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1. Neuere Geschichte von der Französischen Revolution bis zur Jetztzeit - S. 18

1914 - Münster in Westf. : Schöningh
18 Mit Rußland, der Trkei und Neapel kam ein Aus-gleich zustande. Piemont blieb bei Frankreich. Neapel und der Kirchenstaat wurden ihren Herren zurckgegeben. Frankreich und England schlssen 1802 zu Amiens Frieden, demzufolge Frankreich die westindischen Inseln zurckerhielt. Der Reichsdeputationshauptschlu 1803. Aus dem Frieden zu Lneville war bestimmt worden, da diejenigen deutschen Fürsten, die Gebietsteile auf der linken Rheinseite an Frankreich verloren htten, durch Besitzungen auf der rechten Rheinseite entschdigt werden sollten. Die zu diesem Zwecke nach Regensburg einberufene Reichsdeputation setzte durch den Reichsdeputationshaupt-schlu vom Jahre 1803 fest, da smtliche geistliche Herrschaften skularisiert, d. h. eingezogen, und da alle Reichsstdte bis auf sechs (Hamburg, Bremen, Lbeck, Frankfurt a. M., Augsburg und Nrnberg) mediatisiert, d. h. greren Staaten einverleibt wrden. 112 Staaten verloren auf diese Weise ihre Selbstndigkeit. Die Bischfe und Reichsbte hrten auf, Landesfrsten zu sein; sie wurden Staatsuntertanen, behielten aber einen ihrer frheren Stellung entsprechenden hohen Rang. Mit der Einziehung der geistlichen Gter bernahmen die weltlichen Fürsten die Verpflichtung, fr den Unterhalt der Kirchen und Schulen zu sorgen. Preußen erhielt die Bistmer Pader-born und Hildesheim, den stlichen Teil des Bistums Mnster mit der gleichnamigen Hauptstadt, von Kur-Mainz das Eichsfeld und Erfurt sowie schlielich mehrere Abteien und Reichsstdte. Die konsutarregierung Napoleons. Als Erster Konsul war Napoleon bestrebt, die inneren Parteien miteinander zu vershnen, indem er die hauptschlichsten Ideen der Revolution mit den alten berlieferungen zu vereinigen, zugleich aber auch das Volk fr die Monarchie vorzubereiten suchte. Mit Papst Pius Vii. schlo er ein Konkordat, durch das die Rechtsverhltnisse zwischen Staat und Kirche geordnet wurden. Er sorgte fr eine gute Verwaltung, gab dem Lande in dem Code Napoleon ein brgerliches Gesetzbuch und stiftete den Orden der Ehrenlegion, der ohne Rcksicht auf den Stand fr Verdienste im militrischen und brger-lichen Leben verliehen werden sollte. Den Emigranten ermg-lichte er die Rckkehr in ihr Vaterland, um auch den alten Adel in Frankreich fr sich zu gewinnen. Die Schulen wurden wieder eingerichtet, Straen verbessert und neue angelegt, Kanle

2. Neuere Geschichte von der Französischen Revolution bis zur Jetztzeit - S. 80

1914 - Münster in Westf. : Schöningh
80 andere durch den Schlag eines Arbeiters auf den Hahn. Das Volk geriet in eine furchtbare Aufregung, obgleich die Kugeln in die Luft gingen. Mit dem Rufe: Wir sind verraten; zu den Waffen!" flog die Menge auseinander. In wenigen Stunden waren die Straen durch Barrikaden gesperrt, und das Volk stand unter Waffen. Ein frchterlicher Straenkampf entbrannte, in welchem das Militr die Straen und Huser erstrmte, während von den Dchern und aus den Fenstern ein Hagel von Steinen herabflog. Bis tief Verteidigung der Barrikaden am Cllnifchen Rakhaufe in Berlin. Aus Widmann-F.-F. Jllustr. Weltgeschichte. in die Nacht hinein dauerte der blutige Kampf; berall jedoch blieben die Soldaten Sieger. Dem Monarchen bereitete es tiefen Kummer, da er gegen seine eigenen Untertanen mit den Waffen hatte einschreiten mssen. Auf Wunsch vieler angesehenen Brger, welche versprachen, fr Ruhe und Ordnung und fr den Schutz der Person und des Eigentums zu sorgen, lie der König das siegreiche Militr aus Berlin abziehen. Aber jetzt gewann der zgellose Pbel vollstndig die Oberhand; in der Hauptstadt kam es zu den widerlichsten Szenen.

3. Das Altertum - S. 74

1891 - Münster i.W. : Schöningh
7 4 Altertum. Gegners, wie er ihn früher in glücklichen Tagen nicht beneidet hatte." So erzählt Plutarch. Wir stimmen zu, wenn er ausruft: „Niemand ist so niederer Gesinnung und Art, daß er lieber Leobotes, der Ankläger, als Themistokles, der Flüchtling, wäre!" Seinem Lobe des Aristides müssen wir jedoch hier ein gutes Teil entziehen. Plutarch sagt uns, daß Aristides sich zurückgehalten, er sagt uns nicht, daß er widersprochen habe, noch weniger, daß er seine Parteigenossen gehemmt. Von dem Hergang des Prozesses vernehmen wir nur, daß die Klage in der Form der Anzeige von Leobotes eingebracht worden ist. Über Anzeigen dieser Art hatte der Rat der Fünfhundert den Beschluß des Volkes einzuholen, ob darauf einzugehen sei. Wurde die Frage bejaht, so konnte die Volksgemeinde den aus Grund der angenommenen Anzeige anzustrengenden Prozeß einem Gerichtshose der Heliasieu überweisen oder selbst urteilen. Da eine Anzeige und mit dieser zugleich eine Forderung Spartaö vorlag, wird die Vollsgemeinde selbst, wie vordem über den Miltiades, gerichtet haben, was auch wohl die kurzen Worte des Thucy-dides: „Die Athener ließen sich überreden", andeuten. Ob eine Vorladung an den Themistokles unter Aufhebung der Verbannung erfolgt ist, erfahren wir nicht; der Inhalt der angeblichen schriftlichen Verteidigung, die Themistokles nach Plutarchs Angabe von Argos den Athenern zugehen ließ: „Nach dem Befehlen habe er wohl getrachtet, zum Gehorchen sei er weder geartet noch gewillt; demnach könne er sich und Hellas den Barbaren unmöglich haben überliefern wollen", mag den Reden entnommen sein, durch welche des Themistokles Parteigenossen und Anhänger ihn vor dem Volke verteidigten. Das Gesetz bestimmte: Der des Verrats der Stadt schuldig Befundene hat den Tod zu erleiden, sein Vermögen wird konfisziert, eine Grabstätte in Attika darf ihm nicht zu teil werden, über feine Kinder ist Ehrlosigkeit und Rechtlosigkeit zu verhängen. Gegen den themistokles ist in Abwesenheit des Angeklagten erkannt worden. Die Athener verurteilten den Mann zum Tode, dem sie die Flotte, dem sie und Hellas die Rettung vor des Terxes gewaltiger Macht, dem sie die Befestigung ihrer Stadt und des Piräus, dem sie ihre Flotte und den Bund, den sie eben über die Meerengen erweiterten, zu danken hatten, ohne ihn zu hören; sein Vermögen wurde eingezogen, seine Frau und seine Kinder zu Bettlern gemacht, feine Söhne des Bürgerrechts, des Rechts, eine Klage zu führen, beraubt; auf attischem Gebiete, auf dem Gebiete des attischen Bundes sollte der Sieger von Salamis keine Grabstätte finden. Wenn auch fein Hans zu Melite nicht niedergerissen, nicht mit jener schimpflichen Inschrift versehen, die Verurteilung nicht in eine eherne Säule gegraben wurde — wir find hierüber nicht unterrichtet; nur daß des Themistokles Haus späterhin gezeigt wurde, wissen wir — man war eifrig bemüht, das Todesurteil an dem Sieger von Salamis

4. Das Altertum - S. 75

1891 - Münster i.W. : Schöningh
®under: Themistokles und Pausanias. 75 thatsächlich zu vollstrecken. Kommissare Athens und Spartas machten sich aus, Themistokles' Auslieferung in Argos, oder wohin er sonst flüchte, zu erwirken. Der Bund zwischen Sparta und Athen, die Gemeinschaft der Hellenen wird wiederhergestellt, um den Mann, dem die Hellenen verdankten, daß sie Hellenen geblieben waren, den Tod des Verbrechers sterben zu lassen. Sparta hatte sein Aiel erreicht, Eimon und Alkmäon hatten wacter geholfen, der biedere und gerechte Aristides war ihnen nicht in den Weg getreten. Jeder Athener, der der Entschiedenheit, mit der Themistokles feit dem Tage von Platää bis zu seiner Verbannung der Politik Spartas entgegengetreten war, auch nur mit halbem Ange, mit halbem Ohre gefolgt war, mußte selbst dann, wenn er keine Ahnung dessen hatte, was sich seitdem auf dem Peloponnes zugetragen, wenigstens davon eine starke Empfindung haben, daß die Spartaner durch naheliegende Interessen ihres Staates zur Anklage dieses gewaltigen und gefürchteten Gegners getrieben würden. Je maßgebender diese Interessen für Sparta waren, um so vorsichtiger hatte man in Athen Anzeigen, Mitteilungen, Forderungen der Spartaner aufzunehmen. Sparta forderte die gleiche Strafe für den Themistokles, die den Pausanias getroffen. Aber hatte denn dort ein Gericht gegen Pausanias gesprochen? Mit Nichten. Man hatte ihn ohne Urteil und Recht eingesperrt und verhungern lassen, d. H. man. hatte ihn beseitigt. Sparta sprach von Beweisen gegen Themistokles, die sich aus den Beweisen gegen Pausanias gesunden. Welches Gericht hatte diese Beweise geprüft und festgestellt? Da kein Prozeß, keinerlei gerichtliche Prüfung stattgefunden, gab es keinen Beweis, der nicht gefälscht fein konnte, den großen Gegner Spartas zu verderben. Wir erfahren nichts von Beweisen gegen Themistokles, die den Athenern übergeben worden sind; von der Korrespondenz zwischen Pausanias und Terxes, die Thncydides mitteilt, mögen Abschriften nach Athen gesandt fein; es sind Urkunden, die gegen den Pausanias, nicht gegen den Themistokles sprechen. Gab es solche von einigem.belang, so 'wäre schwer begreiflich und noch schwerer zu rechtfertigen, daß Thncydides nicht diese wie jene gegeben. Aber der Geschichtschreiber Ephorus sagt uns, daß Pausanias den themistokles zur Teilnahme an feinen Plänen und Absichten aufgefordert, daß Themistokles davon keine Anzeige gemacht. Art welchem Plan teil zu nehmen, konnte Pausanias den Themistokles einladen? Wollte er die Tyrannis von Byzanz oder das Fürstentum von Kolonä mit ihm teilen, oder sollte Themistokles ihm helfen, Byzanz gegen den Simon zu halten und die Athener im Hellespont zu bekämpfen, oder die Heloten in Sparta zu den Waffen zu rufen? Das besorgte Pausanias wohl besser allein, und die Herrschaft über Sparta, wenn er sie errang, mit dem Themistokles zu teilen,

5. Das Altertum - S. 78

1891 - Münster i.W. : Schöningh
78 Altertum. anschickten, von hier aus geraden Weges über das Ägäische Meer, das offen vor ihm lag, an die persische Küste fliehen; er' hätte dann nicht nötig gehabt, sich auf persischem Boden verborgen zu halten, nicht nötig gehabt, Leben, Sicherheit und Gunst vom Könige der Perser zu erbitten: durch seine eben Persien geleisteten Dienste im wohlerworbenen Besitz der Gnade des Großen Königs wäre er in Susa eingezogen. Daß das Gegenteil der Fall war, daß er schließlich als der Mann, der dem Xerxes die tiefste Wunde geschlagen, nach Persien kam, daß er einen Vorfall, (die Nachricht vom Abbruche der Brücke über den Hellespont) der fünfzehn Jahre zurücklag, in persischem Sinne umdeuten und dieser Deutung einen falschen Zusatz geben mußte, um sein Leben in Persien zu retten, daß Herodot selbst im Kreise der Alkmäoniden. die die Anklage in Athen gestellt, die den dringendsten Anlaß hatten, sich wegen dieser schnöden That, so gut es irgend angehen wollte, zu rechtfertigen, von des Themistokles Anteil an den Plänen des Pansanias nicht das mindeste erfuhr, daß ihm lediglich die Umdeutung, die Themistokles notgedrungen jenem Vorgänge gegeben, als Thatsache aufgetischt wurde, thut neben dem Schweigen des Thucydides in evidentester Weise dar, daß die Gesandtschaft Spartas keine Beweise für des Themistokles Verbindung mit dem Pansanias in Athen vorgelegt hat, daß alles, was sie etwa an mündlichen Äußerungen des Pansanias angeführt haben mag, hinfälligster Natur war. Sparta hatte den Pausauias beseitigt, die Mehrheit des attischen Volkes den Themistokles zu schimpflichem Tode verurteilt. Sparta tastete die Rechte der Familie des Pausauias nicht an, weder die seines Bruders auf die Regentschaft, noch die seines Sohnes auf den Thron. Athen konfiszierte das Vermögen des Themistokles — es soll achtzig Talente etwa 360 000 Mark betragen haben — enterbte und verstieß seine Söhne, machte seine Frau und seine Töchter zu Bettlern. Sparta hatte sich eines Raubtiers, das in seine Hürde gefallen, erwehrt, Athen seinem besten Manne, der auch in der Verbannung unermüdlich für Athen arbeitete, dem gefährlichsten Feinde Spartas mit eigener Hand den Rest gegeben, seine stärkste Waffe gegen Sparta selbst zerbrochen. Nicht zufrieden, den Tod gegen ihn verhängt, sein Geschlecht niedergeworfen zu haben, beeilte sich Athen, mit Sparta nicht nur wetteifernd, sondern Sparta überbietend, an dem Gründer seiner Macht, an seinem Erretter den Tod des Verbrechers zu vollstrecken. Niemals hat Parteiwut, hat Erbitterung gegen die überragende Wucht und Größe eines Mannes, Verblendung und Thorheit einer Bürgerschaft eine verwerflichere, ihre Stadt schärfer brandmarkende That vollführt als jene Mehrheit der Athener, die das Urteil über den Sieger von Salamis sprach, sein Haus entehrte und vernichtete, ihre Kommissare mit denen Spartas aussendete, des Verbaunten Auslieferung zu erzwingen, um ihn den Tod der Missethäter sterben zu lassen.

6. Das Altertum - S. 200

1891 - Münster i.W. : Schöningh
200 Altertum. (jetzt auf dem Platz des Lateran) hinzufügte. Non außen zogen sich um den ganzen Cirkus fortlaufende Arkaden mit Eingängen und Treppen vermittelst deren viele Tausende leicht und ohne Gedränge hinaus und hinein gelangen konnten. — Die Schauspiele des Cirkus hatten, wie alle übrigen, im Laufe der Jahrhunderte an Dauer, Mannigfaltigkeit und Pracht der Ausstattung ungemein zugenommen. Die hauptsächlichsten waren zu allen Zeiten die Wagenrennen. Das Interesse für dieses Schauspiel, das in einer so beispiellosen Weise die Neigungen und Leidenschaften der Masse absorbierte, beruhte zunächst nicht, wie bei den heiligen Spielen der Griechen, auf der Teilnahme für die Personen der Wettsahrenden, noch,- wie bei modernen Wettrennen, auf dem Juteresse an den rennenden Pferden, sondern ganz vorzugsweise aus der Parteinahme für die sogenannten Faktionen, welchen Pferde und Lenker angehörten. Da nämlich die Festgeber nur ausnahmsweise die Cirkusspiele mit eigenen Leuten und Pferden bestreiten konnten, übernahmen Gesellschaften von Kapitalisten und Besitzer großer Sklavenfamilien und Gestüte die Lieferung und Ausrüstung. Wie in der Regel vier Wagen um die Wette raunten, so gab es auch vier solche Gesellschaften, die zu jedem Rennen je einen Wagen stellten, und seit Wagen und Lenker Farben als Abzeichen trugen, je eine dieser Farben zu der ihrigen machten. So unterschied man die Faktionen oder Parteien der Weißen, Roten, Grünen und Blauen. Die Grünen und Blauen hatten schon seit Anfang der Kaiserzeit die kiben älteren Parteien in den Hintergrund) gebrängt; zuletzt öerbanben biefe sich mit jenen (und zwar die weiße mit bcr grünen, die rote mit der blauen), ohne daß sie ganz zu existieren aufhörten. Die Parteiung, die sich in der Bevölkerung von Nom und später auch von Konstantinopel für die Farben der Cirkusfaktionen bildete, ist eine der bedeutsamsten und merkwürdigsten Erscheinungen der Kaiserzeit. Sie spaltete die ungeheure Mehrzahl des Volkes von den Beherrschern der Welt bis zum Proletarier und Sklaven in vier und später in zwei Parteien. Nichts anbercs ist so bezeichnend, für die Unnatürlichkeit der politischen Zustänbe, als biefe Konzentration des allgemeinen Interesses aus biesen Gegenstanb, und nichts zeigt so bentlieh die wachsende geistige und sittliche Verwilderung Roms. Für Pferde und Wagenlenker konnte eine verhältnismäßig nur geringe Zahl von Sachverständigen und Anhängern sich interessieren, für die Farben jedermann. Pferde und Wagenlenker wechselten, die Farben waren permanent. Während eines halben Jahrtausends pflanzte sich das Feldgeschrei der Farben von Geschlecht zu Geschlecht fort, und zwar in einer mehr und mehr verwildernden Bevölkerung, und wenn schon bei allen Schauspielen Excesse und Tumulte gewöhnlich waren, so war vorzugsweise der Cirkus der Schauplatz wilber, selbst blutiger Scenen.

7. Das Altertum - S. 208

1891 - Münster i.W. : Schöningh
208 Altertum Die Zahlen der im Amphitheater gezeigten gezähmten und abgerichteten Tiere war ebenso groß, als die Leistungen der Tierbändiger erstaunlich. Sie schienen es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, die ^iere zu dem abzurichten, was ihrer Natur am meisten zuwider war. Wilde Tiere ließen Knaben aus sich tanzen, standen auf den Hintersüßen, zeigten zugleich mit Pferden ihre Kunststücke im Wasser und blieben auf schnellfahrenden Zweigespannen „als Wagenlenker" unbeweglich. Hirsche lernten dem Zügel gehorchen, Parder tm Joche gehen. Kraniche beschrieben im Laufen Kreise und bekämpften sich gegenseitig. Friedliche Antilopen rannten mit den Hörnern aneinander, bis eine oder beide tot aus dem Platze blieben. Löwen wurden bis zum äußersten Grad hündischen Gehorsams gebracht, man sah sie in der Arena Hasen fangen, unversehrt in den Zähnen halten, loslassen und wieder fangen. Elefanten ließen sich aus den Wink ihrer schwarzen Lehrmeister auf die Kniee nieder, führten Tänze auf, zu denen einer von ihnen die Zimbel schlug, lagen zu Tische, trugen je vier einen fünften in einer Sänfte, gingen auf dem Seile und schrieben lateinisch. Mit den Produktionen gezähmter Tiere, wechselten die Kämpfe der aufeinander gehetzten wilden, wie des Rhinoceros mit dem Elefanten, dem Bären, dem Stier, des Elefanten mit dem Stier n. f. w. Die natürliche Wildheit der Tiere ward durch scharfe Reizmittel gesteigert. Man trieb sie mit Peitschengeknall an, verwundete sie mit Stacheln und Bränden, warf ihnen mit Lappen behängte Strohpuppen vor, die sie wütend in die Lust schleuderten, fesselte sie je zwei an langen Seilen zusammen, und das Volk jauchzte vor Entzücken, wenn sie, rasend gemacht, einander zerfleischten. Auch traten gewiegte und gut bewaffnete Jäger aus, die mit Hunden von guter Raffe einzeln oder in Menge den wilden Bestien standzuhalten vermochten. Endlich gehörten zu den Schauspielen des Amphitheaters auch die Voll. ftreefimgen jener entsetzlichen Todesurteile, durch welche Menschen, teils an Pfähle gebuudeu und völlig wehrlos, teils zur Verlängerung ihrer ^nal mit Wassert versehen, den wilden Bestien überliefert wurden, die zuweilen überdies zum Menschenfreffen abgerichtet waren. Welch ein Anblick, wenn diese Elenden mit zerrissenen Gliedern, von Blut bedeckt, nicht um Gnade, sondern um Aufschub ihres Martertodes bis zum nächsten Tage flehten! Wenn ihre ungeheuren Wunden so weit auseinander klafften, daß sie wißbegierigen Ärzten die willkommene Gelegenheit boten, die inneren Teile des Körpers sehen zu können! Und wenn nun vollends dieser gräßlicheu Wirklichkeit der Schein einer Theaterfcene gegeben wurde! Vielleicht meinte man, dies unmenschliche Schauspiel so minder abschreckend zu machen: für unser Gefühl ist es doppelt empörend, daß Maschinist und Dekorateur aufgeboten wurden, um die Todeskümpfe von Verurteilten zu verlängern und mit dem Prunk der Bühne zu umgeben.

8. Das Altertum - S. 28

1891 - Münster i.W. : Schöningh
28 Altertum. hervor. Die Darstellungen auf den Reliefplatten lassen besonders auf eine hohe Entwicklung der Weberei und des Kunstgewerbes schließen. Die Industrie gab Anlaß zu lebhaftem Handel, Ninive verdankte einen großen Teil seiner Bedeutung dem ausgebreiteten Transithandel, welcher ihm durch seine glückliche Lage möglich wurde; da der Tigris erst von Ninive ab für größere Ladungen schiffbar wurde, so mußte die Stadt der Stapelplatz für alle von Westen und Nordwesten, aus Armenien und Kleinasien herkommenden Waren werden, welche südlich geschafft werden sollten; vermittels des ausgedehnten Kanalnetzes aber, welches ganz Mesopotamien bedeckte, konnte man von Ninive aus alle babylonischen Platze, namentlich auch Babylon selbst, direkt erreichen. Andererseits nahmen die im Altertume so hoch geschätzten Erzeugnisse Indiens ihren Weg über Ninive, und hiermit war dieser Stadt eine reiche Quelle des Wohlstandes geöffnet. Daher heißt es in der h. Schrift Nah. 3, 16, es seien mehr Kaufleute in Ninive als Sterne am Himmel, und Ezech. 27, 23 wird Assur unter denjenigen angeführt, welche den bedeutendsten Handel mit Phönizien betrieben und Webestoffe dorthin lieferten. Aus diesem Wege flössen reiche Schätze nach Assyrien, zumal nach Ninive: „es war kein Ende des Reichtums an aller Art wertvollen Geräts". (Nah. 2, 9). Dieser Reichtum wurde dann durch unermeßliche Kriegsbeute unglaublich vermehrt. Die Menge der assyrischen Kriegszüge gab zuletzt dem Volk sein eigentümliches Gepräge. Die Reliefdarstellungen der Paläste zeigen den Assyrier fast nur in der Kriegsrüstung, und alle Künste der Kriegführung erscheinen auf diesen Bildern hoch entwickelt. Demnach sind auch die Sitten der Bewohner nicht anders gewesen, als sie von einem reichen und an Blutvergießen gewöhnten Volke zu erwarten sind. Es läßt sich hier die oft wiederholte Bemerkung machen, daß die politische und geistige Entwicklung einer Nation nicht auch auf die sittliche Ausbildung derselben zu schließen erlaubt. Die Assyrier besaßen bis zu bewundernswertem Grade alle die Eigenschaften, welche den Krieger ausmachen: Körperkraft, Mut, Ausdauer, Geschick, Kaltblütigkeit; allein für jede edlere Regung waren sie unzugänglich- Sie waren, wie Nahum (3, 1) sie schildert, ganz von Trug und Gewaltthat voll; kein Volk hat so das Recht des Stärkeren mißbraucht wie die Assyrier aus ihren Heereszügen. Die eroberten Städte wurden erbarmungslos zerstört, die gefangenen Kämpfer unter entsetzlichen Qualen getötet. Hunderte von Städten nennt Sennacherib in seinen Siegesberichten, von denen er sagt: „Ich habe sie eingenommen und niedergerissen; ich habe sie mit Sturm genommen und in einen Aschenhaufen verwandelt; ich habe daraus eine Wüste und einen Trümmerhaufen gemacht; ich habe das feindliche Land wie mit einem Besen gefegt." „Meine Siegestrophäen", sagt er, „schwammen im Blute der Feinde wie in einem Strome. Meine

9. Das Altertum - S. 63

1891 - Münster i.W. : Schöningh
Curtius: Die Schlacht bei Marathon. 63 hatte flüchten müssen. Es war für ihn keine leichte Aufgabe, in Athen eine Stellung zu gewinnen. Er hatte seine Vaterstadt Athen zur Tyrannenzeit verlassen und also die Jahre ihrer inneren Entwickelung, in denen Aristides und Themistokles zu Männern gereift waren, nicht miterlebt; bei vorgerückten Jahren war er wie ein Frember in die umgewandelte Stadt zurückgekehrt. Ungebrochen lebte in ihm der alte Familienstolz der Philaiben; wie ein Fürst war er auf eigenen Kriegsschiffen gekommen, mit eigenen Kriegsleuten, mit reichen Schätzen, als Gemahl einer thracifchen Königstochter. Das zurückhaltenbe und strenge Wesen eines Mannes, der zwanzig Jahre lang un&ebingt zu herrschen gewohnt war, mußte den empfinblichen Sinn der attischen Bürger verletzen. Dazu kam, daß durch Griechen, die im Chersonnes gelebt hatten, mancherlei ruchbar würde, was große Verstimmung erregte; und wenn er auch bemüht war, sich in die neuen Verhältnisse zu finben und als Bürger unter Bürgern zu leben, so entging er boch seinen Feinben nicht, welche das Geschlecht der Philaiben nicht wieber aufkommen lassen wollten. Nachbem er erst vor den Scythen und baun vor den Phöniziern nur mit Mühe sein Leben gerettet hatte, sah er sich nun in der eigenen Heimat von neuen Gefahren bebroht, inbem er wegen seiner thracifchen Gewaltherrschaft angeklagt und vor ein Volksgericht zur Verantwortung gestellt würde. Miltiabes fchilberte die bortigcn Verhältnisse, um sein Verfahren zu rechtfertigen, und machte seine Verbienste um Athen geltenb. Er hatte ja die fruchtbare und stäbtereiche Halbinsel am Hellespont, wo sein Oheim und sein Brnber eine selbstänbige Herrschaft besessen hatte, ans einem Familienbesitze zu einem Eigentum des Volks gemacht. Er hatte von bort zur Zeit des jonischen Aufstaubes die große und wichtige Jusel der Lemnier für Athen erobert, er konnte barauf hinweisen, wie unter allen Hellenen er zuerst offen gegen König Darms ausgetreten sei, und wie er schon an der Donau den Nationalseind der Hellenen an den Rand des Verderbens gebracht habe. Die Thaten des Miltiabes sprachen zu laut; das Volk fühlte seinen Wert. Noch zitterte alles, wenn man in Griechen-lanb auch nur den Namen der Perser nannte. Wie sollte man sich jetzt eines Mannes berauben, der ein bewährter Felbherr war, der das Perser-heer genau kannte, und bessen ganze Vergangenheit basür bürgte, daß er Miltiades.

10. Das Altertum - S. 69

1891 - Münster i.W. : Schöningh
Curtius: Die Schlacht Bei Marathon. 69 Kynosarges. Als die Perser in rascher Fahrt die phalerische Bucht erreicht hatten, sahen sie, wie es Tag wurde, die Helden von Marathon zu neuem Kampfe bereit sich gegenüberstehen. Was nun aber die Perser veranlaßte, von jedem Versuche der Landung abzustehen, ist schwer zu enträtseln. Vielleicht lag ein Hauptgrund in der Persönlichkeit des Hippias. Hippias hatte als hinfälliger Greis den Boden seiner Heimat wieder betreten. Wenn er bis dahin den Gedanken an Wiederherstellung seines Hauses festgehalten hatte, so war ihm nach dem Tage von Marathon jede Hoffnung geschwunden und der Mut gebrochen. Mit der Verzicht-leistung des Hippias waren die Instruktionen der Feldherren erloschen; aus eigenen Vollmachten hatten sie keinen Mut zu handeln, um so weniger, da die Partei, auf deren Unterstützung man gerechnet hatte, nach dem marathonischen Kampfe entmutigt war. Unter diesen Umständen läßt es sich erklären, daß die Feldherren, auch ohne eine wesentliche Einbuße an Streitkräften erlitten zu haben (die Zahl ihrer Toten wird auf 6400 angegeben), den Beschluß faßten, vor Eintritt der herbstlichen Witterung heimzukehren und sich diesmal mit der Züchtigung von Naxos und Eretria und der Unterwerfung der Cykladen zu begnügen. Die Straße nach Athen war osten; sie konnten zur Vollendung des Begonnenen in jedem Frühjahre wiederkehren. Die Spartaner, welche Zuzug versprochen hatten, sobald der Vollmondstag vorüber wäre, an welchem sie mit ihrer ganzen Bürgergemeinde beim Opfer des Apollo Karneios zugegen sein müßten, kamen am Tage nach der Schlacht in Athen an und fanden nun statt der bedrängten und geängsteten Stadt eine stegesfrohe, von Dank gegen die Götter und edlem Selbstgefühl erwärmte Bürgerschaft. Die Spartaner zogen nach Marathon, bewunderten an Ort und Stelle die That der Athener und kehrten heim. Die Anerkennung, welche die Krieger Spartas aussprachen, mag ehrlich und treu gemeint gewesen sein, die Politik Spartas war es nicht. Die alte Eifersucht war durch das neue Bündnis nicht beseitigt; denn wenn die Spartaner in lauterer Gesinnung und von nationalem Gesichtspunkte die Gefahr der Schwesterstadt aufgefaßt hätten, so würden sie das Karneenfeft nicht zum Vorwande ihrer Säumnis benutzt haben, so wenig wie sie bei einem Angriffe auf ihr eigenes Land um eines Festes willen die kräftigste Abwehr versäumt haben würden. Es kamen ja auch nur 2000 Bürger, und kein König führte sie. Es war also die rechte Strafe ihrer Falschheit, daß sie vom größten Ehrentage hellenischer Waffen ausgeschlossen waren, und daß die Spartaner den Athenern, die Dorer den Jonern für alle Zeiten den Ruhm des ersten Perserkrieges überlassen mußten. So wie die Zeit der Not vorüber war, bachten die Athener vor allem daran, ihr Gelübde zu bezahlen und das Andenken ihrer Toten zu ehren. Nach ihren Stämmen
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