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grau gewordener, bewährter Mann. — Veriren, necken, beunruhigen, quä-
len, anfuhren. — Vicariren, eines Andern Stelle vertreten. — Vicariai,
Stellvertretung. — Victualien, Lebensmittel, Eßwaarcn. — Vidimiren,
beglaubigen, gerichtlich bestätigen, daß eine Abschrift mit der Urschrift
(Original) gleichlautend fei. — Vignette, w. (Winjette) Verzierungsbild-
chen, Druckverzierung, kleines Kupfer zwischen dem Drucke oder zu Anfang
oder Ende desselben. — Violine, w. Geige. — Virtuos oder Virtuose, m.
ausgezeichneter Künstler. — Visiren, beschauen, zielen, auf's Korn nehmen.
— Visitiren, besichtigen, durchsuchen; daher Visitation, Visitator.— Visite,
w. (Wisitte) Besuch, Aufwartung. — Vivat! er oder es lebe! — Vul-
can, m. ein feuerspeiender Berg.
W.
Wattiren, walten, mit gesteifter Baumwolle u. s. w. unterlegen. —
Wrack, s. Trümmer eines gescheiterten Schiffes.
B.
Isop, m. eine Gewürzpflanze.
3.
Zcnith, m. Scheitelpunkt am Himmel (entgegengesetzt Nadir, Fuß-
punkt.) — Zone, w. Gürtel, Erdgürtel, Erdstrich.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: W.
Wattiren B.
Isop Zcnith
312
auf ihrem Schwerpunkte ruhen. In der Kugel, der Walze, der
Scheibe ist dieser Punkt leicht zu finden. In Körpern von unregel-
mäßiger Form und ungleicher Masse ist er schwerer zu finden. Die
Natur gibt ihn ziemlich genau an beim Fallen solcher Körper, denn
sie fallen auf dem Punkte auf, worauf sie senkrecht ruhen; hängt man
nun einen solchen Körper, befestigt an irgend einem Punkte des Randes,
an einen Faden auf, so fällt er in's Loth; dieses Loth durchschneidet
das Fallloth und da, wo sie sich durchschneiden, ist der Schwerpunkt.
Die Purzelmännchen, die Stehauf's und falschen Würfel find Fi-
guren, in welchen durch Blei der Schwerpunkt so gelegt ist, daß sie
auf die Seite fallen oder sich stellen müssen, wo der Schwerpunkt ist.
Das Balanciren mit Gegenständen und die Seiltänzerkünste beruhen
auf. der Festhaltung des Schwerpunktes auf seiner Unterstützung.
Sowie ein Gegenstand ruht, wenn er auf seinem Schwerpunkte
unterstützt ist, so ruhet er auch, wenn er in drei oder mehreren Punkten
um den Schwerpunkt herum unterstützt ist. Ein Tisch kann nicht auf
zwei, wohl aber auf drei und mehreren Beinen stehen, wenn sie so
angebracht find, daß der Schwerpunkt der Tischplatte oder vielmehr
die senkrechte Linie von derselben nach der Fläche, worauf die Beine
stehen, so fällt, daß die Punkte, worauf sie stehen, um sie herum lie-
gen, also ein Dreieck, Viereck rc. bilden. Man ebnet deßhalb Körper,
um sie zum Stehen oder Liegen zu bringen, oder gibt ihnen regel-
mäßige Formen. Schwere Lampen verficht man mit breiten und
schweren Fußgestellen; hoch beladene Schiffe werden im untersten
Raume mit Sand oder Steinen beschwert; zu hoch geladene Wagen
fallen leicht um, darum legt man die schwersten Massen unten hin
oder ladet spitz zu. Beim Gehen in der Ebene verschiebt sich der
Schwerpunkt von einem Beine auf das andere; beim Steigen aufberge
fällt das Fallloth nach vornen und beim Herabsteigen nach hinten.
8. Das Pendel.
Hängt man einen Körper an einem Faden ans und bringt ihn
aus seiner lolhrechten Lage, so bewegt er sich ab- und aufwärts
nach zwei entgegengesetzten Seiten und würde sich sofort immer
bewegen, wenn der Widerstand der Luft und die Reibung am Auf-
hängepunkt ihn nicht in Ruhe oder in die senkrechte Lage brächten.
Diese Bewegung heisst Schwing ring, und der Körper, der auf ge-
hängt (gewöhnlich eine Metallstange, in deren unteres Ende eine
linsenförmige platte Metallscheibe eingeschraubt ist) und in Schwin-
gung versetzt wird, nennt man Pendel. Beim Herabfallen nach der
lothrechten Lage geht es immer schneller und beim Aufsteigen nach
den Seiten langsamer. Die Zeit, welche ein Pendel braucht, um von
einer Seite zur andern zu kommen, nennt man die Schwingungszeit.
Je länger das Pendel, desto mehr Zeit; je kürzer, desto weniger
Zeit braucht es zu einer Schwingung. Gleiche Pendel haben gleiche
Schwingung szeit.
Da die Pendelbewegung von der Schwerkraft der Erde hervor-
gebracht wird, indem sie den aus der lothrechten Lage gebrachten
Körper nach ihrem Mittelpunkte anzieht, so wird sie um so stärker,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 101 —
46» Das Rieselfeld.
Wenn man von Freiburg nach Haslach und von bort auf der
Opsingerstraße weitergeht, erreicht man gleich hinter der Kreuzung mit bcr Straße von St. Georgen nach Betzenhausen das stäbtische Rieselgnt
Mnnbenhos, die Reinigungsanstalt für die Kanalwasser der Stadt
Freiburg.
Das obere Ende des Nieselgutes liegt etwa 40 Meter, das untere etwa 67 Meter tiefer als der Münsterplatz in Freiburg. Das große Gefälle ermöglicht, daß die stäbtischeu Abwasser mit natürlichem Gefälle dem Rieselgnt zufließen und ebenso anf bemfelben verteilt werben können, so
daß es bafür keiner Pumpwerke bebarf, wie das in anbercn Städten mit ähnlichen Einrichtungen meistens notig ist.
Wo jetzt das Nieselfelb ist, war früher hauptsächlich Walb; btefer würde ausgerobet, und das Gelänbe mußte für feinen Zweck, die Aufnahme der stäbtischeu Abwasser, hergerichtet werben. Es würde durch ein Wcg-mtb Grabennetz in einzelne Teile von solcher Größe aufgeteilt, wie sic für lanbwirtschaftliche Bestellung zweckmäßig ist.
Das Grabennetz führt an jeben einzelnen Rieselacker und ermöglicht mit Hilfe von Stauvvrrichtungeu und Einlaufschleusen, jcbem Acker an einer Anzahl von Stellen Wasser zuzuführen.
Die Ackerfläche ist nahezu völlig eben hergestellt und hat ein geringes Gefalle vom oberen Ende, wo das Wasser eingeleitet wirb, nach dem unteren, so daß sich das Wasser auf dem ganzen Acker leicht verteilen kann.
Ein Netz von Abzuggräben ist angelegt, damit der Grnnbwasserstanb tief gehalten wirb, so daß zwischen der Oberfläche und bcm Grunbwasfer-stanbjune reichliche, die Abwasser reinigenbe Bobenmenge vorhanben ist. Die Tiefhaltung des Grnnbwasserstanbes wirb gefördert durch Netze von Entwässerungsröhren (Drainagen), mit bcncn die Nieseläcker versehen sinb. Die Drainagen münben in Entwässerungsgraben ein.
In einem Rohr von 75 cm Weite gelangen die Abwasser der Stadt Freiburg bis aus Rieselfetb, wo sie zunächst im offenen Graben den Absatzbecken am oberen Ende des Gutes zugeleitet werben. In biefen mit eingesetzten Hürben versehenen Becken wirb ein Teil bcr groben Verunreinigungen zurückgehalten. Von Zeit zu Zeit werben diese ausgeschöpft und als Dünger verwenbet. Von den Absatzbecken fließt das Wasser den Rieseläckern zu, die es abwechselnb aufzunehmen haben, heute diese, morgen jene, am britten Tage wieder anbere it. f. f.
Es muß alles an das Rieselfelb gelangenbe Wasser auf bcm selben gereinigt werben, selbst wenn es noch so stark regnet und cs das beste wäre, wenn die Abwasserzuleitung nach dem Rieselfelbe eingestellt würde.
Das sinb Zeiten, in bene« die Erträgniffe des Rieselfelds Schaben leiben, weil bieses seine Pflicht erfüllen muß, und nicht einen Tropfen des stäbtifchert Abwassers ungereinigt hinaus gelangen lassen bars.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 42 —
wälder hielten das Dreisamtal und die benachbarten Berge besetzt, die Obermarkgräfler lagerten auf dem Felde bei St. Georgen, die Niedermarkgräfler am Mooswald hinab und die Ortenauer beim Dorfe Zähringen. So war Freiburg eng umschlossen. Die Bauern drohten, die Stadt dem Boden gleichzumachen. Die Stadt war ganz auf sich selbst angewiesen, von der Regierung war keine Hilfe zu erwarten. Aber Rat und Gemeinde verloren den Mut nicht. Man teilte die waffenfähigen Bürger nach den Zünften in zwölf Haufen, welche die Türme und Stadtmauern zu verteidigen hatten. Die Universität stellte drei Rotten, die Adeligen bildeten eine Reiterei von 50 Mann. Den Oberbefehl führte nach dem Herkommen der Obristmeister der Zünfte. Diese Verteidigungskräfte waren freilich gegen die Macht des Feindes sehr gering, und der wichtigste Punkt, der Schloßberg, der die Stadt beherrscht, konnte nur sehr schwach besetzt werden.
Nachdem die Schwarzwälder die Burg Wiesneck eingenommen hatten, gruben sie der Stadt das Wasser zu den Brunnen und Mühlen ab, besetzten die Kartause und bestiegen von da die Höhe des Schloßbergs.
Es war ein schöner Maiabend; die Herren vom Adel saßen, wie gewöhnlich, auf dem Münsterplatz vor ihrem Gesellschaftsbaus zum Ritter, dem heutigen erzbischöflichen Palais, als plötzlich vom Schloßberg her etliche hundert Schüsse aus Hakenbüchsen verkündeten, daß das feste Blockhaus, das auf der heutigen Ludwigshöhe stand, von den Bauern genommen sei. Sogleich wurde Sturm geschlagen, und die Bürgerschaft blieb die Nacht hindurch unter Waffen. Die Bauern aber zogen schweres Geschütz den Berg hinauf und beschossen damit am folgenden Tag die Stadt und sogar den Münsterturm, den sie dem Kirchzartner Turme gleichzumachen drohten. Die Reiterei versuchte einen Ausfall, aber kaum vor dem Tore angelangt, mußte sie sich wieder zurückziehen, wobei ein Herr von Falkenstein durch eine Kanonenkugel getötet wurde.
Auch im Innern der Stadt drohte Gefahr. Ein Teil der Einwohnerschaft erklärte sich für die „gerechte Sache“ der Bauern, und man mußte wahrnehmen, daß sogar die Stadtwachen allerlei Treulosigkeiten begingen. Es blieb daher der Stadt nichts übrig als mit den Bauern in Unterhandlungen zu treten. Diese verlangten, daß Freiburg Mitglied des großen Bauernbundes werde, das übliche Herdstattgeld, nämlich wöchentlich zwei Kreuzer vom Hause, entrichte, vier Falkonetlein an Geschützen abtrete und ein Verehrgeld von 3000 Gulden gebe. Dafür behielt Freiburg die Obrigkeit des Hauses Österreich, und allen Einwohnern wurde Sicherheit ihres Leibs und Guts verheißen.
Am 23. Mai wurde der Eid geleistet, mit dem sich Freiburg in die Brüderschaft der Bauern begab, ohne zu wissen, daß Herzog Anton von Lothringen bereits am 17. Mai bei Bergzabern 14000 Bauern geschlagen hatte und im Begriff war, auch über die andern Haufen des Landes herzufallen und nach ihrer Vernichtung über den Rhein zu gehen.
Mit der Macht der Aufständischen war es damit rasch zu Ende. Im Juli erlitten die Bauern bei Steißlingen (in der Nähe von Radolfzell) eine
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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5
— 277 —
Stunden oder drei, so ist er wieder daheim und hat das Ende der Erde nie
gesehen. Nämlich er reist um die Erde, wie man einen Strich mit Kreide um
eine Kugel herumzieht, und kommt zuletzt wieder auf den alten Fleck, von dem
er ausging.
Es sind schon gar viele solcher Reisen um die Erde nach verschiedenen
Richtungen gemacht worden. In zwei bis vier Jahren, auf Dampswagen und
Dampfschiffen noch viel eher, ist Alles geschehen. Ist nicht der englische See-
kapitän Cook in seinem Leben zweimal um die ganze Erde herum gereist und
von der andern Seite her wieder heim gekommen? Das dritte Mal haben ihn
leider die Wilden auf der Insel Owaihi todt geschlagen.
Daraus und aus mehreren sicheren Anzeichen erkennen die Gelehrten,
daß die Erde nicht bloß eine ausgebreitete, rund abgeschnittene Fläche, sondern
eine ungeheuer große Kugel ist. Sie hängt und schwebt frei und ohne Unter-
stützung, wie ihres Orts die Sonne und der Mond, in dem unerineßlichen
Raume des Weltalls, unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen.
Sie ist rings um, wo sie Land hat und wo die Hitze oder der bittere Frost cs
erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl besetzt und mit Thieren und vernünftigen
Menschen belebt. Man muß nicht glauben, daß auf diese Art ein Theil der
Geschöpfe mit dem Kopfe abwärts hinge und in Gefahr stehe, von der Erde
weg und in die Luft herab zu fallen. Dies ist lächerlich. Ueberall werden die
Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und können ihr nicht ent-
laufen. Ueberall nennt man unten, was man unter den Füßen hat, und oben,,
was über dem Haupte hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß er
unten sei. Alle sind oben, so lang sie die Erde unter den Füßen und den Him-
mel voll Licht oder Sterne über sich haben.
Aber der Leser wird nicht wenig staunen, wenn er's zum ersten Male
hören sollte, wie groß diese Kugel sei. Tenn der Durchmesser der Erde
beträgt in gerader Richtung von einem Punkte der Oberfläche durch den Kern
oder Mittelpunkt hindurch zum andern Punkte 1720 deutsche Meilen. Der
Umkreis der Kugel aber beträgt 5400 deutsche Meilen. Ihre Oberfläche
aber beträgt über 9 Millionen Meilen in's Gevierte, und davon sind zwei
Dritttheile Wasser und ein Dritttheil Land. Ihre ganze Masse aber be-
trägt mehr, als 2662 Millionen Meilen im Klaftermaß. Das haben die Ge-
lehrten mit großer Genauigkeit ausgemessen und ausgerechnet und sprechen
davon, wie von einer gemeinen Sache. Aber Niemand kann die göttliche All-
macht begreifen, die diese ungeheuer große Kugel schwebend in der unsichtbaren
Hand trägt und jedem Pflänzlein darauf seinen Thau und sein Gedeihen gibt
und dem Kindlein, das geboren wird, einen lebendigen Odem in die Nase.
Man rechnet, daß tausend Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der
Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen, ohne die Thiere.
Gleichwohl wenn wir von der Erde uns ausheben und in gerader Rich-
tung langsam oder geschwind zum Abendsterne aufsteigen könnten, der unter
allen Sternen der nächste ist, so würden wir noch merkwürdigere Dinge sehen.
4
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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109 —
2. In diesen Gebieten sowohl wie in den römischen Grenzprovinzen
erwuchs eine den Germanen bis dahin fremde Kultur. Zunächst entstand,
besonders den Rhein entlang, eine Reihe Städte oder stadtähnlicher Flecken.
Im Mischen Lande am Bodensee lag Bregenz, weiter rheinabwärts
erstand Augst bei Basel. Im oberen Germanien gewannen Straßburg,
Speyer, Worms Bedeutung, und neben dem Standlager Mogontia-
cum erwuchs Mainz; im untern Germanien entstanden neben den Kastellen
und Standlagern des Drusus die Städte Bingen, Koblenz, Remagen,
Bonn, Neuß, Tanten u. a.; ihnen allen voran stand Köln, und auf dem
ehemaligen Gebiet der gallischen Treverer an der obern Mosel strahlte
Trier in allem Glanze einer großen römischen Stadt. Auch im Donau-
gebiete erwuchsen blühende Städte: so Augsburg, Passau, Regensburg,
Salzburg. Wien. Bon Baden-Baden bis nach Aachen und Spaa hinab
war fast jede warme oder mineralische Quelle bekannt, benutzt und meist
schon überbaut. In Noricum wurden Eisenbergwerke ausgebeutet. Bald
wurden die sonnigen Ufer der Mosel und des Rheins mit Reben bepflanzt;
edlere Obstbäume, feinere und seltnere Gartenfrüchte, einen vervollkomm-
neten Ackerbau dankten diese Gegenden den Römern und verbreiteten diese
Wohltaten auch zu den freigebliebenen deutschen Stämmen. Die großen
römischen Militär- und Handelsstraßen, die teils durch Gallien, teils über
die Alpen führten, liefen am- Rhein und an der Donau aus; aber noch
weiterhin gelangte der römische Kaufmann auf noch weniger gebahnten
und doch wohlbekannten Handelswegen bis zur Nord- und Ostsee. Im
Innern Germaniens handelte er Pferde und Rinder, Pelzwerk und Felle,
Daunen, Wolle, ja selbst Wollengewebe ein; Rauchfleisch, Honig, Rüben,
Rettiche (letztere wegen ihrer riesigen Größe bewundert) wurden nach Rom
versandt; Spargel, am Rhein gewachsen, und einige leckere Fischarten aus
deu deutschen Bächen, wie auch seltene Arten Geflügel, zierten als Lecker-
bissen die Tafel des römischen Schwelgers. Die Ostseeküste lieferte den
wertvollen Bernstein, und mit dem deutschen Eoldhaar schmückten sich rö-
mische Frauen.
3. Die Deutschen bekamen dagegen von Rom den vielbegehrten Gold-
und Silberschmuck, feinere Kleidung, südlichen Wein. Aber noch enger
wurde die Verbindung der Germanen mit den Römern durch den Söldner-
dienst, in den jene sich häufig begaben. Schon Cäsar hatte erkannt, wie
gut die deutsche Kühnheit im römischen Heere zu verwerten sei, schon
Augustus hatte den Schutz und die Hut seiner Person der Treue deutscher
Garden am liebsten anvertraut. Dies Dienen im römischen Heere griff
bald allgemein um sich. Es lag in den deutschen Erbverhältnissen, dasz
die jüngern Söhne Wassenhandwerk und Beute suchen mußten; der alte
deutsche Mander- und Abenteuertrieb wirkte mit; auch erfüllte die Pracht
und Herrlichkeit des ,,ewigen Roms" den nordischen Sohn der Wildnis
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Rauchfleisch Cäsar Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Bregenz Basel Germanien Speyer Worms Mogontia- Mainz Germanien Koblenz Remagen Bonn Augsburg Passau Regensburg Salzburg Wien Baden-Baden Aachen Rheins Gallien Rhein Donau Ostsee Germaniens Rom Rhein Rom
348
4. Der Simplon-Tunnel übertrifft alle frühern Tunnel an Länge,
und die Kühnheit seiner Ausführung ist bewundernswert. Ungefähr
20 km lang — also beinahe die Entfernung von Halberstadt bis Oschers-
leben — brauchte man über 8 Jahre bis zu seiner Fertigstellung. Wäh-
rend die bisherigen Tunnel nur aus einem Stollen bestehen, in dem
zwei Geleise liegen, hat der Simplon-Tunnel zwei Stollen mit je einem
Geleise. Der zweite Stollen, der beim Bau, wie wir gesehen, der
Luftzufuhr, dann auch dem Arbeiterverkehr und dem Heranschaffen
der Lasten diente, soll erst später für den Betrieb ausgebaut wer-
den. Einstweilen wird nur ein Stollen benutzt, durch den die Züge mit
elektrischer Kraft fahren. Von Brig (686 m über dem Meere) steigt
der Tunnel bis zum Scheitelpunkt, der auf etwa 700 m Höhe, ziemlich
genau unter der Grenzscheide zwischen der Schweiz und Italien liegt.
Denkt euch, daß an diesem Punkt die gewaltige Last des über 2000 m
hohen Gebirges über dem Tunnel lagert. Nach 500 m horizontalen
Laufs senkt sich die Bahn bis zum Austritt bei Iselle (634 in). Die
südöstlich laufende Richtung des Tunnels ist im wesentlichen grad-
linig; seine Steigungen sind, wie ihr euch selbst ausrechnen könnt, ver-
hältnismäßig gering. Daher man auch mit großer Geschwindigkeit
hindurchfahren kann. Ich möchte euch wohl wünschen, ihr säßet in
einem solchen Zuge: der Berg gähnt euch entgegen, sein schwarzer
Mund verschlingt euch, durch 20 Kilometer Bergesnacht fliegt der
hell erleuchtete Zug, und über euch türmt sich immer gewaltiger die
Masse des Gebirges. Könnte sie auf euch herabstürzen? Doch nein!
Da ist alles wohl gefügt und berechnet; die Fahrt so sicher wie über
der Erde. Aber so gruselig interessant sie auch sein mag, man be-
grüßt ihr Ende und freut sich des Augenblicks, da der Berg uns wie-
der in die Freiheit entläßt.
Ich könnte euch von diesem berühmten Bauwerk noch manches
erzählen, doch fehlt hier der Raum dazu. Nur eins möchte ich noch
erwähnen: Es waren neben vielen andern tüchtigen Männern in erster
Reihe deutsche, deutsch-österreichische und deutsch-schweizerische
Ingenieure, die das Werk erdachten und leiteten. Deutsches Wissen,
deutsche Gründlichkeit, deutscher Fleiß wieder einmal an erster
Stelle in der Welt — nun, wie wär’s? Wollt ihr einmal Ähnliches
leisten? Oswald Körte.
172. Bodenbau Frankreichs.
1. Bedeutsam ist der Acker- und Gemüsebau Frankreichs. Ein
Drittel des nutzbar gemachten Bodens dient als Getreideland. Am
reichsten ist der nördliche und mittlere Teil Frankreichs an ausge-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
V
— 369 —
Gefahren die Arbeitenden von hüben und drüben sich die Hände schütteln
konnten, — wie ihr das schon beim Sandtunnel mit Vergnügen tatet.
4. Der Simplon-Tunnel übertrifft alle frühern Tunnel an Länge,
und die Kühnheit seiner Ausführung ist bewundernswert. Ungefähr 20 km
lang — also beinahe die Entfernung von Halberstadt bis Oschersleben —
brauchte man über 8 Jahre bis zu seiner Fertigstellung. Während die
bisherigen Tunnel nur aus einem Stollen bestehen, in dem zwei Geleise
liegen, hat der Simplon-Tunnel zwei Stollen mit je einem Geleise. Der
zweite Stollen, der beim Bau, wie wir gesehen, der Luftzufuhr, dann auch
dem Arbeiterverkehr und dem Heranschaffen der Lasten biente, soll erst
später für den Betrieb ausgebaut werden. Einstweilen wird nur ein Stollen
benutzt, durch den die Züge mit elektrischer Kraft fahren. Von Vrig (686 m
über dem Meere) steigt der Tunnel bis zum Scheitelpunkt, der auf etwa
700 m Höhe, ziemlich genau unter der Grenzscheide zwischen der Schweiz
und Italien liegt. Denkt euch, daß an diesem Punkt die gewaltige Last
des über 2000 m hohen Gebirges über dem Tunnel lagert. Nach 500 m
horizontalen Laufs senkt sich die Bahn bis zum Austritt bei Iselle (634 m).
Die südöstlich laufende Richtung des Tunnels ist im wesentlichen grad-
linig; seine Steigungen sind, wie ihr euch selbst ausrechnen könnt, ver-
hältnismäßig gering. Daher man auch mit großer Geschwindigkeit hin-
durchfahren kann. Ich möchte euch wohl wünschen, ihr säßet in einen;
solchen Zuge: der Berg gähnt euch entgegen, sein schwarzer Mund ver-
schlingt euch, durch 20 Kilometer Bergesnacht fliegt der hellerleuchtete Zug,
und über euch türmt sich immer gewaltiger die Masse des Gebirges. Könnte
sie auf euch herabstürzen? Doch nein! Da ist alles wohl gefügt und be-
rechnet; die Fahrt so sicher wie über der Erde. Aber so gruselig interessant
sie auch sein mag, man begrüßt ihr Ende und freut sich des Augenblicks,
da der Berg uns wieder in die Freiheit entläßt.
Ich könnte euch von diesem berühmten Bauwerk noch manches er-
zählen, doch fehlt hier der Raum dazu. Nur eins möchte ich noch er-
wähnen : Es waren neben vielen andern tüchtigen Männern in erster Reihe
deutsche, deutsch-österreichische und deutsch-schweizerische Ingenieure, die
das Werk erdachten und leiteten. Deutsches Wissen, deutsche Gründ-
lichkeit, deutscher Fleiß wieder einmal an erster Stelle in der Welt —
nun, wie wär's? Wollt ihr einmal Ähnliches leisten?
Oswald Körte.
212. Die Pferde- und Rinderherden der ungarischen Pußta.
(Gekürzt.)
1. Der Pußta verdankt der Magyar seinen unvergleichlichen Viehstand,
voll dem man sich bei uns schwer eine Vorstellung machen kann, sowohl was
Sncdersächsisches Lesebuch für Mittelschulen. Teil Ii. 24
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