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1. Teil 1 - S. 67

1908 - Hannover : Helwing
67 Bogenschießen und Speerwerfen üben; gern begleiteten sie den Vater auf' die Jagd. Die Mädchen blieben bis zu ihrer Verheiratung im Elternhause. Wenn der Bräutigam die Braut heimführte, fo schenkte er ihr wohl ein Streitroß oder ein Paar angeschirrte Stiere oder auch Lanze und Schild. Letzteres sollte ihr sagen, daß sie ihm nötigenfalls auch in den Kampf folgen müsse. Der erwachsene Sohn wurde durch die „Schwertleite" für mündig und wehrhaft erklärt. Damit war er aus der väterlichen Vormundschaft entlassen und konnte jetzt gehen, wohin er wollte. Mancher jüngere Bruder blieb auf dem Hofe des älteren und arbeitete für ihn; viele Erblose aber zogen in die Fremde lz. B. zu den Römern), um Hos- und Heerdienst zu suchen. 6. Votksklassen und Volksversammlungen der alten Deutschen Bei unsern Altvordern gabs zwei Menschenklassen: Freie und Unfreie. Die Freien waren entweder Edle oder Bauern; die Unfreien Hörige oder Sklaven. Jeder Germane, der einen Hof besaß, war ein freier Mann. Er allein durfte Waffen tragen und die Volksversammlungen besuchen. Die freien Männer eines Gaues kamen zur Zeit des Neu- oder Vollmondes auf der Malstatt zusammen. Sie hielten hier Rat über Krieg und Frieden, schlossen Bündnisse mit anderen Gauen und hielten Gericht über Angeklagte. Konnte man durch Zeugen nicht feststellen, oll der Angeklagte schuldig oder unschuldig sei, dann entschied das Gottesurteil. Das war zwischen Freien der Zweikampf, bei Unfreien die Feuer- oder Wasserprobe. Der Verurteilte zahlte als Strafe das Wergeld (Rosse, Rinder usw.). Ein Todesurteil über einen freien Mann durfte nur die Gottheit durch den Mund des Priesters sprechen. Endlich wurde in den Versammlungen die Schwertleite erteilt. Sie endigten mit einem Festgelag. — Einzelne Stämme hatten schon in früher Zeit Könige. Diese führten den Vorsitz in den Volksversammlungen und im Gericht und hatten den Oberbefehl im Kriege. Junge, erblose Germanensöhne traten gern in den Dienst eines Königs. Sie bildeten sein Gefolge und dienten ihm treu bis in den Tod. Der König dagegen nährte, schützte und beschenkte sie. — Die Hörigen waren freigelassene Sklaven und lebten als Pächter aus dem Gut eines freien Mannes. Als rechtlose Knechte (Sklaven) traf man auf deutschen Gehöften fast nur Kriegsgefangene an, die gleich dem Vieh verkauft werden konnten. Eine größere Anzahl von benachbarten Grundbesitzern bildete eine Gemeinde (Markgenossenschaft), mehrere Gemeinden einen Gau, mehrere Gaue einen Stamm. 7. Die Religion der alten Deutschen war einfach und sinnig. Sie verehrten die gewaltigen Kräfte der Natur, die sie sich als persönliche Wesen, als Götter, dachten. Der höchste Gott der Germanen war Wodan (Allvater), der Herrscher der Welt. Als ein- äugiger, streitbarer Held, umwallt vom blauen Sturmmantel, den grauen Wolkenhut auf dem Lockenhaupt, jagt er auf weißem Rosse im Wetter durch die Lüfte. Das „wütende Heer" folgt ihm. Sein Thron steht in Walhalla. Von dort aus spendet er Regen und Sonnenschein, gibt er wackeren Helden den Sieg. Zwei Raben tragen ihm Kunde zu

2. Teil 1 - S. 76

1908 - Hannover : Helwing
76 hier aus zogen sie siegend durch Nordafrika. Endlich setzte ihr Feldherr Tarik sogar über die Meerenge von Gibraltar, besiegte die Westgoten in Spanien und eroberte fast die ganze Halbinsel. Zwanzig Jahre später brach ein Maurenheer in das Frankenreich ein, um es zu erobern und das Christen- tum auszurotten. Da warf sich ihm der tapfere Feldherr des Frankenkönigs, Karl Martell, mit dem Heerbann der Franken entgegen. Er schlug die Muselmänner so gründlich aufs Haupt, daß sie in wilder Flucht nach Spanien zurückwichen (732). So wurde Karl Martell der Retter des christlichen Abendlandes. 8 43. Das Lehnswesen und Königtum in Deutschland. 1. Wie das Lehnswesen entstand. Wenn ein wandernder Germanen- stamm ein Land erobert hatte, so betrachtete er es als Kriegsbeute. Jeder Mitkämpfer bekam ein Stück desselben als freies Eigentum. Der Heerkönig nahm die römischen Staatslündereien als herrenloses Gut für sich. So gewann er reichen Grundbesitz (Krongüter, Domänen). Mit milder Hand schenkte er davon seinen Getreuen, später auch der Kirche, manch reiches Gut- Auch des Königs Beamte erhielten solche Güter als Sold für ihre Dienste. Ein Gut, welches nur zur Nutznießung, nicht zum Eigenbesitz ver- liehen war, nannte man ein Lehen. Der damit Beschenkte war Lehns- mann (Vasall, Mann) des Gebers. Der Lehnsmann war seinem Lehns- herrn in Treue bis an den Tod zum Dienste verpflichtet. Durch Treu- losigkeit verlor er sein Lehen. Der Lehnsherr dagegen schützte seinen Mann in jeder Not. Deshalb nahmen allmählich kleinere Grundbesitzer gern ein Lehen von einem Mächtigen an und wurden seine Vasallen. Ja, viele Bauern gaben ihr Gut an einen Großen des Reiches und nahmen es als Lehen zurück. Dann standen sie in dem Schutz ihres Fürsten oder Bischofs. Je mehr das Lehnswesen sich ausdehnte, um so kleiner wurde die Zahl der freien Männer. Die Macht der Großen aber, besonders der Könige und Fürsten, wurde dadurch sehr gestärkt. 2. Wie deutsche Könige lebten. Der deutsche König war der größte Grundherr in seinem Reiche. Durchs ganze Land zerstreut lagen seine Krongüter, die ihm und seinem Hof den Lebensunterhalt spendeten. Auf dem Gut stand eine Burg (Pfalz). Er hatte in jener Zeit keine feste Residenz; sondern war bald auf dieser, bald auf jener Pfalz. Seine Getreuen begleiteten ihn. Einzelne derselben hatten bestimmte Dienste zu leisten. So mußte der Kämmerer die Gelder und Kleinodien des Königs bewahren; der Marschalk beaufsichtigte das Gesinde und den Marstall des Königs; der Truchseß besorgte die königliche Tafel; der Mundschenk kredenzte den Wein; der Kanzler hatte Gesetze und Urkunden zu schreiben und zu bewahren; und der Hausmeier beaufsichtigte die königlichen Güter und befehligte das Gefolge seines Herrn. 8 46. Borrifazius, der Apostel der Deutschen. 1. Boni- fazius will Missionar werden. Winfried — denn so hieß er nach seinem Vater — war der Sohn eines reichen Edeltnannes in England. In seinem Elternhause kehrten oft Priester ein, die den Heiden im Lande das Evangelium verkündigten. Solche Männer heißen

3. Teil 1 - S. 84

1908 - Hannover : Helwing
84 c) Die Eroberung Bayerns fällt in die Zeit der Sachsenkriege. Schon lange stand das Land unter der Oberhoheit der Frankenkönige, hatte aber noch seinen eigenen Herzog. Als dieser die Treue brach und sogar die räuberischen Avaren aus Ungarn zur Hülfe rief, zog Karl heran, setzte ihn ab und schaffte die Herzogswürde in Bayern ab. Die Avaren besiegte er, nahm ihnen unermeßliche Schätze und das Land zwischen Enns und Raab ab. Das Gebiet schlug er als „Ostmark" zu seinem Reiche. — So war das Ziel erreicht: Karls Reich umschloß alle deutschen Stämme und noch fremde Gebiete dazu. 6. Karl wird zum Kaiser gekrönt. Im Jahre 799 wurde Papst Leo Iii. aus Rom verjagt. Er kam zu König Karl nach Paderborn und flehte ihn um Schutz an. Karl führte ihn mit einem Heere nach Rom zurück und setzte ihn als Papst wieder ein. Als nun der König am Weihnachtstage des Jahres 800 in der Peterskirche am Altar knieete, um zu beten, setzte der Papst ihm eine goldene Krone aufs Haupt. Da ries das versammelte Volk: „Heil und Sieg dem großen, friedebringenden Kaiser der Römer!" Knieend huldigte nun der Papst dem Kaiser und dieser gelobte, die heilige Kirche mit starkem Arm zu schützen. Das alte römische Kaisertum war wieder aufge- richtet, aber es war nun „das h. römische Reich deutscher Nation." Es sollte ein christliches Weltreich sein, in welchem der Kaiser als höchster welt- licher Herr, der Papst als das Oberhaupt der Kirche walten sollte. 7. Wie Kaiser Karl sein Reich regierte. Karl hatte sein großes Reick, in Gaue (im Innern) und Marken (an den Grenzen) eingeteilt. Über jeden Gau setzte er einen Gaugrasen, in jede Mark einen Markgrafen. Die Grafen mußten die Befehle des Kaisers ausführen, das Gericht halten und den Heerbann führen. Der Heerbann bestand aus den freien Männern eines Gaues. Die reichen dienten als Reiter, die ärmeren als Fußvolk. Sold gab es nicht, sondern jeder Krieger mußte sich selbst erhalten. Sendgrafen hatten alle Jahre nachzusehen, ob die Beamten ihr Amt treulich verwalteten. Im Frühjahr versammelte der Kaiser die Großen seines Reiches um sich (Maifeld) und hielt Rat mit ihnen, was zum Wohl des Reiches zu tun nötig sei. Die Gesetze, welche hier beschlossen wurden, ließ Karl aufschreiben und im ganzen Reiche bekannt machen, damit jeder wisse, was er zu tun und zu lassen habe. 8. Karls Sorge für seine Untertanen. Wie ein kluger Haus- vater sorgte der Kaiser für das Wohl seiner Völker. Seine durch das ganze Reich zerstreut liegenden Krongüter (Königshöfe) waren Musterwirtschaften. Hier konnten die Bauern lernen, wie man mit größtem Nutzen den Acker bauen, Viehzucht und Bienenzucht, Obst- und Weinbau treiben müsse; wie man die gewonnenen Rohstoffe (Wolle, Flachs usw.) verarbeiten und mit Nutzen verkaufen könne. Jeder Königshof stand unter einem Vogt (Pfalz- grafen), der zu Weihnacht jedes Jahres genau Rechnung ablegen und die Erträge des Gutes an den kaiserlichen Hof abliefern mußte. Auf den Gütern des Kaisers entwickelten sich auch bereits selbständige Handwerke, wie das der Schmiede von Waffen und Geräten, der Gerber, Sattler, Küfer, Bäcker u. a. Was Karl für die Bildung der Jugend tat, wissen wir bereits (S. 81, 3). Nicht minder sorgte er für die Erwachsenen seines Volkes. Jeder sollte mindestens

4. Teil 1 - S. 103

1908 - Hannover : Helwing
103 Streitroß in den Fluß, um hindurchzuschwimmen. Da riß ihn der Strudel hinab in die Flut. Als die Seinen ihn ans Land zogen, war er eine Leiche. Unermeßlicher Jammer erhob sich im Kreuzheer. Viele Kreuzfahrer zogen heim und brachten die Trauerkunde nach Deutschland. Man wollte nicht glauben, daß der gewaltige, geliebte Kaiser tot sei. Die Sage ließ ihn tief im Schoße des Kyffhäuser schlafen, von wo er wieder kommen sollte, um des Deutschen Reiches Herrlichkeit wieder aufzurichten. 8 60. Die kaiserlose Zeit. Um die Mitte des 13. Jahr- hunderts starb der letzte Kaiser aus dem Hause der Hohenstaufen. Die deutsche Kaiserkrone kam in die Hand fremder Fürsten. Diese führten zwar den Kaisertitel, aber sie hatten keine Macht im Reiche. Das war die „kaiser- lose, die schreckliche Zeit" für unser Vaterland. Die Fürsten des Reiches schalteten und walteten nach Gutdünken. Sie schlossen Bündnisse miteinander gegen Ritter und Städte; die Ritter und Städte dagegen verbündeten sich gegen die Fürsten und gegeneinander. Es war vielfach ein Krieg aller gegen alle. Wer die stärkste Faust hatte, behielt schließlich Recht (Faustrecht). Die Ritter überfielen von ihren festen Burgen aus den Kaufmann, der mit seinen Waren durch die Lande zog. Sie beraubten ihn, warfen ihn ins Burgverließ und erpreßten großes Lösegeld von ihm. Ein Ritter sagte dem andern Fehde an, überfiel dessen Dörfer, raubte sie aus und verbrannte sie, verwüstete die Felder und trieb die Herden davon. Die unglücklichen Bauern standen dem wehrlos gegenüber. Am besten waren noch die Bürger der festen Städte daran. Sie hatten wenigstens Schutz hinter ihren Mauern. Freilich mußten sie diese nicht selten gegen Fürsten und Ritter in schweren Kämpfen verteidigen. 8 61. Die Femgerichle. 1. Was sie waren. Wir wissen, daß Karl d. Gr. Gaugrafen einsetzte, die im Namen des Kaisers auch Gericht in ihrem Gau halten mußten. Der Graf war Vorsitzender im Gericht; die Richter (Schöffen) wurden aus freien Männern gewählt. Der Gerichtsplatz hieß Malstatt, später „Freistuhl". Die freien Männer, welche nicht Schöffen waren, bildeten den „Umstand". In Westfalen haben sich diese Gerichte am längsten gehalten. Sie hießen später Femgerichte. Schöffen konnten nur freie, makellose Männer werden. Fürsten, Ritter und Bürger suchten die Ehre, Freischöffen zu sein. Diese bildeten schließlich einen großen Bund, der seine Mitglieder in ganz Deutschland hatte. Der Bund hatte einen besonderen Gruß und eine heimliche Losung, d. h. wenige Worte, deren Sinn nur die Mitglieder wußten. Daher hießen sie auch wohl die Wissenden. An Gruß und Losung erkannten sie sich überall in der Welt. Die Gerichtsdiener hießen Fronboten. 2. Wie die h. Feme richtete. Ein echtes Femgericht konnte nur auf der „roten Erde" Westfalens gehalten werden. Der oberste Freistuhl stand bei Dortmund. Die Feme richtete besonders schwere Verbrechen: Mord, Raub usw. Der Fronbote mußte den Angeklagten durch einen Brief mit 7 Siegeln laden. Am Gerichtstage traten Freigras und Schöffen am Freistuhl bei Hellem Tageslicht zusammen. Nur Wissende durften zugegen sein. Daher nannte man das Gericht „heimliches" Gericht. Vor dem Frei- grafen lag ein Schwert, das Zeichen der höchsten Gerichtsbarkeit, und ein

5. Teil 1 - S. 108

1908 - Hannover : Helwing
108 aus. Die einzelnen Meister einer Zunft wohnten meist in einer Straße bei- einander. Daher stammen die noch heute vorkommenden Straßennamen: Schmiede-, Knochenhauer-, Seilwinder-, Kramer-, Bäckerstraße usw. Aus dem Marktplatz und in den Kaufhallen standen die Bänke der Meister von der- selben Zunft nebeneinander. 4. Wie die Bürger lebten. Wenns Licht anbrach, weckte der Hausvater das Ingesinde zur Arbeit. Nach dem Morgengebet wurde das Morgenbrot gemeinsam eingenommen. Es war eine Bier- oder Mehlsuppe mit Brot. Dann gingen Bürger und Tagelöhner, Meister und Geselle, Knecht und Magd an ihre Arbeit. Der Torwart öffnete das Stadttor. Lastwagen und Viehherden zogen aus und ein. Der Marktplatz belebte sich. Warenzüge fuhren heran; die Waren wurden abgeladen, geprüft und gewogen, und der Handel konnte beginnen. Zwischen der geschäftigen Menge des Volkes ritt der Ratsherr zum Rathause, schritten Priester und Mönche zu den Gottes- häusern und Hospitälern, trieben sich zahlreiche Bettler umher. Die Mahl- zeiten nahm der Bürger mit seiner Familie und dem Gesinde zusammen ein. Mann und Frau aßen von einem Teller. Gabeln hatte man noch nicht. Die in der Küche bereits zerschnittenen Fleisch- und Gemüsestücke fischte man mit dem Zinnlöffel oder Messer aus der Suppe heraus. Im ganzen lebte der Bürger sehr einfach; bei Hochzeiten, Kindtausen und sonstigen Festen aber ließ man etwas daraufgehen. Dann brach die häßliche Eigenschaft der Deutschen, daß sie unmäßig im Essen und Trinken waren, wieder durch. — Mit Sonnen- untergang wurden die Tore geschlossen und auf den Arbeitsstätten gabs Feierabend. Dann gingen Meister und Geselle in die Trinkstube ihrer Gilde. Andere saßen nachbarlich vor dem Hause zusammen, plauderten oder sahen dem Spiel und Tanz der Zugend zu. Wenn die Ratsglocke zum zweiten Male ertönte, ging man zur Ruhe. Ruhestörer wurden von der Scharwache, die nachts die Straßen durchzog, hinter Schloß und Riegel gebracht. 5. Wie die Stadt regiert wurde. Eine Stadt, die keinen andern Herrn über sich hatte, als den Kaiser, war eine freie Reichsstadt. Solche Städte, welche unter einem Herzog, Bischof oder Fürsten standen, hießen Landstädte. Der Herr der Stadt setzte ihr den Vogt, der an seiner Statt das Gericht halten mußte. Reiche Städte kauften ihrem Herrn seine Rechte ab. Dann führte der Rat der Stadt allein das Regiment, hielt das Gericht, ließ Münzen prägen, erhob Zölle und Steuern, und niemand durfte ihm dreinreden. Die Zünfte hatten zuerst keinen Anteil an der Verwaltung der Stadt. Rach und nach aber erwarben sie die Rechte freier Männer. Jetzt verlangten sie Sitz und Stimme im Rat der Stadt. In manchen Städten gab der Rat ihnen solche freiwillig; in den meisten haben sie sich dieselben blutig erkämpfen müssen. 8 liti. Das Kriegswesen im Mittelalter. Ursprünglich war jeder freie, deutsche Mann mit gesunden Gliedern zugleich ein Kriegs- mann. Alle diese zusammen bildeten den Heerbann. Der Führer des Heerbannes war der Herzog. Stämme, die einen König hatten, gehorchten ihm als ihrem Anführer. Später war der Kaiser oberster Kriegsherr. Jeder Stamm aber wurde von seinem Herzog geführt. Der Heerbann bestand meist aus Fußvolk; nur die Anführer und Edlen waren beritten. Seit der

6. Teil 1 - S. 104

1908 - Hannover : Helwing
104 Strick als Zeichen der Macht über Leben und Tod. Nun wurde der An- geklagte mit verbundenen Augen vorgeführt. Der Freigraf hielt ihm sein Verbrechen vor. Bekannte er sich schuldig, so wurde er, falls das Urteil auf den Tod lautete, sofort gehenkt. Schwur er den Reinigungseid, so konnte der Ankläger mit drei Eideshelfern dagegen auftreten. Vermochte der An- geklagte schließlich 21 Eideshelfer zu stellen, die seine Unschuld beschworen, so wurde er freigesprochen. Erschien der Angeklagte nicht vor Gericht, so galt er für schuldig. Er wurde dann in die Acht getan «verfemt), d. h. für vogelfrei erklärt. Jeder Wissende hatte die Pflicht, den Verfemten aufzuhenken, wo er ihn traf. Er mußte aber sein Messer neben dem Gehängten in den Baum stechen zum Zeichen, daß hier die Feme gerichtet hatte. Auf diese Weise wurde mancher Verbrecher unversehens von der Rächerhand gefaßt und empfing, was seine Taten wert waren. Das war namentlich nötig in der Zeit, wo das Faustrecht galt. 8 62. Rudolf von Habsburg. 1. Rudolfs Wahl und Krönung. Rudolf war ein Graf aus dem Schweizerland, einfach und bieder, klug und heiter, tapfer und kampfessreudig. Sein Stammsitz war die Habsburg. In seiner kleinen Grafschraft hielt er streng aus Recht und Frieden. Als nun 1273 die Kurfürsten in Frankfurt a. Main einen neuen Kaiser wühlen wollten, schlug Burggraf Friedrich von Hohenzollern den Grafen Rudolf von Habsburg vor. Alle Kurfürsten wählten ihn; nur König Ottokar von Böhmen nicht, weil er gar nicht eingeladen war. Rudolf nahm die Wahl an und wurde in Aachen gekrönt. Bei dem Krönungsmahl dienten ihm die Kurfürsten des Reiches, wie es Brauch war (s. S. 87, § 54). 2. Rudolf schafft dem Reiche Frieden. Der neue Kaiser wußte sehr gut, daß die Raubritter die schlimmsten Ruhestörer im Reiche waren. Er nahm sich deshalb vor, ihnen das Handwerk zu legen. Zunächst griff er den schlimmsten Raufbold, den Grafen Eberhard von Württemberg an, besiegte ihn und zerstörte seine Burg. Dann zog er mit seinem Heere durch Thüringen und Rheinland, zertrümmerte die Raubburgen und strafte die Räuber. In Thüringen allein hat er 66 solcher Raubnester zerstört und an einem Tage 29 der adeligen Raubritter aufhängen lassen. 3. Rudolf besiegt den Böhmenkönig König Ottokar von Böhmen war der reichste und mächtigste Fürst im Reich. Er hatte in der kaiserlosen Zeit auch die deutschen Lande Österreich, Steiermark und andere an sich gerissen. Jetzt erklärte er, er wolle dem Kaiser, „den der Bettelsack drücke", nicht huldigen. Als Rudolf nun von ihm verlangte, er solle die deutschen Länder herausgeben, verweigerte Ottokar den Gehorsam. Da zog der Kaiser gegen ihn ins Feld. Glücklicherweise kam der deutsche Adel in Österreich und den andern Ländern Rudolf zu Hülfe. Da unterwarf sich Ottokar. Rudolf empfing ihn in einfachster Kleidung. „Ottokar hat oft über mein graues Wams gelacht; heute soll mein graues Wams über ihn lachen", soll er gesagt haben, als sein Gegner sich in königlicher Pracht nahte. Als Ottokar den Huldigungseid geschworen hatte, belehnte ihn der Kaiser mit Böhmen und Mähren. Die deutschen Länder mußte er herausgeben. Voll Ingrimms zog Ottokar heim und rüstete zum Kriege. Doch Rudolf war auf der Hut. Er besiegte den Böhmenkönig auf dem Marchselde bei Wien (1278).

7. Teil 1 - S. 109

1908 - Hannover : Helwing
109 Zeit Kaiser Heinrichs I. wurde das anders. Zu dem Fußvolk kamen die Reiter, später die Ritter. Letztere trugen Eisenhelm, Panzer und Beinschienen und kämpften mit Schwert und Lanze. Das Fußvolk war mit Pfeil und Bogen, Speer und Streitkolben (Morgenstern) bewaffnet. Jeder Kriegs- mann mußte sich seine Rüstung und Waffen selber halten. Die Ritter waren größtenteils Dienstleute (Mannen, Vasallen) eines Fürsten, Bischofs oder Klosters. Sie hatten von ihrem Herrn ein Gut zu Lehen, von dessen Er- trägen sie lebten. Dafür dienten sie ihrem Lehnsherrn als sein Gefolge im Kriege (s. S. 76, § 45.). Auch jede Stadtburg hatte ihre „Reisigen" d. h. ritterlichen Vasallen. Sie mußten die Burg und Stadt schützen und ver- teidigen. Als die Zunftgenossen freie Bürger geworden waren, dursten sie nicht nur Waffen tragen, sondern sie mußten sich auch im Gebrauch derselben üben. Sie hatten die Pflicht, als Bürgerwehr die Mauern der Stadt zu bewachen und zu verteidigen. Ja sie zogen auch mit in die Feldschlacht und kämpften unter dem Banner ihrer Zunft. Jeder Zunftmeister führte seine Zunft; alle standen unter dem Oberbefehl des Stadthauptmanns. 2. Wie eine Stadt belagert und verteidigt wurde. Im Mittelalter war jede Stadt eine Festung (s. S. 106, § 65, 1). Die Reisigen und ihre Knechte, später auch die Bürger hatten sie zu verteidigen. Jeder Abteilung war em für allemal ihr Posten auf der Stadtmauer angewiesen. Wenn es nicht gelang, eine Stadt mit List zu überrumpeln oder durch Hunger zu bezwingen: dann ging der Weg in dieselbe nur über die Mauer. Denn sobald ein Feind im Anzuge war, wurden die Zugbrücken aufgezogen und die Tore verschlossen. Um aber an die Mauer zu kommen, mußten die Be- lagerer den Graben teilweise zuschütten. Das geschah unter starken Schutz- dächern und hinter Pfahlwänden. Es kam nun darauf an, daß die Ver- teidiger diese Schutzvorrichtungen zerstörten. Dazu benutzten sie Wurf- maschinen, mittelst welcher sie schwere Steine und brennende Pfeile gegen dieselben schleuderten. War es den Angreifern trotzdem gelungen, den Graben teilweise auszufüllen, so schoben sie ihre Widder, d. h. Balken mit eisernem Widderkopf oder dicker Eisenspitze, gegen die Mauer heran. Die Verteidiger fingen die Stöße der Widder mit Woll- und Strohsäcken aus oder sie schütteten siedendes Öl, Pech- und Schwefelbrände auf die Balken. Hatten die Widder eine Lücke (Bresche) in die Mauer gelegt, so folgte der Sturm. Richt selten rollten die Belagerer auch feste, hölzerne Türme an die Mauer, an welchen oben eine Fallbrücke befestigt war. In den Türmen stiegen die Krieger aus Leitern bis nach oben. Wenn ein Turm nahe genug heran- gebracht war, dann ließ die Besatzung die Fallbrücke hinab und stürmte über die Brücke auf die Mauer; andere Scharen drangen nach, und nun begann der entscheidende Kampf. Er endete entweder mit der Eroberung der Stadt oder mit der Vernichtung der Angreifer. 8 Martin Luther. 1. Wie die Eltern ihren Martin hart hielten. Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Da er am folgenden Tage, dem St. Martinstag, getauft wurde, erhielt er den Namen Martin. Sein Vater war ein Bergmann, streng und ehrenhaft, fleißig und geschickt. Die Eltern
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