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6. Weichsel, Pregel und Memel
Die Zveichsel gehört nur zum kleinsten Teile ihres Gebietes zum
deutschen Tieflande. Sie entspringt auf den Karpathen, durchfließt das
russische Land polen (die sarmatische Tiefebene) und tritt oberhalb Thorn
auf preußisches Gebiet, Hier durchbricht sie den baltischen Höhenzug in
einem breiten, tiefen und fruchtbaren Tale. Weiterhin hat der Strom
seiner niedrigen Ufer wegen mit Deichen eingefaßt werden müssen, um
verheerende Überschwemmungen zu verhüten. Lange vor seiner Mündung
spaltet er sich. Der Hauptarm mündet bei Danzig in die Ostsee, ein linker
Nebenarm, die Nogat, ins frische Haff. Dies ist ein lang sich hin-
streckender Strandsee, der durch einen schmalen, mit Dünen bedeckten Land-
streifen, die frische Mehrung, vom Meere getrennt ist. Das von den
Weichselarmen gebildete Deltaland ist unter dem Namen Weichsel-
niederung seiner Fruchtbarkeit wegen berühmt. — Das untere Weichsel-
gebiet bildet die Provinz Mestprentzen.
An der Weichsel liegen: die Festungen Thorn und Graudenz; an
der Nogat Marienburg, unweit der Nogatmündung die Fabrikstadt
Elbing; an dem westlichen Hauptarme der Weichsel Danzig, wichtige
Seehandelsstadt und starke Festung.
Östlich der Weichsel breitet sich die preußische Seenplatte aus. Sie
ist ein von zahlreichen Seen erfülltes, hügeliges, rauhes und wenig frucht-
bares Land mit zum Teil polnischer Bevölkerung, die sich über die Weichsel
hinüber bis zur Ostabdachung der pommerschen Seenplatte zieht.
Auf der Seenplatte entspringt die Passarge und aus mehreren
Quellslüssen der Pregel. Dieser nimmt seinen Lauf in westlicher Richtung
zum frischen Haff. Das Gebiet des Pregel war einst das Land des lettischen
Stammes der Preußen, ist aber jetzt ein kerndeutsches Land. Nahe der
Mündung des Pregel und gegenüber der Stelle, wo das Haff nach dem
Meere hin sich öffnet, liegt die wichtige Handelsstadt und Festung Königs-
berg.
Aus Rußland kommt der Memel. Er strömt ebenfalls in westlicher
Richtung und mündet in mehreren Armen ins kurische Haff, ein dem
frischen Haff ganz ähnlicher Strandsee, der durch die kurische Nehrung
von der Ostsee getrennt wird.
Die Flußgebiete der Passarge, des Pregel und des untersten Memel
bilden die preußische Provinz Ostpreußen.
Die Ostsee.
Die Oftsee ist ein großes Binnenmeer (binnen = innerhalb, also
Binnenmeer = innerhalb umschließender Landmassen gelegenes Meer). Sie
ist nur durch 3 schmale natürliche Wasserstraßen (Sund, großer Belt,
kleiner Belt) und durch mehrere künstliche Wasserstraßen (davon die be-
deutendste der Kaiser Wilhelms-Kanal) mit der Nordsee verbunden und
wird von Deutschland mit der Halbinsel Jütland, von Rußland und
Schweden umschlossen. Ihre Tiefe ist noch geringer als die der Nordsee,
ihr Wasser kälter und klarer. Da ihre Verbindung mit dem offnen Meere
gering ist und zahlreiche Flüsse ihre Wasser ihr zuführen, so ist der Salz-
gehalt des Ostseewassers sehr gering und nur = V6 von dem der Nordsee.
Ebbe und Flut sind kaum wahrnehmbar. Die Wellen sind weniger stark,
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der diesen Fluß mit der Brahe, einem Nebenfluß der Weichsel verbindet.
Durch deutschen Fleiß ist der Boden für den Ackerbau gewonnen worden,
der jetzt gute Weizen- und Kornernten liefert. Das Warthegebiet bis zur
Mündung der Netze und das Netzegebiet gehörten einst zum Königreiche
Polen. Noch über die Hälfte der Bevölkerung ist polnisch. Das Land
ist arm an größeren Städten. Die bedeutendste Stadt ist Posen a. d.
Warthe, eine sehr starke Festung. Das Land zu beiden Seiten der Warthe
unterhalb der Netzemündung bildet die Neumark. (S. S. 13, Anm.)
Vom Finowkanal wendet sich die Oder nach N. N. D. bis Stettin,
der wichtigsten Seehandelsstadt Preußens. Unterhalb Stettin erweitert sich
der Fluß zu einem weiten See, dem Pommerschen oder Stettiner Haff,
das seine Wasser der Ostsee durch 3 Ausflüsse, die Peene, Swine und
Divenow zuführt. Die Peene entlehnt ihren Namen dem letzten der linken
Oder-Nebenflüsse, der von der Mecklenburgischen Seenplatte kommenden
Peene. Zwischen den drei Oder-Mündungen liegen die Inseln Usedom und
Mollin, auf Usedom an der Swine Stettins Seehafen Swinemünde.
Das Küstenland links der Oder bildet die meist sehr fruchtbare Land-
schaft Uorpommern. In ihr die Seestädte Greifswald und Stral-
jund. Der Küste vorgelagert und nur durch eine schmale Seestraße von
ihr getrennt ist die Insel Rügen mit steil abfallenden Kreidefelsküsten.
Sie ist mit herrlichen Buchenwäldern geschmückt und wird alljährlich von
vielen Reisenden besucht, die ihre Naturschönheiten, aber auch die erfrischende
Seeluft und die stärkenden Seebäder genießen wollen.
Links an Borpommern reiht sich das Land Mecklenburg. Nur das
Küstenland ist fruchtbares Ackerland, die Seenplatte hat teilweise anmutige
Landschaften, aber eignet sich mehr für Viehzucht und ist dünn bevölkert.
Auf der Seenplatte liegt Schwerin an dem nach ihm benannten See, an
der Mündung des Küstenslufses Warnow die Seestadt Rostock.
Das Küstenland rechts der Odermündung bildet die Landschaft Hinter-
pommern, eine weite Seenplatte mit dürftigem Sandboden, der nur ge-
ringe Ernten liefert und aus dem hauptsächlich Schafzucht betrieben wird.
Von der hinterpommerschen Seenplatte ergießen sich eine Anzahl Küsten-
slüsse nach kurzem Laufe in die Ostsee, so die Rega, an welcher die Stadt
Treptow, die Persante, an welcher Kolberg, die Wipper, an welcher
Rügenwalde, und die Stolpe, an der die Stadt Stolp.
Vergleichende Zusammenstellung der Höhen des Ldergebiets.
100 m — 1 mm.
Aufgabe 1. Verfolge noch einmal die Wasserscheide des Odergebietes
unter Beachtung der angrenzenden Flußgebiete.
Aufgabe 2. Stelle die Landschaften des Odergebietes zusammen. Stelle
die Nebenflüsse der Oder zusammen.
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dukte. Außerdem wird hier die Cochenille, eine Schildlaus, welche eine
herrliche rote Farbe liefert, aus einer Kaktusart förmlich gezogen.
Zentralamerika besteht aus 5 verbündeten Republiken.
Die wichtigsten Städte sind San Salvador, Leon, Guatemala.
Zu Mittelamerika zählen wir auch Westindien, die Jnselreihe, welche
mit Mittelamerika so ziemlich parallel läuft und Nord-- und Südamerika
verbindet. Noch heute sind die Inseln ergiebig an Zuckerrohr, Kaffee, Baum-
wolle, Kakao, Tabak, obgleich die Fruchtbarkeit gegen früher abgenommen
hat. Man unterscheidet drei Gruppen: die großen Antillen: Euba mit
der Stadt Havanna (297000 Einw.), Haiti, Jamaika und Porto-
riko; die kleinen Antillen, und die Bahamainseln.
C. Südamerika
hat nach seiner Lage und äußern Gestaltung mit Asrika Ähnlichkeit, von
dem es jedoch in anderer Hinsicht sehr verschieden ist. Auch in Südamerika
zieht, wie in Nordamerika, das Hauptgebirge, Kord il leren, auch Cordilleras
(spr. Kordtlljeras) de los Andes genannt, die Westküste entlang bis zur
äußersten Südspitze. Die Kordilleren oder Anden sind ein wildes, nacktes
Gebirge, das nur in seinen untern Abhängen mit Pslanzen bekleidet ist.
Fig. 21. Brasilianischer Urwald.
Der höchste Berg ist der Sorato, über 7600 m hoch. Im Norden zieht sich
das Küstengebtrge von Venezuela (spr. Wenedßuela) am atlantischen
Ozean hin. Südöstlich davon erhebt sich das Gebirge von Guyana
(spr. Guajana) mit schroffen, kahlen, malerisch gestalteten Bergkuppen. Den
größten Flächenraum nimmt das Brasilische Gebirge ein.
Zwischen den genannten Gebirgen dehnen sich die 3 großen Tiefländer
Südamerikas aus: 1. zwischen dem Hochlande von Guyana und dem Küsten-
gebirge von Venezuela die Ebene des Orinokostromes; 2. zwischen dem
Hochlande von Guyana, dem brasilischen Gebirge und den Anden die Ebene
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6. Chile (spr. Tschile), ein schmales Küstenland an der Westseite der
Anden, durch Klima und Fruchtbarkeit eines der schönsten Länder der Erde.
San Jago (tyr. Chago), schöne Stadt in herrlichem Klima, 338 000 Eiuw.
und Valparaiso (spr. Walparaiso) (Tal des Paradieses), in herrlicher Lage am
Meere, 151 000 Einw.
7. Argentinien oder La Plata, der zweitgrößte Staat Südamerikas, um-
faßt die Pampas des Urana und den östlichen Teil der Anden und erstreckt
sich im S. über Patagonien und einen Teil des Feuerlandes. In den
Pampas wird eine ausgedehnte Viehwirtschaft betrieben, welche ungeheure
Massen von Fleisch und Fleischextrakt, von Wolle und Häuten liefert. —
Patagonien ist ein baumloses, pflanzenarmes Land, von einem kräftigen
berittenen Jndianerstamme bewohnt, der auf wilde Rinder und Pferde Jagd
macht. Die Patagonier galten früher als die größten Menschen der Erde.
Durch die Magelhaensstraße (spr. Macheljangs-) ist Patagonien vom Feuer-
lande getrennt, einer Inselgruppe, die sich durch öde Wildheit auszeichnet
und von einem gutmütigen, aber stumpfsinnigen Menschenschläge, den Peschs-
rähs, bewohnt wird.
Hauptstadt von Argentinien ist Buenos-Ayres (spr. Wnenos-Ayres) mit
1 034-000 Einw.
8. Uruguay, auf zwei Seiten vom Meere, auf der dritten vom schiff-
baren Uruguay bespült.
Montevideo 303 000 E.
9. Paraguay, zwischen Parana und Paraguay gelegen, ein überaus
fruchtbares, wald- und weidenreiches Land.
d) Früher den Portugiesen gehörig war die Republik Brasilien. Trotz
ihrer ungeheuren Größe hat sie noch nicht 22 Mill. Einwohner, darunter
gegen 27o Mill. Neger und 1 Mill. wilde Indianer. Brasilien ist eins der
gesegnetsten Länder der Erde und könnte mehrere Hundert Millionen Menschen
ernähren. Seine Gebirge bergen einen unermeßlichen Reichtum edler Metalle
und kostbarer Edelsteine. Zuckerrohr, Kaffeebaum, Weinstock, europäische
und indische Fruchtbäume werden auf seinem Hoden angebaut. Auf reichen
Triften weiden die schönsten Viehherden, und Urwälder prangen mit ihren
Riesengewächsen an den großen Strömen, welche das Land bewässern.
Herrschende Kirche ist die römisch-katholische.
Hauptstadt ist Rio de Janeiro (spr. Schanernh) an einer Bai, welche den
schönsten Hafen 'der Erde bildet, 830 000 Einw. Außerdem merken wir noch die
Handelsstädte Bah ia oder Sau Salvador, 250 000 Einw-, Pernambuco,
150 000 Einwohner, Natal.
c) Das französische, holländische und britische Guyana zwischen den
Mündungen des Orinoko und des Amazonenstromes gelegen, umfaßt die
größte Hälfte des Hochlandes von Guyana und den schmalen Küstenstrich
am atlantischen Ozean. Es ist ein feuchtes Land mit strotzendem Pflanzen-
wuchs, aber ungesundem Klima. Zucker, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer (Cayenne-
pfeffer) sind die Hauptprodukte des Landes.
Hauptstadtdesfrcinzösischenguyanaistcay enne, 13000 E-, des holländischen P ara-
maribo, 15 000 E., des britischen Georgetown (spr. Dschordschtann), 53000 E.
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