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1. Preußischer Kinderfreund - S. 175

1876 - Königsberg : Bon
Giessbäche bald wie silberne Bänder, bald wie glänzende Wasserbogen oft mehrere hundert Fuss herab. Auf den kräuterreichen Berglehnen weiden zahlreiche Rinder- und Ziegenheerden, von Sennhirten sorgsam gehütet, und nahe der Grenze des ewigen Schnee’s grasen in kleinen Trupps die muntern Gemsen, denen der kühne Alpenjäger nachstellt. In den anmuthigen, grünen Thälern liegen an den Gewässern entlang die Gebirgsdörfer mit ihren hölzernen Häusern, deren Dächer weit über die Wände hervorragen und gegen den Sturm mit grossen Steinen be- schwert sind. Eben so sieht man darin kleine, schmucke Städte, in denen treu- herzige Leute ihren Unterhalt mit Ackerbau, Holzschnitzerei, mit Weben oder saurer Hüttenarbeit erwerben. Da ist überall sehr viel zu sehen. Es liegen auch in den Thälern bald grössere, bald kleinere Seen mit reizenden bewaldeten Ufern oder mit schönen Obst- und Kastanien-Alleen in der Nähe; und auf den Seen sieht man kleine Schiffe und Kähne dahinrudern, dass es eine Lust ist. An den Ufern ziehen Dör- fer, Weinberge und Landhäuser sich hin. Oft glaubt man in einer ewigen Einöde voll rauher Felsen und finsterer Tannen zu sein; auf einmal aber wendet sich der Weg, und eine Wiese mit dem schönsten Grün und von Rindern belebt, öffnet sich dem Auge. Dicht daneben erheben sich steile Felsen bis zu einer ungeheuren Höhe und hohe Fichten und Tannen blicken, wie in der Luft schwebend, von ihnen herab, Die Alpenthäler sind tief unten mit Aeckern und Gärten fleissig angebaut, weiter bergan mit fetten Weiden für Rinder- und Ziegenheerden geschmückt und noch höher hinauf mit mächtigen, düstern Tannenwaldungen, die je weiter empor, desto spärlicher und seltener werden, bis die höchsten Alpenwiesen zwischen Felsen- gehängen mit ihren würzigen Kräutern und feinem Grase und mit ihren prächti- gen, duftenden Alpenrosen bis an die Grenzen des nie wegschmelzenden Schnee’s Stössen. Auf den hohen Gebirgswiesen trifft der Wanderer nur einzelne Senn- hütten, wo im Sommer die Senner und Sennerinnen Butter und Käse be- reiten, und das Vieh gegen stürmisches Wetter ein schützendes Obdach findet. An schwindelnd steilen Felswänden hin führen die Fusspfade, oft auf schmalen Brücken über grausig tiefe Abgründe. Da aber, wo kein menschlicher Fuss sich mehr hin- wagt, wo die Gletscher sich thürmen und die Gipfel im ewigen Schnee weithin glänzen, da herrscht Todesstille, wenn nicht gerade die Stürme wüthen. Von Tyrol an, da wo der Rhein zuerst Deutschlands.grenze berührt und wo der Inn bei Finstermünz dieselbe überschreitet, wo die 12,000 Fuss hohe Ortles-Spitze weit über Italien und Tyrol hinblickt: da werden die Alpen deutsches Gebirge, ln einem breiten Hauptzuge, von dessen hohen Gletschern zahlreiche Gebirgswässer nach Norden zum Inn, nach Süden zur Etsch herab- fliessen, zieht es sich bis zu dem 11,000 Fuss hohen Glöckner. Dort theilt es sich und sendet allmählig herabsinkende Seitenzweige in die slavischen Länder der österreichische Krone, nach Kärnthen und Krain, aber höhere Züge nach der Donau zu, die in ihren Schluchten und Kesseln prächtige Alpenseen umschliessen, Avie bei Haffstadt und Gemünd. Da, wo die hohen Ketten allmählig sich senken und durch mannigfaltige Seitenzweige die Steiermark und lllyrien füllen, wo die Drau und Sau als starke Nebenflüsse der Donau zwei sich immer mehr wei- tende Thäler bilden, da ist die Werkstätte der Schmiede, deren Sensen fast durch ganz Europa zur Ernte helfen. In den fruchtbaren Ebenen gedeihen Weizen und Mais, Obst, Kastanien und Wein. Doch auf den Gipfeln und Hörnern gibt es auch hier noch viel Schnee und Eis; an den Felsgraten hängen wie in der Schweiz und dem vordem Tyrol die Horste des Lämmergeiers, der den flüchtigen Gemsen und Alpenhasen nachstellt. Zahllose Alpenhörner werden im ersten Mor- genstrahl der Sonne mit rosigem Schimmer umhaucht, und wenn die Sonne unter- gesunken und das Thal schon in nächtliches Dunkel gehüllt ist, erglühen sie noch lange und flammen an ihren Spitzen, als wären es Vulkane. Vom Nordfusse der Alpen an streckt sich das süddeutsche Hochland bis

2. Preußischer Kinderfreund - S. 171

1876 - Königsberg : Bon
171 In den südlichen Gebirgen erblickt man die prachtvollsten Ruinen ehemaliger Thurmwarten auf Felsenspitzen. — Die fnuhtbaren Thäler Andalusiens sind er- füllt von schreckendem Stiergebrüll. — Hier wohnen die Nachkommen der Mauren: du staunst über den wundersamen Menschenschlag, über die Angesichter mit den scharfen Zügen und den Adleraugen. Männer und Weiber sitzen beim Mondschein in Gruppen vor den Thüren ihrer Landhäuser, und zur Winterzeit rings um den großen Feuerheerd und erzählen sich Mährchen und Wundergeschichten. — Spanien hat auf 9200 Geviertmeilen 16% Millionen Einwohner; Madrid 300,000. 19. Italien. Italien, nach seiner Gestalt der „Stiefel Europas" genannt, streckt sich, eine Halbinsel, 200 Meilen tief in das mittelländische Meer hinein. Von den Alpen bis zur Südspitze des Landes ist es von dem rauhen, meist unfruchtbaren Gebirgszuge der Apenninen durchzogen, deren Seitenberge, so wie viele vulkanische Erhebungen, unzählige Höhenzüge bilden, die dem Land den Charakter eines bergigen verleihen; doch bat es wenig geschlossene, son- dern meistens weite, liebliche und fruchtbare Thäler. Der Po, ein Sohn der Alpen, ist der Hauptflufs in Oberitalien: er stürzt sich, den Ticin und Nebenflüsse mit sich nehmend in das mittellän- dische Meer. Der Arno und die Tiber sind die Hauptflüsse in Mittel- italien, wärend Unteritalien keinen nennenswertsten und ganz Italien keinen schiffbaren Fluss besitzt, da die genannten nur streckenweis Flöße, Fähren und kleine Schiffsgefäße tragen. Sobald du von den Alpen hinabgestiegen bist in das schöne Land, merkst du den Unterschied: heißer scheint die Sonne, der Himmel ist tief blau und meistens wolkenlos, daher die Luft rein, die Hitze erträglicher, der Blick weit- tragender ist. Du kommst zuerst an die meist von Bergen eingeschlossenen schönen See'n, den Comer-, Langen- und Luganersee. In den Gärten am Ufer findest du den Wein an Feigen- und andern Bäumen lauben- und guirlandenartig gezogen, selbst Oleander Cypressen, auch schon Citro- nen, die Berge dagegen find mit Oliven bepflanzt. Du bist nun in der fruchtbaren lombardischen Ebene; die Güter sind in kleinen Theilen ver- pachtet. Die Aernte, Weizen, Mais und in den tiefliegenden Gegenden auch Reiß, wird von Menschen auf dem Rücken eingebracht. Das Land ist in der größten Kultur; Kanäle und künstliche Bewäfferung kennt man schon seit Jahrhunderten. Die Seidenzucht steht in höchster Blüthe, daher findet man an Wegen und Stegen wie auf Feldern den Maulbeerbaum. Die Hauptstadt Mailand mit seinem Dom von Marmor, in Savoyen Turin und Genua „das stolze", einst ein mächtiger, unabhängiger Staat, sieh dir an, dann aber eile nach Venedig, der „Königin der Meere." Auf den Lagunen, den Untiefen am flachen Meeresufer, zuerst vom Volke, das sich einst vor den Hunnen dahin flüchtete, erbaut, ward sie eine herrliche, mächtige Stadt, die ungeheure Schätze zusammenhäufte, die Colonien besaß, und deren Flotten und Heere überall gefürchtet wurden. — Zwischen den Häusern sind keine Straßen, sondern Kanäle, über die 450 Brücken führen. Wagen und Pferde giebt es daher nicht in Venedig, sondern man fährt in Gondeln, deren Führer (Gondoliere) aller Orten in den Wafferstraßen halten; nur auf dem großen St. Markus platz, der von Kirchen, Palästen und Colonaden umgeben ist, drängt sich das Volksgewühl; von hier aus führt die einzige Straße zum Gehen nach dem einzigen Garten. Beide ließ Navoleon gnlegen; sonst giebt's keinen grünen Fleck in Venedig.

3. Preußischer Kinderfreund - S. 171

1876 - Königsberg : Bon
— 171 In den südlichen Gebirgen erblickt man die prachtvollstes Ruinen ehemaliger Thurmwarten auf Felsenspitzen. — Die fruchtbaren Thäler Andalusiens sind er- füllt von schreckendem Stiergebrüll. — Hier wohnen die Nachkommen der Mauren; du staunst über den wundersamen Menschenschlag, über die Angesichter mit den scharfen Zügen und den Adleraugen. Männer und Weiber sitzen beim Mondschern in Gruppen vor den Thüren ihrer Landhäuser, und zur Winterzeit rings um den großen Feuerheerd und erzählen sich Mährchen und Wundergeschichten. Spanien hat auf 9200 Geviertmeilen 16% Millionen Einwohner; Madrid 300,000. 19. Italien. Italien, nach seiner Gestalt der „Stiefel Europas" genannt, streckt sich, eine Halbinsel, 200 Meilen tief in das mittelländifche Meer hinein. Von den Alpen bis zur Südspitze des Landes ist es von dem^rauhen, meist unfruchtbaren Gebirgszuge der Apenninen durchzogen, deren Seitenberge, so wie viele vulkanische Erhebungen, unzählige Höhenzüge bilden, die dem Land den Charakter eines bergigen verleihen; doch bat es wenig geschlossene, son- dern meistens weite, liebliche und fruchtbare Thäler. Der Po, ein Sohn der Alpen, ist der Hauptfluss in Oberitalien: er stürzt sich, den Ticin und Nebenflüsse mit sich nehmend in das mittellän- dische Meer. Der Arno und die Tiber sind die Hauptflüsse in Mittel- italien, wärend Unteritalien keinen nennenswerten und ganz Italien keinen schiffbaren Fluss besitzt, da die genannten nur streckenweis Flöße, Fähren und kleine Schiffsgesäße tragen. Sobald du von den Alpen hinabgestiegen bist in das schöne Land, merkst du den Unterschied: heißer scheint die Sonne, der Himmel ist tief blau und meistens wolkenlos, daher die Luft rein, die Hitze erträglicher, der Blick weit- tragender ist. Du kommst zuerst an die meist von Bergen eingeschlossenen schönen See'n, den Comer-, Langen-und Luganersee. In den Gärten am Ufer findest du den Wein an Feigen- und andern Bäumen lauben- und guirlandenartig gezogen, selbst Oleander Cypressen, auch schon Citro- nen, die Berge dagegen sind mit Oliven bepflanzt. Du bist nun in der fruchtbaren lombardischen Ebene; die Güter sind in kleinen Theilen ver- pachtet. Die Aernte, Weizen, Mais und in den tiefliegenden Gegenden amch Reiß, wird von Menschen auf dem Rücken eingebracht. Das Land ist in der größten Kultur; Kanäle und künstliche Bewässerung kennt man schon seit Jahrhunderten. Die Seidenzucht steht in höchster Blüthe, daher findet man an Wegen und Stegen wie auf Feldern den Maulbeerbaum. Die Haupfftadt Mailand mit seinem Dom von Marmor, in Savoyen Turin und Genua „das stolze", einst ein mächtiger, unabhängiger Staat, sieh dir an, dann aber eile nach Venedig, der „Königin der Meere." Auf den Lagunen, den Untiefen am flachen Meeresufer, zuerst vom Volke, das sich einst vor den Hunnen dahin flüchtete, erbaut, ward sie eine herrliche, mächtige Stadt, die ungeheure Schätze zusammenhäufte, die Colonien besaß, und deren Flotten und Heere überall gefürchtet wurden. — Zwischen den Häusern sind keine Straßen, sondern Kanäle, über die 450 Brücken führen. Wagen und Pferde giebt es daher nicht in Venedig, sondern man fährt in Gondeln, deren Führer (Gondoliere) aller Orten in den Wafferstraßen halten; nur auf dem großen St. Markusplatz, der von Kirchen, Palästen und Colonaden umgeben ist, drängt sich das Volksgewühl; von hier aus füyrt die einzige Straße zum Gehen nach dem einzigen Garten. Beide ließ Navoleon anlegen; sonst giebt's keinen grünen Fleck in Venedig.

4. Preußischer Kinderfreund - S. 175

1876 - Königsberg : Bon
175 Giessbäche bald wie silberne Bänder, bald wie glänzende Wasserbogen oft mehrere hundert Fuss herab. Auf den kräuterreichen Berglehnen weiden zahlreiche Rinder- und Ziegenheerden, von Sennhirten sorgsam gehütet, und nahe der Grenze des ewigen Schnee's grasen in kleinen Trupps die muntern Gemsen, denen der kühne Alpenjäger nachstellt. In den unmuthigen, grünen Thälern liegen an den. Gewässern entlang die Gebirgsdörfer mit ihren hölzernen Häusern, deren Dächer weit über die Wände hervorragen und gegen den Sturm mit grossen Steinen be- schwert sind. Eben so sieht man darin kleine, schmucke Städte, in denen treu- herzige Leute ihren Unterhalt mit Ackerbau, Holzschnitzerei, mit Weben oder saurer Hüttenarbeit erwerben. Da ist überall sehr viel zu sehen. Es liegen auch in den Thälern bald grössere, bald kleinere Seen mit reizenden bewaldeten Ufern oder mit schönen Obst- und Kastanien-Alleen in der Nähe; und auf den Seen sieht man kleine Schiffe und Kähne dahinrudern, dass es eine Lust ist. An den Ufern ziehen Dör- fer, Weinberge und Landhäuser sich hin. Oft glaubt man in einer ewigen Einöde voll rauher Felsen und finsterer Tannen zu sein; auf einmal aber wendet sich der Weg, und eine Wiese mit dem schönsten Grün und von Rindern belebt, öffnet sich dem Auge. Dicht daneben erheben sich steile Felsen bis zu einer ungeheuren Höhe und hohe Fichten und Tannen blicken, wie in der Luft schwebend, von ihnen herab, Die Alpenthäler sind tief unten mit Aeckern und Gärten fleissig angebaut, weiter bergan mit fetten Weiden für Rinder- und Ziegenheerden geschmückt und noch höher hinauf mit mächtigen, düstern Tannenwaldungen, die je weiter empor, desto spärlicher und seltener werden, bis die höchsten Alpenwiesen zwischen Felsen- gehängen mit ihren würzigen Kräutern und feinem Grase und mit ihren prächti- gen, duftenden Alpenrosen bis an die Grenzen des nie wegschmelzenden Schnee’s stossen. Auf den hohen Gebirgswiesen trifft der Wanderer nur einzelne Senn- hütten, wo im Sommer die S e nn er und Sen n er in nen Butter und Käse be- reiten, und das Vieh gegen stürmisches Wetter ein schützendes Obdach findet. An schwindelnd steilen Felswänden hin führen die Fusspfade, oft auf schmalen Brücken über grausig tiefe Abgründe. Da aber, wo kein menschlicher Fuss sich mehr hin- wagt, wo die Gletscher sich thürmen und die Gipfel im ewigen Schnee weithin glänzen, da herrscht Todesstille, wenn nicht gerade die Stürme wüthen. Von Tyrol an, da wo der Rhein zuerst Deutschlands Grenze berührt und wo der Inn bei Finstermünz dieselbe überschreitet, wo die 12,000 Fuss hohe Ortles-Spitze weit über Italien und Tyrol hinblickt: da werden die Alpen deutsches Gebirge. In einem breiten Hauptzuge, von dessen hohen Gletschern zahlreiche Gebirgswässer nach Norden zum Inn, nach Süden zur Etsch herab- fliessen, zieht es sich bis zu dem 11,000 Fuss hohen Glo ckner. Dort theilt es. sich und sendet allmählig herabsinkende Seitenzweige in die slavischen Länder der österreichische Krone, nach Kärnthen und Krain, aber höhere Züge nach der Donau zu, die in ihren Schluchten und Kesseln prächtige Alpenseen umschliessen, wie bei Hallstadt und Gemünd. Da, wo die hohen Ketten allmählig sich senken und durch mannigfaltige Seitenzweige die Steiermark und lllyrien füllen, wo die Drau und Sau als starke Nebenflüsse der Donau zwei sich immer mehr wei- tende Thäler bilden, da ist die Werkstätte der Schmiede, deren Sensen fast durch ganz Europa zur Ernte helfen. In den fruchtbaren Ebenen gedeihen Weizen und Mais, Obst, Kastanien und Wein. Doch auf den Gipfeln und Hörnern gibt es auch hier noch viel Schnee und Eis; an den Felsgraten hängen wie in der Schweiz und dem vordem Tyrol die Horste des Lämmergeiers, der den flüchtigen Gemsen und Alpenhasen nachstellt. Zahllose Alpenhörner werden im ersten Mor- genstrahl der Sonne mit rosigem Schimmer umhaucht, und wenn die Sonne unter- gesunken und das Thal schon in nächtliches Dunkel gehüllt ist, erglühen sie noch lange und flammen an ihren Spitzen, als wären es Vulkane. Vom Nordfusse der Alpen an streckt sich das süddeutsche Hochland bis

5. Preußischer Kinderfreund - S. 175

1859 - Königsberg : Bon
175 Giessbäche bald wie silberne Bänder, bald wie glänzende Wasserbogen oft mehrere hundert Fuss herab. Auf den kräuterreichen Berglehnen weiden zahlreiche Rinder- und Ziegenheerden, von Sennhirten sorgsam gehütet, und nahe der Grenze des ewigen Schnee’s grasen in kleinen Trupps die munteren Gemsen, denen der kühne Alpenjäger nachstellt. In den anmuthigen, grünen Thälern liegen an den Gewässern entlang die Gebirgsdörfer mit ihren hölzernen Häusern, deren Dächer weit über die Wände hervorragen und gegen den Sturm mit grossen Steinen be- schwert sind. Eben so sieht man darin kleine, schmucke Städte, in denen treu- herzige Leute ihren Unterhalt mit Ackerbau, Holzschnitzerei, mit Weben oder saurer Hüttenarbeit erwerben. Da ist überall sehr viel zu sehen. Es liegen auch in den Thälern bald grössere, bald kleinere Seen mit reizenden, bewaldeten Ufern oder mit schönen Obst- und Kastanien-Alleen in der Nähe; und auf den Seen sieht man kleine Schiffe und Kähne dahinrudern, dass es eine Lust ist. An den Ufern ziehen Dör- fer, Weinberge und Landhäuser sich hin. Oft glaubt man in einer ewigen Einöde voll rauher Felsen und finsterer Tannen zu sein; auf einmal aber wendet sich der Weg, und eine Wiese mit dem schönsten Grün und von Rindern belebt, öffnet sich dem Auge. Dicht daneben erheben sich steile Felsen bis zu einer ungeheuern Höhe, und hohe Fichten und Tannen blicken wie in der Luft schwebend von ihnen herab. Die Alpenthäler sind tief unten mit Aeckern und Gärten Heissig angebaut, weiter bergan mit fetten Weiden für Rinder- und Ziegenheerden geschmückt und noch höher hinauf mit mächtigen, düstern Tannen Waldungen, die je weiter empor, desto spärlicher und seltener werden, bis die höchsten Alpenwiesen zwischen Felsen- gehängen mit ihren würzigen Kräutern und feinem Grase und mit ihren prächti- gen, duftenden Alpenrosen bis an die Grenzen des nie wegschmelzenden Schnee’s Stössen. Auf den hohen Gebirgswiesen trifft der Wanderer nur einzelne Senn- hütten, wo im Sommer die Senner und Sennerinnen Butter und Käse be- reiten, und das Vieh gegen stürmisches Wetter ein schützendes Obdach findet. An schwindelnd steilen Felswänden hin führen die Fusspfade, oft auf schmalen Brücken über grausig tiefe Abgründe. Da aber, wo kein menschlicher Fuss sich mehr hin- wagt, wo die Gletscher sich thürmen und die Gipfel im ewigen Schnee weithin glänzen, da herrscht Todesstille, wenn nicht gerade die Stürme wüthen. Von Tyrol an, da wo der Rhein zuerst Deutschlands Grenze berührt und wo der Inn bei Finstermünz dieselbe überschreitet, wo die 12,000 Fuss hohe Ortles-Spitze weit über Italien und Tyrol hinblickt: da werden die Alpen deutsches Gebirge. In einem breiten Hauptzuge, von dessen hohen Gletschern zahlreiche Gebirgswässer nach Norden zum Inn, nach Süden zur Etsch herab- fliessen, zieht es sich bis zu dem 11,000 Fuss hohen Glöckner. Dort theilt es sich und sendet allmählig herabsinkende Seitenzweige in die slavischen Länder der österreichischen Krone, nach Kärnthen und Krain, aber höhere Züge nach der Donau zu, die in ihren Schluchten und Kesseln prächtige Alpenseen umschliessen, wie bei Hallstadt und Gemünd. Da, wo die hohen Ketten allmählig sich senken und durch mannigfaltige Seitenzweige die Steiermark und Illyrien füllen, wo die Drau und Sau als starke Nebenflüsse der Donau zwei sieh immer mehr wei- tende Thäler bilden, da ist die Werkstätte der Schmiede, deren Sensen fast durch ganz Europa zur Ernte helfen. In den fruchtbaren Ebenen gedeihen Weizen und Mais, Obst, Kastanien und Wein. Doch auf den Gipfeln und Hörnern gibt es auch hier noch viel Schnee und Eis; an den Felsgraten hängen wie in der Schweiz und dem vordem Tyrol die Horste des Lämmergeiers, der den flüchtigen Gemsen und Alpenhasen nachstellt. Zahllose Alpenhörner werden im ersten Morgen- , strahl der Sonne mit rosigem Schimmer umhaucht, und wenn die Sonne unterge-*"’’ sunken und das Thal schon in nächtliches Dunkel gehüllt ist, erglühen sie noch lange und flammen an ihren Spitzen, als wären es Vulkane. Vom Nordfusse der Alpen an streckt sich das süddeutsche Hochland bis

6. Preußischer Kinderfreund - S. 171

1859 - Königsberg : Bon
171 verborgen mit einem Pflanzenrvuchse von zauberischer Schönheit. Diese herrli- chen Thäler, wo die köstlichsten Düste der Blüthen und Blumen die Luft durch- ziehen, scheinen „von Engeln des Himmels" gebaut zu sein. In den südlichen Gebirgen erblickt man die prachtvollsten Ruinen ehema- liger Thurmwarten auf Felsenspitzen. — Die fruchtbaren Thäler Andalusiens sind erfüllt von schreckendem Stiergebrüll. — Hier wohnen die Nachkommen der Mauren; du staunst über den wundersamen Menschenschlag, über die An- gesichter mit den scharfen Zügen und den Adleraugen. Männer und Weiber sitzen beim Mondschein in Gruppen vor den Thüren ihrer Landhäuser, und zur Winterzeit rings um den großen Feuerheerd und erzählen sich Mährchen und Wundergeschichten. — Spanien hat auf 8500 Geviertmeilen 13 Millio- nen Einwohner: Madrid 200,000. 19. Italien. Lang und schmal streckt sich Italien in das mittelländische Meer hinein. Unmittelbar an dem Fusse der Alpen breitet sich das lombardische Tief- land aus und wird der Länge nach von dem „Sohn der Alpen“, dem Po, durchströmt, der die Gewässer zahlreicher Nebenflüsse in das adriatische Meer hinabführt. Das ganze Tiefland ist durch die reiche, natürliche und Kanal-Bewässerung eine der fruchtbarsten Gegenden der Erde, bietet aber wenig Abwechslung. Nur die Seen, die den Fuss der Alpen umkränzen und meist von Bergen und Hügeln umschlossen sind, gewähren einen reizenden Anblick. Das Land ist so frucht- bar, dass man die Wiesen sechsmal im Jahre mähen kann. Weizen und Mais gedeihen in Menge; in sumpfigen oder reich bewässerten Gegenden gewinnt man auch Reis, und an besonders geschützten Stellen reisen Feigen und Mandeln. Die Reben des Weinstockes durchziehen und überragen die Wipfel der höchsten Ulmen und Maulbeerbäume und sind der Schmuck der Gegend. Das ist die lombardische Ebene mit dem schönen Mailand und andern berühmten Städten, die alle auch von deutschen Kriegsheeren und den deutschen Kaisern der Vorzeit viel zu erzählen wissen. Am Küstcusaume des adriatischen Meeres liegt Venedig. Diese Stadt hat eine einzige Lage. Eine Meile vom Festlande ist sie auf Inseln erbaut, welche nur durch schmale Kanäle von einander getrennt sind. Der grösste derselben durchzieht die Stadt in Form eines 8; die prachtvollste der 450 Brücken Vene- digs fyhrt über ihn hin. Lange schwarzgestrichene Gondeln, geschickt von Gon- delieren geführt, durchfurchen geräuschlos die Kanäle. Nur auf dem prachtvollen, mit Bogengängen umgebenen Markusplatze regt sich Volksgewühl. Hier er- heben sich lauter Prachtgebäude; die reiche Markuskirche, der Dogenpalast, das schreckliche Staatsgefängniss der Bleikammern u. a. Einst war Venedig die Be- herrscherin des Meeres, eine vornehmlich von den Türken gefürchtete Macht. Unermessliche Reichthümer häuften sich in den Palästen des vornehmen Adels. Heute ist die Stadt nur noch ein Schatten früherer Herrlichkeit. — Durch ganz Italien bis zur äussersten Südspitze hinunter läuft der Gebirgs- zug der Apenninen mit seinen Verzweigungen. Der Abfall zum Meere ist steil. Der schmäle Küstensaum hat durch ein südliches Klima Orangen und Lorbeer- bäume im Freien. Der mittlere Zug der Apenninen ist rauh und wild und war einst berüchtigte Zufluchtsstätte der Räuber. An der Tiber liegt das ewige Rom in dürrer Ebene mit seinen bewunderten Denkmalen und seiner wunderba- ren Geschichte. — In Süd-Italien ist der Boden vulkanisch. Der kraftlähmende Sirocco (Gluthwind) weist auf das nahe Afrika. Den Reisenden umfangen hier dichte Haine von Feigen, Citronenbäume, Granaten mit feuerrothen Blüthen, Myrthen, Oliven und Palmen. Hier liegt die reizende Stadt Neapel am Ge-
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