Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 26

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
26 m. Sparta und Athen. Die Perserkriege. Versammlung teilnahmen. Dafr dienten die ersteren als Schwer-bewaffnete lhopliten) im Landheer und auf der Flotte, die letzteren als Leichtbewaffnete oder Matrosen. Rstung und Waffen hatte sich jeder selbst zu beschaffen, besondere Steuern wurden nur in Kriegs-zeiten erhoben. An der Spitze der Staatsverwaltung standen neun Archonten. Sie wurden aus der hchsten Vermgensklasse gewhlt und muten mindestens 30 Jahre alt sein. Die entscheidende Stimme in allen ffentlichen Angelegenheiten hatte die Wolksversammlung, an welcher alle Athener, die das 20. Jahr berschritten hatten, teilnehmen durften. Sie trat wenigstens viermal im Jahre auf offenem Markte zusammen, um die Wahl der Beamten vorzunehmen oder der Krieg und Frieden, der Erlassung neuer oder Abschaffung alter Gesetze zu beraten. Zwischen den Archonten und der Volksversammlung stand der Rat der Vierhundert, dessen Mitglieder aus den drei oberen Klassen durchs Los erwhlt wurden. Er hatte alle Antrge, welche das ffentliche Wohl betrafen, zu beraten und der Volks-Versammlung vorzulegen: ihm stand die Leitung der Einnahmen und Ausgaben des Staats und die berwachung der ffentlichen Sicher-heit zu. Diejenigen Archonten, welche ihr Amt nntadelhaft verwaltet hatten, wurden in den Areopag, einen altehrwrdigen Gerichtshof, der seine Sitzungen auf dem Hgel des Ares hielt, aufgenommen. Er hatte die Aufsicht der die ffentliche Erziehung, der Zucht und Sitte, der Flei und Sittlichkeit der Brger, der den Dienst der Götter und die religise Gesinnung des Volkes. Als Auge des Gesetzes" hatte er das Recht, die Beamten zur Verantwortung zu ziehen und gegen alle Beschlsse des Rates und der Volksversammlung, die ihm gefhrlich erschienen, Einspruch zu tun. Ohne eine Anklage abzuwarten, durfte er auch jeden Brger, der sich eines Verbrechens schuldig gemacht, vor sich laden. Ihre Urteilssprche schrieben die Richter auf Tfelchen und warfen sie schweigend in die Urnen, deren eine die Urne des Todes", die andere die Urne der Erbarmung" hie. Auf die Erziehung der Jugend legte Solon ebenso hohen Wert wie Lykurg. Mit dem siebenten Jahre wurden die Knaben aus den Hnden der Frauen genommen und in allem unterrichtet, was dazu beitragen konnte, einen gesunden Geist in einem krftigen Krper zu. entwickeln, den Ha gegen das Schlechte und das Wohl-gefallen au dem Edlen und Schnen rege zu machen. Mit den Leibesbungen Hand in Hand ging der Unterricht im Lesen und Schreiben und in der Musik, worunter man die gesamte geistige Bildung verstand. Am frhen Morgen begaben sich die Knaben in die Schule, wo sie Lieder, Denksprche weiser Männer und Gedichte

2. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 145

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
2. Karl der Groe. 145 ihn mit dem kaiserlichen Mantel, kniete vor ihm nieder und hul-digte ihm. Ruhmvoll wie nach auen war Karls Regierung auch nach innen. Er teilte das Land in Gaue und setzte der dieselben Grafen, welchen die Handhabung der Gerichtsbarkeit, die Erhebung der Steuern und die Fhrung des Heerbannes bertragen war. Damit aber keiner dieser hohen Beamten seine Macht mibrauche, bestellte Karl Sendgrafen, welche von einem Gau zum anderen reisten, das Verhalten der Beamten prften, Beschwerden entgegen nahmen und dem Kaiser Bericht erstatteten. In den Grenzgebieten, welche noch nicht in ruhigen Besitz bergegangen waren, schalteten mit grerer Selbstndigkeit die Markgrafen. Alljhrlich im Mai wurden die Groen des Reiches, die Grafen, Bischfe, Sendboten, sowie die Ab-geordneten der zinspflichtigen Völker zu einem Reichstage (Maifeld) entboten, um Bericht zu erstatten, Gesetze zu beraten und der Krieg und Friedeu zu beschlieen. Besondere Sorgfalt lie Karl der Pflege der Wissenschaften und der Verbreitung ntzlicher Kenntnisse angedeihen. Unter den Gelehrten, die er von allen Seiten in sein Land und an seinen Hof zog, ragt besonders hervor Alkuin, ein angelschsischer Mnch von reicher Gelehrsamkeit, der vertrauteste Freund und Ratgeber des Kaisers, der begabteste und eifrigste Frderer seiner Plne. Aus der vou ihm gegrndeten hohen Schule Zu Tours, wo er Abt war, ging eine groe Anzahl gelehrter Mnnner des Jahrhunderts hervor. Neben Alkuin glnzen die Namen eines Einhard, welcher Karls Leben beschrieben hat, des sprachgelehrten Peter von Pisa, des lombardischen Geschichtschreibers Paulus Diacouus (Paul Warnefried) und des kaiserlichen Schwiegersohnes Artgilbert. Um die ntigsten Kenntnisse im Volke zu verbreiten, wurden an vielen Orten Schulen errichtet und Schreiblehrer, Rechenmeister, Snger und Musiklehrer fr dieselben herbeigezogen. Karl wohnte zuweileu selbst dem Unterrichte bei, lobte die Fleiigen und tadelte die Trgen, und gab bei Anstellung von Beamten immer denen den Vorzug, die sich ihre Ausbildung hatten angelegen sein lassen. Groe Aufmerksamkeit wandte er der deutschen Sprache zu. Er gab den Winden und Monaten deutsche Namen, lie eine deutsche Sprachlehre abfassen und eine Menge altdeutscher Sagen und Lieder niederschreiben. Und das alles ging vou einem Manne aus, der in seiner Jugend des Lesens, nicht des Schreibens kundig war und sich diese Fertigkeit erst in seinen Mannesjahren aneignete. Auch die Knste vernachlssigte Karl nicht. In den greren Stdten wurden prachtvolle Kirchen aufgefhrt und mit schnen Gemlden geschmckt; italienische Tonknstler kamen ins Land, um den Schmelzer, Leitfaden. 10

3. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 166

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
166 Iv. Die Franken und die Staufer und ihr Kampf mit dem Papsttum. und spter auch auf Sizilien festen Fu gefat: doch der Zustand seiner durch Seuchen geschwchten Truppen gebot ihm die Heimkehr. Im Etschtale (in der Klause von Ceraino) hatte sich eine Schar Veronesen in eine fast unzugngliche Felsenburg geworfen, um das Heer durch herabgeworfene Felsstcke am Durchzug zu hindern. Da erstieg der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach mit 200 Leichtbewaffneten die hinter der Burg steil aufsteigende Bergwand, eroberte die Feste und hieb die Besatzung nieder. Auch in Deutschland bte Friedrich sein Herrscheramt mit Nachdruck und Wrde. Viele Ritter, die kein edleres Ziel fr ihre Tatenlust finden konnten, lebten zu jener Zeit vom Stegreife, d. h. sie berfielen von ihren festen Schlssern aus die durchziehenden Kaufleute, beraubten sie ihrer Warenladungen oder nahmen sie ge-fangen, um sie nur gegen ein hohes Lsegeld freizulassen. Friedrich trat dem Unfug aufs strengste entgegen und zerstrte eine Menge Raubburgen am Rhein. Daun zog er gegen die Polen, fhrte sie zur Lehnspflicht zurck und verlieh dem Bhmenh erzog Wladis-lav, der ihm dabei Hilfe geleistet, die Knigswrde. In dem-selben Jahre lie er sich von den Groen Burgunds, das ihm als Erbe seiner zweiten Gemahlin Beatrix zugefallen war, zu 1157besannen huldigen. Es war eine Zeit des Glanzes und der Macht fr das Reich und seinen Herrscher. Die geistlichen und weltlichen Fürsten wetteiferten in Dienstbeflisfenheit gegen einen 1 Kaiser, der durch Kraft und Weisheit unter allen Zeitgenossen hervorragte, und die Gesandten der meisten Beherrscher Europas brachten ihm ihre Huldigungen dar. In Italien allein wurde das kaiserliche Ansehen offen ver-spottet. Nach Friedrichs Abzge hatten die Mailnder eine der von ihm zerstrten Städte (Tortona) wieder aufgebaut und das dem Kaiser ergebene So dt der Erde gleich gemacht. Da zog Friedrich 1158zum zweiten Male der die Aipen, schlo die trotzige Stadt ein und zwang sie nach vierwchentlicher Belagerung zur Ergebung. Mailand mute sich der kaiserlichen Hoheit unterwerfen, einen kaiserlichen Podefta (Vogt) in feine Mauern aufnehmen und zum Unter-Pfand der Treue Geiseln stellen. Hierauf hielt Friedrich abermals einen Reichstag auf den roncolischen Feldern ab, auf welchem er durch die berhmtesten Rechtsgelehrten Italiens und 28 Abgeordnete der Städte die kaiserlichen Rechte feststellen lie. Als solche Regale bezeichnete man die Landeshoheit der die Herzog-ttimer und Marken, das Ernennungsrecht der Richter, die Erhebung von Zllen und Kriegssteuern, das Mnzrecht, die Einknfte aus der Fischerei, den Salinen und Silberbergwerken u. a. m. Alle ! diese kaiserlichen Rechte wurden von den Lombarden zunchst anerkannt.

4. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 200

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
200 Vi. Das Deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. Wahl- oder Kurfrsten genannt auf sieben fest; diese waren: die Erzbischfe von Mainz, Kln und Trier, der König von Bhmen, der Pfalzgraf am Rhein, der Herzog von Sachsen-Wittenberg und der Markgraf von Branden-brg. Fr seine Erblande, die er durch Brandenburg, die Lausitz, Schlesien und die Oberpfalz vergrerte, war Karl ein trefflicher Herrscher. In seiner Hauptstadt Prag grndete er eine 1348] Universitt, die erste in Deutschland, die bald 7000 Studierende Zhlte. Er legte Bergwerke an, befrderte Handel und Gewerbe, hob den Ackerbau, zog Knstler an seinen Hof und verschnerte Prag durch prchtige Bauwerke (Hradschm). Whrend der Regierung seines Sohnes, des unfhigen und trgen, bald nur auf Befriedigung seiner Begierden und seiner Launen 13781400] bedachten Wenzel, ri in Deutschland wilde Unordnung und Gesetzlosigkeit ein. Das Faustrecht stand wieder in vollster Blte; jeder Stand mute sehen, wie er sich selbst schtzen konnte. Adels- und Stdtebndnisse bildeten sich, die untereinander oder mit der Frstenmacht in bestndiger Fehde lagen, und die deutschen Gaue wurden aufs grauenvollste verheert. Und Wenzel tat wenig oder nichts, um der allgemeinen Verwirrung ein Ende zu machen. Da traten die vier rheinischen Kurfrsten zu Oberlahnstein zu-sammen, entsetzten ihn seiner Wrde und whlten an seiner Statt 14001410] Ruprecht von der Pfalz zum Kaiser. Ruprecht war ein Mann, der das Beste des Reiches im Auge hatte, aber nicht mchtig genug war, seinen Willen mit Nachdruck geltend zu machen. Unttig mute er zusehen, wie seine Landfriedensgebote miachtet wurden, und wie die Fürsten die kaiserlichen Rechte krankten. 14101437] Ruprechts Nachfolger war Sigmund, Wenzels Bruder, Kurfürst von Brandenburg und König von Ungarn, spter auch von Bhmen. In seine Regierungszeit fallen die Reformationsbestrebnngen, die auf den Kirchenversammlungen zu Konstanz und zu Basel ihren Ausdruck fanden, die verheerenden Hussitenkriege und die Erwerbung Brandenburgs durch die Zollern. Mit Sigmund starb das ltzelbnrgische Haus aus, und die Fürsten whlten seinen Schwiegersohn und Erben, Albrecht Ii. von 14381439] sterreich, zu seinem Nachfolger. Er war ein Fürst von Tatkraft und Willensstrke, tapser und unternehmend, gerecht und weise: und so wre seine Regierung ein Segen sr das Reich geworden, htte ihn nicht ein allzu frher Tod dahingerafft. 14401493] Ihm folgte Friedrich Iii., ein Mann, der sich am liebsten gelehrten Spielereien hingab und seiner hohen Stellung durchaus nicht gewachsen war. Die Bhmen und Ungarn fielen

5. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 204

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
204 Vt. Das Deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. Geschtz (faule Grete") der Belagerer; Dietrich von Quitzow entfloh, sein Bruder Hans wurde gefangen genommen. Da sank den bisher so kecken Gegnern der Mut. Die zuchtlose Ritterschaft hatte endlich den Mann gefunden, der sie zu bndigen den Willen und die Kraft hatte. Die Schuldigen erhielten auf ihre Bitten Verzeihung und unterwarfen sich dem Friedensgebote des Landes-Herrn. So wurde das halb verlorene Land durch des Zollern Ttigkeit gerettet. Recht und Gesetz, Ordnung und Obrigkeit fanden nach langen Jahren wieder Geltung. Jetzt konnte der Brger die Waffen niederlegen und seinem Gewerbe wieder nachgehen, der Bauer seine niedergebrannten Htten wieder aufrichten und den Acker be-stellen, der Handelsmann ungefhrdet seine Strae ziehen. Nach zweijhriger Anwesenheit in der Mark begab sich Friedrich zur Kirchenversammlung nach Konstanz, wo Sigmund seines Rates dringend bedurfte. Hier brachte der Kaiser seinen schon frher ge-1415] hegten Plan zur Ausfhrung und bertrug dem Burggrafen die Mark Brandenburg uebst der Kur- und Erzkmmererwrde zu erblichem Besitz, mit dem Vorbehalte der Wiedereinlsung durch Zahlung von 450 000 Goldgulden. Zwei Jahre spter i8. Apriil empfing der neue Kurfürst, der sich als solcher Friedrich I. 1417 J nannte, auf offenem Markte zu Konstanz die Belehnung. Mit Weisheit, Kraft und Milde ordnete Friedrich auch ferner die Angelegenheiten Brandenburgs. Leider verhinderten ihn die verwirrten Zustnde im Reiche, bei deren Regelung ihn der Kaiser nicht entbehren zu knnen glaubte, sich seinem Lande ganz zu widmen. Whrend seiner Abwesenheit fhrten seine tchtigen Shne Johann und Friedrich die Regierung und verschafften durch glckliche Kriege mit den Nachbarn dem Kurstaate nicht nur erhhtes Ansehn, sondern auch Lnderzuwachs. 5. Deutsches Leben im Mittelalter. Das ganze Mittelalter ist eine Zeit groer Umgestaltungen und reicher Entwicklung. Dabei hat es auch besondere, nur ihm eigentmliche Einrichtungen, Sitten und Lebensformen aufzuweisen, die ihm ein bestimmtes Geprge geben. Dahin gehrt vor allem das Ritterwesen. Die ersten Anfnge desselben greifen bis in jene Zeit zurck, da sich neben dem Kriegsdienste zu Fu auch ein solcher zu Ro auszubilden begann. Zu seiner Blte gelangte es jedoch erst nach jahrhundertelanger Entwicklung, besonders während der Kreuzzge. Die Sitte erforderte eine lange und sorg-fltige Vorbereitung fr die Aufnahme in den Ritterstand. Zuerst mute der junge Adelige als Edelknabe (Page) den Dienst am

6. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 199

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
3. Von Heinrich Vii. bis Maximilian I. 199 betrieben wurde. Nach siebenjhrigen, wechselvollen Kmpfen kam es bei Mhldorf (am Inn) zur Entscheidungsschlacht, in welcher [1322 Ludwig einen vollstndigen Sieg errang und Friedrich in die Gefangenschaft seines Gegners geriet. Dennoch setzte Leopold den Krieg fort, und auch Papst Johann Xxii. mischte sich jetzt in den Streit und sprach der Ludwig den Bann und der sehte Lnder das Interdikt*) aus. Dies bewog Ludwig, den Versuch zu einer Ausshnung zu machen. Er setzte Friedrich, den er bis dahin auf der Burg Trausuitz (in der Oberpfalz) gefangen gehalten, in Freiheit, doch unter der Bedingung, da er seine Partei zum Frieden bewege. Aber Leopold wollte nichts von einem Vergleiche wissen, und Friedrich stellte sich, treu seinem gegebenen Worte, wieder zur Haft. Da begrte ihn Ludwig als Freund und Bruder, und ^beibe schlssen sogar einen Vertrag, nach welchem sie die Herrschaft im Reiche gemeinsam führen wollten, ein Ubereinkommen , dem brigens die Fürsten ihre Besttigung versagten. Erst nach Friedrichs Tode wurde Ludwig allgemein anerkannt. 1330 Aber noch immer weigerten sich die Ppste, die seit 1309 unter dem Schutze Frankreichs in Avignon residierten, den Bann zurckzunehmen, wenn der Kaiser nicht der Krone entsage. Da stellten die deutschen Kurfrsten bei dem Kurverein zu Rense den Grund-1338 satz auf, da jeder gewhlte deutsche König zugleich auch rmischer Kaiser sei und seine Wrde und Macht von Gott habe und zu deren Ausbung nicht erst der ppstlichen Besttigung bedrfe. Der Parteihader fhrte indes dem Papste immer wieder neue Bundesgenossen zu, und noch ein Jahr vor Ludwigs Tode gelang es dessen Gegnern, ihm in der Person Karls von Bhmen (Heinrichs Vii. Enkel) einen Gegenkaiser auszustellen. Seine Hausmacht vergrerte Ludwig durch Erwerbung Brandenburgs, eines Teiles der Niederlande und Tirols. So lange Ludwig der Baier lebte, vermochte Karl Iv. [13471378 nicht auszukommen, und auch nach des erstehen Tode suchte ihm die wittelsbachsche Partei noch einige Zeit die Krone streitig zu machen. Fr das Reich hat er wenig getan; das durch ihn erlassene wichtige Reichsgrundgesetz, die goldene Bulle" (so genannt von der [1356 goldenen Siegelkapsel), war nur geeignet, die Selbstndigkeit der durch dasselbe bevorzugten Fürsten zu erhhen. Die goldene Bulle setzte die Zahl der zur Wahl eines Kaisers berechtigten Fürsten daher *) Infolge des Interdikts hrte aller Gottesdienst auf, keine Glocke wurde gelutet, keine Messe gelesen, kein Sakrament gereicht, selbst Taufe und Sterbe-kommuuion unter schreckenden Formen verrichtet; Tote wurden nicht mehr in geweihter Erde bestattet, und auf dem Kirchhofe segnete man die Ehen ein.

7. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 202

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
202 Vi. Das Deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. in Speier und zuletzt in Wetzlar hatte. Zur bessereu Haud-habuug der Rechtspflege wurde das Reich in zehn Kreise eingeteilt ; diese waren der sterreichische, bairtsche, schwbische, frnkische, oberrheinische, kurrheinische, burgundische, West-talische, niederschsische und oberschsische. Jedem Kreise war ein Reichsfrst als Hauptmann vorgesetzt, der der Vollstreckung der Urteile des Reichskammergerichts zu wachen hatte, und unter dessen Vorsitz die Kreistage abgehalten wurden, auf welchen die be-sonderen Angelegenheiten des Kreises zur Beratung kamen. Unter-Maximilian wurden auch durch Franz von Taxis die ersten Posten eingefhrt. Nach auen war der Kaiser nicht glcklich. Die Franzosen, welche sich Mailands bemchtigt hatten, mute er in dem Besitze desselben besttigen, und zu einem beabsichtigten Zuge gegen die Trken verweigerten ihm die Fürsten ihren Bei-stand. Dagegen begrndete er durch die Verheiratung seiner Kinder Philipp und Margarete mit Johanna und Johann von Kastilien, sowie durch die seiner Enkel Ferdinand und Maria mit Anna und Ludwig von Ungarn und Bhmen die Gre seines Hauses. 4. Friedrich von Hohenzollern. Die Burg Hohenzollern liegt auf einer steilen Felshhe der schwbischen Alp, in demselben Lande, aus dem auch die mchtigen Geschlechter der Staufer und Habsburger hervorgegangen sind. Zu Ende des 12. Jahrhunderts wurde Graf Friedrich von Hohenzollern Burggraf von Nrnberg. Als solchem war ihm die hchste Gerichtsbarkeit an Kaisers Statt und der oberste Kriegsbefehl in dem ihm untergebenen Bezirke bertragen. Seine Nachfolger gelangten im Laufe der Zeit zu immer grerem Ansehen. Gute Verwaltung und treues Festhalten an Kaiser und Reich huften Gter und Rechte auf ihr Haus, dem sich an Macht und Einflu bald keines im frnkischen Lande an die Seite stellen konnte. Der glnzendsten Zukunft aber fhrte Friedrich Vi. sein Geschlecht entgegen. Friedrich war ein reichbegabter Fürst von umfassender Bil-duug, dabei gebt in allen ritterlichen Knsten. Seine Migung und Besonnenheit, gepaart mit Mut und Entschlossenheit, machten ihn geschickt, im Rate wie im Felde eine hervorragende Stellung einzunehmen. Jung noch schlo er sich an Sigmund an, kmpfte mit ihm bei Nikopolis gegen die Trken und entfaltete dann eine entscheidende Ttigkeit bei der Wahl desselben zum deutschen Kaiser. Sigmund wute die Verdienste des klugen und krftigen Zollern i

8. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 205

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
5. Deutsches Leben im Mittelalter. 205 Hofe des Fürsten oder eines sonst angesehenen Ritters erlernen. Dann wurde er mit dem Eintritt in das Jnglingsalter wehrhast gemacht und folgte nun seinem Herrn als Knappe (Junker) in den Streit. Erst wenn er hinreichende Proben seiner Waffen-tchtigkeit gegeben, wurde ihm nach Ablegung der Rittergelbde stets wahr zu reden, das Recht zu verteidigen, die Religion und ihre Diener, Witwen und Waisen und die Unschuld zu schirmen und durch Erteilung des Ritterschlages die Ritterwrde verliehen. Zur Erhaltung und Belebung des ritterlichen Sinnes, der kriegerischen Kraft, des mnnlichen Mutes dienten die Turniere (Kampfspiele), welche den Glanzpunkt der an den Hfen der Fürsten abgehaltenen Feste bildeten. Nur Ritterbrtige wurden zugelassen, und damit kein Unberechtigter sich eindrnge, fhrte man die Wappen als symbolische Andeutungen der Namen und Geschlechter ein. Es bestanden eigene Turniergesetze, an die sich die Kmpfer und Kampfrichter streng halten muten. Wer seinen Gegner beim Lanzenstechen aus dem Sattel hob, der empfing als Sieger den Preis Habedank" (Dank) aus dem Munde einer Dame. Als das Schiepulver von Osten her bekannt wurde und in Gebrauch kam, und dadurch die Kriegfhrung eine ganz vernderte wurde, ver-lor das Rittertum seine Bedeutung. Die Entwicklung des Stdtewesens wurde schon von Heinrich Iv. gefrdert. Die Rechte und Freiheiten, die die Brger allmhlich erwarben, wurden die Ursache, da sich die geringen Leute immer mehr nach den Stdten zogen, wo sie geschtzt durch Wall und Mauer eine Zuflucht vor den Bedrckungen des Herrenstandes fanden. Hier wurden sie durch Betriebsamkeit und Handel reich und erlangten unter ihren selbstgewhlten Obrigkeiten (Brger-meister, Ratsherren, Schffen) eine immer grere Selbstndig-fett. Durch Kauf, durch die Gunst der Kaiser, oft auch mit den Waffen in der Hand, erwarben sich manche Städte ein Hoheitsrecht nach dem anderen, bis sie sich gnzlich von der Aufsicht der Landes-Herren befreiten und unmittelbar unter den Kaiser gestellt wurden. Solcher freien Reichsstdte gab es zu Ende des Mittelalters mehr als 50. Was das Emporkommen der Städte am meisten frderte, war der in ihren Mauern blhende Handel und Gewerbeflei. Drei Jahrhunderte lang war Deutschland der Mittelpunkt des europischen Verkehrs. Deutsche Kaufleute fhrten die Produkte des Morgen-landes, die Pfefferkrner Indiens, die Seidengespinste Chinas, die Gewrze und Spezereien Arabiens und gyptens aus den Seestdten Italiens nach den Handelspltzen an der Donau und

9. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 206

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
206 Vi. Das Deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. am Rhein mtb von da weiter nach dem Norden, Osten und Nord-Westen Europas. Aus Ungarn, Rußland und den Lndern an der Nord- und Ostsee holte man Pelze, Hute, Talg, Teer, Pech, Eisen und Bernstein. Dagegen lieferte Deutschland Getreide, Wein, ^>alz, bhmische Steine, Metalle, Nrnberger Spielwaren, schlesische und westflische Leinwand, niederlndische Tuche, rheinische und steirische Waffen und Stahlwaren und andere Erzeugnisse der Kunst und des Gewerbefleies seiner Bewohner. Augsburg, Ulm, Regensburg, Wien, Straburg, Frankfurt a.m., Kln, Nrn-berg, Erfurt, Braunschweig waren Hauptstapelpltze des Binnen-Handels.^ Die Schiffe der deutschen Seestdte Dauzig, Greifs-wald, Stralsund, Wismar, Lbeck, Hamburg, Bremen n. a. befuhren alle nordischen Meere, in den meisten Hfen Englands, Dnemarks, Norwegens, Schwedens, Finnlands, ja felbst in dem fernen russischen Nowgorod wurden Faktoreien (Handelsniederlassungen) gegrndet. Messen und Jahrmrkte, Warenniederlagen und Kauf-Huser begnstigten ebenso den Handel wie die Gewerbe. Die letzteren hoben sich hauptschlich durch das Entstehen der Znfte <Handwerksgenossenschaften), die sich besondere feste Einrichtungen gaben. Nach einer bestimmten Anzahl von Jahren wurde der Lehrling zum Gesellen befrdert und hatte sich als solcher auf die Wau-derschaft zu begeben. Um Meister zu werden, mute er seine Befhigung durch ein Meisterstck nachweisen, und es fehlte dabei an Zeremonieen ebensowenig wie beim Ritterschlage. Auf Ehre wurde streng gehalten, schlechter Lebenswandel schlo von der Zunft aus. Art der Spitze jeder Zunft stand ein Zunftmeister, welcher Ordnung und Zucht handhabte und innere Zwistigkeiten beilegte. Wer zur Genossenschaft gehrte, wurde von derselben in jeder Not unter-sttzt. In der Regel wohnten die Glieder einer Zunft in einer besonderen Gasse beieinander und hatten ihren gemeinsamen Stand auf dem Markte, ihre eigene Fahne und ihren bestimmten Anteil an der Bewachung der Stadt. Der Wohlstand und die mit demselben wachsende Macht der Städte erregten die Eifersucht der Fürsten und der umwohnenden Ritterschaft. Whrend jene den Brgern die Freiheiten und Rechte verkrzten oder sie zu lstigen Abgaben anhielten, verlegte der Raubadel die Handelswege, plnderte die Kaufmannsschiffe und Gterwagen, erprete Zlle, (Straengelder und Geleitsgebhren und verwstete die stdtischen Gemarkungen. Von den Kaisern war bei der Ohnmacht derselben wenig Schutz zu erwarten, und es blieb den Stdten nichts brig, als ihre Rechte und Gter gegen Gewalttat und Raub selbst zu schirmen. So entstanden die Stdtebndnisse, wie der rheinische und schwbische Stdtebund und vor allen

10. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 207

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
5. Deutsches Leben im Mittelalter. 207 die Hansa. Anfnglich nur zwischen Lbeck und Hamburg zum 1241 Schutze ihres gemeinsamen Handels auf dem Stecknitzkanale abge-schloffen, erlangte der Hanfabuud eine immer grere Ausdehnung und umfate zu Ende des 14. Jahrhunderts gegen 80 norddeutsche Städte. Zweck desselben war auer der Wahrung gesicherter Fahrt zu Land und zur See Erhaltung und Erweiterung der erlangten Freiheiten, schiedsrichterliche Vermitteluug in allen Streitigkeiten zwischen Bundesgliedern und Sttzung des stdtischen Regiments gegen Aufruhr im Innern. Alle Städte, die dem Bunde angehrten, sandten ihre Vertreter zu dem Hansatage nach Lbeck, wo der innere und uere Angelegenheiten, der Bndnisse und Vertrge, der Krieg und Frieden Beschlu gefat wurde. Bald war die Hansa eine Genossenschaft, welche sich in Deutschland wie im Aus-lande groe Vorrechte, ja eine fast unabhngige Stellung zu er-zwingen wute. In ihren der den ganzen Norden verbreiteten Niederlassungen, von denen die zu Brgge, London, Bergen und Nowgorod die bedeutendsten waren, lebten die Kaufleute unter eigenen Vorstehern, nach heimischen Sitten und Gesetzen, frei von allen lstigen Abgaben und Zllen. Ihre Flotten beherrschten die Meere, zahlreich und glcklich waren die Kriege, die der Bund in seiner mchtigen Zeit fhrte. Die Könige der nordischen Reiche wurden oft zu schmhlichen Friedensbedingungen gezwungen; in Schweden und Dnemark konnte lange Zeit kein Herrscher den Thron besteigen ohne Zustimmung der Hansa. Als aber durch die Eut-deckuug Amerikas und des Seewegs nach Ostindien der Wellhandel eine andere Richtung nahm, schwand auch die Macht und Blte der deutschen Hansa. Am hrtesten und leidenvollsten gestaltete sich in der Zeit des Faustrechts das Los des Bauernstandes. In den Fehden der Ritter wurden die Drfer und Hfe niedergebrannt und die Ernten verwstet; Frondienste, Steuern, Zehnten und Abgaben jeglicher Art waren endlos; ohne Recht und Schutz der Gesetze war der unfreie Mann den hrtesten und entehrendsten Strafen ausgesetzt. Die Bauern-aufstnde, deren die Geschichte des Mittelalters eine ansehnliche Menge aufzuweisen hat, bewirkten in der Regel nur eine Verschlim-mernng der Lage der Bauern. Am lngsten bewahrten die Friesen an den Gestaden der Nordsee ihre altdeutsche Volksfreiheit, und vergeblich waren die Versuche der benachbarten geistlichen und weltlichen Herren, festen Fu unter ihnen zu fafseu. Da beschuldigte man die Ste-dinger (an der Hunte) der Ketzerei, predigte einen frmlichen Kreuz-zug wieder sie und rottete sie fast gnzlich aus. Glcklicher waren die Ditmarschen (an der Westkste Holsteins), welche in langen Kmpfen ihre Unabhngigkeit den Dnen gegenber behaupteten.
   bis 10 von 12 weiter»  »»
12 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 12 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 2
3 0
4 10
5 0
6 0
7 0
8 0
9 1
10 9
11 1
12 0
13 0
14 11
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 7
27 0
28 2
29 0
30 0
31 2
32 0
33 0
34 3
35 1
36 2
37 3
38 0
39 3
40 0
41 0
42 3
43 2
44 0
45 3
46 5
47 5
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 4
5 0
6 0
7 5
8 0
9 8
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 5
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 1
24 0
25 1
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 1
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 1
38 0
39 0
40 0
41 1
42 0
43 1
44 0
45 2
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 2
57 0
58 0
59 2
60 1
61 0
62 0
63 1
64 0
65 0
66 0
67 0
68 5
69 0
70 0
71 6
72 2
73 2
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 1
80 0
81 0
82 1
83 1
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 1
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 2
5 3
6 0
7 0
8 0
9 0
10 11
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 4
17 0
18 7
19 4
20 0
21 1
22 3
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 1
32 0
33 6
34 0
35 1
36 0
37 1
38 0
39 2
40 0
41 0
42 0
43 1
44 1
45 0
46 0
47 0
48 2
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 6
55 0
56 0
57 0
58 1
59 6
60 0
61 1
62 11
63 2
64 2
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 0
72 5
73 0
74 0
75 0
76 0
77 2
78 0
79 0
80 11
81 6
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 4
98 0
99 3
100 2
101 0
102 1
103 0
104 0
105 0
106 1
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 2
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 5
119 0
120 1
121 2
122 2
123 0
124 2
125 0
126 2
127 1
128 2
129 0
130 0
131 1
132 9
133 0
134 0
135 0
136 1
137 0
138 0
139 0
140 1
141 0
142 1
143 1
144 0
145 13
146 2
147 0
148 3
149 0
150 0
151 1
152 2
153 0
154 1
155 0
156 3
157 0
158 5
159 0
160 0
161 1
162 3
163 1
164 0
165 3
166 6
167 0
168 0
169 2
170 0
171 14
172 0
173 0
174 0
175 2
176 1
177 3
178 0
179 0
180 0
181 1
182 2
183 7
184 0
185 0
186 0
187 1
188 0
189 0
190 0
191 2
192 1
193 0
194 3
195 0
196 0
197 1
198 0
199 0