— 6 —
beten Waffen, webten Leinwanb, brauten Met und Bier und suchten Hanbelsverbinbungen anzuknüpfen. An körperlicher Bilbung und geistiger Begabung waren sie den benachbarten Kulturvölkern ebenbürtig. Ihre hohe, kräftige Gestalt, ihr langes, rötlich blonbes Haar und ihre blauen Augen imponierten selbst den Römern. Daß sie eine ausgebilbete Götterlehre besaßen, ist schon erwähnt worben, boch sie bichetetn auch Gesänge zu Ehren ihrer Götter und gruben Schriftzeichen (Runen) in buchene Stäbe, welche sie hinstreuten, um den Willen der Götter zu erforschen. Aber ihr Leben war einfach, und rauh ihr Land. Walb und Sumpf nahm bamals den größten Teil Deutschlanbs ein, ba-zwischen lagen in den Thälern langgestreckte Dörfer, von Acferlanb und Viehtriften umgeben. Die roh hergerichteten Hütten, die aber boch bereits in einem weißen ober rötlichen Abputze prangten, stauben vereinzelt inmitten der Felber. Vor dem Hause biente eine verbeckte Grube als Vorratsraum und bei einem plötzlichen feinblichen Überfalle als Versteck. Ebenso einfach war die Kleibung, und zwar unterschieb sich die der Frauen wenig von der Tracht der Männer, nur daß jene mehr aus Leinwanb, diese mehr aus Pelzwerk bestanb. Stabte gab es im alten Germanien noch gar nicht. Mehrere Dörfer zusammen bil-beten einen Gau, bessen Grenzen gewöhnlich durch einen Flußlaus, den Abhang eines Gebirges ober eine anbere natürliche Beschränkung bestimmt würden. Die Gaubewohner waren nach Stäuben georbnet. Durch Grunbbesitz und Ansehen im Volke ausgezeichnet waren die Abalinge (Eblen). Einzelne von ihnen wohnten wohl schon in festen Burgen, und aus ihren Reihen wählte das Volk die Anführer im Kriege, die Herzöge. Auch das Stammesoberhaupt, der König, gehörte dem Abel an, und schon der Titel (Kuning = einem Geschlechte angehörig) beutet baraus hin, daß die Würbe in einer bestimmten Familie in der Regel erblich war, wenn auch immer eine Wahl durch die Volks-gemeinbe der Thronbesteigung voranging. Der König war der oberste Gerichtsherr, der Vorsitzenbe der Volksversammlung, und wenn er wollte, gewiß auch der oberste Kriegsherr, aber seine Gewalt erlitt eine Beschränkung durch das Ansehen der Priester und den Willen der Volksgemeinbe; im Kriege teilte er die Führung mit den vom Heere erwählten Herzögen ober überließ sie biesen ganz, wie es die Stammessitte mit sich brachte. Den Kern des Volkes machten die Freien aus, die grunbbesitzenben Gemeinbemitglieber, welche niemanbem zins- und bienstpflichtig waren. Daneben gab es wohl schon sehr früh zinspflichtige Grunbeigene (Hörige), kleine Bauern, welche einem Freien, einem Eblen ober dem Könige Abgaben entrichten mußten. Dieses Abhängigkeitsverhältnis bilbete sich von selbst, sobalb größere Laub strecken durch
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
122
Fünfte Abtheilung.
ihre Namen, sondern wußten auch, daß die Eichen und Buchen,
die Birken, der Maßholder, der Ahorn und die meisten Obstbäume
härteres Holz hätten, als z. B. die Erle, Kiefer, Fichte, Tanne,
Linde, Aspe, Weide, Pappel. Sie hatten sich darüber belehren
lassen, und nicht darauf geachtet, als manches andere Kind sagte:
Was hilft es uns, wenn wir das auch wissen? Es ist uns an-
genehm, sprachen sie, wenn wir durch Büsche, Haine und Wäl-
der gehen, und sogleich angeben können, was dieß für ein Busch
oder Baum, und wozu er brauchbar sei. Aber es nützt auch, äu-
ßerte der Vater, beim Kauf und Verkauf des Holzes und beim
Gebrauch desselben; denn es kommt oft viel darauf an, ob ich
das Holz zum Bauen, Verbrennen oder zu Geräthschaften kenne,
oder nicht, und was ich für Holz dazu wähle. Aber von einigen
fremden Bäumen will ich Euch noch Etwas erzählen, da ste für
uns wichtig sind.
§. 69. Der Kaffeebaum und der Theebaum.
157 Der Vater fing von dem Kaffeebaunr an, der uns Boh-
nen zu einem Getränke liefert, das unsre Vorfahren nicht kann-
ten, ohne das sich mancher Mensch viel besser befinden würde, und
das viel Geld und Holz kostet. Dieser Baum, erzählte er, stammt
aus Arabien, ist aber nach Ost- und Westindien verpflanzt wor-
den. Er wird nicht groß, trägt schon nach einigen Jahren, und
seine Blätter sind den Lorbeerblättern ähnlich. Er trägt weiße
wohlriechende Blumen und Früchte, die der Kirsche ähnlich find,
erst grün, dann roth und endlich noch dunkler werden. Unter
dem Fleisch dieser Frucht liegen 2 Kerne, das sind unsre Kaffee-
bohnen. Man trennt das Fleisch, welches man auch zu einem
Getränk benutzt, von den Bohnen durch Walzen. Anfangs tran-
ken nur die Reichen Kaffee; aber nach den vielen Anpflanzungen
ist er nach der Mitte des vorigen Jahrhunderts sehr allgemein
geworden. Nach den Versicherungen der Aerzte schwächt sein
häufiger Gebrauch gar sehr den Magen; so wie auch der Thee,
der ebenfalls ein frenides Gewächs ist, wodurch außerordentlich
viel Geld nach China und Japan, wo sein Vaterland ist, geschickt
wird. Der Theebaum ist ein strauchartiges Gewächs und seine
Blätter, welche den Blättern der sauern Kirschbäume ähnlich sind,
geben den Thee; die ganz zarten den Kaiserthee, den die dasigen
Regenten meistens für sich behalten. Auch hier befolge man den
Ausspruch des weisen Sirach: Mein Kind, prüfe, was deinem
Leibe gesund ist, und was ihm ungesund ist, das gib ihm nicht.
I.
Die ältesten Kutturvötker.
1. Jie Ägypter.
In der nordöstlichen Ecke Afrikas, nahe an der Landenge von Suez, die nach Asien hinüberführt, liegt Ägypten. Es ist ein langes, schmales Land auf beiden Seiten des Nil und reicht von dessen Mündung bis zu der ersten Stromschnelle, die man antrifft, wenn man an dem von der Hochebene des inneren Afrika herabkommenden Flusse aufwärts geht. Rechts und links wird dieses Flußthal von kahlen Höhen begrenzt. Diese scheiden es östlich vom arabischen Meerbusen oder dem roten Meere und westlich von der Wüste; das dazwischen liegende Land ist nur etwa zwei Meilen breit, erst an der Mündung des Stromes, im Delta, breitet es sich weiter aus, Ägypten würde eine Wüste sein, wenn nicht der wunderbare Strom, der es durchfließt, alljährlich infolge der lange andauernden Regengüsse in den heißen Gegenden des Äquators eine große Überschwemmung anrichtete, die Ende Juli beginnt und bis Ende Oktober andauert. Von dieser Überschwemmung bleibt auf den Feldern ein fruchtbarer Schlamm zurück und soviel Feuchtigkeit, daß die Ernte in der Regel eine sehr reichliche ist, obgleich es in Ägypten wie in der Wüste fast gar nicht regnet.
In dem Nillande wohnte seit der frühesten Zeit ein Volk von derselben Körperbeschaffenheit wie wir, aber von dunklerer Hautfarbe, nicht schwarz wie die Neger, sondern kräftig braun, die Frauen sogar bräunlichgelb, und in der Hauptsache sind die heutigen Ägypter noch dasselbe Volk. Warm und sonnig ist es dort das ganze Jahr hindurch, ja im Juni und Juli vor dem Eintritte der Überschwemmung steigt die Hitze bis auf 33° Reaumur im Schatten; unter dem ewig blauen Himmel haben die Menschen natürlich auch viel weniger Bedürfnisse als die Bewohner kälterer Gegenden, und da der Boden außerdem sehr fruchtbar ist, so konnte es nicht fehlen, daß eine große Menge Menschen
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Suez Asien Afrika Nillande
— 16 —
Silber), Alabaster, Elfenbein, sie kannten das Glas und verfertigten die feinste Leinwand, die es geben konnte. Merkwürdig ist dabei, daß die Werkzeuge, mit denen sie arbeiteten, sich wenig vervollkommneten, sie waren immer sehr einfach und fast plump. Hat man doch sogar Äxte gesunden, bei denen die Schneide aus Bronze noch an den Holzstiel mit Lederriemen festgebunden ist! Sehr erschwert wurde das Handwerk auch dadurch, daß es in Ägypten sehr wenig Holz und Eisen gab. Die einzigen Bäume, welche dem Schiffsbauer, dem Tischler und Zimmermanne zu Gebote standen, waren der wilde Feigenbaum (die Sykomore), die Palme, die Tamariske und die Akazie. Von den großen Stämmen dieser Bäume gewann man nur Knorren und schmale Bretter, die man zusammenfügen mußte, wenn man ein größeres Gerät machen wollte; zu umfangreicheren Werken, wie zu großen Schiffen, mußte man das Holz aus dem Auslande beziehen. Für deu täglichen Gebrauch behalf man sich mit der Papyrusstaude, die überall in den Sümpfen wuchs. Aus ihr verfertigte man allerhand Geräte, Schiffe, Kleidungsstücke, Papier. Die Ägypter sind berühmt geworden durch Riesenwerke, wie die Pyramiden, Obelisken und Tempel. Aus den Steinbrüchen im Osten des Landes schleppten sie die ungeheuren Quader herbei, fügten sie aneinander, daß nicht die kleinste Fuge blieb und türmten Last aus Last ohne Maschinen und Dampfkraft, allein durch die unermüdliche Arbeit unzähliger Menschenhände. Dies läßt sich nur daraus erklären, daß die Zahl der Leibeigenen und Sklaven eine sehr große war. Gewiß, die Hälste des Volkes führte ein mühseliges Dasein, ,im Schweiße ihres Angesichtes mußten die Leute in dein heißen Lande, unter harten Aufsehern auf den königlichen und den Staatsbauten arbeiten, und ihre Frauen mußten daheim für die königliche Silberkammer weben und spinnen. Jahrtausendelang hat das Volk dieses mühselige Leben ohne Mnrren ertragen, ohne Zweifel, weil es sehr genügsam war. Diese Genügsamkeit zeigt sich auch darin, daß die Ägypter keinen anderen Handel trieben als Tauschhandel; Geld gab es bei ihnen nicht, was sie nicht selbst erbauten oder sich selbst anfertigten, mußten sie eintauschen.
Zum Schluß seien noch einige Eigentümlichkeiten dieses merkwürdigen Volkes erwähnt, die uns interessant sind, weil sie an Bekanntes erinnern. Die Anrede an den König war, in unsere Sprache übersetzt, wie bei uns „Majestät", die Priester ließen sich das Haupt scheren, wie bei uns die Mönche, die Glatze war das Sinnbild der Sonnenscheibe, in den Tempeln wurde mit Weihrauch geräuchert, wie bei uns in den katholischen Kirchen. Die Männer trugen keinen Bart, sondern ließen sich das Gesicht glatt rasieren,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
— 32
in Bade- und Kurorten, eine rege Nachfrage nach Fischen ist. Auf
einigen Besitzungen der Fürsten Schwarzenberg in Böhmen bringt die
Fischzucht und Teichwirtschaft fast dreimal soviel ein auf das Quadrat-
meter, als der beste Weizenboden.
7. Alle bisher erwähnten Waldprodukte dienen aber nicht nur zur
Befriedigung einer großen Menge verschiedenartiger Bedürfnisse, sondern
sie sind auch insofern von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung, als
ihre Gewinnung und Ausformung für die anwohnende Bevölkerung
durch Holzfällung, Transport und Veredelung eine Quelle ist zu produk-
tiver Arbeitsaufwendung. Hierzu kommt noch der Arbeitsverdienst bei
Kulturen, Wegebauten und sonstigen Meliorationen. In großen Wald-
komplexen lebt sozusagen die Bevölkerung vom Wald. Zahlreiche ander-
weit nicht nutzbar zu machende schwache Arbeitskräfte finden in dem-
selben Verwendung zu leichter Arbeit, und es ist bekannt, daß große
Bevölkerungsgruppen durch das Sammeln von Beeren, Pilzen und offi-
zinellen Pflanzen während eines großen Teiles des Jahres Arbeit und
Lebensunterhalt finden. Bemerkenswert ist weiterhin, daß der Wald
gerade im Winter der kleinbäuerlichen Bevölkerung Gelegenheit zum
Verdienst gibt und daß wir ausgedehnte Industriezweige haben, deren
Existenz unmittelbar von der Erhaltung des Waldes abhängt. Fast
täglich emstehen noch neue Anlagen, wie Zellstoff-, Holzessig-, Vanilin-,
Korb-Fabriken usw., und auch in der Hausindustrie beschäftigt die
Fabrikation der unscheinbarsten Dinge wie Zündhölzer und Zahnstocher
Tausende von Händen. Der Handel endlich mit rohen und veredelten
Waldprodnkten bildet eine Haupterwerbsquelle der Bevölkerung.
Um ein Bild von der Bedeutung des Waldes in volkswirtschaft-
licher Hinsicht zu gewinnen, braucht man sich nur zu vergegenwärtigen,
daß in Deutschland etwa 190—230 000 Familien im Wald selbst vollen
Unterhalt finden; die Holzindustrie aber soll mehr als die doppelte Zahl
beschäftigen. Die Gesamtleistung des Waldes für Hand-, Spann- und
Sammelarbeit wird auf jährlich 189 Millionen Mark geschätzt.
8. Eine besondere Bedeutung gewinnt noch der Wald als eine
sichere nachhaltige Geldquelle für einen Korporations- und Staatshaus-
halt. Aus diesem Grunde ist auch der Waldbesitz für einen Staat voll-
kommen gerechtfertigt. Die Waldwirtschaft bietet nur ein beschränktes
Feld zur Spekulation; sie schafft nicht rasch große Reichtümer, schützt
aber dafür vor schneller Verarmung. Der Zudrang zur Forstwirtschaft
ist deshalb auch nicht groß, ihr Charakter ist der geldgierigen Menge
gegenüber zu konservativ. Die Forstwirtschaft nimmt eben im nationalen
Wirtschaftsleben eine Sonderstellung ein, welche hauptsächlich durch die
langen Produktionszeiträume bedingt wird. Aus diesem Grunde eignet
sich der Wald auch am besten zum Besitz für den Staat, Korporationen
und größere Fideikommißbesitzer, und ist wohl da auch am sichersten ge-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
35
Waldluft hängt ferner die namentlich für die krautartigen Gewächse so
wohltätige Taubildung zusammen. Größere Waldmasfen verhüten deshalb
eine übermäßige Dürre, indem sie das Wasser, welches sie zuriickhalten,
allmählich ihrer Umgebung in Form von Tauniederschlägen abgeben.
Auch hinsichtlich des Auftretens des Hagels und der Gewitter sind
die Wälder nicht ohne Einfluß. Daß waldleere Gegenden mehr ver-
hagelt werden als bewaldete, ist mit Sicherheit nachgewiesen. Diese
Tatsache wissenschaftlich zu begründen, ist aber bis heute noch niemandem
gelungen. Da ferner die vielen Baumspitzen auf die Ausgleichung der
Elektrizität zwischen Wolken und Erde wirken, wird die Blitzgefahr durch
Waldungen zweifellos vermindert und die Erfahrung hat auch gelehrt,
daß z. B. Ortschaften, die von Wäldern umgeben sind, durch Blitzschäden
weniger heimgesucht werden als solche in waldleeren Gegenden.
Die Bodenfeuchtigkeit im Walde ist, wie sehr genau ausgeführte
Messungen ergeben haben, viel größer als die des Ackerbodens, obwohl
der Boden eines geschlossenen Waldbestandes weniger Niederschlüge
empfängt als die Flur, da ein großer Teil der Niederschlüge an den
Baumkronen hängen bleibt und verdunstet. Die Ursachen der größeren
Bodenfeuchtigkeit im Walde sind die größeren Luftfeuchtigkeiten in dem-
selben, die Verhinderung des oberflächlichen Abfließens des Wassers durch
den Baumschirm und Sträucher, sowie endlich die geringere Verdunstung
im Walde, namentlich unter Mitwirkung der wasserhallenden, gleichsam
als Schlamm wirkenden Waldbodendecke.
Mit der größeren Feuchtigkeit des Waldes, insbesondere dem er-
wähnten Verhalten der Waldbodendecke, hängt aber die Bildung und
nachhaltige Speisung von Quellen eng zusammen. Jedenfalls sickert
im Sommerhalbjahr noch einmal soviel Wasser durch den Waldbodeu
als durch den Flurboden, welcher gerade in der wärmeren Jahres-
zeit die Niederschläge außerordentlich schnell verdunsten läßt. Mit dem
Quellenreichtum und dem Wasservorrat der kleineren Wasserlüufe steht
aber in enger Verbindung der Stand der Flüsse. Entwaldungen ver-
ursachen deshalb ein Sinken des Wasserstandes oder bei anhaltenden,
starken Niederschlägen Überschwemmungen, da die Wasser, wo Baum-
schirm und Bodendecke fehlen, nicht zurückgehalten werden, sondern rasch
zusammenströmen und schließlich ein Übersteigen der Flüsse veranlassen.
Durch Gustav von Wex wurde 1873 nachgewiesen, daß infolge der
Ausrottung von Wäldern und der Trockenlegung von Mooren der
Wasserspiegel der größten deutschen Flüsse gegen früher ganz beträchtlich
gesunken ist. Wie viel Ünglück aber durch Überschwemmungen entsteht,
erfahren wir fast alljährlich durch die Zeitungen, und wir werden in
Zukunft noch mehr davon hören, wenn den fortgesetzten Waldaus-
stockuugen in den Quellengebieten der Fliisse nicht energisch Einhalt
getan wird. Die schreckliche Katastrophe bei Szegedin durch das An-
3*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
134
gefunden. Die Luft des Parkes von Montsonris enthielt dagegen für
denselben Rauminhalt nur 490 Bakterien. Noch größer aber ist der
Unterschied hinsichtlich der feinsten, kleinsten Staubteilchen. In dem
Sonnenstrahl eines Zimmers tanzen Hnnderttausende von Sonnen-
stäubchen; in dem Strahlenbündel, das durch eine Luke im Laubdach
eines Parkbaumes fällt, merkt man nichts davon. Alle Blätter des
Parkes sind Staubfänger. Das Blättergewirr filtriert die hindnrch-
streichende Luft gleichsam und läßt die Staubteilchen auf sich ablagern,
und die Feuchtigkeit, die die Blätter teils durch die Verdunstung, teils
durch die Taubildung ans ihrer Oberfläche besitzen, bringt es mit sich,
daß der aufgefangene Staub auch festgehalten wird. Wenn ein jedes
Blatt nur ein Zehntel Gramm Staub auffängt, ein erwachsener Baum
30 000 Blätter hat und in einem größeren Park 200 Bäume stehen,
so werden auf ihrem Laubgewölbe 600 Kilogramm Staub nieder-
geschlagen. Wie stark die Staubschicht auf den Blättern ist, bemerkt
man am besten nach einem Regen. Hat dieser die Staubdecke abgespült,
so erscheint Baum und Strauch im freudigsten, frischesten Grün, als
wären plötzlich neue Triebe hervorgeschossen. Und doch beruht diese
Wandlung nur auf der Abspülung des grauen, dichten Stanbschleiers.
Aber der vom Regen auf den Boden des Parkes angeschwemmte Staub
fliegt nicht beim ersten Windstoß wieder in die Luft, um sie zu ver-
unreinigen, sondern er wird von dem feuchten Rasenwuchs gebunden,
fließt nüt den Regentröpfchen in das Wurzelwerk und ist nun dauernd
festgekettet und unschädlich gemacht.
5. Die Bedeckung des Parkbodens, mit einer Grasschicht ist ein
anderer Grund für die Reinheit der Luft in diesen städtischen Anlagen.
Sie breitet sich wie ein Teppich über das Erdreich und verhindert es,
daß der Wind die oberen Schichten als Staub aufwühlt. Aber selbst
da, wo der Graswuchs fehlt, ist eine Zerstäubung des Erdreiches in
die Luft ausgeschlossen, da dichtere Baumbestände eine Austrocknung
des Bodens verhindern, vielmehr zu einer gleichmäßigen Feuchtigkeit
beitragen und so das Festhaften der Erdteilchen befördern. Dazu tritt
noch ein weiterer Umstand. Die Untersuchungen der verschiedenen Boden-
arten auf ihren Gehalt an Spaltpilzen haben ergeben, daß der Boden
unter dichteren Baumbeständen am ärmsten an ihnen ist. In einem
Gramm Erde von der Oberfläche eines Sandbodens wurden 380 000,
eines Lehmbodens 500 000 Spaltpilze gefunden, während der Boden
unter Fichten und Buchen nur 170 000 bis 190 000 Spaltpilze aufwies.
Und zwar sind dies durchweg unschädliche Arten, da die saure Beschaffen-
heit dieses Bodens der Entwickelung krankheiterregender Arten entgegen-
wirkt. Selbst wenn also Erdteilchen in Parkanlagen in die Luft verweht
werden, so bleibt diese dennoch immer um vieles reiner als die Luft
über Ackerboden oder gar iiber den Straßen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
31
Torflager und Moore eine wichtigere Bedeutung haben als natürliche
Wasserspeicher.
Mehr als durch diese Surrogate wird der Brennholzbedarf in
Frage gestellt, sobald es der fortschreitenden Wissenschaft gelungen ist,
andere Stoffe, z. B. die Bestandteile des Wassers oder die Elektrizität,
allgemein zur Heizung praktisch zu verwenden. Aber man darf wohl
darauf rechnen, daß der menschliche Erflndungsgeist alsdann neue Ver-
wendungszwecke für das bisher zur Heizung verbrauchte Holz ersinnen
wird. Am ehesten ist anzunehmen, daß die Gerbrmde früher oder
später durch Surrogate (Quebracho und Mineralgerbung) ganz verdrängt
wird und daß infolgedessen die Schälwaldungen als solche nicht mehr
rentieren und deshalb eingehen werden. Dadurch verliert aber der
Wald nicht an Bedeutung, da die Schälwaldungen im forstlichen Be-
triebe eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle spielen und ohne große
Kosten in rentablere Waldformen umgewandelt werden können. Ernst-
liche Befürchtungen wegen der späteren Entbehrlichkeit oder Entwertung
des Holzes braucht man also nicht zu hegen.
Auch die zahlreichen Nebennutznngen, welche der Wald bietet, finden
die mannigfaltigste Verwendung. Man versteht hierunter die Wald-
früchte, wie Sämereien, Pflänzlinge, Beeren, Pilze, Forstunkräuter, so-
wie Steine, Erde usw. Alle diese Nutzungen spielen der Holznntzung
gegenüber in bezug auf die Ertragsfähigkeit des Waldes und die wirt-
schaftliche Bedürfnisbefriedigung eine sehr untergeordnete Rolle; daß
diese aber trotzdem unter Umstünden hohe volkswirtschaftliche Bedeutung
haben, leuchtet ein.
6. Zu den Nebennutzungen zählt auch die Jagd- und Fischerei-
nutzung. Wie eingangs erwähnt wurde, war die Jagd diejenige Nutzung
des Waldes, die der Mensch zuerst schützen lernte. Nach und nach
trat diese aber mehr und mehr in den Hintergrund und heutigentags gibt
es große Waldbestände, in denen die Jagdnutzung ans ein Minimum
herabgegangen ist. Die Haltung eines übermäßigen Wildbestandes,
namentlich an gewissen Gattungen, wie Schwarzwild und Rotwild, ist
ja mit derzeitiger Waldwirtschaft nicht vereinbar. Bei rationeller Pflege
der Wildbahn läßt sich aber ohne merklichen Schaden für den Wald
immerhin ein Wildbestand erhalten, dessen Nutzung nicht unwesentliche
Beträge abwirft und der auch zur Volksernährung in nicht zu unter-
schätzender Weise beiträgt. Dies letztere gilt ganz besonders auch von
der Fischerei, deren Ertrag ohne irgend welche damit verknüpfte Nach-
teile für den Wald durch rationelle Pflege oft einer bedeutenden Steige-
rung fähig wäre. Überall finden sich z. B. noch genug „nasse" Wiesen,
die als solche wenig oder nichts einbringen, aber zu Teichen umgewandelt
eine annehmbare Rente liefern würden. Mit solchen Umwandlungen
sollte namentlich nicht in Gegenden gezögert werden, in denen, wie z. B.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
36
schwellen der Theiß im Jahr 1878 hing mit ansgedehnten Entwaldungen
in den Karpathen zusammen. Die wiederholten, mit großen pekuniären
Opfern und meistens dem Verlust vieler Menschenleben verknüpften
großartigen Hochwasser in fast allen Ländern Europas und namentlich
in Amerika waren ohne Zweifel die Folgen einer sinnlosen Vernichtung
der Wälder.
13. Hinsichtlich der Abnahme oder plötzlichen übergroßen Zunahme
des Wasserstandes erfüllt das Moor dieselbe Aufgabe, aber in verhält-
nismäßig noch größerem Maßstabe wie der Wald. Das Moor gleicht
einem Schwamm, welcher das Wasser aufsaugt, an sich hält und all-
mählich entweder an Quellen und Wasserläufe wieder abgibt oder ver-
dunsten läßt. Einen sicheren Beweis für diese Behauptung liefern unter
anderem die auf der Höhe des Schneekopfes im Thüringer Walde ge-
legenen Moore. Mit der zunehmenden Wassermenge, beziehungsweise
mit der Abtrocknung der Moore nimmt auch stets der Wasserreichtum
der in jenem Höhenzuge gelegenen Quellen zu, beziehungsweise wieder
ab. Dies war besonders deutlich zu erkennen in dem trockenen Sommer
1893. Solange das Moor an der Schneeschmelze und den Frühjahrs-
regen vollgesaugt war, flössen die Queller! und kleinen Wasserläufe der
Schneekopfswand bis in den Herbst hinein noch in ungeschmälerter
Kraft, als ihre weitere Umgebung längst ausgetrocknet war. Als aber
infolge der anhaltenden Dürre das schwammige Moorpolster und damit
das Wasser im Moor zu sinken begann und immer mehr eintrocknete,
nahmen auch die Quellen und Bäche mehr und mehr ab, bis ein Teil
derselben schließlich ganz versiegte. Einzelne, im Anfang des Herbstes
niedergegangene Regen vermochten nicht den Wasserläufen ihre ursprüng-
liche Kraft wiederzugeben; diese erhielten sie erst als durch anhaltende
Niederschlüge im Spätherbst und Winter das Moor seine nötige Wasser-
fülle wieder erlangt hatte und so als hochgelegenes Reservoir nachhaltig
auf den Wasserstand wirken konnte. Ähnliche Beobachtungen sind auch
in anderen Gegenden, z. B. in der Schweiz, gemacht worden. In der
„Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen" schreibt Danckelmann darüber
folgendes: „Infolge des außerordentlich trockenen Sommers 1893 trat
die kleinste Wasserergiebigkeit ein im waldarmen Scherlital schon am
30. September 1893, in dem mäßig bewaldeten Gaselgebiete am
13. Januar 1894, und in dem gut bewaldeten Schlierngebwt erst am
13. April 1894. Daraus folgt zweierlei: einmal, daß die Bewaldung
den Wasserabfluß erheblich verlangsamt und andererseits, daß sich die
Wasserergiebigkeit in Waldgebieten weit gleichmäßiger gestaltet als in
waldlosen Gebieten."
14. Weiterhin sei noch erwähnt der Schutz des Waldes gegen ge-
wisse mechanische Einwirkungen. Der Wald mäßigt die Gewalt der
Stürme und erhält dadurch die Fruchtbarkeit und Bewohnbarkeit vieler
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
138
An anderen wichtigen Handelsgewachsen wurden im Erfurter Ge-
biet schon im Mittelalter kultiviert: Kauariensamen, Senf, Schwarz-
kümmel, Siebenzeiten, Winter- und Sommer-Rübsamen, Hirse, Weber-
karden, Saflor, Anis, Koriander und Mohn.
So war durch intensive Kultur eine nicht zu unterschätzende Be-
dingung geschaffen für einen erfolgreichen Gartenbau, der sich aus dem
Landbau naturgemäß entwickelte.
Als erster hochwichtiger Zweig der Gartenkultur gilt der Gemüse-
bau, der von den ersten Zeiten an mit Sorgfalt und Verständnis be-
trieben wurde und sich ungemein günstig entwickelte, seine eigentliche
vorbildliche Bedeutung jedoch erst im 18. Jahrhundert erlangte durch
Christian Reicharts geniale Wirksamkeit im Dreienbrunnen, einem Distrikt
im Südwesten der Stadt, der leider der Bauspekulation immer mehr
zum Opfer fällt.
Der Dreienbrunnen, ehemals die Hauptstätte der Erfurter Gemüse-
kultur und als solche hochberühmt in ganz Deutschland und über dessen
Grenzen hinaus, verdankt seinen Namen drei Quellen. Sie entspringen
am Fuße des Steigers. Zwei von ihnen bewässern heute noch das
gesamte Gelände in äußerst zweckmäßiger Weise. Bis zur Mitte des
15. Jahrhunderts war der Dreienbrunneu ein sumpfiges Terrain, aus
welchem sich gleich Inseln Gruppen wilder Obstbäume, Weiden und
Erlen erhoben. In Sümpfen und Teichen wuchsen Sauergräser, wilde
Brunnenkresse mit anderen Wasserpflanzen chaotisch durcheinander. Von
der Mitte des 15. Jahrhunderts an schritt die Urbarmachung des
Bodens vorwärts, bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch Christian
Reichart, den berühmten Erfurter Ratsmeister, das noch heute nutz-
bringende Bewässernngs- und Kultursystem voll ausgebaut wurde. In
breiten Abzugsgräben, sogenannten Klingen, wurde von dieser Zeit an
Brunnenkresse planmäßig kultiviert und durch kunstgerecht betriebenen
Anbau in großer Quantität und ausgezeichneter Qualität gewonnen.
Die Blütezeit der Brunnenkressekultur fällt in den Ausgang des 18.
und den Ansang des 19. Jahrhunderts. Die Kresfekultur fand den
größten Beifall Napoleons I., der sie während feines Aufenthaltes in
der Zeit der französischen Herrschaft zu Erfurt kennen lernte und im
Jahre 1809 zwei mit dem Anbau der Kresse vertraute Männer nach
Versailles sandte, um dort die Kultur einzurichten. Auch den Erfurter
Gemüsebau hob Reichart durch intensive Bodenkultur und durch innige
Verknüpfung des Gartenbaues mit der Landwirtschaft zu bedeutender Höhe.
Erstaunt war der Gewaltherrscher Napoleon, daß ihm in Erfurt früheres
und besseres Gemüse vorgesetzt wurde als in Frankreich, und er befahl die
Errichtung einer dem Dreienbrunnen ähnlichen Anlage in Fontainebleau.
2. Das Bewässerungs- und Kultursystem, wie es sich nach dem
Vorgänge Reicharts im Dreienbrunueu allmählich zu höchster Voll-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Mohn Christian_Reicharts Christian
Reichart Napoleons_I. Reichart Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Dreienbrunnen Deutschland Napoleons Erfurt Versailles Erfurt Frankreich Fontainebleau Dreienbrunueu