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1. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 38

1879 - Leipzig : Teubner
38 Bauernkrieg 1525. schlug und zersprengte mehrere derselben; ein Haufe schloß ihn ein und zwang ihn, sich auf Unterhandlungen einzulassen und feste Zusicherungen zu machen. Nun setzten die Bauern ihre Forderungen in 12 Artikeln auf und'verlangten ein Schiedsgericht, dem ihre Klagen vorgelegt würden. Das Schiedsgericht follte bestehen aus dem Herzog Ferdinand von Oestreich, dem Kurfürsten von Sachsen, Luther und Melan-chthon und einigen Predigern; in ihren Artikeln aber forderten die Bauern unter andern Abschaffung der Leibeigenschaft, Ermäßigung der Frohn- und Spanndienste und des Zehntens, Freigebnng der Jagd, des Vogel- und Fischsangs, der Holzung, eigene Wahl ihrer Pfarrer, und diese sollten das Wort Gottes lauter und rein nach dem Evangelium predigen. Ein Schiedsgericht, in welchem Ferdinand von Oestreich und Luther saßen, war nicht möglich, und Luther selbst wollte von den aufrührerischen Bauern nichts wissen, obgleich er die Bedrückungen, wodurch die Fürsten und Herrn den jetzigen Nothstand herbeigeführt hatten, mit harten Worten tadelte. „Ihr Fürsten und Herrn," sagte er, „schindet und schätzt, um eure Pracht und Hochmuth zu führen, bis der gemeine Mann nicht kann und mag länger ertragen". Da auf die Forderungen der Bauern nicht eingegangen ward, so erhoben sie sich, um die Gewährung derselben zu erzwingen, aller Orten mit erneuter Wuth, in Schwaben und Franken, am Rhein und in Lothringen, in Hessen und Thüringen, Steiermark, Tirol u. s. s. Ihre wilden Haufen zerstörten die Burgen, verbrannten die Klöster, stürmten die Städte, raubten und plünderten und verübten überall die rohesten Grausamkeiten. Denn vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht, muß auch der Unschuldige zittern. Ein „christlich evangelisches Heer", das der Schenkwirth Metzler ans den Bauern des Odenwaldes gebildet, eroberte in Verbindung mit einem Haufen des Neckarthales die Stadt Weinsberg, wo eine Menge schwäbischer Herrn mit ihren Frauen und Kindern und ihrer Habe Zuflucht gesucht hatte. Vor der Erstürmung hatten sich der Amtmann in der Stadt, der Graf von Helfenstein und mehrere Ritter Treulosigkeiten

2. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 24

1872 - Heidelberg : Weiß
— 24 — z 25. Heinrich der Finkler und Otto der Grotze. (Das sächsische Kaiserhaus von 919—1024). Der erste König, der durch Wahl auf den deutschen Thron erhoben wurde, war der fränkische Graf Konrad I. ober der Franke. Er regierte nur wenige Jahre. Kurz vor seinem Tode beschieb er seinen Bruder Eberhard zu sich und sprach zu ihm: „Lieber Bruder! Ich fühle, daß mein Stündlein gekommen ist. Laß dir deine eigene und der Franken Wohlfahrt bestens empfohlen sein! Wohl sind wir mächtig, haben feste Städte und Waffenvorräte, und alles, was königlichem Glanze wohl ansteht. Doch die größere Macht und Weisheit ist bei Heinrich von Sachsen, ans ihm beruht die Wohlfahrt des Reiches. Darum vernimm meinen Rat! Nimm diese Kleinodien: die heilige' Lanze, • die goldenen Armbänder, den Purpurmantel, das Schwert und die Krone der alten Könige; iiber-gieb sie dein Herzoge und mache ihn dir zum Freund! Melde ihm, ich hätte ihn sterbend allen Fürsten zum Könige empfohlen!" lind wie Konrad gewünscht, so that der uneigennützige Eberhard. Die Sage meldet, er habe den Herzog beim Überbringen der Reichsinsignien am Vogelherde angetroffen, daher der Beinar Vogelsteller oder Finkler. Heinrich war ein frommer, einsichtsvoller und tapferer Fürst. Seine Hauptsorge war die Rettung des Vaterlandes gegen die fortgesetzten Raubzüge der Ungarn. Erschloß vorerst einen neunjährigen Waffenstillstand mit ihnen und zahlte während dieser Zeit alljährlich einen Tribut. Diese Waffenruhe benützte Heinrich dazu, tüchtige Bollwerke zu errichten und kriegsgeübte Streiter heranzubilden. Die festen Plätze und die Burgen, welche angelegt wurden, sollten dazu dienen, dem schutzlosen Landvolk eine Zufluchtsstätte gegen plötzliche Raubeinfälle zu verschaffen. Aber die Deutschen hatten immer noch eine große Abneigung gegen das Leben hinter den Mauern der Städte. Es mußte deshalb durch das Los entschieden werden, welcher von je nenn Kriegspflichtigen in die Stadt ziehen sollte. Das Landvolk hatte den dritten Teil der Früchte dahin abzuliefern. Aus diesen festen Plätzen entstand im Laufe der Zeit eine Reihe von Städten, deren Einwohner „Bürger" genannt wurden. Daher heißt Heinrich auch der „Städte gründ er." Um gegen die Reiterscharen der Ungarn mit Erfolg ins Feld ziehen zu können, bildete Heinrich eine eigene Reiterei. Um dieser ihren schweren Dienst angenehmer zu machen, gab er ihnen eine bevorzugte Stellung und veranstaltete für sie besondere Festlichkeiten.

3. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 37

1872 - Heidelberg : Weiß
— 37 — das einfache Hirtenvolk wollte wie bisher unmittelbar unter dem deutschen Reichsschutze stehen. Nun schickte ihnen Albrecht Vögte, welche die Landleute hart bedrückten. Vergebens beklagten sie sich darüber beim Kaiser. Da traten einige wackere Männer (Werner Stanffacher aus Schwyz, Walter Fürst aus Uri, Arnold von Melch-thal ans Unterwalden nebst dreißig andern) ans dem Rütli, einer Bergwiese am Vierwaldstädtersee, zu einem Bunde zusammen, und schwuren einen Eid, die grausamen Vögte zu verjagen und die alten Freiheiten zu behaupten (1307). Bald darauf wurde der verhaßte Vogt Geßler von Bruueck in einer hohlen Gasse bei Küßnacht von dem kühnen Urner Wilhelm Tell aus Bürgleu erschossen, und am Neujahrstage 1308 die übrigen Landvögte, jedoch ohne Blutvergießen, vertrieben. Der erzürnte Kaiser Albrecht zog nun mit Heeresmacht heran, um die Waldstädte zu züchtigen. Er wurde aber von seinem Bruderssohn Johann von Schwaben, dem er widerrechtlich seine Erb-lande vorenthielt, mit Hilfe einiger Verschworenen am Ufer der Renß ei mordet. Der Kaiser starb am Wege in den Armen eines Bettelweibes. , ^Die Schweizer verteidigten ihr Land heldenmütig gegen alle Angriff-der Österreicher. Herzog Leopold von Österreich wurde in dem Enq-fül1« Morga r ten geschlagen, worauf die Schweizer einen ewigen Bnnd schloffen, von dem ie den Namen Eidgenossen erhielten. - Noch unglücklicher war Leopolds Eukel,Herzog Leopold Iii. von Österreich, in der Schlacht bei Sempa ch, wo die eb(e_ Selbstaufopferung Arnolds von Winkelrieb den Etbgeitoffen den Sieg gewann. — Mit der Zeit traten noch anbere Stabte und Gebiete dem Schwe,zer-Bunbe bei. Erst im westfälischen Fuebev 1648 würde indes die Schweiz vollständig vom deutschen Reiche abgetrennt. 35. Friedrich der Schöne von Österreich und Lndwig der Bayer. Auf Albrecht I. folgte Heinrich Vii., ein Graf von Luxemburg, alv deutscher Kaiser; nach raum fünfjähriger Regierung starb er auf einem Zuge «ach Italien. Die Uneinigkeit der deutschen pursten brachte wieder zwei Köuige aus den Thron: den Herzog Lubtöig von Bayern und den Sohn des Kaisers Albrecht, Friedrich den Schönen von Österreich. Da keiner von beiden zurücktreten wollte, entstand ein achtjähriger Kamps. Endlich siegte Ludwig der Bayer durch die Klugheit seines tapferen Feldhauptmannes Schweppermann bei Mühldorf in Bayern über [1322 seinen Gegner, und ließ Friedrich gefangen ans die Burg Trausnitz

4. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 25

1872 - Heidelberg : Weiß
Daraus entwickelte sich später der Ritterstand mit seinen berühmten Ritterspielen und Turnieren. Als nach Ablauf des nennjährigen Waffenstillstandes die Ungarn den gewöhnlichen Tribut holen wollten, ließ Heinrich den Gesandten, wie erzählt wird, einen räudigen Hund vorwerfen, ein altes Zeichen des höchsten Schimpfes. Erbittert brachen jetzt die Heer-haufen der Ungarn in Deutschland ein. Aber sie wurden bei [938 Merseburg vollständig geschlagen, und ihr ganzes mit Schätzen und Gefangenen gefülltes Lager fiel in die Hände der Sieger. Zwer und zwanzig Jahre später kamen die Ungarn, von zwei treulosen Großen des Reiches gegen bett Kaiser Otto den Großen gentseti, nochmals nach Deutschland Sie erschienen in solcher Zahl, beiß sie sich rühmten, ihre Rosse würden die deutschen Flüsse austrinken und deren Hufe die Städte zerstampfen. Aber es ging ihnen nicht besser als bei Merseburg. Otto der Große besiegte sie bei Augsburg aus dem Lechselde gänzlich und trieb sie für immer über die Grenzen Deutschlands. _ Dieser Otto der Große war der Sohn und Nachfolger Heinrich des I. Er wurde zu Aachen feierlich gekrönt. Bei dem daraus folgenden Festmahle warteten bte Herzöge auf. Der Herzog von Lothringen, zu besten Gebiet bte Stadt Aachen gehörte, orbnete bte ganze Feier und hatte den Titel Erzkämmerer; der Herzog von Franken besorgte als Erztrnchseß den Tisch, der Herzog von Schwaben beaufsichtigte als Erzscheuk die Mundschenken, und der Herzog von Bayern sorgte als Erzmarschall für Wohnung und Stallung der ganzen Ritterschaft. Diese Hofämter galten als die höchsten Reichswürden. Otto herrschte mit vieler Kraft.| Er zwang die Dänen und später auch die Polen znr Anerkennung der deutschen Hoheit. Anßerbem unternahm er mehrere Züge nach Italien. In Mat = lanb ließ er sich zum Könige der Langobarben, in Rom znm Kaiser krönen. Das bentsche Reich bekam von nun an den Namen: Heiliges römisches Reich beutscher Nation, und der Kaiser galt fortan als der erste Herrscher der Christenheit. Otto Ii., der Sohn Otto des Goßen, bezwang den ungehorsamen Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, uittermarf den Herzog von Polen und Böhmen und vertrieb den Dänenkönig aus Schleswig. Köaig Lothar Ii. von Frankreich mußte seinen Ansprüchen auf das Herzogtum Lothringen entsagen. Dagegen unterlag Otto Ii. in Unteritalien in seinen Kämpfen gegen die Griechen und Araber. — Sein Sohn Otto Iii. wurde schon als dreijähriges Kiud zum künftigen Kaiser erwählt. Seine Mutter Theophauia und später seine Großmutter Adelheid in Verbindung mit dem Erzbischof Willegis in Mainz führten die Vormundschaft. Otto Iii., wegen feiner Kenntnisse „das Wunder der Welt" genannt, zeigte große Vorliebe für Jta-

5. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 38

1872 - Heidelberg : Weiß
— 38 — bringen. Indessen setzten Friedrichs Brüder den Krieg gegen den Kaiser fort. Da begab sich Ludwig zu dem gefangenen Friedrich. Dieser versprach, dem Throne zu entsagen und dem Kaiser gegen feine Feinde freizustehen. Könne er aber diese Verabredung nicht halten, so wolle er sich wieder zur Haft stellen. Friedrich wurde nun von Transnitz entlassen. Durch die lauge Gefangenschaft war er so entstellt, daß ihn die ©einigen nicht mehr erkannten. Friedrichs treues Weib Elisabeth hatte sich über das traurige Schicksal ihres Gemahls so gehärmt, daß sie von vielem Weinen erblindet war. Trotz dieser unglücklichen Verhältnisse vermochte er seinen Bruder Leopold nicht zur Anerkennung jener Bedingungen zu bewegen. Deshalb kehrte Friedrich in die Gefangenschaft zurück, obwohl ihn der Papst feines gegebenen Versprechens entbinden wollte. Diese Treue rührte Ludwig. Mit herzlicher Freude empfing er Friedrich und teilte von nun an mit ihm die Regierung des Reiches. Sie lebten fortan in innigster Fenndfchaft, speisten an einem Tische und schliefen in einem Bette, wie sie dies in ihren Jugendjahren gethan hatten. 36. Tie Luxemburger Kaiser. (1347—1437.) Drei mächtige Fürstenhäuser herrschten um diese Zeit in Deutschland: das luxemburgische, das bayrische und das öster- reichische Haus. Die deutsche Königskrone kam 1347 an da-' luxemburgische Haus, welchem das Königreich Böhmen gehörte. Dre Kaiser gelangten aus diesem Hause zur Regierung: Karl Iv. ((Segenkönig war Günther von Schwarzburg), Wenzel, nach dessen Absetzung kurze Zeit Ruprecht von der Pfalz regierte, und endlich Sigismund, Wenzels Bruder. Von Karl Iv. kommt die sogenannte goldene Bulle. (13äß). Diese war ein Reichsgesetz, welches die Bestimmungen über die Wahl des Kaisers enthielt und sieben Kur- oder Wahlfürsten einsetzte, drei geistliche und vier weltliche. (Diese waren die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen als Erzmundschenk, der Pfalzgras bei Rhein als Erztruchseß, der Herzog von Sachsen als Erzmarschall, der Markgraf von Brandenburg als Erzkämmerer.) Die Kurfürsten gingen im Range allen andern Fürsten und Ständen vor und erhielten große Vorrechte. Franksurt wurde als Wahlort, Aachen als Krönungsort festgesetzt. Unter Sigismund kam die große Kirchen»erfamntlung zu Consta nz zustande. Nicht nur im deutschen Reiche, auch in der

6. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 12

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 12 — Schwiegersohn Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern und Sachsen (f 1139) und Lothars Gemahlin Richenza (f 1141). An der Stelle des Benediktinerklosters, welches ehemals zu der Kirche gehörte, befindet sich jetzt die Landes-Jrrenanstalt. Nö. von Königslutter zieht der lauggestreckte Dorm in der Richtung von W. nach O. Am Südrande desselben liegt Süpp- lingenburg, welches einst dem Grafen Lothar gehörte, der 1106 Herzog von Sachsen, 1125 deutscher Köuig und 1133 römischer Kaiser wurde. Der- selbe schenkte sein Stammgut Süpplingenburg den Tempelherren; später kam es an den Johanniterorden. Deshalb schenkte auch Prinz Albrecht von Preußen, unser Regent, welcher Herrenmeister des evangelischen Johanniter- ordens ist, der Kirche in Süpplingenburg ein schönes Kruzifix und zwei Altarleuchter. Das benachbarte Dorf Gr. Steinum hat seinen Namen von den großen Steinen, die in der Umgegend aus den Feldern liegen und welche die Riesen aus ihren Schuhen geschüttet haben sollen. Einer von diesen Steinen heißt der Wippstein, weil er so auf einem andern lag, daß er als Schaukel (Wippe) benutzt werden konnte, wenn sich sechs Männer auf jedes Ende setzten. Als die Franzosen 1809 hierher kamen, meinten sie, die Leute hätten ihre Schätze unter dem Steine versteckt. Sie versuchten ihn deshalb mit Baumstämmen abzuheben, wobei er aber in drei Stücke zerbrach. 4. Die Stadt Schöningcn (8000 Ew.) an der sö. Seite des Elms (Bahn nach Jerxheim, Eilsleben, Helmstedt, Oschersleben) heißt im Volksmunde „Scheinig". Die Sage erzählt, König Heinrich I. habe hier die Ungarn 933 angegriffen, obgleich seine Heerführer vom Kampfe abrieten, da die Feinde zwölfmal stärker waren als die Deutscheu, indem er erklärte: „Dat sall schein und dat mot schein, well Gott!" Er besiegte die Ungarn und gründete auf dem Schlachtfelde eine Stadt, die er „Schein ig" nannte. In Wirklichkeit ist die Stadt neben dem L o r e n z k l o st e r entstanden, welches einst von Augustinermönchen (Luthers Orden) bewohnt war (Domäne). Außerdem wurden die Leute durch die Salzquellen, welche in der Nähe der Stadt am Fuße des Elms entspringen, veranlaßt, sich hier anzu- siedeln. Jetzt wird die Sole aus einer Tiefe von 500 m mittelst eines Pumpwerkes zu Tage gefördert und in großen Pfannen gekocht. Hierbei verdampft das Wasser, während das Salz zurückbleibt. Die Saline, welche Staatseigentum ist, liefert jährlich 100 000 Ctr. Salz (Solbad). In Schö- ningen soll der Erzbischof Willigis von Mainz, welcher ums Jahr 1000 lebte, als Sohn eines Stellmachers geboren sein. Deshalb wählte er das Rad zu seinem Wappenzeichen und ließ den Vers darunter schreiben: „Willigis, Willigis, deiner Abkunft nie vergiß"! 5* Die Stadt Schöppenstedt (3500 Ew.) liegt am fw. Abhänge des Elms (Bahn Braunfchweig-Ofchersleben) an der A l t e n a u, die in dem Thale zwischen Elm und Asse entlang fließt und oberhalb Wolfenbüttel in die Oker mündet. Schöppenstedt soll seinen Namen von den Schöpften haben, welche als Beisitzer im altdeutschen Gerichte dem Richter halfen, das

7. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 14

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 14 — ein ^wichtiger Eisenbahnknotenpunkt «Magdeburg-Holzminden, Braunschweig- Oschersleben, Halberstadt). K 5. Wolfenbüttel 1 Die Burg Wolfenbüttel, neben welcher die Stadt gl. N. ent- standen ist, liegt aus einer Insel der Oker, die sich hier in mehrere Arme teilt. Der Name bedeutet Wolss Eigentum. Wer aber dieser Wolf, der die Burg erbaute, gewesen ist, und wann derselbe gelebt hat, wissen wir nicht. Im Mittelalter gehörte die Burg deu Grafen von Braunschweig und später den Welsen, die sie aber nicht selbst bewohnten, sondern einem Vasallen zu Lehen gaben. Da Eckbert von Wolfenbüttel, welcher die Burg von Heinrich dem Löwen zu Lehen hatte, seinem Herrn untreu wurde und sich zu Kaiser Friedrich Barbarossa hielt, so wurde die Burg Wolfenbüttel 1193 von Heinrich dem Schlanken, dem Sohne Heinrichs d. L. belagert, erobert und zerstört. Später wurde sie wieder aufgebaut und diente von 1308—1754 Das Schloß zu Jpolfenbiittel. den Herzögen von Braunschweig als Resideuz. Im Jahre 1866 überließ Herzog Wilhelm die leerstehenden Räume des Schlosses an Fräulein Vor- werk, die hier einen Kindergarten, eine höhere Mädchenschule und ein Lehrerinnenseminar einrichtete. In einem großen Saale des Schlosses befindet sich das Theater, in welchem die Mitglieder des Herzoglichen Hoftheaters aus Brannschweig im Sommer jeden Sonnabend Vorstellungen geben. 2. Die Stadt Wolfenbüttel ist dadurch entstanden, daß sich die Dienstleute der Herzöge, sowie Handwerker und Kaufleute in der Nähe des

8. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 17

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 17 — Julius (1578; ein Lustschloß, welches er zu Ehren seiner Gemahlin Hedwig von Brandenburg Hedwigsburg nannte. 4. Die Asse, welche 1 Stunde sö. von Wolfenbüttel liegt, ist ein 6 qkm großer Höhenzug (200 m h,), der mit herrlichen Buchenwäldern bestanden ist. Bon der Asse erzählt man folgende Sage: Ein armer Bauer aus der Umgegend, der die Achse (Asse) seines Wagens zerbrochen hatte, begegnete dem Herrn des Landes. Dieser sagte zu ihm: „Mit der zer- brochenen Achse wirst du auch nicht mehr weit kommen." „Oh!" entgegnete der Bauer, „wenn mir nur alles Land gehörte, das ich noch damit umfahren kann." Der Herr versprach, ihm das Land zu schenken, und nun umfuhr der Bauer noch den ganzen Höhenzug, den er fortan als Eigentum erhielt und „Asse" nannte. Im Jahre 1218 erbaute der Ritter Gunzelin von Wolfenbüttel, der Sohn des ungetreuen Eckbert, die A s s e b u r g, nach welcher sich sein zweiter Sohn Busso Herr v. d. Asseburg nannte. Dieser geriet in Krieg mit dem Herzog Albrecht von Braunschweig und mußte dem- selben nach vierjähriger Belagerung 1258 die Burg abtreten. Man erzählt, die Assebnrger hätten während der Belagerung ihren Pferden die Hufeisen verkehrt untergeschlagen, um die Braunschweiger zu täuschen. Wenn diese meinten, die Besatzung sei weggeritten, und deshalb die Burg angriffen, so wurden sie zurückgeschlagen, und wenn sie dachten, die Assebnrger wären daheim, so holten dieselben Lebensmittel aus der Nachbarschaft. Endlich verriet ein Hirt aus Wittmar dem Herzog die Schliche der Besatzung und erlangte dafür als Belohnung, daß sein Dorf keine Abgaben mehr zu zahlen brauchte. Ein andermal täuschte Busso v. d. Asseburg den Herzog, indem er den letzten Ziegenbock in der Burg schlachten ließ und eine Ziegenkeule, die wie ein Rehbraten zubereitet war, dem Herzog übersandte, damit dieser glaube, Busso habe noch viele Vorräte an Wild. Als nun der Herzog mit seinen Soldaten abzog, weil er meinte, er könne die Burg doch nicht erobern, warf der Koch den abziehenden Braunschweigern höhnend den Ziegenbart über die Mauer nach. Nun erkannten diese, daß sie betrogen waren, kehrten um und eroberten die Burg. Später verpfändeten die Herzöge die Affeburg an die Stadt Brannschweig. Im Jahre 1492 aber ließ der brannschweigische Rat die Burg von der Besatzung selbst in Brand stecken und zerstören, weil die Mauern nicht mehr stark genug waren, um den feindlichen Geschützen bei einer Belagerung zu widerstehen. Seitdem liegt die Burg in Trümmern. (Kalibergwerke bei Neindors und Wittmar). § 6. Braunschweig 1» Lage und Entstehung. Die Stadt Brauuschweig, die Haupt- und Residenzstadt unseres Landes (125000 Ew.), liegt im nördlichen Teile des Herzogtums unter 10'/,» ö. L. und 52° n. Br. zu beiden Seiten der mittleren Oker, da wo das fruchtbare Hügelland nördlich vom Harze in die sandige norddeutsche Tiefebene übergeht. Die Oker teilt sich hier in mehrere Bosse, Kleine Landeskunde. 4. Aufl. 2

9. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 23

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 23 — und hält den gezogenen Degen in der Faust, als ob er seine Soldaten noch einmal gegen die Feinde führen wollte. 5. Die Altewiek, welche den so. Teil der Stadt bildet, hat 2 Thore, das Magnithor und das Augustthor (Ägidienthor). Die Magnikirche wurde bereits i. I. 1031 vom Bischof von Halberstadt eingeweiht Sie ge- hörte nämlich zum Bistum Halberstadt, weil sie auf dem rechten Ufer der Oker liegt; dagegen gehörten die Kirchen auf dem linken Okerufer zum Bis- tum Hudeshdut. Gleichwie die Oker die Bistümer Hildesheim und Halber- stadt schied, so trennte sie auch den Darlingan (r.) vom Ostsalengan (l.) und das Gebiet der Nordthüringer (r.), deren Ortsnamen meist auf „leben" Cd. h. Erbe, Besitztum) endigen (z. B. Ampleben, Sambleben am Elm), von dem der Sachsen (L). Die Türme der Magnikirche sind nur niedrig, da sie durch Sturm und Blitzschlag, sowie bei Belagerungen wiederholt beschädigt sind. Als Herzog Friedrich Ulrich die Stadt Brauuschweig 1615 belagerte, sollen auf diese Türme allein 1000 Schüsse abgefeuert fein. Tie Ägidienkirche wurde 1115 von der Gräfin Gertrud von Braunschweig, mit der das Grafen- geschlecht der Brunonen 1117 ausstarb, gegründet, 1811 aber von der West- sälischen Regierung in ein Heu- und Strohmagazin verwandelt. Jetzt dient sie als „Ägidienhalle" zur Ausstellung von Gemälden. Blumen, Geflügel, Naturaliensammlungen u. s. w., sowie zur Aufführung von Konzerten. Das dazu gehörige Kloster der Benediktinermönche, welches bis vor wenigen Jahren als Gesäuguis benutzt wurde, ist größtenteils niedergerissen, seitdem ans dem Rennelberge (Turnierplatz!) vor dem Petrithore ein neues Ge- fängnis erbaut ist. In der Ägidienkirche befand sich im Mittelalter der Sarg des h. Autor, des Schutzheiligen der Stadt Braunschweig. Dieser lebte ums Jahr 350 und war Bischof von Trier. Die Gräfin Gertrud holte die Gebeine des h. Autor heimlich von Trier nach Braunschweig. Als König Philipp von Hohenstaufen seinen Gegenkaiser Otto Iv. von Braun- schweig bekriegte und im Jahre 1200 die Stadt Braunschweig belagerte, soll der h. Autor Braunschweig beschützt haben, indem er mit einem seurigeu Schwerte auf der Stadtmauer auf- und abgiug und die Feinde zurücktrieb. Seitdem verehrte ihn die Stadt als ihren Schutzheiligen. Die Bürgerschaft ließ für seine Gebeine einen silbernen Sarg anfertigen, der alljährlich in feierlicher Prozession unter Begleitung des Rates, der Geistlichkeit und der Bürgerschaft um die Stadt getragen wurde. An seinem Namenstage (20. August) verehrte ihm die Bürgerschaft 5 Wachslichte, jedes 1 Ctr. schwer, die auf den Hochaltar gestellt und beim Gottesdienste angezündet wurden. Der zweite Patron der Kirche war der h. Ägidius(5 um 720 als Abt eines Klosters bei Arles a. d. Rhonemündung), dessen Gebeine die „gute" Gräfiu Gertrud gleichfalls nach Braunschweig geholt hatte. In dem Eckhaufe am Ägidienmarkte (jetzt Hypothekenbank) hatte der Dichter G. E. Lessing, welcher Bibliothekar in Wolfenbüttel war, bei dem Weinhävdler Angott zwei Zimmer gemietet, welche er bewohnte, wenn er

10. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 24

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 24 — seine Freunde in Braunschweig besuchte. Hier ist er am 15. Febr. 1781 während eines Besuches in Braunschweig gestorben. (Gedenktafel). Sein Grab befindet sich auf dem Maguikirchhofe; sein Standbild mit der Inschrift: „Dem großen Denker und Dichter das deutsche Vaterland" steht auf dem Lessing- platze vor der Seminarschule. — Eiue dritte Kirche in der Altenwiek ist die katholische Kirche an der Friesenstraße, welche der Herzog Anton Ulrich i. I. 1711 für die katholische Gemeiude erbauen ließ, nachdem er selbst katholisch geworden war. Der Sack. Dieser Stadtteil hat seinen Namen von seiner Lage, weil er in der Mitte zwischen der Altstadt, der Neustadt und der Burg Dank- warderode wie in einem Sacke eingeschlossen liegt. Daher hat er auch keine Thore. Da er der kleinste Stadtteil ist, so hatte er auch feine eigene Kirche, sondern seine Bewohner gingen in die Ulrichskirche aus dem Kohlmarkte, und als diese abgebrochen war, in die Brüdernkirche. Dagegen hatte er ein eigenes Rathaus (Ecke Sack und vor der Burg), in dessen Turme die Armesünder- glocke hiug, die geläutet wurde, weuu ein Verurteilter zum Richtplatze ge- führt wurde. Die Straße, an welcher ehemals 18 Geistliche (Chorherren) des Blasiusstiftes wohnten, heißt der Papenstieg. In der Schuhstraße wohnten ehemals zahlreiche Schuhmacher, gleichwie im Hutfilteru die Hut- macher und in der Beckenwerperstraße die Kupferschmiede uahe beisammen wohnten. Mehrere Häuser im Sack zeigen noch die mittelalterliche Bauart, bei welcher die oberen Stockwerke über die unteren hervorragen und die Balkenköpfe und hölzernen Säulen mit kunstvollen Schnitzereien reich verziert sind (Nürnberg, Hildesheim, Dauzig!). —Die ganze Innenstadt hat 160 Straßen und Plätze; die Außenstadt jenseits der Umslutgräben, wohin etwa 20 Brücken führen, hat 200 Straßen und Plätze. Innen- und Außen- stadt haben zufammeu gegeu 7000 Häuser. 7. Die Burg Dankwarderode liegt in der Mitte der Stadt auf dem l. Ufer der Oker zwischen dem Sack und dem Hageu. Sie hat ihren Namen nach einem gewissen Dankward, welcher hier vor Zeiten den Wald ausrodete und sich einen großen Ackerhof erbaute, der mit einem Erdwall und einem Wassergraben umgeben war. Wer dieser Daukward gewesen ist und wann er gelebt hat, wissen wir nicht. Die Sage macht ihn zu einem Bruder jenes Herzogs Bruno von Sachsen, der 861 die Altewiek gegründet haben soll. In diesem großen, strohgedeckten Bauernhause wohuteu auch die Grafen von Brauufchweig, die Nachkommen des Herzogs Bruno (f 880), welche den Oftfalengau, Darlingau und Nordthüringgan verwalteten und 1090 mit Eckbert Ii. in männlicher Linie ausstarben. Heinrich d. L., der durch feine Urgroßmutter, die Gräfin Gertrud vou Braunschweig (f 1117), der Erbe der bruuouischen Güter war, ließ dieses alte Herrenhaus niederreißen und ums Jahr 1160 eine neue steinerne Burg ähnlich dem Kaiserhause in Goslar erbauen. Dieselbe hatte unten einen einfachen kleinen Saal für die Dienerschaft und oben einen großen Festsaal für die Herrschaft, in welchem
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