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1. Teil 2 - S. 263

1910 - Hannover : Helwing
263 an die Memel unterworfen war. Die heidnischen Preußen hatten helden- mütig für ihre Freiheit und ihre Götter gestritten: aber der Orden war ihnen zu stark geworden. Sie unterlagen, wurden Christen und Untertanen des Ordens. 4. Die Kolonisation Preußens verlief ähnlich so, wie wir es bei den Askaniern sahen (s. S. 261, 2). Die altpreußischen Bauern und die unter- worfenen Edlen behielten zwar ihr Besitztum, mußten aber dem Orden Zins zahlen und Kriegsdienste leisten. Die altpreußischen Adeligen, welche sich freiwillig unterworfen hatten, brauchten nur Kriegsdienste zu leisten. Die- selbe Verpflichtung hatten auch die deutschen Edelleute, die vom Orden stattliche Güter zu Lehen erhielten. Die zahlreichen deutschen Einwanderer siedelten sich zum Teil um die Burgen an, aus denen auf diese Weise nach und nach Städte sich entwickelten (Marienburg, Königsberg u. v. a.). In beti Städten blühten Handwerk und Handel rasch auf. Viele schlossen sich der deutschen Hansa an, und Königsberg war sogar eine Zeitlang Vorort des preußischen Viertels. Die zahlreichen deutschen Bailern, welche sich herzu- fanden, wurden in Dörfern angesiedelt. Sie zahlten von ihren: Bauern- gut Zins und Zehnten an den Orden und standen unter dem Dorfschulzen. Um weite Landflüchen für den Anbau zu gewinnen, ließ der Orden durch holländische Kolonisten gewaltige Dämme gegen die Fluten der Weichsel und Nogat bauen. In den gewonnenen Sumpfgebieten wurden deutsche Kolonisten angesetzt, die sie entwässerten und in üppige Fruchtgefilde verwandelten. So blühten Land und Städte unter der Herrschaft des Ordens mächtig auf. Der Orden wurde unermeßlich reich rlnd üppig. Das schlug zu seinem Verderben aus. Die strenge Zucht des Ordens lockerte sich; der Landadel entartete: die Städte wurden immer mächtiger: sie wollten de:n Hochmeister nicht mehr gehorchen. Am Ansang des 15. Jahrh, schlossen Adel und Städte ein Bündnis mit dem Polenkönig und besiegten den Orden in der blutigen Schlacht bei Tannenberg. Dadurch war seine Macht gebrochen. Später kam Preußen ganz in die Hand des Polenkönigs. Damit war ailch die Blüte des Landes vernichtet. 8 123. Kaisertum und Papsttum im Mittelalter. 1. Kaiser und Papst. In: Mittelalter gab es zwei Großmächte in der Christenheit: Kaiser und Papst. Jener war das Oberhaupt des Reiches; dieser das Oberhaupt der Kirche. Der Kaiser hatte keine feste Residenz : der Papst saß in der alten Welthauptstadt Rom. Das schon gab ihm ein bedeutendes Ansehen; denn wenn auch Roms Weltniacht längst dahin war, so lebte doch die Erinnerung an dieselbe noch in den Völkern Europas. Au die Stelle des weltlichen Gebieters in Rom war ein geistlicher Herrscher

2. Teil 2 - S. 265

1910 - Hannover : Helwing
dem päpstlichen Thron. Er kümmerte sich nicht um kaiserliche Anordnungen; sein Ziel war die Alleinherrschaft über die Welt. Der Papst allein bemft die Bischöfe, aus diesen ernennt er allein die Kardinäle und diese wählen den Papst. Er allein bestimmt, was in der Welt geschehen soll. Von seinenr Ausspruch hängt es ab, wer rechtmäßiger Kaiser und König ist. Streiten sie sich, so ist der Papst der Richter zwischen ihnen. Den Ungehorsamen schmettert er mit dem Bannfluch nieder, denn die Fürsten alle sind dem Papst zum Gehorsam verpflichtet. Die Welt gehört dem Papste; er als „Stellvertreter des heil. Petrus" ist oberster Herr aller Völker. So sahen die Ansprüche Gregors Vii. aus. König Heinrich Iv. künrmerte sich zunächst nicht um diese Ansprüche. Er setzte, wie sein Vater, Bischöfe in ihr Amt ein. Der Papst drohte mit dein Bann, wenn der Kaiser damit nicht inne halte. Heinrich Iv. berief nun eine Versammlung deutscher Bischöfe und ließ den Papst absetzen. Darauf schleuderte Gregor Vii. den Bann gegen ihn. In diesent entscheidenden Augenblick ließen die deutschen Fürsten ihren König im Stich und verhandelten mit Gregor über die Absetzung Heinrichs. In Augsburg sollte in Gegenwart des Papstes das Urteil über den gebannten Kaiser gesprochen werden. Dem jedoch kam Heinrich zuvor, indem er im Winter 1077 als Büßer über die Alpen ging, um den Papst zur Aufhebung des Bannes zu nötigen. Nach dreitägigem Warten im Schloßhofe zu Kanossa sprach Gregor ihn endlich vom Banne los. Da aber Heinrich auch fernerhin nicht nach dem Willen des Papstes tat, traf ihn aber- mals der Bannfluch. Nun eilte der Kaiser mit einem Heer über die Alpen, eroberte Rom und belagerte den Papst in der Engelsburg. Der Normannen- herzog rettete Gregor Vii. aus der Not. In Unfrieden miteinander starben Kaiser und Papst dahin. Kaiser Heinrich V. hat sich nach langen Kämpfen mit dem Papsttum schließlich mit ihm geeinigt. Im „W o r m s e r Konkordat" wurde festgesetzt, daß die Bischöfe in Gegenwart des Kaisers von Geistlichen gewählt werden sollten; der Papst sollte sie mit Ring und Krummstab als Zeichen ihrer priesterlichen Würde, der Kaiser mit dem Zepter als Sinnbild ihrer weltlichen Fürstenmacht belehnen. Als weltliche Fürsten sollten die Bischöfe dem Kaiser den Lehnseid schwören. Kaiser Lothar von Sachsen erniedrigte sich so weit, daß er dem Papste den Steigbügel hielt und eine Herrschaft von demselben als Lehen nahm, wodurch er des Papstes Bassall wurde. Friedrich Rotbart dagegen erwies dem Papste alle Ehrerbietung, aber er ließ ihm nur die höchste geistliche Macht. Und als der Papst es wagte, die Kaiserwürde als ein „Benefizium" (= Lehen) des Papsttums zu bezeichnen, erklärte der Kaiser in einem Schreiben an die Fürsten des Reiches, daß er die Macht allein von Gott empfangen habe, und daß er jeden für einen Feind Christi halten

3. Teil 2 - S. 264

1910 - Hannover : Helwing
264 getreten, der behauptete, er sei Nachfolger des „Apostelfürsten" Petrus. Man nannte ihn „Papst". Die christlichen Völker des Abendlandes hatten sich mehr und mehr gewöhnt, in ihm das Oberhaupt der „katholischen" d. h. allgemeinen Kirche zu sehen. Welches Ansehen er genoß, das erkennen wir z. B. daraus, daß der fränkische Hausmeier Pippin, ehe er seinen König vom Thron stieß, beim Papst anfragen ließ, ob der König sein solle, der nur den Namen trage, oder der, der das Reich regiere. Auf den päpstlichen Ausspruch hin, daß letzterem die Krone gebühre, entthronte Pippin seinen König und nahm selber den Thron des Frankenreiches ein. Für seinen Ausspruch gab Pippin dem Papste dann die Herrschaft über ein Land- gebiet in Mittelitalien. So hatte der geistliche Herrscher nun auch ein welt- liches Fürstentum, den „Kirchenstaat", mit der Hauptstadt Rom, und der Frankenkönig war Schirmherr desselben. Der Papst begriff sehr wohl, daß seine Herrschaft nur Bestand haben könne, wenn sie sich auf eine starke, weltliche Macht stütze. Darum setzte er int Jahre 800 dem Frankenkönige Karl d. Gr. die römische Kaiserkrone aufs Haupt. Dann warf er sich vor dem römischen Kaiser Karl auf die Knie und huldigte ihm. Karl versprach der Kirche seinen Schutz: aber er duldete niemals auch nur den leisesten Eingriff des Papstes in seine kaiserlichen Rechte. Nur in Sachen des Glaubens erkannte er den Papst als obersten Richter an; im übrigen war der Kaiser- unumschränkter Herr im Reiche. — Unter den schwachen Nachfolgern Karls ist das anders geworden. Schon Ludwig dem Fromnren trat der Papst als Herr und Gebieter auch in weltlichen Dingen gegenüber. Bald tauchte jene Sammlung sogenannter alter päpstlicher Erlasse auf, die meist gefälscht waren. Aus diesen suchten die Päpste zu beweisen, daß der Papst nicht nur das Oberhaupt der Kirche, sondern der Welt sei, also auch über dem Kaiser stehe; daß die Fürsten nur Diener des Papstes seien; daß alles, was der Papst befehle, unanfechtbares Gesetz sei. Die Kaiser aus dein Sachsenhause freilich traten diesen Ansprüchen kräftig entgegen. Otto d. Gr. kam mit seinem Heere über den treulosen Papst, eroberte Rom und ließ die Römer schwören, nie einen Papst ohne Zustimmung des Kaisers zu wählen. Heinrich Ii. leitete die Kirche mit unumschränkter Gewalt. Er setzte Bischöfe ein und ab, ernannte die Äbte der Klöster und führte den Vorsitz auf den Synoden. Ebenso herrschten die fränkischen Kaiser Kon- r a d Ii. und H e i n r i ch Iii. über das damals so tief gesunkene Papsttum. Heinrich Iii. ließ 3 Päpste absetzen und ernannte selbständig mehrere Päpste. Damit war der Höhepunkt der Herrschaft des Kaisertums über das Papsttum erstiegen. 2. Kaiser und Papst wider einander. Unter Kaiser Heinrich Iv. begann der Kampf der beiden Mächte. Zu seiner Zeit saß Gregor Vii. aus

4. Weltkunde - S. 132

1896 - Hannover : Helwing
132 muß der Kaiser seine Macht vom Papste nehmen." Als „Stell- vertreter Christi auf Erden" — wie er sich nannte — wollte er Macht und Recht haben, Kaiser und Könige ein- und abzusetzen und die Völker von dem Eide der Treue gegen ihre Herren zu entbinden. Der Kaiser hat darum in Sachen' der Kirche nichts mehr dreinzureden. Keiner darf von ihm ein geistliches Amt gegen Geld und Geschenke annehmen. Wer es thut, begeht die Sünde der S i m o n i e und wird in den Bann gethan. Nur Geistliche wählen Geistliche und der Papst bestätigt sie. Der Kaiser darf auch in Zukunft keinen Geistlichen mehr einsetzen. (Es geschah das dadurch, daß der Kaiser ihn mit Ring und Stab belehnte). Dieses Recht der „Bekleidung mit Ring und Stab" (Investitur) steht dem Papst allein zu. Endlich sollen die Geistlichen durch gar nichts mehr an die weltlichen Dinge ge- bunden sein, deshalb verlangte Gregor die Ehelosigkeit der Geist- lichen (Cölt bat). — König Heinrich kümmerte sich nicht um die Befehle des Papstes. Da lud dieser ihn vor sein Gericht nach Rom. Nun ließ Heinrich ihn absetzen. Jetzt schleuderte der Papst den Bannfluch auf den König und setzte ihn ab. Zu seinem Un- glück traten die deutschen Fürsten auf die Seite des Papstes und verlangten, Heinrich solle sich binnen Jahresfrist vom Banne lösen, sonst würden sie einen andern König wählen. Da stieg Heinrich mitten im schrecklichen Winter (1077) über die Alpen ' und kam als Büßer vor den Papst nach Kanossa. Nachdem er drei Tage im Vorhofe des Schlosses im Büßerhemde geharrt, sprach ihn der Papst vom Banne los. Mit tiefer Erbitterung im Herzen kehrte Heinrich nach Deutschland zurück. Hier hatten die deutschen Fürsten bereits einen anderen König (den Herzog Rudolf von Schwaben) gewählt. Nun begann Heinrichs Kampf gegen Rudolf und den Papst. Lange schwankte das Glück, bis der Gegenkönig in siegreicher Schlacht unweit von Merseburg fiel. Einige deutsche Fürsten kehrten nun zu Heinrich zurück. Dieser rüstete jetzt ein Heer, zog nach Rom und zwang den Papst zur Flucht (1084) nach Salerno, wo er im folgenden Jahre starb. — Gegen Ende seiner Regierung mußte der Kaiser noch Die Empörung seiner Söhne erleben. Der älteste zwar starb schnell dahin. Der jüngere aber, welcher den Namen des Vaters trug, nahm den Kaiser gefangen und zwang ihn, der Krone zu entsagen. Da gelang es ihm, zu entfliehen. Schon brach der Kampf zwischen Vater und Sohn aufs neue aus, da starb Kaiser Heinrich (1106). Erst 5 Jahre nach seinem Tode wurde der Verstorbene vom Banne gelöst, und nun fanden seine Gebeine eine Ruhestatt in geweihter Erde. § 49. Heinrich V. ( 1106—1125), hinterlistig und treulos, aber voll Mut und kühner Entschlossenheit, suchte das gesunkene Ansehen der Kaiserkrone wieder herzustellen. Er wollte um jeden Preis das alte kaiserliche Recht der Investitur behaupten. Mit einem glänzenden Heere zog er nach Rom, nahm den Papst gefangen und zwang ihn, der Investitur zu entsagen und ihn zum Kaiser zu krönen (1111). Als der Kaiser fort war, erklärte der Papst

5. Weltkunde - S. 133

1896 - Hannover : Helwing
133 den Vertrag für erzwungen und darum für ungültig. Endlich einigten sich Kaiser und Papst dahin, daß der Kaiser die in seiner Gegenwart gewählten Bischöfe mit dem Zepter (als Zeichen ihrer weltlichen Macht), der Papst sie mit Ring und Stab (den Abzeichen ihrer geistlichen Würde) belehnen solle. Diesen Vertrag nennt man das Wormser Konkordat (1122). Ohne Erben starb dieser wenig geliebte Herrscher 1125. Mit ihm erlosch das fränkische Kaiserhaus. § 50. Die Kreuzzüge Die Veranlassung der Kreuzzüge waren die Not der Christen in Palästina und die Bedrückungen der Pilger im heiligen Lande durch die Türken. Seit Jahrhunderten pilgerten alle Jahre Tausende von gläubigen Christen nach dem h. Lande, um die Stätten zu besuchen, wo unser Herr und Heiland Jesus Christus gewandelt, gelebt und gelitten hat. Die Araber, welche später Palästina erobert hatten (f. § 36), sahen die Pilger gern, denn sie brachten Geld ins Land. Als aber im 11. Jahrh, die rohen Türken das h. Land einnahmen, wurden die Pilger mißhandelt, ausgeplündert oder wohl gar er- mordet. Im Vereine mit den geplagten christlichen Bewohnern Palästinas hatten sie schon öfter den Papst um Hülfe gebeten. Papst Urban Ii. beschloß, endlich ihre Bitten zu erfüllen. Er befahl dem eben aus dem h. Lande heimkehrenden Mönche Peter von Amiens, überall in Italien und Frankreich das Elend der Christen im Morgenlande zu schildern. Darauf berief er eine Kirchenversammlung nach Clermont in Frankreich (1095). Fürsten und Volk waren in Menge herbeigeströmt. Papst Urban forderte sie auf, ihren bedrängten Brüdern zu helfen. „Gott will es! Gott will es!" rief man ihm entgegen, und Tausende hefteten sich ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter, das Zeichen der Streiter Christi. (Daher Kreuzfahrer — Kreuzzüge!) Der erste Kreuzzug kam 1096 zustande. Französische und italienische Fürsten sammelten Ritter und Knechte (Fußvolk) um sich, und ein jeder Fürst zog an der Spitze seiner Schar auf Konstantinopel zu. Der tapferste, mächtigste und angesehenste aller Fürsten war Gottfried von Bouillon, Herzog von Lothringen. Gegen eine halbe Million Kreuzfahrer fanden sich bei Konstantinopel zusammen. Der griechische Kaiser ließ sie nach Kleinasien hinübersetzen. Nach unsäglichen Mühsalen und Kämpfen mit den Türken kam das Heer vor der festen Stadt Antiochien an und nahm sie mit Sturm ein. Dann gings weiter auf Je- rusalem zu. Aber nur 40000 der Kreuzfahrer erblickten die Stadt, welche eine dreifache Mauer umschloß. Mit heldenmütiger Tapferkeit wurde sie von den Türken verteidigt; aber unter Gott- frieds Führung erstiegen die Kreuzfahrer die Mauer, eroberten die Stadt und mordeten in grauenvollem Gemetzel Türken und Juden (1099). Dann reinigten sie ihre Kleider vom Blute der Erschla- genen. waufahrteten zur Kirche des h. Grabes und wählten endlich Gottfried zum Könige von Jerusalem. Mit den Worten: „Wo mein Heiland die Dornenkrone getragen hat, will ich keine Königs-

6. Weltkunde - S. 139

1896 - Hannover : Helwing
139 Statthalter in Mailand ein, der hart und streng regierte. Da empörten sich die Mailänder. Friedrich, der noch in Italien weilte, zog abermals gegen die Stadt und belagerte sie zwei Jahre lang. Da endlich kamen die Bürger Mailands barfuß und mit Schwertern am Halse zum Kaiser und ergaben sich auf Gnade und Ungnade. Sie mußten ihre Stadt verlassen und sich an vier verschiedenen Plätzen neue Orte bauen. Mailand selbst aber wurde zerstört (1162). Im folgenden Jahre zog Friedrich zum dritten Male nach Italien, um Frieden zu stiften, aber der Friede dauerte nicht lange, denn die Bürger vieler Städte waren erbittert darüber, daß der Kaiser ihre Freiheit und ihre Einkünfte so verringert hatte. Dazu hatte Friedrich sich auch mit dem Papste entzweit. Er rüstete jetzt zum v i e rt en N öm e rz u g e und marschierte gerades Weges gegen Rom (1166). Der Papst war bald in die Flucht getrieben. Da zwang eine Pest, welche im kaiserlichen Heere wütete, den Kaiser zum eiligen Rückzüge. Sofort schlossen viele Städte Obcritaliens den lombar- dischen Bund, bauten Mailand wieder auf und eine starke Festung (Alessandria) dazu. Der Papst wurde Bundesgenosse der Lombarden. Gegen diesen Bund machte Kaiser Friedrich seinen fünften Römerzug.' Leider ließ Herzog Heinrich der Löwe jetzt seinen kaiserlichen Freund, der ihn dringend um Hülse bat, im Stiche, und der Kaiser erlitt bei Legnano eine gänzliche Niederlage (1176). Da schloß er in Venedig Frieden mit dem Papste und in Konstanz mit dem lombardischen Bunde. Die Städte erkannten den Kaiser zwar als ihren Oberherrn an, aber ihre alten Rechte mußte er ihnen zurückgeben. Der Kampf mit Heinrich dem Löwen war des Kaisers nächste Aufgabe. Der gewaltige Sachsenherzog hatte seine Herr- schaft bis an die Ostsee ausgebreitet und Lübeck neu gegründet. Die Grafen und Bischöfe hielt er mit starker Hand im Gehorsam, deshalb waren ihm viele derselben feind. Sie verklagten ihn beim Kaiser, der ihn vor sein Gericht forderte. Als Heinrich nicht ge- horchte, nahm Friedrich ihm seine Herzogtümer. Bayern bekam Otto von Wittelsbach. Sachsen erhielt zum Teil der Erzbischof von Köln, zum Teil Bernhard von Anhalt. Da griff Heinrich zum Schwerte. Nun ächtete ihn der Kaiser und nahm ibm auch seine Erbgüter. Nach scharfen Kämpfen musste der Löwe sich unterwerfen (11811. Großmütig gab Friedrich ihm seine Erb- lande (Braunschweig-Lüneburg [i. § 52]) zurück, aber Heinrich mußte 3 Jahre in die Verbannung (nach England) gehen. Im Jahre 1 >95 ist er in Braunschweig gestorben, nachdem im Jahre zuvor Staufen und Welfen sich versöhnt hatten. Der sechste Römerzug Friedrichs war der schönste von allen. Der Kaiser kam in Frieden zu einem Hochzeitsfeste. Alles jubelte ihm zu. Mailand holte ihn im Triumphzuge ein, denn hier wollte Friedrich seinen Sohn und Nachfolger Heinrich mit Konstanze, der Erbin des Normannenreiches in Unteritalien, vermählen. Das geschah im Jahre 1186. — Fast in den Hochzeitsjubel hinein aber erscholl die Trauerkunde: „Jerusalem ist gefallen!" Sultan Saladin von Ägypten hatte die Stadt erobert. Da rüstete der greise Kaiser ein gewaltiges Heer zum Kreuzzuge svgl. S. 134). Doch es war ihm nicht beschieden, das h. Land den Ungläubigen zu entreißen. Er fand im Sales seinen Tod (1190), aber im Andenken, in der Sage und im Liede des deutschen Volkes lebt er bis auf den heutigen Tag.

7. Weltkunde - S. 130

1896 - Hannover : Helwing
130 Jugcndkraft rasch auf im unglücklichen Kampfe gegen Griechen und Sarazenen um sein Erbland Unteritalien. — Otto Iii (983—1002), ein schwärmerischer Jüngling, sann auf große Pläne, aber er batte nicht die Kraft, sie auszu- führen. Ein Glück war es, daß er rasch ins Grab sank. — Der kräftige Kaiser Heinrich Ii (1002—1024), bis dahin Herzog von Bayern, ein Oheim Ottos, verbuchte, die Macht der deutschen Herzoge zu brechen, indem er sich die hohe Geistlichkeit zum Freunde machte. Aber es ist ihm nicht völlig gelungen, wenn er auch mit starker Hand den Frieden im Lande ausrecht hielt. Be- merkenswert ist es, daß der Burgunderkönig ihm sein Reich vermachte, welches das Rhonethal und die westliche Schweiz umfaßte. Aus seiner Burg Grona bei Göttingen ereilte ihn der Tod. Sein Leichnam ruht in dem von ihm gestifteten Dome zu Bamberg. c) Die sali scheu (fränkischen) Kaiser (1024—1125). § 416. Aonrak» Ii. (1024—1039). Bald nachdem das sächsische Kaiserhaus ausgestorben war. versammelten sich die Großen des Reiches zwischen Mainz und Oppenheim am Rhein, einen neuen König zu wählen. Sie erkoren den tapferen, kraftvollen Grasen Konrad aus dem Frankenstamme. Nachdem er seinen Königsritt durch das Reich gethan, brach er auf nach Nom zur Kaiserkrönung (1026). Hier schloß er Freundschaft mit dem Dänenkönige, welchem er die Mark Schleswig gab. Der Burgundcrkönig. welchen er auch in Rom traf, bestätigte ihm den Vertrag mit Heinrich Ii., nach welchem Burgund an das deutsche Reich fallen sollte. Dadurch fühlte Konrads Stief- sohn, der Herzog Ernst von Schwaben, sich schwer geschädigt. Er war ein naher Verwandter des Burgundcrkönigs und hatte gehofft, das schöne Land zu erben. Dreimal empörte er sich gegen den kaiserlichen Vater. Jedesmal verzieh dieser dem Sohne auf Bitten der Mutter. Als aber Ernst seine Freunde nicht verlassen wollte, wie der Vater verlangte, sondern im Schwarzwalde ein wildes Raubleben führte, traf ihn die Reichsacht. Bald darauf fiel er im Kampfe. Kaiser Konrad nahm (1033) das burgundische Reich in Besitz Gegen Ende seiner Regierung machte er auch die kleinen Reichslehen erblich, um dadurch dem Kaiserthrone neue, feste Stützen zu schaffen. § 417. Heinrich Iii. (1039—1052) wurde schon zu Lebzeiten des Vaters zum deutschen Könige gesalbt. Er war ein Mann von großem Ernste und strenger Frömmigkeit. Mit Weisheit und Kraft herrschte er im Reiche, mit seinem gewaltigen Arme waif er seine Feinde zu Boden, mit kaiser- licher Machtvollkommenheit gebot er über Fürsten und Völker. Sie zitterten vor seinem Zorne und fürchteten sein schneidiges Schwert. Gleich am Anfange seiner Regierung zwang er den trotzigen Böhmen- herzog zum Gehorsam. Dann führte er den verjagten Ungarnkönig Peter mit siegreichem Schwerte auf seinen Thron zurück und machte ihn zu seinem Lehns- manne. Alles Land aber bis zur Leitha und March mußte Peter abtreten, und Heinrich schuf daraus eine neue Grenzmark. — Dann richtete der Kaiser lein Augenmerk auf die kirchlichen Verhältnisse. Hier war vieles zu bessern. Drei Päpste stritten sich damals um den päpstlichen Stuhl. Heinrich ließ sie bei seinem 1. Römerzuge auf einer Synode absetzen und machte einen deustchen Bischof zum Papst. Dieser setzte ihm am Weihnachtsseste 1046 die Kaiserkrone auf. Heinrich duldete nicht, daß Bischofsämter für Geld gekauft wurden, sondern er setzte nur würdige und fromme Männer zu Bischöfen ein. In der Erfüllung seiner kirchlichen Pflichten ging er seinen Unterthanen mit bestem Beispiele voran. Die Macht des Papsttums und das kirchliche Leben haben während seiner Regierung einen mächtigen Aufschwung genommen. — Von dem Kloster Cluny (unweit Chalons a. d. Saonc) wurde zu gleicher Zeit der „Gottesfriedc" (treuga Dei) verbreitet. Dieser Gottesfriede bestand darin,

8. Weltkunde - S. 131

1896 - Hannover : Helwing
131 daß vom Mittwoch Abend bis Montag Morgen jeder Woche, sowie in der Advents- und Fastenzeit überhaupt keine Fehde ausgefochten werden durfte, sondern aller Kampf ruhen mußte. Später ist diese vortreffliche Einrichtung auch in Deutschland eingeführt. Gegen Ende seines Lebens batte Heinrich noch schwere und fruchtlose Kämpfe mit den Normannen in Untentalicn auszufechten. Fürsten und Völker in Deutschland grollten heimlich gegen den strengen Herrscher: da riß der Tod ihn im kräftigsten Manncsalter plötzlich ins Grab. Ein unmündiger Knabe war der Erbe des Reiches. § 48. Heinrich Iv. (1056—1106) war kaum 6 Jahre alt, als sein Vater starb. Seine Mutter Agnes, die ihn erzog, regierte an seiner Statt. Das gefiel den Mächtigen des Reiches nicht. Sie inachten eine Verschwörung, um die Herrschaft an sich zu reißen. Erzbischof Hanno von Köln stand an der Spitze der Verschwörer. Einst kam er auf prächtigem Schiff zum Feste nach Kaiserswert a. Rhein. Nach festlichem Mahle lockte er den jungen Prinzen auf sein Schiff, ließ die Anker lichten und segelte mil ihm davon nach Köln. Hier wurde der 12 jährige Knabe aufs strengste erzogen, während Hanno das Reich regierte. Später kam Heinrich an den üppigen Hof des hochstrebenden Erzbischofs Adalbert von Bremen. Hier ließ man ihm allen Willen, und er konnte ungestört seinen Lüsten fröhnen. Dazu pflanzte Adalbert tiefen Haß gegen die Sachsen in das Herz des Jünglings. Als Heinrich 15 Jahre alt war, übernahm er die Regierung des Reiches. Ein erbitterter Kampf mit den Sachsen entbrannte wenige Jahre nachher. Heinrich haßte die Sachsen und drückte sie mit schier unerträglichen Lasten. Er ließ Burgen im Sachsenlande bauen und legte Kriegsvolk hinein, um die Bewohner zu zügeln. Auf der Harzbnrg hielt der junge König selbst sein üppiges Hoflager, und Sachsenland mußte liefern, was er mit den Seinigen gebrauchte. Fürsten der Sachsen legte er ins Gefängnis, und alle Bitten, sie frei zu lassen und die Lasten zu erleichtern, wurden höhnisch zurückgewiesen. Da griffen die Sachsen zum Schwerte, befreiten ihren Herzog Magnus und zwangen den Kaiser zur Flucht. Da kein Fürst ihm helfen wollte, so mußte er mit den Sachsen Frieden schließen. Die Burgen in ihrem Lande wurden von ihnen niedergerissen, und in ihrer Erbitterung zerstörten sie auch Kirchen und entweihten Gräber. Das wurde ihr Verderben. Denn nun scharten sich die deutschen Fürsten um Heinrich, er schlug die Sachsen unweit Langensalzas und verwüstete ihr Land (1075). Dann baute er die Burgen wieder auf und den Sachsen gings schlimmer, als vorher. Dar- über entbrannte der Kampf Heinrichs mit dem Papste. Der damalige Papst hieß Gregor Vii., ein Mann stttenrein, streng, von unbeugsamem Charakter. Er wollte die päpstliche Macht zur höchsten Macht der Welt erheben und unumschränkt herrschen. „Die päpstliche Gewalt — so lehrte Gregor — ist wie die Sonne, die königliche wie der Mond. Wie der Mond sein Licht von der Sonne' empfängt, so 9*
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