35. Aus der Geschichte der Stadt Gütersloh.
Der Name.
Über den Ursprung des Ortes und über die Entstehung seiues Namens
wissen wir uichts Bestimmtes. Während der Busch schon im 8. Jahr-
hundert in einer Schrift genannt wird und die in der Umgegend liegenden
Orte Rietberg und Herzebrock schon um 850, Wiedenbrück 952 und Rheda
um 1989 auftauchen, findet sich der Name Gütersloh erst 1119 in einer
Urkunde des Bischofs Gottschalk von Osnabrück. Der Bischof schenkte
darin den Zehnten von Gütersloh dem Kloster Herzebrock. Was bedeutet
nun der Name Gütersloh? Das Wort „Loh" findet sich in sehr vielen
Namen. Es bedeutet Wald. Wir haben schon gehört, daß in den frühesten
Zeiten nnsre Gegend dicht mit Wald und Busch bewachsen war. Da in
Gütersloh der Name Güth seit alter Zeit vorkommt, wird Gütersloh
meistens als „Wald des Güth" gedeutet. Jellinghaus erklärt ihn als „Wald
des Günther". Dies ist die wahrscheinlichste Erklärung.
Die älteste Zeit.
Um das Jahr 1999 lagen einige Meierhöfe in uusrer Gegend. Ge-
nannt werden die Meier Avenwedde, Nordhorn, zu Gütersloh. Der älteste
Hof ist jedenfalls der des Meiers Avenstroth. Schon 1134 ist der Meier
von Avenstroth Vogt des Klosters Clarholz. Er war im Olbrock Holz-
gras und heißt deshalb Graf von Avenstroth. Auf dem Gebiete des Meiers
zu Gütersloh gab es wahrscheinlich schon im 9. Jahrhundert eine kleine
hölzerne Kapelle. Sie stand jedenfalls allein, wie noch heutzutage manche
Waldkapelle. Um 1243 trat an ihre Stelle ein steinernes Gotteshaus. Erst
allmählich entstanden in der Nähe der Kirche einige Häuser. In der
frühesten Zeit hielt ein Priester von Wiedenbrück den Gottesdienst in
Gütersloh ab. Um 1299 hat Gütersloh einen eigenen Pfarrer. Von der
alten Kirche ist nur noch der untere Teil des Turmes und das Chor vor-
Händen. In der Fehde zwischen Tecklenburg und Hoya brannte das Schiff
aus. (1419.) Die heutige Kirche ist in den Jahren 1599 bis 1529 gebaut.
Auf dem Kirchhofe wurden Jahrhunderte hindurch die Toten begraben.
Die alten Linden standen schon vor 299 Jahren.
Der Pankratiusmarkt und die Entstehung der Stadt.
Am Tage des Eisheiligen Pankratius wurde nach der Messe auf dem
Kirchhofe Markt, der sogenannte Kram oder die Kirmesse, gehalten. Wie
in heidnischer Zeit das „Ding", so war späterhin die Messe die beste Ge-
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zellen und vervielfltigten in kunstvoller Schrift die Werke alter heidnischer und christlicher Literatur, um sie vor dem Untergange zu bewahren und ihre reichen Bchereien noch reicher auszustatten. Die Erhaltung des Hildebrandsliedes, das auf dem Pergamentdeckel eines Buches gefunden wurde, verdanken wir dem Kloster zu Fulda; der Benediktiner Otsried von Weienburg, der erste deutsche Dichter, den wir dem Namen nach kennen, hat zuerst den Reim bei seinen Dichtungen angewandt. Die Mnche schrieben auch die bedeutsamsten Ereignisse ihrer Zeit nieder, und heute ist manche Kloster-chronik eine wichtige Geschichtsquelle. Herrliche Bauwerke, Klster und Kirchen haben die kunstverstndigen Mnche errichtet, und nicht minder waren sie Meister in der Weberei und der Kunst der Bildschnitzerei in Holz und Elfenbein.
4. Nonnenklster. Neben den Mnchsklstern gab es auch Nonnen-kl fter, in denen Jungfrauen in frommen Andachtsbungen Gott dienten, die weibliche Jugend zu guter Sitte erzogen Und sie mit ntzlichen Kennt-nissen und Fertigkeiten frs Leben ausstatteten. Der hl. Bonifazius grndete das Nonnenkloster zu Bifchofsheim und die hl. Mathilde, die Gemahlin Heinrichs I., das berhmte Kloster zu Quedlinburg, das sast neunhundert Jahre eine Erziehungsanstalt fr viele voruehme Frauen geblieben ist.
In den Klstern lernten die jungen Mdchen lesen und schreiben, sie bten sich im Singen geistlicher und weltlicher Lieder, im Spielen der Harfe und Leier. Manche erlernten auch die lateinische Sprache, und die Kenntnis dieser Sprache war im Zeitalter der schsischen Kaiser in den Nonnenklstern und in vornehmen Familien viel verbreitet. Aus Arznei-krntern mnten die jungen Mdchen heilsame Salben und Sfte fr Krauke und Verwundete bereiten. Sie erhielten Unterweisung in Anstand und guter Sitte; denn schon damals wurde aus ein feines Benehmen bei Tische und in der Unterhaltung wohl geachtet; auch der das Tragen der Kleider und die Haltung des Krpers gab es genaue Vorschriften.
Besonders viel Gewicht wurde aus die Pflege und Ausbildung in den weiblichen Handarbeiten gelegt. Die jungen Mdchen wurden unter-wiesen int Spinnen und Weben, im Zuschneiden und Nhen der Kleider. Sie wirkten seidene Bnder und Borten und stickten mit Seide, Gold und Silber Buchstaben. Blumen und Bilder auf die Gewnder.
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4. Die geistige Dikdung.
Die allgemeine Schulbildung, wie sie Karl der Groe angestrebt hatte, war nicht durchgefhrt worden. Selbst die Fürsten und die Mit-glieder des Adels waren des Schreibens und Lesens nicht kundig. Die hhere Bildung dagegen, die unter den letzten Karolingern zurckgegangen war, blhte von neuem auf. Wie frher, so stand sie auch jetzt unter 'dem Einflsse der Geistlichen, die Lehrer, Schriftsteller, Dichter und Knstler waren. In den bekannten Klosterschulen zu St. Gallen, Fulda, Corvey und an den Hfen der geistlichen Fürsten fanden Kunst und Wissenschaft eine liebevolle Pflege; die Sprache war die latei-nifche, aber man schrieb aus deutscher Anschauung und von deutschen Dingen.
Zu den grten Gelehrten damaliger Zeit gehrte Bruno, der Bruder Ottos I., der als Erzbischos von Cln sich um die Bildung des Klerus und die Hebung des Schulwesens groe Verdienste erworben hat. Der grte Gelehrte war der Westfranke Gerbert, der sptere Papst Sylvester It., den das Volk wegen seiner bedeutenden Kenntnisse fr einen Zauberer hielt. Er verfertigte einen Himmelsglobus und ein Fern-rhr und hat sich hauptschlich durch die Verbreitung des arabischen Ziffernsystems, das er während seiner Studien in Spanien bei den Arabern kennen lernte, ein groes Verdienst erworben.
Whrend die Männer der besseren Stnde die geistige Bildung verachteten, trieben die Frauen gelehrte Studien. Schon als Mdchen hatte die Herzogin Hedwig von Schwaben, die Schwester Heinrichs des Znkers, das Griechische gelernt, und nach dem Tode ihres Mannes las sie unter Anleitung des gelehrten Mnchs Ekkehard von St. Gallen lateinische Schriftsteller.
Der Mnch Widukind von Corvey schrieb die Geschichte der Sachsen, der Bischof Thietmar von Merseburg die der deutschen Könige bis in die Zeit Heinrichs Ii.; dem Sachsen Bruno verdanken wir eine, wenn auch nicht ohne Leidenschast und Parteinahme geschriebene Geschichte der Sachsenkriege unter Heinrich Iv., Adam von Bremen eine anschauliche Darstellung der Ausbreitung des Christentums in den nrdlichen Lndern Enropas und eine Lebensbeschreibung des Bischofs Adalbert von Bremen. Der bedeutendste Schriftsteller ist Lambert von Hersseld, der in seiner Chronik eine zuverlssige Beschreibung der Wirren unter Heinrich Iv. hinterlassen hat. Infolge des Investitur-streites entstanden viele Streitschriften, und auch einige Schriftsteller stellten sich einseitig auf die Seite des Kaifers oder des Papstes.
Brockmann. Lehrbuch der Geschichte. Ii. 7
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Groe Karl Bruno Ottos_I. Ottos_I. Hedwig_von_Schwaben Heinrichs Heinrichs Ekkehard_von_St Heinrichs Bruno Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Adam_von_Bremen Lambert_von_Hersseld Heinrich_Iv Heinrich Brockmann
§ 39. Deutsches Volksleben in dieser Periode. 67
Herren (Fürsten, Ritter, Bischöfe ic.). In den Fehden suchten die Kriegführenden ihre Gegner dadurch zu schädigen, daß sie die Dörfer und Felder der diesen zugehörenden Bauern verwüsteten.
Hohe Abgaben drückten überdies sehr hart diesen Stand, der doch die wichtigste Arbeit einer Nation, die Bebauung der Scholle, zu übernehmen hatte. So erklärt es sich, daß im 15. Jahrhundert au vielen Orten große Bauernbünde gebildet wurden („Bundschuh";
„Der arme Konrad"), welche die Befreiung von dem harten Zwange anstrebten und, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt wurden, wohl auch zum Aufruhr schritten.
Der Ritt er stand entartete in dieser Periode immer mehr.
Denn seine idealen Aufgaben gerieten in Vergessenheit, nachdem die Periode der Kreuzzüge vorbei war. Auch geistige Bildung und litterarische Regsamkeit waren ihm nicht mehr wie früher eigen. Dagegen fing man an, auf ritterlichen Festen, wie z. B. den noch bestehenden Turnieren, ungebührlichen Wert aus Kleiderpracht und, oft ganz geschmacklose, äußere Formen zu legen. Dabei fristete der einzelne Ritter im alltäglichen Leben ein oft armseliges Dasein, und er pflegte sich seinen Bedarf an Lebensmitteln und Geld durch Beraubung der Kaufmannszüge zu schaffen.
Der Fürstenstand, welcher schon im 14. Jahrhundert mit Vorliebe eine französische Bildung genoß, ging immer mehr in der Opposition gegen die Kaisergewalt und in dem Streben nach Gründung einer eigenen Hausmacht auf. Nur selten begegnen wir Fürsten, denen das Interesse des großen Vaterlandes über dem ihres Territoriums stand (die Hohenzollern!).
So bietet das Reich den Anblick eines in der Auflösung begriffenen Körpers. Unversöhnt stehen sich die Lebensinteressen der verschiedenen Stände gegenüber. Kein Wunder, daß bei einem solchen Zustande die oberste Reichsgewalt nicht imstande war, den Abfall einzelner Grenzlande zu verhindern. Zumal die Schweiz löste sich in diesen Jahrhunderten ab. Wenn auch die schönen Sagen von Wilhelm Tell und dem Schwur auf dem Rütli, auf denen Schiller fein herrliches Schauspiel aufgebaut, vor der geschichtlichen Wissenschaft nicht bestehen, so bietet doch der Kamps der Schweizer mit den Herzögen von Österreich ein erhebendes Schauspiel des edelsten Freiheitstriebes. Die heldenmütigen Schlachten bei Morgarten 1315 und bei Sempach 1386 1315 (Arnold von Winkelriet) ?) entschieden gegen die Habsburger. Nach- 1386
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_Tell Wilhelm Schiller Arnold_von_Winkelriet
(Nach filier Plioloqrapliic der Pliotvstlob Co., Zürich.)
R u s s i s ch c Tundra i In Winter. S a In o j e d e n mit R e Ii n t i e r e n.
Tic weiten Moos- und Sumpfsteppen jenseits der Baumgrenze werden auch für die Nomaden allein durch
das Remitier und den Haushund bewohnbar. Nur als Jagdreviere haben die Tundren Bedeutung; es finden
sich an der Küste der Eisbär, landeinwärts Eisfuchs, Eishase, Wolf, Renntier, Schneehühner, Schwäne und
Gänse. Im Winter sind die Tundren am leichtesten zu betreten, da der Boden gefroren ist, im kurzen Sommer
verwandeln sie sich in unwegsame Moräste.
<?>Idcr (Iiis Rußland Sperlnn von <f Wachsniiilli, Leipzig,»
Ter Mittlere oder Erzreiche Ural.
Ter Ural, ein Kettengebirge von mittlerer Höhe, hat namentlich in seinem nördlichen Teil ein alpines Aussehen
und schroffe Gipfel malerische Täler und unermeßliche Wälder! doch fehlt ihm der Schmuck der grünen Matten
wie der Seen. Ter mittlere Ural senkt sich tief ein, und über ihn hin zog vor Erbauung der sibirischen Bahn
die Straße nach Sibirien. Seines Erzreichtums wegen blüht auf dem Ostabhange der Bergbau auf Gold, Platin^
Eisen, Kupfer und Edelsteine; am Westabhange findet sich Kohle. (Nach P. Weigeldt.)
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48
A. Zur Allgemeinen Erdkunde.
Ägyptens aus der Pharaonenzeit, es scheint vielmehr den Ägyptern bis zur
Ptolemäerzeit gauz fremd geblieben zu sein und hat seinen das Verkehrswesen
Nordafrikas umgestaltenden Einzug in die ganze Sahara und darüber hinaus
sicher erst im Gefolge der Ausbreitung des Islams bis in den Sudan gehalten.
Religionen sind auch sonst bei der Metamorphose des landschaftlichen Kulturbildes
mehrfach mit beteiligt gewesen, nicht allein durch bauliche Anlagen wie Moscheen mit
schlanken Minaretts, Pagoden und Buddhistenklöstern, die gerade so wie christliche
Wallfahrtskirchen und Klöster ans einem tief im Menschenherzen begründeten Zug
die Berggipfel suchen, wo sie dann landschaftlich um so bedeutender wirken; und was
wäre uns die Ebene am Niederrhein ohne den Kölner Dom, die oberrheinische
Ebene ohne Straßbnrgs Münster? Um uns aber bewußt zu werden, wie Religionen
z. B. unmittelbar eingriffen in die vegetativen Landschaftstypen, brauchen wir nur
desseu zu gedeukeu, daß die Weinpflanzungen überall zurückwichen, wo Mohammeds
puritanisches Nüchternheitsgebot erschallte, selbst in dem einst so weinreichen Klein-
asien, das Christentum hingegen den Anbau der Rebe uach Möglichkeit förderte, schou
um deu Weihekelch des Abendmahls rituell zu füllen. Mit dem Athenakultus war der
der Göttin heilige Ölbaum untrennbar verbunden; mit dem Apollodienst wanderte
der Lorbeerbaum um das Mittelmeer. Die Verdienste gewisser Mönchsorden um
deu Wandel des finsteren Waldes in lichtes, fruchttragendes Gefilde während des
Mittelalters sind hoch zu preisen. Ja wir haben geradezu den urkundlichen Beleg
eines solchen Wandels immer vor uns, sobald uns nur bezeugt wird, daß zu bestimmter
Zeit au dem betreffenden Ort ein Zisterzienserkloster gegründet sei; denn das durfte
nach der Ordensregel gar nicht wo anders geschehen als da, wo noch bare Wildnis
den Anblick der Urzeit bot, damit alsbald dort mit Rodung, Eutsumpsnng, Anbau be-
gouuen werde. Wo jetzt die Thüriuger Eisenbahn uns so gemächlich durch die grünen
Fluren des Saaltals an Weingeländen und hochragenden Burgruinen bei Schnlpforta
vorbei dem inneren Thüringen zuführt, kann beispielsweise im 12. Jahrhundert nur
eine versumpfte Talsperre bestanden haben, die zu umgeheu die Fahrstraßen ans
benachbarten Höhenrücken hinzogen, denn — die Porta Coeli ward damals als Zister-
zienserabtei angelegt. Gerade von ihr ist uns kürzlich durch einen hübschen geschicht-
lichen Fund die gärtnerische Bedeutung der alten Mönche in helles Licht gerückt worden;
man verstand früher nie, warum in Frankreich der auch dort weit und breit geschätzte
Borsdorfer Apfel pomine de porte heißt, — nun wissen wir den Grund: die fleißigen
Mönche von Pforta hatten auf ihrem Klostergut Borsdorf unweit von Kamburg an
der Saale eine neue feine Geschmacksvarietät einer kleineren Apfelsorte entdeckt und
verteilten alsbald Pfropfreiser derselben an ihre Ordensbrüder weit über Deutschland
hinaus, und nur die Franzosen bewahren zufällig durch den ihnen selbst nun unklar
gewordenen Herkunftsnamen pornme de porte die Eriuueruug daran, daß die rot-
bäckigen Borsdorfer alle Nachkommen sind von Stammeltern, die in einem stillen
Klostergarten an der thüringischen Saale gewachsen.
Ganz Europa ähnelt einem Versuchsfeld, auf dem nützlick)e Gewächs- und Tier-
arten gezüchtet wurden, um sie dann mit dem alle übrigen Erdteile durchflutenden
europäischen Kolonistenstrom nach systematischer Auslese auch dort einzubürgern, wo
es die geologische Entwickelnng nicht hatte geschehen lassen. Nicht ein Erdteil wird ver-
mißt unter den Darleihern von Zuchttieren, Nutz- oder Ziergewächsen an Europa.
Am schwächsten ist Afrika vertreten, nämlich bloß mit Schmuckpflanzen wie Calla
und Pelargonien; Australien schenkte uns in seinem Eukalyptus einen kostbaren rasch-
wüchsigen Baum, der durch die energische Saugtätigkeit seines mächtig ausgreifeudeu
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Notleidenden erkannte die katholische Kirche ihr die Ehre der Altre zu. Konrad, der Bruder ihres Gemahls, baute in Marburg eine Kirche, die er nach ihrem Namen benannte. In dieser wurden spter ihre Gebeine in einem silbernen Sarge beigesetzt. Kaiser Friedrich Ii. legte bei einem Be-suche in Marburg eine goldene Krone als Weihgeschenk auf den Sarg nieder.
Die Klster.
Karl der Groe nannte die Mnche die Ritter der Kirche. Was die Ritter im Dienste des Kaisers und der weltlichen Ordnung waren, das sind die Mnche im Dienste des Papstes und der kirchlichen Ord-nung geworden.
Den wichtigsten Anteil an der Kultivierung unseres Vaterlandes haben die Benediktiner. Bonifatius gehrte diesem Orden an. Die Benediktiner haben uns die Lehren des Christentums gebracht, haben unsere Sitten gemildert, unsere Urwlder gelichtet, uns Acker- und Garten-bau gelehrt. Die Städte Fulda, Fritzlar, Eichstdt und andere verdanken den Benediktinern ihre Entstehung.
Die Mnche sind die Trger der Wissenschaft und die Lehrer des Volkes im Mittelalter. Die Erhaltung alles dessen, was wir an Herr-liehen Heldenliedern besitzen, verdanken wir ihnen. Zwei Mnche des Fuldaer Klosters haben das Hildebrandslied auf den Pergamentdeckel eines Buches geschrieben. So ist das Lied auf uns gekommen.
Der erste deutsche Dichter, dessen Namen wir kennen, ist der Mnch Ottfried von Weienburg. Er hat den Reim in die deutsche Dichtung eingefhrt. Die Mnche des Mittelalters haben die Shne unseres Volkes in den Wissenschaften unterwiesen, die Werke der griechischen und rmischen Klassiker uns in zierlichen Handschriften hinterlassen.
Die dienenden Brder bten auer Garten- und Ackerbau auch das Handwerk. Jedes Handwerk war im Kloster vertreten und wurde zum Kunst Hand werk ausgebildet. Bildhauer und Maler finden wir dort. Reisende wurden in den Klosterherbergen verpflegt; andere Herbergen gab es wenige. Als die Benediktinerklster reich wurden, zerfiel die strenge Zucht der Mnche. Da ging vom Kloster Eluny in Frankreich eine Besserung des Mnchtums aus. Zu Anfang des 10. Jahrhunderts kehrte man dort zuerst wieder zu der alten, strengen Regel des heiligen Bene-dikt zurck. Allmhlich schlssen sich auch die brigen Klster der kluniacensischen Richtung an.
Eine noch strengere Regel nahmen die Cistercienser an. Ihren Namen haben sie von der Abtei Citeaux bei Dijon in Frankreich. Sie waren eifrige Bebauer der und unfruchtbarer Strecken, die ihnen zur
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Extrahierte Personennamen: Konrad Konrad Friedrich_Ii Friedrich Karl_der_Groe Karl Ottfried_von_Weienburg
Extrahierte Ortsnamen: Marburg Marburg Fulda Fritzlar Frankreich Dijon Frankreich
Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
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Gärten und Aeckern und wohlhabenden Dörfern und einer geistig regsamen
Bevölkerung. Die „Geest" der Mitte ist unabsehbare Haide, ein nackter
Erdstrich, höchstens mit Haidekraut, Saudhafer, Haidekorn, ein wenig Rog-
gen, niederen Eichen- und Birkenbüschen bestanden, dazwischen Moore und
Wasserlachen, und nur hiu und wieder vereinzelte Hütten tragend, wo man Torf
trocknet. Die tiefliegende und deshalb großen Theils (im S.) durch ca.
8 in. hohe und auf dem Kamme fast eben so breite „Deiche", welche zu-
gleich als Commnnicationswege zwischen den auf ihnen erbauten Wohnungen
dienen, gegen das Meer geschützte „Marsch" ist höchst fruchtbares, aber
auch höchst eintöniges Acker-, Garten- und Weideland, mit Ausnahme des
Südens völlig waldlos, und ihre Bevölkerung schwerfällig und weniger
intelligent als die der Ostseite. — Leicht erklärt sich, weshalb auf der den
heftigen Nordwestwinden ausgesetzten Westseite der Baumwuchs weniger ge-
deiht, als auf der durch die Geest dagegen geschützten Ostseite. (Vergl.
Irland, Nordwestdeutschland, das sogenannte Alte Land.)
Das Klima ist bei der geringen Erhebung des Landes und durch den
Einfluß des Meeres ein milderes als die geographische Lage erwarten läßt.
Nebel ist natürlich sehr häufig. Warum ist das Klima der östlichen Inseln
besonders mild? Wie sind Jütland und Südschleswig in dieser Beziehung
verschieden? Welche Schlüsse ergeben die vorstehenden Angaben in Bezug
auf die Producte? (Mineralien? Getreidearten? — Bienenzucht, wo? —
Schafe, Pferde, Rindvieh?) Auf die Beschäftigungen der Bewohner? (Am
Meere, in den Marschen, Mooren, auf der Geest?) Da dem Lande Eisen
und Steinkohlen und ausreichende Waldungen, sowie Flüsse mit starkem
Gefäll mangeln, so fehlen ihm damit die Hauptbedingungen zu einem Fabrik-
lande (vgl. England). Worauf sind besonders die Bewohner der Inseln
(Seeland ?e.) hingewiesen? Das Meer liefert nicht nur selbst reichliche
Nahrung, sondern durch Schiffahrt und Handel alle nicht im Lande erzeugten
Bedürfnisse; daher im Allgemeinen reicher Verdienst und Wohlhabenheit.
Halbinsel und Inseln gehören vier verschiedenen Staaten an, dem preußi-
schen, dänischen, oldenburgischen und britischen.
§ 50. Die Schweiz. (S. Karte Xii.)
Die Schweiz, so genannt nach dem Urkantone Schwyz, in alter Zeit
Helvetien, dessen Grenzen etwa durch den Jura und die Rhone im W. und
den Rhein im O. und N. gebildet wurden, war ursprünglich von den kel-
tischen Helvetiern bewohnt. Während der Völkerwanderung wurde sie von
den Burgundern und Alemannen besetzt und später nacheinander dem frän- „
kifchen, burgundischen und deutschen Reich einverleibt. Zur Trennung von
dem letzteren hat der erfolgreiche Aufstand der drei „Waldstädte" Uri,
Schwyz und Unterwalden gegen die Habsburgische Vergewaltigung im Jahre
1308 den Anstoß gegeben. Jenen Urkantonen schlössen sich bald andere an.
Die tatsächliche Trennnng erfolgte jedoch erst unter Maximilian I. 1599,
und der Westphälische Friede bestätigte sie. Zur Zeit der französischen Re-
volution bestand die Schweiz aus 19 Kantonen, zu denen nach Napoleons
Sturz noch Genf, Wallis und Neuenburg traten. Der bei weitem größte
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58 Bonifatius, der Apostel der Deutschen.
der Mut und mehrte sich der Eifer der Brüder. So stieg der Ruf des Klosters immer höher. Weithin durch die Gaue Deutschlands hörte man von jetzt an den Namen Fulda nennen, und von nah und fern kamen viele herbei, um die neue Schöpfung in der Wildnis zu fchauen. So mancher begehrte Aufnahme ins Kloster, und vielen wurde die Bitte gewährt. Andere ließen sich als Handwerker und Händler in der Nähe des Klosters nieder.
„Durch die eifrigen und arbeitssamen Klostergeistlichen wurde die Gegend weiter und weiter urbar gemacht', die Wälder wurden gelichtet; der Ackerbau wurde gefördert; Handwerk und Künste wurden gepflegt. Geschickte Leute, besonders solche, welche die zur Kleidung und zu den sonstigen Bedürfnissen des Klosters nötigen Materialien verarbeiteten, als Gerber, Schneider, Hutmacher, Pergamentmacher, Leinen- und Wollenweber, wurden herbeigezogen.
Die Arbeiten im Kloster wurden nur von den Mönchen verrichtet. Die einen widmeten sich der Tischlerei, andere der Bäckerei, der Küche, der Bildhauerei, der Gold- und Silberverarbeitung, der Malerei, der Gartenarbeit. Viele Mönche beschäftigten sich mit dem Abschreiben von Urkunden und Büchern. Keine Art der Beschäftigung verschmähten sie. Jeden Augenblick, den ihnen die kirchlichen Pflichten frei ließen, verwandten sie auf das Studium der Wissenschaften, das Lesen und Hören der heiligen Schriften und die Pflege der Künste. Einige diktierten oder schrieben Erklärungen zu den Büchern des Alten und Neuen Testaments. Andere übersetzten Bücher aus fremden Sprachen. Wem nicht Geistesgaben genug verliehen waren, um in den Wissenschaften und Künsten dies alles zu leisten, dem wurde es doch nicht schwer, einen ehrenvollen Platz in den zweiten und dritten Reihen zu behaupten. Diese gingen den ersteren an die Hand, indem sie Buchstabenverzierungen und Bilder auf Pergament malten, die Handschriften zu Büchern einbanden, die Bücher liniierten. Andere schrieben das, was nur so flüchtig auf Zettelchen hingeworfen und diktiert war, ins reine und ordneten es."
Neben dem Fuldaer Kloster wurde eine Klosterschule erbaut. Sie bestand aus zwei Abteilungen. In der einen wurden die künftigen Geistlichen ausgebildet. In der andern wurden Kinder der ansässigen Handwerker und Handelsleute unterrichtet. Auch von weither kamen viele Jünglinge, um in der Klosterschule unterrichtet und erzogen zu werden.
So wurde das Kloster Fulda eine wahre Pflanzstätte der Bildung für Mitteldeutschland und eine Heimstätte christlichen Lebens und Glaubens, die von hieraus weiter verbreitet wurden. Schon unter Sturms Leitung war die Zahl der Mönche auf vierhundert gestiegen. Die eifrigsten und gelehrtesten Priester gingen aus dein Kloster hervor. Bisher war durch fremde Glaubensboten das Evangelium in Deutschland verkündet worden; oon jetzt an waren es Eingeborene, durch welche die Bekehrung der Sachsen und der im Norden Deutschlands wohnenden Stämme bewerkstelligt wurde. Die Fuldaer Geistlichen verpflanzten mit dem (Christentume die Bildung, welche sie im Kloster und in der Schule empfangen hatten, von dort nach den entferntesten Gegenden.
Die Zahl derer, die in Fulda studierten oder als Geistliche tätig waren, wuchs so sehr, daß das Kloster selbst nicht alle aufnehmen konnte. Diesen wurden Plätze in der Nähe des Klosters zur Urbarmachung angewiesen. Hier bauten sie sich zunächst ein kleines Obdach, eine Zelle, um welche herum sie ein Gärtchen anlegten und dann weiter und weiter ein größeres Stück Land bebauten. Die Zellen mußten bald vermehrt werden, neue Anbauer und Ge-
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Stiftsschulen, wie die zu Paderborn, Hildesheim, Bremen, Lttich, Utrecht u. a., lebendige Pflegesttten der Bildung in finstern und sturmvollen Zeiten. Die lteren Klosterschulen nahmen unter der neuen An-regung einen erfreulichen Aufschwung. Vor allen gediehen St. Gallen und Reichenau zu ihrer schnsten Blte. Hier wie auch anderswo wurde die alte klassische Kultursprache, das Latein, hie und da auch wohl etwas Griechisch eifrig betrieben. Vergil war der gefeiertste Schriftsteller des Zeitalters. Lateinisch war die Sprache nicht blo der kirchlichen, sondern berhaupt der vornehmen Kreise. Der Mnch Eckehard Iv. von St. Gallen las mit der schnen Schwabenherzogin Hadwig, die die Tage ihres Witwenstandes auf der Feste Hohentwiel verbrachte, den Vergil. Ein anderer St. Galler Klosterbruder, Notker Lbeo, machte von den Psalmen und dem Buche Hiob deutsche bersetzungen, die sehr geschtzt waren. In Fulda, Hersseld und Korvey fuhren die Mnche fort, die Wissenschaften mit Eifer und Liebe zu pflegen. In Korvey schrieb Widukind seine schsische Geschichte in lateinischer Sprache, wie berhaupt die Geschicht-schreiber damaliger Zeit sich nur der lateinischen Sprache bedienten und die alten Schriftsteller in Stil und Manier nachzuahmen suchten. In den Nonnenklstern zu Quedlinburg und Gandersheim, wo Ottos Tochter Mathilde und ihre Verwandte Gerberga btissinnen waren, lasen die Nonnen neben den Heiligenleben auch den Vergil; die Nonne Roswitha in Ganders-heim pries in lateinischen Reimversen die Thaten des groen Otto und lie ihre geistlichen Komdien vor einem erlauchten Damenpublikum auffhren.
Der Hof der Ottouen wurde der Sammelplatz aller hervor-ragenden Geister des Abendlandes; mochte das wandernde Frstenlager in Magdeburg und Quedlinburg oder in Frankfurt und Regensburg oder jenseits der Alpen in Pavia und Rom verweilen, berall herrschte ein ge-hobenes geistiges Leben, das zunchst die oberen Schichten der Gesellschaft berhrte, die Glieder der kaiserlichen Familie, die hhere Geistlichkeit, die frstlichen und adligen Geschlechter, allmhlich aber auch in weitere Kreise drang. Und wenn auch gewhnlich die lateinische Sprache als Mittel des Gedankenausdruckes diente, und nur selten deutsche Laute in deutsche Schrift gekleidet wurden, so drckten doch die Deutschen auch dem, was sie als fremdes Gut empfingen, das Geprge ihres eignen Geistes auf. Auch die Dichter am Hofe und in den Klstern bedienten sich ausschlielich der lateinischen Sprache, selbst wenn sie einheimische Sagen, die Tiersage und die Heldensage, bearbeiteten. Hat doch auch der St. Galler Mnch Ecke-hard I. sein herrliches Waltharilied in lateinische Verse und damit in hoffhige Form gebracht.
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Extrahierte Personennamen: Eckehard_Iv Galler_Klosterbruder Notker_Lbeo Ottos Mathilde Roswitha Otto