Giessbäche bald wie silberne Bänder, bald wie glänzende Wasserbogen oft mehrere
hundert Fuss herab. Auf den kräuterreichen Berglehnen weiden zahlreiche Rinder-
und Ziegenheerden, von Sennhirten sorgsam gehütet, und nahe der Grenze des
ewigen Schnee’s grasen in kleinen Trupps die muntern Gemsen, denen der
kühne Alpenjäger nachstellt. In den anmuthigen, grünen Thälern liegen an den
Gewässern entlang die Gebirgsdörfer mit ihren hölzernen Häusern, deren Dächer
weit über die Wände hervorragen und gegen den Sturm mit grossen Steinen be-
schwert sind. Eben so sieht man darin kleine, schmucke Städte, in denen treu-
herzige Leute ihren Unterhalt mit Ackerbau, Holzschnitzerei, mit Weben oder
saurer Hüttenarbeit erwerben.
Da ist überall sehr viel zu sehen. Es liegen auch in den Thälern bald
grössere, bald kleinere Seen mit reizenden bewaldeten Ufern oder mit schönen
Obst- und Kastanien-Alleen in der Nähe; und auf den Seen sieht man kleine
Schiffe und Kähne dahinrudern, dass es eine Lust ist. An den Ufern ziehen Dör-
fer, Weinberge und Landhäuser sich hin. Oft glaubt man in einer ewigen Einöde
voll rauher Felsen und finsterer Tannen zu sein; auf einmal aber wendet sich der
Weg, und eine Wiese mit dem schönsten Grün und von Rindern belebt, öffnet
sich dem Auge. Dicht daneben erheben sich steile Felsen bis zu einer ungeheuren
Höhe und hohe Fichten und Tannen blicken, wie in der Luft schwebend, von
ihnen herab,
Die Alpenthäler sind tief unten mit Aeckern und Gärten fleissig angebaut,
weiter bergan mit fetten Weiden für Rinder- und Ziegenheerden geschmückt und
noch höher hinauf mit mächtigen, düstern Tannenwaldungen, die je weiter empor,
desto spärlicher und seltener werden, bis die höchsten Alpenwiesen zwischen Felsen-
gehängen mit ihren würzigen Kräutern und feinem Grase und mit ihren prächti-
gen, duftenden Alpenrosen bis an die Grenzen des nie wegschmelzenden Schnee’s
Stössen. Auf den hohen Gebirgswiesen trifft der Wanderer nur einzelne Senn-
hütten, wo im Sommer die Senner und Sennerinnen Butter und Käse be-
reiten, und das Vieh gegen stürmisches Wetter ein schützendes Obdach findet. An
schwindelnd steilen Felswänden hin führen die Fusspfade, oft auf schmalen Brücken
über grausig tiefe Abgründe. Da aber, wo kein menschlicher Fuss sich mehr hin-
wagt, wo die Gletscher sich thürmen und die Gipfel im ewigen Schnee weithin
glänzen, da herrscht Todesstille, wenn nicht gerade die Stürme wüthen.
Von Tyrol an, da wo der Rhein zuerst Deutschlands.grenze berührt und
wo der Inn bei Finstermünz dieselbe überschreitet, wo die 12,000 Fuss hohe
Ortles-Spitze weit über Italien und Tyrol hinblickt: da werden die Alpen
deutsches Gebirge, ln einem breiten Hauptzuge, von dessen hohen Gletschern
zahlreiche Gebirgswässer nach Norden zum Inn, nach Süden zur Etsch herab-
fliessen, zieht es sich bis zu dem 11,000 Fuss hohen Glöckner. Dort theilt es
sich und sendet allmählig herabsinkende Seitenzweige in die slavischen Länder der
österreichische Krone, nach Kärnthen und Krain, aber höhere Züge nach der
Donau zu, die in ihren Schluchten und Kesseln prächtige Alpenseen umschliessen,
Avie bei Haffstadt und Gemünd. Da, wo die hohen Ketten allmählig sich senken
und durch mannigfaltige Seitenzweige die Steiermark und lllyrien füllen, wo
die Drau und Sau als starke Nebenflüsse der Donau zwei sich immer mehr wei-
tende Thäler bilden, da ist die Werkstätte der Schmiede, deren Sensen fast durch
ganz Europa zur Ernte helfen. In den fruchtbaren Ebenen gedeihen Weizen und
Mais, Obst, Kastanien und Wein. Doch auf den Gipfeln und Hörnern gibt es
auch hier noch viel Schnee und Eis; an den Felsgraten hängen wie in der Schweiz
und dem vordem Tyrol die Horste des Lämmergeiers, der den flüchtigen
Gemsen und Alpenhasen nachstellt. Zahllose Alpenhörner werden im ersten Mor-
genstrahl der Sonne mit rosigem Schimmer umhaucht, und wenn die Sonne unter-
gesunken und das Thal schon in nächtliches Dunkel gehüllt ist, erglühen sie noch
lange und flammen an ihren Spitzen, als wären es Vulkane.
Vom Nordfusse der Alpen an streckt sich das süddeutsche Hochland bis
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Krain Donau Donau Europa
171
In den südlichen Gebirgen erblickt man die prachtvollsten Ruinen ehemaliger
Thurmwarten auf Felsenspitzen. — Die fnuhtbaren Thäler Andalusiens sind er-
füllt von schreckendem Stiergebrüll. — Hier wohnen die Nachkommen der Mauren:
du staunst über den wundersamen Menschenschlag, über die Angesichter mit den
scharfen Zügen und den Adleraugen. Männer und Weiber sitzen beim Mondschein
in Gruppen vor den Thüren ihrer Landhäuser, und zur Winterzeit rings um den
großen Feuerheerd und erzählen sich Mährchen und Wundergeschichten. — Spanien
hat auf 9200 Geviertmeilen 16% Millionen Einwohner; Madrid 300,000.
19. Italien.
Italien, nach seiner Gestalt der „Stiefel Europas" genannt, streckt
sich, eine Halbinsel, 200 Meilen tief in das mittelländische Meer hinein.
Von den Alpen bis zur Südspitze des Landes ist es von dem rauhen, meist
unfruchtbaren Gebirgszuge der Apenninen durchzogen, deren Seitenberge, so
wie viele vulkanische Erhebungen, unzählige Höhenzüge bilden, die dem Land
den Charakter eines bergigen verleihen; doch bat es wenig geschlossene, son-
dern meistens weite, liebliche und fruchtbare Thäler.
Der Po, ein Sohn der Alpen, ist der Hauptflufs in Oberitalien: er
stürzt sich, den Ticin und Nebenflüsse mit sich nehmend in das mittellän-
dische Meer. Der Arno und die Tiber sind die Hauptflüsse in Mittel-
italien, wärend Unteritalien keinen nennenswertsten und ganz Italien
keinen schiffbaren Fluss besitzt, da die genannten nur streckenweis Flöße,
Fähren und kleine Schiffsgefäße tragen.
Sobald du von den Alpen hinabgestiegen bist in das schöne Land, merkst
du den Unterschied: heißer scheint die Sonne, der Himmel ist tief blau und
meistens wolkenlos, daher die Luft rein, die Hitze erträglicher, der Blick weit-
tragender ist. Du kommst zuerst an die meist von Bergen eingeschlossenen
schönen See'n, den Comer-, Langen- und Luganersee. In den Gärten am
Ufer findest du den Wein an Feigen- und andern Bäumen lauben- und
guirlandenartig gezogen, selbst Oleander Cypressen, auch schon Citro-
nen, die Berge dagegen find mit Oliven bepflanzt. Du bist nun in der
fruchtbaren lombardischen Ebene; die Güter sind in kleinen Theilen ver-
pachtet. Die Aernte, Weizen, Mais und in den tiefliegenden Gegenden
auch Reiß, wird von Menschen auf dem Rücken eingebracht. Das Land
ist in der größten Kultur; Kanäle und künstliche Bewäfferung kennt man
schon seit Jahrhunderten. Die Seidenzucht steht in höchster Blüthe, daher
findet man an Wegen und Stegen wie auf Feldern den Maulbeerbaum.
Die Hauptstadt Mailand mit seinem Dom von Marmor, in Savoyen
Turin und Genua „das stolze", einst ein mächtiger, unabhängiger Staat,
sieh dir an, dann aber eile nach Venedig, der „Königin der Meere." Auf
den Lagunen, den Untiefen am flachen Meeresufer, zuerst vom Volke, das
sich einst vor den Hunnen dahin flüchtete, erbaut, ward sie eine herrliche,
mächtige Stadt, die ungeheure Schätze zusammenhäufte, die Colonien besaß,
und deren Flotten und Heere überall gefürchtet wurden. — Zwischen den
Häusern sind keine Straßen, sondern Kanäle, über die 450 Brücken führen.
Wagen und Pferde giebt es daher nicht in Venedig, sondern man fährt in
Gondeln, deren Führer (Gondoliere) aller Orten in den Wafferstraßen
halten; nur auf dem großen St. Markus platz, der von Kirchen, Palästen
und Colonaden umgeben ist, drängt sich das Volksgewühl; von hier aus
führt die einzige Straße zum Gehen nach dem einzigen Garten. Beide ließ
Navoleon gnlegen; sonst giebt's keinen grünen Fleck in Venedig.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie]]
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In den südlichen Gebirgen erblickt man die prachtvollstes Ruinen ehemaliger
Thurmwarten auf Felsenspitzen. — Die fruchtbaren Thäler Andalusiens sind er-
füllt von schreckendem Stiergebrüll. — Hier wohnen die Nachkommen der Mauren;
du staunst über den wundersamen Menschenschlag, über die Angesichter mit den
scharfen Zügen und den Adleraugen. Männer und Weiber sitzen beim Mondschern
in Gruppen vor den Thüren ihrer Landhäuser, und zur Winterzeit rings um den
großen Feuerheerd und erzählen sich Mährchen und Wundergeschichten. Spanien
hat auf 9200 Geviertmeilen 16% Millionen Einwohner; Madrid 300,000.
19. Italien.
Italien, nach seiner Gestalt der „Stiefel Europas" genannt, streckt
sich, eine Halbinsel, 200 Meilen tief in das mittelländifche Meer hinein.
Von den Alpen bis zur Südspitze des Landes ist es von dem^rauhen, meist
unfruchtbaren Gebirgszuge der Apenninen durchzogen, deren Seitenberge, so
wie viele vulkanische Erhebungen, unzählige Höhenzüge bilden, die dem Land
den Charakter eines bergigen verleihen; doch bat es wenig geschlossene, son-
dern meistens weite, liebliche und fruchtbare Thäler.
Der Po, ein Sohn der Alpen, ist der Hauptfluss in Oberitalien: er
stürzt sich, den Ticin und Nebenflüsse mit sich nehmend in das mittellän-
dische Meer. Der Arno und die Tiber sind die Hauptflüsse in Mittel-
italien, wärend Unteritalien keinen nennenswerten und ganz Italien
keinen schiffbaren Fluss besitzt, da die genannten nur streckenweis Flöße,
Fähren und kleine Schiffsgesäße tragen.
Sobald du von den Alpen hinabgestiegen bist in das schöne Land, merkst
du den Unterschied: heißer scheint die Sonne, der Himmel ist tief blau und
meistens wolkenlos, daher die Luft rein, die Hitze erträglicher, der Blick weit-
tragender ist. Du kommst zuerst an die meist von Bergen eingeschlossenen
schönen See'n, den Comer-, Langen-und Luganersee. In den Gärten am
Ufer findest du den Wein an Feigen- und andern Bäumen lauben- und
guirlandenartig gezogen, selbst Oleander Cypressen, auch schon Citro-
nen, die Berge dagegen sind mit Oliven bepflanzt. Du bist nun in der
fruchtbaren lombardischen Ebene; die Güter sind in kleinen Theilen ver-
pachtet. Die Aernte, Weizen, Mais und in den tiefliegenden Gegenden
amch Reiß, wird von Menschen auf dem Rücken eingebracht. Das Land
ist in der größten Kultur; Kanäle und künstliche Bewässerung kennt man
schon seit Jahrhunderten. Die Seidenzucht steht in höchster Blüthe, daher
findet man an Wegen und Stegen wie auf Feldern den Maulbeerbaum.
Die Haupfftadt Mailand mit seinem Dom von Marmor, in Savoyen
Turin und Genua „das stolze", einst ein mächtiger, unabhängiger Staat,
sieh dir an, dann aber eile nach Venedig, der „Königin der Meere." Auf
den Lagunen, den Untiefen am flachen Meeresufer, zuerst vom Volke, das
sich einst vor den Hunnen dahin flüchtete, erbaut, ward sie eine herrliche,
mächtige Stadt, die ungeheure Schätze zusammenhäufte, die Colonien besaß,
und deren Flotten und Heere überall gefürchtet wurden. — Zwischen den
Häusern sind keine Straßen, sondern Kanäle, über die 450 Brücken führen.
Wagen und Pferde giebt es daher nicht in Venedig, sondern man fährt in
Gondeln, deren Führer (Gondoliere) aller Orten in den Wafferstraßen
halten; nur auf dem großen St. Markusplatz, der von Kirchen, Palästen
und Colonaden umgeben ist, drängt sich das Volksgewühl; von hier aus
füyrt die einzige Straße zum Gehen nach dem einzigen Garten. Beide ließ
Navoleon anlegen; sonst giebt's keinen grünen Fleck in Venedig.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
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Giessbäche bald wie silberne Bänder, bald wie glänzende Wasserbogen oft mehrere
hundert Fuss herab. Auf den kräuterreichen Berglehnen weiden zahlreiche Rinder-
und Ziegenheerden, von Sennhirten sorgsam gehütet, und nahe der Grenze des
ewigen Schnee's grasen in kleinen Trupps die muntern Gemsen, denen der
kühne Alpenjäger nachstellt. In den unmuthigen, grünen Thälern liegen an den.
Gewässern entlang die Gebirgsdörfer mit ihren hölzernen Häusern, deren Dächer
weit über die Wände hervorragen und gegen den Sturm mit grossen Steinen be-
schwert sind. Eben so sieht man darin kleine, schmucke Städte, in denen treu-
herzige Leute ihren Unterhalt mit Ackerbau, Holzschnitzerei, mit Weben oder
saurer Hüttenarbeit erwerben.
Da ist überall sehr viel zu sehen. Es liegen auch in den Thälern bald
grössere, bald kleinere Seen mit reizenden bewaldeten Ufern oder mit schönen
Obst- und Kastanien-Alleen in der Nähe; und auf den Seen sieht man kleine
Schiffe und Kähne dahinrudern, dass es eine Lust ist. An den Ufern ziehen Dör-
fer, Weinberge und Landhäuser sich hin. Oft glaubt man in einer ewigen Einöde
voll rauher Felsen und finsterer Tannen zu sein; auf einmal aber wendet sich der
Weg, und eine Wiese mit dem schönsten Grün und von Rindern belebt, öffnet
sich dem Auge. Dicht daneben erheben sich steile Felsen bis zu einer ungeheuren
Höhe und hohe Fichten und Tannen blicken, wie in der Luft schwebend, von
ihnen herab,
Die Alpenthäler sind tief unten mit Aeckern und Gärten fleissig angebaut,
weiter bergan mit fetten Weiden für Rinder- und Ziegenheerden geschmückt und
noch höher hinauf mit mächtigen, düstern Tannenwaldungen, die je weiter empor,
desto spärlicher und seltener werden, bis die höchsten Alpenwiesen zwischen Felsen-
gehängen mit ihren würzigen Kräutern und feinem Grase und mit ihren prächti-
gen, duftenden Alpenrosen bis an die Grenzen des nie wegschmelzenden Schnee’s
stossen. Auf den hohen Gebirgswiesen trifft der Wanderer nur einzelne Senn-
hütten, wo im Sommer die S e nn er und Sen n er in nen Butter und Käse be-
reiten, und das Vieh gegen stürmisches Wetter ein schützendes Obdach findet. An
schwindelnd steilen Felswänden hin führen die Fusspfade, oft auf schmalen Brücken
über grausig tiefe Abgründe. Da aber, wo kein menschlicher Fuss sich mehr hin-
wagt, wo die Gletscher sich thürmen und die Gipfel im ewigen Schnee weithin
glänzen, da herrscht Todesstille, wenn nicht gerade die Stürme wüthen.
Von Tyrol an, da wo der Rhein zuerst Deutschlands Grenze berührt und
wo der Inn bei Finstermünz dieselbe überschreitet, wo die 12,000 Fuss hohe
Ortles-Spitze weit über Italien und Tyrol hinblickt: da werden die Alpen
deutsches Gebirge. In einem breiten Hauptzuge, von dessen hohen Gletschern
zahlreiche Gebirgswässer nach Norden zum Inn, nach Süden zur Etsch herab-
fliessen, zieht es sich bis zu dem 11,000 Fuss hohen Glo ckner. Dort theilt es.
sich und sendet allmählig herabsinkende Seitenzweige in die slavischen Länder der
österreichische Krone, nach Kärnthen und Krain, aber höhere Züge nach der
Donau zu, die in ihren Schluchten und Kesseln prächtige Alpenseen umschliessen,
wie bei Hallstadt und Gemünd. Da, wo die hohen Ketten allmählig sich senken
und durch mannigfaltige Seitenzweige die Steiermark und lllyrien füllen, wo
die Drau und Sau als starke Nebenflüsse der Donau zwei sich immer mehr wei-
tende Thäler bilden, da ist die Werkstätte der Schmiede, deren Sensen fast durch
ganz Europa zur Ernte helfen. In den fruchtbaren Ebenen gedeihen Weizen und
Mais, Obst, Kastanien und Wein. Doch auf den Gipfeln und Hörnern gibt es
auch hier noch viel Schnee und Eis; an den Felsgraten hängen wie in der Schweiz
und dem vordem Tyrol die Horste des Lämmergeiers, der den flüchtigen
Gemsen und Alpenhasen nachstellt. Zahllose Alpenhörner werden im ersten Mor-
genstrahl der Sonne mit rosigem Schimmer umhaucht, und wenn die Sonne unter-
gesunken und das Thal schon in nächtliches Dunkel gehüllt ist, erglühen sie noch
lange und flammen an ihren Spitzen, als wären es Vulkane.
Vom Nordfusse der Alpen an streckt sich das süddeutsche Hochland bis
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
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Giessbäche bald wie silberne Bänder, bald wie glänzende Wasserbogen oft mehrere
hundert Fuss herab. Auf den kräuterreichen Berglehnen weiden zahlreiche Rinder-
und Ziegenheerden, von Sennhirten sorgsam gehütet, und nahe der Grenze des
ewigen Schnee’s grasen in kleinen Trupps die munteren Gemsen, denen der
kühne Alpenjäger nachstellt. In den anmuthigen, grünen Thälern liegen an den
Gewässern entlang die Gebirgsdörfer mit ihren hölzernen Häusern, deren Dächer
weit über die Wände hervorragen und gegen den Sturm mit grossen Steinen be-
schwert sind. Eben so sieht man darin kleine, schmucke Städte, in denen treu-
herzige Leute ihren Unterhalt mit Ackerbau, Holzschnitzerei, mit Weben oder
saurer Hüttenarbeit erwerben.
Da ist überall sehr viel zu sehen. Es liegen auch in den Thälern bald
grössere, bald kleinere Seen mit reizenden, bewaldeten Ufern oder mit schönen
Obst- und Kastanien-Alleen in der Nähe; und auf den Seen sieht man kleine
Schiffe und Kähne dahinrudern, dass es eine Lust ist. An den Ufern ziehen Dör-
fer, Weinberge und Landhäuser sich hin. Oft glaubt man in einer ewigen Einöde
voll rauher Felsen und finsterer Tannen zu sein; auf einmal aber wendet sich der
Weg, und eine Wiese mit dem schönsten Grün und von Rindern belebt, öffnet
sich dem Auge. Dicht daneben erheben sich steile Felsen bis zu einer ungeheuern
Höhe, und hohe Fichten und Tannen blicken wie in der Luft schwebend von
ihnen herab.
Die Alpenthäler sind tief unten mit Aeckern und Gärten Heissig angebaut,
weiter bergan mit fetten Weiden für Rinder- und Ziegenheerden geschmückt und
noch höher hinauf mit mächtigen, düstern Tannen Waldungen, die je weiter empor,
desto spärlicher und seltener werden, bis die höchsten Alpenwiesen zwischen Felsen-
gehängen mit ihren würzigen Kräutern und feinem Grase und mit ihren prächti-
gen, duftenden Alpenrosen bis an die Grenzen des nie wegschmelzenden Schnee’s
Stössen. Auf den hohen Gebirgswiesen trifft der Wanderer nur einzelne Senn-
hütten, wo im Sommer die Senner und Sennerinnen Butter und Käse be-
reiten, und das Vieh gegen stürmisches Wetter ein schützendes Obdach findet. An
schwindelnd steilen Felswänden hin führen die Fusspfade, oft auf schmalen Brücken
über grausig tiefe Abgründe. Da aber, wo kein menschlicher Fuss sich mehr hin-
wagt, wo die Gletscher sich thürmen und die Gipfel im ewigen Schnee weithin
glänzen, da herrscht Todesstille, wenn nicht gerade die Stürme wüthen.
Von Tyrol an, da wo der Rhein zuerst Deutschlands Grenze berührt und
wo der Inn bei Finstermünz dieselbe überschreitet, wo die 12,000 Fuss hohe
Ortles-Spitze weit über Italien und Tyrol hinblickt: da werden die Alpen
deutsches Gebirge. In einem breiten Hauptzuge, von dessen hohen Gletschern
zahlreiche Gebirgswässer nach Norden zum Inn, nach Süden zur Etsch herab-
fliessen, zieht es sich bis zu dem 11,000 Fuss hohen Glöckner. Dort theilt es
sich und sendet allmählig herabsinkende Seitenzweige in die slavischen Länder der
österreichischen Krone, nach Kärnthen und Krain, aber höhere Züge nach der
Donau zu, die in ihren Schluchten und Kesseln prächtige Alpenseen umschliessen,
wie bei Hallstadt und Gemünd. Da, wo die hohen Ketten allmählig sich senken
und durch mannigfaltige Seitenzweige die Steiermark und Illyrien füllen, wo
die Drau und Sau als starke Nebenflüsse der Donau zwei sieh immer mehr wei-
tende Thäler bilden, da ist die Werkstätte der Schmiede, deren Sensen fast durch
ganz Europa zur Ernte helfen. In den fruchtbaren Ebenen gedeihen Weizen und
Mais, Obst, Kastanien und Wein. Doch auf den Gipfeln und Hörnern gibt es
auch hier noch viel Schnee und Eis; an den Felsgraten hängen wie in der Schweiz
und dem vordem Tyrol die Horste des Lämmergeiers, der den flüchtigen
Gemsen und Alpenhasen nachstellt. Zahllose Alpenhörner werden im ersten Morgen- ,
strahl der Sonne mit rosigem Schimmer umhaucht, und wenn die Sonne unterge-*"’’
sunken und das Thal schon in nächtliches Dunkel gehüllt ist, erglühen sie noch
lange und flammen an ihren Spitzen, als wären es Vulkane.
Vom Nordfusse der Alpen an streckt sich das süddeutsche Hochland bis
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Heissig
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Deutschlands Krain Donau Hallstadt Illyrien Donau Europa
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verborgen mit einem Pflanzenrvuchse von zauberischer Schönheit. Diese herrli-
chen Thäler, wo die köstlichsten Düste der Blüthen und Blumen die Luft durch-
ziehen, scheinen „von Engeln des Himmels" gebaut zu sein.
In den südlichen Gebirgen erblickt man die prachtvollsten Ruinen ehema-
liger Thurmwarten auf Felsenspitzen. — Die fruchtbaren Thäler Andalusiens
sind erfüllt von schreckendem Stiergebrüll. — Hier wohnen die Nachkommen
der Mauren; du staunst über den wundersamen Menschenschlag, über die An-
gesichter mit den scharfen Zügen und den Adleraugen. Männer und Weiber
sitzen beim Mondschein in Gruppen vor den Thüren ihrer Landhäuser, und
zur Winterzeit rings um den großen Feuerheerd und erzählen sich Mährchen
und Wundergeschichten. — Spanien hat auf 8500 Geviertmeilen 13 Millio-
nen Einwohner: Madrid 200,000.
19. Italien.
Lang und schmal streckt sich Italien in das mittelländische Meer hinein.
Unmittelbar an dem Fusse der Alpen breitet sich das lombardische Tief-
land aus und wird der Länge nach von dem „Sohn der Alpen“, dem Po,
durchströmt, der die Gewässer zahlreicher Nebenflüsse in das adriatische Meer
hinabführt.
Das ganze Tiefland ist durch die reiche, natürliche und Kanal-Bewässerung
eine der fruchtbarsten Gegenden der Erde, bietet aber wenig Abwechslung. Nur
die Seen, die den Fuss der Alpen umkränzen und meist von Bergen und Hügeln
umschlossen sind, gewähren einen reizenden Anblick. Das Land ist so frucht-
bar, dass man die Wiesen sechsmal im Jahre mähen kann. Weizen und Mais
gedeihen in Menge; in sumpfigen oder reich bewässerten Gegenden gewinnt man
auch Reis, und an besonders geschützten Stellen reisen Feigen und Mandeln.
Die Reben des Weinstockes durchziehen und überragen die Wipfel der höchsten
Ulmen und Maulbeerbäume und sind der Schmuck der Gegend. Das ist die
lombardische Ebene mit dem schönen Mailand und andern berühmten
Städten, die alle auch von deutschen Kriegsheeren und den deutschen Kaisern der
Vorzeit viel zu erzählen wissen.
Am Küstcusaume des adriatischen Meeres liegt Venedig. Diese Stadt hat
eine einzige Lage. Eine Meile vom Festlande ist sie auf Inseln erbaut, welche
nur durch schmale Kanäle von einander getrennt sind. Der grösste derselben
durchzieht die Stadt in Form eines 8; die prachtvollste der 450 Brücken Vene-
digs fyhrt über ihn hin. Lange schwarzgestrichene Gondeln, geschickt von Gon-
delieren geführt, durchfurchen geräuschlos die Kanäle. Nur auf dem prachtvollen,
mit Bogengängen umgebenen Markusplatze regt sich Volksgewühl. Hier er-
heben sich lauter Prachtgebäude; die reiche Markuskirche, der Dogenpalast, das
schreckliche Staatsgefängniss der Bleikammern u. a. Einst war Venedig die Be-
herrscherin des Meeres, eine vornehmlich von den Türken gefürchtete Macht.
Unermessliche Reichthümer häuften sich in den Palästen des vornehmen Adels.
Heute ist die Stadt nur noch ein Schatten früherer Herrlichkeit. —
Durch ganz Italien bis zur äussersten Südspitze hinunter läuft der Gebirgs-
zug der Apenninen mit seinen Verzweigungen. Der Abfall zum Meere ist steil.
Der schmäle Küstensaum hat durch ein südliches Klima Orangen und Lorbeer-
bäume im Freien. Der mittlere Zug der Apenninen ist rauh und wild und war
einst berüchtigte Zufluchtsstätte der Räuber. An der Tiber liegt das ewige
Rom in dürrer Ebene mit seinen bewunderten Denkmalen und seiner wunderba-
ren Geschichte. — In Süd-Italien ist der Boden vulkanisch. Der kraftlähmende
Sirocco (Gluthwind) weist auf das nahe Afrika. Den Reisenden umfangen
hier dichte Haine von Feigen, Citronenbäume, Granaten mit feuerrothen Blüthen,
Myrthen, Oliven und Palmen. Hier liegt die reizende Stadt Neapel am Ge-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Andalusiens Spanien Madrid Italien Italien Mailand Venedig Italien Rom Süd-Italien Afrika Neapel