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1. Schulj. 4 - S. 3

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 3 — Blute und erhielt dadurch eine Hornhaut; nur eine Stelle zwischen den Schultern blieb verwundbar. Darauf wählten ihn die Söhne des Zwergkönigs, welche den unermeßlich großen Schatz der Nibelungen unter sich teilen wollten, zum Schiedsrichter und schenkten ihm das herrliche Schwert Balmung. Dann wollten sie es ihm aber mit Hilfe ihrer Riesen und Zwerge wieder entreißen. Siegfried aber überwand sie alle, nahm dem Zwerge Alberich die unsichtbar machende Tarnkappe ab und erlangte den Hort der Nibelungen. Als einstmals ein feuriger Drache die Königstochter zu Worms geraubt hatte, beschloß er, sie zu retten. Der Zwergkönig Eigil zeigte ihm die Drachenburg. Von einem grimmen Riesen erkämpfte er sich den Schlüssel, und als nun der Drache heimkehrte, bezwang er diesen nach hartem Kampfe, rettete die Königstochter und nahm sie zur Gemahlin. Ii. Karl der Kroße. 768—814. 1. Die alten Deutschen. Vor etwa 2000 Jahren war unser deutsches Vaterland zum größten Teil von Wäldern und Sümpfen bedeckt. Daher war die Luft feucht und rauh, der heimatliche Boden also feuchter, kälter und weniger fruchtbar als jetzt. Gerste und Hafer wurden angebaut; die Flüsse und Seen waren reich an Fischen; die noch bei uns einheimischen Tiere fanden sich in weit größerer Zahl, besonders Hirsche und Wildschweine, außer ihnen Bären, Wölfe, Auerochsen. Unsere Vorfahren waren groß und kräftig. Die freien Männer und Fxauen hatten langes, blondes Haar, aus ihren großen, blauen Augen blickte Mut und Stolz. Sie kleideten sich in Tierfelle oder selbstgewebte, grobe, leinene Gewänder. Ebenso einfach war ihre Nahrung: Fleisch — am liebsten Wildbret, Milch, Butter, Haferbrei, selten Brot. Das liebste Getränk war Bier oder Met. Ihre niedrigen, schilfgedeckten Häuser lagen einzeln; erst später wurden sie zu Ortschaften vereinigt. Die freien Männer liebten Jagd und Krieg, den Ackerbau überließ man meist den Frauen, den kurzgeschorenen Knechten, den Sklaven. Alle Angelegenheiten der Gemeinde oder des Gaues wurden auf Volksversammlungen entschieden. Dem für jeden einzelnen Kriegszug selbstgewählten Herzoge hielten die Deutschen Treue bis in den Tod. Sie waren tapfer und freiheitliebend, haßten die Lüge, den Verrat und jede Treulosigkeit, hatten vor den Göttern Ehrfurcht und Scheu, hielten die Ehe heilig und achteten die Frauen als die Leiterinnen ihres Hauswesens. Deutsche Treue ist zum Sprichworte geworden. 2. Karls des Großen Sachsenkriege. Unter den vielen deutschen Reichen hatte allein das Reich der Franken links vom Rhein festen l*

2. Schulj. 4 - S. 1

1912 - Braunschweig : Hafferburg
A. Bilder aus der vaterländischen Geschichte. I. heidnische Sagen aus der Keimat. 1. Hackelberg, der wilde Jäger. Der braunschweigische Oberforstmeister Hans von Hackelberg ging Tag und Nacht, Alltag und Sonntag, auf die Jagd. Im Solling bei Neuhaus verwundete er sich am Fangzahn eines erlegten riesigen Ebers und starb. Vor dem Tode wünschte er noch, bis zum Jüngsten Tage jagen zu dürfen, verfluchte sich auch und sagte: „Lieber will ich jagen bis zum Jüngsten Tage, als in den Himmel kommen". Zur Strafe jagt er nun zur Mitternachtszeit in den Lüften im Solling, im Harz, am Fallstein usw. In stürmischen Nächten hört man Pferdegetrappel, Peitschenknall, Hundegebell und wilde Rufe und sieht allerlei Spukgestalten. (D. I. 3, Hans von Hackelberg. De Wille Jagd.) 2. Hubertus. In den Hainbergen zwischen Lutter a. B. und Derneburg lebte einst ein wilder Jäger, der sogar am Stillen Freitag auf die Jagd ging. Als er einst einen Hirsch jagte, verwandelte sich der Speer in ein Kreuz, welches zwischen dem Geweih des Hirsches aufrecht stehen blieb. Da sank der Jäger zur Erde, wurde Christ und erhielt den Namen Hubertus. (D. I. 3, Von Braunschweig nach Holzminden.) 3. Die Teufelsmauer. Der Teufel wollte die Gegend zwischen Blankenburg und Thale mit dem lieben Gotte teilen. Er forderte für sich die fruchtbare Ebene, Gott sollte das Gebirge haben. Dieser Vertrag sollte gelten, wenn der Teufel in einer Nacht die Grenz-. mcmer bauen könne. Da der Teufel das Werk nicht fertig brachte, schleuderte er zornig die letzten Steine weit umher. Der höchste Punkt der Teufelsmauer heißt der Großvater, weil hier der altdeutsche Gott Donar, „der große Vater", verehrt wurde. 4. Riesen. Auf dem St. Annenberge bei Helmstedt liegen die Lübbensteine, ein Hünengrab. Der Sage nach sind die gewaltigen Steine von Riesen hierher geworfen. — Die vielen großen Steine bei dem Dorfe Groß Steinum haben sich der Sage nach die Riesen aus ihren Schuhen geschüttet. Der Wippstein soll von einem Riesen dorthin geschleppt sein. — Bei Ottenstein hatte ein Riese eine Mühle, Weltkunde I. i

3. Schulj. 4 - S. 11

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 11 — unterhalt verschaffen mußte. Die Witwe Cotta fand Gefallen an dem hübschen Knaben mit der schönen Stimme, nahm ihn zu sich und erleichterte ihm sein Los. In seinem 18. Jahre kam er auf die Universität in Erfurt, um Rechtswissenschaft zu studieren. Seine Arbeiten begann er stets mit Gebet; denn er Pflegte zu sagen: „Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert". Auf der Bibliothek der Universität sah er zum erstenmal eine lateinische Bibel und las mit Lust in ihr und betete, Gott wolle ihm auch einst solch eigen Buch bescheren. 2. Luther im Kloster. Nach fast vier Jahren ging er plötzlich in das Augustinerkloster in Erfurt und wurde ein Bettelmönch. Durch eine schwere Krankheit, durch den plötzlichen Tod eines Freundes und durch die Schrecken eines starken Gewitters wurde er daran erinnert, wie schnell der Mensch vor Gottes Thron gefordert werden kann; und Zweifel wurden in ihm rege, ob er wohl selig werden würde. Er glaubte sich nicht besser Ruhe für seine Seele verschaffen zu können als durch Eintritt in ein Kloster. Aber auch hier fand er keine Seelenruhe; er fastete und betete ganze Nächte hindurch, so daß der gänzlich abgemagerte Jüngling das Mitleid des Vorstehers Johann Staupitz erregte. Dieser wies ihn auf das fleißige Lesen der Bibel hin, und Luther fand Ruhe in dem Spruche, daß der Mensch gerecht werde nicht durch des Gesetzes Werke (äußeres Tun), sondern durch den Glauben (durch die Hingabe des Herzens an Gott und Jesus). Fortan erschien ihm Gott nicht mehr als ein Gott des Zornes, sondern als ein Vater der Gnade. Damals gründete der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen in Wittenberg eine Universität. An diese wurde der gelehrte Martin Luther als Professor berufen; hier wohnte er auch in dem Augustinerkloster. Als Prediger an der Schloßkirche lehrte er Gottes Wort aus freudigem Herzen. 3. Der Ablaßkrämer Tetzel und die 95 Sätze. Um diese Zeit schrieb der Papst einen Ablaß aus, weil er Geld zum Bau der Peterskirche in Rom brauchte. Der Ablaß ist die Verwandlung der Kirchenstrafen in Geldstrafen. Aber die unwissenden Leute glaubten vielfach, sie könnten sich den Erlaß der Sünden selbst für Geld kaufen, und zahlten deshalb an die Ablaßhändler gern das Geld, um über ihre Sünden beruhigt zu sein. In die Gegend von Wittenberg kam der Ablaßhändler Johann Tetzel. Auch aus Wittenberg lief das Volk dem Tetzel haufenweise zu und kaufte sich Ablaßzettel. Als nun Luther sah, daß die Kirchen leer wurden und niemand mehr Buße tun wollte, predigte er gegen den Unfug und lehrte, daß sich niemand durch den Ablaß Vergebung der Sünden erwerben könne, sondern daß diese einzig durch Gottes Gnade dem bußfertigen Sünder zu teil werde.

4. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 19

1899 - Breslau : Hirt
Pflanzen- und Tierleben. Geschichte. 19 pflanze unseres Gebietes ist die mit glänzenden Blättern ausgestattete Stechpalme (Hex aquifolium) insofern, als sie einen Klimamesser abgiebt und anzeigt, daß an den Stätten ihres Vorkommens eine mittlere Jahreswärme von mindestens + C. und eine mittlere Januartemperatur von etwa 0" herrscht. Nur wenige Teile unseres Ge- bietes sind ihr verschlossen, und ihr fossiles Vorkommen zwischen zwei Schichten, die ge- nügeud die Annahme längerer Kältezeiten rechtfertigen, ergiebt allein schon mit Sicherheit das Vorhandensein einer einmaligen Jnterglacialzeit (s. S. 11). — Über Waldbedeckung und landwirtschaftliche Pflanzen f. S. 37, über die Moore S. 12. Die Tierwelt unseres Gebietes bietet recht wenig von derjenigen der benachbarten Gebiete Abweichendes. Recht häufig ist noch in den Gewässern die Fischotter; der Edelhirsch wird noch in einigen eingehegten Jagdbezirken, wie in der Göhrde und im Saupark, gefunden, hier und im Solling ebenso das Wildschwein. Dem Seehund, der ein so gefährlicher Feind der Fische ist, wird an den Nordsee-Jnseln eifrig nachgestellt, die Seemöwe hingegen, die mindestens ebenso schädlich ist, auf einigen von jenen Inseln wegen ihrer Eier geschützt. Der Granat- oder Garneeleu-Fang liefert an den Küsten eine lohnende Ausbeute. „Entenfänge" bestehen noch an verschiedenen Orten, so bei Celle. — Die genügsame Heidschnucke, das Charaktertier der Heide, der „Neger- stamm unter den Schafen", die auszusterben drohte, wird hoffentlich jetzt mehr gezüchtet werden, da Fleisch und Fell beliebte Handelsgegenstände geworden sind. — Über Vieh- zucht und Fischerei s. S. 37 f. V. Geschichte. 1) Die vorgeschichtliche Zeit hat in Höhlen, vor allem in dem das Begrabene so wohl erhaltenden, tiefen Moore, ebensosehr in den Gräbern, so- dann in den Befestigungswerken, wie den Langwällen, den sogenannten „Land- wehren" oder „Schwedenschanzen", die aber viel älter find als die Schwedenzeit, Spuren der ersten Menschenwelt hinterlassen, die diesen Boden bewohnte. Eine Besiedlung vor der Einwanderung der Germanen ist hier nicht nach- gewiesen, und diese muß ziemlich spät, kaum früher als um das Jahr 1000 erfolgt sein. Sie ist eingetreten in der sogen, neolithischen Periode oder der jüngeren Steinzeit. Die Funde an Waffen und Werkzeugen bestehen ganz überwiegend aus Stein- und Töpferwaren, jedoch scheinen weder Bronze (eine Mischung aus etwa 90% Kupfer und 10 % Zinn), noch Eisen, noch Edelmetalle selbst in der ältesten Zeit ganz gefehlt zu haben, so daß von einer „metalllosen Zeit" hier nicht wohl die Rede sein kann. Jedoch sind diese Metallgegenstände bis in die römische Zeit ganz überwiegend aus älteren Kultur- läudern, also aus dem Süden, von Händlern herbeigebracht. Die Bronze, die am häufigsten gefunden ist, diente zu Schmuckwaffen und andern Ziergegenständen, das Eisen wird vielleicht deshalb in den Fundstätten aus der ältesten Zeit weniger gefunden, weil es leichter vergänglich ist. Eine gewisse Gliederung iu Kulturabschnitte läßt sich am besten an der Hand der Bestattungsarten, der Gräberfunde, aufstellen: a. Steingräber mit einer großen, aus unbehauenen Steinblöcken hergestellten Grabkammer. Unverbrannte Leichen. Die „7 Steinhäuser"2) bei Fallingbostel. Das größte Steingrab liegt bei Hekese, Kreis Bersenbrück, 86 m lang. Älteste Funde ger- manischer Töpferkunst mit mannigfaltigen, schönen Formen3). ./) Die Bemerkungen über die vorgeschichtliche Zeit folgen den Darlegungen in der Schrift „Unsere Vorzeit" von F. Tewes. Hannover 1888. 2) Der größte der noch vorhandenen 5 Dolmen wird bedeckt durch einen einzigen Block von 4,82x4,38 m, 0,7 2 m dick. Einer zeigt die Spuren eines Ringwalls oder Cromlechs. 3) An der Hand der Funde von Töpferwaren in England läßt sich sicher die Ver- brettung der „Angelsachsen" aus unserer Heimat nachweisen. 2*

5. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. I

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Die alten Deutschen. 1. Das Land. Vor etwa 2000 Jahren war Deutschland noch von endlosen Wäldern und großen Sümpfen bedeckt. In den Wäldern hausten Auerochsen, Bären und Wölfe. Äcker sah man selten, hier und da aber fette Weiden, auf denen Pferde, Rinder und Schafe grasten. 2. Die Bewohner waren groß und kräftig. Sie hatten blaue Augen und lang herabwallendes, blondes Haar. Ihre Kleidung bestaud meist aus dem Fell eines erbeuteten Wildes; doch trugen sie später auch leinene und wollene Gewänder. Sie wohnten in einzeln liegenden Gehöften. Ihre Häuser waren aus rohen Baumstämmen zusammengefügt und mit Stroh oder Rohr gedeckt. Die liebste Beschäftigung der alten Deutschen war Jagd und Krieg. War ein Krieg beschlossen, so rief man mit Auerochsenhörnern die Männer (den Heerbann) zum Kamps herbei. Zum Ackerbau hatten sie keine Lust, sie überließen ihn den Sklaven und Frauen. 3. Laster und Tugenden. Waren Jagd und Krieg vorbei, so lagen sie gern auf der Bärenhaut, wo sie sich beim Metbecher häufig dem Würfelspiel überließen. Oft verspielten sie Hab und Gut, ja, selbst ihre Freiheit. Doch rühmt man ihre Treue. Wortbruch fand man bei ihnen nicht. Ein Handschlag galt als Eid. Auch die Ehe ward heilig gehalten. Die Frau war nicht die Sklavin des Mannes, sondern seine treue Gefährtin durchs Leben. Ebenfo stand auch die Gastfreundschaft in hohen Ehren. 4. Volkseinteilung. Man unterschied Freie, Halbfreie und Unfreie. Die vornehmsten der Freien hießen Edelinge. Die Halbfreien oder Hörigen hatten von einem Freien einige Ländereien in Besitz, mußten aber dafür eine Abgabe entrichten oder Hand- und Spanndienste tun. Die Unfreien waren Leibeigene oder Sklaven. Die Freien kamen beim Neumonde zu Ratsversammlungen zusammen, um Rat oder Gericht zu halten. 5. Speerwerfen und Schwertertanz. Die Jünglinge übten sich frühzeitig im Speerwerfen und tanzten dem Kriegsgotte zu Ehren nackt zwischen aufrecht stehenden Schwerterspitzen umher. (Deutsche Jugend 5, S. 129: Deutschlands früheste Beschaffenheit re.). 6. Religion. Die alten Deutschen waren Heiden. Ihre Götter stellten vielfach die Kräfte der Natur dar. Der oberste Gott war Wodan, den sie sich einäugig dachten, wie der Himmel ja auch nur eine Sonne hat. Auf achtbeinigeni Roß, bekleidet mit dem grauen, rotgeränderten Wolkenhut und dem blauen Sturmmantel, fährt er durch die Luft. Er thront in der Hunderttorigen Himmelsburg Walhalla, die mit goldenen Schilden und Speerschäften getäfelt ist. Hier war auch der fröhliche Aufenthaltsort der im Kampfe gefallenen Helden. Hier hielten sie ihre fröhlichen Jagden und Kämpfe ab, bei denen die erhaltenen Wunden fofort wieder zuheilten; hier saßen sie lustig beim Schmause. Wodans Gemahlin war Freia, die Göttin des ehelichen Glücks und der häuslichen Ordnung. Im Märchen heißt sie „Frau Holle" (Deutsche Jugend 3, S. 99). Sein Sohn Thor (Donar) war der Donnergott; aus seinem roten Barte blies er die Blitze. Der Kriegsgott hieß Ziu (Thiu, bei den Sachsen Sachsnot). (Von Freia hat Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für braunschweig. Schulen. 1

6. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 33

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 33 — Gott vereint werden. Sie müsse vielmehr erst durch das „Fegefeuer" von allen bösen Lüsten und Begierden gereinigt werden. Doch könne die Qual im Fegefeuer dadurch verkürzt werden, daß man für die Verstorbenen „Messen" (Gebete) lesen lasse. Reiche Leute setzten in ihrem Testamente oft große Summen für solche Messen aus. Diese Lehre brachte daher der Kirche viel ein. Aber noch einträglicher als die Lehre vom Fegefeuer war die Lehre vom Ablaß. Wenn nämlich ein Übeltäter vom Priester zum Fasten, znr Geißelung, zur Wallfahrt re. verurteilt war, so konnte er sich durch Geld von diesen Strafen loskaufen. Er erhielt dann einen Schein, daß ihm die Strafen erlassen seien. Beim Volke bildete sich daher allmählich der Glaube aus, daß man sich durch Geld auch von den ewigen Strafen frei machen könne. An die Stelle der allgemeinen Beichte war die Ohrenbeichte (Bekenntnis jeder einzelnen Sünde vor dem Priester) getreten. Der Heiligendienst sowie die Verehrung der Reliquien hatte überhand genommen. Beim Abendmahl entzog man den Laien den Kelch. Besonders aber erregte das gottlose Leben vieler Geistlichen Anstoß. Ein Papst wurde wegen Meineids, Gotteslästerung, Mordes und Ehebruchs abgesetzt, und Johann Xxiii. war sogar in seiner Jugend Seeräuber gewesen. Dieser letztere Papst hatte noch 2 Gegenpäpste, und so gab es 3 Päpste auf einmal, die sich gegenseitig verfluchten und in den Bann taten. Und wie das Haupt, so die Glieder. Die Priester waren meist sehr unwissend und führten mir zu oft kein Gott wohlgefälliges Leben. Das Volk wurde in Dummheit und Aberglauben erhalten. Wer in der Bibel las, wurde sogar als Ketzer bestraft. 2. Hus. Gegen die Irrlehren der Kirche trat am Ende des 14. Jahrhunderts zuerst Johauu Hus, Prediger und Professor in Prag, öffentlich auf. Freimütig geißelte er mit scharfen Worten die Sünden der Geistlichen, den Ablaß, den Aberglauben des Volkes re. und mahnte zur Umkehr. Besonders eiferte er auch dagegen, daß man dem Volke den Kelch beim h. Abendmahl entziehe. (Nur der geweihte Priester durfte den Wein trinken, damit kein Tropfen des Blutes Christi verschüttet würde.) Die Priester aber waren erbost über Hus und brachten die Sache vor den Papst. Dieser verbot ihm das Predigen, tat ihn in den Bann und sprach über die Stadt Prag, die es mit Hus hielt und die Bannbulle unter dem Galgen verbrannt hatte, den Kirchenbann ans. (Während des- selben blieben die Kirchen verschlossen, die Glocken verstummten, kein Geistlicher durste den Toten zu Grabe folgen, und die Trauungen und Taufen mußten auf dem Kirchhofe vollzogen werden.) 3. Konzil zu Konstanz. Bald darauf bewog Kaiser Sigismund den Papst Johann Xxiii., eine Kirchenversammlung nach Konstanz zu berufen. Hier sollte eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vorgenommen werden. Hus verlangte, von dem Konzil gehört und beurteilt zu werden. Der Kaiser gab ihm einen Geleitsbrief, worin er ihm seinen besonderen Schutz zusagte, und auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leids geschehen, und wenn er auch des Papstes Bruder ermordet hätte. Als aber Hus in Konstanz ankam, ward er noch vor dem Verhör in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis geworfen. Sigismund, hierüber unwillig, ward von den Geistlichen durch die Worte beruhigt: „Einem Ketzer braucht man das gegebene Wort nicht zu halten". Hus verfiel in eine schwere Krankheit und war dem Tode nahe. Kaum genesen, ward er in die Domkirche geführt, wo das Konzil versammelt war. Aller Augen sahen auf ihn. Nach seiner gewaltigen Verteidigungsrede forderte man, er sollte seine

7. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 35

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 35 — schwere Krankheit und war dem Tode nahe. Ta besuchte ihn ein alter Priester und sprach: „Seid getrost, Ihr werdet dieses Lagers nicht sterben. Unser Gott tinrd noch einen großen Mann aus Euch machen. Denn aus wem Gott etwas ziehen will, dem legt er beizeiten das heilige Kreuz ans." Luther genas und wurre 1505 Lehrer an der Universität in Erfurt. 3 Im Kloster.' Als Luther 1505 von einer Reise nach Erfurt zurückkehrte, überraschte ihn ein Gewitter, und ein Blitzstrahl fuhr neben ihm in die Erde. Da dachte er: „Wenn du nun vor deinem Richter ständest, wie würdest du bestehen!" Er gelobte, ein Mönch zu werden, und trat in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Hier las er fleißig in der Bibel. Die Mönche aber sagten ihm: „Ei, Bruder Martin, mit Betteln und nicht mit Studieren dient man dem Kloster." Luther ließ es sich blutsauer werden und unterzog sich den niedrigsten Arbeiten; Tr fegte die Zellen, läutete die Glocke, hütete die Tür und zog barfuß mit dem Bettelsack in der Stadt umher, um Eier, Brot, Würste und Geld zusammenzubetteln. Ruhe für seine Seele fand er jedoch nicht. Der Vorsteher der Augustinerkloster aber, I)r. Staupitz, der sich seiner freundlich annahm, suchte ihn mit den Worten der Schrift zu trösten: „So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde D:ne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben." Im Jahre 1508 berief ihn Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, zum Professor an die neugegründete Hochschule in Wittenberg. (Deutsche Jugeud 5, S. 176: Aus Luthers Leben.) 4. Tctzel. Um diese Zeit schrieb Papst Leo X., der zum Bau der Peterskirche in Rom viel Geld nötig hatte, einen vollkommenen Ablaß aus, der besonders auch dazu dienen sollte, die Seelen der Verstorbenen ans dem Fegefeuer zu erlösen. Unter den in Deutschland umherziehenden Ablaßkrämern ist namentlich Tetzel bekannt geworden. Dieser trieb die ärgsten Mißbräuche mit dem Ablaßhandel und machte daraus ein gewöhnliches Geldgeschäft. Sobald er in eine Stadt kam, ging es in die Kirche. Vor dem Altare wurde eine rote Fahne mit des Papstes Wappen ausgestellt und vor diese eine eiserne Truhe gesetzt, um das Geld aufzunehmen. Nun forderte Tetzel fleißig zum Kaufen der Ablaßbriefe auf und verhieß „vollkommene Vergebung der Sünden" jedem, der seinen Beitrag in den Kasten geworfen habe. Von Rene und Buße schwieg er. Auch erzählt man, daß er gerufen habe: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele ans dem Fegefeuer springt." Für gewisse Sünden waren bestimmte Geldsummen festgesetzt; ein Mord kostete z. B. 8, ein Meineid 9 Dukaten. Das arme, betörte Volk zahlte, und Tetzels Kasten füllte sich mit Gold und Silber. Auch in Königslutter trieb Tetzel feinen Ablaßhandel. Man zeigt noch jetzt die Stelle neben der Stiftskirche, wo er feine Predigten gehalten hat. Einst, so erzählt die Sage, reifte er von Königslutter über Küblingen (wo ein wundertätiges Marienbild viele Menschen anlockte) nach Halbcrftadt. Da kam auf dem Elm ein Ritter von Hagen zu ihm geritten und bat um einen Ablaßbrief für eine Sünde, die er erst begehen wolle. Kaum hatte er den Brief in Händen, so ließ er Tetzel den Geldkasten durch feine Knechte abnehmen und ritt lachend davon. Tetzel schlenderte Flüche über Flüche hinter ihm her, aber fein Geld bekam er nicht wieder. Zum Andenken an diese Geschichte wurde der Ort, wo sie geschehen, mit einem Steine (Setzeistein) bezeichnet; feit 1846 steht daselbst ein turmartiges Denkmal. Auch in Süpplingenburg soll Tetzel Ablaßzettel verkauft haben. Sein Geldkasten wurde daselbst später im Schlosse aufbewahrt, 1870 aber dem städtischen Museum in Braunfchweig überwiesen. Kenner bezweifeln jedoch, daß er der echte fei. 5. Die 95 Thesen. Auch nach Jüterbogk (in der Nähe von Wittenberg) kam Tetzel. Luther predigte mit heiligem Zorn gegen den Ablaßunsug. Aber

8. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 1

1888 - Braunschweig : Wollermann
I. Geschichte. 1. Die alten Deutschen. 1. Land. In uralten Zeiten bedeckten unermeßliche Wälder und große Sümpfe unser Vaterland. Aus den Waldschluchten stürzten der riesige Auerochs und das Elen hervor, und das Geheul der Bären und Wölfe ertönte weithin durch die Einsamkeit. An edlen Fruchtbäumen war das Land arm, aber es lieferte wildes Obst, zahlreiche Beeren, eßbare Wurzeln, große Rettiche und Spargel. Die Weideplätze prangten in üppiger Fülle und gewährten den grasenden Rindern und Pferden saftige Kost. 2. Wewohner. Die alten Deutschen waren ein rauhes, kernhaftes Geschlecht von hohem Wuchs und kräftigem Gliederbau. Aus den trotzigen, blauen Augen strahlte Mut und Kühnheit. Blondes Haar umwallte das Haupt, und blendend weiß war die Hautfarbe. Um die Schulter hiug das Fell eines erbeuteten Wildes; später trug man ein leinenes Untergewand und darüber einen Mantel aus grober Wolle, der auf der linken Schulter von einer Spange oder einem Dorn zusammen gehalten wurde. 3. Wohnung. Städte finden wir bei den Bewohnern Deutschlands z. Z. Christi noch nicht, geschloffene Dörfer nur selten. Ihre Gehöfte lagen einzeln. Wo gerade ein Bach, ein Wald, ein Feld ihnen gefiel, da siedelten sie sich an. Die Häuser waren aus unbehauenen Baumstämmen errichtet und schützten nur mangelhaft gegen die Kälte. In manchen Gegenden verteilte der Häuptling alljährlich den Acker an die einzelnen Sippen (Familien), damit da- Volk nicht seßhaft würde und die Lust am Kriege verlöre. 4. Beschäftigung. Ackerbau gewährte den Männern kein Vergnügen und wurde den Frauen und Sklaven überlassen, die etwas Hafer und Gerste anbauten. Auf Viehzucht dagegen verwandte man mehr Fleiß, und große Herden waren der Stolz der alten Deutschen. Ihre größte Lust aber war Jagd und Krieg, und ant Schild und Speer hingen sie mit inniger Verehrung. Lieber verloren sie ihr Leben als den Schild. 6. Wahrung. Einfach war die Speise der alten Deutschen. Sie bestand aus Früchten, Milch, erlegtem Wild und Gemüse. Aus Gerstensaft bereiteten sie eine Art Bier, aus Honig Met. Bei den Gastmählern ließen sie den Becher fröhlich kreisen und sangen dazu Lieder, in denen die Heldenthaten ihrer Vorfahren verherrlicht wurden. 6. Laster. Leider hielten die alten Deutschen beim Trinken nicht immer das richtige Maß innc. Bis tief in die Nacht hinein fand man sie bei ihren Trinkgelagen. Jedoch wurde hier auch manche ernste und wichtige Angelegenheit besprochen, der gültige Beschluß aber erst am folgenden Tage gefaßt. Waren Krieg und Jagd vorbei, so lagen sie gern behaglich auf der Bärenhaut und überließen sich häufig dem Würfelspiel, wobei sie nicht selten Haus und Hof, ja, selbst die Freiheit, ihr kostbarstes Gut, verloren. 7. Tugenden. Treu- und Wortbruch fand man bei den alten Deutschen nicht. Bei ihnen hieß es: Ein Wort — ein Mann. Ein Handschlag galt als Eid. Ebenso heilig ward bei ihnen die Ehe gehalten. Die Frau war nicht die Sklavin des Mannes, sondern seine treue Begleiterin durchs Leben, mit der er Freud und Leid teilte. Gastfreundschaft wurde an jedermann geübt, gleichviel, ob er ein Fremder oder Bekannter war. Ohne zu fragen, woher oder wohin, teilte man gern mit ihm, was an Speise Sahnmeyer u. Schulze, Rcaltenbuch A. (I. Geschichte) 1

9. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 38

1888 - Braunschweig : Wollermann
wandt wurde, konnte er mit seiner persönlichen Tapferkeit wenig ausrichten; er zog es es daher vor, zu Hause zu bleiben und seine Knechte, Vögte, Kutscher u. s. w. in den Kampf zu schicken. — Brach aber ein Krieg aus, so konnte ein Fürst selten eine qe-Agende Anzahl Truppen zusammenbringen; es blieb ihm dann weiter nichts übriq als Soldner zu werben. Auf dem Markte der Stadt ließ der Werbeoffizier die Fahne aufpflanzen und die Trommel rühren; die kriegslustigen Burschen aberließen sich gegen Zahlung eines Handgeldes in die Stammrolle einschreiben. Monatlich wurde ihnen *m ®°!b Stahlt, daher der Name „Söldner". In der Regel zogen sie in Haufen („Fähnlein'2 unter Führung eines selbstgewählten Hauptmannes von Land zu Land von einem Kriege zum andern. Es gab Söldner, die schon in Italien, Spanien, Frankreich, Holland. Rußland u. a. Ländern gedient hatten. Sie hatten keinen andern Wunsch, als sich durch Plünderung und Brand, Raub und Mord zu bereichern. Wollte ja ein Feldherr solche Roheiten nicht dulden, so empörten sie sich gegen ihn oder gingen zum Feinde über. ä a 2. Die Landsknechte sind eine Schöpfung Maximilians und feines Feldhauptmannes Georg von Fmndsberg, der ja den Namen „Vater der Landsknechte" erhielt. Die Landsknechte sind auch Söldner, aber sie sollen aus den kaiserlichen Landen g<* noinitieit werden. Ein kaiserlicher Oberst wirbt und führt sie, und so erhalten sie das Ansehen eines kaiserlichen Kriegsvolkes, dem auch reiche Bürgerssöhne und selbst Adelige angehören. Plünderung im Freundesland ist ihnen streng verboten, ebenso alles gotteslästerliche Fluchen und Schwören. Jahrhunderte hindurch bildeten sie den Hauptbestandteil der kaiserlichen Heere. Die Landsknechte unterschieden sich in Spieß-und Buchsenknechte. Erstere trugen einen 5 m langen Spieß, letztere dagegen eine Hakenbüchse oder Muskete. Diese war so schwer, daß sie beim Abfeuern auf einen Gabelstock gelegt werden mußte. Gewöhnlich leistete der Landsknecht den Fahneneid mir für einen bestimmten Feldzug. Für Waffen und Kleidung mußte er selber sorgen Nicht selten nahm er einen Burschen oder seine Frau mit. Die Soldatenfrauen kochten bucken, wuschen und nähten für die Männer. Im Kriege halfen sie Schanzen bauen und pflegten die Verwundeten. 30. §sexen und $exenpxo$effe. 1. Kexengtairse. In der finstern Zeit des Mittelalters war der Glaube an Hexen in ganz Deutschland verbreitet. Die Hexen, so glaubte man, gaben sich dem Teufel ganz zu eigen und verschrieben sich ihm mit ihrem Blute. Dafür verlieh er ^ten die Gabe, dem Nächsten Böses zuzufügen. So konnten sie durch ihren bösen Blick Menschen und Tiere krank machen oder Ungewitter, Hagel und Unfruchtbarkeit des Feldes herbeiführen. Auf dem Brocken fand jährlich in der Walpurgisnacht (1. Mai) eine Hauptversammlung statt. Die Hexen flogen dann auf Böcken, Gänsen, Besen, Ofengabeln, Stöcken, Spinnrocken u. dergl. zum Schornstein hinaus durch die Luft zum Brocken. Hier schmausten sie im Beisein des Teufels, der in Bocksgestalt auf der Hexenkanzel saß, tranken aus Kuhklaueu und Pferdeschädeln und hielten dann ihre Hexentänze ab. Dieser Spuk endete erst mit Tagesgrauen, woraus die Heren wieder heimflogen. 2. Verfolgung. Mit größter Heftigkeit wurden die Hexen vom Staat und von der Kirche verfolgt. Rote Augen, Verdacht der Ketzerei, Erfüllung einer ausgesprochenen Drohung und ähnliche, oft ganz unbedeutende Dinge waren genügend, eine Frau vor das Gericht zu bringen. Leugnete sie, ein Bündnis mit dem Bösen zu haben, so wandte man die „Hexenprobe" an. Man unterschied die Wasser-, Wage- und Thranenprobe. Bei der Wasserprobe wurde der Unglücklichen der rechte Arm mit dem linken Fuß, und der linke Arm mit dem rechten Fuß zusammengebunden; so wurde sie dann nn einem Strick „1v2 Ellen" tief in das Wasser hinabgelassen. Erschien sie wieder

10. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 42

1888 - Braunschweig : Wollermann
— 42 — so lasset denselben walten." Der Papst war entrüstet und verlangte Lnthers Auslieferung; aber.ber fromme Kurfürst Friedrich der Weise schützte ihn. Dagegen mußte sich Luther 1518 in Augsburg vor dem Karbiual Kajetan verantworten; aber biefe Unterredung war ohne Erfolg. Darauf suchte ihn der Papst bnrch den Kammerherrn von Miltitz durch sreunbliches Zureben zum Schweigen zu bringen. Dies gelang. Als aber balb daraus Dr. Eck öffentlich den Ablaß zu verteibigen suchte, hielt sich Luther nicht mehr an sein Versprechen gebnnben. Er begab sich nach Leipzig und hatte hier mit Eck eine Disputation. Beibe gerieten heftig an einanber. Der erzürnte Eck eilte nach Rom und bewirkte, daß der Papst über Luther den Bann ausfprach und ihn ba-durch aus der Kirche stieß. Luther aber verbrannte, die Bannbulle öffentlich vor dem Elsterthore zu Wittenberg und sagte sich boburch für immer von dem Papste los. 8. Weise ncrch forme. Im Jahre 1521 berief Kaiser Karl V. einen allgemeinen Reichstag nach Worms. Hierher würde auch Luther befchieben. Er versprach zu kommen, wenn ihm sicheres Geleite zugesagt würde. Das geschah. Aber feine Freunbe zitterten bennoch für ihn. Als sie ihn an das Schicksal Hussens erinnerten, sprach er: „Und ob sie zwischen Wittenberg und Worms ein Feuer anzünbeten, das bis zum Himmel ginge, so wollte ich boch mitten hinburch gehen." Am 4. April 1521 fuhr er, von seinem Bruder und 2 Freunben begleitet, in einem kleinen hölzernen Roll-wägelchen ab, das von zwei Banernpferben gezogen wnrbe. Voran ritt ein kaiserlicher Herolb. In Oppenheim baten ihn seine Freunbe nochmals, zu fliehen. Luther aber sprach: „Wenn so viel Teufel in Worms wären als Ziegel auf den Dächern, ich wollte doch hinein." An allen Orten war fein Wagen von einer Menschenmenge umringt, und etliche hunbert Reiter begleiteten ihn bis nach Worms. Sobald aber der Wächter auf dem Turm des Doms feine Ankunft durch Trompetenstoß onküubigte, sammelten sich 2000 Menschen um seinen Wagen. 9. $>er Weichstcrg zu Worrns. Am solgenben Tage würde Luther zur Reichsversammlung befchieben. Das Gebränge des Volks war aus den Straßen so groß, daß viele aus die Dächer stiegen, um Luther zu sehen. An bet Thür des Saals staub der alte Kriegshauptmann Georg von Frunbsberg. Als er Luther sah, klopfte er ihm auf die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein, bu gehst jetzt einen schweren Gang, begleichen ich und mancher Oberster auch in der allerernstesten Schlacht nicht gethan haben. Bist bu aber rechter Meinung und beiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort und fei nur getrost, Gott wirb bich nicht verlassen." Luther trat jetzt in den Saal. Auf erhabenem Throne faß der Kaiser, umgeben von vielen Kurfürsten, Herzogen, Bischöfen, Grafen und Rittern. Auf einer Bank lagen Luthers sämtliche Schriften aufgeschlagen. Gefragt, ob er biefe Bücher geschrieben, bejahte es Luther ohne Zögern. Als er aber zum Wiberrus seiner Lehren und Schriften anfgeforbert würde, bat er sich einen Tag Bebenkzeit aus. Die Nacht barauf verbrachte er im inbrünstigen Gebet, und am 18. April trat er, die Bibel im Arm, mit aller Entschlossenheit wieber in den Saal ein. Mutig verteibigte er feine Bücher und Lehren in einer 2stünbigen Rebe in beutfcher und lateinischer Sprache und wies die Aufförbcrung zum Wiberrus mit den Worten zurück: „Es sei berni, daß ich mit Zeugnisse» der h. Schrift ober mit öffentlichen, hellen und klaren Grünben überounben und überwiesen werbe, daß ich geirrt habe, sonst kann und will ich nicht wiberrufen." Der Kanzler fiel ihm heftig in die Rebe und sagte, man verlange eine runbe Antwort. Da sprach Luther: „Nun so will ich eine Antwort geben, so Weber Hörner noch Zähne haben soll. Ich kann und will nicht wiberrufen, weil mein Gewissen in Gottes Wort 'gefangen ist." Und die Sage setzt hinzu: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen." Die ganze Versammlung war bewegt, und der Kaiser sagte: „Der Mönch rebet unerschrocken uiib mit großem Mute." Die Anhänger des Papstes drangen in den Kaiser, dem Ketzer sein Wort nicht zu halten, sonbern ihn sogleich
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