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1. Neuere Geschichte - S. 88

1895 - Leipzig : Reisland
— 88 — König Friedrich Wilhelm Iii. hatte, um feinem Volke den Frieden zu erhalten, an den Kämpfen gegen Napoleon nicht teilgenommen und dafür Hannover besetzen dürfen. Nun bot der französische Kaiser Hannover den Engländern wieder an. Diese Verletzung der Ehre durfte Preußen nicht ruhig hinnehmen, es blieb ihm nichts übrig, als an Frankreich den Krieg zu erklären. Aber Preußen stand allein gegen den gewaltigen Eroberer, nur Sachsen half ihm. Die preußischen Heerführer waren alt und der neuen Kriegsweise unkundig, die Offiziere voll Hochmut. Schon am 10. Oktober 1806 ward die Vorhut der preußischen Armee bei Saalfeld von der feindlichen Übermacht zersprengt, wobei der ritterliche Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen sein Leben verlor. Am 14. Oktober kam es zu der unglücklichen Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Gleich zu Anfange derselben wurde der preußische Oberfeldherr, der Herzog Ferdinand von Brauu-schweig, von einer Kugel über den Augen gestreift, besinnungslos niedergeworfen. Die tapfer kämpfenden Preußen wurden vollständig besiegt, und ein solcher Schrecken verbreitete sich int Laude, daß die stärksten Festungen, wie Erfurt, Küstrin, Spandau, Magdeburg sich widerstandslos dem Sieger unterwarfen und Napoleon schon am 27, Oktober seinen Einzug in Berlin hielt. _ Doch gab es bei der allgemeinen Entmutigung einige rühmliche Ausnahmen. Der Kommandant von Graudenz, Courbwre, erwiderte mutig, als ihn die Franzosen mit den höhnenden Worten zur Übergabe aufforderten, es gäbe keinen König von Preußen mehr: „Nun gut, so bin ich König von Graudenz!" Ebenso hielten sich Kolberg unter Gneisenau, Schill und dem Bürger Nettelbeck, Danzig und einige schlesische Festungen. General Blücher verteidigte sich in und bei Lübeck sehr tapfer. Der Herzog von Braunschweig floh nach der Schlacht in seine Residenz und empfahl sich von hier durch eine Gesandtschaft der Gnade Napoleons. Doch zornig antwortete dieser: „Ich kenne keinen Herzog von Braunschweig, nur einen preußischen General dieses Namens." Krank und des Augenlichtes beraubt ließ sich der verfolgte Greis nach Altona bringen und starb in trostloser Verbannung. Die Trümmer des geschlagen n preußischen Heeres vereinigten sich in Ostpreußen mit einem unterdes angelangten russischen Hilsshcer, und es kam bei preußisch Eylau am 7. und 8. Februar zu einer sehr blutigen Schlacht. Beide Teile rühmten sich des Sieges, und beide Teile zogen sich zurück. Die Festung Danzig mußte sich ergeben, und die Polen, von Napoleon aufgewiegelt, erhoben sich gegen Preußen. Da wurde

2. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 37

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
— Vor dem prächtigen Nathause in Bremen erblickt man eine große steinerne Rolands- faule*). In den Räumen des berühmten Ratskellers lagern die „12 Apostel" und die „Rose", riesige Weinfässer, in denen Wein aufbewahrt wird, der zum Teil über 200 Jahre alt ist. Man hat berechnet, daß ein Glas dieses Weines mit Zins und Zinseszins viele Tausend Mark kostet, und nur sehr vornehme Gäste oder kranke Leute bekommen von diesem Weine zu trinken. 3. Lübeck (70 T.) an der Trave, war ehemals die Königin des Hansabundes; denn in dem großen Saal des Rathauses versammelten sich die Vertreter aller dem Hansabunde angehörenden Städte. Damals hatte es sogar 100 000 Einwohner; seit der Entdeckung Amerikas hat sich der Seehandel besonders nach Hamburg und Bremen gezogen, während sich Lübecks Handel fast ganz auf die Ostseeküsten beschränkt. — Der Vorhafen Lübecks, Travemünde, ist 17 km von Lübeck entfernt. 3. Me norddeutschen Binnenstaaten. a. Das Herzogtum Braunschweig (7u v. Brandenb. — 350 T.) besteht aus 3 getrennten Landesteilen, a) Der Hauptteil liegt im Norden und wird von der Oker durchflössen, an welcher die Hauptstadt des Landes, Braunschweig, liegt. Südlich von dieser Wolfenbüttel, östlich Helmstedt, d) Das Wesergebiet, von. der Weser durchflössen, ist ein hügeliges, waldreiches Land. Die bedeutendste Stadt hier ist Holzminden, a. d. Weser gelegen, mit einer berühmten Baugewerkschule, e) Das Harzgebiet mit der Hauptstadt Blankenburg umfaßt einen großen Teil des Bodethals mit der berühmten Hermannshöhle bei dem Hüttenorte Rübeland. 1. Braunschweig (100 T.) ist eine alte Stadt. Auf dem Burgplatze daselbst hatte Heinrich der Löwe seine Burg (Gesch. S. 29). Dort steht noch heute unversehrt der aus Erz gegossene Löwe, welchen Heinrich zum Zeichen seiner Oberhoheit hier auf- richten ließ. Vor dem schönen Residenzschlosse sind die Reiterstandbilder zweier Helden aufgestellt, das des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand, der in der Schlacht bei Auer- stadt 1806 (Gesch. S. 60) tödlich verwundet wurde, und das des Herzogs Friedrich Wilhelm, bekannt durch seinen kühnen Zug 1809 von Böhmen aus mitten durch das von den Franzosen besetzte Land. Unter den sonstigen Denkmälern der Stadt verdiettt das des großen Dichters Lessing besonders erwähnt zu werden. Derselbe starb hier 1781. An der Ostseite der Stadt befindet sich das Schilldenkmal. Unter demselben ruhen 14 Krieger des Freiheitshelden Schill, die hier 1809 erschossen worden sind. 1837 hat man auch dus Haupt Schills, das sich vorher in Leyden befand, hier bei- gesetzt. — Braunschweiger Mumme, Wurst, Honigkuchen und Spargel sind weit und breit bekannt. b. Das Herzogtum Anhalt (Vis v. Brand. — 240 T.) besteht aus 2 getrennt liegenden Gebietsteilen, von denen der größere an der Elbe, Mulde und Saale, der kleinere dagegen am Unterharze liegt. Die Hanptstadt ist Dessau (28 T.) an der Mulde, mit reizenden Gartenanlagen und waldreicher Umgebung. Ein Denkmal in der Stadt erinnert an den „alten Dessauer", den Sieger von Kesselsdorf. Andere Städte sind: Köthen, Bernburg, Zerbst und (am Unterharze) Ballenstedt (Stammsitz Albrechts d. Bären). c. Das Fürstentum Schaumburg-Lippe (1/90 v. Brand. — 35 T.) reicht von der Weser bis zum Steiuhuder Meer. Die Residenz ist Bückeburg. *) Die Rolandssäulen, bereit sich noch in einigen Stadien finden, waren ehemals Symbole der den Stäben verliehenen Gerichtsbarkeit — des Rechts über Leben und Tod. Mit dem Helden Roland haben dieselben in keiner Weise etwas zu thnn.

3. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 11

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
— ii — n mit der Netze. (Ihr Lauf ist sehr langsam, ihre Ufer sind meist flach. Warum?) Bor ihrer Mündung (bei Stettin) erweitert sich die Oder zum Stettiuer Haff, welches durch drei Ausflüsse (Peene, Swine und Dievenow) mit der Ostsee in Verbindung steht. 32. Die Elbe entspringt auf dem Rieseugebirge und entsteht aus einer Anzahl kleiner Bäche, die aus sogenannten Brunnen abfließen und sich zu dem „Elbbach" vereinigen. Auf der Elbwiese sind etwa 11 solcher Brunnen, und der Bolksmund leitet davon den Namen „Elbe" her. Der Elbbach bildet gleich anfangs viele Wasser- fülle und stürzt dann plötzlich als majestätischer Elbfall über einen 60 m hohen Felsen in den wildzerklüfteten Elbgrund. Durch eine Wildnis von Moor und Granitblöckeu eilt dann die Elbe tosend das Gebirge hinunter, geht in einem großen Bogen durch Böhmen, fließt hier an Königgrätz vorbei und nimmt weiterhin die Moldau und Eger auf. Wo sie den böhmischen Gebirgskessel verläßt, durchbricht sie das Elbsand- steingebirge — die „sächsische Schweiz" — und tritt dann in den Thalkessel von Dresden. Bei Meißen drängt sie sich zum letztenmal durch Granitfelsen hindurch, um dann ins Tiefland einzutreten. Hier nimmt sie links die Mulde und Saale mit der Bode, rechts die schwarze Elster und die Havel mit der Spree auf. Das rechte Elbufer ist meist saudig und unfruchtbar, das linke aber reich an fetten Wiesen und gesegneten Fruchtfelderu. (Magdeburger Börde.) Von Torgau an werden die Ufer so flach, daß der Fluß die aufgeworfenen Deiche im Frühling? oft durchbricht und die angrenzenden Felder und Dörfer überflutet. 80km unterhalb Hamburg mündet die Elbe, 1-5 km breit, bei Kuxhafen in die Nordsee. Die Schiffahrt auf der Elbe ist sehr bedeutend. Während die Schiffe in Hamburg sich hauptsächlich mit Kaffee, Reis, Petroleum u. a. Schätzen fremder Weltteile beladen und diese stromauf ms Land führen, befrachten sie sich in Böhmen besonders mit Braunkohlen, bei Pirna mit Sandstein, bei Magdeburg mit Zucker und Getreide :c. und fahren damit stromab. 33. Die Weser entspringt unter dem Namen Werra auf dem Thüringer Walde. Bei Mürtden nimmt sie die Fulda, welche vom Rhöngebirge kommt, auf und durch- Westfälische Pftn'te.

4. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 15

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
- 15 - Ii Holz verladen, das auf der Memel hierhergebracht wird. Daher finden wir in Meme! auch über 60 Sagemühlen, in denen man das Holz zu Brettern, Balken :c. verarbeitet. — Zwischen dem kurischen und dem frischen Haff liegt wie eine Halbinsel das Samland, an dessen Küste viel Bernstein gefunden wird. (S. Natnrgesch. S. 161.) In das frische Haff mündet der Pregel; an demselben liegt Königsberg. 2. Königsberg (160 T.) ist die 2. Hauptstadt Preußens. Ziemlich in der Mitte der Stadt steht auf einer Anhöhe das königliche Schloß. Mit demselben ist die Schloß- kirche verbunden, in welcher am 18. Januar 1701 die Krönung Friedrichs I. zum Könige „in" Preußen stattfand, und in welcher 1861 auch Wilhelm I. gekrönt worden ist. Auf der östlichen Seite des Schlosses ist Friedrich I. ein Denkmal errichtet worden. Königs- berg ist eine bedeutende Handelsstadt. Dazu ist sie durch ihre Lage vorzüglich ge- eignet. Die größern Seeschiffe müssen zwar schon bei der Festung Pillan „gelöscht werden (warum?), die kleinern Seeschiffe aber können bis an den Packhof der Stadt fahren. K. ist auch eine starke Festung, durch welche die Ostgrenze Preußens gegen Rußland geschützt werden soll. Ihre Hauptstärke aber liegt nicht in den Mauern und Wällen, mit denen die Stadt selbst umgeben ist, sondern vielmehr in den 12 Außenforts, die vor der Stadt errichtet sind. — Königsberg hat auch eine Universität. 3. 'Litauen. Der nördliche Teil Ostpreußens führt den Namen Litauen. Weite Sumpfstrecken sind hier durch den Fleiß der Bewohner in fruchtbare Felder umgewan- delt worden. So gleicht die Gegend nm Trakehnen, einst ein wertloser Sumpf, jetzt einem Prächtigen Garten. Kreuz und quer ziehen sich durch diese Gegend dichte Alleen, und auf den üppigen Weideflächen tummeln sich, von berittenen Hirten überwacht, mutige Herden edler Rosse. Auch die Tilsiterniederung (westlich von Tilsit), die vox 150 Iahren nur aus Bruch- und Moorland bestand, ist jetzt mit ihren üppigen Korn- feldern, kräftigen Rinderherden und stattlichen Bauernhäusern eine der wohlhabendsten Gegenden Deutschlands. Die Litauer sind wahrscheinlich slavischen Ursprungs und sprechen noch heute ihre eigene Sprache. Sie zeichnen sich durch Gutmütigkeit und Gast- freiheit aus, auch rühmt man ihre Anhänglichkeit an den König. In entlegenen Gegen- den verfertigt sich der litauische Bauer noch alle Haus- und Wirtschastsgeräte selbst: Tische, Stühle, Räder, Wagen zc. Die Litauer züchten kräftige Pferde und sind auch geschickte Reiter. Schon die kleinen Knaben sitzen auf den kleinen, kräftigen Pferden ohne Zaum und Sattel so fest wie ein Alter. Die Hauptstadt Litauens ist Tilsit an der Memel. Hier wurde 1807 auf einem Floßzelt der unglückliche Friede zwischen Napoleon I. und Friedrich Wilhelm Iii. abge- schlössen (nachdem letzterer in den Schlachten bei Pr. Eylan und Friedland be- siegt worden war). Die zweitgrößte Stadt Litauens ist Insterbnrg, am Pregel gelegen. Gnmbinnen wurde 1723 an Stelle eines früheren Dorfes von Friedrich Wilhelm I. gegründet und den vertriebenen Salzburgern als Wohnsitz angewiesen. (Gesch. S.69.) Daher findet sich auch auf dem Markte daselbst das Standbild dieses Königs. Merke noch das Pferdegestüt Trakehnen und die Grenzstation Eydtkuhnen. 4. Masuren. Im Süden wird die Provinz von dem nördlichen Landrücken durch- zogen, der hier (wie in Westpreußen) seiner vielen Seen wegen auch die preußische Seenplatte genannt wird. Die bedeutendsten dieser Seen sind der Mauer- und der Spirdingsee. Hier auf dem Landrücken sind wir im Lande der (mit den Polen ver- wandten) Masuren. Die blauen, waldumsäumten Seen verleihen der Landschaft einen so großen Reiz, daß man die Umgebung Lötzens die „masnrische Schweiz" nennt. Da der Boden des Höhenrückens zedoch vielfach sehr sandig ist, so ist er größtenteils mit Kiefernwäldern bedeckt. Am bekanntesten ist die 100 km lange „Iohannisbnrger Heide", welche zuweilen noch von Wölfen und Luchsen (aus Rußland) ausgesucht wird. (Auf welche Erwerbsquellen werden die Masuren durch die fischreichen Seen und die großen Wälder hauptsächlich hingewiesen?)

5. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 16

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
5. Der oberländische Kanal. Im Westen der Provinz liegt das sog. „Oberland", ein fruchtbarer Landstrich. Um die Schätze desselben besser verwerten zu können, hat man 1860 das frische Haff (bei Elbing) mit einer Reihe ostpreußischer Seen durch einen 196 km langen, sehr merkwürdigen Kanal verbunden. Um diesen näher kennen zu lernen, fahren wir mit einem der kleinen Kanaldampfer stromaufwärts. Nachdem wir eine Strecke zurückgelegt haben, hört der Kanal plötzlich auf. Das Land macht hier eine bedeutende Steigung, die wir samt dem Schiffe auf einem breiten Eisenbahnwagen hinauffahren. (Dieser Wagen stand nämlich am Ende des Kanals so tief unter Wasser, daß das Schiff auf ihn hinauffahren konnte. Nachdem dieses geschehen, wurde der Wagen durch ein Drahtseil nach oben gezogen). Etwa in der Mitte des Weges be- gegnet uns ein zweiter Wagen, der, ebenfalls mit einem Schiffe beladen, nach unten fährt. Oben am Ende dieses Landweges steht nämlich ein großes Wasserrad, um dessen Welle das Drahtseil geht. An jedem Ende des Seiles sitzt ein Schiffswagen, von denen der eine aufsteigt, wenn der andere abwärts fährt. (Denke an Nolle und Kette mit 2 Eimern!) Oben angelangt, fährt der Wagen mit dem Schiffe so weit in den hier wieder beginnenden Kanal hinein, bis das Schiff wieder flott wird. Solche „Eisenbahn- fahrten", durch die stellenweise starke Steigung des Bodens bedingt, machen wir mit dem Schiffe noch vier, ehe wir unsere Reise im Kanal beendet haben. b. Provinz tvestpreußen. (über 25 T. qkra — 1,4 M) 1. Die Höhenplatte. Westpreußen wird (wie Ostpreußen) vom baltischen Land- rücken durchzogen, der hier von der Weichsel durchbrochen wird und auf jeder Seite derselben eine seenreiche Höhenplatte bildet. Auf dem südlichen Abhänge der westlichen Höhenplatte liegt die 70 km lange „tuchelsche Heide", deren sandiger Boden größten- teils mit Kiefern bestanden ist. Im Norden der Höhenplatte liegt das Land der Kaschuben. Auch hier finden sich öde Sand- und Heidegegenden, so daß Roggen, Kartoffeln, Buch- weizen:c. auf den Feldern recht kümmerlich stehen. Die Bewohner sind daher meist arm. Selbst die zahlreichen Adeligen und Grafen des Landes nähren sich durch ihrer Hände Arbeit; ja, viele von ihnen versehen sogar die Dienste eines Knechtes oder Hirten. 2. Das Weichselthal. Die Weichsel (S. 10) tritt oberhalb Thorn in Westpreußen ein und durchbricht alsdann den baltischen Landrücken. Der Boden in dem hier 8 bis 15 km breiten Weichselthale besteht durchweg aus Schwemmland und ist daher äußerst fruchtbar. An der Weichsel liegen die bedeutendsten Städte der Provinz. Sie sind aber, um vor Überschwemmungen gesichert zu sein, nicht dicht am Ufer der Weichsel erbaut, sondern auf dem Höheuraude des Landrückens. Die erste Stadt, welche die Weichsel in Westpreußen berührt, ist die Festung Thorn. Neben dem Rathause dieser Stadt steht seit 1853 ein Denkmal, welches die Inschrift trägt: „Nikolaus Kopernikus aus Thorn, der die Erde bewegt, die Sonne und den Himmel festgestellt hat". Weiter stromabwärts liegt die (ehemalige) Festung Graudeuz. Auf dem Paradeplatze der- selben wurde ihrem tapsern Kommandanten Courbiöre (Gesch. S. 81) ein Denkmal errichtet. Von Graudenz gelangen wir nach Marienwerder und weiter (in die Nogat einbiegend) nach Marienburg; das prachtvolle Schloß Hierselbst war einst der Sitz der deutschen Ordensritter (Gesch. 5. 62). Südöstlich von der Nogatmündung liegt Elbing, die zweitgrößte Stadt Westpreußens, an der Danziger Weichsel Danzig, die Hauptstadt der Provinz. 3. Danzig (120 T.) wird wegen seiner schönen Lage (am Wasser und am Fuße der Höhenplatte) auch wohl das „nordische Neapel" genannt. Durch befestigte Berg- höhen ist die Stadt zu einer Festung ersten Ranges geworden. D. ist die zweitgrößte Seehandelsstadt des Königreichs Preußen. (Die erste? S. 17.) Seine wichtigsten Handelsartikel sind Holz und Getreide, die ihm auf der Weichsel aus dem polnisch-

6. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 17

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
galizischen Hinterlande zugeführt werden. Einige km nördlich von dicht an der Weichselmündung, liegen seine beiden Vorhäfen: östlich die Festung Weichselmünde, westlich der Vorhafen Neufahrwasser, in welchem die Schiffe während des Winters — geschützt gegen Sturm und Eisgang — verweilen. 4. Die Weichselniederung umfaßt das Deltaland der Weichsel. Sie ist eine uu- gemein fruchtbare Ebene. Der Weizen wird daher hier mannshoch, und der Klee reicht den darin weidenden Rindern bis an die Brust. Im Frühlinge schwillt der Strom gewaltig an (warum?). Daher sind längs der Flußarme zu beiden Seiten haushohe Dämme errichtet, das Land gegen die Hochflut des Frühjahrs zu schützen. Nicht selten aber geschieht es, daß die Weichsel in ihrem südlichen Laufe bereits aufgetaut ist, wäh- rend sie weiter nach Norden noch von dickem Eise bedeckt wird. Dann schieben sich die Eisschollen über- und untereinander und verstopfen zuweilen den ganzen Flußlauf. Das Wasser staut sich daher auf und überflutet oder durchbricht die Dämme. Im Jahre 1855 stürzten die hereinbrechenden Fluten mitten in 2 dicht am Deiche liegende Dörfer hinein. Fast sämtliche Häuser wurden fortgerissen; viele Bewohner ertranken in den Fluten, andere erstarrten auf den Eisschollen, auf denen sie Rettung gesucht hatten. Die fruchtbaren Felder aber waren auf weite Strecken mit hohen Sandmassen bedeckt und in eine Wüste verwandelt worden. — Die Bewohner der Weichselniederung sind vielfach Nachkommen friesischer oder holländischer Ansiedler und — was bei der Fracht* barkeit des Bodens nicht zu verwundern ist — meist sehr wohlhabend. Nach holländischer Art haben sie viele Kanäle und Wasserschöpfmühlen angelegt. Dadurch erhält die Landschaft fast ein holländisches Aussehen. Die Tagelöhner („Jnstleute") sind polnischer Abstammung. Sie werden von den „Hofbesitzern" gut behandelt und reichlich mit Speise und Trank versehen. 5. Bei Danzig bildet die Ostsee die Danziger Bucht. Bon derselben ist durch die frische Nehrung das frische Haff und durch die Landzunge Hela das Putziger Wiek abgeteilt. Die Landzunge Hela ist etwa 45 km lang und 1—5 km breit. An ihrer Spitze trägt sie den Flecken Hela. C. Provinz Pommern. (30 T. qkm — 1,5 M.) 1. Das Odergebiet. Der Hauptfluß Pommerns ist die Oder (S. 8), durch welche die Provinz in Vor- und Hinterpommern geschieden wird. An der Oder liegt Stettin (120 T.), die Hauptstadt der Provinz Pommern und erste Seehandelsstadt Preußens. Letzteres ist sie durch ihre vorzügliche Lage geworden. Die Oder ist hier nämlich so tief, daß selbst beladene Seeschiffe bis an die Stadt fahren können. Dazu kommt ferner, daß Stettin der nächste Hafen Berlins ist. Die ausländischen Waren, welche nach Berlin gehen, nehmen daher meistens den Weg über Stettin. Berühmt ist auch die Schiffs- und Maschinenbauanstalt „Vulkan" in Bredow bei Stettin, wo jetzt die größten Panzerschiffe hergestellt werden, während man früher solche aus England beziehen mußte. — In 2 Stunden fährt man von Stettin aus mit einem Dampfboote nach dem Stet- tiner Haff. Dasselbe steht durch 3 Arme, Peene, Swine und Dievenow, mit der Ostsee in Verbindung. Durch diese 3 Wasserarme werden die beiden Inseln Use- dom und Wollin gebildet. Auf letzterer soll ehemals die alte Wendenstadt Vineta gelegen haben. Dieselbe ist aber 1183 durch ein Erdbeben oder durch eine Sturm- flut untergegangen. Abergläubische Schiffer behaupten, noch jetzt die Türme der Stadt bei stillem Wetter aus dem Grunde des Meeres sehen zu können. 2. Vorpommern hat durchweg recht fruchtbaren Boden und daher blühende Land- wirtschaften und prächtige Laubwälder. Die bedeutendste Stadt ist hier Stralsund, ehemals eine Festung, die Wallenstein vergeblich belagerte (Gesch. S. 54) und in der 1809 Schill seinen Tod sand (Gesch. S. 82.) Südöstlich von Str. liegt Greifswald mit einer der ältesten Universitäten Deutschlands. Die vielen Meeresbuchten an der Realienbuch A. (Ii. Erdkunde.) 2

7. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 18

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
vorpommerschen Küste sind ungemein fischreich. Daher beschäftigen sich hier die Küsten- bewohner hauptsächlich mit Fischfang. Namentlich werden viel Heringe gefangen, die dann hier an Ort und Stelle geräuchert, eingesalzen oder gebraten werden. 3. Hinterpommern ist von dem baltischen Landrücken durchzogen, der seiner vielen Seen wegen hier auch die Po mmersche Seenplatte genannt wird. Der Boden ist vielfach sandig. Daher treten daselbst sehr große Kiesernwaldungen auf, auch wird die Schafzucht im großen betrieben. Stellenweise zeigt der Landrücken einen angenehmen Wechsel von Berg und Thal. Die Abflüsse der Seen „rauschen auf jähem Abhänge in tiefen, engen Thälern dem Meere zu, wodurch die Höhenplatte fast ein gebirgsähnliches Aussehen erhält", wie z. B. bei Varzin, dem Sommersitze Bismarcks. Die auf diesem Höhenzuge entspringenden kleinen Flüsse (Rega, Persante, Wipper, Stolpe:c.) gehen als sogenannte „Küstenflüsse" in die nahe Ostsee. Die Küste ist hier — wenige Stellen abgerechnet — flach und mit Dünen besetzt. Bor diesen haben sich infolge des aufgestauten Wassers viele Strandseen gebildet. Dieselben sind nicht nur sehr fisch- reich, sondern begünstigen auch die Gänsezucht ungemein. Die pommerschen Gänse sind weit und breit berühmt, und von Rügenwalde allein werden alljährlich viele Tau- sende von „Spickgänsen" (spicken — räuchern) in ganz Deutschland versandt. Die größte Stadt Hinterpommerns ist Stargard a. d. Ihna. An der Persante liegt die Festung Kolberg (Nettelbeck, Schill, Gneisenau, 1806), am Gollenbergs Köslin. 4. Rügen, die ^größte deutsche Insel, ist durch einen 3—4 km breiten Sund vom Festlande getrennt. Überall ist das Meer in die Insel eingedrungen und hat daher viele Halbinseln und Landzungen gebildet. Die Hauptstadt der Insel ist Bergen. Bei derselben erhebt sich der Rugard, von welchem man die ganze Insel überschauen kann. Der Glanzpunkt Rügens ist die Stnbbenkammer, ein Vorgebirge auf der Halbinsel I asm und. Hart an der Küste erhebt sich hier eine steile, 128 m hohe Kreidewand, deren Gipfel, der Königsstnhl, eine weite Aussicht über das Meer gewährt. Etwa 15 Minuten westlich von der Stubbenkammer findet man in einem prächtigen Buchcnwalde den „Herthasee". Ein 15 m hoher Erdwall und mehrere in der Nähe gefundene „Opfer- steine" deuten darauf hin, daß sich hier ehemals eine heidnische Opkerstätte befand (Gesch. S. 3). Auch Hünengräber giebt es vielfach auf der Insel. Das sind Hügel, unter denen man Urnen mit Asche, Knochen und allerlei Gerät aus Stein oder Metall findet. Wahrscheinlich haben in alter Zeit die Bewohner hier ihre Helden begraben. d. Provinz Posen. (29 T. qkm — fast 2 M. — 2/z kath.) 1. Das Land, zwischen der'weichsel und Oder gelegen, ist ein wellenförmiges Flachland, das im allgemeinen nicht unfruchtbar ist. Die Flüsse (Warthe mit der Netze) haben sehr flache Ufer, weshalb sie zur Zeit der Schneeschmelze nicht selten die anliegenden Länderstrecken überschwemmen. Als ein ödes Wald- und Sumpfland übernahm Preußen diesen Landstrich. Aber Friedrich d. Gr., der bei der ersten Teilung Polens das Netzegebiet erhielt, begann sofort mit der Urbarmachung dieses Landstriches und baute den Bromberger Kanal, der die Netze mit der Brahe verbindet. „Hier habe ich", sagte er stolz, „ein Fürstentum gewonnen, zu dessen Eroberung ich keines Soldaten bedurfte." Nach und nach sind auch noch die meisten anderen Sumpfgegenden der Provinz entwässert, so daß sich nur noch wenige Landstriche finden, die mit un- fruchtbaren Mooren bedeckt sind. Fast überall — besonders in den Niederungen der Warthe, Weichsel und Netze — erblickt das Auge jetzt fruchtbare Felder und Wiesen. An einzelnen Stellen finden sich aber auch noch größere Wälder mit vielem Wild, daher erklärt es sich auch, daß sich aus dem angrenzenden Rußland im Winter zuweilen Wölfe hierher verlaufen. Städte: Posen (70 T., Hauptstadt, starke Festung), Bromberg (lebhafte Schiffahrt, Getreidehandel), Gnesen, Lissa (Tuchfabriken). 2. Posen (70 T.), an der Warthe gelegen, ist eine der ältesten polnischen Städte

8. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 36

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die Flut vorüber ist, öffnet sich durch den Druck des vom Lande her fließenden Wassers die Thür wieder ganz von selbst. Auf dem fruchtbaren Marschlande gedeiht — begünstigt durch ein mildes See- klima mit häufigem Negen — das Gras vorzüglich. Ein großer Teil der Marsch dient daher als Weideland, und mächtige Fettochsen werden von hier aus selbst nach England und Frankreich hin versandt. In der Marsch lebt der reiche Oldenburger Bauer. Nach altem Brauch erbt nur ein Sohn den Hof; seine Brüder dagegen bleiben meist zeitlebens als „ole Inngens" auf dem Hofe oder gehen auch wohl zur See. 3. Die wichtigsten Städte Oldenburgs sind: Oldenburg an der Hunte (20 T.), Delmenhorst (großartige Korkfabrikatiou). In Birkenfeld: Oberstein mit welt- berühmten Achatschleifereien. c. Die 3 freien Reichsstädte Deutschlands. Die freien Reichsstädte Hamburg, Bremen und Lübeck, die Reste des einstigen Hansabundes, bilden gleichsam 3 kleine selbständige Staaten für sich. Die Regierung wird von einem Senate (bestehend aus 2 Bürgermeistern und mehreren Senatoren) und den Vertretern der Bürgerschaft ausgeübt. 1. Hamburg (mit den Borstädten über M.) ist durch seine günstige Lage die größte Seehandelsstadt des europäischen Festlandes geworden. Bis nach H. können auf der Elbe zur Flutzeit die größten Seeschiffe gelangen, und von Hamburg aus wird daher am bequemsten der Handel mit England, Amerika :c. vermittelt. Dazu kommt noch, daß Hamburg seine überseeischen Waren auf der Elbe weit nach Deutschland hinein und die Erzeugnisse dieses Landes mit Leichtigkeit wiederum auf der Elbe herbei- holen kann. Für die großen Handelsherren Hamburgs ist auch der Umstand nicht unwichtig, daß die bei Hamburg in die Elbe einmündende Alster in vielen kleinen Kanälen (Fleeten) die Stadt durchfließt, so daß die Waren aus den großen Seeschiffen mit Leichtigkeit auf sogenannten „Schuten" mitten in die Stadt hinein bis vor die Nieder- lagen der Kaufleute gebracht werden können. Das Sehenswürdigste in Hamburg ist der Hafen. Ein wahrer Wald von Masten starrt uns dort entgegen. Neben den riesigen Dampfern liegen die stolzen Dreimaster, und auf den gewaltigen Segelstangen klettern Matrosen, ein Lied singend, geschickt hin und her. Hier fährt eben ein Auswanderer- schiff aus dem Hafen, dort wird ein Westindiensahrer entladen. Es ist unglaublich, wie viel Waren in einem Seeschiffe Platz finden! Schon sind ganze Berge von Fässern am User aufgestapelt, aber noch immer folgen Säcke mit Kaffee und Reis und Ballen, von denen die größeren mittels gewaltiger „Kräne" ans Ufer gehoben werden. Der Glanzpunkt Hamburgs ist die Binnenalster, eine seenartige Erweiterung der Alster, die von früh bis spät mit zahlreichen kleinen Dampfern belebt ist, und in deren Fluten sich wahre Prachtbauten spiegeln. — In Hamburg befindet sich auch eine See- warte, von wo aus man Meer und Wetter beobachtet, um die an den deutschen Küsten liegenden Schiffe vermittelst des Telegraphen vor dem Sturm zu warnen und tägliche Wetterberichte auszugeben. — Zum Hamburger Gebiet gehören noch Kuxhafen (Vor- Hafen von H.) und die Vierlande. Letztere sind 4 von Deichen eingeschlossene Land- schaften, deren fetter Marschboden vorzügliches Obst und Gemüse hervorbringt, so daß der Hamburger Markt damit von hier aus versorgt werden kann. 2. Bremen (125 T.), zu beiden Seiten des Weserstroms gelegen, ist nächst Hamburg die größte Seehandelsstadt Deutschlands. Wegen zunehmender Versandung der Weser können jedoch größere Seeschiffe die Stadt nicht mehr erreichen. Deshalb wurde von Bremen 60 km unterhalb der Stadt der Vorhafen Bremerhafen ange- legt. Für Tabak ist Bremen der erste Handelsplatz der Welt. Daneben werden aber auch besonders große Mengen von Petroleum und Baumwolle aus Amerika eingeführt.

9. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 19

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
Bis 1296 war sie Residenz der polnischen Könige. Im Mittelalter blühte sie besonders durch Handel, da sie den Verkehr zwischen Deutschland und dem Osten Europas ver- mittelte. Auch heute noch bildet der Handel mit russischen und polnischen Landespro- dukten den Haupterwerbszweig der Bewohner. Namentlich werden Holz, Getreide, Wolle, Schweine, Felle, Honig :c. von Posen aus weiter nach Deutschland hinein versendet. Die Bewohner sind nur zur Hälfte deutscher Herkunft, i/4 sind Juden, V* Polen. 3. Der polnische Bauer. Die Bewohner der Provinz sind zur größern Hälfte polnischer Abstammung und die Dörfer im östlichen Teile fast ausschließlich von Polen bewohnt. So lange das Land unter polnischer Herrschaft stand, war der Bauer Leib- eigner seines Gutsherrn, und in den Dörfern sah es jämmerlich aus. Seitdem jedoch das Land preußisch und der Bauer ein freier Mann geworden ist, hat sich vieles ge- bessert. Die Dörfer, in denen z. T. jetzt auch schon viele Deutsche wohnen, haben ein sauberes und freundlicheres Aussehen erhalten. An vielen Stellen, wo früher ein altes zerfallenes Wohnhaus mit zerfetztem Strohdache stand, erhebt sich jetzt ein anderes, das nett und dicht gebaut und nicht selten mit Ziegeln gedeckt ist. In der Stube wird die Luft nicht mehr durch Gänse, Schweine u. a. Kleinvieh verpestet; die Dorfstraße ist gepflastert, und die Wege sind mit Bäumen bepflanzt worden. Fast in allen Dörfern sind Schulen errichtet, und lesen und schreiben lernt jetzt wohl jedes Kind. 6. Provinz Schlesien, (über 40 T. qkm — 4m.— Vs kath.) 1. Bodengestalt. Schlesien hat im allgemeinen die Gestalt eines großen mulden- förmigen Thales, das im Osten vom südlichen Landrücken (dessen bedeutendster Teil die Taruowitzer Höheu sind), im Südwesten aber von den Sudeten (S. 5) um- schlössen wird. 2. Das Oderthal. Der größte Teil Schlesiens ist Tiefland, das der Länge nach von der Oder durchflössen wird. (Nenne die bedeutendsten Nebenflüsse der Oder in Schlesien! S. 10.) Bei Ratibor wird die Oder schiffbar. Dichte Forsten, hier und da von magern Äckern unterbrochen, bedecken hier ihre Ufer. Bald aber lichtet sich das linke Ufer, und ein fettes Weizenfeld beginnt, das sich bis zu dem durch seine Gemüse- und Blumengärtnereien bekannten Liegnitz hin erstreckt. An Kosel, Oppeln und Brieg vorüber führt die Oder nach Breslau (350 T.), der Hauptstadt Schlesiens. Breslau ist die zweitgrößte Stadt Preußens. Auf dem Marktplatze erfreuen uns die Standbilder Friedrichs d. Gr. und Friedrich Wilhelms Iii., auf dem Blücherplatze erhebt sich das Denkmal Blüchers. (Aus welcher Veranlassung sind diese Denkmäler gesetzt?) Die Kohlenvorräte der Provinz (wo? siehe die folgend. Kap.!) ermöglichen eine großartige Fabrikthätigkeit, die sich hauptsächlich auf Maschinen und Wollweberei erstreckt. Die Wolle liefert hauptsächlich das rechte, sandige Oderuser, wo etwa 3 Mill. Schafe in ungeheuer großen Schäfereien gehalten werden. Daher auch hat Breslau einen der bedeutendsten Wollmärkte in Europa. Im Westen und Süden von Breslau dehnt sich die äußerst fruchtbare mittel- schleiche Ebene aus, deren Zuckerrübenbau zahlreiche Zuckerfabriken hervorgerufen hat. Der Hauptort hier ist Liegnitz. Die weite Ebene ist oftmals der Schauplatz heftiger Kämpfe gewesen, so bei Mollwitz 1741, Hohenfriedberg 1745, Leuthen 1757, Liegnitz 1760, an der Katzbach 1813. — Stromabwärts von Breslau gelangen wir nach der Festung Glogau und von dort mit der Eisenbahn nach Grünberg, in dessen hügeliger Umgebung noch Wein gebaut wird. 3. Am Fuße der Sudeten dehnt sich bis zur Ebene hin ein breites Hügelland aus, das von muntern Gebirgsbächen durchschnitten wird. In den langen, tiefen Thälern ziehen sich oft stundenlange Gebirgsdörser hin, wie Langenbielau (20 T.), Wüstegiersdorf n. a. Die Bewohner derselben ernähren sich — da Bergbau wegen Mangel an Erzen nur im geringen Maße betrieben werden kann — vielfach als

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Ii ' - 20 — Weber, wozu ihnen die Felder vorzüglichen Flachs liefern. Früher klapperte fast in jedem Hause der Webstuhl; jetzt aber haben die Kaufherren großartige Fabriken angelegt, durch welche die Handarbeit am altmodigen Webstuhl immer mehr verdrängt wird. (Warum?) Die hauptsächlichsten Bezirke für Leinen- und Baumwollenweberei sind Reichenbach, ** Landshut, Hirschberg und Schweidnitz, für Tuchwebereien Görlitz. Das Brennmaterial liefert allen diesen Fabriken das große Steinkohlenlager im Walden- burger Berglande. Letzteres bildet eine Einsenkung in dem Sudetenzuge und dient daher als Verkehrsstraße zwischen Schlesien und Böhmen. Infolge des Kohlen- reichtums hat sich im Waldenburger Bezirk eine sehr lebhafte Fabrikthätigkeit ent- wickelt. Die Wasserkraft der Gebirgsbäche in den Sudeten wird vielfach benutzt, um iu Sägemühlen die im Gebirge gefällten Baumstämme zu Brettern, Latten :c. zu zer- schneiden. In den Thälern finden sich zahlreiche Heilquellen (Warmbrunn, Salz- brnnn, Reinerz, Landeck jc.), in denen jährlich Tausende von Kranken Heilung suchen und finden. — Am Fuße der Sudeten liegt die Festung Neiße, im Gebirge die Festung Gl atz. (Beide an welchem Flusse?) 4. Die Tarnowitzer Höhen erheben sich im Südosten der Provinz am rechten Oderufer. Auf dem feuchten und kalten Sandboden daselbst will der Ackerbau nicht so recht lohnen. Der größte Teil des Bodens ist daher mit Kiefern, Fichten, Buchen und Eichen bestanden, die Forsten von riesiger Ausdehnung bilden. So umfaßt der Wald des Fürsten von Pleß allein einen Raum von 10 000 da und birgt neben anderem edlen Wild sogar 10—12 der jetzt schon so selten gewordenen Wisents (eine Art Auerochsen), die hier gezüchtet werden. Die Bewohner dieser Gegend (vielfach polnischer Abstammung) ernähren sich vorzugsweise als Berg- und Hüttenarbeiter; denn bei Beuthen, Königshütte jc. finden sich nicht nur mächtige Steinkohlenschätze in der Erde, sondern auch sehr ergiebige Lager von Erzen, aus denen Eisen, Zink, Blei, Silber :c. gewonnen wird. f. Provinz Brandenburg. (40 T. qkm — nicht ganz 4 M.) 1. Bodenbeschaffenheit. Brandenburg, „die Streusandbüchse des h. römischen Reiches", hat viel Sandboden, besonders im Nordwesten (Priegnitz) und Nordosten (Neumark). Daher sind hier auch weite Strecken mit dürrem Kieferngehölz, den „brandenburgischen Wäldern", bewachsen. Der sandige Boden darf nicht tief gepflügt werden, da sonst der unfruchtbare Untergrund nach oben kommt und die Feuchtigkeit zu leicht verdunstet. Deshalb eilen die kleinen, behenden Pferde des märkischen Bauern schnell mit dem Pfluge dahin. (Wie ist es im fetten Marschboden? Was für Pferde müssen hier gehalten werden?) Die Provinz wird vom nördlichen und südlichen Landrücken durchzogen. Der nördliche Landrücken hat fruchtbares Ackerland und herrliche Buchenwälder; der südliche, hier Fläming genannt, dagegen ist sandig und unfrucht- bar. Da, wo diese Höhenzüge von Flüssen durchbrochen werden, ist die „Sandbüchse" mit lieblichen Thal- und Hügellandschaften geschmückt, z. B. bei Potsdam, Schwedt jc. Zwischen den Höhenzügen breiten sich große, muldenförmige Senkungen aus, die mit zahlreichen Seen und Sümpfen angefüllt sind. Daher die vielen Moore und Brüche tn der Provinz wie z.b. der Spreewald; daher erklärt sich auch der Torfreichtum Brandenburgs wie z. B. im Rhinluch bei Oranienburg, daher auch die Fülle der Sumpf- und Wasservögel, die Brandenburg aufsuchen. Zum Teil sind die Sümpfe trocken gelegt und in fruchtbares Ackerland verwandelt, so der Oderbruch, das Havelländische Lnch :c. 2. Flüsse und Städte. Der Hauptfluß der Provinz ist die Oder mit Warthe, Lausitzer Neiße und Bober (S. 10). An der Oder liegen Frankfurt (Messen) und die Festung Küstrin. Bei letzterer Stadt beginnt der fruchtbare Oderbruch, den
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