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1. Erdkunde - S. 257

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 257 — Geist des Mittelalters konnte solche Prachttempel zur Ehre Gottes aufführen. Und zur Ausführung eines solch heiligen Unternehmens trug alles bei, was von diesem Geiste beseelt war. Unter Gebet und Gesang wallten oft große Züge von Gläubigen an den Ort, wo dem Herrn eine würdige Wohnung gebaut werden sollte, und ein jeder spendete frendig sein Scherflein; unter Gebet und Gesang gingen die Werkleute täglich an die Arbeit. Und nicht etwa bloß arme Leute waren es, die auf solche Weise Gott zu dienen suchten — nein, auch Reiche und Mächtige drängten sich herbei, um ent- weder selbst Hand ans Werk zu legen oder dessen Vollendung durch große Spenden zu fördern. Wie nun der Straßburger Münster ein beredter Wortführer des hingebenden christlichen Kunstsinnes im Mittelalter ist, so ist er auch als echt deutscher Bau ein beständiger Mahner an das elfässische Volk, stets seiner deutschen Abstammung eingedenk zu sein. Eine Fernsicht im Wheingau. Der Rheingau gehört zu den herrlichsten Gebieten unseres Vater- landes. In einem engen Thale durchbricht der Rhein das Schiefer- gebirge, dessen Berge sich in malerischen Formen aus den grünen Fluten erheben, welche von schnellen Dampfern und schaukelnden Nachen belebt werden. Von den Höhen aus genießt man entzückende Fernsichten (vgl. Bild 17, S. 59). Eine der schönsten hiervon ist diejenige, welche sich dem staunenden Blicke von der Burgruine Klopp aus bietet. Diese ruht auf dem Gipfel eines Weinberges, der sich steil hinter der Stadt Bingen erhebt. Rechts liegt die lachende, vom Rheine durchströmte Landschaft, mit freundlichen Ortschaften übersät. Das Auge reicht über den Johannisberg bis zu den blau dämmernden Höhen bei Heidelberg und dem fernen Melibocus im Odenwald?. Zur linken Seite verliert sich der Rhein hinter dunkeln, waldgekrönten Felsen. Hier ist alles groß und erhaben, dort an- mutig und heiter. Mitten in den Fluten des Rheines steht, umtobt von der wilden Brandung, der Mäuseturm. Ihm gegenüber sieht

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 497

1855 - Mainz : Kirchheim
Anhang. Gcschichte und Gcogrnphic des Grosthnzomums Hesstn. 1. Das Gebiet des Großherzogthums Hessen wurde in uralter Zeit von verschiedenen deutschen Volksstämmen bewohnt. In Rhein- hessen wohnten Gallier und Vangionen, in Starkenburg Aleman- nen, in Oberhessen Chatten. Kurz vor Christi Geburt lernten die Römer, im Kampfe mit den Galliern begriffen, die Chatten oder Hessen kennen und schilderten sie als einen mächtigen, tapferen Volksstamm. Zweihundert Jahre nach Christi Geburt schloffen sich die Chatten dem mächtigen Frankenbund an, und ihr Land bildete lange Zeit einen Theil des Frankenreichs. Im achten Jahrhundert wur- den sie durch den heil. Bonifacius, den Apostel der Deutschen, zum Christenthum bekehrt. Bis in's zwölfte Jahrhundert gehorchten sie vielen Grafen und Rittern. 2. Vom Jahre 1130—1247 stand der größte Theil von Hessen unter der Botmäßigkeit der Landgrafen von Thüringen. In diese Zeit fällt das Leben der heil. Elisabeth, Landgräfin von Thüringen und Hessen. Rach dem Tode ihres Gemahls entsagte sie der Welt und brachte ihr Leben in Gebet, Bußübungen und in Werken der Barmherzigkeit zu. Sie starb zu Marburg, 1231. 3. Als 1247 der Mannsstamm der Thüringischen Landgrafen ausgestorben war, kam Hessen an Heinrich 1. von Brabant, genannt das Kind. Er war der Sohn eines Herzogs von Brabant und Sophiens, einer Tochter der heil. Elisabeth. Heinrich ist der erste Landgraf von Hessen und der Stammvater der hessischen Für- sten. — Der Landgraf Heinrich Iii. heirathete die Erbgräfin Anna von Katzenellenbogen und vermehrte durch die Erwerbung dieser mächtigen Grafschaft, wozu auch Darmstadt gehörre, die Macht der hessischen Landgrafen. 4. Philipp der Großmüthige, welcher 1567 starb, theilte die Landgrafschaft unter seine vier Söhne, von denen Wilhelm Iv. der Stifter von Hessen-Kassel, Georg !. aber Stammherr der Heffen-Darmstädtischen Landgrafen ist. Die beiden andern Brüder starben ohne Nachkommen und ihre Besitzungen kamen an Hessen- Kassel und Hessen-Darmstadt. 5. Die Landgrafen von Hessen-Darmstadt zeichneten sich durch Sparsamkeit im Staatshaushalt, durch Aufführung nützlicher Bau- ten , durch Gelehrsamkeit und Treue gegen das kaiserliche Haus Oesterreich aus. Georg I. verwandelte eine große Strecke öden Hepp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. 32

3. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 48

1855 - Mainz : Kirchheim
48 Mit Milch sängst du dein Leben an, Mit Wein kannst du es wohl beschließen; Doch fängst du mit dem Ende an, So wird das Ende dich verdrießen. Die Luft, Mensch, ist dein Element, Du lebest nicht von ihr getrennt; Drum täglich in das Freie geh’, Und besser noch auf Berges Höh’! Das zweite ist das Wasserreich, Es reinigt dich und stärkt zugleich; Drum wasche täglich deinen Leib Und bade oft zum Zeitvertreib! Dein Tisch sei stets einfacher Art, Sei Kraft mit Wohlgeschmack gepaart; Mischst du zusammen vielerlei, So wird’s für dich ein Hexenbrei. iss massig stets und ohne Hast, Dass du nie fühlst des Magens Last; Geniess es auch mit frohem Muth, So g'bt’s dir ein gesundes Blut. Fleisch nähret, stärket und macht warm, Die Pflanzenkost erschlafft den Darm; Sie kühlet und eröffnet gut Und macht dabei ein leichtes Blut. Das Obst ist wahre Gottesgab’, Es labt, erfrischt und kühlet ab; Doch über Allem steht das Brod, Zu jeder Nahrung thut es Noth. Das Fett verschleimt, verdaut sich schwer Salz macht scharf Blut und reizet sehr; Gewürze ganz dem Feuer gleicht, Es wärmet, aber zündet leicht. Willst du gedeihlich Fisch gemessen, Musst du ihn stets mit Wein begiessen. Den Käs iss nie zum Uebermaß; Mit Brod zu Nachtisch taucht er was.

4. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 59

1855 - Mainz : Kirchheim
59 Ein Jeder hört's, doch Jeder zagt; Aus Tausenden tritt Keiner vor. Vergebens durchheulte mit Weib und Kind Der Zöllner nach Rettung den Sturm und Wind. Sieh', schlecht und recht ein Bauersmann Am Wanderstabe schritt daher. Mit grobem Kittel angethan, An Wuchs und Antlitz hehr. Er hörte den Grafen, vernahm sein Wort Und schaute daö nahe Verderben dort. Und kühn in Gottes Namen sprang Er in den nächsten Fischerkahn. Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang Kam der Erretter glücklich an. Doch wehe! Der Nachen war allzuklein, Der Retter von Allen zugleich zu sein. Und dreimal zwang er seinen Kahn, Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang; Und dreimal kam er glücklich an, Bis ihm die Rettung ganz gelang. Kaum kamen die Letzten in sichern Port, So rollte das letzte Getrümmer fort. „Hier," rief der Graf, „mein wack'rer Freund, Hier ist der Preis! Komm her! Nimm hin!" Sag' an, war das nicht brav gemeint? — Bei Gott! der Graf trug hohen Sinn; * Doch höher und himmlischer wahrlich schlug Das Herz, das der Bauer im Kittel trug. „Mein Leben ist für Gold nicht feil. Arm bin ich zwar, doch hab' ich satt. Dem Zöllner werd' Eu'r Gold zu Theil, Der Hab' und Gut verloren hat!" So rief er mit herzlichem Biederton Und wandte den Rücken und ging davon. Bürger. 67. St. Nikolaus. St. Nikolaus war ein Bischof; aber er predigte nicht blos und verrichtete nicht blos die Geschäfte am Altare, sondern er half Allen, welche der Hülfe bedurften. Einst ging er am Ufer des Meeres, und da sah er eine arme Frau, welche mit ihren drei Kindern Muscheln auflas, um damit ihren Hunger zu stillen. Die Kinder aber waren zu weit gegangen und versanken plötzlich in ein tiefes Loch. Ibr Jammergeschrei und das der Mutter erfüllte die Luft; aber außer dem Bischöfe war Niemand in der Nähe und dieser konnte nicht schwimmen. Allein der fromme Mann wollte helfen, und wenn es sein eigenes Leben kostete. In Gottes Namen stürzte er sich in das Wasser, und war so glücklich, ein Kind nach dem andern herauszuziehen. Gott

5. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 60

1855 - Mainz : Kirchheim
60 hatte ihn gestärkt, daß er auch ohne vorherige Uebung schwim- men konnte. Ein andermal fuhr St. Nikolaus auf einem Schiff. Es ent- stand ein heftiger Sturm, und die Wellen schlugen bis in das Fahr- zeug. Da verzagten die Schiffer, und weil sie sich doch für ver- loren hielten, so wollten sie nicht mehr arbeiten. Aber der heilige Nikolaus faßte ein Ruder und befahl auch den Uebrigen, wieder zu rudern. „Wenn wir das Unsrige thun," sprach er, „so wird Gott helfen. Laßt uns beten und arbeiten." Und die Schiffer thaten, wie er befohlen hatte, und das Schiff mit Allen, die darin waren, wurde gerettet. Seitdem rufen die Schiffer, wenn sie in Noth kommen, den heiligen Nikolaus um Beistand an. Einst war Hungersnoth in der Stadt und der ganzen Um- gegend. Es war kein Brod mehr zu bekommen, und wenn man eine Hand voll Geld dafür gegeben hätte. Da wollte das Volk verzweifeln, und sie sprachen zu dem Bischof: „Siehst du, daß Gottes Hülfe ausbleibt." Sankt Nikolaus aber nahm ein Schiff- chen, und fuhr so lange, bis er in ein Land kam, wo es mehr ge- regnet hatte und wo Getreide im Ueberflusse gewachsen war. Dort sah er einen Bäcker an seinem Laden stehen. „Lieber Mann," sprach der Bischof, „habt ihr wohl so viel Getreide, um ein Schiff damit beladen zu können?" „O ja," antwortete der Bäcker, „wohl noch mehr." „O dann erbarmt euch um Christi willen und bringt ein Schiff voll Getreide in meine Stadt, wir sterben sonst Hungers." Der Bäcker ließ sich rühren, und versprach, so schnell als möglich das Schiff zu beladen. „Aber was ihr von Backwerk im Laden habt, das gebt mir, damit ich nach Hause eile und es den hungrigen Kindern bringe; die Erwachsenen können warten, bis das große Schiff kommt." Der Bäcker gab ihm zwei Körbe voll Wecken, Bretzeln, Brödchen und was er nur hatte; und Sankt Nikolaus ruderte nun auf's schnellste nach Hause. Da kann man sich die Freude vorstellen, mit welcher ihm die Kinder auf den Straßen entgegenliefen und seine Gaben empfingen. Seit- dem ist es gewöhnlich, daß man am Sankt Nikolaustage den artigen Kindern Etwas schenkt. Die unartigen aber erhalten eine Ruthe. 68. St. Christoph. An einem tiefen, reißenden Strom, über welchen weder eine Brücke, noch ein Nachen führte, stand eine armselige Hütte. Der Bewohner der- selben war ein Heide von riesenhafter Größe, welcher früher als Soldat gedient hatte, nun aber sich damit beschäftigte, die Reisenden auf seinen Schultern über den Strom zu tragen. Trotz seines wilden Aussehens war dieser Riese ein äußerst gutmüthiger Mensch. Wenn ein Armer kam, dem es schwer hielt, ihm seinen kleinen Traglohn zu bezahlen, so trug er ihn umsonst hinüber; wenn in der Nacht ein Wanderer erschien, und Christoph — so nannte man den Riesen späterhin — im tiefsten Schlaf lag, so sprang er doch auf den ersten Ruf von seinem Lager auf, ergriff seinen

6. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 385

1855 - Mainz : Kirchheim
385 Legionen zum römischen Kaiser ausgerufen. Doch mußte er noch lange blutige Kriege mit seinen fünf Mitregenten führen, bis er im Jahre 324 Alleinherrscher des großen Reiches wurde. Seine christ- liche, fromme Mutter Helena und sein dem Christenthum nicht ab- geneigter Vater Konstantius bewirkten auch in Konstantins Herzen eine Hinneigung zum Christenthum. Obschon noch Heide, gestattete er doch bei seinem Regierungsantritte den Christen freie Ausübung ihrer Religion. Sein völliger Uebertritt zum Christenthum wurde herbeigeführt durch eine außerordentliche Erscheinung am Himmel, als Konstantin wider seinen Gegenkaiser zu Felde zog. An einem Nachmittage sahen er und seine Soldaten am Himmel das Zeichen des Kreuzes mit der Umschrift: „Durch dieses wirst du siegen!" Dasselbe Kreuzzeichen und Christus erschienen in der darauf folgen- den Nacht dem Kaiser im Traume. Nun ließ Konstantin eine Fahne mit dem Kreuzzeichen verfertigen und dieselbe in den Schlachten vorantragen. Er wurde jetzt Christ, ließ sich im Christenthume unterrichten, aber erst kurz vor seinem Tode taufen, weil er fürch- tete, die Gnade zu verlieren, welche Gott in der Taufe mittheilt. 313 erließ Konstantin ein Gesetz, wonach ein jeder Unterthan seine Religion frei und ungehindert ausüben durfte. Viele andere Ge- setze ergingen, die das Christenthum zu heben und zu verbreiten suchten. Dahin gehören die Gesetze über eine würdige Sonntags- feier, das Verbot der Kreuzigung — aus Ehrfurcht gegen den Er- löser — und die Abschaffung der blutigen Fechterspiele. Die Geist- lichen wurden von den Steuern befreit, mit Geld unterstützt, ihnen die Freiheitserklärung der Sklaven und richterliche Gewalt bei Strei- tigkeiten übertragen; überall entstanden Kirchen, wie die prächtige Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem, die Apostelkirche zu Kon- stantinopel; auch gestattete er, Vermächtnisse und Schenkungen an Kirchen zu machen. Anders sah es im Morgenlande aus, wo der heidnische Kaiser Licinius herrschte. Seine Feindschaft gegen Konstantin verwandelte sich bald in eine heftige Abneigung gegen die Christen. Die Waffen sollten nun entscheiden, ob das Heidenthum oder das Christenthum untergehen sollte. Konstantin zog gegen Licinius zu Felde und besiegte ihn. Nun ließ er die zerstörten Kirchen im Morgenlande wieder aufbauen und begünstigte die Christen auf alle Weise. Mit seiner Alleinherrschaft im Morgen- und Abendlande hören die blutigen Verfolgungen der Christen auf. Im Jahre 325 erschien er selbst auf der ersten allgemeinen Kirchenver- sammlung zu Nicäa, welche er zusammenberufen hatte, um kirchliche Unruhen zu unterdrücken. Von dem immer n.och heidnisch gesinnten Rom verlegte er seine Residenz nach Byzanz, welches nach ihm Konstant in opel genannt wurde. Durch die Entfernung des kaiserlichen Hofes konnten nun die Bischöfe zu Rom freier und selbstständiger handeln. Konstantin starb gleich nach Empfang der Hepp. Vollständiger Lehr- und Lesebuch. £5

7. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 79

1855 - Mainz : Kirchheim
79 „Liebe Kinder!" sprach er, „ich habe fünfzig Jahre lang ge- lebt und in dieser Welt viele Freuden genossen; die reinsten, selig- sten, ja wahrhaft himmlischen Freuden aber hat mir die Religion gewährt; sie bewahrte alle meine irdischen Freuden rein, erhöhte und veredelte sie. Dieß bezeuge ich vor Gott." „Ich habe fünfzig Jahre gelebt, und in dieser Welt Vieles gelitten und manchen harten Kampf zu bestehen gehabt; in allen Leiden aber habe ich den besten Trost und die sicherste Stütze einzig in unserer heiligen Religion gefunden. Dieß bezeuge ich vor Gott." „Ich habe fünfzig Jahre gelebt, bin öfters dem Tode nahe ge- wesen, ja ich werde jetzt den Abend sicher nicht mehr erleben, und bezeuge es aus Erfahrung und vor Gott: Nur die göttliche Kraft der Religion kann dem Tode seinen Schrecken benehmen; nur der heilige Glaube an unsern Erlöser kann uns Muth und Stärke geben, den wichtigen Schritt in die Ewigkeit getrost zu thun, und vor Gottes Nichterstuhl zu erscheinen." „Bestrebt euch daher, ihn, unsern göttlichen Erlöser, recht kennen zu lernen und seine heiligen Lehren zu befolgen; so wer- det ihr Gott wohlgefällig sein, zufrieden leben und einst selig sterben." Die Kinder vernahmen diese Worte unter heißen Thränen. Der Vater starb in der nächsten Stunde; die Kinder aber be- wahrten seine Worte ihr Leben lang in ihrem Herzen, befolgten sie und lernten nun auch aus Erfahrung, daß sie die lautere Wahr- heit seien. Gottes Wort führt uns den Weg zum Heil; Wer ihm folget, wählt das beste Theil. Eh. S ch m i d. 93. Das bessere Land. Ein Vater und eine Mutter lebten mit ihren zwei Kindern auf einer rauhen Insel des weiten Weltmeeres, wohin sie durch Schiffbruch gerathen waren. Wurzeln und Krauter dienten ihnen zur Nahrung, eine Quelle war ihr Trank und eine Felsenhöhle ihre Wohnung. Oft tobten auf der Insel furchtbare Stürme und Gewitter. Die Kinder konnten sich's nicht mehr denken, wie sie auf die Insel gekommen waren; sie wußten nichts mehr von dem großen festen Lande; Brod, Milch, Obst, und was es dort sonst noch Köstliches gibt, waren ihnen unbekannte Dinge geworden. Da landeten eines Tages in einem kleinen Schifflein vier Mohren an der Insel. Die Aeltcrn hatten eine große Freude und hofften nun von ihren Leiden erlöst zu werden. Das Schiff- lein war aber zu klein, Alle zugleich auf das feste Land hinüber zu brin- gen — und der Vater wollte die Fahrt zuerst wagen. Mutter und Kinder weinten, als er in das schwache, bretterne Fahr- zeug stieg und die vier schwarzen Männer ihn fortführen wollten. Er aber sagte: „Weinet nicht! drüben ist es besser — und ihr Alle kommt ja bald nach!" Als das Schifflein wieder kam und die Mutter abholte, weinten die Kinder noch mehr. Aber auch sie sagte: „Weinet nicht! In dem des- sern Lande sehen wir uns Alle wieder!"

8. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 14

1908 - Altenburg : Bonde
14 »Das nicht; aber — holla, Jack! was ist denn das?" rief plötzlich der Geistliche; „wir fahren eben durch die Klippen, und Ihr schaut Euch nicht einmal um danach? Tut Eure Schuldigkeit!" — „Ei," sagte der Matrose gleichgültig, „das' ist Sache des Steuermannes." — „Tut Eure Schuldigkeit, Jack! sage ich noch einmal, und dämmert nicht so vor Euch hin; seht Ihr denn die Klippen nicht? Wir gehen zugrunde, wenn Jhrs so leichtsinnig mit Eurer Arbeit nehmt." — „Schuldigkeit tun — leichtsinnig nehmen?" erwiderte der Matrose, „Herr, wie kommt Ihr mir vor? Arbeite ich nicht ans Leibeskräften? Soll ich vielleicht steuern helfen?''— „Freilich, freilich," sagte der Geistliche, „damit es glücklich vorwärts geht." — „Ach das wäre ja eine unnütze Geschichte, Herr. Jeder tut eben das Seine; dann wird schon alles recht werden. Der Steuermann steuert, und ich führe das Ruder: so ists Schiffsbrauch!" „Nun, nehmts nur nicht übel, Jack!" erwiderte lächelnd der Geistliche; „im Reiche Gottes ists eben auch so Brauch. Das Arbeiten ist Eure Sache; das tut aus Leibeskräften und seht dabei nicht rechts und links! Die Sorge aber, daß Ihr bei Eurer Arbeit zugrunde gehen und nicht vorwärts kommen möchtet, die erspart Euch und laßt sie dem, der am Steuer sitzt und von dem geschrieben steht: Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorget für euch." Caspar!. 18. Der Hufnagel. Wer im kleinen nicht Sorge trägt, muß im großen Schaden leiden. Das erfuhr einst ein Kaufherr, der um eines schlechten Nagels willen ein schönes Roß verlor. Er ritt vom Markte nach seiner Heimat zurück, wohlbepackt mit Geld und Geldsorgen. In einem Städtchen hielt er Mittag, und der Knecht, als er ihm sein Pferd vor- führte, sagte: „Herr, es fehlt dem Rosse ein Nagel am Hufeisen des linken Hinterfußes." — „Ei was!" sagte der Kaufherr, „Nagel hin, Nagel her! Die sechs Stunden, die ich noch zu machen habe, wird das Eisen wohl noch halten. Ich habe Eile." Und damit ritt er fort. Nach etlichen Stunden, als er wieder einkehrte und dem Rosse Brot geben ließ, kam der Knecht in die Stube und sagte: „Herr, es fehlt Eurem Pferde ein Hufeisen am linken Hinterfuße; soll ichs wohl zum Schmiede führen?" — „Hm!" sagte der Kaufherr, „Hufeisen hin, Hufeisen her! Die paar Stunden, die ich noch 31t machen habe, wird das Pferd wohl noch aushalten. Ich habe Eile." Und er ritt

9. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 22

1908 - Altenburg : Bonde
22 4. Lehrjahre sind keine Herrenjahre. 5. Erst besinns, dann beginns! 6. Arbeit, Mäßigkeit und Ruh schließt dem Arzt die Türe zu. 26. Der beste Schatz. Im Jahre 1816 scheiterte an der klippenvollen Küste von Schott- land in einem heftigen Sturme ein schwedisches Schiff. Das Volk stand in großen Scharen am Strande, hatte ein Herz zu helfen und war auch sonst der Kämpfe mit dem ungetreuen Elemente gewohnt; aber durch diese wilden Wogen wagte sich kein Lotse hindurch. So ward denn ein Stück des Schiffes nach dem anderen weggerissen, und ein Mann der Besatzung nach dem andern sank in die kalte Tiefe; die Wellen wurden ihre Grabhügel. Nur ein Jüngling hatte sich mit Stricken vom Tauwerk an ein Stück vom zerbrochenen Maste gebunden. Die Flut trieb eine Weile mit ihm ihr Spiel; endlich warf sie ihn zwar noch lebend, aber ohne Bewußtsein an das Land. Das Volk kam gleich herbei, ihm hilfreiche Hand zu leisten, ihn von seinem Wrack loszubinden und den glimmenden Funken des Lebens wieder zur hellen Flamme anzufachen. Da bemerkte man, daß er sich mit eineni Tuche ein Bündlein fest um den Leib gebunden hatte. Es tauchte die Frage auf: „Was mag er darin haben?" Einer meinte: „Es ist sein Geld," ein anderer: „Es ist seine Uhr," ein dritter: „Es sind die Schiffs- papiere." Und alle hatten unrecht und doch auch recht. Es war das Geld, welches dann noch gilt, wenn alles andere seinen Gehalt ver- loren hat. Es war die Uhr, welche allein richtig zeigt, was es in uns und in der Welt an der Zeit ist. Es waren die Schiffspapiere, welche angeben, was unser Herzensschiff laden soll, wer der Steuermann sein und welchen Weg es nehmen soll, wenn es glücklich an der Küste des einigen ewigen Festlandes anlangen will. Als man das Bündlein öffnete, war eine viel gebrauchte Bibel darin. Der Vater des Jünglings hatte auf das erste weiße Blatt das Gebet geschrieben, der Herr wolle diese Mitgift dazu dienen lassen, daß sein Sohn vom ewigen Verderben errettet werde. Auf dem letzten weißen Blatte stand von derselben Hand die Erinnerung, daß der Sohn dies teure Buch zu einem steten Ratgeber machen solle, und zugleich das Bekenntnis, daß der Vater sein Kind nicht habe aus dem Hause lassen können, ohne ihm dies beste Unterpfand seiner Liebe mitzugeben. Ahlfeld.

10. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 216

1908 - Altenburg : Bonde
216 15v. Die Lorelei. 1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so traurig bin; ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn. 2. Die Luft ist kühl, und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein; der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein. 3. Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar, ihr goldnes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar. 4. Sie kämmt es mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei, das hat eine wundersame, gewaltige Melodei. 5. Den Schiffer im kleinen Schiffe ergreift es mit wildem Weh; er schaut nicht die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh. 6. Ich glaube, die Wellen verschlingen am Ende noch Schiffer und Kahn, und das hat mit ihrem Singen die Lorelei getan. Heine. 151. vor Binger Mäuseturm. Bei Bingen ragt mitten aus dem Rhein ein hoher Turm, von dem nachstehende Sage umgeht. Im Jahre 974 ward grosse Teurung in Deutschland, dass die Menschen aus Not Katzen und Hunde afsen und doch viel Leute Hungers starben. Da war ein Bischof zu Mainz, der hiess Hatto der Andere. Er war ein Geizhals, dachte nur daran, seinen Schatz zu mehren, und sah zu, wie die armen Leute auf der Gasse niederfielen und bei Haufen zu den Brotbänken liefen und das Brot nahmen mit Gewalt. Aber kein Erbarmen kam in den Bischof, sondern er sprach: „Lasset alle Arme und Dürftige sammeln in einer
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