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1. Teil 2 - S. 106

1910 - Hannover : Helwing
106 3. Der Handel, a) Die Ein- und Ausfuhr besorgt der aus- ländischehandel. Die meisten Waren kommen und gehen über die See. Hamburg ist erste Handelsstadt Deutschlands, nach London und Liverpool die erste der Welt. 2/s seiner Bewohner sind im Handel und Ver- kehrswesen beschäftigt. Andere wichtige Seehandelsplätze sind Bremen, Bremerhaven, Stettin, Danzig, Lübeck, in unserer Provinz Geestemünde, Emden. — Im Binnenlande treten hervor Berlin, Frankfurt a. M., Köln, Duisburg, Straßburg, München, Nürnberg, Breslau, Leipzig. Vom Handel leben, die Angehörigen der Kaufleute eingerechnet, ü b e r 8 M i l l. M e n s ch e n im Deutschen Reiche. Die Arbeit des Kaufmannes ist heute im Haushalte des Volkes unentbehrlich. Der Kaufmann gehört zum Nähr st ande. Er muß die fehlenden Nahrungs- und Genußmittel und für die Industrie Rohstoffe herbeischaffen und die fertigen Waren im Auslande ab- setzen. An allen größeren Handelsplätzen der Erde ist auch der deutsche Kaufmann tätig. Er muß nicht nur die fremden Sprachen erlernen, er muß sich auch in fremde Sitte und Art finden und muß mancherlei Gefahren trotzen. Oft muß er Jahr- zehnte oder gar sein ganzes Leben lang in der Fremde ausharren. Dann ver- breitet er nicht nur deutsche Waren, sondern auch deutsche Sprache, deutsche Sitten und Gebräuche, wohl auch deutschen Glauben und wird so zum Pionier deutscher Kultur. Damit er dort nicht rechtlos dasteht, hat das Reich zu seinem Schutze Konsulate und Gesandtschaften errichtet. b) Der inländische Handel. Der ausländische Handel ist Großhandel. Im Binnenhandel unterscheidet man Groß- und Klein- handel. Der Großhandel hat seinen Sitz in den größeren Städten. Seine umfangreichen Geldgeschäfte läßt er durch die Banken besorgen. Die Großkaufleute besprechen ihre Handels- und Geldangelegenheiten an der B ö r s e. — Der Kleinhandel ist über das ganze Land verbreitet; ein Kaufladen fehlt fast in keinem Dorfe. In den Großstädten sind Warenhäuser entstanden, welche die verschiedenartigsten Waren unter einem Dache vereinigen. Zur Erleichterung des Kleinhandels in den Städten dienen Markthallen. §55. Zölle. 1. Handel und Landcsgrenze. Es gab in Deutschland eine Zeit, in der jedes kleine Land dem Nachbar die Grenze sperrte. Hart an vielen Heer- straßen, wo diese eine alte Landesgrenze überschreiten, trifft man noch viel- fach Häuser mit weit überragendem Dache, oft ganz einsam stehend. Daneben war vor 100 Jahren der Schlagbaum aufgerichtet. Hier mußte der Kauf- mann für die mitgeführten Waren eine Abgabe entrichten. Diese Abgabe heißt Zoll. Auf dem Wege von Österreich nach Hamburg wurde nicht weniger als 38 m a l Zoll erhoben. Der deutsche Zollverein zerschlug die meisten Schlagbäume, und die Griindung des Deutschen Reiches

2. Teil 2 - S. 145

1910 - Hannover : Helwing
145 die Bürgergemeinde verlangte sie. 1532 kam die langverhaltene Erbitterung der Bürgerschaft zum Ausbruch. Man forderte lutherische Prediger. Der Rat verweigerte sie und rief den Herzog zur Hülfe. Dieser kam und ermahnte zur Einigkeit im Christentum. Doch die Ztinfte ließen sich nicht irre machen, und der Rat bewilligte ihnen zwei lutherische Prediger, wenn sie die alten „Zeremonien" beibehalten wollten. Das taten sie eine Zeitlang: als sie dann aber auch diese abschaffen wollten, leistete der Rat heftigen Wider- stand. Endlich versammelten sich die Bürger auf dem Marktplatz. Ihr Wortführer stieg aus einen Block und rief: „Alle die, die fortan evangelische Brüder sein und bei dem Evangelio Jesu Christi bleiben wollen und Leib und Gut dran zusetzen gedenken, die heben die rechte Hand in die Höhe!" Da flogen alle Hände in die Höhe. Damit war der Sieg entschieden. Bald darauf verließen Bürgermeister und Rat die Stadt. Hannover war ohne Obrigkeit. Da wollten lose Buben die Güter teilen und alle Obrigkeit ab- geschafft wissen. Aber die Besonnenen duldeten den Umsturz nicht. Sie änderten nur die Verfassung der Stadt dahin, daß in den neuen Rat auch Männer der Kaufmannschaft, Ämter und Zünfte gewählt würden. Sämt- liche Ratsherren aber sollten evangelisch sein. Damit hatte die Bürger- gemeinde ihr Ziel erreicht. Den: Herzog Erich zahlte sie 4000 Gulden, daß er die neue Ordnung der Stadt in Verwaltung und Kirche nicht störe Der Hofprediger Urbanus Rhegius aus Celle arbeitete eine neue Kirchenordnung für Hannover aus, die in der Hauptsache noch heute gilt. 8 79. Der schmalkaldische Krieg. 1. Der Kaiser siegt. Auf dem Reichstag zu Augsburg hatte Karl V. gedroht, er werde jetzt die „neue Sekte" mit Gewalt ausrotten. Da hatten die Protestanten das Bündnis zu Schmalkalden geschlossen, um ihren Glauben — wenn es sein nrüßte — mit dem Schwerte zu verteidigen. Dazu wurden sie bald nach Luthers Tode genötigt. Der Papst hatte nämlich auf des Kaisers Wunsch ein Konzil nach Trident berufen (S. § 80,1). Die protestantischen Fürsten weigerten sich, daran teilzunehmen. Da griff der Kaiser zum Schwert. Die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Kur- fürst Johannfriedrich von Sachsen und Landgraf Philipp v o n H e s s e n nebst vielen protestantischen Städten rüsteten zum Kriege. Leider waren die Protestanten weder einig noch entschlossen. Ja, der lutherische Herzog M o r i tz v o n S a ch s e n hielt es sogar mit dem Kaiser, fiel in Kursachsen ein und eroberte es. Schnell gewann der Kurfürst zwar sein Land wieder. Jetzt aber zog der Kaiser heran, schlug ihn bei M ü h l b e r g (1547) und nahm ihn gefangen. Später ergab sich auch Philipp von Hessen dem Kaiser. Weltkunde C. Ii. 10

3. Teil 2 - S. 230

1910 - Hannover : Helwing
230 reichen, beut Großen) persönlich eröffnet. Er stellte den Vertretern des deutschen Volkes die Aufgabe, eine Verfassung für das neue Deutsche Reich zu schaffen. Schon am 16. April wurde sie verkündigt. Sie bestimmt kurz folgendes: Das Deutsche Reich ist ein Bundesstaat, dem 26 Staaten angehören. Der Bund soll das Gebiet der Bundesstaaten und das Recht innerhalb derselben schützen und die Wohlfahrt des deutschen Volkes pflegen. Das Präsidium des Bundes steht dem König von Preußen zu, welcher den Titel Deutscher Kaiser führt. Er vertritt das Reich nach außen, kann im Namen des Reiches Krieg erklären, Frieden machen und Bündnisse schließen. Er beruft den Bundesrat und den Reichstag, kann sie eröffnen, vertagen und schließen. Er ist der oberste Kriegsherr über Landheer und Flotte. Sein verantwortlicher Ratgeber ist der Reichskanzler. Dieser muß alle Erlasse des Kaisers mit unterschreiben, ehe sie gültig werden. — Der Bundesrat besteht aus den Vertretern der deut- schen Bundesfür st en und freien Städte. Von den 58 Mitgliedern des Bmtdesrates ernennt Preußen 17, Bayern 6 usw. Unter dem Vorsitz des Reichskanzlers hat der Bundesrat die Gesetzentwürfe für den Reichstag vorzubereiten. — Der Reichstag besteht aus den <397) Abgeordneten des deutschen Volkes, die auf 5 Jahre gewählt werden. Die Wahl ist direkt, geheim und erfolgt durch Stimmzettel. Der Reichstag übt zusammen mit dem Bundesrat die Gesetz- gebung des Reiches aus. Der Kaiser vollzieht die Gesetze, indem er sie unterschreibt und bekannt macht. Das Reich hat das Recht der Gesetzgebung namentlich über das Heer und die Kriegsmarine, über das Zoll- und Handels- wesen, über Maße, Münzen und Gewichte, über das Post- und Telegraphen- wesen u. a. Die Einnahmen des Reiches fließen aus den Zöllen und Ver- brauchssteuern sauf Salz, Tabak, Kaffee, Zucker usw.), aus den Über- schüssen des Post- und Telegraphenwesens rmd der Stempelsteuer. Reichen die Einnahmen nicht, so müssen die Bundesstaaten den Rest zuschießen. Die höchste richterliche Behörde (Instanz) ist das Reichsgericht in Leipzig. 2 Die wirtschaftliche Entwickelung des Deutschen Reiches. a) Der Aufschwung. Wenn wir von der „Wirtschaft" unseres Vater- landes reden, so verstehen wir darunter die Landwirtschaft, die Industrie mit Einschluß der Gewerbe und den Handel. Diese Dinge hängen aufs engste mit einander zusammen. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts trieb Deutsch- land vorwiegend Ackerbau. Die bei weitem größere Hälfte seiner Bewohner lebte auf dem Lande von der Land- und Forstwirtschaft, dem Bergbau, Kleingewerbe und Kleinhandel. Die Dampfmaschine brachte in dem allen eine völlige Umwälzung hervor. Sie ermöglichte die Anlage größerer

4. Teil 2 - S. 231

1910 - Hannover : Helwing
231 Fabriken, die Massenartikel viel schneller und billiger Herstellen konnten, als die Werkstatt des Handwerksmeisters. Aber diese Fabriken bedurften ungeheurer Massen von Kohlen und Rohstoffen aller Art (Erze, Baum- wolle usw.). Diese heranzuschaffen waren Eisenbahnen und Dampfer nötig, die auch in immer größerer Anzahl gebaut wurden. Nicht minder aber mußten sich viele Tausende fleißiger Hände regen, wenn die Fabriken verdienen wollten. Da die großen Betriebe meist in den größeren Städten angelegt wurden, so mußte notwendig ein starker Zustrom der Arbeiter dahin stattfinden. Es entwickelte sich der Stand der Fabrikarbeiter. Natür- lich spürten die Landwirte nach und nach die „Leutenot", d. h. den Mangel an brauchbaren Knechten, Mägden und Tagelöhnern. Die Jndustne gab ihnen dafür allerdings Maschinen aller Art; aber diese können die Menschen- hand vielfach nicht ersetzen. Auch die kleinen Handwerker gerieten in schwere Not; viele verloren ihre Selbständigkeit und wurden gezwungen, Fabrik- arbeiter zu werden. Wers vermochte, stellte eine Kraftmaschine ein, um sich über Wasser zu halten. Eine ungesunde Entwickelung nahmen Jndustne und Handel, als Frankreichs Milliarden unser Vaterland überschwemmten. Das Geld wollte und sollte arbeiten. Ungezählte Millionen wurden in Industrieanlagen gesteckt. In zwei Jahren entstanden in unserm Vater- lande nahezu an 200 Aktiengesellschaften. Sie schufen neue Fabrikanlagen, bauten Eisenbahnen, legten Bergwerke an u. dgl. Dadurch wurde in Kürze eine solch ungeheuere Masse von Waren erzeugt, daß die Kaufleute immer neue Absatzgebiete aufsuchen mußten. Die Erzeugnisse der deutschen In- dustrie vervollkommneten sich zum Teil so, daß sie sich mit den besten eng- lischen und belgischen messen konnten. Selbstverständlich wuchs auch die deutsche Handelsflotte ungeahnt schnell. Sie steht heute an dritter Stelle in der Welt (Bremer Lloyd: Paketfahrt-Aktiengesellschaft in Hamburg u. a.). b) D e r g r o ß e „ K r a ch ". Dem „Tanze um das goldene Kalb" folgte ein furchtbarer Zusammenbruch. Es wurden weit mehr Waren her- gestellt, als verbraucht werden konnten. Bald litt Deutschlands Industrie unter der „Überproduktion". Der Absatz stockte; die Fabriken mußten ihren Betrieb entweder stark einschränken oder ganz stilllegen. Zehntausende von Arbeitern wurden mit einem Schlage arbeits- und damit brotlos. Der hohe Verdienst besserer Tage hatte sie an allerlei Genüsse gewöhnt, die sie sich nun versagen mußten. Das alles machte sie unzufrieden mit sich und aller Welt. Dazu kam die Erkenntnis, daß sich niemand um ihr Schicksal kiimmerte, wenn sie krank, alt und schwach geworden waren. Es war nicht das Band christlicher Bruderliebe, welches Arbeitgeber und Arbeiter ver- band; sondern im Jagen nach Gewinn und Genuß beutete der Stärkere den Schwächeren aus. Da liehen Tausende von Arbeitern nur zu leicht

5. Teil 2 - S. 232

1910 - Hannover : Helwing
denen Gehör, welche ihnen sagten: „So kann und darf es nicht weiter gehen; die Welt muß gänzlich umgestaltet werden. Eigentum darf es nur noch im beschrankten Umfange geben. Jeder Staatsbürger arbeitet für alle, und alle werden vom Staat gleichmäßig beschäftigt und unterhalten. Einen Gott im Himmel, einen König auf Erden, ein Vaterland gibts nicht mehr und darf es nicht mehr geben, ebensowenig wie es ein Jenseits und ein Wiedersehen gibt. Darum soll jeder Mensch das Leben hier genießen, so gut er kann; wenn er stirbt, ist alles aus." In Wort rmd Schrift wurden diese trostlosen Lehren verkündigt. Dabei wurde das Heilige gelästert, die Regierung verhöhnt, die Auflehnung gegen Ordnung und Gesetz als Mannes- mut und Menschenrecht gepriesen. Auf die Worte folgten Taten: zwei Mordbuben richteten die Waffe heimtückisch gegen das Leben des greisen Kaisers Wilhelm. e) Die soziale Gesetzgebung. Nun fing die Reichsregierung an, sich eingehender um das Los der Arbeiter zu kümmern. Fabrik- inspektoren wurden angestellt, Einigungsämter errichtet, die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern schlichten sollten. Der Kaiser bestimmte die „Wilhelnrspende" zu einer Altersversorgung für Arbeiter. Im Jahre 1881 aber erließ er eine kaiserliche Botschaft, die den: Reichstag zur Pflicht machte, das Wohl der Arbeiter positiv zu fördern. Und Bismarck rief den Vertretern des Volkes zu: „Geben Sie dem Arbeiter, so lange er gesund ist, Arbeit; sichern Sie ihm Pflege, wenn er krank ist; sichern Sie ihm Versorgung, wenn er alt i st!" Nun wurde durch das K r a n k e n k a s s en- ge s e tz (1883) für die erkrankten Arbeiter Fürsorge geschaffen. Dieses Gesetz wurde im folgenden Jahre durch das U n f a l l Versicherungs- gesetz ergänzt. In: Jahre 1887 wurde schon das I n v a l i d i t ä t s - und Altersversicherungsgesetz dem Reichstage vorgelegt; aber es kam erst einige Jahre später zustande. ck) Deutschland erwirbt Kolonien. Jmj Laufe des 19. Jahrhunderts waren Hunderttausende von Deutschen ins -lus- land, namentlich nach Amerika, ausgewandert. Ihre Arbeitskraft und ihr Geld waren für das Vaterland verloren. An einzelnen Punkten hatten sie sich m größerer Anzahl niedergelassen und blühende deutsche Kolonien gegründet, z. B. in Südamerika. Aber diese Kolonien gehörten nicht Deutsch- land. Je mehr nun aber Deutschland ein Industriestaat wurde, desto nötiger erschien es, daß es Arbeits- und Absatzgebiete gewann, die ihm zu eigen gehörten. Der Ruf: „Deutschland muß Kolonien haben!" ertönte immer lauter. Da stellte das Deutsche Reich im Jahre 1884 die Erwerbungen des

6. Teil 2 - S. 168

1910 - Hannover : Helwing
168 einfach, streng und hart, ein Leben in ernster, rastloser Arbeit. „Der König leitet alles einzig und allein. Wer es nicht sieht, kann es nicht glauben, daß e i n Mensch in der Welt so viele verschiedene Sachen in einem Tage er- ledigen und selbst tun könne, wie dieser König täglich tut", so berichtete ein fremder Gesandter an Friedrich Wilhelms Hof. So pflichttreu und rastlos tätig wie er selber, so sollten auch seine Beamten arbeiten, obgleich sie nur kärglich besoldet wurden. Und wo es einer daran fehlen ließ, da hals des Königs Krückstock kräftigst nach, wie bei dem Torschreiber in Potsdam. So erzog er seinem Lande eine tüchtige, pflichttreue Beamtenschaft. Daneben verwandte er den größten Fleiß auf die Vermehrung und Vervollkommnung seines Heeres. Seine „lieben blauen Kinder" nmßten zwar tüchtig exer- zieren, und der Korporalsstock wie die Spießruten haben manchem blutige Wunden geschlagen; aber andererseits sorgte der König doch auch wie ein Vater für seine Soldaten. Besonders liebte er die „langen Kerls" von denen er ein ganzes Regiment (die Potsdamer Riesengarde) hatte. Je größer ein Mann dieses Regiments war, desto mehr monatliche Zulage erhielt er, bis zu 60 Mk. Bei der Ausbildung seines Heeres half ihm besonders Fürst Leopold von Dessau. Er führte den Gleichschritt und den eisernen Ladestock ein. b) Wie der König sein Land wieder bevölkert. Von den Zeiten des 30 jährigen Krieges her lagen in Preußen noch Tausende von Bauernhöfen, ja viele Dörfer wüst. Dazrr hatte die Pest Ostpreußen und Litauen fast ganz entvölkert. Dm galt es, die verlassenen Höfe wieder zu besiedeln, die Gebäude meist von Grund auf neu aufzubauen, die wüst liegenden Ländereien wieder urbar zu nrachen und zu beackern und in den Städten Gewerbe und Handel neu zu beleben und zu fördern. Um das zu erreichen, gab der sonst so sparsame König viele Millionen Taler mit offenen Händen her. Er rief Zehntausende von Ansiedlern ins Reich, gab ihnen Land und Saatkorn, Vieh, Ackergerät und Bauholz, ja oft die nötigsten Lebens- mittel dazu und erließ ihnen Abgaben und Steuern auf viele Jahre. In Ostpreußen allein siedelte er mehr als 18 000 protestantische Salzburger an, die von ihrem Bischof um des Glaubens willen aus dem Lande getrieben waren (s. Bd. 1 S. 112, 5). In Litauen wurden 12 Städte, 332 Dörfer und 49 Domänen neu auf- und angebaut. e) Wie er Landwirtschaft und Gewerbe fördert. Seinen Domänen wandte Friedrich Wilhelm die höchste Sorgfalt zu; denn sie sollten nicht nur die höchsten Erträge an Korn, Vieh, Wolle usw. liefern, sondern auch Musterwirtschaften für die Bauern der Umgegend sein. Junge Bauerntöchtern, die auf seiner Domäne Königshorst die Milchwirtschaft nach Holländer Art gut erlernt hatten, schenkte der König 24 Taler zum Brautschatz. — Um die Gewerbetätigkeit in den Städten zu fördern, befahl

7. Teil 2 - S. 178

1910 - Hannover : Helwing
178 und Merinoschafe aus Spanien einführen. Auf seinen Reisen sah er genan nach, wie die Bauern wirtschafteten. — Zur Förderung des Gewerbes tvurden Spinnereien und Webereien angelegt, die den Flachs und die Wolle des Landes verarbeiten sollten. In Berlin erbaute er selber die große Porzellanfabrik. Zur Hebung der Seidenweberei ließ er Maulbeer- pflanzungen anlegen und bald blühte in Berlin und Krefeld die Samt- und Seidenfabrikation auf. Damit nun aber die Fabriken ihre Waren auch absetzen könnten, befahl er seinen Untertanen, alles, was sie nötig hätten, im Lande selber zu kaufen. Auf ausländische Waren legte er hohe Zölle oder verbot ihre Einfuhr ganz. — Um den Handel seines Landes zu fördern, ließ er in Swinemünde einen Seehafen anlegen, erklärte er Emden zum Freihafen und baute den Bromberger-, Finow- und Plauenschen Kanal. Den Fabrikanten itrtb Großkaufleuten verschaffte er Geld gegen billigen Zins, indem er die Königliche Bank und die Seehandlung in Berlin er- richtete. 9. Friedrich ordnet das Steuerwesen und die Rechtspflege. Die Ausgaben, welche der König für sein Land machte, verschlangen ge- waltige Summen. Es kam also darauf an, die Einnahmen des Staates zu erhöhen. Zu dem Zwecke nahn: er den Verkauf von Kaffee, Tabak und Salz für den Staat allein in Anspruch (Monopol!); kein anderer durfte diese Waren feilhalten. Dazu ließ er die „indirekten Steuern" nach französischer Art erheben, d. h. von allen Kaufmannsgütern, die ins Land eingeführt wurden, mußte eine Steuer an die Grenzzvllbehörde gezahlt werden (Regie!). Da französische Zollbeamte die besten Stellen in diesen Behörden bekamen, die Steuern unbarmherzig eintrieben und eingeschmuggelter Ware scharf nachspürten, so waren sie beim Volke sehr verhaßt. Dem Staate aber brachte die Akzise große Summen ein, so daß der König nicht nur viele Millionen für sein Land ausgeben konnte, sondern noch einen Schatz von 200 Mill. Mark hinterließ. — Um die Rechtsprechung (Justiz) kümmerte Friedrich sich sehr eingehend. Er setzte studierte Richter ein und ordnete an, daß jeder Prozeß in einem Jahre zu Ende geführt sein müsse. Richter, die nach seiner Meinung nicht unparteiisch geurteilt hatten, setzte er ab und ließ sie auch wohl einsperren. Endlich ließ er die Gesetze seines Landes sammeln und sichten und in einen: Gesetzbuch zusammenstellen. Dieses hieß das allgemeine Landrecht. Es galt in Preuße:: bis 1900. Wie sehr die Untertanen König Friedrichs von der Unparteilichkeit der Richter überzeugt waren, zeigt uns die Geschichte von Friedrich und dem Müller von Sanssouci. 10. Friedrich sorgt für die Bildung seines Volkes. Die Erziehung der Jugend lag den: König sehr am Herzen. Er schärfte darun:

8. Weltkunde - S. 182

1896 - Hannover : Helwing
182 was ein deutsches Volk vermag, wenn es in Treue und Ge- horsam sest zu seinem Könige' steht. Mit Stolz nannte das Preußenvolk seinen König jetzt Friedrich den Großen, und alle Welt stimmte ihm zu. o) Friedrichs Staatsregierung. Friedrich regierte gleich seinen Vargängern als unumschränkter Herrscher. Seine Unterthanen gliederten sich in drei Stände: Adel, Bürger und Bauern. Jedem Stande wies der König seine bestimmten Aufgaben zu. Der Adel sollte ihm die hohen Beamten und die Offiziere liefern. Im übrigen sollten die Rittergutsbesitzer ihre Güter bewirtschaften. Die Bürger hatten Gewerbe und Handel zu pflegen. Die Bauern, welche meist als Leibeigene des Adels ihre Hufen bearbeiteten, sollten sich nur mit der Landwirtschaft beschäftigen. Seine erste Sorge nach dem großen Kriege war den zum Teil schrecklich verwüsteten Provinzen seines Reiches und seinem stark heruntergekommenen Heere gewidmet. Jene unterstützte er mit Geld, Saatkorn und Pferden, baute Städte und Dörfer wieder auf, erließ Steuern und Abgaben u. s. w. In gleich thatkräftiger Weise nahm er sich der heutigen Provinz Westpreußen an, welche er bei der ersten Teilung Polens (1772) in seinen Besitz brachte. Bürgerkriege hatten das Land schrecklich verwüstet; viele Städte lagen in Trümmern, noch mehr Dörfer und Gehöfte. Brot kannten nur die Wohlhabenden. Im ganzen Lande gabs weder Arzt noch Apotheker, kaum einen brauchbaren Handwerker. Das Landvolk lebte in ohnmächtigem Kampfe mit den Rudeln der Wölfe, welche alle Jahre Menschen und Vieh in großer Zahl erwürgten. Da schickte der König eine Schar seiner tüchtigsten Beamten und an 200 Lehrer in das armselige Land, dazu deutsche Handwerker in großer Zahl, besonders Bauleute. Rasch erhoben sich nun Städte und Dörfer aus ihren Trümmern und neue wurden dazu angelegt und mit Kolonisten besetzt. Dann wurde der über 20 Irrn lange Bromberger Kanal gegraben. Dadurch war nicht nur eine Wasserstraße zwischen Weichsel und Oder geschaffen, sondern es wurden auch große Sumpsstrcckcn trocken gelegt, die der König sofort mit deutschen Ansiedlern besetzte, welche das bisher wüste Gebiet in ertragfähiges Acker- und Grasland umwandelten. Äbnlichcs hatte er schon früher im Oder- und Wartebruch ausgeführt, wo er nach siebenjähriger harter Arbeit „eine Provinz im Frieden" erobert hatte. Zur Besiedlung des neu gewonnenen Kulturlandes und der entvölkerten Provinzen hat er an 250 000 Kolonisten ins Land gerufen, und sie mit Land, Korn, Vieh und Geld reichlich ausgerüstet und unterstützt. Jedem wies er seine richtige Arbeit an: den süddeutschen Kolonisten den Ackerbau, den Ostfriescn und Holländern die Vieh- und Milchwirtschaft, den Pfälzern den Garten- und Obstbau, den Italienern den Seidenbau. In seine sandige Mark führte er den Anbau der Lupine ein und zur Veredlung der heimischen Schafzucht ließ er Merinos aus Spanien kommen. — Wie für die Landwirtschaft, so sorgte der König nicht minder für die Hebung des Gewerbfleißcs. Schon die vielen Bauten gaben zahlreichen Handwerkern reichlich zu thun. Die blühende Wollwarenindustrie unterstützte er aufs kräftigste. In Schlesien entfaltete sich die Leincnweberci i.n großartiger Weise. Die Scidenmauufakturen und die Porzellansabrikation fügte er als neue Erwerbszweige den alten hinzu. Infolge dessen nahmen Handel und Verkehr einen ungeahnten Aufschwung, und der König förderte dieselben durch Herstellung von Land- und Wasserstraßen (Bromberger, Plauescher- und Finow-Kanal) und durch die Einrichtung der Seehandlung. — Daß ein König wie Friedrich der Große auch für die geistige Wohlfahrt seines Volkes sorgte, versteht sich von selbst. In Bezug auf die Religion ließ er seinen Unterthanen völlige Freiheit und sein Wahlspruch lautete: „In meinem Lande muß jeder uach seiner Fa^on selig werden." Er hielt auf strengste Rechtspflege in seinem Reiche. Dazu ließ er ein neues Rechtsbuch aus-
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