— 56 —
die Kämpfe zwischen Welsen und Staufen wieder, bis 1235 auf dem
Reichstage zu Mainz eine Einigung zu stände kam. Mit großer Pracht
erschien hier der Welfe vor Friedrich Ii., beugte feine Knie vor dem
Kaiser und übergab diefem feine sämtlichen Erblande. Der Kaiser
überreichte ihm eine Reichsfahne und überwies ihm feierlichst die Eigen-
besitznngen als Reichslehen und neues Herzogtum. In diesem Herzog-
tum „ Braun schweig-Lüneburg ", welches das Land zwischen
Deister und Leine, Göttingen, - Grnbenhagen, den Harz, Braunschweig,
Celle und Lüneburg umfaßte, liegt der Kern der heutigen Provinz
Hannover und des Herzogtums Brauufchweig eingeschlossen.
Noch unter Otto wuchs das Herzogtum und begann aufzublühen.
Aber man folgte dem Brauche vieler Fürsteu damaliger Zeit; man
teilte das Land und machte es durch Zersplitterung ohnmächtig.
Schon die beiden Söhne Ottos begannen 1269 diese Teilungen. Albrecht
erhielt den südlichen Teil unter dem Namen eines Herzogs von Brmm-
schweig; Johann nahm den nördlichen Teil unter dem Titel eiues
Herzogs von Lüneburg. Noch zwölsmal ist dieser Landbesitz geteilt
worden, und eine Reihe von Ländchen bildete sich, in denen einmal
sogar gleichzeitig 7 Herzöge regierten. Doch das Schicksal führte
diese Herzogsländchen, in deffen Bewohnern wie Fürsten das Gefühl
der Zusammengehörigkeit zum Glück erhalten blieb, immer wieder
zusammen. Durch die Teilung von 1635 wurde dann der Grnnd gelegt
zu den beiden Ländern Hannover und Braun schweig.
Wir beschränken uns nun darauf, das Wachstum des Landes
Hannover zu verfolgen. Diesem Hause Lüneburg (Hannover) gehörten
die Herzogtümer Lüneburg, Celle, Calenberg, Göttingen, Grnbenhagen
und die Grafschaften Hoya (1582), Diepholz (1585) und Stücke von
Schaumburg und Lauenburg. Durch Teilung entstanden 1641 die beiden
Linien Lüueburg-Celle und Lüneburg-Hannover, die 1705 wieder vereinigt
wurden. Inzwischen hatte der Hannoversche Zweig unter Ernst August
(1679—98) im Jahre 1692 die Kurwürde erhalten. Als Kurfür st eu-
tum Hannover war es unteilbar und darum iu Zukunft vor Zer-
fplitternng geschützt. Georg, der Sohn Ernst Augusts, der durch Heirat
mit der Erbtochter vou Lüneburg - Celle (Prinzessin von Ahlden) auch
diese Läuder erhielt, vergrößerte im Jahre 1715 das Land durch Ankauf
der Herzogtümer Bremen und Verden von den Schweden, und fein
Sohn Georg Ii. erwarb 1731 das Land Hadeln.
Kurfürst Georg wurde dann im Jahre 1714 als nächster Ver-
wandter der Königin Anna König von England; Hannover wurde
Nebenland und hat bis zum Jahre 1837 (bis zu diesem Jahre war es
mit England verbunden) von dieser Verbindung manchen Nachteil _ er-
fahren. Nicht nur haben während des 7 jährigen Krieges Frankreichs
Heere es im Kampfe gegen England ausgeplündert und haben hunderte
von braven Hannoveranern für England in Amerika bluten müssen,
auch Napoleon I. hat seinen Haß gegen England an dem Nebenlande
Hannover ausgelassen und hat in der Zeit von 1863—1805 aus dem
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Otto Ottos Albrecht Johann Ernst August Georg Ernst_Augusts Ernst Augusts Georg_Ii Georg Anna_König Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Staufen Mainz Göttingen Braunschweig Celle Lüneburg Ottos Lüneburg Hannover Celle Calenberg Diepholz Schaumburg Lauenburg Lüneburg Bremen Schweden England England Frankreichs England England Amerika England Hannover
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
126
Sprache zu halten und ließ Sangmeister aus Italien kommen, um den Gesang
in den Kirchen zu bessern. Die deutschen Monatsnamen in unseren Kalendern
stammen von ihm her.
Im Jahre 814 starb Kaiser Karl auf der von ihm gebauten
schönen Burg (Pfalz) in Aachen, 72 Jahre alt. Auf goldenem
Seliel, umgürtet mit dem Kaiserschwerte, wurde sein Leichnam in
der vom Kaiser selbst erbauten Marienkirche beigesetzt. Jetzt ruhen
seine Gebeine in silbernem Sarge.
§ 41. Karls J^achfolger. Ludwig der Fromme, Karls
jüngster Sohn, regierte von 814—840. Er war schwach und unbeständig und
that, was geistliche und weltliche Ratgeber ihm rieten. Bald nach Antritt der
Regierung nahm er seinen ältesten Sohn Lothar als Mitkaiser an und gab
ihm Italien zu verwalten. Auch die übrigen beiden Söhne bekamen einen
Landesteil, den sie unter der Oberhoheit des Kaisers regierten. Als ihm später
von seiner zweiten Gemahlin noch ein Sohn, Karl (der Kahle zubcnannt) ge-
boren wurde, teilte Ludwig auch diesem eine Provinz zu. Darüber kam es
zum Kriege zwischen dem Vater und den drei ältesten Söhnen. Lothar wollte
den Kaiser absetzen. Da traten sein Sohn Ludwig (der Deutsche) und die
treuen Sachsen sür den Kaiser aus und retteten ihm die Krone. Aber als er
später seinen jüngsten Sohn abermals begünstigte, nahmen die drei älteren ihn
bei Kolmar aus dem „Lügenfelde" gefangen, und Lothar setzte ihn ins Kloster.
Nochmals befreiten ihn die anderen Söhne. Bald teilte er auss neue und
setzte Ludwig dabei sehr zurück. Da brach dieser mit Sachsen und Thüringern
auf gegen den Vater. Kaiser Ludwig zog ihm entgegen, starb aber auf dem
Zuge bei Ingelheim am Rhein (840). Er hatte das Reich sehr geschwächt,
aber für die Kirche sehr gesorgt. Unter seiner Regierung wurde das Kloster
Korv ey an der Weser gegründet. Von hier aus ging Ansgar mit anderen
Missionaren zu den noch heidnischen Dänen und später auch nach Skandinavien,
um dort das Evangelium zu predigen.
Nach des Vaters Tode brach der Kampf der Söhne los. Ludwig der
Deutsche und Karl der Kahle standen gegen Lothar. Nachdem letzterer besiegt
war, schlossen sie den Vertrag zu Verdun (843). Lothar wurde Kaiser
und erhielt Italien und einen Strich Landes an der Rhone und am linken
Rheinufer vom Mittelmeer bis zur Nordsee. Ludwig der Deutsche bekam alles
Land östlich vom Rhein und den Rheingau. Karl der Kahle erhielt etwa das
heutige Frankreich mit Ausnahme des südöstlichen Gebietes. Im Vertrage von
Meisen (810) bekam Karl auch diese Lande, Ludwig dagegen nahm das heutige
Elsaß-Lothringen und die Niederlande. Somit waren alle rein deutschen
Stämme zu einem Reiche unter Ludwigs Zepter vereinigt. — In Frankreich,
Spanien und Italien saßen Deutsche zwischen den Römern und Galliern.
Diese Völker haben sich allmählich vermischt. Man nennt diese Mischvölker
„romanische" Nationen. — Wir haben es in Zukunft vorzugsweise mit dem
Reiche Ludwigs des Deutschen, also mit dem deutschen Reiche zu thun.
Ludwig der Deutsche (843—816) herrschte über Franken, Bayern,
Alamannen (Schwaben), Sachsen nebst Thüringern, Friesen und Lothringern.
Sowohl er als auch sein Nachfolger Karl der Dicke (816—881) und
Arnulf von Kärnten (881—899) wurden von deit^Normannen schwer
bedrängt. Die Normannen kamen von den Küsten Skandinaviens als See-
räuber in ihren kleinen Schiffen die Ströme herauf, brandschatzten Stadt und
Land und schleppten unermeßliche Beute mit sich fort. Hamburg sank in Asche;
Köln, Bonn, Paris. Toulouse, Sevilla wurden ausgeplündert. Endlich gelang
es dem tapfern Kaiser Arnulf, sie bei Löwen in Belgien vernichtend aufs Haupt
zu schlagen. Ihre Raubzüge aber hörten erst nach und nach auf. — Unter
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Ludwig Ludwig Karls Lothar Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Kolmar Lothar Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ansgar Ludwig_der
Deutsche Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italien Aachen Karls Karls Italien Sachsen Sachsen Ingelheim_am_Rhein Skandinavien Italien Nordsee Rhein Rheingau Frankreich Niederlande Frankreich Spanien Italien Bayern Schwaben Sachsen Skandinaviens Hamburg Bonn Paris Toulouse Sevilla Belgien
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
162
wußte er zu erzählen, zu scherzen, zu unterhalten, wenn er im
Kreise seiner Familie und Freunde saß. In solchen Stunden
pflegte er auch die „edle Mufika," denn Gesang und Lautenspiel
liebte und übte er. Dazu half und gab er in christlicher Barm-
herzigkeit Armen und Notleidenden, wo er konnte. Am höchsten
aber schätzen wir an ihm, daß er bei allem Ruhme und aller Ehre,
die ihm zu teil wurden, stets demütig und bescheiden blieb und
vor Gott nichts anders sein wollte, als ein armer Sünder,
der aus Gnaden um Christi willen selig zu werden hoffte. In
diesem Sinne ist er nach kurzer Krankheit in Eisleben am
18. Februar 1546 zur ewigen Ruhe eingegangen. Seine Gebeine
ruhen in der Schloßkirche zu Wittenberg.
§ 74. Der schmalkaldische Krieg. Kurze Zeit vor
Luthers Tode hatte Kaiser Karl V. alle seine Feinde besiegt. Nun
wollte er die Protestanten zur katholischen Kirche zurückbringen.
Der Papst hatte auf des Kaisers Wunsch ein Konzil nach Trident
berufen. Karl V. forderte die protestantischen Fürsten auf, daran
teil zu nehmen. Das verweigerten sie. Da griff der Kaiser zum
Schwerte. Rasch rüsteten Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen,
Landgraf Philipp von Hessen und viele protestantische Städte zum
Kriege. Leider herrschte unter den Protestanten keine Einigkeit.
Einer der protestantischen Fürsten, Herzog Moritz von Sachsen,
hatte sogar mit dem Kaiser ein Bündnis geschlossen. Als nun
der Kurfürst von Sachsen an der Donau stand, siel Moritz in
dessen Land ein und eroberte es. Schnell eilte Johann Friedrich
nach Sachsen und gewann sein Land zurück. Da zog der Kaiser
ihm uach, setzte über die Elbe, schlug das sächsische Heer bei
Mühlberg (1547) und nahm den Kurfürsten gefangen. Später
ergab sich chm auch Philipp von Hessen. Nun erließ der Kaiser
das Augsburger Interim, in welchem er befahl, daß die
Protestanten zur katholischen Kirche zurückkehren sollten. Nur den
Kelch beim Abendmahle und die Priesterehe ließ er ihnen. Bremen
und Magdeburg wollten das Interim nicht annehmen. Da that
der Kaiser sie in die Acht. Moritz, welcher Kurfürst geworden
war, sollte Magdeburg zum Gehorsam zwingen. Er belagerte
die Stadt auch; im geheimen aber sann er darauf, den so mächtigen
Kaiser zu stürzen. Plötzlich marschierte er nach Innsbruck, wo
der Kaiser weilte. Schnell floh dieser über die Alpen. Moritz
zwang ihn zum Passauer Vertrage (1552), in welchem erden
Protestanten freie Ausübung ihrer Religion und den gefangenen
Fürsten die Freiheit geben mußte. Drei Jahre nachher kam der
Augsburger Religionsfriede zustande (1555). In diesem
Frieden erhielten die lutherischen Landesfürsten das Recht,
frei zu bestimmen, welcher Kirche sie und ihre
Unterthanen angehören wollten. Wenige Jahre darauf
legte Karl V. die Krone nieder und starb 1558 im Kloster. Ihm
folgte sein Bruder Ferdinand I.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von_Sachsen Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Karl_V. Karl_V. Ferdinand_I.
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
164
sich einen eigenen König. Das war der Kurfürst Friedrich
von der Pfa lz, das Haupt der Union. Er nahm die böhmische
Krone an und ging nach Prag. Der Kaiser war auf seiner
Heimfahrt nach Wien bei dem Herzoge Maximilian von Bayern
eingekehrt und hatte dessen Hülfe gewonnen. Maximilian war
das Haupt eines katholischen Fürstenbundes (der "Liga). Er
sandte jetzt sein Heer und die Truppen der Liga nach Böhmen.
Am weißen Berge vor Prag kam es zur Schlacht, und die
Böhmen wurden gänzlich geschlagen (1620). Der König Friedrich
floh. Der Kaiser zerriß den Majestätsbrief, ließ viele der prote-
stantischen Häupter der Böhmen hinrichten, und die katholische
Kirche wurde in ganz Böhmen mit Gewalt wieder hergestellt. —
Aber der Feldherr des flüchtigen Böhmenkönigs, Ernst von
Mansfeld, führte den Krieg in Süddeutschland weiter. In
Norddeutschland dagegen trat Christian von Braunschweig
für die Protestanten auf. Der Feldherr der Liga, Tilly, besiegte
beide nacheinander. Zum Danke für seine Hülfe wurde Maximilian
von Bayern Kurfürst.
Der niedersächsisch-dänische Krieg (1624—1629) bildet den
zweiten Abschnitt des 30jährigen Krieges. Ernst von Mansseld und Christian
von Braunschweig hatten neue Kriegerscharen geworben und brandschatzten im
nordwestlichen Deutschland. Tilly zog nun nach Westfalen und besiegte
Christian bei Stadtlohn im Bistume Münster. Dann besetzte er Westfalen
und Niedersachsen. Die Protestanten fürchteten das Schicksal Böhmens und
erwählten den König Christian Iv. von Dänemark zu ihrem Obersten und
vereinigten ihre Streitmacht mit der seinigen. Während dieser Zeit aber war
ein kaiserliches Heer unter Wallen st ein auf den Kriegsschauplatz getreten.
Wallenstein schlug Ernst von Mansfeld bei Dessau. Auf der Flucht ereilte
letzteren der Tod. Unterdes hatte Tilly den König Christian von Dänemark
bei Lutter am Barenberge besiegt und in fein Land zurückgetrieben (1626).
Wallenstein eroberte Mecklenburg und Pommern, aber das feste Stralsund
konnte er nicht überwinden, trotzdem er geschworen hatte: „Und wenn die
Stadt mit Ketten an den Himmel gebunden wäre, so müßte sie doch herunter!"
— Der Kaiser schloß endlich Frieden mit dem Dänenkönige und kam nun mit
seinem Plane gegen das besiegte Deutschland heraus. Er erließ ein Gesetz
(Edikt), welches befahl, daß alle seit dem Paffauer Vertrage eingezogenen
Klöster und geistlichen Güter den Katholiken zurückgegeben werden sollten, die
alten katholischen Bistümer sollten wieder hergestellt und mit katholischen
Kirchenfürsten besetzt werden. Alle katholischen Landesherren aber sollten das
Recht haben, ihre protestantischen Unterthanen wieder katholisch zu machen
(dieses Gesetz heißt das Restitutionsedikt [1629]). Jetzt zogen kaiserliche Beamte
durch Deutschland, welche mit Hülse der wilden Söldnerscharen Tillys und
Wallcnsteins das Edikt ausführen sollten. Der Kaiser hielt 1630 einen
Reichstag zu Regensburg und setzte hier den Wallenstein ab, weil er ebenso
gewaltthätig gegen Katholiken wie gegen Protestanten gehandelt hatte.
Der schwedische Krieg. König Gustav Adolf von
Schweden und sein Volk waren Protestanten. Sie wollten es
nicht dulden, daß ihre Glaubensbrüder in Deutschland mit Gewalt
wieder katholisch gemacht werden sollten. Dazu hatte der tapfere
Schwedenkönig den Plan gefaßt, sein Reich zu vergrößern. Vor
allem wollte er die Länder um die Ostsee herum besitzen. Des-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Maximilian_von_Bayern Maximilian Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Ernst_von
Mansfeld Ernst Christian_von_Braunschweig Tilly Maximilian
von_Bayern_Kurfürst Maximilian Ernst_von_Mansseld Ernst Christian
von_Braunschweig Tilly Christian Christian_Iv Ernst_von_Mansfeld Ernst Tilly Christian_von_Dänemark Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Prag Wien Norddeutschland Deutschland Westfalen Stadtlohn Westfalen Niedersachsen Dessau Pommern Deutschland Deutschland Tillys Schweden Deutschland
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
123
den sie ihm bei der Verlobung gegeben, und Gudrun gab sich jetzt zu er-
kennen. Mit dem Schwerte die Jungfrau zu gewinnen, beschlossen nun
die Helden. Gudrun schleuderte die Gewänder ins Meer, ging zur Burg
und erklärie der schlimmen Gerlinde, sie wolle Hartmuts Gattin werden.
Da erhob sich großer Jubel in Ludwigs Burg. Aber der Jubel wandelte
sich in Wehgeschrei, als man am andern Morgen die Hegelingen rund um
die Burg erblickte. Rasch war sie erobert, der schreckliche Wate schonte
weder Greis noch Säugling; König Ludwig und die böse Gerlinde wurden
erschlagen, Hartmut gefangen. Nun kehrten die siegreichen Helden mit
Gudrun zurück ins Hegelingenland, wo Hilde sie festlich empfing. Ein
großes Hochzeitsfest wurde angerichtet zu Ehren der treuen Gudrun, die
nun die Gattin Herwigs wurde. Nach der Hochzeit führte er sie heim in
seine Königsburg auf Seeland.
§ 39. Zur Wiederholung und Übung. Lerne
folgende Sätze auswendig.
102 v. Chr. besiegte Marius die Teutonen im südlichen Frankreich.
101 schlug Marius die Cimbern in Oberitalien.
12—9 eroberte Drusus Deutschland bis gegen die Elbe hin.
9 n. Chr. besiegte Armin den Varus im Teutoburger Walde.
375 begann die große Völkerwanderung.
395 teilte Theodosius das römische Reich unter seine beiden Söhne.
410 plünderte der Westgotenkönig Alarich Rom.
429 zogen die Vandalen unter Geiserich nach Afrika.
451 besiegten Römer und Westgoten den König Attila bei Cha-
lons a. d. Marne.
476 eroberte der deutsche Heerführer Odoaker das weströmische Reich.
493—511 regierte Theoderich d. Gr. in Italien.
555 ging das Ostgotenreich in Italien unter.
568 eroberte der Langobardenkönig Alboin Italien.
622 floh Mohammed von Mekka nach Medina.
481—511 gründete Chlodwig das Frankenreich.
732 besiegte Karl Martell die Mauren bei Tours und Poitiers.
751 wurde Pippin der Jüngere König des Frankenreiches.
754 wurde Bonifazius bei Dokkum erschlagen.
1. Welche deutschen Stämme kennst du? Nenne ihre Wohnplätze! —
2. Welches waren die wichtigsten Eigenschaften im Wesen der Germanen? —
3. In wie viele Klassen zerfielen die Germanen? Wodurch unterschieden sich
die Klassen? — 4. Nenne die Vorzüge der freien Germanen! — 5. Welches
waren die Hauptgottheiten der Germanen? — 6. Erkläre folgende Ausdrücke:
Gau, Gauversammlung, Graf, Lehen, Völkerwanderung, Islam, Truchseß,
Hausmeier, Pfalz, Marschalk. Walhalla, Kämmerer, Missionar, Donnereiche! —
7. Nenne die Völkerbündnisse der Deutschen! — 8. Was haben die alten
Deutschen von den Römern gelernt? — 9. Nenne Städte in Deutschland, welche
von den Römern gegründet sind! — 10. Wer waren: Drusus, Germanikus,
Armin, Alarich, Attila, Bonifazius, Karl Martell, Varus, Pippin der Jüngere,
Theodrich, Chlodwig, Alboin, Odoaker, Mohammed? — 11. Welche deutschen
Völkerschaften sind in das römische Reich eingewandert? Wer waren ihre
Könige? — 12. Nenne die deutschen Reiche, welche in der Völkerwanderung
entstanden sind!
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Gudrun Gudrun Gudrun Gudrun Gerlinde Ludwigs Ludwig Ludwig Gerlinde Hartmut Gudrun Gudrun Hilde Gudrun Gudrun Herwigs Marius Marius Marius Marius Armin Varus Theodosius Attila Theoderich Mohammed Chlodwig Karl_Martell Karl Pippin Bonifazius Walhalla Drusus Germanikus Armin Attila Bonifazius Karl_Martell Karl Varus Pippin Chlodwig Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Burg Burg Hegelingenland Seeland Frankreich Oberitalien Deutschland Westgotenkönig_Alarich_Rom Afrika Italien Italien Langobardenkönig_Alboin_Italien Mekka Medina Frankenreich Poitiers Dokkum Deutschland Bonifazius
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
165
halb beschloß er den Krieg gegen den Kaiser. Mit einem kleinern
aber trefflich geübten und tapferen Heere landete Gustav Adolf
an Pommerns Küste (1630). Er nahm Stettin ein und ver-
langte von dem Kurfürsten von Brandenburg die Festung Spandau.
Die langen Verhandlungen hielten den König auf, und er konnte
der hart bedrängten Stadt Magdeburg keine Hülfe bringen. —
Magdeburg hatte sich nämlich geweigert, wieder katholisch zu werden.
Da hatte der Kaiser dem Tilly befohlen, sie mit Gewalt zu zwingen.
Lilly belagerte die feste Stadt, und ehe Gustav Adolf sie befreien
konnte, hatte Lilly sie erobert. Dabei war Magdeburg in Flammen
aufgegangen. Nun zog Tilly gegen den Kurfürsten von Sachsen.
Dieser rief Gustav Adolf um Hülfe an. Er kam und besiegte
Tilly bei Breitenfeld nahe bei Leipzig (1631). Tilly zog sich
nach Süddeutschland zurück. Gustav Adolf folgte ihm und schlug
ihn abermals am Lech. Hier wurde Tilly verwundet und starb
an der Wunde. Nun stand dem Schwedenkönige der Weg nach
Wien offen. Durch zwei Siege hatte er dem Kaiser fast ganz
Deutschland entrissen. — In seiner Not hatte Kaiser Ferdinand
bereits seinen alten Feldherrn Wallenstein flehentlich gebeten, ihm
ein Heer zu werben. Nach langem Weigern hatte Wallenstein die
Bitte erfüllt. Ehe er aber den Oberbefehl übernahm, hatte er
den Kaiser gezwungen, ihm zum Lohne ein Land zu versprechen
und ihn im übrigen schalten und walten zu lassen, wie er wolle.
Gustav Adolf zog Wallenstein entgegen und traf ihn bei Lützen
unweit von Leipzig. In blutiger Schlacht errang das schwedische
Heer zwar den Sieg, aber im Kampfgewühle war König Gustav
Adolf gefallen (1632). Das war für die protestantische Sache
viel schlimmer als eine verlorene Schlacht.
Der Ausgang des Krieges. Nach dem Tode Gustav Adolfs führten
schwedische Generäle den Kampf gegen den Kaiser fort. Ihnen wollten die
protestantischen Fürsten sich nicht unterordnen. Dazu trat nun auch Frankreich
in den Kampf ein, um das linke Rheinufer zu gewinnen. So nahm der
grauenvolle Krieg immer größere Ausdehnung an. Wallenstein, des Kampfes
überdrüssig, verhandelte insgeheim mit Sachsen und Schweden, um den Kaiser
zum Frieden zu zwingen. Das wurde dem Kaiser verraten, und bald daraus wurde
Wallenstein in Eger ermordet (1634)* In demselben Jahre erlitt das schwedische
Heer unter den Generälen Bernhard von Weimar und Horn bei Nörd-
lingen in Bayern eine gänzliche Niederlage. Im folgenden Jahre schloß der
Kurfürst von Sachsen seinen Frieden mit dem Kaiser, der ihm und seinem
Lande Religionsfreiheit bewilligte. Andere deutsche Fürsten traten dem Frieden
bei. Der Kampf zwischen den Schweden und den Kaiserlichen aber wogte
noch länger als zehn Jahre in Deutschland hin und her, bis schließlich der
schwedische General Wrangel Bayern und der General Königsmark
Böhmen erobert hatte. Da endlich erscholl das kaum noch gekannte Wort
„Friede!" durch Deutschlands verwüsteten Gaue.
§ 77. Der westfälische Friede. — Zustand Deutsch-
lands nach dem Kriege. Kaiser Ferdinand Ii. war 1637 gestorben.
«Lein Nachfolger Ferdinand Iii. hatte gleich im Anfange seiner Negierung
begonnen, mit Schweden und Frankreich wegen des Friedens zu verhandeln.
Acht Jahre hatten die Verhandlungen gedauert, welche in Osnabrück und
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Lilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Ferdinand Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav
Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Bernhard_von_Weimar Königsmark Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand_Iii Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Pommerns Stettin Brandenburg Magdeburg Magdeburg Magdeburg Sachsen Breitenfeld Leipzig Wien Deutschland Leipzig Frankreich Sachsen Schweden Eger Nörd- Bayern Sachsen Schweden Deutschland Deutschlands Frankreich Osnabrück
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
168 —
rüchtigten „Raubkriege". In dem ersten Raubkriege hoffte er, das reiche
(spanische) Brabanter Land an sich zu reißen. Da trat ihm der Dreibund
(Holland, England und Schweden) entgegen, und er bekam nur einen kleinen
Teil von Flandern (1668). Das verdroß den stolzen König sehr, und er be-
schloß, zunächst an Holland Rache zu nehmen. So brach der zweite Krieg
aus, in welchem der tapscre Statthalter Wilhelm Iii. von Oranien nebst den
berühmten Seeheldcn de Ruyter und Tromp die Niederlande siegreich ver-
teidigten. In diesem Kriege stand auch der Große Kurfürst von Brandenburg
auf Hollands Seite. Als Frankreichs Heere die Niederlande räumen mußten,
stürzten sie sich auf das Rheinland und verwüsteten unter Tärenne und Condee
die Pfalz zweimal auf barbarische Weise. Endlich mußte Ludwig Frieden
schließen. Er bekam die Frauchecomte, mehrere feste Plätze in den Nieder-
landen, Freiburg im Brcisgau und 10 elsässische Städte (1679). Nun setzte
Ludwig die sog. Rcunionskammcrn ein, d. h. er beauftragte eine Anzahl
gelehrter Männer, zu untersuchen, welche Gebiete einst zu irgend einem der
Lande oder zu einer der Städte, die er in dem Frieden an Frankreich gebracht
hatte, gehörten. Diese Gebiete nahm er dann einfach in Besitz. Deutschlands
Kaiser und Fürsten ließen cs ohne Schwertstreich geschehen. Endlich setzte
Ludwig seinen Räubereien die Krone auf, indem er mitten im Frieden die
freie deutsche Reichsstadt Straßburg wegnahm (1681). Ohnmächtig sahen
Kaiser und Reich auch diesem frechen Raube zu. — Wenige Jahre später
machte Ludwig Ansprüche auf die Rheinpfalz, deren Kurfürst gestorben war.
Er ließ seine Truppen schleunigst in die Pfalz einmarschieren. Die Generäle
hatten den Befehl, sämtliche Städte und Dörfer in Brand zu stecken, ehe die
deutschen Heere und ihre Verbündeten herankämen. So sanken Mannheim,
Speyer, Worms, Heidelberg und viele andere Städte in Schutt und Asche.
Das prachtvolle Heidelberger Schloß wurde gesprengt. Die Pfalz wurde durch
diese Mordbrcunereien gänzlich verwüstet, ihre Bewohner dem Hunger und der
Winterkältc erbarmungslos preisgegeben. Dieser dritte (pfälzische) Raubkrieg
dauerte 10 Jahre. Im Frieden von Ryswick in Holland behielt Ludwig das
Elsaß und Straßburg (1697).
b) Die Entwickelung des brandenburgisch - preußischen
Staates zu einer Großmacht Europas.
§ 80. Brandenburgs Anfänge. Der Schauplatz der
brandenburgisch-preußischcn Geschichte ist im ganzen das Gebiet zwischen
Elbe und Weichsel. Hier wohnten ursprünglich deutsche Stämme (vergl.
§ 29). Sie hatten in der großen Völkerwanderung diese Sitze verlaffen,
und slavische Völkerschaften waren dort eingerückt und bis über die
Elbe nach Westen vorgedrungen. Diese waren noch Heiden und erbitterte
Feinde der Deutschen. Karl d. Gr. hat bereits Krieg mit slavischen
Stämmen geführt. Heinrich I. eroberte Brennaburg, die feste Stadt der
Heveller (928), und bildete aus den eroberten slavischen Landen diesseit
und jenseit der mittleren Elbe die Nordmark (Mark Brandenburg. S. §43).
Sein Sohn Otto d. Gr. gründete Bistümer im Slavenlande, um die
Slaven zum Christentume zu bekehren. Unter Heinrich Iv. aber gingen
das Christentum und die deutsche Herrschaft jenseit der Elbe wieder zu
Grunde. Erst Kaiser Lothar nahm den Plan wieder auf, die an die
Slaven verloren gegangenen Lande zurück zu erobern und deutsches, christ-
liches Wesen dort einzuführen. Er setzte seinen treuen Freund und Waffen-
bruder Albrecht den Bären aus dem Hause der Askanier zum Mark-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_Ansprüche Ludwig Ludwig_das
Elsaß Ludwig Karl_d Karl Heinrich_I. Otto Heinrich_Iv Heinrich Lothar Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Holland England Schweden Flandern Holland Niederlande Brandenburg Hollands Frankreichs Niederlande Rheinland Freiburg Frankreich Deutschlands Rheinpfalz Mannheim Speyer Worms Heidelberg Holland Europas Brandenburgs Weichsel Brandenburg
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
172
Brandenburg, den Polenkönig zu bewegen, ihm die Mitbelehnung in
Preußen zu gewähren. Seine Bemühungen glückten, und Joachim empfing
1569 die Mitbelehnung in Preußen. Wenn also früher oder später Albrechts
Haus dort ousstarb, so erhielten die Kurfürsten von Brandenburg Preußen
als Leben von Polen. Das ereignete sich bereits unter der Regierung des
Kurfürsten Johann Siegismund (1608—1619). Dieser hatte die älteste
Tochter Herzog Albrechts Ii. von Preußen geheiratet. Sein Schwiegervater
starb 1618 und nun wurde Johann Siegismund Herzog von Preußen. Seine
Gemahlin aber war zugleich die Erbin der Herzogtümer Kleve, Jülich, Berg
nebst Mark und Ravensberg im Rheinlande und Westfalen. Diese reiche Erb-
schaft freilich bekam Johann Siegismund nicht ganz, sondern nur das Herzog-
tum Kleve und die gewerbreichen Grafschaften Mark und Ravensberg.
Der Gedanke, die zahlreiche reformierte Bevölkerung der neuen Länder
leichter für sich zu gewinnen, veranlaßte vielleicht den Kurfürsten Johann
Siegismund mit, zur reformierten Kirche überzutreten. Dadurch ver-
scherzte er sich freilich die Liebe seiner lutherischen Unterthanen. Er starb, als
eben der 30jährige Krieg ausgebrochen war. — Sein Sohn und Nachfolger
Georg Wilhelm (1619—1640) war zum Unheil für seine Länder nicht der
Mann. welcher klug und kräftig genug gewesen wäre, um den Stürmen des
schrecklichen Krieges die Stirn zu bieten. Er wollte anfangs neutral bleiben.
Die Folge davon war, daß protestantische wie katholische Söldnerscharen die
Marken plünderten. Nun stellte er sich aus die Seite des Kaisers, dennoch
traf das Restitutionsedikt (s. § 76) auch ihn mit ganzer Wucht. Als jetzt
Gustav Adolf, welcher sein Schwager war. gegen den Kaiser austrat, weigerte
sich Georg Wilhelm hartnäckig, mit jenem ein Bündnis zu schließen.
Endlich zwang der Schwedenkönig ihn mit Gewalt dazu. Doch kaum war
Gustav Adolf gefallen, da schloß der Kurfürst seinen (Prager) Frieden mit
dem Kaiser. Von da an wüteten bald die siegenden Schweden, bald die vor-
dringenden Kaiserlichen mit Raub und Brand in den Marken. Kein anderes
deutsches Land vielleicht hat in jener Zeit so schreckliche Verwüstungen erlitten,
als Brandenburg. Endlich verließ Georg Wilhelm sein grausam zertretenes
Brandenburg und ging nach Preußen. Dort ist er 1640 gestorben.
§ Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst wurde
1620 in Berlin geboren. Seine Mutter erzog ihn vortrefflich
und prägte ihm frühzeitig in die Seele, „Gott vor allem und
seine Unterthanen zu lieben, das Laster zu hassen; dann werde
Gott seinen Stuhl bestätigen." Dazu mußte er fremde Sprachen
und andere Wissenschaften eifrig lernen und sich im Gebrauche der
Waffen üben. Als Friedrich Wilhelm 14 Jahre alt war. schickten
die Eltern ihn mit seinem tüchtigen Erzieher nach Holland. Dort
sollte er auf der Universität Leyden noch weiter studieren und
dazu bei den berühmten holländischen Feldherren lernen, wie man
Krieg führen müsse. Beides hat er mit gleichem Eifer gethan.
Aber Holland bot dem wißbegierigen Prinzen noch viel mehr.
Bald stand er auf der Werft und schaute zu, wie Schiffe gebaut
wurden, dann am Hafen und staunte die gewaltigen Lastschiffe an,
welche Güter und Schätze aus aller Welt heimbrachten; bald eilte
er dorthin, wo man einen Kanal baute, dann wieder besuchte er
Rittergüter und Bauernhöfe, um zu lernen, wie man den Ackerbau
und die Viehwirtschaft betreiben müsse. Daneben gewann er noch
immer Zeit, um mit jungen Fürsten und Adligen im Haag zu
verkehren. Als diese aber einst versuchten, ihn zu einem leicht-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Joachim Albrechts Johann_Siegismund Johann Albrechts Albrechts Johann_Siegismund_Herzog_von_Preußen Johann Johann_Siegismund Johann Johann
Siegismund Johann Georg_Wilhelm Wilhelm Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg_Wilhelm Wilhelm Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Brandenburg Polen Rheinlande Westfalen Schweden Brandenburg Brandenburg Berlin Holland Holland
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
174
Wir wissen bereits (s. § 79), daß König Ludwig Xiv. seine gierige
Hand nach den reichen Niederlanden und dem linken Rhei'n-
ufer ausstreckte. ^Darüber kam es zum Kriege zwischen Frankreich
und Holland. Friedrich Wilhelm schloß nun ein Bündnis mit
Holland und zog mit seinem Heere an den Rhein. Da verband
sich der Franzosenkönig mit Schweden. Bon Pommern aus fielen nun
schwedische Truppen in Brandenburg ein und hausten dort entsetzlich.
Die unglücklichen Märker Bauern schlossen sich zusammen, um sich
gegen die Schweden zu verteidigen. Die Inschrift ihrer Fahne
lautete: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm
gnädigsten Kurfürsten mit Leib und Blut." Endlich eilte Friedrich
Wilhelm herbei, hieb in Rathenow ein schwedisches Reiterregiment
in Stücke und besiegte das schwedische Heer in der ruhmreichen
Schlacht bei Fehrbellin (1675). Der wackere General
Derfflinger trug nicht wenig zu diesem Siege bei. Die
Schweden wurden nicht nur aus der Mark, sondern auch aus
Pommern und Preußen hinausgeworfen. Inzwischen aber hatte
der Kaiser mit Frankreich Frieden gemacht und ließ nun den
Kurfürsten im Stiche. Deshalb mußte dieser in dem Frieden
zu St. Germain Vorpommern wieder an Schweden herausgeben.
Voll Ingrimm rief er aus: „Aus meinen Gebeinen wird ein
Rächer erstehen!"
Die Friedensarbeit des Kurfürsten brachte reichen Segen über
seine Lande. Er zog (besonders holländische) Ansiedler in die Marken, welche
verstanden, Sümpfe und Moore zu entwästern und sie in sruchrbare Äcker und
Wiesen umzuwandeln. Er legte Musterwirtschaften an, an welchen seine Bauern
lernen konnten, wie man den Acker- und Gartenbau treiben müsse. Auch
verdankt die Mark ihm die Einführung der Kartoffel. Des Kurfürsten treffliche
Gattin, Luise Henriette von Oranien, ging ihm dabei mit Rat und That
zur Seite. Gewerbfleiß und Handel suchte er aufs eifrigste zu fördern durch
Anlegung von Fabriken, durch den Bau des Friedrich-Wilhelmskanals bei
Müllrose, auf welchem die Schiffe unter Benutzung der Havel und Spree aus
der Elbe in die Oder segeln konnten. Er erwarb sogar ein Stück Landes an
der Goldküste Afrikas und gründete dort die Kolonie Groß-Friedrichsburg. Sie
ging später wieder verloren. — Friedrich Wilhelm war ein gottessurcktiger
Fürst. Er konnte König von Polen werden, wenn er nur katholisch hätte
werden wollen. Das aber lehnte er entschieden ab mit den Worten: „Meine
Religion, darin ich meirrer Seligkeit versichert bin, unr einer
Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht thun."
Mit Schmerz sah er, daß die Geistlichen der lutherischen und reformierten Kirche
sich heftig zankten. Er erließ ein strenges Verbot gegen alle Lehrzänkereien auf
der Kanzel. Die Geistlichen sollten sich schriftlich verpflichten, dem Befehle zu
gehorchen. Alle, die sich weigerten, wurden abgesetzt. Unter diesen war auch
der fromme Liederdichter Paul Gerhardt. — Im Jahre 1688 schied Friedrich
Wilhelm aus diesem Leben. Er hat den Grund zu Brandenburgs späterer Größe
und Macht gelegt.
§ 84. Friedrich Iii. (1688—1713) hatte zwar nicht die
Kraft und den Heldenmut des Vaters geerbt, wohl aber den hoch-
strebenden Geist desselben. Er liebte und führte eine üppige und
glänzende Hofhaltung und war unablässig darauf bedacht, das
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Derfflinger Germain Luise_Henriette_von_Oranien Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Paul_Gerhardt Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Rhei'n- Frankreich Holland Holland Rhein Schweden Brandenburg Rathenow Fehrbellin Pommern Frankreich Schweden Afrikas Brandenburgs
Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
155
Deutsche Reforimitioiisgcschichte.
a) Reformation der Kirche.
§ 68. Wir wissen, daß die Kirchenversammlung zu Konstanz (§ 62)
die Kirche an Haupt und Gliedern reformieren wollte. Leider war diese ichwere
Arbeit mißlungen. Anstatt besser, war es in der christlichen Kirche nur schlimmer
geworden. Die Lehre der Kirche ruhte nicht mehr auf dem Evan-
gelium allein Sie war verunreinigt durch Menschensatzungen, und feie)e
Menschensatzungen für den Glauben und für das Leben der Christen wurden
vielfach eindringlicher und eifriger gepredigt, als das Evangelium selbst. Vor
allen Dingen mußte der Christ glauben, daß der Papst der Stellvertreter
Christi aus Erden sei; er mußte glauben, daß der Priesterstand ein hübercr
und besserer sei, als jeder andere Christenstand; daß die Seele nach dem Tode
ins Fegfeuer komme, daß nur dem Priester auch der Kelch beim h. Abend-
mahle gcbübre u. dgl. m. Christi Verdienst war nicht mehr der
alleinige Grund der Seligkeit. Der Christ müsse und könne sich —
so lehrte die Kirche — durch gute Werke (Fasten, Wallfahrten, Büßungen,
Rosenkranzbeten, Anrufung und Verehrung Marias und der Heiligen) ein
Verdienst vor Gott erwerben. — Das Leben der Christenheit wurde
durch Laster und Verbrechen aller Art entheiligt. Die Quelle des
Verderbens war der päpstliche Hos in Rom, wo maßlose Geldgier, Völlcrei und
Unzucht im Schwange gingen. Bei der Geistlichkeit sah es vielfach ebenso
scblimm aus. Sehr viele Geistliche kümmerten sich wenig um Predigt und
Seelsorge; Pferde, Hunde und Jagdfalken interessierten sie mehr. In prunkenden
Gastmählern verpraßten manche das Gut frommer Stiftungen. In den
Klöstern waren Zucht und Sitte verloren gegangen, und die Mönche waren
wegen ihrer Unwissenheit, Roheit und Lasterhaftigkeit tief verachtet. Der ein-
fältige Christenmcnsch aber ärgerte sich an dem schamlosen Treiben, und nicht
wenige ahmten ungescheut das böse Beispiel ihrer Priester nach. -In dieser
Zeit tiefster Verderbnis erweckte Gott den Mann, welcher die Kirche reformieren
sollte: Dr. Martin Luther.
§ 69 Lutbers Leben. 1. Luthers Jugendzeit. Luther
wurde am 10. November 1483 in Eisleben am Unterbarze ge-
boren. Sein Vater, Hans Luther, war ein armer Bergmann,
ernst, streng und fromm. Er stammte aus Möhra in Thüringen.
Hans Luther erzog seine Kinder sehr streng. Arbeit und pünkt-
lichen Gehorsam gegen Gott und die Eltern mußten sie von früh
auf lernen. In Mansfeld am Harze, wohin Luthers Eltern ge-
zogen waren, besuchte Martin die Schule. Hier herrschte eine
ebenfo harte Zucht, als im Elternhause. Spater kam er in die
lateinische Schule zu Magdeburg und dann nach Eisenach, wo er
Verwandte hatte. In Eisenach sang er mit anderen armen
Schülern vor den Thüren reicher Leute ums Brot, bis ihn die
Frau Cotta in ihr Haus aufnahm. Nun brauchte er wenigstens
nicht mehr für das tägliche Brot zu sorgen, sondern konnte un-
gestört lernen. Luthers Vater war inzwischen wohlhabender ge-
worden. Er wollte, daß sein Sohn ein Nechtsgelehrter werden
sollte. Deshalb zog Martin Luther 1501 nach Erfurt, um da
auf der Universität die Rechte zu studieren. Hier hat er nach dem
Spruche gearbeitet: „Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert."
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Christi Marias Martin_Luther Luthers Hans_Luther Bergmann Hans_Luther Martin Cotta Luthers Martin_Luther
Extrahierte Ortsnamen: Christi Marias Rom Eisleben Möhra Thüringen Mansfeld Luthers Magdeburg Eisenach Eisenach Erfurt