— 41 —
Die Hlpalme (Abb. 7) erreicht eine Höhe von 10—20 m und trägt 5—7 m lange
gefiederte Blätter. Sie wächst zu vielen Millionen wild im Urwaldgürtel Oberguineas
wie auch weiter landeinwärts im Graslande, wo sie mehr vereinzelt oder in kleinen Gruppen
steht. In der Nähe der Dörfer wird sie von den Eingeborenen auch in Pflege genommen.
Sie ist über den ganzen Sudan, Ober- und Niederguinea und das Kongobecken verbreitet
und findet sich auch in einigen Gebieten Oftasrikas. Die Ölpalme ist eine überaus wert-
volle Pflanze, der „Freund des Negers". Am wichtigsten sind die gelben, pslaumenähnlichen
Früchte, die in Büscheln von 600—800 Stück zusammenstehen. Jede Palme liefert jährlich
etwa 10 Bündel von je 8—20 kg Gewicht. Die Früchte ähneln im Geschmack den Oliven
und werden als Zuspeise genossen. Ihr Hauptwert besieht aber in dem reichen Gehalt an
Öl sowohl des Fruchtfleisches (72 °/0) wie der Kerne (48°/0). Schon lange haben die Negev
das Palmöl als Speisefett verwendet. Von weil größerem Nutzen ist dessen Gewinnung
aber geworden, seit man es in großen Mengen nach Europa ausführt. Nach Hassert liefert
in Kamerun jede Palme jährlich 71/2 kg Öl und 15 kg Kerne im Werte von 7 Mk. Das
Öl des Fruchtfleisches wird von den Eingeborenen selbst ausgepreßt. Je nach der Bchand-
lung bleibt es flüssig, oder es wird steif wie Schmierseife. Frauen, Kinder und Sklaven
bringen es auf dem Rücken in Gefäßen zu den europäischen Niederlassungen, wenn nicht
etwa ein Fluß eine bequemere Beförderung gestattet. Hier wird es noch einmal geschmolzen
und gereinigt und dann zum weiteren Versand in Fässer verpackt. Die Palmkerne werden
meist erst in Europa mit Maschinen ausgepreßt. Palmöl und Palmkerne sind das weitaus
wichtigste Ausfuhrerzeugnis der Guineaküsten. Allein an der britischen Goldküste beläust
sich die Ausfuhr auf jährlich 40 Mill. Mk., und sie wird noch überall steigen, wenn erst
die Hinterländer durch Eisenbahnen erschlossen sind. Das Palmöl wird in Europa zur
Herstellung von Seifen, Kerzen, Wagenfett und Schmierölen verwendet, und die Rückstände
der Palmkerne liefern als Ölkuchen ein außerordentlich nahrhaftes Viehfutter.
Der Schibutterbaum trägt beerenartige Früchte vou der Größe unsrer Eier-
pflaumen mit kastaniengroßen Kernen. Aus diesen gewinnt man durch Auskochen ein Öl>
das erkaltet weiß und hart wie Butter ist, ähnlich schmeckt und sich sehr lange frisch
erhält. Die Schibutter ersetzt in Jnnerafrika das Palmöl und wird neuerdings auch nach
Europa ausgeführt. Bei der steigenden Nachfrage nach solchen Fetten werden ohne Zweifel die
Gebiete, in denen der Butterbaum massenhaft wild wächst, noch eine große Bedeutung erlangen.
Die Erdnutz ist eine aus Südamerika stammende Krautpflanze, die jetzt in fast
allen wärmeren Ländern angebaut wird. Ihre hülsenartigen, unter der Erde reifenden
Früchte enthalten je 2—3 Kerne von der Größe kleiner Haselnüsse. Diese Kerne bilden
eine nahrhafte Speise und sind reich an Öl. Die feineren Sorten werden häufig dem
Olivenöl zugesetzt und zur Herstellung von Kunstbutter verwendet. Die minderwertigen
dienen zur Bereitung von Seife und Schmierölen.
Die Jamspflanze gehört zur Gattung der Wiuden und ist in zahlreichen Arten
über alle Tropenländer verbreitet. Ähnlich wie bei unsrer Kartoffel, bilden sich an ihren
Wurzeln Knollen, die bei einer Art bis 25 kg schwer werden. Die Jamsknollen sind sehr
nahrhaft und bilden bei manchen Negerstämmen das Hauptnahrungsmittel. „Sie ähneln
im Geschmack unfern Kartoffeln und werden wie diese auf sehr verschiedene Weise zube-
reitet. Die beliebteste Art ist die, daß man sie schält, in dicke Scheiben schneidet, kocht
und sodann in einem hölzernen Mörser, der durch Aushöhlen eines Baumstammes gewonnen
wird, stampft. Vor jeder Hütte steht wenigstens ein solcher Mörser, mit dem unteren
Ende in die Erde eingegraben, und meist stampfen mehrere Weiber zusammen in gleich-
mäßigem Takt. Die gestampfte, teigförmige Masse wird dann, wenn man Fleisch hat,,
mit diesem und einer stark gepfefferten Öltunke gegessen" (Hupfeld).
— 52 —
alle diese Zuflüsse ist der Kongo zu einem Riesenstrome angewachsen, der nun sein Bett
wieder enger zusammenzieht und rascheren Laufes den w. Randhöhen zueilt. Doch ehe er
in sein Durchbruchstal eintritt, bildet er noch eine große, seeartige Erweiterung, den von
zahlreichen Inseln durchsetzten 4000 qkm großen Stanley Pool (stänle pul), „in dem
die Wasser auszuruhen scheinen, bevor sie mit überstürzender Gewalt dem Meere zueilen."
Nun erfolgt der Durchbruch zur Küste in einem 275 km langen Tale, worin der Fluß
nicht weniger als 32 große Stromschnellen bildet, darunter als letzte die Jellalasälle.
Endlich erreicht der Kongo die Ebene, in der er nun ruhig dem noch 150 km entfernten
Meere zueilt. Nahe der Mündung ist er 11 km breit und 300 m tief. Welche gewaltigen
Wassermassen er dem Ozean zuführt, erhellt aus der Tatsache, daß das Meerwasser noch
bis auf 20 km von der Küste fast süß ist und bis auf 60 km die gelbliche Farbe des
Flusses erkennen läßt. — Zur durchgehenden Schiffahrt ist der Kongo leider nicht geeignet;
doch bilden die einzelnen Laufstrecken ausgezeichnete Wasserstraßen. Seeschiffe können bis
zu den Jellalafällen gelangen, und der Mittellauf wird jetzt von zahlreichen Dampfern
befahren. Zusammen mit den Nebenflüssen haben die Wasserstraßen des Kongo eine
Länge von etwa 10000 km. Das untere Durchbruchstal wie auch die Stanleyfälle hat
man mit Eisenbahnen umgangen.
Obwohl das Kongobecken vom Gleicher durchschnitten wird, ist das Klima
doch nicht so heiß wie im Sudan und in der Sahara (24—27 °). An der
Westküste zieht nämlich eine kalte Meeresströmung entlang, von der her kühlende
Winde ins Land wehen. Die Niederschläge betragen 140—150 cm und
verteilen sich je nach der Gegend auf eine oder zwei Regenzeiten. In den
Äquatorialgegenden, wo die Trockenzeiten nur kurz sind, ist das Land mit uu-
geheuren Urwäldern bedeckt, die jedoch öfter von Grasland unterbrochen werden.
In den n. und s. Gebieten ist die Sa wanne vorherrschend. Die wichtigsten
Nutzpflanzen sind die Ölpalme und Kautschuk liefernde Bäume und Schling-
pflanzen. Die Tierwelt stimmt im wesentlichen mit der des Sudans über-
ein (S. 42).
Kautschuk oder Gummi ist der eingedickte Milchsaft verschiedener Bäume und
Schlingpflanzen (Lianen) der feuchten Tropenwälder. Er wird gewonnen, indem man die
Pflanzen durch Einschnitte in die Rinde anzapft und den Safi in Gefäßen sammelt. Durch
Einkochen u. a. Verfahrungsweifen wird der Saft zum Gerinnen gebracht und dann in
Klumpen oder Platten geformt. Der in den letzten Jahrzehnten gewallig gestiegene
Verbrauch hat das Gummi zu einem sehr wertvollen Handelsgegenstand gemacht, und das
hat zur Folge gehabt, daß in den Wäldern die schlimmste Raubwirtschaft getrieben wurde
und noch getrieben wird. Um möglichst viel Saft zu gewinnen, werden die Gummi-
pflanzen von den Eingeborenen aus Bequemlichkeit und Unverstand einfach abgehauen oder
doch so zugerichtet, daß sie eingehen. Bei vorsichtiger Behandlung bleiben die Bäume
gesund und können alle paar Jahre von neuem angezapft werden. Die drohende Vernich-
tung der wildwachsenden Gummipflanzen hat dazu geführt, in geeigneten Gebieten Kaut-
schukpflauzungen anzulegen, z. B. in Kamerun, im Kongostaat, auf Ceylon, den Ostindischen
Inseln. Das meiste und beste Gummi liefern die Urwälder Brasiliens. 1911 wurde an
Kautschuk ausgeführt aus Brasilien für 305, aus dem Kongostaat für 27, aus den deutschen
Kolonien für 18 Mill. Mk.
Die Bewohner Niederguineas und des Kongobeckens sind zum weitaus
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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— 134 —
mühlen. Früher wurde nur geschälter Reis nach Europa eingeführt. Da aber beim Ner-
packen und Versand viel Reismehl verloren geht, wird er mehr und mehr roh verschickt und
erst im Verbrauchslande geschält. — Der Bergreis, der keiner künstlichen Bewässerung
bedarf, liefert viel geringere Erträge und steht auch an Güte hinter dem Sumpfreis zurück.
Die Hauptreisgebiete Vorderindiens sind Bengalen, Assam, Norddekan und die Landschaft
Madras. Britisch-Jndien (S. 135) erzeugt jährlich gegen 20 Mill. t Reis, wovon im
Durchschnitt 2 Mill. t im Werte von 240 Mill. Mk. ausgeführt werden.
Der Anbau des Mohns wird besonders in Hindostan im Großen betrieben. Aus
dem Milchsaft der unreifen Kapseln gewinnt man durch Eindicken das giftige Opium,
das in Europa als Arzneimittel Verwendung findet. In Süd- und Ostasien dagegen, be-
sonders in den von Chinesen bewohnten Ländern, wird es geraucht. Es versetzt den Raucher
in einen höchst angenehmen Rausch, zerrüttet aber auf die Dauer Körper und Geist. Lange
Zeit war Opium der wichtigste Ausfuhrgegenstand Indiens. 1882/83 brachte es eine Ein-
nähme von 230 Mill. Mk., woraus die Regierung einen Gewinn von 145 Mill. Mk. zog.
In letzter Zeit ist aber der Opiumverbrauch in China eingeschränkt worden und soll nach
und nach ganz unterdrückt werden. Seitdem ist der Opiumbau stetig zurückgegangen.
Der Pfefferstranch ist eine fingerdick werdende Kletterpflanze, die an Bäumen oder
Stangen emporrankt. Er trägt erbsengroße, in Trauben zusammenstehende Beeren. Sobald
diese zu reifen anfangen, werden sie abgepflückt und an der Sonne getrocknet, wodurch sie
schwarz und runzlig werden. Der sog. weiße Pfeffer wird von derselben Pflanze ge-
Wonnen, indem man die völlig ausgereiften Beeren in Meer- oder Kalkmafser legt und
dann von der Fruchthülle befreit. Die Heimat des Pfefferstrauches ist die Malabarküste.
Von dort hat er sich über Hinterindien und die Sundainseln verbreitet, die jetzt den weitaus
meisten Pfeffer liefern. Tie Gesamterzeugung schätzt man auf jährlich 30000 t, wovon etwa
die Hälfte auf Sumatra entfällt.
Der Zimtbaum hat seine Heimat auf Ceylon, das auch heute noch den besten und
meisten Zimt liefert (2/3 der Welternte). Außerhalb der Insel gibt es nur wenige Ge-
biete, deren Klima dem Baume zusagt. Der Zimt ist die Rinde des Baumes. Er wird
aber nur von den dünnen Zweigen gewonnen, die man abschneidet, von der rauhen Außen-
rinde befreit und dann schält.
Der Ingwer ist eine Krautpflanze, deren daumendicke Wurzelknollen ein würziges
ätherisches Öl enthalten. Man benutzt die Knollen als Gewürz in der Küche; das scharf
und brennend schmeckende Öl findet als Arzneimittel, in Zuckerbäckereien und in der Likör-
bereitung Verwendung. Indien ist das Hauptingwerland mit einer jährlichen Ausfuhr von
11/2 Mill. kg. Andere Anbauländer sind Kochinchina, China, Brasilien und Jamaika.
Die Indigopflanze ist ebenfalls ein krautartiges Gewächs. Sobald sie zu blühen
beginnt, schneidet man sie oberhalb der Wurzel ab. Das frische Kraut wird in Wasser
gelegt, das sich dann grüngelblich särbt. „Darauf läßt man die Flüssigkeit in ein anderes
Faß ablaufen und bringt sie durch hölzerne Schaufeln oder Räder mehrere Stunden
hindurch mit der Luft in Berührung. Dabei scheidet sich der Indigo als dichter, sehr
feiner blauer Niederschlag aus. Dieser wird durch baumwollene Tücher geseiht, in Stücke
zerschnitten und getrocknet." Der Indigo wird zur Färbung von Kleiderstoffen verwendet.
Er wurde zuerst Anfang des 17. Jahrhunderts nach Europa gebracht und hat hier nach
und nach den Waid, die bis dahin gebräuchliche blaue Farbe, ganz verdrängt. In der
letzten Zeit aber, seit in Deutschland Indigo viel billiger künstlich hergestellt wird, ist der
Jndigobau stark zurückgegangen. 1895/96 betrug die Ausfuhr fast 80 Mill. Mk., 1909/10
nur noch 4,7 Mill. Mk., während Deutschland 1911 für 42 Mill. Mk. ausführte.
Inte ist eine krautartige Faserpflanze wie der Flachs und der Hanf, wird aber
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Assam Norddekan Madras Britisch-Jndien Hindostan Europa Süd- Ostasien Indiens China Hinterindien Sumatra Ceylon Indien China Brasilien Jamaika Europa Deutschland Deutschland
— 167 —
An erster Stelle steht der Anbau von Nährpflanzen: Reis, Weizen,
Hirse und Mais. Reis, das Hauptnahrungsmittel der Chinesen, wird besonders
im S. gebaut, wo z. B. die Gegend am untern Jangtfekiang einem einzigen
Reisfelde gleicht. Gleichwohl wird noch viel Reis aus Indien eingeführt. Zu
den genannten Getreidearten kommen dann Hülsenfrüchte, namentlich Bohnen,
vielerlei Gemüse, Knollenpflanzen (Kartoffeln, Bataten, Jams), Süd-
früchte und Obst. Der Rhabarber und die Apfelsine (Apfel aus Siua-China)
haben hier ihre Heimat. Da der Chinese keine Butter kennt, spielen Ölpflanzen,
wie Sesam, Raps, Erdnüsse, Lein, die Rizinusstaude u. a., deren Ol
als Speisefett Verwendung findet, in der Volksernährung eine wichtige Rolle.
Unter den Genußmittel liefernden Pflanzen steht an erster Stelle der Tee,
der das tägliche Getränk der Chinesen ist und in bedeutenden Mengen aus-
geführt wird. Ferner wird Tabak gebaut. Der Anbau des Mohns, der in
den letzten Jahrzehnten beständig zugenommen hatte und zuletzt jährlich etwa
5 Mill. kg Opium lieferte, ist jetzt nach Verbot des Opiumrauchens gänzlich
untersagt. Wichtige Gespinstpflanzen sind die Baumwolle, die in ganz Süd-
china angebaut wird, aber den Bedarf des Landes nicht deckt, und Hanf.
Einen sehr großen Umfang hat die Seidenzucht, mit der China an der Spitze
aller Länder steht. — Von nur geringer Bedeutung ist die Viehzucht, weil
alles fruchtbare Land für den Ackerbau ausgenutzt wird und darum wenig
Weideland übrigbleibt. Die wichtigsten Haustiere sind Schweine und Geflügel.
Der Teestrauch wird in ganz Südchina gebaut. Die Pflanzungen nehmen eine
Fläche von der doppelten Größe des Deutschen Reiches ein. Man legt sie vorwiegend an
den Abhängen von Bergen und Hügeln an, wie bei uns die Weingärten. Um die Blätter
bequem pflücken zu können, läßt man die Sträucher nur zur Höhe unsrer Beerensträucher
wachsen. Jährlich wird drei- bis viermal geerntet. Die erste, im April stattfindende Ernte
liefert den feinsten Tee. Je nach der Behandlung der Blätter erhält man schwarzen
oder grünen Tee. „Um schwarzen Tee zu bereiten, läßt man die von den Zweigen
abgestreiften Blätter an der Sonne etwas trocknen. Dann schüttet man sie unter einem
Schuppen auf Haufen, damit sie in Gärung übergehen. Diese wird mehrmals unterbrochen.
Darauf erhitzt man die Blätter in einer Pfanne oder auf einem Bambusgeflecht über
einem Kohlenfeuer, wirft sie auf einen Tisch, rollt sie mit flacher Hand zu Kugeln und
erhitzt sie von neuem. Nachdem dann die Blätter gesiebt worden, sind sie zur Verpackung
fertig. Die Blätter, aus denen grüner Tee hergestellt werden soll, werden sofort in die
Pfanne gebracht, mehrmals abwechselnd mit den Händen zerknetet, dann wieder in der
Pfanne erhitzt und zuletzt getrocknet" (Mewius). Der Staub und die Abfälle bei der Tee-
bereitung werden in Backsteinformen gepreßt und kommen als Ziegeltee in den Handel.
Er wird mit Karawanen größtenteils nach Tibet und in die Mongolei geschickt, wo er, mit
Butter und Salz in Wasser gekocht, als eine allbeliebte Suppe genossen wird. Wie gewaltig
die Teererzeugung Chinas ist, erhellt daraus, daß trotz des eigenen starken Verbrauchs
1911 für 109 Mill. Mk. ausgeführt werden konnten. — Früher war der Teebau ganz auf
China und Japan beschränkt. In neurer Zeit hat er aber in Indien und besonders auf
Ceylon einen gewaltigen Aufschwung genommen, so daß die chinesische Ausfuhr dadurch ganz
erheblich beeinträchtigt worden ist.
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
249
7. Der Süden.
Algarve, die kleinste Provinz, „die aber mit dem Titel eines
Königreiches noch immer prunkt", hat ein warmes, feuchtes Klima
und ähnelt dem benachbarten Andalusien.
8. Klima und Pflanzenwelt.
Dem Ozean verdankt Portugal seine klimatischen Vorzüge. An
Pracht und Fülle der Vegetation wird es von keinem Lande Europas
erreicht. Hier wird zuerst die Natur der Wunderkräfte sich bewußt,
die sie in wildem Schaffensrausch dann in den Tropen betätigt. Von
Deutschlands Flora fehlt keine Blume, kein Strauch, kein Baum ; aber
die feuchtwarme Luft und die wuchernde Kraft des Bodens wandeln
die heimischen Gewächse gar seltsam. So sieht man Iris, Dahlie
und Georgine in zügellosem Spiel der Farben und Schattierungen.
Der Oleander wächst wild, über die Gartenmauern hängt in schweren
Büschen als Unkraut das Heliotrop. An doppelarmstarken Stämmen
blüht unsere Rose; baumartig wächst die Kamelie, das Geranium;
gipfelhoch drängen sich die Blütentrauben der blauen Hortensie. Auf
den öffentlichen Plätzen der Städte stehen Phönix- und Fächerpalmen
von höchster Schönheit. Kolosse von Zedern bilden neben Palmen
den Hauptbestandteil eines Urwalds südlich von Oporto. Über blü-
hende Magnolien streckt die Korkeiche ihre massigen Zweige. Der
australische Eukalyptus mit dem borkenlosen Stamm bildet ganze
Waldungen. Die Rebe bedeckt gewaltige Flächen —• im Norden an
laubenartigen Holzgängen auf Bergabhängen und Uferhöhen gezogen,
im Süden auf freiem Felde an Holz- oder Eisenstangen aufgebunden.
Wo zu so überquellender natürlicher Fruchtbarkeit noch die Kunst
des Gärtners tritt, da entstehen Vegetationsbilder von oft paradiesischer
Schönheit. (Nach Dr. S. Bornstein.) Über 2000 qkm Fläche ist mit
Korkeichen bewachsen, von denen etwa für 3 i/o Mill. Milreis Kork
gewonnen wird.
9. Die Bewohner.
Große Einheitlichkeit zeigen die 51/2 Millionen Bewohner. Es
gibt nur sehr wenig Fremde; in den Hafenstädten zählt man 3000 Neger.
Fast alle sind römisch-katholisch. Etwa 58 Menschen wohnen auf
einem Quadratkilometer, das sind noch nicht halb so viel als in
Deutschland. Erschreckend ist die Unwissenheit: von 100 Einwohnern
können 58 nicht lesen und schreiben. Stark ist die Auswanderung :
aus dem kleinen Portugal wandern viel mehr aus als aus Deutschland,
1908 über 40000, und zwar meist nach Brasilien; in Deutschland
1911 nur 22690. Die Unwissenheit der Volksschichten, die Unfähig-
keit der höheren Stände, den hohen Ansprüchen der jetzigen Kultur
zu genügen, ferner tiefe Verschuldung und innerer Unfriede sind die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Oporto
Extrahierte Ortsnamen: Andalusien Portugal Europas Deutschlands Bornstein Deutschland Deutschland Brasilien Deutschland
— 269 —
ein. Am besten ist es mit der Volksbildung in dem gewerbreichen
Toskana. — Wiedergabe.
Volksdichte. Was lehrt die Karte über die Besiedelung Italiens?
Die Volksdichte ist sehr verschieden; am dichtesten ist die Poebene,
am dünnsten das fieberhauchende Maremmengebiet der Westküste be-
siedelt. Italien zählt 33°/; Mill. Einwohner (117'/- auf 1 qkm).
Besonders stark ist die Auswanderung aus Italien nach Amerika (be-
sonders Südamerika)'). Es suchen jährlich reichlich 1/2 Mill. Italiener
ihren Erwerb außerhalb des Vaterlands (als Arbeiter, Orgeldreher, Gips-
figurenhändler usw.). — Wiedergabe.
Erwerbsverhältnisse. Gib an, womit sich die Bewohner Italiens
beschäftigen! Ackerbau, Obstbau, Viehzucht, Bergbau, Industrie,
Handel und Gewerbe.
Ackerbau. Die Hauptnahruugsquelle der Bevölkerung ist die
Landwirtschaft. Italien besitzt einen fruchtbaren Boden. Die
angebautesten Gebiete sind die Poebene, das Arnotal, Kam-
panien, die Umgegend von Palermo (Goldene Muschel) und das
Ätna-Gelände. Diese Gebiete bestehen meist aus fettem Schwemm- und
Marschboden, der vom Meere und von den Flüssen angehäuft worden ist. Die
Hügel- und Bergländer weisen ebenfalls fruchtbaren Boden auf, der durch
die Verwitterung der teils vulkanischen, teils kalkigen Gesteine entstanden
ist. Diese Bodenarten bilden infolge der reichen Niederschläge und der vor-
herrschenden Hitze die Grundlage der Pflanzenfülle und Pflanzenpracht des Landes.
Nicht mit Unrecht nennt man daher Italien das „große Treibhaus Europas".
Acker- und Gartenland nehmen fast die Hälfte des Bodens in An-
spruch (48,6 °/o wie Deutschland); V8 der gesamten Bodenfläche ist nicht
anbaufähig (Maremmen). Vor allem wird in Italien viel Getreide
angebaut. Die fruchtbaren Ebenen liefern Weizen, Mais und Reis.
Der Reis-Anbau ist fast ganz auf die Poebene beschränkt (Abb.
zeigen!). Außerhalb derselben wird er in geringen Mengen im Arno-
tal, in Kampanien und auf Sizilien gebaut. Die erzeugten Getreide-
mengen decken jedoch nicht den eigenen Bedarf; es muß daher
Getreide eingeführt werden^). Bedeutend ist der Anbau von Hülsen-
flüchten, die in der Ernährung des Volkes eine weit größere Rolle
spielen als bei uns. Wichtig ist der Anbau von Hanf, von dem eine
große Menge ausgeführt wird (37 Mill. Mark). — Auf den weiten, sonnigen
Ebenen gedeiht auch die Baumwollenstaude, die zur Blütezeit blaßgelbe Blüten, zur
Erntezeit aber wallnußgroße, dreiklappige Kapseln (vorzeigen!) trägt, deren Samen-
körner in lange, weiße Wollfasern eingehüllt sind. Ein solches Baumwollenfeld ge-
währt während der Ernte einen eigenartigen Anblick, denn es sieht aus, als ob das
ganze Feld mit Schnee bedeckt sei (Abb. zeigen!). Der Boden Italiens unter-
scheidet sich von dem unsern dadurch, daß er in einem Jahre mehrere
Ernten liefert (Nachweis!). — Wiedergabe.
Obstbau. Italien kann das „große Treibhaus Europas" genannt
werden, weil es das Land der „immergrünen Pflanzen" und der
„Südfrüchte" ist. Der Obstbau steht namentlich in Mittel- und
U n t e r i t a l i e n in hoher Blüte. In Italien gedeihen nicht nur unsere
1) Im Jahre 1904 betrug sie 252000 Personen (7,4%).
2) Die Getreideeinfuhr übersteigt die Ausfuhr um etwa 100 Mill. Mark (in
Deutschland um 430 Mill. Mark).
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Italien Italien Amerika Italiens Italien Palermo Italien Deutschland Italien Arno- Kampanien Sizilien Italiens Italien Mittel- Italien Deutschland
— 273 —
Naturgaben wurde Amerika das Hauptbezugsland unserer
sogenannten Kolonialwaren. Von hier kamen n. a. Baum-
wolle, Tabak, Kaffee, allerlei Gewürze, Kakao, Chinarinde, Edelmetalle,
Färb- und Feinhölzer, in neuerer Zeit auch Getreide, Petroleum und
Fleischwaren. In Bezug auf Kulturbestrebungen wetteifern
manche Länder Amerikas mit den hervorragendsten europäischen Kultur-
staaten, und die amerikanische Industrie hat in mancher Hinsicht
sogar die europäische überholt. Endlich ist Amerika noch immer das
Hauptziel des europäische» Auswanderer ström es und
erregt als solches das unmittelbare Volksinteresse.
Ii. Nordamerika.
(23 Mill. qkm, 96 Mill. E.)
1. Grönland.*)
(2 170000 qkm, 11000 E.)
1. Das Land. Grönland (= Grünland, nach dem Nasengrün
so genannt, welches im Sommer die Küste umsäumt) ist die größte
aller Inseln der Erde, 4 mal so groß als das Deutsche Reich. Die
nächstfolgenden drei größten Inseln der Erde, Neuguinea, Borneo
und Madagaskar, haben zusammengenommen nur einen Flächeninhalt
von der Größe Grönlands. Die Südspitze der Insel liegt mit Peters-
bürg unter gleicher Breite; das Nordende reicht bis zum 82. Breitenkreise.
Das Innere der Insel ist, wenige Felsspitzen ausgenommen, von
Gletschereis, „Inlandeis," bedeckt, das in gewaltigen Zungen bis
zum Meer reicht. Die gewaltigen Eismassen, welche hier die Polar-
gletscher ins Meer abladen (kalben), gelangen als Eisberge in niedere
Breiten, wo sie abschmelzen. Nicht selten werden sie der Schiffahrt
gefährlich. An der Ostküste erreichen die Schnee- und Eisberge die
Höhe der Alpen (Petermannspitze, 3500 m); auch ist hier die
Küste buchtenarm und infolge eines kalten Meeresstroms von Eis-
barren abgesperrt. An der fjordreichen Westküste entlang führt ein
warmer Meeresstrom, und das Klima ist hier milder. Hier finden sich
auch die meisten Ansiedelungen der Eskimos und Europäer.
Tier- und Pflanzenwelt sind in dieser Einöde spärlich
vertreten. Der kurze Sommer entlockt dem Boden des Küstengebiets
eine grüne Pflanzendecke: Gras, Blumenschmuck, Flechten und Moose,
niederes Gesträuch, Rausch- und Moosbeeren. Die schwarze Rauschbeere
und die rote Moosbeere sind wertvoll als Beikost zu dem täglichen
Seehundsfleisch. Das Löffelkraut dient frisch als Salat, wird ge-
sammelt und zu wohlschmeckenden Kohlsuppen verwertet und ist zugleich
*) Grönland wurde schon im 10. Jahrhundert von den Normannen ent-
deckt; ihre Kolonien hielten sie bis ins 14. Jahrhundert. In der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts legte Dänemark auf Grönland Kolonien an, und Hans
Egede brachte den Eskimos das Christentum. Später folgten Mederlafsungen
der Herrnhuter.
Trornnau-Schöne, Lehrbuch für Präparandenanstalten. 18
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Hans
Egede
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerikas Amerika Nordamerika Deutsche_Reich Neuguinea Borneo Madagaskar
Europa.
7l
Produkten, die wir auch bey uns wohl gewinnen
könnten, nur den Theestrauch nennen. Erwachst
in China in Asien und wir Europäer geben für die
Blatter desselben jährlich viele Tapsend Thaler aus,
obwohl wir es schon erfahren haben, daß dieser
Strauch in den härtesten Winter in Deutschland im
Freyen stehn hlieb, ohne zu erfrieren. Auf so etwas
sollte aber auch der fleißige Landmann achten. Wer
weiß, welche Vortheile er sich dadurch stiften könnte,
wenn er nicht immer bey dem stehen bleiben wollte,
was sein Vater schon gekannt und gebauet hat.
Dazu bekam er ja Verstand von dem Schöpfer, daß
er prüfen könnte, wie dieß und jenes besser anzu-
fangen wäre. Doch ich wollte euch ja von den
Thieren und Pflanzen erzählen, welche man in Eu-
ropa findet. Sie sind, wie gesagt, zum Theil aus
fremden Ländern nach unsern Vaterlande von unsern
Vorfahren verpflanzt, obwohl sie jetzt auch bey uns
trefflich gedeihen. Wir wollen sie hier einzeln aus-
zählen und sodann bey den einzelnen Landern
sehen, wie sie die Bewohner derselben zu benutzen
verstehn.
i. Unter den Hausthieren sind die Hunde,
Katzen, Pferde, Esel und Maulesel, das Rind, das
Schaaf und die Ziege meistens durch ganz Europa
verbreitet. Der Hund, den man bey dem Hüten
des Viehes, auf der Jagd und zum Bewachen des
Hauses gebraucht, findet sich in ganz Europa. Die
größten Hunde hat man in England und Dänemark,
die stärksten in Polen. Die Katze lebt wild in
den Wäldern, wird aber auch in den meisten Län-
dern in den Häusern gehalten. — Das Pferd
stammt, wie der Esel, aus Asien und lebt nur in
Polen und einigen Gegenden von Rußland wild.
Die schönsten Pferde findet man in England, Spa-
nien und Unteritalien, die stärksten und dauerhaftesten
in Holstein und Meklenburg, (deutsche Lander), in Po-
len und in Ungarn. — Der E se l und der M a ul e fel
stnd in den südlichen Ländern lebhafter und schöner
«nd werden dort, wie z. B. in Italien mehr zum
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Extrahierte Personennamen: Schaaf
Extrahierte Ortsnamen: Europa China Asien Deutschland Europa Europa England Polen Asien Polen England Unteritalien Holstein Meklenburg Ungarn Italien
140
von den Küsten des Meeres bis zu Höhen von beinahe 1300 m aus,
wird deshalb vom vorhandenen Niveau nur selten überragt und ver-
hindert. Ungefähr die Hälfte des deutschen Bodens dient seiner Pflege,
und mehr _ als zwei Drittel der Bewohner beschäftigt sich mit ihm.
Vorzugsweise sind es Dorfbewohner, welche ihn betreiben, aber auch,
zumal in den ehemals slawischen und überhaupt in allen dünn be-
völkerten Landesteilen, viele Städter. Im engsten Zusammenhange
mit dem Ackerbau steht die Viehzucht, kann doch der Landbau im
großen gar nicht ohne dieselbe gedacht werden. Aber selbst da, wo die
Bodenbestellung mit dem Spaten in der Hand und die Ernte ohne
Zuhilfenahme der Zugtiere bestritten werden kann, wie bei der Reben-
kultur und dem gartenmäßigen Gemüsebau, selbst da ist wenigstens
die nachbarliche Existenz der Haustiere für Düngung des Bodens
unerläßlich, und der Erfolg aller größeren Wirtschaften hängt auf das
innigste mit der Größe des Viehstandes zusammen, den sie zu unter-
halten vermögen. — Gar mannigfaltig ist die Form des landwirt-
schaftlichen Betriebes... Welch ein Unterschied besteht nicht zwischen der
Beschäftigung des Sennhirten und der Kultur der Weinberge, der
Obsthaine, der Hopfengärten, der Marschen, zwischen den Zwerg-
wirtschaften auf wenigen engen Gemüsebeeten, und dem Anbau unge-
heurer Flächen, die, soweit das Auge reicht, mit wogenden Getreide-
Halmen, grünen Kartoffelstauden, blauen Flachsblüten oder dem duften-
den Gelb der Ölfrüchte geschmückt sind. Überall aber befindet sich die
Landwirtschaft in einem blühenden und musterhasten Zustande. Wo
nur immer die natürlichen Verhältnisse des Bodens den Ackerbau be-
günstigen, steht er in hoher Blüte, und wo sich ihm Schwierigkeiten
(zu große Unebenheit und Unfruchtbarkeit des Bodens) bieten, weiß
deutscher Fleiß auch ärmerem Boden lohnende Ernten abzugewinnen.
Gleichwohl reicht der Ertrag der Ernten nicht aus, des Landes Bedarf
vollständig zu decken.*)
Am meisten abhängig von der Natur des Bodens ist der Berg-
bau mit allem, was ihm im weitesten Sinne zugerechnet werden kann,
als z. B. Steinbrüche, Lehm und Sandgruben u. s. w. Er kann
begreiflicherweise nur da betrieben werden, wo sich nutzbares Material
für ihn darbietet, seien es nun Erze, Kohlen, Salzlager oder andere
nutzbare Gesteine. In Deutschland leben Hunderttausende von ihm,
leider in der Mehrzahl ein Leben voll Gefahr, Mühseligkeit und
Armut, dennoch häufig nicht ohne eine gewisse poetische Vorliebe für
den selbstgewählten Berus. In keinem Lande der Erde ist der Bergbau
von der gemütlichen, wie von der wissenschaftlichen Seite tiefer auf-
gefaßt worden. Der deutsche Bergbau hat noch heute einen Weltruf.
2. Technische Kultur.
Der wichtigste und am allgemeinsten verbreitete unter den
Nahrungszweigen ist — wie oben gezeigt — die Landwirtschaft.
Spärlich bevölkerte Gegenden können sich, selbst auf einem dürftigen
Boden, in einer kargen Natur, allein auf sie beschränken. Aber sobald
') Vergl. Seite 128—130.
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365
Die Ausfuhr von Palmöl, Palmkernen, Elfenbein, Gummi und
Erdnüssen, die von 11 europäischen Firmen ausging, hatte in dem
Zeitraum vom 1. April 1888 bis zum 31. März 1889 einen Wert
von 2 Millionen Mark; die Einfuhr an europäischen Waren k. betrug
ebensoviel. Neuerdings hat sich der Handel sehr gehoben.
ch Kamerun. Das Gebiet liegt da, wo sich Ober- und
Niederguinea berühren. Es hat etwa die Größe des Königreichs
Preußen und ist jedenfalls unter den deutschen Besitzungen die wert-
vollste. Die Küste umfaßt hauptsächlich das Deltagebiet des Mungo-
slusses, der etwa die Größe der Elbe hat. Er kaun von Seeschiffen
befahren werden und ist deshalb für den Handel und Verkehr von
hoher Bedeutung.
Das Klima ist tropisch; an der Küste herrschen die tödlichen
Fieber. Im Innern ist es gebirgig; hier ist auch das Klima gesuud.
Auf dem fruchtbaren Deltaboden entwickelt sich eine üppige Pflanzen-
welt. Mächtige tropische Wälder, in denen die verschiedenartigsten
Palmen-, Kopal- und Guttaperchabäume vertreten sind, ziehen sich nach
dem innern Hochlande hinauf. Alle Pflanzen überragt die Ölpalme; aus
ihren faserigen Fruchthüllen gewinnt man das Palmöl, und die
Kerne werden in Tausenden von Centnern jährlich nach Europa zur
Ölbereitung geschafft. Eine einzige Fruchttranbe hat oft 800 Früchte.
Der Kaffeebaum und die Baumwollenstaude wachseu hier wild. Der
Anbau des Tabaks hat sich bewährt. In der Nähe der Ortschaften
erblickt man Jams-, Mais- und Kakaofelder. In Wäldern treiben Affen,
Eichhörnchen, Papageien, Nashornvögel und Singvögel ihr Wejen, Leo-
parden lauern auf Beute, und Wildschweine, Büffel und Krokodile hausen im
Dschungeldickicht. Schönes Rindvieh, glatthaarige Schafe, Ziegen und
Schweine werden gezogen; auch Geflügel ist sehr zahlreich, besonders
ist unser Huhn überall verbreitet. An giftigen Tieren kommen Puff-
ottern und Brillenschlangen vor : auch giebt es hier allerlei lästige Insekten.
Das Kamerungebirge erreicht im Götterberg 4500 rn Höhe. Die
Bewohner gehören zu den Bantunegern, die in viele Stämme zer-
fallen, von denen die Dualla der einflußreichste und zahlreichste
Stamm sind. Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind ähnlich wie im
Togoland. Die Küstenbewohner haben hauptsächlich den Zwischenhandel
in Händen.
Die Verwaltung des ganzen Gebietes liegt in den Händen eines
Kaiserlichen Gouverneurs. Das Regierungsgebäude ist auf der Joß-
platte erbaut, wo ein gesunderes Klima herrscht. Kamerun hat bereits
zwei Regierungs-Schulen, ein Postamt und mehrere wichtige Handels-
plätze, wie Kamerun, Bimbia, Batanga. Die Missionen entfalten eine
ungemein rege und gesegnete Thätigkeit. Die Zahl ihrer Stationen,
in denen sie Wohn- und Schulhäuser und Kirchen bauen, mehrt sich.
Der Handel liegt in den Händen von 9 Firmen, darunter Woer-
mann in Hamburg; etwa 170 Europäer, darunter 140 deutsche, wirken
hier. Die Hauptausfuhrartikel sind Palmöl, Palmkerne, Kautschuk und
Elfenbein, während als Haupteinfuhrartikel Spirituosen, Waffen, Pulver,
Salz und Reis zu nennen sind. Die Einnahmen an Zöllen haben
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