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1. Geschichte - S. 12

1898 - Gießen : Roth
1- Bilder aus der alten Geschichte. Thatsächlich hielten die Spartaner jahrhundertelang an den Einrichtungen fest, die Lykurg ihnen gegeben hatte. In einem größeren Staatswesen wäre dies kaum möglich gewesen. Aber bei der geringen Ausdehnung Spartas, der Genügsamkeit seiner Bewohner und dem fast vollständigen Abschluß von Nachbarländern konnten in Sparta die einmal getroffenen Einrichtungen fortbestehen, bis sie sich überlebt hatten. Athen. Solon. (594 v. Chr.) Nachdem König Kodrus sich für die Unabhängigkeit seines Vaterlandes geopfert hatte, war in Athen ein König nicht mehr vorhanden. Die Regierung besorgten Archonten, die anfangs auf Lebenszeit, später auf ein Jahr erwählt wurden. Das Volk zerfiel in drei Stände, ungleich an Besitz, Macht und Einfluß. Dadurch entstanden gefährliche Unruhen. Um diesen zu steuern' beauftragte man den Archonten Drakon mit Abfassung von Gesetzen. Aber die von ihm verfaßten Gesetze waren so strenge, daß man sie nicht ausführen konnte. Man fagte, sie seien mit Blut geschrieben. Das Volk wandte deshalb sein Vertrauen @ o I o ii zu, der dies wegen seiner Weisheit, Tugend und Erfahrung wohl verdiente. Solon ging von dem Grundsätze aus, daß alle Bürger im wesentlichen vor dem Gesetze gleich sein müßten; doch sollten Rechte und Pflichten der Einzelnen nach ihren Leistungen und nach ihrer Würdigkeit bemessen werden. Der Wert des Geldes wurde erhöht und demgemäß der Schuldzins ermäßigt. Diese Anordnung besserte die Lage der Armen sehr erheblich. Außerdem wurden alle Bürger nach ihrem Vermögen in Klassen geteilt. Nur die Bürger der drei ersten Klassen waren zu regelmäßigen Abgaben und zum Kriegsdienst verpflichtet. Die ärmeren waren davon befreit. Die Obrigkeiten wurden ebenfalls aus den drei ersten Klassen, aber von sämtlichen Bürgern gewählt. Die höchste Gewalt ruhte in der allgemeinen Volksversammlung, an der jeder teilnehmen konnte. Sie beschloß über Annahme oder Ablehnung von Gesetzen, Krieg und Frieden, Steuern, Wahl der Beamten und entschied über Verbrechen gegen den Staat. Die Volksversammlung erlitt eine Beschränkung durch den Rat der Vierhundert, der erst zu beraten hatte, was dem Volke vorgelegt werden solle. Der oberste Gerichtshof war der Areopag. Damit die Richter vollkommen unparteiisch richten könnten, hielt dieser Gerichtshof seine Sitzungen nachts, wo weder der Kläger noch der Beklagte zu erkennen war. Nachdem Solon diese Gesetze gegeben hatte, lie^ er die Athener schwören, daß sie zehn Jahre nichts daran ändern wollten. Daun unternahm er eine Reise ins Ausland. — Trotzdem gelang es dem reichen und schlauen Pisistratus bald, sich mit Hilfe des vierten Standes, dem er größere Rechte versprach, zum Alleinherrscher von Athen auszuwerfen. Auch auf feine Söhne ging die Gewalt über. Doch als sie zu grausam zu herrschen begannen, wurde der eine, Hipparch, ermordet, der anbere, Hippias, flüchtete zu den Persern und reizte sie gegen sein Vaterland auf. Die Perserkriege. Die Kleinafiaten erhoben sich, um das persische Joch ab-zuschütteln. Da sandten ihnen die Athener und ihre Nachbarn aus Euböa einige Schiffe zur Unterstützung. Dies gab dem König Darius von Persien willkommene Veranlassung, die Griechen anzugreifen. Die Perser unternahmen drei gewaltige Kriegszüge gegen Griechenland. Der erste Zug unter Mardonius (493) erreichte Griechenland nicht, indem das Landheer nach Überschreitung des Hellespont durch die tapferen Angriffe der Thracier zur Rückkehr gezwungen wurde, die Flotte aber am Vorgebirge Athos zerschellte. Aus dem zweiten Zug eroberten Datis und Artn-p Hern es (490) die Stadt Eretria auf der Insel Euböa und landeten darauf in Attika. Heldenkühn zogen 9000 Bürger von Athen, unterstützt von 1000 Plattiern, unter Anführung des Miltiades dem zehnfach überlegenen Feinde entgegen und erkämpften in der Ebene von Marathon beit glänzendsten Sieg (490). Selbst die Spartaner, die erst am Tage nach der Schlacht eintrafen, bewunderten solche Tapferkeit. Der Kriegszug des Xerxes. Schlacht bei Salamis. Die Schmach bei Marathon reizte Darins zur Rache. Gewaltige Rüstungen geschahen, ba starb er. Aber sein Sohn Xerxes setzte die Rüstungen fort und zog im Frühjahr 480 mit einem ungeheuren Heere über den Hellespont nach Europa, währenb feine zahlreiche Flotte

2. Geschichte - S. 45

1898 - Gießen : Roth
Otto der Große. - 45 Tie Macht der Herzoge wird gebrochen. Diese Vorgänge bestärkten Otto nur noch mehr in seiner -Ansicht, daß die Selbständigkeit der Herzöge mit einer starken Reichsgewalt nicht zu vereinbaren sei. Er war deshalb unausgesetzt bestrebt, die Widerstandskraft derselben zu brechen. Indern er in allen Ländern selber erschien und Recht sprach, drängte er die Herzogswürde zurück und verdunkelte sie. Dem Vorbilde Karls des Großen folgend, ernannte er Psalzgrafen, die als seine Vertreter die Rechte des Reichs zu wahren und die Grafen und Herzoge zu überwachen hatten. Erledigte Herzogtümer wurden entweder 'gar nicht mehr besetzt, oder nur zuverlässigen, ihm treu ergebenen Männern übertragen. So gab er das Herzogtum Lothringen seinem Schwiegersohn Konrad dem Roten von Franken, der ehemals die Verschwörer bei Andernach überfallen hatte. Bayern erhielt auf Fürbitte seiner Mutter sein Bruder Heinrich. Schwaben übertrug er seinem Lieblingssohne Ludolf, der sich mit der Tochter des letzten Herzogs vermählte, und Sachsen gab er seinem treuen Waffengeführten Hermann Billung. Erfolge nach außen. Wie sein Vater kämpfte Otto siegreich mit den Wenden mit) legte in ihrem Lande Bistümer cm, um sie zum Christentum zu bekehren. Den Dänenkönig Harald, der die Eidcrgrenze verletzt hatte, verfolgte er bis ans Nordende von Jütland. Harald mußte sich ergeben und taufen lassen. Um die Grenze seiner Macht anzudeuten, schleuderte Otto feinen Speer in den Lymfjord, der davon auch den Namen Ottenfund führt. Die Böhmen, die ihre Lehenspflicht abzuschütteln versuchten, wurden aufs neue zur Unterwerfung gebracht. Kämpfe in Italien. Nach dem Aussterben der Karolinger in Italien herrschte daselbst wilde Unordnung. Der mächtigste Fürst war zu jener Zeit der Markgraf Berengar, der sich vom Grafen zu dieser Würde emporgeschwungen hatte. Um noch mächtiger zu werden, verlangte er, daß die junge und schöne Königswitwe Adelheid sich mit feinem Sohne vermähle. Als sie diese Zumutung mit Verachtung zurückwies, nahm er sie gefangen und sperrte sie in einen Kerker. Ein treuer Mönch rettete sie und brachte sie auf das feste Bergschloß Canossa, Von ihr zu Hilse gerufen, erschien Otto mit einem großen Heere und eroberte nach kurzem Kampfe ganz Oberitalien. Da er seit vier Jahren Witwer war, bot er Adelheid feine Hand an und feierte mit ihr ein glänzendes Hochzeitsfest in Pavia. Dann nahm er den Titel eines Königs von Italien an. Berengar unterwarf sich und wurde mit Oberitalien belehnt. Nur Verona und Friaul (nördlich von Venedig) wurden ihm entzogen und an Herzog Heinrich von Bayern gegeben. Sieg über die Ungarn (955). Diese Umstände benutzten die Ungarn, um aufs neue in Deutschland einzufallen. Mit 100 000 Mann drangen sie in Bayern ein und prahlten: „Unsere Rosse werden die deutschen Flüsse austrinfen und mit ihren Husen die Städte zerstampfen!" Sie kamen bis vor Augsburg, das von dem Bischof Ulrich tapfer verteidigt wurde. Von Norden eilte der Kaiser heran. Nachdem das Christenheer durch Gebet den Beistand Gottes ersteht hatte, zog es in acht nach Stämmen geordneten Haufen gegen den Feind. Der Anfang der Schlacht war für das Christenheer nicht günstig. Unerwartet im Rücken angegriffen, fingen die letzten Züge schon an zu wanken. Da stürzte Konrad, des Königs Schwiegersohn, der seine frühere Schuld sühnen wollte, mit seiner todesmutigen Schar mitten unter die Feinde. Auch der König verrichtete Wunder der Tapferkeit. In kurzem waren die feindlichen Scharen zersprengt. Otto verfolgte sie bis Regensburg. Von jetzt au hatte Deutschland Ruhe vor den verheerenden Einfällen der Ungarn. Kaiserkrönung. In Ottos Seele, der in allem bemüht war, dem Beispiel des großen Karl zu folgen, lebte die Sehnsucht nach der römischen Kaiserkrone. Veranlassung, nochmals nach Italien zu ziehen, gab ihm Berengar, der seine Lehenspflichten nicht erfüllte. Als deshalb die äußeren Feinde besiegt waren, gab Otto aus einem Reichstag zu Worms seine Absicht kund, zum zweitenmal nach Italien zu ziehen. Vorher ließ er seinen Sohn Otto zum König wählen und in Aachen krönen. Im Herbste zog er mit einem großen Heere nach Italien. Berengar, der sich durch ein willkürliches Regiment verhaßt gemacht hatte, suchte Schutz in einer festen Burg. Die

3. Geschichte - S. 46

1898 - Gießen : Roth
46 Bilder aus der deutschen Geschichte. Städte öffneten Otto ihre Thore, und die Bischöfe und Grafen huldigten ihm. Im Februar 962 zog er in Rom ein und wurde von dem Papste zum Kaiser gekrönt. Otto nannte sich fortan Kaiser des „heiligen schriftlichen) römischen Reiches deutscher Nation". Damit beginnt die verhängnisvolle Verbindung Deutschlands mit Italien. Dieselbe wirkte zwar wohlthätig auf Kultur und Gesittung Deutschlands ein, brachte aber auch unsägliches Weh über dasselbe; denn nun lag für Jahrhunderte der Schwerpunkt des deutschen Königtums nicht im eigenen Lande, sondern fern im Süden. Statt ihre Aufgaben und ihr Glück im Wohlergehen des Vaterlandes zu finden, strebten die Könige nach einer Weltherrschaft mit unbestimmten Zielen. Schon nach kurzer Zeit hatte Otto Gelegenheit, das Bedenkliche dieser Verbindung zu erfahren. Der Papst bereute nämlich den mit dem Kaiser geschlossenen Bund, der seilte eigene Macht beschränkte. Er setzte sich mit Berengar in Verbindung, versuchte den oströmischen Kaiser in Konstantinopel aufzureizen und war sogar bemüht, die Ungarn zu einem erneuten Einfall zu bewegen. Notgedrungen mußte Otto zum drittenmal nach Italien ziehen. Er setzte den Papst Johann Xii. ab und bestätigte den von dem Volke und der Geistlichkeit erwählten Papst Leo Viii. Zugleich ließ er sich von den Römern das Versprechen geben, daß sie niemals fortan einen Papst wühlen wollten ohne Bestätigung des Kaisers. Schon vorher hatte Otto mit dem Kaiserhof von Konstantinopel Verbindungen angeknüpft zu dem Zwecke, seinem Sohne und Nachfolger die griechische Prinzessin Theophano zu vermählen. Dieselbe sollte Unteritalien als Mitgift erhalten und so das römisch-deutsche Kaiserreich über gauz Italien ausgedehnt werden. Endlich ging dieser Wunsch in Erfüllung. Theophano wurde unter glänzendem Geleite nach Italien gebracht und in Rom dem deutschen Kaisersohne vermählt. Ottos Ende. Seiueu letzten Reichstag hielt Otto in Quedlinburg. Friede herrschte allerorten; die Städte blühten immer schöner auf, und der Wohlstand wuchs. Gesandte Dänemarks brachten den schuldigen Tribut; die Fürsten von Böhmen, Polen und Ungarn sandten reiche Geschenke. Mit Recht nannte man deshalb Otto schon bei Lebzeiten den Großen. Kurze Zeit darauf starb er in Memleben und wurde im Dom zu Magdeburg beigesetzt. Ottos Nachfolger. Otto Ii. und Otto Iii. besaßen nicht die Weisheit und Herrschergabe Ottos I. und starben frühe. Sie hatten durch ihre Mütter eine feinere Bildung erhalten und fühlten sich deshalb in Italien wohler als in Deutschland. Trotz aller Mühe konnten sie sich aber daselbst nicht behaupten. Nach Ottos Ii. Tode führte dessen Gemahlin die Regierung für ihren vierjährigen Sohn. Dieser Zeitpunkt schien Heinrich von Bayern, dem Bruder Ottos I., geeignet, doch noch die Kaiserkrone zu erlangen. Da trat Erzbischof Willigis aus Mainz für den jungen König ein. Er verstand es, die Anfchläge seines Gegners zu vereiteln und dem jungen König Anhänger zu gewinnen. Nach Ottos Iii. frühem Tode wurde Heinrich, der Sohn Heinrichs von Bayern, zum König gewählt. Seine fromme Gesinnung und die Hingebung an Kirche und Geistlichkeit, die er durch Stiftung des Bistums Bamberg bethätigte, verschafften ihm den Beinamen der Heilige. Er war übrigens ein staatskluger und verständiger Mann, dem die deutschen Interessen mehr am Herzen lagen als die italienischen. Der kinderlose König Rudolf von Burgund setzte ihn zum König ein. In zwei Kriegszügen zwang er die Großen des Landes zur Anerkennung dieses Erbvertrags. Er starb 1024 und liegt in Bamberg begraben. — Mit ihm erlosch das sächsische Herrscherhaus. Das factfd^fränlitfdpe ^taiferßaus». 12. Konrad Ii. (1024—39) und Heinrich Iii. (1039—56). Konrad Ii., vou seinen Besitzungen an der fränkischen Saale auch der Salier genannt, war der Nachfolger Heinrichs Ii. Seine Wahl erfolgte in der Rheinebene bei Oppenheim, und er wnrde durch den Bischof von Mainz im dortigen Dom unter dem tauten Jubel des Volkes gekrönt. Er war ein thatkräftiger und gerechter Herrscher. Als er sein Ansehen in Deutschland fest begründet hatte, zog er nach Italien, um daselbst die widerstrebenden Städte zum Gehorsam zurückzuführen. In Mailand em-

4. Geschichte - S. 58

1898 - Gießen : Roth
58 Bilder aus der deutschen Geschichte. und Dörfer niedergebrannt und die Ernten zerstört. Das Wild wie die Jagd war den Saaten verderblich, nud die persönlichen Leistungen in Form von Frondiensten, Steuern, Zehnten und anderen Abgaben waren endlos. Dabei war der gemeine Mann ohne Recht und Schutz den härtesten und entehrendsten Strafen ausgesetzt. Städtebündnisie. Der rheinische Städtebund. Durch den Aufschwung des Handels und Verkehrs sowie die Blüte, zu welcher sich das Handwerk während der Kreuzzüge emporgeschwungen hatte, waren die Städte zu Reichtum und Macht gelangt. Die Unsicherheit der Straßen wie die Belästigungen, denen die Kaufleute überall unter-morsen wurden, lähmten ihren Handel und drohten ihren Wohlstand zu vernichten. Nicht allein, daß man durch Zollschranken die Straßen und Flüsse versperrte, das Schiff, das an der Klippe zerschellte, der Frachtkahn, der auf den Grund geriet, der Wagen, welcher mit der Achse die Ltraße berührte, die herabgefallene Ware, alles war den Herren und Bewohnern des Landes verfallen. Jede Bergung um Lohn war untersagt, ja, das Selbstgeborgene wurde den Schiffbrüchigen entrissen. Es war deshalb nur ein Akt der Selbsthilfe, als 1254 die Städte Mainz, Oppenheim und Worms zusammentraten, um bei der allgemeinen Unordnung und Unsicherheit einen Bund zu gründen, der die Aufgabe haben sollte, den Landfrieden aufrecht zu erhalten, die Wehrlosen zu schützen, das Eigentum zu sichern und die Friedensbrecher zu strafen. Bald traten diesem Bund auch die geistlichen Herren am Rhein und viele Grafen und Edle bei, fo daß derselbe binnen kurzem 60 Mitglieder zählte. Alle Bundesglieder waren zur Haltung bewaffneter Kriegsmannschaften verpflichtet, und die Städte von Koblenz abwärts sollten 50 Kriegsfahrzeuge nebst der zur Bemannung erforderlichen Zahl von Bogenschützen bereit halten. Die Hanfa. Noch früher als im Westen und Süden des Reiches waren im Norden einzelne Städte zu Verbänden zusammengetreten, die zuletzt in dem großen norddeutschen Städtebund der Hansa ihre Vereinigung fanden. Anfangs hatten diese Vereinigungen leinen andern Zweck, als wie er vom rheinischen Städtebund verfolgt wurde. Später gingen sie jedoch über diese Grenzen hinaus, indem sie die Wahrung aller gemeinsamen kaufmännischen Interessen als Ziel aufstellten. Das erste Abkommen fand 1241 zwischen Hamburg und Lübeck statt. Zur Zeit ihrer höchsten Blüte zählte die Hansa 77 Stadtgemeinden. Nicht bloß Seestädte, sondern auch Binnenorte wie Soest, Münster, Braunschweig, Magdeburg u. a. gehörten dazu. Hauptorte waren Lübeck und Wisby (auf der Insel Gotland). Der Hansabund verfügte über eine zahlreiche Flotte und ein wohlgerüstetes Kriegsheer. Im Ausland gründete er Handelsniederlassungen, in denen Kaufleute in geschlossenen Gemeinschaften zusammenlebten. Zahlreich und siegreich waren die Kriege, die der Bund zu führen hatte. Die Holländer wurden in mehreren Seeschlachten besiegt, und in Schweden und Dänemark konnte lange Zeit kein König den Thron besteigen ohne Zustimmung des „Hansatags" in Lübeck. Auch unter den Bundesgliedern wurde strenge Ordnung gehandhabt. Eine Stadt, die ihre Pflicht nicht erfüllte, wurde „verhanset", d. H. aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Dies wurde mehr gefürchtet als Acht und Bann. Der schwäbische Städtebund entstand später und dehnte sich bald über Bayern, Frauken und die Rheinlande aus. Er erreichte sein Ende infolge der durch die Reformation herbeigeführten religiösen Spaltung. pie Kcwgcrichic. Tie alten Volksgerichte, die zur Zeit Karls des Großen im ganzen Reiche bestanden, kamen im Lauf der Jakire außer Übung. Karls Kapitularien wurden so wenig geachtet als die Reichsgesetze der Hohenstaufen. Der Eottesfriebe war in Vergessenheit geraten. Weder Gotteshäuser noch heilige Zeiten boten Schutz vor der rohen Gewalt. Nur in Westfalen, dem „Land der roten Erde", hatte sich ein Siück der alten fränkischen Volksgerichte in den Femgerichten (Bon Fern — Strafe) erhalten. Sie waren geheim und ein Schrecken der libelthäter. Das Gericht würde an der „Malstätte", gewöhnlich unter einer alten Linbe ober einer Eiche, „gehegt". Der oberste Meister war der „ Freigras", die übrigen Mit-glieber hießen „Freischöffen" ober Wissenbe, weil sie die Geheimnisse der Feme kannten. Die Labungen erfolgten durch die „Fronboten ". Fähig zum Schöffe» war jeber freie erprobte Mann. Er mußte einen feierlichen Eib leisten, nichts zu Betraten, dann wurde er in alle Geheimnisse eingeweiht. Die Wissenden hatten bestimmte Zeichen, woran sie sich erkannten. War jemanb verklagt, so würde er durch einen Brief mit sieben Siegeln Borgelaben. Konnte einem Verklagten, z B. einem Ritter in feiner Burg, die Labung nicht zugestellt werben, fo würde sie ans Thor geheftet. Als Wahrzeichen fchnitien die Fronboten brei Späne aus bemfelben. Würbe Gericht gehegt, fo bestieg berfreigraf den Freistuhl. Vor ihm auf einem Tische lagen ein Schwert und ein Strick als Zeichen der Macht über Leben und Tod. Ringsum saßen die Schöffen, Erschien der Verklagte, so würden ihm die Augen verbunden und er in den Kreis geführt, wo ihm die Klage Borgelesen würde. Er konnte sich durch einen Eib von der Anklage reinigen, boch stand dem Kläger das Recht zu, ihm einen Eib mit sechs „Eibhelfern" entgegenzustellen. Die Schöffen sprachen das Urteil, Dieses lautete, wenn nicht Freisprechung erfolgte, auf Geibbuße, Verbannung oder Todesstrafe. Letztere wurde dadurch vollzogen, daß man den Verurteilten sofort an dem nächsten Baum aufknüpfte. Erschien der Verklagte nicht, so würde er für fchulbig erkannt und „verfemt". Er würde von allen Wiffenben verfolgt. Keiner bürste das Urteil verraten, aber alle waren verpflichtet, es zu vollstrecken. Zum Zeichen, daß der Verurteilte bet Feme herfallen fei, steckte man ein Mcffer neben dem Getöteten in die Erbe. Die Femgerichte Berbreiteten sich nach und nach über ganz Deutschland Verfolgte und Bedrückte aus fernen Gegenbett suchten Schutz und Recht bei der „heiligen Feme", wenn sie ihnen von den heimischen Gerichten versagt blieb.

5. Geschichte - S. 36

1898 - Gießen : Roth
36 Bilder aus der deutschen Geschichte. Tic Hausmeier. Chlodwigs Nachfolger versanken immer mehr in Genußsucht und Trägheit. Statt ihrer regierten die obersten Beamten, die Hausmeier oder Majordomus. Diese waren ursprünglich Aufseher der königlichen Diener und Verwalter der königlichen Güter. Bei der Schwäche und Unfähigkeit ihrer Herren wurden sie jedoch bald die wichtigsten Personen im Staate und verstanden es, alle Macht und allen Einfluß in ihrer Hand zu vereinigen. Pipin von Heristal machte um 700 diese Würde in seiner Familie erblich, theilte Nachfolger waren zum Teil sehr tüchtige Männer. Karl Martell d. i. der Hammer erwarb sich dadurch großen Ruhm, daß er 732 die Mauren bei Tour besiegte und damit dem Vordringen der Lehre Mohammeds in Europa ein- für allemal ein Ziel setzte. Mohammed, der Stifter der mohammedanischen Religion, wurde in Mekka in Arabien geboren. Er entstammte einem angesehenen Geschlecht, dem die Obhut über das Nationalheiligtum, die Kaaba*), anvertraut war. Als Kaufmann machte er weite Reisen und lernte Sitten und Gebräuche vieler Völker kennen. Nachdem er eine reiche Witwe geheiratet hatte, gab er die Handelsgeschäfte aus und zog sich in die Einsamkeit zurück. Hier erwachte in ihm der Gedanke, als Stifter einer neuen Religion aufzutreten. Seine hauptsächlichsten Lehren sind: Es ist nur ein Gott, und Mohammed ist sein Prophet. Beten führt auf halbem Wege zu Gott. Fasten bringt an den Eingang des Himmels. Almosengeben öffnet die Thür. Aber verdienstlicher ist es, die neue Lehre durch das Schwert auszubreiten. Das führt ins Paradies. Das Paradies und seine Freuden schildert er den Gläubigen mit den glühendsten Farben. Jedem Menschen ist sein Geschick von Gott vorherbestimmt. Nichts läßt sich daran ändern. Darum gehe nur unverzagt in den Kampf. Wer fallen foll, der fällt auch fern vom Kampfe, und wen Gott erhalten will, der bleibt leben, wenn er sich auch mitten in die Lanzen der Feinde stürzte. Mohammeds Lehren, der Islam, sind in einem Buche aufgezeichnet, das der Koran heißt. In seiner Vaterstadt fand Mohammed anfangs wenig Glauben. Seine eigenen Verwandten, die den Verlust ihrer Vorrechte befürchteten, verfolgten ihn und feine Anhänger als Religionslästerer. Da flüchtete er: nach Mebina, wo er balb großen Anhang gewann. Diese Flucht, Hebschra, erscheint den Mohammebanern so wichtig, daß sie von ihr an (622) ihre Zeitrechnung beginnen. Mit 100000 Streitern kehrte Mohammed zurück, nahm Mekka ein und galt jetzt als. geistliches Oberhaupt. Nichts konnte der Tapferkeit seiner begeisterten Scharen wibersteheiu Nach kurzer Zeit war ganz Arabien feiner Herrschaft und seiner Lehre unterworfen. Mohammed starb 632. Seine Nachfolger, die Kalifen, suchten die neue Lehre immer weiter auszubreiten. Sie eroberten Ägypten und die ganze Nordküste Afrikas. Von hier drangen sie nach Spanien und unterwarfen es ihrer Herrschaft. Ihrem weiteren Vordringen in Europa setzte der Sieg Karl Martells bei Tour ein Ziel. Pipin der Kleine. Karl Martells Sohn war zwar klein von Person, besaß aber ungemeine Körperstärke. Mit klugem Sinn und fester Hand lenkte er als Majordomus (Hausmeier) die Geschicke des Reiches, während nach dem schwachen König, der nur einmal jährlich auf erneut von Ochsen gezogenen Wagen aus dem Maiseld erschien, niemand fragte. Was Pipins Vater noch nicht gewagt hatte, that er: mit einem kühnen Griffe nahm er von der Königskrone Besitz. Der Zustimmung seiner weltlichen Großen war er gewiß. Aber der entscheidende Akt sollte auch nicht der Weihe des geistigen Oberhauptes der Christenheit entbehren. Daher wandte er sich nach Rom mit der Frage: „Wer soll König sein, der, welcher den Namen trägt, oder der, welcher regiert?" Die Antwort des Papstes Zacharias lautete ganz, wie Pipin gewünscht und vorausgesehen hatte; denn der Papst sah sich schon lange nach einem kräftigen Beschützer um und war überzeugt, ihn in dem Beherrscher der Franken gesunden zu haben. Pipin ließ sich sofort von dem Adel und der Geistlichkeit als König der Franken huldigen. Seine Salbung soll durch Bonifacius, den Erzbischof von Mainz, erfolgt fein. Der letzte Merowinger, der unfähige Childerich Iii., wurde tu ein Kloster gesteckt, nachdem man ihm — als Zeichen des Mönchtums — seilt langes Haar abgeschnitten hatte. Dent Papst gegenüber erwies Pipin sich dankbar. Der Longobardenkönig Aistulf strebte die Eroberung von ganz Italien an. Nachdem er das Exarchat Ravenna erobert hatte, bedrohte er auch den Papst in Rom.. *) Tie Kaaba war ein heiliger Raum, der den göttlich verehrten schwarzen Meteorstein umschloß,, den nach der Sage einst der Erzengel Gabriel dem Stammvater Jsmael gebracht hatte.

6. Geschichte - S. 38

1898 - Gießen : Roth
38 Bilder aus der deutschen Geschichte. standen den Bischöfen an Rang gleich, die Äbtissinnen re. unterstanden den Bischöfen ihres Sprengels. Die Mönche waren zu einem frommen, sittenstrengen Leben, zur Handarbeit, zur Pflege der Hilflosen und Kranken und zum Unterricht der Jugend verpflichtet. Viele Klöster, wie das in ei. Gallen und das auf der Insel Reichenau im Zeller See, waren lange Zeit Pflegestätten der Wissenschaft und Kunst. Die Klöster trugen sehr viel zur Ausbreitung und Befestigung des Christentums bei. Wo sie entstanden, schwanden die Wüsteneien, die Wälder wurden gelichtet, Sümpfe ausgetrocknet, der Ackerbau und die Tierzucht gefördert. Da mit den Klöstern regelmäßig Schulen verbunden waren, so förderten sie die Bildung und trugen viel zur Besserung der Sitten und Vermehrung des Wohlstandes bei. Die Karolinger. 8. Karl der Krohe (768 — 814). Karls Regierungsantritt. König Pipm hatte schon bei Lebzeiten seine beiden Söhne Karl und Karlmann zu Königen der Franken ernennen und salben lassen. Nach des Vaters Tode regierte Karl im Norden und Karlmann im Süden. Karl-mann starb 771 und Karl wurde nach dem Willen der fränkischen Großen alleiniger Herrscher des Frankenreiches. Karlmanns Witwe floh mit ihren unmündigen Kindern nach Oberitalien zu ihrem Vater, dem Longobarden-könig Desiderius. Karl, der mit Recht den Beinamen der Große führt, ist einer jener außerordentlichen Menschen, die unsere Bewunderung erregen und deren Fehler und Schwächen inan bei ihren überwiegenden Verdiensten gern vergißt. Ausgezeichnet als Krieger, Herrscher und Mensch faßte er zuerst den großen Gedanken, die deutschen Völkerschaften zu vereinen und durch das Christentum einer höheren Kultur entgegenzuführen. Dieses eine Ziel behielt er bei allen seinen Unternehmungen im Auge. Kriege mit den Sachsen. Neben den Franken waren die tapferen Sachsen der kräftigste deutsche Volksstamm. Ihr Gebiet erstreckte sich vom heutigen Holstein bis zum Rheine, und sie schieden sich in die Westfalen, Engern und Ostfalen. Sie waren Heiden und hielten fest an ihren altgermanischen Einrichtungen. Durch Fehde- und Raubzüge, die sie in das fränkische Gebiet unternahmen, hatten sie den Franken häufig Anlaß zum Kriege gegeben. Deshalb veranlaßte Karl aus dem ersten Reichstag, den er als Alleinherrscher in Worms hielt (772), den Beschluß, die Sachsen zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren. Bei dem hartnäckigen Widerstand der Sachsen und der häusig notwendigen Anwesenheit Karls in anderen Teilen seines ausgedehnten Reiches dauerte es aber volle 30 Jahre, bis das Ziel erreicht war. Gleich auf seinem ersten Zuge nach Sachsen eroberte Karl die feste Er es bürg (an der Dieme!) und zerstörte das Nationalheiligtum der Sachsen, die Jrmiusul. Dies war ein riesenhafter Baum, der nach dem Glauben des Volkes das Weltall trug. Zwar wurde Friede geschlossen, doch folgten immer wieder neue Erhebungen, die mit Waffengewalt unterdrückt werden mußten. Endlich hatten die Sachsen sich der Notwendigkeit gefügt, und ihr Heerbann wurde gegen die Slaven im Osten aufgeboten. Da wurde mitten im Frieden, auf Anstiften Wittekinds, beim Süntel ein fränkischer Heerhaufen überfallen und niedergemacht. Zur Strafe ließ Karl — nur dem Gefühl der Rache folgend — bei Verden an der Aller 4500 Sachsen enthaupten (782). Ein allgemeiner Aufstand war die Folge. Das Kriegsglück entschied indes gegen die Sachsen. Sie erlitten an der Hase eine entscheidende Niederlage. Da gelobten ihre Herzöge Wittefind und Albion Unterwerfung, versprachen die Ausbreitung des Christen-

7. Geschichte - S. 39

1898 - Gießen : Roth
Karl der Große. 39 tums zu fördern und ließen sich taufen. Dem Beispiel der Häupter folgte das Volk. Nun entstanden überall christliche Gotteshäuser, und durch Gründung zahlreicher Bistümer (Halberstadt, Paderborn, Bremen, Münster, Osnabrück n. a.) war man bemüht,-das Christentum zu befestigen und christliches Leben zu fördern. Durch die ungewohnte Abgabe des Zehntens an die Kirche erbittert, empörten sich die Sachsen trotzdem nochmals. Erst nach dreijährigem Kampfe, und nachdem man 10000 sächsische Familien außer Landes geführt und fränkische dafür angesiedelt hatte, trat Ruhe ein. Zug gegen die Langobarden. Der Longobardenkönig Desiderius fühlte sich von Karl beleidigt, weil dieser sich von seiner Gemahlin, einer Tochter des Königs, hatte scheiden lassen. Deshalb fanden alle Anschläge, die gegen den Bestand des fränkischen Reiches gerichtet waren, aii^ihm eine stütze. So nahm er auch Karlmanns Witwe bei sich auf, erkannte deren Söhne, seine Enkel, als Könige der Franken ah und verlangte von dem Papste Hadrian I. deren Salbung. Als dieser sich dazu nicht bereit finden ließ, bedrängte er ihn und besetzte eine seiner Städte nach der andern. In seiner Not wandte der Papst sich an Karl. Dieser überstieg mit einem gewaltigen Heere die Alpen und bezwang Desiderius in seiner Hauptstadt Pavia (774). Desiderius wurde in ein fränkisches Kloster gesteckt, Karl aber zog nach Mailand und setzte sich die eiserne Krone*) der Langobarden anfs Haupt. Damit war Oberitalien mit dem fränkischen Reiche vereinigt. Gründung der spanischen Mark. Der Kalis Abderrahman in Cordova hatte den Statthalter von Zaragossa abgesetzt. Von dem letzteren zu Hilfe gerufen, zog Karl über die Pyrenäen, bekämpfte die Moslemin und drang bis zum Ebro vor. Er setzte den Statthalter wieder ein und nahm ihn in Lehenspflicht. Auf dem Rückzüge wurde die von Roland, Karls Schwestersohn, geführte Nachhut vou dem tapferen Bergvolke der Basken überfallen und vollständig vernichtet. Dies verlangte Strafe und Sühne. Nach vielen blutigen Kämpfen wurde Spanien bis an den Ebro erobert und als spanische Mark dem fränkischen Reiche zugefügt. Gründung der Lstmark. In Bayern gebot Herzog Thaffilo, ein Neffe Pipins und Schwiegersohn des entthronten Königs Desiderius. Er trug fein Herzogtum von den Franken zu Lehen. Um sich unabhängig zu machen, verband er sich mit Fremden. Als Karl ihn darüber zur Rechenschaft aufforderte, erschien er auf dem Reichstag zu Worms (787), gelobte Treue und stellte Geiseln. Gefoltert von dem Gefühl der Demütigung und aufgereizt vou ferner stolzen Gemahlin, die es nicht verwinden konnte, daß ihr Vater in unfreiwilliger Klosterhaft schmachtete, brach jedoch Thaffilo zum zweitenmal die Lehenstreue, verband sich mit den Avaren (im heutigen Österreich) und rüstete zum Kampfe. Auf einem nach Ing elh eim einberufenen Reichstage klagte Karl den übelberatenen Fürsten des Treubruchs an. Thaffilo wurde feines Herzogtums verlustig erklärt und zum Tode verurteilt. Karl begnadigte ihn zu ewiger Haft in einem Kloster. Gleiches Los traf feine Gattin wie feine Söhne. In der klösterlichen Stille zu Lorsch an der Bergstraße fand Thafsilos Seele Ruhe. Auf einem Reichstage zu Frankfurt erschien er vor Karl und verzichtete seierlich aus alle seine Rechte und Ansprüche. Mit der gesamten Macht des Franken-reiches zog Karl jetzt gegen die Avaren. Das ihnen entrissene Land zwischen Enns und Raab fügte er feinem Reiche als Ostmark (Österreich) hinzu. Karls Siege im Norden. Wie Karl den Krieg gegen die Avaren zur Ausdehnung seines Reiches nach Osten benutzt hatte, so brachte er auch die Milzen und Sorben im Gebiete der Havel, welche die Grenzen unsicher machten, zur Unterwerfung. Gegen die Normannen, die ihre kühnen Raubzüge bis ins Innere von Deutschland ausgedehnt hatten, wurde gleichfalls mit Glück gekämpft und die Grenze des Reiches bis zur Eider vorgeschoben. Den Obotritm (in Mecklenburg), die ihm wider die Sachsen freigestanden hatten, lieft er ihre Sitze an der Niederelbe und an der Ostsee mit der Verpflichtung zur Heerfolge. *) Diese Krone besteht aus einem einfachen goldenen Reifen. Sie hat ihren Namen von einem schmalen eisernen Reifen im Innern, der nach der Sage aus einem Nagel vom Kreuze Christi geschmiedet-wordeu sein soll. Sie wird im Dom von Monza in Oberitalien aufbewahrt.

8. Geschichte - S. 44

1898 - Gießen : Roth
44 Bilder aus der deutschen Geschichte. nahm ihnen dasselbe wieder ab und gründete die Mark Schleswig. So waren auch im Norden die von Karl dem Großen dem Reiche gesteckten Grenzen wiederhergestellt. Heinrichs Tod. Nachdem Heinrich so im Innern Ordnung geschafft und nach außen das Ansehen des Reiches wiederhergestellt hatte, berief er die Großen des Reichs nach Erfurt und empfahl ihnen seinen Sohn Otto zum Nachfolger. Kurze Zeit darauf starb er in Memleben und wurde in dem von ihm gegründeten Kloster zu Quedlinburg beigesetzt. 11. Htto der Kroße (936—973). Krönung. Otto war ein würdiger Nachfolger seines Vaters. Seine Krönung erfolgte unter großer Prachtentfaltung in Aachen durch den Erzbischof von Mainz. Hierbei verrichteten zum erstenmal die vornehmsten deutschen Fürsten die Arbeiten der ihnen übertragenen Ämter. Die ganze Anordnung der Krönungsfeier leitete der Herzog von Lothringen als Reichskämmerer. Der Herzog von Franken sorgte als Truchseß für die Tafel; der Herzog von Schwaben versah das Schenkenamt, und der Herzog von Bayern traf als Marsch all Vorsorge für die Ritter und deren Pferde. Ottos Eigenart. König Heinrich hatte sich mit der Ehre begnügt, der erste unter den deutschen Fürsten zu sein. Gewitzigt durch die schlimmen Erfahrungen seines Vorgängers hatte er den Herzögen in der Verwaltung ihrer Stammlande fast volle Selbständigkeit gewährt und es geschehen lassen, daß diese ihre Würden auf ihre Nach- folger vererbten. Anders Otto! Sein Vorbild war Karl der Große. Wie dieser erkannte er feine Aufgabe darin, die deutschen Stämme zu einem einheitlichen Reiche zu vereinigen, in welchem er unbeschränkt die höchste Richter- und Herrschergewalt ausübte. Er betrachtete deshalb die Herzogswürde als ein Reichsamt, das von ihm nach freier Entschließung vergeben werden könne. Otto der Große. Die Reichseinkünfte, die unter der schwächlichen Regierung der Karolinger zum großen Teil verschleudert worden waren, suchte er wieder zu sammeln und zu bewahren. Zu diesen gehörten die Erträge der Kammergüter, Reichsforsten und Bergwerke, die Zölle und Gerichtsbußen, fowie der Ertrag des Münzrechts. Innere Kämpfe. Das Bestreben Ottos zur Erhöhung der königlichen Macht weckte allenthalben Unzufriedenheit. Namentlich betrachteten die Franken die wachsende Macht der Sachsen mit Eifersucht. Eberhard von Franken, dem Heinrich I. die Erhebung auf den Königsthron verdankte, war Otto gram, weil er ihn wegen Bruchs des Landfriedens mit einer Strafe belegt hatte. Er verband sich deshalb mit Thank-mor, einem Stiefbruder Ottos, und beide -erhoben die Fahne der Empörung. Thaus- mar wurde erschlagen, und Eberhard mußte Ottos Gnade anrufen. — Heinrich, ein jüngerer Bruder Ottos, hielt sich für würdiger, die Königskrone zu tragen, weil er geboren wurde, als sein Vater bereits König war. Vom Ehrgeiz verblendet, verband er sich mit den Herzögen von Franken und Lothringen, um seinen Bruder vom Throne zu stoßen. Zweimal brachten die Empörer den König in große Not, da wurden sie bei Andernach von königstreuen Rittern plötzlich überfallen. Eberhard und Giselbert, so hieß der Herzog von Lothringen, wurden getötet, Heinrich aber mußte sich unterwerfen. Otto ließ feinem Bruder Gnade angedeihen, erntete aber schlechten Dank von dem verblendeten Jüngling, denn noch zweimal empörte er sich. Trotzdem verzieh ihm der König zum zweiten und dritten Male. Endlich erfaßte Reue das Herz des hochstrebenden Jünglings, er versöhnte sich mit feinem Bruder und erkannte dessen Vorrang rückhaltlos an.

9. Geschichte - S. 55

1898 - Gießen : Roth
Friedrich Barbarossa. 55 au sönnen, vermählte Lothar seine einzige Tochter mit Heinrich dem Stolzen von Bayern und belehnte diesen auch mit dem Herzogtum Sachsen. So wurde zwischen den beiden Familien, den Welsen in Bayern und Sachsen und den Hohenstaufen m echtoabm und Franken, der Grund zu langem, blutigem Zwist gelegt. Die schwäbischen obex Hoherrstcrufischen Kcriser. Kovrad Iii. Nach Lothars Tode erlangten die Hohenstaufen das Übergewicht, indem Konrad Iii. von den deutschen Fürsten zum König gewählt wurde. Heinrich der Stolze, der selber gern König geworden wäre, lieferte zwar die Reichskleinodieu ab. Als aber der König verlangte, Heinrich solle eines seiner Herzogtümer abtreten, werl es wider Gesetz und Herkommen sei, daß ein Fürst zwei Herzogtümer zugleich besitze, da weigerte er sich. Heinrich wurde hieraus seiner beiden Herzogtümer verlustig erklärt, und es kam zum Krieg. Nach Heinrichs des Stolzen Tode führte dessen Bruder Wels den Krieg noch zwei Jahre lang fort. Schließlich kam zwischen dem Kaiser und den Welsen ein Ausgleich zu stände, indem der Sohn Heinrichs des Stolzen, Hein- rich der Löwe, dem Herzogtum Bayern entsagte, Sachsen aber behielt. Die Metagerung von Wetnsberg. In diesem Kriege belagerte Kaiser Konrad die feste Stadt Weinsberg in Schwaben, die von Wels von Bayern aufs tapferste verteidigt wurde. Erzürnt hatte der Kaiser allen Verteidigern den Tod geschworen; nur den Weibern sollte mit ihrer kostbarsten Habe freier Abzug gestattet sein. ’ Als die Thore am folgenden Morgen sich öffneten, erschienen, wie die Sage meldet, sämtliche Frauen und trugen als „kostbarstes Gut" ihre Männer ans dem Rücken. Tie Umgebung Konrads rief zwar, das sei nicht die Meinung des Vertrags, aber der Kaiser gewährte großmütig den Männern Gnade mit den Worten: „Ein Kaiserwort soll man nicht drehen noch beuteln!" Hier soll zum erstenmal bei Schlachtruf gehört worben sein: „Hie Wetfl" „Hie Waibling!" 11. Iriedrich Barbarossa (1152—90). Person und Charakter. Nach seiner Rückkehr von dem erfolglosen zweiten Kreuzzuge hatte Konrad Iii. mit Umgehung seines noch unmündigen Sohnes seinen tapferen Neffen Friedrich, Herzog von Schwaben, zu feinem Nachfolger empfohlen. Wegen feines rötlichen Bartes nannten ihn die Italiener Barbarossa, und dieser Name blieb ihm fortan in der Geschichte. Friedrich, von herrlicher Gestalt, durch Einsicht, Frömmigkeit und jegliche Heldentugend ausgezeichnet, hatte sich in feiner Regierung Karl den Großen zum Vorbilde genommen. Sein Hauptbestreben war daraus gerichtet, des Reiches Macht zu heben und das kaiserliche Ansehen — namentlich in Italien — wiederherzustellen. Um den unseligen Streit zwischen den Welsen und Hohenstaufen auszugleichen, gab er Heinrich dem Löwen das Herzogtum Bayern zurück. Nur die Ostmark hatte er davon abgetrennt und zu einem selbständigen Herzogtum erhoben. Friedrich und Italien. Nachdem Friedrich so in Deutschland den Frieden gesichert halte, zog er nach Italien, wo die Verhältnisse sich gegen früher wesentlich geändert hatten. Die lombardischen Städte, besonders Mailand, hatten sich allmählich von der Herrschaft der Bischöse und Grafen freigemacht und waren zu Reichtum und Bildung gelangt. Im Gefühle ihrer Kraft und Freiheit und im Besitz einer streitbaren Bürgermacht strebten sie nach Unabhängigkeit und Selbstregierung unter freigewählten Konsuln und Richtern. Sie kümmerten sich wenig um bic kaiserlichen Hoheitsrechte, zwangen die benachbarten Städte zu einem Bunde und behandelten die Schwachen, die sich ihren Machtgeboten nicht fügen wollten, mit Härle und Ungerechtigkeit. Diese Widerspenstigkeit trat schon auf Friebrichs erstem Zuge zu Tage. Sie alle zu züchtigen, fehlte ihm aber eine genügenbe Heeresmacht. Gleichsam als Warnung für die übrigen zerstörte erbeshalb die mailändifche Bundesstadt Tortona, dann ließ er sich in Pavia mit der eisernen und iu Rom mit der Kaiserkrone schmücken und trat den Rückzug an. Friedrich Barbarossa.

10. Die Weltgeschichte - S. 61

1881 - Gießen : Roth
Die schwbischen oder hvhenstausischen Kaiser. Konrad Iii. 61 die Hohenstaufen in Schwaben, Franken und am Rhein viele Anhnger, imb so dauerte der Kampf zwischen Lothar und Friedrich von Hohenstaufen 9 Jahre lang fort. In dieser Zeit unternahm Lothar Ii. seinen ersten Zug nach Italien. Doch erwarb er auf bemselben keinen groen Ruhm. Denn bei er nur ein geringes Gefolge mit fiel) fhrte, so konnte er Weber die ungehorsamen lom-barbischen Stbte bezwingen, noch in Unteritalien die Normannen besiegen. Dehalb wnschte er, nach Deutschland zurckgekehrt, sehn-liehst Frieden mit den Hohenstaufen. Nachbem Ulm, der bebeutenbste Waffenplatz der Hohenstaufen, erobert worben war, erkannten die Hohenstaufen den Lothar als Kaiser an, und versprachen ihn auf seinem zweiten Zuge uach Italien gegen die Normannen zu untersttzen. Diesen zweiten Zug fhrte er auch im Jahre 113g aus, aber ohne groe Siege zu erringen. Bald nach seiner Rckkehr nach Deutschland starb er (1137). Lothar Ii. hatte ein Gesetz gegeben, ba, wenn ein Herzog, Markgras, Graf :c. ohne Leibeserben strbe, sein Land nicht an das Reich zurckfallen, sonbern an seine nchsten Verwanbten forterben sollte. So wrben die groen Lehen erblich. Die Gewalt des Kaisers wttrbe baburch geschwcht; die Herzge, Markgrafen, Grafen zc. wrben selbstnbiger und mch-tiger. Seinem treuen Lehustrger Albrecht bein Bren aus dem Hause Anhalt ober Askanien (barum auch Askanier genannt) verlieh Lothar Ii. die Norbmark ( 45) erb- imb eigentmlich. Derselbe erweiterte bttrch Kmpfe mit den laben, die er zu Christen bekehrte, die Norbmark bis zur Ober, nannte sich nach Einnahme der Stcibt Vraubenburg Markgraf von Branbenburg und grndete die Stadt Berlin. Er fhrte beutsche Sprache ein, berief fleiige Ausiebler in's Land, legte Kanle ort, baute an der Sttte frherer Gtzentempel Kirchen und Klster. Ihm folgte in der Mark Brandenburg sein ltester Sohn Otto I.; sein jngerer Sohn Beruharb don Askanien (Anhalt) bekam die anhaltischen Lnber und wrbe spter mich Herzog von Sachsen ( Gl). Die Nachkommen von Albrecht dem ^ren haben bis zum Jahre 1320 der die Mark Branbenburg geherrscht, welchem Jahre sie mit Walbemar, dem letzten Askanier, ausstarben. ^ Die schwbischen oder hohenftaufischen Kaiser (1138-1254). Konrad Iii. (1138-1152). 59. Nach dem kinberlosen Tode Lothars Ii. hoffte der mchtige ^Selfc Heinrich der Stolze, Herzog von Sachsen und Bayern, Kaiser
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