oberhäuptern vergriffen!" Ranke Iv 1, 158: „Als Verbündete waren die Goten herübergekommen; aber bei dem ersten Zerwürfnis, das sich hätte voraussehen lassen, verwandelten sie sich in Feinde." Kaiser Valens befand sich damals in Antiochien, damit beschäftigt, feine Ansprüche gegen die Perser durchzuführen. Er eilte jetzt herbei, seinem Lande den Frieden wiederzugeben. Fridigern bezeichnete die Abtretung Thraziens mit allem Vieh und allen Feldfrüchten als Preis des Friedens. Valens verwarf ihn. Bei Adrianopel verlor er 378 Sieg und Leben. Zwei Drittel des römischen Heeres sielen. Ranke Iv 1, 164—165: „Die beiden Niederlagen, welche die Römer unter Julian (368 am Tigris gegen die Perser) und unter Valens erlitten
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