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1. Erdkunde - S. 316

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 316 — er sich keine Rechenschaft zu geben. Zuerst ist es der ungeheure Maßstab der Riesenbäume, welcher uns in Erstaunen setzt, sodann die gänzliche Verschiedenheit der Pflanzenwelt dieser Wälder von der unseres Erdteils. Wo wir in der Heimat einen blühenden Stranch oder einen Obstbaum in anmutiger Farbenpracht erblicken, da finden wir hier blühende Banmkolosse, deren Höhe die der heimatlichen um das Doppelte, ja selbst Dreifache übertrifft, während ihre Blüten den größten Blumen unserer Prachtgärten an die Seite gestellt Bild 104. Urwald in Brasilien. werden können. Dazu sprossen sie in einer solchen Fülle hervor, daß das ganze Laubdach des Baumes sich oft in ihre Farben zu kleiden scheint. Besonders sind es jene Bäume mit prachtvollen lila oder weißen Blüten, welche ungemein viel zur Zierde der Wälder beitragen, indem sie sich von dem mannigfachen Grün des Laubes unterscheiden. Jeder Baum hat seinen eigentümlichen Wuchs, sein eigenes Lanbwerk und sein von den benachbarten Bäumen ver- schiedenes Grün. Riesige Gewächse, den verschiedensten Arten an- gehörend, verschlingen ihre Zweige und erzengen ein Gemisch des verschiedenartigsten Laubes. Gleich gewaltigen Säulen erheben sich

2. Geschichte - S. 30

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
30 Die alten Griechen und Römer. Weligion und Sitten der Griechen. Die Griechen waren das gebildetste Volk des Alterthums. In der Bildhauerkunst und Malerei hatten sie die größten Meister, z. B. einen Phidias, Zeuxis und Parrhasius. Die zwei letztem stellten einst einen Wettkampf in ihrer Kunst an. Zeuxis malte Weintrauben so natürlich, daß die Vögel nach denselben flogen und daran pickten. Nun brachte auch Parrhasius sein Stück, das mit einem schönen Vorhang bedeckt war. „Ziehe doch den Vorhang hinweg," sagte Zeuxis. Da lachte Parrhasius; denn der Vorhang war nur gemalt. So täuschte der eine Vögel, der andere dagegen einen großen Künstler. Wo möglich wurden diese Kunstschöpfungen der Griechen von den Werken ihrer Dichter, Redner und Geschichtschreiber noch übertroffen, welche auch jetzt noch mit großem Fleiße gelesen und als Muster nachgeahmt werden. Bei all' dem standen sie aber in religiöser Beziehung theilweise noch tiefer als manche' ungebildete Völker, weil sie, stolz auf ihre Leistungen, nur den Gebilden ihrer sinnlichen Einbildungskraft folgten. Sie verehrten eine Menge von Göttern und Göttinen, dachten sich aber dieselben als beschränkte Wesen mit allen Schwächen, Leidenschaften und Lastern gewöhnlicher Menschen. Sie erwiesen ihnen daher durch Tänze und durch Ausschweifungen aller Art, in ältester Zeit sogar durch Menschenopfer, die vermeintliche göttliche Ehre. Doch war der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele, an Belohnung und Bestrafung nach dem Tode allgemein unter ihnen verbreitet, weßhalb sie den Tod den Bruder des Schlafes nannten und als einen schönen Jüngling vorstellten, der in der Rechten eine verlöschende Fackel umkehrt und in der Linken einen Kranz hält oder ans einen Schmetterling, der zu seinen Füßen sitzt, mit Ernst herabschaut. Der Fromme, glaubten sie, komme nach dem Tode in die elysischen Gefilde, wo er eine unaussprechliche Glückseligkeit, jedoch in irdischer Art, genieße; die Bösen dagegen würden in den Tartarus , die Unterwelt, verstoßen, wo Qualen aller Art ihrer warteten. Eine schöne Lehre liegt auch in jener griechischen Sage

3. Geschichte - S. 62

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
62 bar als eine heilige Familie, die leiblich noch auf Erben, dem Geiste nach bereits im Himmel lebte. „Bei den Christen," schreibt von dieser Zeit der hl. Bischof Theophilus ,_ „wohnt die Mäßigkeit, blüht die Enthaltsamkeit, wird die Ehe heilig gehalten, die Kenschheit bewahrt, die Unzucht verbannt, die Sünde ausgerottet, die Gerechtigkeit ausgeübt, das Gesetz beobachtet, die Verehrung Gottes gehaudhabt, Gott eiumüthig bekannt; die Wahrheit führet, die Guade beschirmet, der Friede behütet, das heilige Wort leitet, die Weisheit belehret, das Lebeu regieret sie: — der in ihnen königlich gebeut, ist Gott selber." Solche wunderbare Veränderung hatten einige wenige Männer ohne Weltweisheit, ohne irdische Macht, lediglich durch die Waffe des Evangeliums und die Kraft des heiligen Geistes vollbracht, damit sich das Christenthum vor aller Augen als göttliches Werk offenbare. Die alten Deutschen. Inzwischen hatte noch ein anderes, wenn auch weit minder bedeutsames Ereignis; die Aufmerksamkeit der ganzen römischen Welt auf sich gelenkt — wir meinen die Niederlage der römischen Waffen in unserm deutscheil Vaterlande, das jetzt erst bestimmter auf dem Schauplatze der Geschichte auftrat und eine nähere Schilderung verdient Das alte Deutschland, von deu Römern Germania genannt, erstreckte sich vom Rhein bis zur Weichsel, und von der Donau bis zur Nord- und Ostsee. Dichte Wälder, weite sümpfe und Steppen bedeckten das Land. An Getreide konnte man nur Gerste und Hafer baueu, doch die Weiden waren schön. Statt ebter Obstbäume kannte man nur einige Arten ivilber Beeren und Baumfrüchte. Dennoch war bieses Land seinen starken, in Felle gekleibe-ten Bewohnern, die sich namentlich durch blaue Augen und gelbe Haare von andern Völkern unterschieden, unendlich theuer; denn sie liebten die Freiheit über alles. Sie besaßen weder Stabte noch Dörfer; ihre Wohnungen waren einzelnstehende und eingehegte Hütten, deren eine Anzahl eine Mark oder einen Gau bilbete. Ihre Lieblingsbeschäftigung war nebst dem Kriege die Jagb und diese selbst ein Krieg, da sie nicht nur gewöhnlichem Wilde, sondern auch grimmigen Wölfen, Bären und Auerochsen galt. Der

4. Geschichte - S. 96

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
96 Im Jahre 800 zog Karl nach Nom, um Leo Iii. gegen einige Verruchte, die an das Oberhaupt der Kirche ihre frevelnben Hänbe gelegt hatten, zu beschützen. Die Ruhe warb balb hergestellt, ungestört konnte mau jetzt das Weihnachtsfest feiern. Die Anwesenheit des mächtigen Fürsteil erhöhte den Glanz des Festes und zog eine anßerorbentliche Menge nach Rom. Römer und Frauken drängten sich am ersten Feiertage in die große Peterskirche, dem Gottesbienste beizuwohnen und des Hl. Vaters Segen zu empfangen. Da trat auch Karl in die Kirche, ging zum Hochaltar und kniete nach seiner gewöhnlichen frommen Weise an der untern Stufe nie-ber, um sein Gebet zu verrichten. Als er hier in tiefer Anbacht versunken ist, stehe, ba nahet sich ihm der Papst in feierlichem Gefolge der hohen Geistlichkeit mit einer golbenett Krone in der Hand, fetzt sie dem Könige auf das Haupt und salbt ihn zum römischen Kaiser. Das Volk aber ruft breimal: „Leben und Sieg Karl dem Großen, dem von Gott gekrönten, frommen, friebbriu-genben Kaiser von Rom!" Sogleich schmettern die Trompeten, Helle Musik ertönt in beit taufenbfachen Jubel des Volkes, ein zahlreicher Chor stimmt den Krönungsgesang an. Von nun an blieb der Kaisertitel als Auszeichnung bei dem Oberhaupte des beittscheix Reiches. So war Karl zu eiuer kaum geahnten Macht emporgestiegen. Sein Kaiserreich erstreckte sich jetzt von beit Pyrenäen bis zur Ober, vou der Norb- und Ostsee bis zur Sübküste Italiens. Diese gewaltige Masse von Ländern wußte feine Hand ebenso gut zu lenken, als sie das Schwert zu führen gewohnt war. Aus allen muß’ teil ihm fortwährenb Berichte eingeschickt werben; nach allen Seiten fanbte er Befehle, nitb biefeit wußte er Nachdruck zu verschaffen. Sein Petfchaft war in feinem Schwertknopf eingegraben. Hatte er nun einen Befehl an einen tuiberfpenstigen Herzog untersiegelt, so pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist mein Befehl, und hier — das Schwert fchiilteliib — der, welcher ihm Gehorsam verschaffen soll." — Dabei venvaitbte er auf die Rechtspflege eine ganz besondere Sorgfalt, um überall in feinem Reiche Recht und Gerechtigkeit zu haubhabeu. — Karl liebte auch die Baukunst und ließ zahlreiche und

5. Geschichte - S. 121

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
nahm einen Bürger ans Zürich, der ihm einst Dienste geleistet, sehr frenndlich in seinem Palaste ans. Wenn man ihm sagte, er sei zu gnt, so erwiederte er: „Es hat mich oft gereut, wenn ich zuweilen streng gewesen bin; nimmer wird es mich reuen, mitleidig und gütig gewesen zu sein." Als er hochbetagt sein nahes Ende fühlte, ging er nach Speyer, dem alten Begräbnißorte der Kaiser, und sagte scherzweise, er wolle fetzt seine Vorgänger besuchen. Er kam uur noch bis Germersheim; dort starb er im 74. Lebensjahre am 15. Juli 4291. Sein Leichnam ward in Speyer beigesetzt. Er hatte im Leben stets großes Glück und verdiente solches durch ein kindliches Vertrauen auf Gott und durch seine Tugend. Seine Redlichkeit war noch lange nachher zum Sprichwort im Munde des Volkes. pic wichtigsten Erfindungen des Wittelaklers. Im Mittelalter wurden mehrere für die menschliche Gesellschaft eben so nützliche als der Wissenschaft förderliche Erfindungen gemacht, durch welche allmählig die meisten Verhältnisse umgestaltet und eine neue Zeit vorbereitet wurde. Zu diesen gehören zunächst: 1. Die Erfindung des Eompasses. — Die ganze Schifffahrt der alten Völker war fast nur Küstenschifffahrt; denn es fehlte ihnen noch an einem bestimmten Wegweiser durch die unermeßliche Wasserwüste. Ihre einzigen Wegweiser waren die Sonne und die Sterne; aber durch die Nacht wird die Sonne, und durch den Wechsel der Witterung werden die Sterne dem Auge entzogen. Niemanden fiel es ein, daß ein Stückchen schwarzes Eisen besser Bescheid aut Himmel wissen könne, als der Mensch, und daß man sich mit diesem, als dem untrüglichsten Wegweiser, auf alle auch noch so unbekannte Meere kühn hinauswagen dürfe. Es hat uämlich eine Nadel, die mit einem Magnete bestrichen wird, die wunderbare Eigenschaft, daß sie, sobald sie frei hangt, mit der einen Spitze immer nach Norden zeigt. Hienach lassen sich denn alle übrigen Himmelsgegenden^ bei Tag und bei Nacht, bei heiterm und umwölk-teiit Himmel mit Sicherheit bestimmen. Wem 'wir diese nützliche Erfindung zu verdanken haben, ist unbekannt. Einige schreiben sie dem Flavio Gioja, andere einem Giri ans Antatst int Königreich Neapel, zu Anfange des Lesebuch. Vi. ß

6. Geschichte - S. 44

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
44 Alexander. Das griechische Volk hatte nachgerade die Ehre seines Namens so sehr vergessen, daß Griechen gegen Griechen von ihren Erbfeinden, den Persern, Unterstützung annahmen. Darum wurden sie auch tu Bälde die Beute eines schlauen Eroberers, des Königs Philipp von Macedonien, dessen Sohn Alexander ihn noch an Größe und Ruhm überstrahlte. Mit ausgezeichneten Anlagen ausgerüstet erhielt Alexander den größten Weisen damaliger Zeit, Aristoteles, zum Erzieher, den er auch anfangs so sehr liebte, daß er oft sagte: „Meinem Vater verdanke ich nur, daß ich lebe, meinem Lehrer, daß ich gut lebe." Leider machten ihn aber die unerhörten Schmeicheleien seiner Umgebung bald gleichgiltig gegen den ernsten Lehrer nüchterner Weisbeit und bescheidener Tugend, und seine Augen waren frühe auf die glänzenden Thaten gerichtet, die sein Vater in Griechenland vollführte. „Ach, mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen," hörte man ihn oft schmerzlich ausrufen. Jemand, der seine ungeheure Schnelligkeit im Laufen bewunderte, fragte Um, ob er sich nicht in Olympia sehen lassen wolle. „Ja wenn ich mit Königen um die Wette laufen könnte!" entgegnete er. Die Gesänge des alten griechischen Dichters Homer trug er immer bei sich und hatte sie selbst des Nachts unter seinem Kopfkissen liegen; denn Homer hat ja besonders Krieg und große Helden besungen. Einmal wurde seinem Vater ein wildes Pferd um den ungeheuern Preis von 13 Talenten (au 16,000 Thaler) angeboten. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst an ihm; allein es ließ keinen aufsitzen, und Philipp befahl endlich es wegzuführen, da es kein Mensch brauchen könne. Da bat Alexander seinen Vater, ihm das Pferd zu erlauben. Er ergriff dasselbe beim Zügel, führte es gegen die Sonne, da er bemerkte, daß es sich vor seinem eigenen Schatten fürchtete, streichelte es eine Zeit lang, ließ dann unvermerkt seinen Mantel fallen und schwang sich plötzlich hinauf. Alsbald flog das Thier mit ihm blitzschnell davon und alle Zuschauer zitterten für ihn. Als sie aber sahen, daß er wieder umlenkte, und das Roß nach Willkür bald links bald rechts tummelte, da erstaunten sie alle, und Philipp rief mit Frendenthränen,

7. Geschichte - S. 41

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
41 gleich wieder mit einem Auftrage weithin in die Stadt geschickt." — „Sieh," sagte Sokrates, „du hast vor deinem Sklaven Vorzüge des Geistes; er hat vor dir Vorzüge der Natur. Du bist reich und frei, aber schwach und weichlich; er ist arm und leibeigen, aber gesund und stark. Sage selbst, wer der Glücklichere ist?" Ein anderer that einst mit seinen Gütern und Landhäusern sehr groß. Sokrates führte ihn hierauf zu einet: Landkarte hin, auf welcher Griechenland abgebildet war. „Zeige mir hier doch das Land der Athener," sagte er. Der andere that es. „Und wo sind deine Landgüter?" — „Ich sehe sie hier nicht." — „Und du bist stolz auf einen Daumen breit Erde, den man nicht werth gehalten hat mit einem Striche anzudeuten?" Solcher Weisheitssprüche hat uns die Geschichte noch sehr viele von ihm aufbewahrt. „Die Götter," sagte er z. B. einst, „bedürfen unserer Reichthümer nicht. Die einfachsten Opfer sind ihnen die angenehmsten, wenn sie nur von reinen Händen dargebracht werden. Gefielen ihnen die Gaben der Ueppigkeit, so würden sie nur von den Bösen verehrt." „Das Einzige," pflegte er zu sagen, „was ich mit Gewißheit weiß, ist das, daß ich nichts weiß, und dies allein unterscheidet mich von andern, die sich Weise nennen lassen. Sie wissen auch nichts, aber sie glanben doch etwas zu wissen." Man fragte ihn, wie man einen dauerhaften Ruf erlangen könne? „Wenn man das ist, was man scheinen will," antwortete er. Kein Wunder, wenn Sokrates durch solche Reden viele Jünglinge unwiderstehlich an sich zog und sie für immer an seine Person fesselte. Ein hoffnungsvoller Jüngling wünschte sehnlichst sein Schüler zu werden, fürchtete aber wegen seiner Armuth nicht angenommen zu werden. „Ei," sagte Sokrates, der seine Wünsche entdeckte, „schätzest du dich so gering? Rechnest du das Geschenk für nichts, das du mir mit dir selber machst?" Von diesem Augenblicke an wurde der Jüngling ein eifriger Schüler des Sokrates. Ein anderer seiner Schüler ging sogar täglich eine halbe Meile nach der Stadt, um ihn zu hören. Ja ein dritter kam sehr oft des Abends verkleidet von Megara, einer Stadt vier Meilen von Athen, um nur einen Tag den Umgang des Sokrates zu genießen, obwohl die Athe-

8. Geschichte - S. 97

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
97 prächtige Bauten aufführen, wie zu Aachen, wo er, gleichsam zum Beweise, daß er vor allem Deutschland augehöre, am liebsteu verweilte. Ueber alles aber giug dem großen Kaiser christliche Bildung, und er erwarb sich unsterbliche Verdienste um Religion und Gesittung der Völker. Ueberall wurdeu neue Bisthümer, Kirchen und Klöster gegründet und reichlich ausgestattet. Zur Verherrlichung des Gottesdienstes ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen und führte einen neuen bessern Kirchengesang unter seinen Franken ein. Er vergnügte sich gerne an frommen, geistreichen Büchern und hegte eine besondere Vorliebe für die Hl. Kirchenväter. Latein sprach er fertig, Griechisch verstand er wenigstens. Er entwarf selbst eine deutsche Sprachlehre nitb sammelte die uralten Lieder von den Thaten der Helden. Sehr wichtig roareu ihm auch die Schulen. Er gründete solche auf allen seinen Hofgütern. Bei einer Prüfung, die er einstens selbst anstellte, lobte er die fleißigen Kinder ungemein; doch fürchterlich ließ er die faulen an, obwohl diese meistens vornehmen Geschlechtes waren, und drohte ihnen mit seinem ganzen Zorne. Karl war von starkem Körperban und erhabener Gestalt. Er hatte eine hohe, klare Stirne und große, lebhafte Augen, die dem Freunde fröhlich, dem Feinde aber furchtbar leuchteten. Im Reiten, Fechten und Schwimmen war er sehr geschickt; jagend trieb er sich in den Wäldern umher und kämpfte mit Wölfen, Bären und Auerochsen. Im Essen und Trinken war er höchst mäßig. Die Pracht tu Kleidern liebte er nicht; er ging im einfachen deutschen Anzuge. Nur ait Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone auf dem Haupte, angethan mit entern laugen, herabwallenden Mautel. Er sprach viel und gerne und drückte sich über alles gut aus. Er war mild, bescheiden und gegen alle herablassend und gnädig. Die Religion ehrte er tief im Herzen. Die Kirche besuchte er früh und nachmittags, oft auch am Abend. Sein Almosen ging nach allen Welttheilen, namentlich zum Besten notleidender und bedrängter Christen. In seinem 72. Jahre befiel Karl ein heftiges Fieber. Da er fein Ende herankommen sah, empfing er die hl. Sterbesakramente mit rührender Andacht, hob noch kurz Lesebuch. Vi. f.

9. Dichtung des Mittelalters - S. 38

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
38 Dritte Periode, von 1150—1300. Da sprach wieder Brunhild: „Wie weidlich sei dein Mann, Wie schön und wie bieder, so steht ihm doch voran Günther, der Recke, der edle Bruder dein: Der muß vor allen Königen, das wisse du wahrlich, sein." Da sprach Kriemhild wieder: „So wert ist mein Mann, Daß er ohne Grund nicht solch Lob von mir gewann. An gar manchen Dingen ist seine Ehre groß. Glaubst du das, Brunhild? er ist wohl Günthers Genoß!" „Das sollst du mir, Kriemhild, im Argen nicht versteh'n; Es ist auch meine Rede nicht ohne Grund gescheh'n. Ich hört' es beide sagen, als ich zuerst sie sah. Und als des Königs Willen in meinen Spielen geschah, „Und da er meine Minne so ritterlich gewann, Da sagt' es Siegfried selber, er sei des Königs Mann: D'rum halt' ich ihn für eigen: ich hört' es ihn gesteh'n." Da sprach die schöne Kriemhild: „So wär' mir übel gescheh'n. „Wie hätten so geworben die edlen Brüder mein, Das ich des Eigenmannes Gemahl sollte sein? Darum will ich, Brunhild, gar freundlich dich bitten, Laß mir zulieb die Rede hinfort mit gütlichen Sitten." Die Königin versetzte: „Sie lassen mag ich nicht: Wie thät' ich auf so manchen Ritter wohl Verzicht, Der uns mit dem Degen zu Dienst ist Unterthan?" Kriemhild die schöne hub da sehr zu zürnen an. „Dem mußt du wohl entsagen, daß er in der Welt Dir irgend Dienste leiste. Werter ist der Held Als mein Bruder Günther, der Degen unverzagt. Erlaß mich der Dinge, die du mir jetzo gesagt. „Auch muß mich immer wundern, wenn er dein Dienstmann ist, Und du ob uns beiden so gewaltig bist, Warum er dir so lange den Zins versessen hat; Deines Übermutes wär' ich billig nun satt." „Du willst dich überheben," sprach da die Königin. „Wohlan, ich will doch schauen, ob man dich fürderhin So hoch in Ehren halte, als man mich selber thut." Die Frauen waren beide in sehr zornigem Mut. Da sprach wieder Kriemhild: „Das wird dir wohl bekannt: Da du meinen Siegfried dein eigen hast genannt, So sollen heut' die Degen der beiden Kön'ge seh'n, Ob ich vor der Königin wohl zur Kirche dürfe geh'n."

10. Dichtung des Mittelalters - S. 14

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
14 Dritte Periode, von 1150—1300. Dritte Periode, von 1150—1300. S «. Erste Blütcperiode. Die Ursachen des großartigen Aufschwunges der Poesie in dieser Periode, die wir mit Recht die erste Blüteperiode nennen, sind vor- wiegend folgende: 1. Die Krenzzüge. Das Christentum hatte mit der Zeit Herz und Gemüt der Deutschen ganz durchdrungen, hatte sie gelehrt, ihr Leben und Wirken auf eine höhere Welt zu beziehen. So war das Volk erfüllt von Glauben, Liebe und Hingabe an die Lehren des Christentums, ohne aber von seinem Nationalcharakter, seinem Hang nach Krieg und Abenteuern, feiner Wanderlust etwas abzugeben. Daher mußten die Kreuzzüge, die einerseits, ausgehend von dem kirchlich-frommen Sinne der Christen, die Befreiung des heiligen Landes bezweckten, andrerseits den Deutschen die beste Gelegenheit zu Kampf und Abenteuern boten, das deutsche Volk gewaltig anziehen und eine mächtige Begeisterung hervorrufen. Zugleich ' wurde durch die Verbindung mit anderen abendländischen Völkern und mit dem Orient der Jdeenkreis erweitert, die Phantasie belebt und mit ritterlich romantischen Gedanken gefällt, und der Dichtung mannigfaltiger und herrlicher Stoff geboten. 2. Der Glanz des hohen st aufi scheu Kaiserhauses. Galt überhaupt schon der deutsche Kaiser als das weltliche Haupt der Christen- heit und das deutsche Volk unter ihm als die weltgebietende Nation, so mußte diese Anschauung um so ausgedehntere Geltung erlangen, als in den Hohenstaufen lebensfrische, heldenhafte, von den höchsten Ideen er- füllte Herrscher den Kaiserthron inne halten und durch glorreiche Thaten in Deutschland, Italien und dem Oriente den Glanz ihres Namens weit- hin verbreiteten. Kein Wunder daher, daß damals alle Stände, alle Geschlechter Deutschlands ein allgemeines, stolzes Nationalgefühl beseelte, daß alle der Größe und der Bedeutung ihres Volkes sich lebhaft bewußt wurden. So bot dieser glanzvolle Zeitraum fruchtbare poetische Clemente, die das ganze Volk bewegten und begeisterten. 3. Die Blüte des deutschen Rittersta ndes, welcher durch die Kreuzzüge eine idealere Richtung erhielt, feinere gesellige Bildung an- nahm und äußern Glanz entwickelte. Wie die Kaiser und Fürsten, namentlich die Herzöge von Ästerreich und die Landgrafen von Thüringen, die Dichtkunst förderten und ihre Vertreter begünstigten, so bemühten sich die Ritter, auf ihren Burgen ein Gleiches zu thun, fa sie wurden sogar
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