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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 55

1868 - Elberfeld : Volkmann
55 amten traten außer Wirksamkeit (451 v. Chr.) Nach Ablauf des Jahres hatten sie Zehn Tafeln fertig und legten sie dem Volke zur Bestätigung vor; Zugleich erklärten sie aber, es fehlten Zum völligen Abschlüsse des Rechtes noch zwei Tafeln. Man erwählte also auch noch für das folgende Jahr Zehn Männer, unter ihnen den Appius Claudius, einen Patrizier von stolzem, hochfahrenden Sinn. Sobald dieser sein Amt angetreten hatte, zeigte er seine wahre Gesinnung. Auf seine Veranlassung führ- ten sie die Neuerung ein, daß jeder von ihnen von Zwölf Likto- ren mit den Ruthenbündeln begleitet öffentlich erschien, während die früheren Deeemvirn es so gehalten hatten, daß nur einer dieses königliche Abzeichen hatte und dasselbe in der Runde bei ihnen herumging. Sie schienen Miene zu machen, die übertra- gene Gewalt zu behalten und für das nächste Jahr keine Beam- ten wählen zu lassen; denn obschon die beiden rückständigen Ta- feln bereits fertig waren, so beriefen sie doch das Volk nicht Zu den Wahlen, schalteten im Gegentheil ganz nach Belieben und verfolgten diejenigen, die ihnen im Wege standen. So behielten sie denn wirklich auch für das folgende Jahr ohne Genehmigung ihre Stelle bei und Niemand wagte es, ihnen entgegenzutreten. Endlich stürzten sie Zwei Unthaten, die aus ihrer Mitte verübt wurden. Einmal ließen sie einen alten verdienten Krieger, der ihnen verdächtig war, durch Meuchelmord aus dem Wege räu- men, und dann wagte es Appius Claudius, auf eine bürgerliche Jungfrau, Virginia mit Namen, einen Angriff Zu machen. In dem heftigen Verlangen, sie in seine Gewalt zu bekommen und sie ihrem Vater und Bräutigam zu entreißen, gab er vor, sie sei die Selavin eines seiner Clienten (Schutzbefohlenen) und demsel- den in früher Jugend entführt worden. Da der von ihm ge- dungene Client dieses vor Gericht beschwor, so sprach Appius sie ihm in der Eigenschaft als oberster Richter zu. Das Mädchen sollte abgeführt werden, da nahm sie der Vater bei Seite unter dem Vorwände, er wollte von seiner Tochter Abschied nehmen und erstach sie mit einem Messer, das in der Nähe auf einer Fleischerbank lag. Dann rief er auf das Haupt des Appius den Fluch herab und bahnte sich durch die aufgeregte Menge den Weg Zum Thore.

2. Geschichtsbüchlein für Volksschüler - S. 12

1877 - Düsseldorf : Schwann
— 12 — ©rasen Karl von Anjou. Weil dieser aber tyrannisch regierte, beriefen die Italiener den inzwischen herangewachsenen Konradin. Vergebens warnte ihn seine Mutter; er zog nach Italien. Mit Jubel wurde er empfangen und hatte bald ein stattliches Heer. Bei Tagliacozzo aber wurde er von Karl geschlagen, durch Verratherei an den rachsüchtigen Fürsten ausgeliefert und auf dem Markte zu Neapel als Hochverräter hingerichtet. 1268. 14. Rudolf von Habsburg (1273—1291). Nach dem Tode des letzten Hohenstaufen (1254) trat in Deutschland ein Interregnum (Zwischenreich) ein. Im Jahre 1273 wählten die deutschen Fürsten den schweizerischen Grafen Rudolf von Habsburg zum Kaiser. Er war ein rechtschaffener und frommer Ritter, der kein Unrecht duldete. (Rudolf und der Priester.) Aber auch an Kriegstüchtigkeit fehlte es ihm nicht. Den stolzen König Ottokar von Böhmen, der ihn nicht anerkennen wollte, besiegte er in der Schlacht auf dem Marchfelde (1278), in welcher Ottokar selbst fiel. Mit Bewilligung der Fürsten gab Rudolf die Länder Oesterreich, Steiermark und Krain, welche Ottokar an sich gerissen hatte, seinem Sohne Albrecht zum Lehen und gründete dadurch das Habsburgisch-Oesterreichische Haus. Mit großer Strenge verfuhr er gegen die Raubritter. Viele derselben ließ er hinrichten und zerstörte ihre Schlösser. Er durchzog selbst das Reich und saß überall öffentlich zu Gericht. Man hat ihn den „Wiederhersteller Deutschlands" genannt — Sein Sohn und zweiter Nachfolger, Albrecht I., (1298—1308) versuchte die freie Schweiz zu unterjochen, was ihm jedoch nicht gelang. (Sage von Tell.) 15. Maximilian I. (1493—1519). Maximilian I. war ein deutscher Kaiser aus dem Hause Habsburg-Oesterreich, ein Mann von edler und ritterlicher Gesinnung. (Turnier zu Worms.) Deutschland verdankte ihm verschiedene, wohlthätige Einrichtungen. Den fortwährenden Fehden im Lande machte er ein Ende dadurch, daß er die Fürsten ewigen Landfrieden schwören ließ. Damit aber jeder sein Recht suchen und erlangen könnte, wurde ein Reichskammergericht eingesetzt und zu Frankfurt feierlich eröffnet. Zur bessern Handhabung der Ordnung theilte

3. Kleines Handbuch der Realkenntnisse und deutschen Sprachkunde für Schüler in Volksschulen - S. 79

1835 - Darmstadt : Jonghaus
79 warb sich große Verdienste um Deutschland, suchte überall Ordnung herzustellen, legte Städte und Burgen an, und war überhaupt bemüht, Deutschland Wohlstand und An- sehen zu verschaffen. Seine Nachfolger Otto I., Ii. und Iii. verbanden mit der deutschen Königswürde auch die römische Kaiserkrone. 70. Die folgenden Könige und Kaiser wurden aus den fränkischen, und nach diesen aus den schwäbischen Her- zogen gewählt, von welchen besonders Heinrich Iv. merk- würdig geworden ist (1106). 71. Gegen das Ende des 11. Jahrhunderts hatte sich in Deutschland Unwissenheit, Aberglauben, sogar Räu- berei allgemein verbreitet. Hierzu trugen besonders die Kreuzzüge bei, welche vom Jahre 1096 zwei Jahrhunderte hindurch zur Eroberung Palästinas unternommen wurden und an sechs Millionen Menschen das Leben kosteren. 72. Denn während die Könige und andere Herren in einem fremden Lande Krieg führten, entstanden im eig- nen Lande mancherlei Unordnungen und Uneinigkeiten. Dieses war der Zeitraum, wo das Faustrecht herrschte, wo jeder Edelmann (Ritter) für sich mit seinen Nachbarn Krieg führte^ feste Schlösser baute und das Land durch Räuberei unsicher machte. Noch jetzt sieht man hie und da die Ueberreste solcher Raubschlösser oder Burgen. 73. Im Jahre 1272 bestieg Rudolph von Habsburg den deutschen Kaiserthron und wurde der Wohlthäter Deutschlands. Mit aller Strenge suchte er dem Faust- rechte zu steuern, zerstörte die Burgen der widerspenstigen Ritter und gebot einen allgemeinen Landfrieden. So ver- schaffte er dem Lande Ordnung und Ruhe. Allein sein Tod veränderte leider wieder gar Vieles. Erft 200 Jahre später gelang es dem Kaiser Maximilian I., eine vollkom- mene Ordnung in Deutschland herzustellen. 74. Unter der Regierung dieses Kaisers erfolgte im Jahre 1517 die Reformation durch Luther und Zwingli, wodurch in Deutschland drei christliche Religionsparteien ent- standen. Es erfolgten daraus mancherlei Streitigkeiten, und sogar blutige Kriege, von welchen besonders der drei- ßigjährige Krieg (1618 — 1648) unsägliches Elend über ganz Deutschland brachte, der aber doch die Folge hatte,

4. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 179

1830 - Passau : Pustet
Vaterlands * Geschichte.^ Unter den Karolingern wurde Bojoarien ein Königreich. ! Karl des Großen Sohn, Ludwig, theilte sein Kaiserreich im Jahre 825 unter seine drey Söhne, und sein Sohn Ludwig erhielt Bo- joarien als Königreich. Er bezog als König Ludwig I. Regenöburg zur Residenz. Ihm war wenig Friede geworden. Mit äußern Feinden kämpfend, hatte er auch 14jährigen Hader mit Vater und Brüdern. Sein Vater, Ludwig der Kaiser, hatte sich noch als Wittwer vermählt, bekam einen Sohn, und ihn reuete nun die frühere Theilung des Landes. Als Vater der Könige und Herr des gesammten Reiches theilte er das Land wieder, und darum entstand Krieg zwischen Söhnen und Vater, und nach des Vaters Tode zwischen den Brüdern. Im Kampfe wegen Ländertheilung siegte Ludwig über seine Brüder, und es wurde der Antrag gemacht, daß das teutsche Land zu allen Zeiten ein unabhängiges mit eigenen Königen seyn soll, und er wurde König in Teutschland. Daher heißt er auch Ludwig der Teutsche. Wie Ludwig der Teutsche gegen Vater und Brüder seinen Söhnen das Beyspiel gab, thaten auch diese gegen ihn. Sie verlangten Theilung und begannen Krieg gegen den Va- ter. Er erfüllte ihren Willen, und zeigte je- dem sein künftiges Erbtheil aus. Der Söhne Zwietracht erfüllte Ludwig des Teutschen Alter mit Schmerz. Er war ohne Ruhe und Lust. Aber auch sein Vater sagte, als er ver- blich, zu den Umstehenden: »Sagt meinem Soh- »ne Ludwig, daß ich ihm "verzeihe, aber er »habe mir das Leben entrissen." Und wirklich mußte diesen Schmerz auch der König der Teutschen noch fühlen. 179 27. Wie und wann wurde Bojoarien ein Königreich? 2 L. Hatte Ludwig!. König Bojoari- ens friedliche Re- gierung ? 29. Wanun heißt der König der Bojo- aren Ludwig I., auch der Teut- sche? 20. Trat das Bey-- spiel eines Vat. u. Vznid.-Kriegs, wie Ludwig d.t. mit Vat. und V. hatte,wieder ein? 21. Wie wirkten auf Ludwig den Kai- ser und Ludwig den Teutschen die Vater- und Bru- derkriege? 121

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 107

1861 - Stuttgart : Hallberger
107 38. Einige Züge aus dem Leben einer rdeln deutschen Frau. Mathilde, die Gemahlin Heinrichs I., ist ihrer hohen Tugenden wegen ein nachahmnngswürdiges Vorbild für Alle ihres Geschlechtes; innige Liebe kettete sie an ihren Gemahl, tiefgefühlte Ehrfurcht an Gott und mildthätiges Wohlwollen an die Armen. Sanftmuth, Bescheidenheit und der reinste Christensinn leitete alle ihre Handlungen. Die Veränderung des äußern Glanzes bewirkte keine Veränderung in ihrem Innern; ja sie zeigte sich um so demü- thiger, je höher sie stand. Ihren Unterthanen war sie mit mütter- licher Liebe zugethan, und ihre Sanftmuth milderte die Hitze, die zuweilen in ihrem Gemahl aufloderte. Selbst der Verbrecher fand in ihr eine Fürsprecherin, und immer war sie tief bekümmert, wenn einer zum Tode verurtheilt wurde. Glücklich und in steter Liebe vereint hatte sie 27 Jahre mit ihrem Gemahl verlebt, als ihr derselbe durch den Tod entrissen wurde. Tief verwundete dieser große Verlust ihr zartes Herz; aber sie ertrug ihn mit frommer Ergebung. Gebet und Thränen mil- derten ihren Kummer, und an dem Todtenbette ihres Gemahls er- mahnte sie ihre Söhne, nicht um vergängliche Würden und Vorzüge zu streiten, sondern nach dem Ewigen zu ringen, Gott zu fürchten und in Eintracht zu leben. — O hätte doch dies liebevolle Wort einen bleibenden Eindruck auf das Herz der Söhne gemacht! Wie sehr würden sie sich dadurch selbst geehrt, wie viel Kummer ihrer frommen Mutter erspart haben! Von ihren Söhnen war Otto schon früher zum König gewählt worden, und Heinrich erhielt das Herzogthum Bayern. Beide wur- den bald dadurch gegen ihre edle Mutter eingenommen, daß bos- hafte Verläumder das Gerücht aussprengten, Mathilde besitze un- geheure Schätze, die sie an Unwürdige verschleudere. Sie begeg- neten daher ihrer Mutter mit Härte, und wollten sie sogar nöthigen, ihren Wittwensitz in der Nähe von Quedlinburg zu verlassen und in ein Kloster zu gehen; sie aber zog sich auf ihre Stammgüter in Westphalen zurück und ertrug auch dieses Herzeleid mit Geduld. König Otto hatte jedoch von dieser Zeit an keine Ruhe mehr. Er versank in Traurigkeit und wurde von tiefster Reue ergriffen. Endlich schrieb er an seine Mutter, flehte reumüthig um Vergebung und bat sie zurückzukehren. Hocherfreut über die Sinnesänderung ihres Sohnes und alles Geschehene vergessend, machte sich Mathilde sogleich auf den Weg und kam bis Grona bei Göttingen. Kaum hörte dies der König, so ritt er ihr mit großem Gefolge entgegen. Als er die Gott- geliebte von ferne sah, sprang er vom Pferde, gieng näher, warf

6. Geographie und Geschichte - S. 44

1874 - Quedlinburg : Vieweg
44 Kaisergeschichte. 9, f f4- Kü"ste und Wissenschaften. Die Dichtkunst stand in hohem Ansehen Man beang feie Abenteuer der Ritter. (Troubadours im südl Frankreich, Minnesänger m Deutschland.) Das vorzüglichste Gedicht aus der Zeit der Hohenstaufen tft das Nibelungenlied. Die B a u k u n ft lie-er e ^chtbcmten rm gothischen Styl (Spitzbogen): Der Dom zu Köln von Stembach) ^ 2wüniier 3“ Straßburg, 1015 angelegt. (Erwin , ^0. Rudolph Von Hnbsburq. Die Fürsten waren endlich bei Unordnung müde. Durch die Bemühungen seines Schwagers Friedrich von Hohenzollern und des Erzbischofs Werner von Mainz wurde Rudolph gewählt. ( Ru Aachen m semer Kaiserpracht" re.) Er wachte Ordnung im Lande und strafte die großen und kleinen Uebelthäter. Nur Otto* rar von Böhmen verweigerte ihm den Lehnseid. Er besiegte ihn m der Schlacht auf dem Marchfelde, wobei Ottokar pel. Ottokars Sohn behielt von den Ländern seines Vaters nur Böhmen und Mähren. Oesterreich, Steiermark, Kärnthen, Kram gab Rudolph an seine Söhne und begründete dadurch dre Macht des jetzigen österreichischen Kaiserhauses. Unter den folgenden Kaisern sind zu merken: Karl Iv. Er regelte durch dre goldene Bulle die Kaiserwahl, indem er zu Kurfürsten bestimmte, •> geistliche: die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, und 4 weltliche: deu König von Böhmen, den Pfalzgrafen am Rhein, den Herzog von Sachsen, den Markgrafen von Brandenburg, S i g i s m n n d. Unter ihm wurde die Kirchenversammlung zu Konitanz am Boden^ee gehalten. Auf derselben wurde Johann Hnß zum ^euertove beurtheilt 1415. Friedrich von Hohenzollern wurde 1417 mit der Mark Brandenburg belehnt. „ i?on Albrecht Ii. bis Franz Ii. (1437 — 1806) regieren mit Ausnahme Karl's Vii. nur Kaiser aus dem habsburgifcheu Hause. Maximimilian I., „der letzte Ritter," macht dem Faustrecht ein Ende, stiftet ,,d e n ewigen Landfriede n", eröffnet das R e i ch s-k a m m e r ge r i ch t zu Frankfurt und verbietet jede Selbsthülfe. Er theilt Deutschland in 10 Kreise, und führt das Po st wesen (Gras von Thuru und Taxis) ein. — Kaiser Max auf der Marünswand. — Sein Enkel Karl V. wurde als deutscher Kaiser der mächtigste Herrscher der Erde, tu dessen Reiche d i e Sonne nicht unterging. Erfindungen: Der C o nt paß machte es möglich, sich bei See-x et)eil vou den Küsten weiter als bisher zu entfernen und Entdeckungsreisen Zu machen. Das S ch i e ß p n l v e r wurde von B e r t h o l d S ch w a r z zu Freiburg erfunden (Schwefel, Kohle, Salpeter). Zuerst Mörser, daun größere und kleinere Kanonen, daun Flinten. Abfeiierung mit der Lunte, «nt dem Feuerschloß; in neuerer Zeit mit Zündhütchen. (Dreyse erfand das Zundnadelgewehr.) Die B u ch d r it ck e r k u u st wurde 1440 von Johann Gute n-b e r g zu Mainz erfunden. Früher gab es nur geschriebene Bücher (Mönche). Sie waren sehr theuer; eine Bibel kostete 2 — 300 Thaler. Anfangs schnitt man die Buchstaben auf einteilte Stäbe ans Buchenholz; datier: Buchstab. Später nahm man metallene Lettern.

7. Kurs. I. u. II. für die Oberklassen gehobener Volksschulen und für die Unter- und Mittelstufe des Geschichtsunterrichts in Bürgerschulen - S. 39

1883 - Leipzig : Peter
39 Johanns Nachfolger Benedikt Xii. erneuerte sogar den Bann und belegte Deutschland mit dem Interdikte. Der dadurch entstandenen schrecklichen Verwirrung machten endlich die Fürsten auf dem ersten Kurverein zu Rense 1338 ein Ende, indem sie die Wahl des Kaisers von der Bestätigung des Papstes unabhängig machten. Ludwig vergrößerte seine Hausmacht durch die Mark Brandenburg, mit welcher er seinen Sohn Ludwig belehnte. Außerdem erwarb er noch mehrere andere Länder und zog sich dadurch den Haß der Fürsten und des Papstes zu. Auf Betreiben des letzteren wurde Ludwig für abgesetzt erklärt. Mehrere Kurfürsten wählten (1346) den Markgrafen Karl von Mähren (Sohn des Königs von Böhmen) zum Kaiser. Ein Jahr später starb Ludwig, dem die Reichsstädte treu geblieben waren. Die bairische Partei ernannte den tapferen und biederen Grafen Günther von Schwarzburg zum Gegenkaiser. Dieser starb jedoch nach kurzer Zeit, und Karl von Mähren wurde als Karl Vi. allgemein als Kaiser anerkannt. § 23. Ludwig der Ältere, Markgraf von Lrandenlmrg. Als die Kaiser Ludwig von Baiern und Karl Iv. in Deutschland regierten, herrschten in der Mark Brandenburg traurige Zustände. Im Jahre 1320 war der letzte Sprosse des askanischen Herrscherhauses gestorben, und das Land hatte feinen Regenten. Überall brachen Unruhen und Fehden aus. Räubereien und verheerende Seuchen vermehrten die Wirren. Die benachbarten Fürsten brachten Teile des Landes an sich; die Pommern nahmen die Uckermark, die Mecklenburger die Priegnitz. Der Kaiser Ludwig von Baiern erklärte die Mark als ein erledigtes Reichslehen und belehnte damit im Jahre 1324 seinen neunjährigen Sohn Ludwig, für den er die Regierung selbst übernahm. Ludwig war von 1324 —1351 unter dem Namen Ludwig I. der Ältere Markgraf von Brandenburg. Der Papst erklärte die Belehnung für ungiltig und that den Kaiser und den Markgrafen in den Bann. Die Bischöfe begünstigten die.feinde Ludwigs; der Bischof von Lebus (einer Stadt an der Oder) reizte die Polen zu einem Einfalle in das Land auf. Mit Mord und Brand fielen die wilden Scharen in die Neumark ein und verheerten sie auf schreckliche Weise. Die geängstigten Einwohner, namentlich in Frankfurt a. d. O. und in Berlin, erhoben einen Ausstand gegen die päpstliche Partei; der Propst von Bernau wurde erschlagen. Da belegte der Papst Brandenburg mit dem Interdikte. Es wurden die Kirchen geschlossen und alle gottesdienstlichen Feierlichkeiten untersagt. Begräbnisse geschahen ohne Glockengeläute und kirchliche Feier. Zwei Jahre hausten die Polen in Brandenburg, in welcher Zeit sie 144 Dörfer niederbrannten, viele Menschen mordeten und 6000 mit sich fortschleppten. Endlich gelang es Ludwig, sie aus dem Lande zu jagen und auch die von den Grenznachbaren genommenen Landesgebiete wieder zu erobern. Die Uckermark bekam er erst nach einem langen und harten Kriege, mußte jedoch dafür 6000 Mark Silber bezahlen. Nach dem Tode des Kaisers Ludwig kam neues Unheil über Brandenburg. Die Feinde des bairischen Hauses, zu denen auch der neue Kaiser Karl Iv. gehörte, versuchten, den Markgrafen Ludwig I. zu vertreiben. Sie bedienten sich dazu eines Mannes, der sich für den verstorbenen Waldemar ausgab, indem er erzählte, Waldemar sei nicht gestorben, sondern habe einen anderen für sich begraben und das Gerücht von seinem Tode nur verbreiten lassen, um ungestört eine Wallfahrt nach dem heiligen Lande zu unternehmen; das Elend seines Landes aber habe ihn veranlaßt aufs neue die Regierung zu übernehmen. Kaiser Karl Iv. erkannte ihn als den wirklichen Waldemar an und belehnte ihn mit der Mark. Das Volk, welches sich

8. Kurs. I. u. II. für die Oberklassen gehobener Volksschulen und für die Unter- und Mittelstufe des Geschichtsunterrichts in Bürgerschulen - S. 37

1883 - Leipzig : Peter
37 Rudolfs Wunsch, daß sein Sohn Albrecht ihm auf dem Throne folgen sollte, ging nicht in Erfüllung, weil die Fürsten dessen Hausmacht fürchteten. Es wurde der Graf Adolf von Nassau zum Kaiser gewählt. Nach einigen Jahren jedoch setzten ihn die Fürsten wieder ab und wählten Albrecht zum Kaiser. Um sich auf dem Throne zu behaupten, ergriff Adolf gegen seinen Gegner die Waffen. Es kam unweit Worms zu einer Schlacht, in welcher Adolf besiegt wurde und das Leben verlor. § 21. Kaiser Albrecht I. (Der Freiheitskamps der Schweizer.) * Albrecht 1, der von 1298 —1308 regierte, war ein tapferer, aber stolzer, strenger und herrschsüchtiger Fürst, 8er vom Volke wohl gefürchtet, aber nicht geliebt wurde. Sein Hauptbestreben richtete er auf die Vermehrung seiner Hansmacht. Deshalb trachtete er auch danach, die Schweiz dem habsburgischeu Hause zu unterwerfen. Im 11. Jahrhunderte war die Schweiz an das deutsche Reich gekommen. Die Grafen von Habsburg, denen die Landgrafschaft des Aargaus als erbliches Lehen gehörte, gelangten in der Schweiz , allmählich zu großer Macht und trachteten danach, die Landschaften, über welche sie als Reichsvögte landesherrliche Rechte ausübten, ganz unter ihre Botmäßigkeit zu bringen. Die Landschaften Schwyz, Uri und Unterwalden, denen von einem Nachfolger Friedrichs I. (Barbarossa) ihre Reichsunmittelbarkeit zugesichert war, bildeten zur Wahrung ihrer Rechte einen Bund, die Eidgenossenschaft genannt. Die Gemeinden, denen ein Landamtmann oder Schultheiß vorstand, verwalteten ihre Angelegenheiten selbständig nach alten Gebräuchen und Rechten; nur den Kaiser erkannten sie als Herrn über sich an. Um ihre Unterwerfung unter das Haus Östreich zu erzwingen, schickte Albrecht Reichsvögte in ihr Land, welche die Gerichtsbarkeit in strengster Weise ausübten und sich allerlei Übergriffe erlaubten. Uber Schwyz und Uri setzte er Geßler von Bruneck, über Unterwalden Beringer von Landenberg. Diese achteten die Rechte der freien Gemeinden gar nicht, sondern handelten in ihrem Uebermnte nach Willkür und verfuhren oft mit grausamer Strenge. Geßler ließ sich bei Alters in Uri eine Zwingburg bauen. Die Schweizer beklagten sich beim Kaiser; aber ihre Beschwerde hatte keinen Erfolg. Da beschlossen sie, sich selbst zu helfen ^und die Vögte zu vertreiben. Die Sage erzählt darüber Folgendes. Walther Fürst, Arnold von Melchthal und Werner Stauffacher, drei in ihren Gemeinden angesehene Männer, trafen die Vorbereitungen zur Befreiung ihres Landes. Sie kamen mit 30 vertrauten Männern in einer Novembernacht des Jahres 1307 auf dem Rütli am Vierwaldstättersee zusammen und schlossen einen Bund zur Befreiung ihres Landes. Sie bestimmten die Neujahrsnacht 1308 zur Ausführung ihres Planes. Nicht lange darauf wurde Geßler, der in seinem grausamen Hochmute den wackeren Schützen Tell zu verderben suchte, von letzterem auf dem Wege nach Küßnacht erschossen. Diese That erhöhte den Mut des Volkes. In der Neujahrsnacht 1308 nahmen Verschworene die Burg Roßberg, Landenbergs Schloß in Sarnen, und alle übrigen Burgen der Landvögte ohne Blutvergießen. Landenberg wurde über die Grenze gebracht. Ohne blutigen Kampf hatten die Schweizer ihre Befreiung erlangt. Kaiser Albrecht wollte die rebellischen Bauern, wie er sie nannte, strafen; aber der Tod ereilte ihn vor der Ausführung dieses Vorhabens. Sein Neffe Johann von Schwaben, dem er das väterliche Erbe in der Schweiz und in Schwaben nicht übergeben wollte, ermordete ihn im Jahre 1308. Wegen dieser That erhielt Johann den Beinamen Parricida, d. h. Verwandtenmörder.

9. Kurs. I. u. II. für die Oberklassen gehobener Volksschulen und für die Unter- und Mittelstufe des Geschichtsunterrichts in Bürgerschulen - S. 40

1883 - Leipzig : Peter
40 nach einem Herrscher sehnte, der es aus den unheilvollen Drangsalen befreien könnte, hing ihm an; nur wenige Städte blieben Ludwig treu, namentlich Briezen (Treuen-briezen), Spandau und Frankfurt a. b. O. Karl Iv. zog mit einem Heere gegen Ludwig. Als aber dieser und einige deutsche Fürsten den tapferen Grasen Günther von Schwarzburg zum Kaiser wählten, wurde Karl um seine Krone besorgt. Er verließ seinen Schützling und belehnte Ludwig mit der Mark. Der falsche Waldemar mußte, von allen verlassen, der Herrschhaft entsagen; er zog sich nach Dessau zurück. Bald darauf, im Jahre 1351, entsagte Ludwig der Herrschaft und ging nach Ober-baiern. Sein Bruder Ludwig Ii. der Römer folgte ihm in der Regierung (1351 — 1365). Durch ein Reichsgesetz, die goldene Bulle, welches die 7 zur Kaiserwahl berechtigten Kurfürsten bestimmte, wurde er im Jahre 1356 zum Kurfürsten von Brandenburg erhoben. Karl Iv. schloß mit ihm und [einem Bruder Otto einen Erbvertrag,°^daß nach dem Aussterben des bairischen Fürstenhauses Brandenburg an das Haus des Kaisers, das luxemburgische, sattelt sollte. Otto, mit dem Beinamen der Faule oder der Finner, der sich wenig um die Regierung kümmerte, trat Brandenburg im Jahre 1373 an Karl Iv. ab. § 24. Zustände in Sraudeuburg unter Karl Iv. und Sigismund. Der Kaiser Karl Iv. belehnte seinen zwölfjährigen Sohu Wenzel mit der Mark Brandenburg und übernahm selbst die Regierung. Ordnung und Sicherheit im Lande herzustellen, und durch Belebung des Handels demselben wieder aufzuhelfen, war sein fortgesetztes Bestreben. Kräftig trat er dem Raubritterwesen entgegen und führte eine bessere Gerichtsbarkeit ein. Als er im Jahre 1378 starb, wurde Wenzel Kaiser und Sigismund, der erst 10 Jahre alt war, Kurfürst von Brandenburg. Es kam jetzt wieder eine traurige Zeit für das Land. Niemand kümmerte sich um die Verwaltung; Recht und Ordnung wurden nicht geachtet, da keine Obrigkeit die Vergehen strafte. Die Ritter führten unaufhörlich Fehden gegen einander und gegen die Städte. Viele von ihnen lauerten mit ihrem Troß an den Abb. 20. Sigismund. Landstraßen den Reisenden auf, um sie aus- zuplündern. Die gefährlichsten dieser Raubritter waren Dietrich und Hans von Ouitzow, von Puttlitz, von Jtzenplitz u. a. Benachbarte Fürsten, unter ihnen sogar der Erzbischof von Magdeburg, fielen in Brandenburg ein, und ihre Scharen raubten, mordeten und brannten Dörfer nieder. Auch als Sigismund selbständig die Mark verwaltete, kümmerte er sich wenig um dieselbe. Er lebte meistens in Ungarn ant Hofe des Königs von Ungarn und Polen, mit dessen Tochter er sich vermählen wollte; in den Marken regierten seine Statthalter. Da er immer in Geldverlegenheit war, verpfändete er (1388) die

10. Kurs. I. u. II. für die Oberklassen gehobener Volksschulen und für die Unter- und Mittelstufe des Geschichtsunterrichts in Bürgerschulen - S. 35

1883 - Leipzig : Peter
35 Konradin, dessen Freund Friedrich von Baden nebst mehreren anderen Gefangenen auf dem Markte von Neapel hinrichten. § 19. Zustände in Deutschland zur Zeit des Interregnums. * Als das Haus der Hohenstaufen ausgestorbeu war, wollte fern deutscher Fürst die Reichsregierung übernehmen. Einige Fürsten übertrugen die Kaiserkrone dem englischen Grafen Richard von Cornwallis, andere dem Könige Alsous von Kastilien. Beide kümmerten sich nicht um Deutschland. Die Zeit von 1256—1273, da das Reich eigentlich ohne Kaiser war, nennt man das Interregnum, d. h. Zwischenreich. Traurige Zustände herrschten nun in Deutschland. Die Fürsten hatten schon unter den letzten hohenstausischen Kaisern, da diese fast nur in Italien beschäftigt waren, viele Hoheitsrechte, als z. B. Heerbann, Gerichtsbarkeit, Prägung von Münzen, an sich gebracht; in der kaiserlosen Zeit regierten sie in ihren Ländern unumschränkt. Ritter und Grasen machten sich unabhängig vou ihren Lehnsherren. Fortwährende Fehden zwischen den Fürsten und Grasen beunruhigten das Land und zerstörten den Wohlstand der Bürger und Bauern. Viele Ritter lebten vorn Raube; sie überfielen wohlhabende Reisende und die Kaufleute, welche mit Waren bei ihren festen Burgen vorüberzogen. Bei solchen Ueberfüllen fanden oft Mutige Kämpfe statt; die Raubritter schleppten die reichen Gefangenen nach ihrer Burg und sperrten sie in das Burgverließ, bis es diesen gelang, durch eiu Lösegeld frei zu werden. Die Schwachen und Wehrlosen mußten sich der rohen Gewalt fügen; Gesetz und Ordnung hatten aufgehört; es galt nur das Faustrecht. Niemand konnte sich seines Besitzes erfreuen. Den einzigen Schutz gegen die Frevler gewährten die Femgerichte, welche feit dem 12. Jahrhunderte an einzelnen Orten bestanden und ihren Hauptsitz in Westfalen hatten. Diese Gerichte, deren Mitglieder Wissende hießen, hielten ihre Sitzungen im geheimen an abgelegenen Orten und des Nachts. Wer von diesem Gerichte verurteilt wurde, konnte seiner Strafe nicht entgehen, da die Wissenden über das ganze Reich verbreitet waren. Gegen die Überfalle der Raubritter hatten sich um die Mitte des 13. Jahrhunderts mehrere große Handelsstädte vereinigt und zu ihrem Schutze einen Bund, die Hansa genannt, geschlossen. Sie unterhielten eine bewaffnete Mannschaft, welche ihre Warenzüge auf Flüssen und Landstraßen begleiten mußte. Dem Hansabunde, den Lübeck und Hamburg ins Leben gerufen hatten, traten bald die meisten größeren Städte Deutschlands bei; auch außerdeutsche Staaten schlossen sich ihm an; es entstanden in London, Bergen (in Norwegen), Nowgorod und an anderen Orten Stapelplätze zur Niederlegung der Waren der Hansestädte. Mit der Zeit wurde der Hansabund so mächtig, daß er zum Schutze der Städte und zur Wahrung ihrer Rechte sogar siegreiche Kriege gegen die Könige von Norwegen und Dänemark ' führte. 3*
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TM Hauptwörter (200)200

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