i2o Vierter Abschnitt.
werden íáff«t; erst von da an hat sich unser Daseyn
enger und inniger an das Ihrige angeknüpft, ist
unser und Ihr Leben in eines gleichsam zusammen
geflossen. — Rosaliens Gesundheit betreffend kann
ich Ihnen für jetzt nur so viel sagen, daß ihre Er-
mattung zwar immer noch fortdauert, und nock-
wert mehr auffallen würde, wenn N'cht öfters die
Regsamkeit ihres jugendlich thätigen Geistes dev
Ohnmacht und Hinfälligkeit der zarten Hülle ver-
gessen machte, die denselben gefangen halt. Wir
hoffen aber dennoch, die gesunde, stärkende Luft die-
ses Hochlandes werde bald anfangen, heilsam auf
ihre feingewebten Organe zu wirken. Sie selbst von
jeher — wie Sie wißen, — eine Freundin der Ah-
nungen, ist voll froher Vorgefühle einer in dem
Heiligthume der Natur zu findenden völligen Gene-
sung; ja es ist nicht anders, als ob ein neues Le-
benslicht sich in ihrem Innern entzünde, sobald man
anfangt, mit ihr von jenen Heilquellen zu sprechen,
nach denen sie hinzielt. — Die Reise von unserer
Vaterstadt bis nach Zürich ist eben nicht vorzüglich
reich an Merkwürdigkeiten irgend einer Art; nur
der Rhein - Fall bei Schafhaufen steht mit großen
Schriftzügen im Buche der Naturwunder angeschrie-
den. — Sie kennen aus den Berichten so mancher
Reisenden jene berühmte Stelle, tief unten am
Fuße des Schloßberges zu Lauffen. Auf einer höl-
zernen Altane steht hier der Wanderer, oder schwebt
vielmehr, umgeben von wirbelnden Nebelwolken,
über das Bette des empörenden Stromes hin. Ein
steter Donner rollt betäubend über seinem Haupte.
Mit jedem Augenblicke drohen die schaumenden
Fluthen sich über ihn zu walzen, oder berstend ihn
zu verschlingen. Die Erde scheint unter seinen
Füßen zu wanken, und durch das Zittern der Bal-
ken wähnt er die Sicherheit seines Daseyns gefähr-
det. -— An diesen Ort hatten wir uns anfänglich
alle drei hingewagt. Allein hier war mehr, als
die zarten Nerven der geliebten Schwester zu er-
tragen vermochten; und bald mußten wir uns aus
diesem Aufruhr der Elemente an das entgegengesetzte
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122 Vierter Abschnitt.
Behauptung, daß nichts von allem, was er in die-
ser Gattung gesehen habe, nicht die Silberstreifen
und Nebelwolken der Salenche in Wallis und des
Staubbachs, noch auch der Sturz der wüthenden
Aare in den Wildnissen der Grimsel; nicht der rei-
ßende Leverone, da, wo er sich von Liburs Felsen
in das Dunkel der Neptunsgrotte hinabstürzt, noch
endlich die gepriesene Cascade des Velino bei Terni,
und höchstens der Fall der donnernden Losa unweit
des Gries-Gletschers, doch selbst dieser nur von
ferne mit der Rhein - Catarakte zu vergleichen fen.
Die Reise von Schafhairsen bis Zürich hat selbst für
den, der, wie es gerade unser Fall war, mit gün-
stigen Vorurtherlen in dieß vor vielen andern so
merkwürdige Land eintritt, nur wenig Anziehen-
des. — Das nicht sehr freundliche Städtchen Egli-
sau, von den reißenden Wellen des Rheins an steile
Bergrücken angedrängt, trägt hier und da noch
Spuren jenes mörderischen für die Schweiz so ver-
derblichen Krieges. Mehr wie alles andre rufen
die halb zerstörten Mauern seines verödeten Schlos-
ses und die Ruinen der Rheinbrücke die blutigen
Frühlingstage von ,799 wieder ins Gedächtniß zu-
rück, wo jener Fluß auf kurze Zeit die Scheidewand
zwischen zwei feindseligen Heeren ausmachte, und
der Uebergang der Oesterreichischen Fahnen über
denselben die Vorbedeutung eines der glücklichsten
Feldzüge für die Deutschen Massen zu werden schien.
— Auch der Anblick der, durch die Betriebsamkeit
ihrer Einwohner sehr lebhaften, an den Fuß vor-
trefflicher Traubenhügel in eine fruchtbare Ebene
hlneingebauten Stadt Winterthur schien uns um
den Preis eines Umweges von zwei Stunden zwar
eben nicht zu theuer erkauft; doch haben ihre Lage
und Lokalitäten nur wenig Ausgezeichnetes, und
gar nichts von dem originellen Charakter andrer
Schweizer - Gegenden und Schweizer - Städte. —-
Von Winterthur zieht sich die Straße in langen
geraden Linien, bald durch unfruchtbare Heiden und
Wälder, bald über weite Kornfelder, deren ermü-
dende Etnförmigkeit hier und da durch ein Dorf
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126 Vierter Abschnitt.
von der höchsten Alpen ewigem Schnee herüber, das
ersterbende Sonnenlicht des Glarnisch und Titlis.
Einige Augenblicke, so wurden nahe und fern die
Gestalten verworrner, und auch die scharfen Umrisse
jener gigantischen Bergmassen unterschieden sich nicht
mehr. Ueber der Stadt schwebte ein durchsichtiger
Nebeldunst, und die weißen Segelpunkte auf dem
See entschwanden, einer nach dem andern, dem
spähenden Auge. Verstummend begruben die Be-
wohner der nahen Gebüsche und Wälder sich in die
Nack)t ihrer schützenden Baumwipfel. Tiefer wurde
die Stille, und nur die Töne einzelner Abendglok-
ken hallten noch durch die werdende Dämmerung,
um das nahe Ende des herrlichen Tages, und die
Vergänglichkeit aller irdischen Dinge zu verkündi-
gen. ---------Mächtig durchdrungen von dem Ge-
fühle der, in der Schöpfung einer solchen Natur, und
in der Anordnung eines so reizenden Abends walten-
den, allmächtigen Kraft, verließen wir endlich un-
sern herrlichen Standpunkt. Schnell rollte der Wa-
gen über den Abhang des Berges hinweg, und bald
befanden wir uns inner den Mauern von Zürich, in
einem reinlichen lebhaften Gasihofe, von frohmü-
thiger Lage, und gerade an der Stelle, wo im sanf-
ten Strome die Limmat aus dem Bette des die
Stadt begranzenden Sees hinaustritt.---------Doch
ich vergesse, theuerste Mutter, daß der Tag längst
von meinem einsamen Zimmer gewichen ist. Auch
ich will endlich, wiewohl ungern, mich von Ihnen
scheiden. Das eindringende Zureden meiner Ge-
fährten, und eine laue wolkenlose Sommernacht,
die so eben ihre Fittiche über den bis unter meine
Fenster ansuchenden See ausbreitet, locken mich
gleich unwiderstehlich noch zu einem Spatziergange
durch die Linden- und Platanen-Gänge der benach-
barten Wälle. Meine Schwester, die sich noch im-
mer nicht zufrieden geben will, daß ihr der Arzt das
Schreiben für die ganze Reise untersagt hat, ruft
sich durch mich und diese Zeilen in Ihr mütterliches
Andenken zurück. Sie behauptet forthin, Ihrem
Herzen die nächste zu seyn; ich meinerseits aber, —
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