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1. Erdkunde - S. 316

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 316 — er sich keine Rechenschaft zu geben. Zuerst ist es der ungeheure Maßstab der Riesenbäume, welcher uns in Erstaunen setzt, sodann die gänzliche Verschiedenheit der Pflanzenwelt dieser Wälder von der unseres Erdteils. Wo wir in der Heimat einen blühenden Stranch oder einen Obstbaum in anmutiger Farbenpracht erblicken, da finden wir hier blühende Banmkolosse, deren Höhe die der heimatlichen um das Doppelte, ja selbst Dreifache übertrifft, während ihre Blüten den größten Blumen unserer Prachtgärten an die Seite gestellt Bild 104. Urwald in Brasilien. werden können. Dazu sprossen sie in einer solchen Fülle hervor, daß das ganze Laubdach des Baumes sich oft in ihre Farben zu kleiden scheint. Besonders sind es jene Bäume mit prachtvollen lila oder weißen Blüten, welche ungemein viel zur Zierde der Wälder beitragen, indem sie sich von dem mannigfachen Grün des Laubes unterscheiden. Jeder Baum hat seinen eigentümlichen Wuchs, sein eigenes Lanbwerk und sein von den benachbarten Bäumen ver- schiedenes Grün. Riesige Gewächse, den verschiedensten Arten an- gehörend, verschlingen ihre Zweige und erzengen ein Gemisch des verschiedenartigsten Laubes. Gleich gewaltigen Säulen erheben sich

2. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 362

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
362 empfindsamer als ein Weib, zärtlicher als eine Mutter?" Die Kunde dieses Greuels verbreitete sich bald ins römische Lager; Titus schauderte, und nachdem er den Juden noch einmal, aber vergebens, Gnade angeboten hatte, beschloß er, diese Missethat mit den Trümmern Jerusalems zu bedecken. Er ließ die Stadt bestürmen und eroberte sie nach fünfmonatlicher Belagerung. Viele Juden hatten sich indes in das gewaltig feste Gebäude des Tempels geflüchtet. Titus wünschte sehn- lichst, diesen prachtvollen Tempel zu erhalten und verbot strenge, daß jemand sich daran vergreife. Aber, von höherem Antriebe geleitet, ergriff einer der Soldaten eine Fackel und warf sie in den Tempel; das Feuer griff um sich, und unge- achtet aller Bemtihungen, den Brand zu löschen, ging der Tempel in Flammen auf. Ein entsetzliches Blutbad ward in der Stadt angerichtet. Mehr als eine Million Juden sollen in diesem Kriege umgekommen sein, und so viele wurden, wie sie unserm Heilande gethan hatten, von den Römern ans Kreuz geheftet, daß es in der Gegend an Pfählen zu Kreuzen mangelte. Die Gefangenen (97000 an der Zahl) wurden entweder getötet, oder zum Kampfe mit wilden Tieren be- stimmt, oder in die Sklaverei verkauft. Solches Ende hatte Jerusalem im Jahre 70, und es er- schien so auffallend als ein Strafgericht des Herrn, daß Titus selbst gestand, er sei nur das Werkzeug der göttlichen Rache gewesen. Er hielt in Rom einen prächtigen Triumph über die Juden, und auf dem marmornen Triumphbogen, der da- mals errichtet wurde und zum Teil stehen geblieben ist, er- blickt man jetzt noch mehrere Abbildungen der erbeuteten jüdischen Tempelgeräte. Die Juden wurden, den Weissagungen gemäß, über die ganze Welt zerstreut und werden, wie ebenfalls die Propheten vorhersagten, ohne Opfer und Altar, ohne Tempel und Hohe- priester, erhalten als ein ewiges Denkmal der Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit Gottes, bis sie am Ende der Tage Jesum als ihren Messias erkennen und bekennen werden. 4. Kaiser Constantin der Große. Es giebt Begebenheiten in der Geschichte, die teils da- durch, daß sie den Charakter eines Zeitalters beurkunden, teils dadurch, daß andere wichtige Thatsachen an sie geknüpft sind, eine überaus hohe Bedeutung erlangen. Zu solchen Begebenheiten gehört auch die wundervolle Erscheinung, die sich dem Kaiser Constantin dem Großen gezeigt und seinen Übertritt zum Christentum und die Erhebung desselben zur

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 395

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
395 Als dächt' er vergangener Zeiten; Jetzt, da er dem Sänger ins Auge sah, Da ergreift ihn der Worte Be- deuten. Die Züge des Priesters erkennt er schnell Und verbirgt der Thränen stür-- zenden Quell In des Mantels purpurnen Faltem. Und alles blickte den Kaiser an Und erkannte den Grafen, der das gethan, Und verehrte das göttliche Walten. 17. Crsinoung der Buchdruckerkrmsi. Unter allen Erfindungen des Mittelalters ist die Buch- druckerknnst die wichtigste und zugleich die schönste Zierde des- deutschen Namens. Früher gab es nur geschriebene Bücher. Die Mönche vorzüglich beschäftigten sich mit dem Abschreiben, und es ist zum Erstaunen, wie weit es diese in der Schön- schreibekunst gebracht hatten. Die großen Anfangsbuchstaben wurden sehr schön in bunten Farben gemalt, auch wohl mit Gold ausgelegt, oft sogar mit kleinen, niedlichen Bildchen umgeben. Solche Abschriften kosteten außerordentlich viel Zeit und vielen Fleiß und waren deshalb auch sehr teuer. Eine einzige schöne Bibel kostete wohl dreihundert Thaler. Darum konnten auch nur reiche und vornehme Leute Büchen haben. Am größten war dieser Nachteil für Schulen, wo nicht jeder Schüler, wie jetzt, sein Buch hatte. Der Unter- richt konnte deshalb auch nur höchst mangelhaft sein, weil er sich fast einzig auf den mündlichen Vortrag be'chränken mußte. — Der Bnchdruckerkunst ging die Formschneidekunst, die schon im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts erfunden war, voraus und bereitete jene vor. Es wurden nämlich in hölzerne Täfelchen allerlei Bilder von Heiligen geschnitten,, mit Farbe bestrichen und dann auf Pergament oder Papier abgedruckt. Diese Holzschnitte waren anfangs sehr roh, die Figuren kaum kenntlich. Um den Heiligen, der abgebildet iein sollte, kennbar zu machen, wurde der Name desselben beigesetzt. Bald schnitt man nicht nur einzelne Wörter bei,, sondern auch ganze Bibelstellen, zuletzt schnitt man sogar ganze Seiten in Holz. Sollte nun ein geschriebenes Buch gedruckt werden, so mußten gerade so viel Holztafeln da sein, als das Buch Seiten hatte. Jede Seite wurde in die Holz-^

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 41

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
41 Landstraße hinwanderte und sich seiner düstern Stimmung ganz iiberließ. Da sah er das helle Feuer einer nahen Schmiede und hörte die eiligen Schläge des fleißigen Ar- Leiters. Das llang ihm so heiter und traulich entgegen, als käme es aus der Schmiede seiner Heimat. Er konnte sich nicht enthalten, hinzutreten und den rüstigen Arbeiter an- zureden. ..Ihr habt wohl viel zu thun, guter Meister?" fragte er mit zutraulicher Stimme. — „Mehr als zu viel!" war die Antwort; „denn ich werde von allen Seiten ge- drängt und kann nicht begreifen, was der Krieg mit all den Nägeln thut." — „Habt Ihr denn keine Gesellen?" fragte der Graf weiter. — „Man kann keine finden," rief der Emsige zwischen sein Gehämmer. Das war für den be- drängten Grasen genug, um sich sofort zur Hülfe anzubieten. „Es ist zwar nicht viel, was ich verstehe," sagte er, „aber ich verlange auch nur den nötigen Lebensunterhalt zum Lohne, und mein Eifer soll den Mangel an Geschicklichkeit ersetzen." Der Meister ließ ihn einen Versuch machen und war hinrei- chend damit zufrieden. Es währte nicht lange, so war der junge Gras wieder ganz in seiner früheren Übung. Er erwarb sich die Gewogenheit seines Meisters, bekam höheru Lohn und konnte von demselben etwas zurücklegen. Da er sich in seine Lage gefunden hatte, so verlebte er heitere Tage in der redlichen Familie. Das Glück wollte aber auch, daß ihm nach Ablauf der Kriegsunruhen alle seine Güter zurückerstattet wurden. Da erst offenbarte er dem Meister seinen Stand und Namen und versprach, ihm ein Andenken an die bei ihm verlebte Zeit zu überschicken. Noch mehr aber gedachte er, den wackeren Schmied seiner Heimat zu belohnen, dem er das köstliche Kleinod eines Handwerks zu verdanken hatte. Er sehnte sich nach dessen Wiedersehen. Wie staunte er, als er statt der früheren Hütte ein großes Haus mit einem bedeutenden Lager von Eisenwaren da stehen sah und daneben eine Schmiede, worin viele Gesellen, nicht bloß mit Verfertigung von Nä- geln, sondern auch mit verschiedenen andern Arbeiten beschäf- tigt waren!j Der alte Meister aber stand an der Hausthür und sah eben zu, wie ein Karren mit Eisenwaren beladen

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 610

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
— 610 — trat, und von da an war der münsterische Fürstbischof zugleich das geistliche Oberhaupt dieser Landesteile. Neben Christoph Bernhard, der 1678 starb, ist noch zu erwähnen der münstersche Minister Franz Friedrich Wilhelm von Fürstenberg. Dieser hat durch seine treff- lichen Maßnahmen zur Heilung der Wunden, die der 7j ähr ig e Krieg dem Volkswohlstände geschlagen hatte, und dadurch, daß er den verdienten Overberg nach Münster berief und im Vereine mit demselben eine vorzügliche Schulordnung entwarf, dem Fürstbistume Münster den Namen eines Muster- staates erworben. Overberg besuchte in Fürstenbergs Auf- träge in den Jahren 1783 und 1734 das Niederstift und konnte nur Günstiges über Land und Leute berichten. Dem Eifer der Geistlichen für den Volksschulunterricht zollte er ein besonderes Lob. Der Sturm, der zu Ende des 18. Jahrhunderts von Frankreich her über Deutschland dahinraste, sollte auch für das Fürstbistum Münster verhängnisvoll werden. Es wurde zwischen Preußen, Hannover und Oldenburg geteilt. Preußen erhielt das Oberstift, Hannover das Amt Meppen und Oldenburg die Ämter Vechta und Cloppenburg, fortan das oldenburgische Münster land genannt. Später kamen Damme und Neuenkirchen hinzu (S. 597 und 606). Mit dem Anfall der Ämter Vechta und Cloppenburg an Oldenburg, der 1803 erfolgte, verschwand auch das in Vechta ansässige Alexanderkapitel (S. 598). Bald darauf sollte die französische Herrschaft, nachdem das ganze Herzogtum Frankreich einverleibt war, das beim Volke überaus beliebte Franziskanerkloster in Vechta vernichten. Im Jahre 1811 wurde es durch ein Dekret Napoleons 1. aufgehoben. Daß es dem katholischen Volke nicht leicht wurde, sich mit allen diesen Neuerungen, die einen kirchenfeindlichen Charakter zur Schau trugen, rasch abzu- finden, läßt sich denken. Die Verdienste der Franziskaner um das Münsterland erkennt man noch zur Stunde dankbar an. Glücklicherweise hatten die Ämter Vechta und Cloppen- burg 1803 einen Fürsten erhalten, der es verstand, die neuen Unterthanen zu versöhnen und für sich einzunehmen. Was der Herzog Peter Friedrich Ludwig in seiner Proklamation vom 30. Juli 1803 versprochen hatte, die früheren münster- schen Unterthanen könnten sich seiner unermüdeten Sorgfalt für die Erhaltung ihres wahren Wohls, der möglichen Ab- stellung aller Mißbräuche, der Handhabung einer unparteiischen Gerechtigkeit, der Beförderung des Fortkommens und Wohl- standes, der Beibehaltung ihrer Gesetze und Gewohnheiten,

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 269

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
269 wunderbaren chinesischen Schriftzüge bewundern kann, welche Namen des Erbauers und des Landbezirks — gleich den Etiketten auf unseren Weinflaschen — nennen. Der Leser aber mag sich nur in acht nehmen, daß man ihm nicht in England oder Rußland zubereitete Schlehen- oder Eschenblätter für Thee aus Kanton verkaufe, denn oft genug hat keins der grünen Blättlein in den schön bemalten Theebüchsen weder China noch sonst ein Land Asiens zu sehen bekommen. 60. Die Blumen. Noch bedeckt zur Zeit, da der Winter bald dem Ende- seiner Herrschaft sich nahet, eine reine, glänzend weiße Decke Berge, Hügel, Thal und Wald, und ein bläulicher Duft ist darüber hingegossen, aus welchem uns stärkende Luft ent- gegenweht; aber es scheint nicht, als ob er, der Winter, schon lange her an das Herrschen gewohnt, sobald abzutre- ten gedenke von seinem Throne. Allerdings sucht er uns zu entschädigen, indem er an unsern Fenstern und überall, wo er kann, Blumen von Eis, und rasch, ja über Nacht, her- vorruft; allein so sehr wir auch darin die bildende Kraft der überall schassenden Natur, welche aber nur das Werkzeug Gottes ist, erkennen und bewundern und uns gern der Täuschung auf einige Zeit überlassen, so fühlen wir doch bald genug innige Sehnsucht nach den wahren Blumen, nach den Blumen des Frühlings und des Sommers. Und bald- verkünden es laue, linde Lüfte, daß die Sehnsucht gestillt werden soll. Auch kommt jetzt ein Friihlingsbote nach dem andern an, zuerst das Schneeglöckchen, sehr sinnig von den Deutschen so genannt. Noch vor Fastnacht blüht es, mitten im Schnee, um eine andere Zeit zu verkünden. Sieh! Schneeglöckchen entwinden sich schon weißschiinmernd der Erde, Die ihr so fröhlich euch zeigt, läutet den Frühling ihr ein? Ja, den Frühling läutet es ein, das liebliche Blümchen, und ist so angenehm und so teuer unserm Herzen als die Hoffnung, die es in diesem erregt. Und kaum haben dio andern unter der Winterdecke noch schlummernden Blumen

7. Der südteutsche Schulfreund - S. 155

1842 - Karlsruhe [u.a.] : Herder
153 N mit seinen Karavanen nach der Gegend des Euphrats, nach Syrien und Palästina sandte. — Muhamed war ein schöner Mann, von kraftvoller Gesundheit, und würde- vollem Blik; er besaß eine einschmeichelnde Beredtsam- keit, hohe Klugheit und kühnen Muth: lauter Eigen- schaften, durch die er sich leicht die Zuneigung der Menschen gewann. Nachdem er noch in Handelsgeschäften einige große Reisen gethan, und dabei die Religionen und Sit- ten der Menschen genau beobachtet hatte, gab er die Handlung auf und zog sich in die Einsamkeit zurük. Ganze Tage brütete er in düstern Höhlen, um durch sein geheimnißvolles Wesen die Seinigen mit wunderba- ren Ahnungen über ihn zu erfüllen. In stiller Ein- samkeit grübelte er über Religionsgegenstände. Den Glauben seines Volkes, welches die erschaffenen Dinge als Götter anbetete, erkannte er bald als Thor- heit. Die jüdische Lehre war ihm zu engherzig und feindselig. Auch die christliche Religion sagte ihm nicht zu; denn ihren wahren Geist hatte er nicht fassen kön- nen. Da stand sein Entschluß fest, Stifter einer neuen Religion zu werden. Seine ganze Seele war von diesem Gedanken erfüllt, seine feurige Einbildungs- kraft heftig aufgeregt. Wiederholt siel er in Ver- züknngen und gab wunderbare Erscheinungen vor, die aber nur Trug waren — Endlich theilte er seinen Verwandten mit, es sei ihm der Engel Gabriel er- schienen, und habe ihm geoffenbaret, daß er zum Ab- gesandten Gottes bestimmt sei. Nachdem er drei Jahre lang bloß seinen Freunden seine trügerischen Lehren und Offenbarungen mitgetheilt, und sich einige Anhänger ver- schafft hatte, trat er öffentlich auf, indem er sich einen Propheten nannte, dem Gott befohlen habe, das Volk der Araber zu ihm zu führen. Viele seines Stammes glaubten ihm aber nicht, und verschworen sich gegen sein Leben. Deßhalb stoh er von Mekka nach Medina. Seine neue Lehre war hier schon bekannt, und weil die Ein- wohner dieser Stadt mit denen zu Mekka in alter Feind- schaft lebten, wurde er gern aufgenommen; die Zahl

8. Der südteutsche Schulfreund - S. 251

1842 - Karlsruhe [u.a.] : Herder
251 die Aussicht in die lichte, farbenreiche Schöpfung, durch Bemerkung von Ordnung und Ebenmaaß, durch das Anschauen der Gemälde und Kunstwerke noch tausend verschiedene Vergnügen. Das Gehör. Wie Vieles läßt sich mit eigenen Augen nicht sehen, sondern nur von Andern hören? Dazu ist uns mittelst der Ohren ein eigener Sinn mitgetheilt worden. Der ganze Bau des Ohres ist wunderbar. Die Ohren- läppchen sind nicht so steif, wie ein Knochen, damit sie das Liegen nicht beschwerlich und schmerzhaft ma- chen, aber auch nicht so weich, wie Fleisch, damit sie nicht unförmlich herunterhängen, und den Schall verschlingen. Sie bestehen aus Knorpeln mit Häuten bedekt, haben krumme Höhlungen und Hügel, von wel- chen, wie von herumliegenden Felsen und Bergen, die anschlagende Luft zurükprallt, ihre Wellen sammelt, und mit starkem Triebe in das Innere des Ohres dringt, wo sie abermal in krummen Gängen und schallenden Galle- rien fortwirbelt, ein kleines Häutchen von unbeschreib- licher Zartheit, das wie ein Trommelfell ausgespannt ist, erschüttert, und den Schall, oder das, was wir Hören nennen, hervorbringt. Dieser Schall besteht aus einer solchen zitternden Bewegung der Luft, die noch unbe- schreiblich sanfter, als das leiseste Säuseln des Windes ist. Und doch werden dadurch alle Töne von Stimmen und Instrumenten bei einer völligen Musik ohne Ver- wirrung bemerkt. Wie fein müssen die lebendigen Sai- ten des Gehörs von dem Schöpfer gespannt sein? Wie angemessen, daß sie beim kleinsten Laute die erregte Wallung der Luft wahrnehmen, da hingegen beim nä- hern Blasen der Winde mehr Eindrur im Gefühle, als im Gehöre empfunden wird? Diese Feinheit der Gehör- nerven macht sie leicht verlezbar, und einer Schutz- wehre nöthig. Deßwegen ist der Zugang so klein, und zugleich mit einer bittern, klebrigten Materie versehen, daß er die schallende Luft zwar durchläßt, aber die klein- sten Fligcn und Würmchen durch den unangenehmen

9. Der südteutsche Schulfreund - S. 152

1842 - Karlsruhe [u.a.] : Herder
162 lt'chen Worte höre! — Warum drüksr du, feindseliges Fieber, mich zur ungelegensten Zeit darnieder, und ver- stattest mir nicht, mich der gewohnten Munterkeit mei- ner Glieder zu bedienen, damit das, was nicht sogleich geschehen kann, wenigstens doch später geschehe? Ich habe indeß über der Freude, über die Botschaft von Eurer Ankunft sogleich unsern Candidus Euch, mein frommer Gebieter, entgegen gesandt, der Euch die ge- ringen Gaben (wahrscheinlich irgend eine neue Schrift oder ein Gedicht), Eures Alten überbringt, und seine Bitten, welche, — o! ich beschwöre Euch, — Eure Milde huldreich erhören wird." Diese Bitten aber bestanden darin, das Aleuin bei seiner zunehmenden Altersschwäche wünschte, seine lezten Tage im Sankt Mar- tinskloster zu Tours, wo er eine berühmte Schule an- gelegt hatte und leitete, noch in der Stille und fern vom geräuschvollen Hofe, für immer zuzubringen, um, wie er schreibt, sich auf den großen Tag, wo er dem Herrn begegnen solle, vorzubereiten, und dann in Zu- kunft mit seinem geliebten Kaiser in den Gefilden der Seligen zu wohnen. Karl ist wieder im lieben Vaterlande und waltet, um durch rastlose, segensreiche Thätigkeit nun auch noch den Abend seines Lebens zu verherrlichen. ■— Regel- mäßige Versammlungen der Reichsinsaffen, der geistli- chen und weltlichen, allgemeine im Hoflager, besondere in den einzelnen Landschaften, bringen jedes Bedürfniß zu seiner, jeden Befehl zu des Volks schneller Kunde, erhalten Ordnung und des Staates wahres Leben: Gemeingeist. Besonders die Oberen scharf und stets zu bewachen, durchreisen Sendgrafen, je zwei und zwei, ein Geistlicher und ein Weltlicher, auserlesene Männer, unablässig alle Bezirke des großen Reiches und treten unerwartet bei den Grafen, wie bei den Bischöfen ein. Des Kaisers eigener, meistens wandernder Hof ist von keiner Gegend auf lange Zeit entfernt. Wo aber der Hof weilet, da hält auch der Kaiser selbst, Jedem zu- gänglich, offenes Gericht, prüfet Richter, Bischöfe und

10. Der südteutsche Schulfreund - S. 107

1842 - Karlsruhe [u.a.] : Herder
107 Charakter hegte. Theils jene freiwillige Enthaltsam- keit von allem ausschließenden Genuß, theils unzählige Beispiele von seiner unermüdeten, väterlichen Sorge für das Wohl seiner Untergebenen, stärkten ihr Ver- trauen auf ihn bis zu einem Grade von Begeisterung. Ein Tag unter dem Aequator Wie glüklich bin ich hier, wie tief und innig kommt hier so manches, in der Natur zu meinem Verständnisse, daö mir vorher unerreichbar stand! Dieser Ort, wo alle Kräfte stch harmonisch vereinen, zeitiget Gefühle und Gedanken. Ich meine bester zu verstehen, was es heiße, die Natur zu beschreiben. Ich versenke mich täglich in das große und unaussprechliche Stillleben derselben und vermag ich auch nicht, es ganz zu erfassen, so erfüllt mich doch die Ahnung der Herrlichkeit Gottes, der die ganze Natur in so großer und stiller Schönheit erschaffen, mit nie gefühlter Wonne. — Es ist drei Uhr Morgens; ich verlasse meine Hangmatte, denn der Schlaf flieht mich Aufgeregten; ich öffne die Läden, und sehe hin- aus in die dunkle, hehre Nacht. Feierlich flimmern die Sterne, und der Strom glänzt im Widerscheine des untergehenden Mondes zu mir herüber. Wie geheim- uißvoll und stille ist Alles um mich her! Ich wandle mit der Blendlaterne hinaus in die kühle Varanda 2) und betrachte meine trauten Freunde: Bäume und Gesträuche, die um die Wohnung her stehen. Manche schlafen mit dicht zusammengelegten Blättern, andere aber, die Tagschläfer sind, ragen ruhig ausgebreitet in die stille Nacht auf; wenige Blumen stehen ge- öffnet: nur ihr, süßduftende Paulinien-Heken begrüßet mit feinstem Wohlgeruche den Wanderer, und du, düsterschattende Manga, deren dichtbelaubte Krone mich gegen den Nachtthau schüzet. Gespensterhaft flattern Geschrieben zu Para in Brasilien. 2) Das Vordach.
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