130
Columbus richtete nun seine Reise dorthin. Er entdeckte mehrere
kleine Inseln, dann die große Insel Cuba, und am 6. Dezember
Hayti, von ihm Hispaniola und später St. Domingo ge-
nannt. Hier zeigten sich Spuren von Reichthümern, aber noch nicht
das eigentliche Goldland. Mit Zustimmung der Einwohner, die er
durch Freundlichkeit gewann, legte er auf der Nordseite der Insel
eine kleine Festung an und ließ 38 Spanier in derselben zurück,
worauf er auf seinem letzten Schiffe, denn das Schiff Santa Maria
war gescheitert und mit der Pinta war Pinzo n, einer seiner Unter-
befehlshaber, heimlich durchgegangen — nach Europa zurückkehrte.
Die Rückreise war äußerst gefahrvoll; doch lief er endlich am
15. März 1493 glücklich in den Hafen von Palos ein, den er vor
7 Monaten und 11 Tagen verlassen hatte. Unter dem Geläute der
Glocken, dem Donner des Geschützes und dem lautschallenden Jubel
des Volkes stieg er an's Land. Sein Zug nach Barcellona, wo
damals Ferdinand und Isabella Hof hielten, glich einem Triumph-
zuge, und er wurde noch mehr angestaunt als die Menschen, Thiere,
Pflanzen und andere Erzeugnisse der neuen Welt, die er mit sich
brachte. Als er an den Hof kam und dem königlichen Paare ehr-
furchtsvoll knieend die Hand küssen wollte, erhob sich dasselbe vom
Throne, hob ihn ans und ließ ihn auf einen, für ihn bereit stehenden
Stuhl niedersitzen, was als die höchste Auszeichnung zu betrachten
war. Mit Anstand und edler Bescheidenheit erstattete er.umständ-
lichen Bericht von seiner Entdeckung, und als er geendigt hatte, knie-
ten der König und* die Königin nieder und dankten Gott. Sie be-
stätigten hieraus die, dem Columbus zugesagten Rechte, erhoben ihn
in den Adelstand und befahlen, was ihn am meisten freute, sogleich
eine größere Flotte auszurüsten, damit er bald auf weitere Ent-
deckungen auslaufen könne.
52. Karl V. und die Reformation..
Der Nachfolger des Kaisers Maximilian auf dem deutschen
Thron war sein Enkel, Karl V., ein Sohn Philipps von Spanien.
Er war der länderreichste Fürst seiner Zeit; von ihm konnte man
sagen, daß die Sonne in seinen Reichen nie untergehe.
Er war Kaiser von Deutschland, König von Spanien, Nea-
pel und Sicilien, Erzherzog von Oesterreich, Beherrscher der
Niederlande und des nördlichen Italiens und Herr von West-
indien, Peru und Mexiko in Amerika, welche reiche Länder
durch Columbus wenige Jahre früher für die Krone Spanien ent-
deckt worden waren, wie dies oben erzählt wurde.
Mit Kaiser Maximilian (1519) endet die Geschichte des
Mittelalters, die mit der großen Völkerwanderung 375 be-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Columbus Dezember
Hayti Maria Pinzo Ferdinand Isabella_Hof Karl_V. Karl_V. Maximilian Maximilian Karl_V. Karl_V. Philipps Philipps Columbus Maximilian_( Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Cuba Hispaniola Europa Barcellona Spanien Deutschland Spanien Sicilien Oesterreich Niederlande Italiens Peru Mexiko Amerika Spanien
187
Wassermasse, ebenfalls in Röhren- oder Kegelform herabsenkt. Nach-
dem die Erscheinung eine Weile stillgestanden, fängt sie an, sich unter
heftigem Brausen fortzubewegen, bis endlich die ganze Wassermasse
unter fürchterlichem Getöse in's Meer stürzt.
Ein Reisender, der auf einer Reise nach Australien diese merk-
würdige Naturerscheinung beobachtete, erzählt darüber Folgendes:
„Als wir uns bis aus 3 Seemeilen der Bay von Carpentaria
genähert hatten, gerieth das Meer auf einmal in eine stürmische Be-
wegung, so, daß das Wasser zu sieden schien. Unfern des Schisses
häufte sich das Meer zu einem kleinen Berge an und aus einer tief-
herabhängenden Wolke senkte sich eine mächtige Wassersäule dem-
selben entgegen; das Meerwasser hob sich trichterförmig weiter em-
por, vereinigte sich mit der Wassersäule, und vor uns stand eine
Wasserhose von einer Größe, wie sie die ganze Schiffsmannschaft
nie gesehen zu haben versicherte.
„Da jetzt eine gänzliche Windstille eingetreten war, so waren
alle Anstrengungen, das Schiff aus der Nähe der unheildrohenden
Erscheinung zu entfernen, vergeblich. Der Schissskapitän befahl nun,
mehrere Kanonen aus das furchtbare Meteor abzufeuern, um das-
selbe zum Zerplatzen zu bringen, allein die Schüsse blieben ohne
Wirkung, und uns blieb Nichts übrig, als uns unter das Verdeck
zu verbergen und alle Oeffnungen und Luken sorgfältig zu ver-
schließen, um nicht in's Meer geschleudert zu werden, wenn sich die
Wasserhose etwa auf das Schiff werfen sollte.
„Das Befürchtete geschah jedoch nicht. Die Wasserhose mochte
etwa 20 Minuten ohne merkliche Bewegung gestanden haben, als
sie von einem plötzlich entstandenen Sturmwind gegen das Land ge-
trieben wurde, dort Bäume entwurzelte, Hütten niederwarf und end-
lich beim Zerplatzen das Land weit umher überschwemmte und ver-
heerte, wovon wir uns nach unserer Landung noch hinlänglich über-
zeugen konnten?'
Die Wasserhose bewegt sich oft so langsam, daß ein Fußgänger
ihr folgen könnte, oft aber macht sie auch 7 — 8 Meilen in einer
Stunde. Bisweilen senkt und hebt sie sich abwechselnd, zeigt sich
inwendig hohl und gleicht in der Mitte einer schraubenförmig ge-
wundenen Röhre, in welcher man deutlich Wasser, Staub, selbst
-Stroh, Blätter u. s. w. aufsteigen sieht, fast so, wie sich der Rauch
in den Schornsteinen erhebt. Auf ihrem Wege hat sie unter andern
Verheerungen schon ganze mit Wasser gefüllte Teiche geleert und die
Fische umher gestreut. Auch Thiere und Menschen sind dadurch
schon in die Höhe gezogen und manchmal sogar wieder unverletzt
niedergesetzt worden. Manchem Schiffe im Meere hat sie schon den
Untergang bereitet; doch streicht sie auch mitunter unschädlich über
Schiffe hinweg, so daß sie blos eine tüchtige Wassermasse über selbige
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128
wenn man quer durch das atlantische Meer gegen Westen segeln
würde. Anhaltendes Nachsinnen und die Vergleichung neuer Er-
fahrungen mit den Muthmaßungen alter Schriftsteller bestärkten ihn
in diesem Gedanken, wozu noch die Vermuthung kam, daß auf dieser
weiten Strecke wohl noch große und unbekannte Länder liegen könnten.
Um eine Entdeckungsreise in dieser Richtung unternehmen zu
können, suchte er die Unterstützung einer europäischen Macht, wandte
sich an seine Vaterstadt Genua, und als er hier kein Gehör fand
— an den König Johann 11. von Portugal. Hier aber wurde
sein Vertrauen auf eine schändliche Weise mißbraucht; ein Anderer
wurde heimlich zur Beschiffung des atlantischen Meeres ausgesendet,
und als dieser, erschreckt durch die unabsehbare Weite des Weges,
bald und fruchtlos zurückkehrte, so verwarf man seinen Plan als
thöricht und unnütz. Nun erst wendete er sich nach Spanien, wo
damals Ferdinand und Isabelle von Castilien gemeinschaftlich
regierten; aber auch hier wurde er mehrere Jahre mit leeren Ver-
sprechungen hingehalten. Endlich am 17. April 1492 schloß die
Königin einen Vertrag mit Columbus ab, in welchem ihm zugesagt
wurde, daß er (und nach ihm seine Erben) in allen Meeren, Inseln
und Ländern, die er entdecken würde, Oberadmiral oder Unter-
könig seyn und den zehnten Theil von dem reinen Gewinn,
den seine Entdeckungen einbringen würden, genießen solle.
Columbus erhielt nun drei unbedeutende und schlecht ausge-
rüstete Schiffe, die den Namen Santa Maria, Pinta und
Nigna führten und für 90 Mann auf 1 Jahr mit Lebensmitteln
versehen waren. Am 2. August zog er mit seinen Gefährten in das
Kloster Rabida, wo er mit ihnen beichtete, das heilige Abendmahl
genoß und Gott um das Gelingen seines Unternehmens anflehte.
Des andern Tages segelte er aus dem Hafen von Palos ab und
steuerte den canarischen Inseln zu, wo er schon anhalten mußte, um
seine schlechtgebauten Schiffe auszubessern. Als er aber von hier
an westwärts in ein noch unbekanntes und nie befahrenes Meer
hinein steuerte, hatte er nicht nur mit den Schwierigkeiten einer sol-
chen gefahrvollen Fahrt, sondern weit mehr mit der Aengstlichkeit
und Verzagtheit seiner Gefährten zu kämpfen, und es bedurfte all'
seiner Wachsamkeit, Standhaftigkeit, Gewandtheit und Menschen-
kenntniß, um die Kleinmüthigen zu ermuthigen und die Widerstreben-
den zu beschwichtigen. Er verbarg ihnen die Weite des Weges, den
sie zurücklegten, deutete ihnen die auffallenden Naturerscheinungen,
die sich ihnen zeigten, und ermunterte sie durch Aussichten auf große
Reichthümer, die sie am Ziel ihrer Reise finden würden. Als aber
die Fahrt sich immer weiter hinzog und kein Land sich ihnen zeigte,
da gieng ihre Aengstlichkeit in Wuth und Verzweiflung über; die
Bande des Gehorsams löseten sich aus, und unter mörderischen
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Extrahierte Personennamen: Johann Ferdinand Isabelle_von_Castilien Columbus Columbus Maria August
Extrahierte Ortsnamen: Genua Portugal Spanien Nigna Rabida
206
12. Der Häring.
Der Häring bewohnt den ganzen nördlichen Ocean, insbeson-
dere jedoch das deutsche Nordmeer. Um Island, Spitzbergen und
Grönland, überhaupt jenseits des 67sten Grades sieht man ihn nicht.
Mit dem April schon zeigen sich die ersten Häringe, reichlicher
aber im Mai und Juni, wo sie Bänke oder Heere von 5 bis 6
Meilen Länge, 2 bis 3 Meilen Breite und einer ansehnlichen Tiefe
bilden. Ihre Menge erfüllt, so zu sagen, den Ocean, und einge-
worfene Lanzen bleiben zwischen ihnen stecken. So wie sie sich an die
Oberfläche erheben, gewährt ihre Menge einen prächtigen Anblick; ihre
Bewegungen verursachen ein Geräusch, wie das Plätschern des Regens.
■ Der Häringsfang war bei den Holländern schon im Jahre
1164 im Gange und erreichte im siebenzehnten Jahrhundert seine
größte Höhe, so daß er der rechte Arm und die Stärke des Landes
genannt wurde. Schon damals beschäftigte der Häringsfang fast
eine halbe Million Menschen und brachte jährlich 100 Millionen
Gulden ein. Durch dieses Geschäft wurden die kleinsten Knaben
mit der See vertraut und bildeten sich zu unerschrockenen, den Tod
verachtenden Matrosen.
Alle nordischen Länder, ja auch Frankreich und Spanien, neh-
men Antheil am Häringsfang; doch hat England das Meiste dieses
Erwerbszweiges, der selbst die Goldminen von Peru an Werth über-
trifft, an sich gerissen, und mit 1200 Fahrzeugen werden dort jedes
Jahr 50,000 Tonnen, also 50 Millionen Häringe, gefangen.
Die Fahrzeuge, deren man sich beim Häringsfang bedient, sind
sehr lang und werden von zwei Kriegsschiffen begleitet, welche so-
wohl zum Schutze, als auch zur Aufnahme von Kranken dienen.
Sobald die Häringe ankommen, werden große, oft 1200 Fuß lange
Netze ausgespannt, welche oben durch leere Tonnen gehalten, unten
aber mit Steinen beschwert sind, so daß sie durch das eingesogene
Wasser steif wie eine feste Wand stehen. Die von Hans gefertigten
halten nur ein Jahr, man macht sie daher jetzt von gelber per-
sischer Seide, welche doch wenigstens 3 Jahre halten. Die ankom-
menden Häringe gehen oft augenblicklich in diese Netze hinein, in
denen sie mit ihren breiten Kiemendeckeln hängen bleiben, und ge-
wöhnlich kann man schon nach zwei Stunden das Netz auswinden.
Die schnell sterbenden Fische werden herausgenommen, ihnen die
Kehle aufgeschnitten, die Kiemen und Därme herausgenommen und
sie dann vorläufig in Fässer mit Seewasser gethan. Darauf werden
sie ausgewaschen, in Salzsäcke gelegt und endlich bei ihrer Ankunft
ordentlich in Tonnen, mit Schichten Seesalz dazwischen, verpackt.
Werden, die Häringe geräuchert, so nennt man sie Pöcklinge. *
Der Häring ist eine gesunde Speise, ja man hat ihn wegen
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Extrahierte Personennamen: Hans
Extrahierte Ortsnamen: Island Spitzbergen Frankreich Spanien England Peru
303
Xvi. Das Großherzogthum Oldenburg.
117 Q.m. - 280,000 Ew.
Oldenburg hat mit Hannover, von dem es größtentheits um-
schlossen ist, gleiche Beschaffenheit. Auch hier sind nur Küsten- und
Ufergegenden fruchtbar; das Innere aber ist dürres Haideland.
Durch einen Vertrag der Regierung mit Preußen erhielt Letz-
teres das Recht, seine Flotte in den Iahdebusen zu verlegen und
dort die erforderlichen Bauten aufzuführen, wozu an Preußen ein
Stück Land abgetreten wurde. Oldenburg mit starker Schifffahrt
ist die Hauptstadt des Landes.
Xvii. Das Herzogthum Holstein.
175 Q.m. — 1/2 Mill. Ew.
Dieses Land gehört dem Könige von Dänemark, der als Her-
zog von Holstein Mitglied des deutschen Bundes ist. Der Boden
des Herzogthums ist eben und nicht ffehr ergiebig; dennoch baut man
Getreide für den Bedarf und außerdem Hanf, Flachs und Hülsen-
früchte. Die Viehzucht wird stark betrieben, und man erzeugt viel
Butter und Käse, womit ein bedeutender Handel getrieben wird.
Glücksstadt, eine gutgebaute Stadt in sumpfiger Gegend, treibt
Schifffahrt, Handel und Wallfischfang und besitzt 114 eigene Schiffe.
Altona, sehr nahe bei Hamburg, hat ebenfalls bedeutenden Handel
und Häringssang. Rendsburg ist eine feste Stadt an der Eider,
und Kiel hat eine Universität.
Die Ueberschwemmungen der Halligen.
An der Westküste des Herzogthums Schleswig liegen kleine
Inseln, Halligen genannt, welche während der häufig vorkommen-
den Ueberschwemmungen ein merkwürdiges, oft aber auch ein schauder-
erregendes Schauspiel darbieten. Wenn die Wogen des Meeres,
alles flache Land überfluthend, an den Werften hinaufsteigen und
an die Mauern und Fenster der Hütten mit ihrem weißen Schaum
anschlagen: da blicken denn diese Wohnungen aus der weiten, wogen-
den Fluth nur noch mit ihren Strohdächern heraus, und man glaubt
nicht, daß darunter sich menschliche Wesen bergen, daß Greise, Männer
und Frauen und Kinder unterdessen völlig ruhig um ihren Theetisch
Hersitzen und kaum einen flüchtigen Blick aus den umdrängenden Ocean
werfen. Manch fremdes, aus seiner Bahn verschlagenes Schiff segelte
schon in solchen Zeiten bei nächtlicher Weile über eine Hallig weg,
und die erstaunten Seeleute waren nicht wenig verwundert, wenn
sie auf einmal ein freundliches Kerzenlicht neben sich durch die Fen-
ster einer Stube oder Dachlücke schimmern sahen. Oft aber bricht
der Sturm zugleich mit der Fluth auf das bange Eiland ein. Die
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Kolumbus Ferdinand August Kolumbus Kolumbus Kolumbus Kolumbus Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Habsburgische Amerikas Genna Spanien Palos Spanien