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1. Teil 2 - S. 133

1910 - Hannover : Helwing
133 geschehen könne, wurde das ganze Reich in 10 Kreise eingeteilt. Jeder Kreis bekam einen Kreishauptmann. Dieser durfte die Kriegsmacht des Kreises aufbieten, um das Urteil des Kammergerichts zu vollstrecken. Das alles aber kostete viel Geld. Der Kaiser bestimmte nun, daß jeder Bürger des Reiches von je 1000 Gulden Vermögen 1 Gulden Steuer (den „ge- nieinen Pfennig") zahlen solle. So hatte das Reich nun auch eine R e i ch s - st euer. 3. Einführung des Postwesens. Im früheren Mittelalter besorgten Leute, die weit umherkamen (Musikanten, Fuhrleute, Schlachter), Briese gegen Trinkgeld. Später traten an Stelle dieser gelegentlichen Boten ständige Postboten mit Ledertasche und Mappe, die zwischen bestimmten Städten und Klöstern zu festgesetzten Zeiten gingen. Sie galten als un- verletzlich. Kaiser Maximilian wünschte drängend, daß zwischen seinen weit auseinander gelegenen Ländern eine regelmäßige und sichere Postverbindung hergestellt werden möchte. Graf Franz von Taxis erbot sich, eine solche Reichspost einzurichten und die Briefe des Kaisers portofrei vom Hoflager nach den Niederlanden zu besorgen, wenn er dafür die Einkünfte der Post haben solle. Der Kaiser nahm dies Anerbieten gern an. Im Jahre 1516 richtete der Graf von Taxis zunächst die Post zwischen Wien und Brüssel ein, späterhin dann andere Strecken, teils Reit-, teils Fahrposten. Sein Urenkel wurde Reichsgeneralpostmeister. Ihm wurde das Postwesen als Reichslehen übertragen. 4. Entstehung von Personen- und Ortsnamen. Ursprünglich hatte der Deutsche nur einennamen, den „Vornamen": Hildebrand, Hadu- brand; später fügten namentlich die Burgherren ihrem Vornamen den Namen ihrer Stammburg hinzu: Otto von Northeim, Friedrich von Zollern, Hermann von Weinsberg u. a. Andere Personen mit gleichem Vornamen unterschied man wohl durch Hinzufügung ihres Handwerks oder ihrer Kunst, so Walter der Schmied, Heinrich der Müller, Volker der Fiedler. Späterhin siel der Artikel weg und Schmied (Schmidt, Schmitt), Müller, Fiedler wurden „Familiennamen". Als nun namentlich in den Städten viele Menschen zusammenströmten, reichte der bloße Vorname nicht mehr ans, unr eine bestimmte Person mit genügender Deutlichkeit bezeichnen zu können, und das war bei Rechtsgeschäften durchaus nötig. Daher wurde es in der letzten Hälfte des Mittelalters allgemein gebräuchlich, den: Vor- namen einen Zunamen hinzuzufügen, aus dem sich dann der Familienname entwickelte. Aus einem Konrad, der aus Franken stammte, wurde ein Konrad Franke; aus einem Siegfried, der aus Hessen kam, ein Siegfried Hesse; ein Erich, der ein Steinhaus in der Stadt besaß, wurde Erich Stein-

2. Teil 2 - S. 141

1910 - Hannover : Helwing
141 sahen sie es, daß der freie, wohlhabende Bürger die Hauptrolle im Leben des deutschen Volkes spielte. In der gewaltigen Erregung, welche die Re- formation durch Luther in aller Welt wachgerufen hatte, beschlossen ange- sehene Ritter, ihrem Stande mit Waffengewalt den Platz wieder zu er- kämpfen, welchen sie einst im Reiche eingenommen hatten (1523). Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten waren die Führer der Ritterschaft. Aber ihr Versuch mißlang. Sie wurden von den deutschen Fürsten geschlagen.. Franz von Sickingen fand den Tod: Ulrich von Hutten mußte fliehen und starb im Elend. Weit gefährlicher war der Aufstand der Bauern in Deutschland. Die Zahl der freien Bauern war inr Laufe des Mittelalters stark zusammen- geschmolzen. Die Bauern waren teils Zinsleute der Großen, teils Hörige ihrer Gutsherren geworden. Sie mußten diesen macherlei Abgaben (Pacht- zins, Zehnten von Korn und Vieh, das Besthaupti geben und Hand- und Spanndienste leisten. Ihre alten Rechte waren ihnen genommen und schwere Lasten dafür auferlegt. Deswegen hatte schon 10 Jahre vor Luthers Geburt ein Bauernverein in Mittel- und Süddeutschland (der Bundschuh) einen Aufruhr gemacht. Am Anfang des 16. Jahrhunderts waren neue Empörungen der Bauern blutig niedergeschlagen. Nun hörten die armen, gedrückten Bauern, daß Dr. Luther die „Freiheit des Christenmenschen" predige. Er nreinte damit, daß der Christ sich in g e i st l i ch e n Dingen nicht an Menschensatzungen, sondern nur an Gottes Wort binden solle. Die Bauern aber meinten, die Freiheit des Christenmenschen bestehe in der Befreiung von weltlichen Abgaben, Lasten und Diensten. Sie forderten diese Freiheit von ihren Herren; aber diese wiesen sie trotzig ab. Nun entbrannte durch fast ganz Deutschland ein grausamer Kampf zwischen Bauern, Rittern und Fürsten. Burgen und Klöster, Dörfer und Gehöfte gingen zu Hunderten in Flanunen auf. Im Jahre 1525 aber unterlagen die Bauern und nmrden meist schlimmer geknechtet, denn zuvor. h) Die Reichstage zu Spey er. Kaiser Karl V. hatte unter- dessen den Franzosenkönig besiegt und zum Frieden gezwungen. Jetzt wollte er gegen die Anhänger Luthers ernstlich vorgehen. Da aber schloß der Franzosenkönig ein Bündnis mit dem Papst gegen den Kaiser, und der Krieg brach aufs neue los. Jetzt bedurfte Karl V. Hülfe von Deutschland. Er lud die deutschen Fürsten nach Speyer zum Reichstag (1526) und bat sie um Hülfstruppen. Diese wurden auch bewilligt; aber die Fürsten beschlossen auch: in Sachen der Religion soll es jeder einstweilen so halten, wie er es vor Gott und dem Kaiser verantworten kann. Nun breitete sich die evange- lische Lehre ungehindert aus. Sachsen, Hessen, Anhalt, Lüneburgs

3. Weltkunde - S. 100

1896 - Hannover : Helwing
100 land mit Blut und Eisen zu verteidigen; allzeit bestrebt, andere Griechenstämme zu unterjochen und zu beherrschen. Athen liegt in Attika. Ioner bewohnten diese Landschaft, welche im Piräus einen herrlichen Hasen besitzt. Die freie Bevölkerung des athenischen Staates zerfiel in 3 Klassen: Adelige, Bauern und Handwerker. Die lagen vielfach in Streit miteinander. Auf Bitten der Athener gab der weise Solon ihrem Staate eine neue Verfassung (594). Er teilte die Bürger nach ihrem Vermögen in 4 Klassen. Aus der l. Klasse wurden die 9 Archonten (höchsten Beamten) auf 1 Jahr gewählt. Ihnen zur Seite stand der Rat der Vier- hundert, welcher u. a. die Staatsgelder zu verwalten und neue Gesetze aus- zuarbeiten hatte. Die Volksversammlung, in welcher jeder über 20 Jahre alte Athener erscheinen mußte, hatte das Recht, über die Gesetze zu beraten, sie anzunehmen oder abzulehnen; außerdem hatte sie die Beamten zu wählen. Neben den Geschwornen ge richten bestand als höchstes Gericht der Areo- pa g. Verschieden wie die Rechte der einzelnen Klassen waren auch ihre Pflichten. Die I. Klasse zahlte die meisten Steuern und hatte die Kriegsschiffe zu rüsten. Die Bürger der 2. Klasse bildeten die Reiterei des Heeres, die der 3. das Fuß- volk. Die 4. Klasse war steuerfrei und brauchte nur ausnahmsweise im Heere zu dienen. — In Athen mußten die Eltern für die Erziehung der Kinder sorgen. In den Schulen (Gymnasien) lernten diese nicht nur Turnen, sondern auch Lesen, religiöse und Kriegslieder, Musik u s. w. Mit dem 18. Jahre traten die Jünglinge in das Heer und lernten den Kriegsdienst nicht minder gut, als die Spartaner. § 10. Kriege und Siege der Griechen. Im Laufe der Zeit waren viele Griechen aus der Heimat ausge- wandert und hatten sich zum Teil an den Küsten Europas, zum Teil an den Küsten Asiens angesiedelt. Besonders auf der West- küste Kleinasiens bestanden viele blühende griechische Pslanzstädte (Kolonieen) (S. § 9). Harpagus hatte sie dem Perserkönige Cyrus unterworfen. Ums Jahr 500 empörten sie sich gegen die Perser und die Athener halfen ihnen. Darüber erzürnt, sandte König Darius ein Heer nach Griechenland, um Athen zu züchtigen. Aber die Athener, deren tapferer Feldherr Miltiades hieß, besiegten das Perserheer bei Marathon in Attika (490). Zehn Jahre später kam der Perserkönig Xerxes mit einem ungeheuren Heere und einer gewaltigen Kriegsflotte nach Griechenland. Nun rüstete sich fast ganz Griechenland zum Kampfe zu Wasser und zu Lande. Das Griechenherr zahlte etwa soviel Streiter, daß auf einen Griechen gegen 100 Perser kamen. Am Engpaß von Thermopylä stand ein Teil des griechischen Heeres unter dem Spartanerkönig Leónidas, um den Persern den Durchzug zu wehren. Aber ein Verräter zeigte diesen einen Weg über das Gebirge. Nun fielen die Perser den Griechen in den Rücken, und Leónidas fand mit 300 Spartanern den Heldentod (480). Wie ein Strom überschwemmten die Perserscharen jetzt Griechen- land. Athen, von seinen Bewohnern verlassen, sank in Asche. Doch die kleine griechische Flotte war noch unbesiegt. Sie lag in der Bucht von Salamis, von der Menge der persischen Kriegsschiffe eingeschlossen. Der kluge und heldenmütige Feldherr der Athener, Themistokles, überredete die Griechen zum Kampfe

4. Weltkunde - S. 142

1896 - Hannover : Helwing
142 Iv. Die hohcnstaufi scheu Kaiser regierten von 1 138—1254. 1. Konrad Iii. reg. von 1138—1152. 2. Friedrich Barbarossa 1 152—1190. 3. Heinrich Vi. reg. von 1191—1191. 4. Philipp v. Schwaben 1198—1208. (Otto Iv. regierte von 1198—1215.) 5. Friedrich Ii. „ „ 1215—1250. 0. Konrad Iv. „ „ 1250—1254. (Wilhelm v. Holland „ 1247—1256.) 1. Nenne die Länder, welche zum Reiche Kaiser Karls d. Gr. gehörten! — 2. Wie hatte Karl d. Gr. sein Reich eingeteilt?— 3. Wie viele und welche Reiche sind aus dem Reiche Karls d. Gr. entstanden? Wann und durch welche Verträge? — 4. Beschreibe einen Raubzug der Normannen! — 5. Schildere einen Kriegszug der Ungarn in Deutschland! — 6. Nenne die Kaiser, welche Normannen und Ungarn besiegten! — 1. Was verstehst du unter „Gottcs- fricdcn"? — 8. Was hat Heinrich I. für Deutschland gethan? — 9. Welches waren die Erzämter des Reiches? — 10. Was haben die Krcuzzügc genutzt? — 11. Welche deutschen Kaiser haben mit ihren Söhnen Krieg geführt? — 12. Was bedeutet: Gcgcnkaiscr, Bann, Investitur, Simonie, Interregnum, Kurfürst? 3. Die beginnende Auslösung des deutschen Reiches. § 59. Kaiser- und Fürstenmacht. Die deutschen Fürsten suchten in der zweiten Hälfte des Mittelalters die kaiserliche Macht noch weiter zu schwächen, um in ihren Ländern möglichst selbständig herrschen zu können. Daher befolgten sie bei den Kaiserwahlen den Grundsatz: wir wollen wohl einen weisen und gutenkaiscr, aber keinen m äch ti g en. Jeder neue Kaiser mußte ihnen ihre alten Rechte bestätigen und neue vcrbriefen. Dazu erlangten zunächst die Kurfürsten, später auch die übrigen Fürsten und endlich sogar die freien Reichsstädte das Recht, mit dem Kaiser zusammen die wichtigen An- gelegenheiten des Reiches (Krieg, Gesetze, Abgaben u. s. w.) zu beraten. Ohne ihre Zustimmung konnte kein Kaiser etwas Großes unternehmen. Da die Kaiser von Haus aus meist nur kleine Länder besaßen, so waren sie alle mit höchstem Fleiße darauf bedacht, neue Länder in und außer Deutschland zu erwerben. Man nannte das: die Hausmacht vergrößern. Denn je mehr Land und Macht ein Kaiser besaß, um so kühner konnte er den Fürsten gegenüber auftreten. Doch nicht nur der Kaiser, sondern auch die Fürsten und Reichsstädte suchten ihre Besitzungen zu vermehren. Aus diesem Bestreben sind unsäglich viele Kriege und Fehden in der letzten Hälfte des Mittelalters geboren. Durch das alles wurde das deutsche Reich sehr geschwächt, die Bande, welche Kaiser und Fürsten zusammenschlössen, wurden mehr und mehr aufgelöst, und wichtige Länder (die Schweiz und die Niederlande) sonderten sich allmählich von dem Reiche ab. § 6v. Nudolf von Habsburg (1273—1291) war ein armer Graf aus dem Schweizerlande, aber fromm und tapfer, schlicht und einfach, allzeit heiter und unverdrossen. Ein treffendes Wort wußte er ebenso rasch zu ersinnen, als einen kräftigen Hieb auszuteilen. Der Burggraf Friedrich von Nürnberg aus dem Hause der Hohenzollern ' schlug den Fürsten vor, seinen Schwager Rudolf von Habsburg zu wählen. Die Fürsten wählten ihn zu Frankfurt a. M. Alsbald zog der neue Kaiser von Basel, wohin ihm die Botschaft von seiner Wahl gebracht wurde, nach Aachen, um sich dort die Kaiserkrone aufs Haupt setzen zu lassen. Damit war „geendigt nach langem, verderblichem Streit, die kaiserlose,

5. Weltkunde - S. 143

1896 - Hannover : Helwing
143 die schreckliche Zeit, und ein Richter war wieder auf Erden." — Als ein Richter durchzog Kaiser Rudolf nun das Reich, belagerte und zerstörte die Burgen vieler Raubritter, und wo er einen der- selben fing, ließ er ihn sofort am nächsten Baume aufknüpfen. König Ottokar von Böhmen, der reichste und mächtigste Fürst des deutschen Reiches, war nicht nach Aachen gekommen, um dem Kaiser den Eid der Treue zu schwören. Er zürnte heftig, daß die Fürsten nicht ihn zum Kaiser gewählt hattem ihn, den Beherrscher von Böhmen und Mähren, von Österreich, Steier- mark, Kärnten und Krain. Rudolf verlangte nun von ihm, er solle den Huldigungseid leisten und die vier zuletzt genannten Länder herausgeben. Das verweigerte Ottokar. Da zog Rudolf mit einem Heere nach Österreich und zwang den Böhmenkönig, vor ihm zu knieen und ihm den Eid der Treue zu schwören. Er be- hielt nur Böhmen und Mähren. Kaum aber hatte Rudolf den Rücken gewandt, so empörte sich Ottokar. Abermals rückte der Kaiser gegen ihn aus und schlug ihn auf den Marchfelde (1278', nicht weit von Wien. Ottokar fiel in der Schlacht. Nun verlieh Rudolf Böhmen dem Sohne Ottokars; Österreich und Steiermark aber gab er seinem eigenen Sohne und brachte damit diese Lande an das habsburgische Haus, welches sie noch heute regiert. Zu seinem Leidwesen gelang es ihm nicht, die Fürsten zu überreden, daß sie seinen Sohn zum Nachfolger wählten. Als er auf dem Wege von Straßburg nach Mainz sein Ende nahen fühlte, rief er: „Auf nach Speier! auf nach Speier! Wo so mancher deutsche Held liegt begraben." Unterwegs schon starb Rudolf. Das deutsche Volk aber wußte später manche heitere Geschichte von dem redlichen Rudolf zu. erzählen! § 61 Kaiser aus verschiedenen Häusern. Nach Rudolfs Tode wählten die deutschen Fürsten den armen Grafen Adolf von Nassau zum Kaiser. Er regierte von 1291 — 1298. Er hat nichts für das Reich gethan. Als er den geistlichen Kurfürsten am Rhein nicht mehr erlauben wollte, Zölle von den Rheinschiffen zu nehmen, wählten sie den Sohn Rudolfs von Habsburg zum Kaiser. Er hieß Albrecht I. (von Österreich) 1298—1308. In dem Kampfe um die Krone fiel Adolf von Nassau in der Schlacht bei Göll- heim am Donnersberge. Kaiser Albrecht war ein harter, schlauer und rücksichtsloser Fürst. Ihm war jedes Mittel recht, welches zum Ziele führte. Sein Ziel war, die deutsche Kaiserkrone im Hause Habsburg erblich zu machen. Der Papst aber wollte ihn nicht als Kaiser anerkennen, weil er „seinen Herrn er- schlagen habe, mißgestaltet < einäugig) sei und aus dem Ottern- gezüchte der Staufer stamme." Da schloß Albrecht mit dem Könige Philipp dem Schönen von Frankreich ein Bündnis gegen den Papst. Philipp nahm den Papst schließlich gefangen und machte die Stadt Avignon zum Sitze des Papsttums. Fast 70 Jahre (von 1309—1377) war Avignon die Residenz der Päpste. Das ist die „babylonische Gefangenschaft des Papsttums." Damit

6. Weltkunde - S. 131

1896 - Hannover : Helwing
131 daß vom Mittwoch Abend bis Montag Morgen jeder Woche, sowie in der Advents- und Fastenzeit überhaupt keine Fehde ausgefochten werden durfte, sondern aller Kampf ruhen mußte. Später ist diese vortreffliche Einrichtung auch in Deutschland eingeführt. Gegen Ende seines Lebens batte Heinrich noch schwere und fruchtlose Kämpfe mit den Normannen in Untentalicn auszufechten. Fürsten und Völker in Deutschland grollten heimlich gegen den strengen Herrscher: da riß der Tod ihn im kräftigsten Manncsalter plötzlich ins Grab. Ein unmündiger Knabe war der Erbe des Reiches. § 48. Heinrich Iv. (1056—1106) war kaum 6 Jahre alt, als sein Vater starb. Seine Mutter Agnes, die ihn erzog, regierte an seiner Statt. Das gefiel den Mächtigen des Reiches nicht. Sie inachten eine Verschwörung, um die Herrschaft an sich zu reißen. Erzbischof Hanno von Köln stand an der Spitze der Verschwörer. Einst kam er auf prächtigem Schiff zum Feste nach Kaiserswert a. Rhein. Nach festlichem Mahle lockte er den jungen Prinzen auf sein Schiff, ließ die Anker lichten und segelte mil ihm davon nach Köln. Hier wurde der 12 jährige Knabe aufs strengste erzogen, während Hanno das Reich regierte. Später kam Heinrich an den üppigen Hof des hochstrebenden Erzbischofs Adalbert von Bremen. Hier ließ man ihm allen Willen, und er konnte ungestört seinen Lüsten fröhnen. Dazu pflanzte Adalbert tiefen Haß gegen die Sachsen in das Herz des Jünglings. Als Heinrich 15 Jahre alt war, übernahm er die Regierung des Reiches. Ein erbitterter Kampf mit den Sachsen entbrannte wenige Jahre nachher. Heinrich haßte die Sachsen und drückte sie mit schier unerträglichen Lasten. Er ließ Burgen im Sachsenlande bauen und legte Kriegsvolk hinein, um die Bewohner zu zügeln. Auf der Harzbnrg hielt der junge König selbst sein üppiges Hoflager, und Sachsenland mußte liefern, was er mit den Seinigen gebrauchte. Fürsten der Sachsen legte er ins Gefängnis, und alle Bitten, sie frei zu lassen und die Lasten zu erleichtern, wurden höhnisch zurückgewiesen. Da griffen die Sachsen zum Schwerte, befreiten ihren Herzog Magnus und zwangen den Kaiser zur Flucht. Da kein Fürst ihm helfen wollte, so mußte er mit den Sachsen Frieden schließen. Die Burgen in ihrem Lande wurden von ihnen niedergerissen, und in ihrer Erbitterung zerstörten sie auch Kirchen und entweihten Gräber. Das wurde ihr Verderben. Denn nun scharten sich die deutschen Fürsten um Heinrich, er schlug die Sachsen unweit Langensalzas und verwüstete ihr Land (1075). Dann baute er die Burgen wieder auf und den Sachsen gings schlimmer, als vorher. Dar- über entbrannte der Kampf Heinrichs mit dem Papste. Der damalige Papst hieß Gregor Vii., ein Mann stttenrein, streng, von unbeugsamem Charakter. Er wollte die päpstliche Macht zur höchsten Macht der Welt erheben und unumschränkt herrschen. „Die päpstliche Gewalt — so lehrte Gregor — ist wie die Sonne, die königliche wie der Mond. Wie der Mond sein Licht von der Sonne' empfängt, so 9*

7. Weltkunde - S. 168

1896 - Hannover : Helwing
168 — rüchtigten „Raubkriege". In dem ersten Raubkriege hoffte er, das reiche (spanische) Brabanter Land an sich zu reißen. Da trat ihm der Dreibund (Holland, England und Schweden) entgegen, und er bekam nur einen kleinen Teil von Flandern (1668). Das verdroß den stolzen König sehr, und er be- schloß, zunächst an Holland Rache zu nehmen. So brach der zweite Krieg aus, in welchem der tapscre Statthalter Wilhelm Iii. von Oranien nebst den berühmten Seeheldcn de Ruyter und Tromp die Niederlande siegreich ver- teidigten. In diesem Kriege stand auch der Große Kurfürst von Brandenburg auf Hollands Seite. Als Frankreichs Heere die Niederlande räumen mußten, stürzten sie sich auf das Rheinland und verwüsteten unter Tärenne und Condee die Pfalz zweimal auf barbarische Weise. Endlich mußte Ludwig Frieden schließen. Er bekam die Frauchecomte, mehrere feste Plätze in den Nieder- landen, Freiburg im Brcisgau und 10 elsässische Städte (1679). Nun setzte Ludwig die sog. Rcunionskammcrn ein, d. h. er beauftragte eine Anzahl gelehrter Männer, zu untersuchen, welche Gebiete einst zu irgend einem der Lande oder zu einer der Städte, die er in dem Frieden an Frankreich gebracht hatte, gehörten. Diese Gebiete nahm er dann einfach in Besitz. Deutschlands Kaiser und Fürsten ließen cs ohne Schwertstreich geschehen. Endlich setzte Ludwig seinen Räubereien die Krone auf, indem er mitten im Frieden die freie deutsche Reichsstadt Straßburg wegnahm (1681). Ohnmächtig sahen Kaiser und Reich auch diesem frechen Raube zu. — Wenige Jahre später machte Ludwig Ansprüche auf die Rheinpfalz, deren Kurfürst gestorben war. Er ließ seine Truppen schleunigst in die Pfalz einmarschieren. Die Generäle hatten den Befehl, sämtliche Städte und Dörfer in Brand zu stecken, ehe die deutschen Heere und ihre Verbündeten herankämen. So sanken Mannheim, Speyer, Worms, Heidelberg und viele andere Städte in Schutt und Asche. Das prachtvolle Heidelberger Schloß wurde gesprengt. Die Pfalz wurde durch diese Mordbrcunereien gänzlich verwüstet, ihre Bewohner dem Hunger und der Winterkältc erbarmungslos preisgegeben. Dieser dritte (pfälzische) Raubkrieg dauerte 10 Jahre. Im Frieden von Ryswick in Holland behielt Ludwig das Elsaß und Straßburg (1697). b) Die Entwickelung des brandenburgisch - preußischen Staates zu einer Großmacht Europas. § 80. Brandenburgs Anfänge. Der Schauplatz der brandenburgisch-preußischcn Geschichte ist im ganzen das Gebiet zwischen Elbe und Weichsel. Hier wohnten ursprünglich deutsche Stämme (vergl. § 29). Sie hatten in der großen Völkerwanderung diese Sitze verlaffen, und slavische Völkerschaften waren dort eingerückt und bis über die Elbe nach Westen vorgedrungen. Diese waren noch Heiden und erbitterte Feinde der Deutschen. Karl d. Gr. hat bereits Krieg mit slavischen Stämmen geführt. Heinrich I. eroberte Brennaburg, die feste Stadt der Heveller (928), und bildete aus den eroberten slavischen Landen diesseit und jenseit der mittleren Elbe die Nordmark (Mark Brandenburg. S. §43). Sein Sohn Otto d. Gr. gründete Bistümer im Slavenlande, um die Slaven zum Christentume zu bekehren. Unter Heinrich Iv. aber gingen das Christentum und die deutsche Herrschaft jenseit der Elbe wieder zu Grunde. Erst Kaiser Lothar nahm den Plan wieder auf, die an die Slaven verloren gegangenen Lande zurück zu erobern und deutsches, christ- liches Wesen dort einzuführen. Er setzte seinen treuen Freund und Waffen- bruder Albrecht den Bären aus dem Hause der Askanier zum Mark-

8. Weltkunde - S. 145

1896 - Hannover : Helwing
145 seiner Regierung war sehr schwer. Kämpfe tobten im deutschen Reiche, die Erde erbebte von Chinas Ostknste bis an die Westküste Europas. Darauf brach in Asien eine furchtbare Pest aus. die man den „schwarzen Tod" nannte. Nachdem sie in Asien Millionen von Menschen weggerafft hatte, kam sie auch nach Europa. Gleich einem Würgengel durchzog sie alle Lande und wütete so grausam, daß in den größeren Städten an einem Tage oft 100 Menschen und mehr starben. Schrecken und Angst ergriffen die Herzen der Menschenkinder, sie sahen das „große Sterben" als eine Strafe Gottes für ihre Sünden an. Da schlossen sich Männer (später auch Frauen und Kinder) in Stadt und Land zusammen, ließen Fahnen und Kreuze vorantragen und hielten große Umzüge von einer Kirche zur andern. Jeder hatte eine scharfe Geißel in der Hand. In den Kirchen sangen sie Buß- gesänge, beteten zu Gott, daß er das große Sterben wende und schlugen sich den Rücken blutig mit den Geißeln. Darum heißen sie „Geißler". Als die Pest geschwunden war, zog Karl nach Rom und empfing die Kaiserkrone. Im folgenden Jahre (1356) gab er ein sehr wichtiges Gesetz, die „goldene Bulle". Darin wurde bestimmt, daß fortan 1 Kurfürsten sein sollten: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und der König von Böhmen, der Herzog von Sachsen-Wittenberg, der Pfalzgraf bei Rhein und der Markgraf von Brandenburg. Sie waren zugleich die Träger der Reichserzämter. Die weltlichen Kurfürsten dursten hinfort ihr Land nicht mehr teilen, sondern mußten es ungeteilt auf den ältesten Sohn (Kurprinzen) vererben. Die Kur- fürsten wurden wirkliche Herren ihres Landes dadurch, daß sie die höchste Gerichtsbarkeit in demselben bekamen. Die Wahl des Kaisers sollte von nun an stets in Frankfurt a. Main, die Krönung in Aachen stattfinden. In dem Streben nach Vergrößerung seiner Hausmacht war Karl Iv. glücklich. Er gewann Schlesien, die Lausitz und Brandenburg und verheiratete seinen Sohn Siegismund mit der Erbin von Ungarn und Polen. In seinen Erblanden hat Karl trefflich regiert. Er liebte Kunst und Wissen- schaft, darum gründete er in Prag eine Universität (1348). Das war die erste Hochschule in deutschen Landen. Sie zählte bald 1000 Studenten. Dazu baute er in Prag prachtvolle Kirchen, Klöster, Türme und Brücken, förderte den Gewerbfleiß und Handel und brachte seine Länder zu hoher Blüte. — Ganz anders geartet war Karls Sohn und Nachfolger Wenzel (1318—1400). Er war zwar hochgebildet, aber ein leiden- schaftlicher Mensch. Im Jähzorn verübte er harte, oft grausame Thaten. Dazu ergab er sich später dem Trünke und herrschte in seinem Erblande Böhmen wie ein Tyrann. — In Schwaben rang damals der mächtige schwäbische Städtebund (Ulm, Augsburg rc.) gegen den Herzog Eberhard den G reiner von Württemberg. Bei Reutlingen besiegten die Städter des Herzogs Sohn, Ulrich. „Wie haben da die Gerber so meisterhaft gegerbt, wie haben da die Färber so purpurrot gefärbt." (Uhland). Elf Jahre später aber zahlte Eberhard ihnen die Niederlage blutig zurück, indem er sie bei Döffingen besiegte (1388). Wie die Bürger sich zu Städ te brindnifsen zusammen- geschlossen halten, so vereinigten sich die Fürsten und Ritter zu Herren- bündnissen. Solche Herrenbündniffe waren der Bund der Schlegler, der Martinsvögel, der Sterne r u. f. w. So standen Fürsten, Ritter, und Bürger mit starker Macht stets kampfbereit einander gegenüber. Kaiser Wenzel kümmerte sich wenig um das wilde Treiben. Als er nun den Papst Wellkunde. 10
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