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1. Landeskunde von Thüringen - S. 27

1909 - Altenburg : Bonde
27 Die Rhön ist arm an Bodenschätzen. An einzelnen Stellen finden sich Eisen- erze und Tonlager, und am Nordostrande des Gebirges kommen Braunkohlen vor; der Abbau derselben wird aber mit geringem Erfolg betrieben. Infolgedessen hat sich in dem Eisenacher Oberlande auch keine lebhafte Industrie entwickeln können; nur die Haus- industrie hat hier festen Fuß gefaßt. An einzelnen Orten wird der Ton zu Tonkrügen und Geschirren verarbeitet; auch Pfeifenköpfe für Ruhlaer Geschäfte werden hier und da gefertigt. In den meisten Rhönorten beschäftigen sich die Bewohner mit Haus- Weberei. Da webt man aus dem Flachse, den man im Sommer erbaut hat, das weiße Linnen, und die Wolle der Schafe liefert das Garn, aus welchem Plüsch und andere Wollstoffe gewebt werden. Heimisch im Rhöngebirge ist auch die Sattlerei und Riemerei, und an vielen Orten wird das Peitschenflechten schwunghaft betrieben. Die ausgedehnte Viehzucht liefert dem Gerberhandwerk die nötigen Meiningen. Rohstoffe. An einigen Orten wird das Holz der Wälder zu allerlei nützlichen Geräten verarbeitet. Da im Rhöngebirge die Erwerbsverhältnisse so ungünstige sind, so ist dasselbe auch schwach besiedelt. Wir finden auf demselben nur kleine Städte und arm- selige Dörfer (Kaltennordheim, Dermbach, Lengsfeld, Schmalenau, Wüstensachsen, Spar- brod). Viele der Rhönbewohner verlassen zur Sommerszeit auf mehrere Monate das rauhe Gebirge und wandern hinab in die gesegneteren Gefilde des Werra- und Main- tales , um dort als Erntearbeiter ihren Verdienst zu suchen. Andere ziehen in größere Städte, um als Maurer oder Zimmerleute zu arbeiten, während noch andere als Handels- leute von Ort zu Ort wandern und die im Winter gefertigten Waren verkaufen. Im Spätherbst kehren sie meist zurück, um in der langen Winterszeit, wo gewaltige Schnee- massen das Gebirge bedecken, in den niedrigen Hütten zu spinnen und zu weben, zu schneiden und zu schuitzen, zu formen und zu malen, zu flechten und zu binden.

2. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 34

1910 - Hannover : Helwing
— 34 - Das Wendland. Den Namen Wendland trägt das Gebiet von seinen Bewohnern, welche Reste des großen, in alter Zeit den Deutschen feindlichen Wenden- Volkes sind. Den Laus der in der Altmark entspringenden Jeetze begleiten auf der zu unserem Lande gehörenden 80 km langen Laufstrecke grüne Wiesen, die weiter ab vom Flusse moorig werden. Den mittleren Teil unseres Wendlandes nimmt östlich von der Jeetze eine sumpfige, aber mit schönem Wald bestandene Niederung ein, während nördlich und südlich davon guter Ackerboden, aus Lehm und Sand gemischt, sich findet. Das Wendland westlich von dem Flnsse ist ein welliges Hügelland, das im Norden zur Göhrde ansteigt. Die südlichen Hügel, der Drawän genannt, enthalten zwar große Wälder und Heiden, sind aber doch nicht schwach bewohnt. „Das ganze dorsreiche Wendland bietet dem Besucher noch manche Besonder- Helten, die sich ans die wendische Abstammung seiner Bewohner zurückführen lassen. Die Ortschaften sind fast alle um einen kreisrunden Platz gebaut, zu dem nur ein Eingang offen gelassen ist (Rundlinge); auch sind sie durchweg vou einem dichten Baumkrauze von Eichen, Birken und Eschen nmgeben, so- daß man bei der Annäherung statt des Dorfes einen lichten Wald vor sich zu sehen glaubt. Die Bauernhäuser sind in niedersächsischer Bauart errichtet; aber das Holzwerk ist mit blauer, roter oder grüner Farbe grell bemalt. Auf den Giebeln sieht man hier und da plumpe Wolfsköpfe oder die niedersächsischen Pferdeköpfe. Hinter jedem Hanse liegt die „Klanzei" (Obstgarten) und der „Priessiug" (Schweiue- weide). Alle Felder und Wiesen der Dörfer umsäumt der Weidenbaum, der recht eigentlich der wendische Lieblingsbaum ist. Heute herrscht iu diesem Weud- laude, deren verachtete Bewohner mau früher faul und verkommen nannte, ein durch rastlosen Fleiß erworbener Wohlstand. Der Wende, der als gedrückter Knecht verschlagen und heimtückisch war, kommt heute als freier Mann dem Fremden offen und freundlich eutgegeu. Seine Sprache, die schon seit fast 1000 Jahren plattdeutsch ist, zeigt uoch slavifche Anklänge. Charakteristisch ist für den sonst einfach lebenden Wendländer der ungeheure Aufwaud bei Hochzeiteu und sonstigen Festen." (Beuermauu, Provinz Hannover.) Die eigentliche Lüne bürg er Heide. Aussehen. In dem welligen Hügellande der eigentlichen Lüne- burger Heide ragt an der Nordwestecke der Wilselder Berg (171 m) als die bedeutendste Erhebung unseres gesamten hannoverschen Flachlandes auf. Von seiner breiten, kahlen Kuppe können wir am besten Umschau über die weite Heide halten. Sie bedeckt einen Flächeninhalt von 11000 qkrn. Der"heideboden besteht aus dürrem, weißem Sande, der mit Feuersteinen untermischt und ab und zu mit mächtigen Granitblöcken übersäet ist, die in einer früheren Zeit der Erde mit dem Gletschereise von Skandinavien herbeigetragen wurden. Eine ausfällige Erscheinung in der Heide sind anch die häufig vorkommenden Hünengräber, das sind einzelne Steinhügel, welche die Grabstätten alter germanischer Helden umschließen. Hin und wieder zeigen sich einzelne Dörfer, von Roggen-

3. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 43

1910 - Hannover : Helwing
— 43 — her; 500 Gäste sind nichts Seltenes an solchem Ehrenfeste, dessen Feier sich 8 Tage ausdehnt. Kehdingen und Hadeln. Die Marschen Kehdingen und Hadeln sehen einander sehr ähnlich. Aber der Boden von Hadeln ist sandiger und kalkhaltiger, darnm heller und leichter als der Kehdingens. Das hat eine Verschiedenheit in der Ausnutzung zur Folge; Kehdiugeu zeigt fette Wiesen und fruchtbare Äcker, Hadelu hat mehr Ackerfeld. „Diese Marschgebiete sind unmittelbar hinter den mächtigen Elbdeichen erheblich höher als nahe der Geest. Kehdingen wie Hadeln sind ausgeschlämmte Buchten. Die Abschließnng von der Elbseite aus ist so geschehen, daß an der Geestseite große Wassertümpel blieben, die allmählich trocken geworden sind und sich mit Moor überzogen haben. Diese Marschen haben darum breite Moorgürtel hiuter sich, deren Torfschichten auf fetter Schlammerde ruhen. Am deutlichsten zeigt sich das in Hadeln. Im Osten und Westen springen zwei hohe Geestrücken vor, in die Hadelu hineingreift. Der südliche, der Geest anliegende Marschstrich in der Bncht heißt das Sietland (sieht — niedrig). An seinem Rande liegen noch mehrere kleine Seeen, die als Reste eines früher größeren Wassers anzusehen sind. Sie sammelten im Winter so viel Waffer, daß das ganze Sietland im Frühlinge gewöhnlich überschwemmt war und so nicht nutzbar gemacht werden konnte. Erst in der Mitte unseres Jahrhunderts hat mau den Hadeler Kanal gegraben, der das überflüssige Wasser zur Elbe und zur Geeste (Weser) ableitet und so einen Anbau des Landes gestattet und reiche Ernte ermöglicht. Kehdingen und Hadeln gelten für die reichsten Marschen unseres Landes. Wer in sonnigen Sommertagen durch diese Gegend zieht und in Kehdingen zwischen unabsehbaren Feldern die blumigeu, saftigeu Wiesen, auf denen hunderte von buuten Kühen und dunkel- braunen Pferdeu kuiehoch im Grase weiden, und in Hadeln die ununterbrochen sich hinziehenden, wogenden Weizen- und fruchtbaren Rapsäcker sieht, der wird diese Annahme für richtig halten. Beide Marschen sind vornehmlich von Niedersachsen bewohnt; die Bauernhöfe liegen zwischen den wogenden Saaten. In den Dörfern wohnen die Tagelöhner, Krämer und Handwerker um die Kirche und Schule herum. Die großen Bauernhöfe sind mit tiefen Gräben (Graffen) umzogen. Die Häuser stehen im Schatten starker Eichen, Buchen und Birken; in Hadeln umziehen viele Gehöfte wahre Parkaulagen. Die niedersächsische Banart prägt sich in aller Schärfe aus, wenn wir auch in Hadeln nur noch selten ans den Giebeln die gekreuzten Pferdeköpfe finden. Das Holzwerk des mit Schilf oder Stroh gedeckten Wohnhauses ist hell gestrichen, während Scheuneu und Ställe und fast alle Ackergeräte eiu an- genehmes Braunrot zeigen." (Beuermann, Provinz Hannover.) Die Alesermarschen. Das Laud Wursten hat seinen Namen von seiner sriesischen Bevölkerung, die im Mittelalter den Namen der Wortsaten oder Wurtsateu führten, weil sie in der Zeit, als noch keine oder ungenügende Deiche vorhanden waren, ihre Häuser auf künstlichen Hügeln, sog. Warften oder Wurteu, erbauten. Läuger als alle anderen Weseranwohner haben die Wurster ihre alte Freiheit bewahrt; deuu erst gegen Mitte des 16. Jahrhunderts unterwarfen sie sich den Erzbischöfen von Bremen. Der Boden des Landes ist im allgemeinen leicht, weshalb hier der Ackerbau überwiegt. Osterstade ist wesentlich eine große Weide- flur mit verhältnismäßig geringem Ackerbau, durch zahlreiche Herden des schönsten Viehes belebt.

4. Teil 2 - S. 98

1910 - Hannover : Helwing
98 Geht es also den: Industriearbeiter gut, so macht der Bauer gute Geschäfte. Einer ist auf den andern angewiesen. Zwar ist die Kopfzahl des Viehes gewachsen und noch im Wachsen, doch hat sie mit der Volksvermehrung nicht Schritt gehalten. Es kommen jetzt auf 100 Menschen in Deutschland 33 Rinder, d. i. 5 weniger als vor 40 Jahren. Es ist nötig, Vieh, Fleisch, Geflügel, Eier usw. einzuführen. — Rindvieh liefern uns Dänemark und Österreich-Ungarn; Schweine: Mßland; Pferde: Belgien, Niederlande, Österreich-Ungarn, Dänemark, Rußland. Die deutsche Landwirtschaft kann aus ihre Erfolge in der Viehzucht stolz sein. Immerhin müssen wir wünschen, daß der deutsche Bauer sich noch mehr als bisher der Viehzucht, besonders auch der Haltung von Federvieh, der Ge- winnung von Milch und Käse widmet, um in diesen Nahrungsmitteln Deutsch- land vom Auslande unabhängiger zu machen. 8 30. Die Forstwirtschaft. 1. Der Waldbestand in Deutschland. In den Berichten der Römer wird uns Deutschland als ein wasserreiches W a l d l a n d geschildert. Das ist anders geworden. Die vielen Nanren mit den Zusanunensetzungen -roden, -Hagen, -holz, -Wald, -loh reden von der Arbeit vergangener Jahr- hunderte, Waldland in Acker umzuwandeln. Jetzt trägt nur noch V4 der gesamten Bodenfläche Wald. Obenan stehen die Gebirge. Viele drücken es schon durch ihren Namen aus. Suche sie auf! Die Be- zeichnung Harz = Hardt, Spessart = Spechtshardt, Haarstrang = Hart- strang geht auf Waldgebirge. Herrliche Waldungen tragen auch Taunus und Hunsrück, in unserer Nähe Deister, Saupark, Süntel und Bückeberge. Aber auch in der Tiefebene fehlen größere Wälder nicht. Die östl. Provinzen sind damit besonders gesegnet. Uber 3/4 alles Hochwaldes ist Nadelwald. Er bringt am schnellsten Erträge. Der verbreitetste Baun: ist in der Tiefebene die genügsame Kiefer oder Fuhre, im Gebirgslande die Fichte (Tanne). Der L a u b w a l d , der die höheren Lagen der Gebirge meidet, hat vorwiegend B u ch e n bestände, kaum '/3 soviel Eichwald. 2. Schul; und Pflege des Waldes. Der Staat hat die Aufsicht über den Wald. Er sorgt dafür, daß die Ausrodungen nicht zu großen',Um- fang annehmen und kahle Berge und für Ackerbau ungeeignete Flächen bewaldet werden. Er selbst ist Besitzer großer Waldungen, der Staats- oder fiskalischen For st en; V3 Wälder ist staatlich. Der Staat hat auch die Ausbildung der Forstbeamten in die Hand genommen. Eine Forstakademie, d. i. eine Schule für höhere Forstbeamte, ist in Münden. 3. Nutzen des Waldes. Der Wald liefert Holz. Das ist sein größter Nutzen. In alter Zeit war das Holz noch viel wichtiger. Eine mittelalter- liche Stadt war fast ganz aus Holz gebaut. Deshalb brannte sie auch so häufig ab. Hausgeräte, Webestühle, Wagen, Brücken, Schiffe waren zum

5. Teil 2 - S. 97

1910 - Hannover : Helwing
97 Die Viehzucht ist ein l o h n e n d e r E r w e r b. Tie Einnahmen der Landwirtschaft in Deutschland stanunen zu 2/b aus Vieh-, zu '/4 aus Getreide- verkäufen und zu '/6 aus dem Absatz anderer Ackerfrüchte. — Ausschließlich der Viehversorgung dient in Deutschland etwa l/z soviel Boden, als Ackerland da ist. Die besten Wiesen haben unsere Marschen. Sie liefern deshalb ausgezeichnetes Vieh (Kehdingen, Westholstein, Ostfriesland). 2. Die Viehhaltung. Die Vieharten sind ganz ungleich über Deutsch- land verteilt. Überall ist das Pferd zu Hause. Die Zucht betreiben Ostpreußen (Trakehner!), Mecklenburg, Holstein, Oldenburg. Zur Hebung der Pferdezucht hat der Staat Landgestüte eingerichtet; Hannover hat eins in Celle. In der Pferdezucht wird Deutschland nur übertroffen von seinen Nachbarstaaten Dänemark, Belgien und den Niederlanden. — In diesen 3 Ländern und in Großbritannien ist auch die R i n d e r z u ch t stärker als in Deutschland. Rußland hat 4 mal soviel Pferde, aber nur 2 mal soviel Rinder als Deutschland. Zahlreich ist Rindvieh vorhanden in Holstein, Hannover, Schlesien, Süddeutschland (Algäuer). — In der Schweine- zucht wird Deutschland nur von Belgien überholt, wo aus 1 qkm 43, bei uns 41 Schweine kommen; aber mit seiner Gesamtzahl steht Deutschland vornan in Europa. Daß die Schafzucht zurückgegangen ist, hat seinen Hauptgrund in der billigen Einfuhr von Wolle, Häuten u. a. Erzeugnissen aus Australien, Argentinien, Rußland. Diese Länder bieten in ihren weiten Ebenen Raum für große Herden. Es kommt aber für Deutschland hinzu der Mangel an Hirten, die Aufforstung der Heiden, Ersatz des Stalldüngers durch Kunstdünger. Pommern hat noch die meisten Schafe; es folgen Mecklenburg, Braunschweig, Provinz Sachsen. Eine besondere Schafart ist die Heidschnucke der Lüneburger Heide. — Dagegen hat die Haltung der Z i e g e , „der Kuh des kleinen Mannes", stark zugenommen. — Die Bienenzucht ist bedeutend in der Heide. Pf 3. Der Zuwachs. Nicht immer hat Deutschland soviel Vieh gehabt. Mit der Zahl der Bewohner ist auch die Viehzucht gewachsen. Von 1883 bis 1907 stieg die Zahl der Pferde von 3 500 000 auf 4 300 000, der Rinder von 16 000 000 auf 21 000 000, der Schweine von 9 000 000 auf 22 000 000. Damit ist der Wert der Ställe des Bauern in dem Zeitraum um mehrere Milliarden Mk. gestiegen. Die Zahl der Schafe ist von 19 000 000 auf 8 000 000, also um 11 000 000 zurück-, die der Ziegen aber um 900 000 auf- wärtsgegangen. 4. Die Einfuhr. Würde nicht mehr Fleisch gegessen als früher, so würde der Bauer unsern Bedarf decken können. Besonders in den Städten wird sehr viel Fleisch verzehrt. Je größer die Städte, je stärker der Industrie- betrieb einer Gegend, desto mehr wird Fleisch regelmäßige Kost. Im König- reich Sachsen verbrauchte ein Mensch im Jahre durchschnittlich an Fleisch 1870 nur 23 kg, 1899 aber 44 kg. Weltkunde C. Ii.

6. Teil 2 - S. 168

1910 - Hannover : Helwing
168 einfach, streng und hart, ein Leben in ernster, rastloser Arbeit. „Der König leitet alles einzig und allein. Wer es nicht sieht, kann es nicht glauben, daß e i n Mensch in der Welt so viele verschiedene Sachen in einem Tage er- ledigen und selbst tun könne, wie dieser König täglich tut", so berichtete ein fremder Gesandter an Friedrich Wilhelms Hof. So pflichttreu und rastlos tätig wie er selber, so sollten auch seine Beamten arbeiten, obgleich sie nur kärglich besoldet wurden. Und wo es einer daran fehlen ließ, da hals des Königs Krückstock kräftigst nach, wie bei dem Torschreiber in Potsdam. So erzog er seinem Lande eine tüchtige, pflichttreue Beamtenschaft. Daneben verwandte er den größten Fleiß auf die Vermehrung und Vervollkommnung seines Heeres. Seine „lieben blauen Kinder" nmßten zwar tüchtig exer- zieren, und der Korporalsstock wie die Spießruten haben manchem blutige Wunden geschlagen; aber andererseits sorgte der König doch auch wie ein Vater für seine Soldaten. Besonders liebte er die „langen Kerls" von denen er ein ganzes Regiment (die Potsdamer Riesengarde) hatte. Je größer ein Mann dieses Regiments war, desto mehr monatliche Zulage erhielt er, bis zu 60 Mk. Bei der Ausbildung seines Heeres half ihm besonders Fürst Leopold von Dessau. Er führte den Gleichschritt und den eisernen Ladestock ein. b) Wie der König sein Land wieder bevölkert. Von den Zeiten des 30 jährigen Krieges her lagen in Preußen noch Tausende von Bauernhöfen, ja viele Dörfer wüst. Dazrr hatte die Pest Ostpreußen und Litauen fast ganz entvölkert. Dm galt es, die verlassenen Höfe wieder zu besiedeln, die Gebäude meist von Grund auf neu aufzubauen, die wüst liegenden Ländereien wieder urbar zu nrachen und zu beackern und in den Städten Gewerbe und Handel neu zu beleben und zu fördern. Um das zu erreichen, gab der sonst so sparsame König viele Millionen Taler mit offenen Händen her. Er rief Zehntausende von Ansiedlern ins Reich, gab ihnen Land und Saatkorn, Vieh, Ackergerät und Bauholz, ja oft die nötigsten Lebens- mittel dazu und erließ ihnen Abgaben und Steuern auf viele Jahre. In Ostpreußen allein siedelte er mehr als 18 000 protestantische Salzburger an, die von ihrem Bischof um des Glaubens willen aus dem Lande getrieben waren (s. Bd. 1 S. 112, 5). In Litauen wurden 12 Städte, 332 Dörfer und 49 Domänen neu auf- und angebaut. e) Wie er Landwirtschaft und Gewerbe fördert. Seinen Domänen wandte Friedrich Wilhelm die höchste Sorgfalt zu; denn sie sollten nicht nur die höchsten Erträge an Korn, Vieh, Wolle usw. liefern, sondern auch Musterwirtschaften für die Bauern der Umgegend sein. Junge Bauerntöchtern, die auf seiner Domäne Königshorst die Milchwirtschaft nach Holländer Art gut erlernt hatten, schenkte der König 24 Taler zum Brautschatz. — Um die Gewerbetätigkeit in den Städten zu fördern, befahl

7. Teil 2 - S. 241

1910 - Hannover : Helwing
241 1807 verlor König Friedrich Wilhelm Jii. von Preußen im Frieden von Tilsit die Hälfte seines Reiches. 1808 gab König Friedrich Wilhelm 111. eine neue Städteordnung. Am 10. u. 18. Oktober 1813 besiegten die Verbündeten Napoleon bei Leipzig. Am 18. Juni 1815 schlugen Wellington und Blücher Napoleon bei Waterloo. 1815 wurde auf dem Wiener Kongreß der Deutsche Bund gestiftet.. 1848 war die Februarrevolution in Frankreich. 1850 bekanr Preußen eine Verfassung. 1861 wurde Wilhelm L König von Preußen. Am 18. April 1864 erstürmten preußische Truppen die Düppeler Schanzen. Am 3. Juli 1866 siegten die Preußen bei Königgrätz über die Österreicher. 1866 wurde der Norddeutsche Bund gestiftet. Am 2. September 1870 wurde Napoleon 111. bei Sedan gefangen ge- nommen. Am 10. Mai 1871 wurde der Friede zu Frankfurt a. M. geschlossen. Am 18. Januar 1871 wurde König Wilhelm 1. von Preußen deutscher Kaiser. 1888 bestieg Kaiser Wilhelm Ii. den Thron. Nultnrbildrr. 8 118. Ans der Geschichte des deutschen Bauernausstandes. 1. Der deutsche Bauer in der Urzeit war ein freier Mann (Frieling), denn er besaß Grundeigentum und durfte Waffen tragen. Hörige (Laten) und Knechte (Schalke) mußten sein Feld bestellen und seine Herde weiden. Er selber schweifte am liebsten mit Speer und Bogen im Walde umher, um Wildpret zu erbeuten, oder schmiedete seine Waffen, formte Töpfe und Urnen oder wob wollene Gewänder. Sein Blockhaus hatte er aus Holzgerüst (Fachwerk) mit Lehmwänden und Stroh- dach erbaut. Es harte weder Fenster noch Schornstein, aber bunt getünchte Giebel. Um das Haus lagen Garten, Grasplatz und teils auch Feldland. Das Ganze war mit einem Holzzaun oder einer lebendigen Hecke eingehegt. Solch ein Besitztum hieß eine Siedlung. Der Bauer saß entweder auf einenr E i n z e l h o f, besonders im nördlichen Niedersachsen, oder mit mehreren Standesgenossen zusammen in einem Dorfe, so inr südlichen Teile Niedersachsens und in Mittel- und Süddeutschland. Die freien Dorf- bewohner bildeten eine Sippe d. h. Blutsverwandte. Ihr Gesamtbesitz Weltkunde C. Ii. 16

8. Weltkunde - S. 182

1896 - Hannover : Helwing
182 was ein deutsches Volk vermag, wenn es in Treue und Ge- horsam sest zu seinem Könige' steht. Mit Stolz nannte das Preußenvolk seinen König jetzt Friedrich den Großen, und alle Welt stimmte ihm zu. o) Friedrichs Staatsregierung. Friedrich regierte gleich seinen Vargängern als unumschränkter Herrscher. Seine Unterthanen gliederten sich in drei Stände: Adel, Bürger und Bauern. Jedem Stande wies der König seine bestimmten Aufgaben zu. Der Adel sollte ihm die hohen Beamten und die Offiziere liefern. Im übrigen sollten die Rittergutsbesitzer ihre Güter bewirtschaften. Die Bürger hatten Gewerbe und Handel zu pflegen. Die Bauern, welche meist als Leibeigene des Adels ihre Hufen bearbeiteten, sollten sich nur mit der Landwirtschaft beschäftigen. Seine erste Sorge nach dem großen Kriege war den zum Teil schrecklich verwüsteten Provinzen seines Reiches und seinem stark heruntergekommenen Heere gewidmet. Jene unterstützte er mit Geld, Saatkorn und Pferden, baute Städte und Dörfer wieder auf, erließ Steuern und Abgaben u. s. w. In gleich thatkräftiger Weise nahm er sich der heutigen Provinz Westpreußen an, welche er bei der ersten Teilung Polens (1772) in seinen Besitz brachte. Bürgerkriege hatten das Land schrecklich verwüstet; viele Städte lagen in Trümmern, noch mehr Dörfer und Gehöfte. Brot kannten nur die Wohlhabenden. Im ganzen Lande gabs weder Arzt noch Apotheker, kaum einen brauchbaren Handwerker. Das Landvolk lebte in ohnmächtigem Kampfe mit den Rudeln der Wölfe, welche alle Jahre Menschen und Vieh in großer Zahl erwürgten. Da schickte der König eine Schar seiner tüchtigsten Beamten und an 200 Lehrer in das armselige Land, dazu deutsche Handwerker in großer Zahl, besonders Bauleute. Rasch erhoben sich nun Städte und Dörfer aus ihren Trümmern und neue wurden dazu angelegt und mit Kolonisten besetzt. Dann wurde der über 20 Irrn lange Bromberger Kanal gegraben. Dadurch war nicht nur eine Wasserstraße zwischen Weichsel und Oder geschaffen, sondern es wurden auch große Sumpsstrcckcn trocken gelegt, die der König sofort mit deutschen Ansiedlern besetzte, welche das bisher wüste Gebiet in ertragfähiges Acker- und Grasland umwandelten. Äbnlichcs hatte er schon früher im Oder- und Wartebruch ausgeführt, wo er nach siebenjähriger harter Arbeit „eine Provinz im Frieden" erobert hatte. Zur Besiedlung des neu gewonnenen Kulturlandes und der entvölkerten Provinzen hat er an 250 000 Kolonisten ins Land gerufen, und sie mit Land, Korn, Vieh und Geld reichlich ausgerüstet und unterstützt. Jedem wies er seine richtige Arbeit an: den süddeutschen Kolonisten den Ackerbau, den Ostfriescn und Holländern die Vieh- und Milchwirtschaft, den Pfälzern den Garten- und Obstbau, den Italienern den Seidenbau. In seine sandige Mark führte er den Anbau der Lupine ein und zur Veredlung der heimischen Schafzucht ließ er Merinos aus Spanien kommen. — Wie für die Landwirtschaft, so sorgte der König nicht minder für die Hebung des Gewerbfleißcs. Schon die vielen Bauten gaben zahlreichen Handwerkern reichlich zu thun. Die blühende Wollwarenindustrie unterstützte er aufs kräftigste. In Schlesien entfaltete sich die Leincnweberci i.n großartiger Weise. Die Scidenmauufakturen und die Porzellansabrikation fügte er als neue Erwerbszweige den alten hinzu. Infolge dessen nahmen Handel und Verkehr einen ungeahnten Aufschwung, und der König förderte dieselben durch Herstellung von Land- und Wasserstraßen (Bromberger, Plauescher- und Finow-Kanal) und durch die Einrichtung der Seehandlung. — Daß ein König wie Friedrich der Große auch für die geistige Wohlfahrt seines Volkes sorgte, versteht sich von selbst. In Bezug auf die Religion ließ er seinen Unterthanen völlige Freiheit und sein Wahlspruch lautete: „In meinem Lande muß jeder uach seiner Fa^on selig werden." Er hielt auf strengste Rechtspflege in seinem Reiche. Dazu ließ er ein neues Rechtsbuch aus-
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