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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vaterländische Geschichte - S. 39

1912 - Leipzig : Dürr
— 39 — der Bote des Senbgrafen, der „alle Beamten und angesehenen Männer des Gaues" zu der vom Königsboten anberaumten Versammlung entbietet. Ant Strafe brohe der Kaiser Versäumnis! Gern vernimmt man diese Einlabung. Wiberwillig folgte man früher der Labung zur Gerichtsversammlung, ba man baburch oft viel Zeit versäumte. Doch Karl hatte ihnen diese Pflicht abgenommen und Schöffengerichte eingerichtet, nur breimal im Jahre brauchte man zu den „ungebetenen Dingen" zu erscheinen. — Von allen Seiten ziehen he Daß Sendgrafengerid)t. (Dieses Bild ist als große farbige Anschauungstafel im Verlage E. C. Wachsmuth in Leipzig erschienen.) freien Sachsen der Gerichtsstätte zu. Jetzt erscheinen die Königsboten und der Gaugraf. Ihre staubige Reisekleibung Haben sie mit prächtigen Gewänbern vertauscht. Lautlose Stille tritt ein. Die Mitteilung der Aufträge ei folgt. Dann Hält man Gericht über einen Freien, der sich dem Heerbann entzogen Haben soll. Doch durch Eibeshelfer stellt die] er seine Unschulb klar. Die Wirksamkeit der Königsboten ist nach einiger Zeit erschöpft. Ihre Pflicht ruft sie toieber zurück an Karls Hof, wo sie dem Herrscher Bericht erstatten müssen über die Zustänbe in dem von ihnen bereisten Gebiete. Nach Heymann und Uebel (Aus vergangenen Tagen). Iv. Ter Verfall des karolingischen Weltreiches. 1. Die Straßburger Eide und der Dertrag zu Derdun (843). Lnbwigs des Frommen Söhne lebten wegen der Reichsteilung in Unfrieben. Schließlich verbanben fid) Ludwig und Karl, kamen in Straßburg zusammen und leisteten die unten verzeichneten Eibe, Ludwig in romanischer, Karl in beutscher Sprache. Ehe sie sthtouren, rebeten sie das versammelte Volk an, der eine in beutscher, der anbere in romanischer Sprache. Lubtoig sagte: „Wie

2. Vaterländische Geschichte - S. 5

1912 - Leipzig : Dürr
— 5 — einander durch fast handbreite, um die Mitte der Stäbe geknotete Linnenbänder verbunden waren. Nachdem sich das Gewoge der in den Kreis Drängenden, die lauten Stimmen, das Klirren der Waffen ein wenig beruhigt hatten, hob der Herzog den Speer und schlug damit auf den erzbeschlagenen Schild drei feierlich gemessene Streiche. Da wurde augenblicklich tiefe Stille. „Das Volksthing ist eröffnet!" sprach Ergo und ließ sich langsam nieder, im Sitzen den einen Fuß über den andern schlagend. Er warf den dunkelblauen, weitfaltigen Mantel, der auf der linken Schulter von einer Spange zusammengehalten war, nach rückwärts, lehnte den Speer wie einen langen Stab über die rechte Schalter und sprach, die linke Hand mit ausgebreiteten Fingern hebend, langsam: „Ich, der Richter, frage die Freien, ob hier die Stätte ist, gerechtes Gericht zu halten." Da zogen die Männer ihre Schwerter, hoben sie gen Himmel und antworteten: „Uber Frieden und Freiheit, Leib und Leben richten wir Freie und finden echtes 'Urteil." Da furchte der Herzog die Stirn und rief: „Klage ist gekündet gegen Ebar, den Fürsten eines Gaues!" „Der Verräter! Der Heerverderber!" So scholl es drohend aus der Menge. „Friede im Ring!" gebot der Richter. „Wo ist der Kläger?" Da trat des Fürsten Waffenträger vor, zog das Schwert und sprach: „Ich klage gegen Fürst Ebar um Heerverrat. Dreimal habe ich ihn gewarnt; dreimal habe ich ihm offen gedroht, sein Trachten dem Herzog aufzudecken und dem ganzen Volk. Er aber hat mich und alle seines Gefolges, ja alle Heermänner unseres Gaues bereden wollen, wenn die Versammlung den Kampf beschließe und der Herzog aufbreche mit dem Heer, nicht zu gehorchen, sondern abzuziehen, im Notfall mit Gewalt uns durchzuschlagen und von dem Feinde Schonung für unseren Gau zu erbitten unter Geiselstellung und Unterwerfung." Da durchdrang ein furchtbares Brausen die Reihen, die Waffen klirrten, der Zorn des Volkes brach grimmig los, einige sprangen, drohend die Schwerter zückend, gegen den Angeklagten, welcher schweigend, aber trotzig dicht vor dem Richtersteine stand. „Halt," rief der Herzog, „nieder die Waffen! Wer sie noch einmal zückt, dem geht's an die Hand." Er war rasch aufgesprungen und hielt nun von der oberen Stufe über des Bedrohten Haupt schützend seinen langwallenden Mantel. Sofort legte sich der Lärm, beschämt traten die Hitzigsten zurück in den Ring. „Ich frage dich," begann nun der Richter, „Fürst Ebar, was entgegnest du der schweren Anklage, die wider dich erhoben?" „Es ist alles wahr", sprach dieser finster blickend. „Bringt mich um; ich will nicht leben!" Darauf wandte sich der Richter an die Männer im Ring und sprach: „Sein Mund ist geständig der schwersten Schuld, was droht ihm das Recht?" „Den Strang! den Weidenstrang!" scholl es nun tausendstimmig. „Den L)chmachbaum! Hängt ihn sogleich!" Da zuckte Schmerz über des Fürsten

3. Vaterländische Geschichte - S. 42

1912 - Leipzig : Dürr
Platze warteten die Freien auf den Ausgang derselben. Eberhard sprach zu den versammelten Großen: „Als mein Bruder, der König Konrad, im Sterben lag, wandte er sich an mich mit folgenden Worten: ,Bruder, ich fühle, daß ich nicht mehr lange leben werde; deshalb achte auf meinen Rat und sorge für das Reich. Wir haben Truppen und Heere, Burgen und Waffen und die Königskrone dazu, aber kein Glück. Das Glück, mein Bruder, famt der herrlichsten Befähigung hat der Herzog Heinrich von Sachfen, und das Heil des Reiches liegt in der Sachfen Hand. Nimm darum die Zeichen der königlichen Würde, die heilige Lanze, die goldenen Spangen nebst dem Mantel, das Schwert und die Krone der alten Könige und bringe sie dem Sachsenherzog. Er wird in Wahrheit ein König sein/" Darauf erhob sich der Erzbischof von Mainz und sprach: „Das muß ein trefflicher Mann sein, den sein Feind so rühmt. Laßt uns den frommen Sachsen herzog wählen, dessen Kriegsruhm im ganzen Reiche bekannt ist, und der allein fähig ist, mit starkem Arm das Reich zu schützen." „So sei es! Herzog Heinrich sei unser König!" riefen die sächsischen und fränkischen Großen. Dann wurde die Kirchentür geöffnet, und die Freien hoben nach altem Brauche den neuen König auf einen Schild und zeigten ihn allem Volke. Dieses schlug die Schilde zusammen, klatschte dreimal in die Hände und rief mit donnernder Stimme, so daß es weithin hallte: „Heil und Segen dem König Heinrich!" Dann trat der Erzbischof von Mainz an Heinrich heran und forderte ihn auf, nach alter Sitte sich salben und krönen zu lassen. Dieser aber ent-gegnete: „Mir ist es genug, daß ich zum König gewählt worden bin und diesen Namen führe, das hat kein Sachse vor mir erreicht. Gottes Gnade und eurer Liebe danke ich es. Aber damit sei es genug. Salbung und Krönung sei einem Besseren vorbehalten; ich bin so großer Ehren nicht würdig." Nun reichte ihm Eberhard das Schwert Karls des Großen. Dreimal schwang es König Heinrich im Kreise, und das Volk jauchzte von neuem dem Könige zu. 3t. Fritzsche (Deutsche Geschichte). 2. Heinrich stellt die Einheit Deutschlands her. Heinrich war zunächst nur König über Sachsen und Franken. Bayern, Schwaben und Lothringen hatten sich von der Wahl ferngehalten und erkannten ihn nicht an. Wie notwendig war aber gerade in dieser Zeit die Einheit Deutschlands! Schlimme Feinde (Ungarn, Wenden) bedrohten seine Grenzen. Heinrich ging daher bald nach seiner Wahl an die Aufgabe, die deutsche Reichseinheit wieder herzustellen. Mit Freundlichkeit und Milde brachte er den Herzog von Schwaben dahin, daß dieser ihn anerkannte. Darauf wandte er sich gegen Bayern. Mit einem zahlreichen, wohlgerüsteten Heere, denn er wußte, daß er es mit einem tapferen Manne zu tun hatte, betrat er die Grenzmarken Bayerns. Der Bayernherzog hatte bei Regensburg sein Heer gesammelt, und als Heinrich heranrückte, zog er ihm kampfgerüstet entgegen. Aber Heinrich wollte nicht Krieg, sondern Frieden und schlug dem Herzog eine Zusammenkunft vor, Aug' in Auge wollten sie

4. Vaterländische Geschichte - S. 47

1912 - Leipzig : Dürr
— 47 — wandte er sich um und rief laut zu dem Volke: „Sehet, ich führe euch Otto zu, den Gott zu eurem König erwählt, König Heinrich bestimmt und alle Fürsten erhoben haben! Gefällt euch solche Wahl, so erhebt eure Rechte zum Himmel!" Alle erhoben die Hänbe, und donnernd hallte es in der Runde: „Heil und Segen dem neuen Herrscher!" Darauf schritt der Erzbischof mit Otto bis zum Altare vor, wo Schwert und Wehrgehenk, Mantel und Spangen, Zepter, Stab und Diadem, die Zeichen der königlichen Würbe, lagen. Zuerst nahm er Schwert und Wehrgehenk und sprach, zum Könige gewenbet: „Nimm hin bies Schwert und triff damit alle Feinde des Herrn, Heiben und schlechte Christen! Denn darum hat dir Gottes Wille alle Gewalt über das Reich der Franken verliehen, daß die ganze Christenheit sichern Frieden gewinne." Dann ergriff er beit Mantel mit den Spangen und legte ihm denselben an mit solgenben Worten: „Die Säume des Gewandes, die bis zur Erde herabwallen, sollen dich mahnen bis an das Ende auszuharren im Eifer für den Glauben und in der Sorge für den Frieden." Und als er ihm Zepter und Stab überreichte, sprach er: „An diesem Zeichen lerne, daß du väterlich züchtigen sollst, die dir untergeben sind!" „Vor allem aber", fuhr er fort, „strecke deine Hand aus voll Barmherzigkeit gegen die Diener Gottes wie gegen die Witwen und Waisen, und nimmer versiege aus deinem Haupte das Öl des Erbarmens, ans daß du hier und dort die unvergängliche Krone zum Lohn empfangest!" Mit diesen Worten nahm er das Ölhorn, salbte ihn mit dem heiligen Öle, das die Kirche als ein Zeichen der Barmherzigkeit ansieht, und setzte ihm unter Beihilfe des Erzbifchofs von Köln das goldene Diabem auf das Haupt. Als so die Krönung vollbracht war, stieg Otto schon im Glanze der Krone zu dem Throne empor, der zwischen zwei Marmorsäulen von wunderbarer Schönheit erhöht war, von wo er das ganze versammelte Volk überblickte und von allen gesehen werden konnte. Hier blieb er, während die Messe gehalten wurde; dann stieg er vom Throne herab und kehrte zur Pfalz Karls des Großen zurück. Hier war inzwischen an marmorner Tafel das Königsmahl mit auserlesener Pracht bereitet. Mit den Bischöfen und Herren setzte sich der neue Herrscher zu Tisch; es dienten ihm aber beim Königsmahle die Herzöge der deutschen Länder. So ist es damals zuerst geschehen und oft dann in der Folge; es war ein Zeichen, daß die Herzöge der einzelnen Länder den König, der über das ganze Volk gesetzt war, als ihren Herrn erkannten, daß sie nichts anderes sein sollten und wollten als die ersten seiner Dienstleute. Denn wie an dem Hofhalte der deutschen Fürsten von alters her die mächtigsten und angesehensten unter den Dienstleuten als Munbschenk, Kämmerer, Truchseß und Marsch all die Person des Fürsten umgaben und ihrer warteten, so leistete damals der Lothringerherzog Giselbert, in dessen Gebiet Aachen lag, die Dienste des Kämmerers und ordnete die ganze Feier; der Frankenherzog Eberhard sorgte als Truchseß für die Tafel, der Schwabenherzog Hermann staub als oberster Munbschenk den Schenken vor, und Arnulf von Bayern nahm für die Ritter und ihre Pferde als Marschall Bedacht, wie er auch die Stellen bezeichnet hatte, wo man lagern und die Zelte aufschlagen konnte. Denn die

5. Vaterländische Geschichte - S. 51

1912 - Leipzig : Dürr
— 51 — Bremen, bebaute er in Sachsen und Thüringen viele Berge und Hügel mit festen Burgen und legte Besatzungen hinein. Die erste und größte dieser Burgen nannte er Hartelsburg (Harzburg). Er befestigte sie von außen mit einer gewaltigen Mauer, mit Türmen und festen Toren. Im Innern schmückte er sie mit Gebäuden und baute darin auch ein stattliches Kloster, das er mit reichen Schätzen schmückte. Die Burgleute zwangen die Bewohner der umliegenden Gegend zur Befestigung der Burgen; die Bauern mußten alles herbeifahren, was zum Bau notwendig war, und dabei im Schweiße des Angesichts Frondienste leisten wie Knechte. Und da Heinrich in der Nachbarschaft dieser Burgen wenige oder gar keine Güter besaß, so plünderten die, welche die Burgen bewachten, aus Mangel an Lebensmitteln beständig die Dörfer und Felder. Sie erpreßten unerträgliche Abgaben und Steuern und trieben häufig ganze Herden weg. Sie nötigten die Leute, auch vornehme Reiche, wie niedere Knechte zu dienen. Wenn sich einer darüber bei den Burgleuten beklagte , wurde er aus der Stelle in Fesseln geworfen, als ob er ein schweres Unrecht gegen den König getan hätte. Als nun ganze Scharen an den Hof nach Goslar kamen und den König anriefen, wurden sie abgewiesen. Da entstand unter den sächsischen Bischöfen und Grafen eine große Verschwörung gegen den König. Wer zum Kriege tauglich war, rief laut zu den Waffen, und alle schwuren: „Entweder wir wollen sterben oder die Freiheit des Volkes erstreiten!" Da befahl der König, daß sich alle sächsischen Fürsten in Goslar versammeln sollten, damit er mit ihnen über die Angelegenheiten des Reichs beraten könne. Alle eilten freudig dahin, aber bewaffnet und gerüstet; sie hofften, jetzt würden die Leiden der Sachsen ein Ende nehmen. Die Bischöfe, Herzöge und Grafen versammelten sich in der Nähe der königlichen Pfalz. Seit Tagesanbruch saßen sie dort und warteten vergeblich, daß der König zu ihnen herauskomme oder sie eintreten heiße. Er hatte die Türen seiner Kammer verschlossen, trieb darin mit seinen Gesellen Würfelspiel und andere unnütze Dinge und kümmerte sich nicht darum, daß er so viele angesehene Männer wie die niedrigsten Knechte vor seiner Tür warten ließ. Sie wären voller Wut in die Pfalz gedrungen, wenn nicht der Bischof von Halberstadt und ein paar andere dem tobenden Haufen zugeredet hätten. Als der König die Nachricht von der drohenden Gefahr hörte, begab er sich eilig auf die Harzburg. So verging der ganze Tag, ohne daß ein Bote zu den Sachsen herauskam, der ihnen die Wahrheit gesagt hätte. Erst als die Nacht schon angebrochen war, trat einer von des Königs Höflingen heraus und fragte die Fürsten höhnisch, wie lange sie dort noch warten wollten; der König habe schon durch eine andere Tür die Pfalz verlassen und sei in schnellem Trabe nach seiner Burg geeilt. Da gerieten sie alle in großen Zorn. Bald darauf zogen die Sachsen mit einem großen Heer aus die Harzburg zu, in welcher sich der König befand. Der Burg gegenüber schlugen sie ein Lager auf, so daß man sie von dieser aus erblicken konnte. Die Burg lag auf einem hohen Berge und war nur auf einem einzigen, sehr beschwerlichen Wege zugänglich. Die anderen Seiten des Berges beschattete ein unermeßlicher 4*

6. Vaterländische Geschichte - S. 56

1912 - Leipzig : Dürr
— 56 — freube um einen großen Teil geminbert; benn ihr König Rubolf hatte zwei Wnnben erhalten, von benen die eine löblich, die anbete entstellenb war. Die rechte Hand war ihm abgehauen worben. Als die neben feinem Lager ftehenben Bischöfe um ihn klagten, sagte er, die abgehauene Rechte betrachtenb: „Das ist die Hand, mit der ich meinem sperrn Heinrich Treue zugeschworen habe, und nun lasse ich Leben und Reich. Ihr aber, die ihr mir dazu rietet, feinen Thron zu besteigen, sehet zu, daß ihr mich den rechten Weg geleitet habt." Bald barauf starb er. 2. Nachbem Heinrich in langen Kämpfen alle feine Feinde unterworfen hatte, lub er die Fürsten nach Mainz und ließ von allen den Frieden für das ganze Reich beschwören. Den Friebensbrechern würden schwere Strafen angebroht. So steuerte er dem Raub und der Fehbe, und das gereichte dem frieblichen Bürger und Bauern zum Guten. Die Ritter aber, an Kampf und Plünberung^ gewöhnt, waren bamit burchaus unzufrieben und trachteten nach einem Anlaß zu neuem Aufruhr. Mit List und Verschlagenheit war es dem Sohne Heinrichs Iv. gelungen, sich zum Herrscher Deutschland zu machen. Der Kaiser selbst war nach Lüttich geflüchtet, von wo aus er feinem Sohne folgenbe Botschaft fanbte: „Warum hörst du lieber auf jene, die bir raten: ,Verfolge beinen Vaters als auf das göttliche Gebot: ,Ehre beinen Vater' ? Sie betrügen bich, aber belehren bich nicht; unter dem Deckmantel der Treue knüpfen sie die Schlingen der Untreue. Doch kein Wunber, wenn boshafte Hinterlist die leicht erregte und unreife Jugenb mißleitet, ba schlimme Ratschläge bisweilen selbst Greife zum Bosen lenken. Mein Unglück ist eher Folge fremben als beines Vergehens ; benn bu warst in den Hauben der Anstifter. Tätest bu aber Gewalt hinzu, so hättest bu feine Entschulbigung mehr. Ich habe nun vernommen, daß bu Ostern in Lüttich zu feiern bich entschlossen haft. An biefem Orte hat mich die Treue und Liebe des Bifchofs aufgenommen, als feiner vorhanben war, der meiner sich erbarmt hätte. Er ist gesonnen, mich währenb des öfter-festes bei sich zu behalten, wofern er nicht etwa bich im Haufe hätte. Ich bin aus der Mitte berer, die mich Haffen, weit hinweggezogen und habe mich in die Grenzgebiete beines Reiches zurückgezogen, bamit ich entweber in der Abgefchiebenheit des Ortes ungefährbet wäre, ober wenn mein Los mich nötigte, im Auslanbe Menschlichkeit zu suchen, ich um so schneller aus beirtem Reiche entweichen könnte. Ich flehe also, daß bu um beines Vaters willen das Osterfest anberswo festlich begehst und mir gestattest, im Hause besten, der aus Menschlichkeit mich aufgenommen hat, wo ich nicht als Kaiser weilen bars, boch minbeftens als Gast weilen zu bürsert; bamit nicht mir zum Spott und bir zur Schanbe erzählt würde, daß ich am Fest der Auferstehung genötigt war, ein ungewisses Obbach mir zu suchen. Gewährst bu, was ich bitte, so weiß ich bir basür außerordentlichen Dank; anbernsalls will ich lieber in sremben Sänbern betteln gehen, als zum Gespötte bienen in Säubern, die einst mir gehörten. („Leben Kaiser Heinrich des Vierten.")

7. Vaterländische Geschichte - S. 57

1912 - Leipzig : Dürr
57 — Des Kaisers Leiche. Auf der dunklen Rheinesinsel Nah dem altersgrauen Speier, Kungt’s so seltsam, still und traurig, Läutet leis so bange Feier. Auf der dunklen Rheinesinsel Liegt die scharfgefällte (Eiche, Liegt bei heil'ger Kerzen Schimmer Unsres vierten Heinrichs Leiche. Liegt von allen da verlassen, Zdo er stolz und stark gerichtet: Lin im Tode noch Verbannter, Schwer vom Bannesstrahl vernichtet. Stolzer Kaiser, armer Heinrich, 3ft denn alles dir genommen? 3ft zum alten, toten Kaiser Denn nicht einer noch gekommen? Horch, es tönt wie leises Beten, Tief aus Rlannesbrust entquollen, Und am heil’gcn Kranz die Kugeln Leise, leise niederrollen. Und ein Aug' — ein Aug' in Tränen -Seh ich hell im Lichte glühen, Und zu Kaisers Haupt und Füßen Dunkle, frische Blumen blühen. Seh von welker Hand die Kerzen (Ernst und still besorgt gelichtet; Seh ein Antlitz still und edel Auf des Kaisers Haupt gerichtet. Freundesliebe, priesterliebe! An des armen Heinrichs Bahre Hat der Zttönch gewacht, gebetet Fünf der langen, schweren 3ahre. Schlünbach. D. Deö deutschen Reiches neue Blüte. I. Friedrich Barbarossa. 1152—1190. 1. friedliche Kämpfe mit Italien und dem Papst. Friedrichs er ft et Zug nad) Italien. Friedrich Barbarossa, aus dem Hause der Hohenstaufen, feierte im Jahre 1154 einen Reichstag zu Goslar. Hier gab er dem Sachfenherzog Heinrich dem Löwen das Herzogtum Bayern zurück, das ihm mit llnredjt entzogen worden war. Dadurch gewann er an dem tapferen jungen Helden einen tüchtigen Waffengefährten für feine ersten Feldzüge nad) Italien. Von Sachsen aus begab sich Friedrich nad) Bayern und sammelte in der Ebene des Lechfeldes, gegenüber der Stadt Augsburg, ein Heer von 1400 Rittern, um nach Italien zu ziehen. Der Marsch ging über Brixen und durd) das Tridentiner Tal. Nach kurzer Raft am Gardasee brach Friedrich mit feinem Heere nad) den ronkalifchen Feldern in der Poebene auf, wo nach alter Sitte die zur Krönung nach Rom ziehenden deutschen Könige Halt mad)teu. An einer hoch aufgerichteten Stange wurde Hier im Lager ein Schild ausgehängt und die Schar aller Ritter, die Königslehen Hatten, durd) den Herold des Hofes aufgefordert, in nächster Nacht die Wache vor dem Könige zu halten. Diesem Vorgänge folgend, forderten auch die Fürsten ihre Lehnsmänner auf. So stellte man fest, wer dem Rufe des Königs oder eines Lehnsherrn, Heeresfolge zu leisten, nid)t nachgekommen war. Wer ohne Erlaubnis zu Haus geblieben war, ging feiner Lehen verlustig. Als Friedrich Barbarossa dieser Sitte folgte, wurden nicht nur die Lehen von Rittern, sondern auch die zweier Bischöfe abgefprod)en.

8. Vaterländische Geschichte - S. 62

1912 - Leipzig : Dürr
— 62 — nur weniges Land sein eigen nennen konnte. Nur Ottokar von Böhmen erkannte ihn nicht an, da er selbst gern König geworden wäre. Er suchte deshalb auch für seine Reichslehen keine Belehnung nach. Rudolf zog gegen ihn und besiegte ihn. Mit starker Hand suchte er dann den Landfrieden herzustellen; er zerbrach viele Raubnester, deren Bewohner das Land schädigten. Die Fürsten baten ihn, daß er nach Rom fahre und Kaiser würde. Aber der König war ein weiser Mann und antwortete mit einer Fabel: „Es wurden viele Tiere vor einen Berg geladen, und der Fuchs kam auch hin. Die Tiere gingen alle in den Berg, nur der Fuchs blieb allein draußen stehen und wartete, bis die Tiere wieder herausgingen. Es kam aber keins wieder heraus, da wollte der Fuchs nicht in den Berg." Mit der Fabel gab der König den Herren zu verstehen, daß vor ihm mancher König über das Gebirge in welsche Lande fuhr, die alle darin blieben; darum wollte er nicht nach den welschen Landen und nicht nach Rom. 2. Rudolf und die Raubritter. Also blieb der König in deutschen Landen. Das war dem Lande gut. Im Jahre 1290 war König Rudolf zu Erfurt und entbot zu sich die deutschen Fürsten zu einem Reichstage. Es kamen zu ihm ihrer mehr denn vierzig, geistliche und weltliche, und viele Grafen und Herren. Er gebot ihnen allen aufs strengste, aller Enden Frieden zu halten unter Androhung des Galgens. Besonders Thüringen war voll von Räuberei. Da gebot der König, daß man die Räuber in dem Lande suchen und ihre Festen zerbrechen sollte. Also zogen des Königs Leute und Ritterschaft aus, und die von Erfurt nahmen ihre Belagerungswerkzeuge mit und zerbrachen und verderbten sechsundsechzig Burgen und ummauerte Höfe. Wo sie die Räuber ergreifen konnten, da hingen sie dieselben ober schlugen ihnen das Haupt ab. Sie kamen auch nach Ilmenau und ergriffen barin achtunbzwanzig Räuber, die auf der Straße geraubt und gefrevelt hatten, und führten sie nach Erfurt. König Rubels saß selber über sie zu Gericht, und sie würden von den Seinen zum Tode verurteilt, unter großem Zulauf aus der Stadt geführt und enthauptet. Es war aber eine Anzahl Ebelleute, die nahmen sich ihrer Freunbe an, daß ihnen erlaubt warb, sie auf dem Kirchhof zu begraben. So fchuf König Rubolf Frieden im Lanbe, so daß an manchen Orten die Kaufleute ihre Lastkarren am Wege stehen ließen, wo sie übernachteten, und es bürste sie niemanb schäbigen. Er aber blieb der bemütige, gute, weise Herr. — Im hohen Alter kam ihm das Siechtum an. Als er merkte, daß feine Krankheit zunahm, .fuhr er nach Speyer. Daselbst starb er und warb begraben in dem Dome bei den anberen Königen. Nach Eike Dort Repgow und Johannes Rothe.

9. Vaterländische Geschichte - S. 137

1912 - Leipzig : Dürr
— 137 — Unterdrückung der Reformation in Norddeutschland. Jetzt erkannten die Evangelischen ihre gefährliche Lage, und sie schloffen sich zusammen. Vergeblich. Wallenstein, der kaiserliche Feldherr, drang siegreich bis zur Ostsee vor. Der Kaiser erließ nun den Wiedererstattungsbefehl. Wurde er nachdrücklich durchgeführt, fo mußte der Protestantismus untergehen. Da retteten ihn zwei Umstände, Wallensteins Absetzung und König Gustav Adolfs Landung und Siegeszug durch Deutschland. Bei Lützen sollte die Entscheidung fallen. Gustav Adolf siel, aber sein Heer siegte. Nach Gustav Adolfs Tode tobte der Kampf noch 16 Jahre. Es handelte sich dabei nicht mehr um die Religion, fondern um den Erwerb von Macht und Landbesitz. Das Land wurde verwüstet, Handel und Gewerbe zerstört. Roheit und Sittenlosigkeit verbreiteten sich. Endlich wurde 1648 zu Münster und Osnabrück der Friede geschlossen. Der Wiedererstattungsbefehl wurde aufgehoben. Katholiken, Protestanten und Reformierte erhielten gleiche Rechte. Das mittelalterliche Kaisertum. Bei den alten Germanen kannte man zunächst kein Königtum; sie wählten sich im Falle eines Krieges einen Anführer (Herzog), wie es bei den Westgermanen üblich war (Cherusker). Bei den Ostgermanen (Goten) hatte sich das Königtum schon früher ausgebildet. Das spätere Frankenreich war ein Erbreich. Die Frankenherrscher bestimmten noch bei Lebzeiten ihren Nachfolger. (Karl der Große — Ludwig der Fromme.) Das mittelalterliche Kaisertum ist zunächst eine Verbindung von Wahl- und Erbreich. Heinrich I. wird von den Großen der Franken und Sachsen gewählt. Sein Sohn Otto I. wird von ihm als sein Nachfolger bezeichnet, und die Großen des Reiches geben ihre Zustimmung. Ebenso gestaltet sich die Sache im Zeitalter der Hohenstaufen. Eine feste Residenz hatte der mittelalterliche Kaiser nicht; er war gewissermaßen fortwährend aus der Wanderschaft. Er zog von Pfalz zu Pfalz, die im Lande zerstreut lagen und den Unterhalt für den Kaiser und sein Gefolge lieferten. Der Kaiser war oberster Heerführer und Rechtsprecher (Königsgericht). Er war in vielen Beziehungen an die Zustimmung der Großen gebunden (Reichstage). So mußte er den Reichstag bei der Wahl des Nachfolgers, bei Reichsheerfahrten, bei der Reichsgesetzgebung befragen. Streitigkeiten zwischen den Fürsten gehörten ebenfalls vor den Reichstag. (Heinrich der Löwe.) Der oberste Reichsbeamte war der Kanzler des Reiches. Hofbeamte waren Schenk, Truchseß, Marschall und Kämmerer. Durch die Erblichkeit der Lehen und durch den Kampf zwischen Kaiser und Papst, wozu noch die Übertragung ursprünglich kaiserlicher Rechte an die Städte kam (Münzrecht), war das Kaisertum sehr geschwächt worden. Die Herzöge hatten allmählich alle Macht an sich ge-

10. Vaterländische Geschichte - S. 138

1912 - Leipzig : Dürr
— 138 — rissen; sie widersetzten sich dem Kaiser (Fürsten und Heinrich Iv., Heinrich der Löwe). Mit dem Ausgange der Hohenstaufen wurde das Reich ein reines Wahlreich (Rudolf von Habsburg). Nach und nach bildete sich das Kurkollegium heraus, eine bestimmte Anzahl von Wahlfürsten, das durch die Goldene Bulle (Seite 149) seine gesetzliche Grundlage erhielt. Dieses Gesetz regelt die Kaiserwahl. Das Kurkollegium besteht danach aus sieben Fürsten, vier weltlichen, welche zugleich die Verwalter der Erzämter waren, und drei geistlichen. Die Kurfürsten werden selbständige Herrn, ihre Länder sind unteilbar, nur in wenigen Fällen konnten sich ihre Untertanen an das Gericht des Kaisers wenden. Damit wächst die fürstliche Macht, während die des Kaisers sinkt. Die Fürsten nützen ihre Macht besonders bei Neuwahlen aus, indem sie sich von den zu Wählenden immer neue Rechte zusichern lassen. So mußte Karl V. gelegentlich seiner Wahl der Einsetzung eines Reichsregimentes zustimmen, das dann tatsächlich in Deutschland regierte. Der Westsälischefriede endlich brachte den Fürsten die volle Landeshoheit. Sie erhielten das Recht, Bündnisse abzuschließen, nur nicht zum „Schaden des Reiches". Dagegen war der Kaiser zur Ohnmacht verdammt. In allen Reichsangelegenheiten war die Beschlußfassung des Reichstages, bestehend aus den Vertretern der Kurfürsten, Fürsten und Städte, nötig. Der Kaiser konnte ohne dessen Zustimmung nichts unternehmen, seine Macht war zu einem Schatten herabgesunken, das deutsche Reich in viele Einzelstaaten aufgelöst und damit zur Ohnmacht verdammt. Das Heerwesen. In der Wanderzeit der Germanen war die Kriegspflichi eine allgemeine. Jeder Freie, der auch im Frieden zum Tragen von Waffen berechtigt war, hatte die Verpflichtung, am Volkskriege teilzunehmen, foweit nicht die Unreife der Jugend oder die Schwäche des Alters das unmöglich machten. Die Haupt-stärke dieses Heerbannes bestand im Fußvolk. Zur Zeit des Frankenreiches wurde die Verpflichtung zur Heeresfolge eine schwere Last der Freien. Durch die häusigeu Kriegsdienste ging die Wirtschaft daheim zugrunde; man sah darum die Teilnahme am Volkskriege nicht mehr wie früher als eine Ehre, sondern als einen Zwang an, dem man sich zu entziehen suchte. Lehnsleute stellten den Hauptteil des Heeres (Vasallenheer). Eine gänzliche Umgestaltung des Heerwesens fand durch Heinrich I. statt. Sein großes Verdienst ist es, das Heer in ein Reiterheer umgewandelt zu haben. Der Kriegsdienst zu Fuß verlor seitdem allen Glanz und alle Ehre. Bald galten die Worte Kriegsmann und Rittersmann für gleichbedeutend, aus dem Vasallenherr wurde ein Ritterheer. Nach und nach erwuchs aus diesen gepanzerten Reitern der Ritterstand, dessen Blüte in die Zeit der Kreuzzüge und der Hohenstaufen fällt. Doch dieser Stand entartete in der
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TM Hauptwörter (200)200

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