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1. Teil 2 - S. 193

1910 - Hannover : Helwing
193 bezahlen, und sein König durfte nur ein Heer von 42 000 Mann halten. Das war die Rache des Korsen an dem verhaßten Preußen! 6. Königin Luisens Leiden und Ende. Wohl kein Herz litt schwerer unter den: unerhörten Unglück Preußens, als das der Königin Luise. Wie glücklich und zufrieden hatte sie einst mit ihrem Gemahl und ihren Kindern gelebt! (S. Teil 1, S. 116.) Als sie im Sommer 1806 aus Bad Pyrmont zurückkehrte, erfuhr sie, daß der Krieg gegen Napoleon beschlossene Sache sei. Sie begleitete ihren zunr Heere abgehenden Gatten bis Naumburg. Erst als der Kanonendonner die Schlacht bei Jena einleitete, kehrte sie nach Berün zurück. Schon vor den Toren ihrer Hauptstadt ereilte sie die Schreckenskunde von der Niederlage der Heere Preußens. Schnell raffte sie ihre wichtigsten Sachen zusammen rmd floh nach Stettin. Hier mahnte sie ihre Söhne Friedrich-Wilhelm und Wilhelm tränenden Auges: „Werdet Männer, ent- wickelt Eure Kräfte; vielleicht läßt Preußens Schutzgeist auf Euch sich nieder. Befreiet dann Euer Volk von der Schande der Erniedrigung!" Von Stettin ging die Flucht weiter unter schwerer Krankheit über Königsberg nach Memel. In Tilsit tat sie den sauren Schritt, Napoleon, der sie bitter haßte und persönlich tief gekränkt hatte, persönlich um nülde Friedensbedingungen für Preußen zu bitten. Was sie in jenen Tagen bittersten Wehes aufrecht erhalten hat, waren die beiden Gedanken: „Wir sind kein Spiel des blinden Zufalls, sondern stehen in Gottes Hand; und wir gehen mit Ehren unter." —- Ende des Jahres 1809 kehrte Luise, schon leidend, nach Berlin zurück. Der jubelnde Empfang ihres Volkes tat ihrem gequälten Herzen wohl. Man hatte sie nicht vergessen. Im folgenden Jahre reiste sie nach Strelitz . zu ihren: Vater. Beide fuhren zusammen nach dem Lustschloß Hohen- zieritz. Hier verschlimmerte sich das Brustleiden der Königin so sehr, daß man ihren Gemahl herbeirufen ließ. Er brachte seine beiden ältesten Söhne mit. Sie trafen die Königin noch lebend an und nahmen ergreifenden Ab- schied von ihr. Wenige Stunden später entschlief sie mit den: Seufzer: „Herr Jesu, mach es kurz!" (19. Juli 1810.) Im Mausoleum zu Charlotten- burg ruht die Hülle dieser „deutschen Frau, dieses guten Engels für die gute Sache," deren Sieg sie nicht mehr sehen durfte. § Hw. Preußens Erneuerung. 1. Die Not Preußens und ihr Segen. Die Tilsiter Friedens- bedingungen drückten schwer; nicht minder schwer ihre Folgen. 160 Ooo Fran- zosen blieben zunächst in denr jetzt so kleinen Preußen, und Preußen mußte sie erhalten. Offiziere und Soldaten wurden bei den Bürgern einquartiert. Sie spielten hier bald die Herren und störten durch ihr freches, liederliches Leben und Treiben tausendfältig den Frieden und das Glück der Familien. Weltkunde 0. Ii. 13

2. Teil 2 - S. 194

1910 - Hannover : Helwing
194 Die Offiziere wollten leben wie Fürsten; die Soldaten verlangten Braten rmd Wein, um sich von den Strapazen des Krieges zu erholen. Dazu seufzte das Volk unter den: Druck der ungeheuren Steuerlast, die ihm auferlegt werden mußte, damit die Kriegskosten an die Franzosen bezahlt werden konnten. Sie haben in den Jahren ihrer Zwingherrschaft allein an barem Gelde gegen 300 Mill. Mark aus dem kleinen Preußen herausgeholt; die Sunrme für Verpflegung und Lieferungen aller Art betrug mindestens das Doppelte. Kein Wunder, daß das Land verarmte, zumal Fabriken, Gewerbe und Handel völlig still lagen. Dazu kanr die erbärmlichste Spionage des Feindes. Niemand wagte schließlich mehr, seine Meinung frei zu äußern, aus Furcht, ein verkappter Spion könne sie der Polizei hinterbringen. Diese aber inachte mit den Unzufriedenen kurzen Prozeß. — All die Not hatte nun zunächst die heilsame Wirkung, daß sie einsichtigen Menschen die Augen öffnete. Man fing an, die Ursachen des Unglückes, das Preußen niedergeschmettert hatte, zu erkenneu. Schor: in: Jahre 1808 schrieb die Königin Luise ihrem Vater: „Es wird n:ir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar eine andere Ordnung der Dinge ein, da die alte als abgestorben zusammen- stürzt. Wir sir:d eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs d. Gr. Wir sind nicht mit der Zeit fortgeschritten, deshalb überflügelt sie uns. Wir müssen durch. Sorge:: wir dafür, daß wir mit jeden: Tage reifer und besser werden." Niemand — so bezeugt Luise — sah das klarer ein, als der König und seii: Entschluß stand fest: „Das n:uß bei uns anders werden." Tausende von wackeren Männern Preußens und Deutschlands dachten ebenso. König Friedrich Wilheln: berief nun Männer zu seinen Ratgebern, die von heißer Vaterlandsliebe wie von glühendem Haß gegen die Fremdherrschaft beseelt waren. Sie sollte:: mit Rat und Tat helfen, daß es in Preußen anders werde. Wir wollen einige dieser Männer kennen lernen und sehen, was sie Neues geschaffen haben. 2. Freiherr vom Stein, a) Aus seinen: Leben. Auf dem Burgberge bei Nassau, der Heimat des Freiherrn v. Stein, steht sein Denkmal. Die Inschrift desselben lautet: „Des Guten Grundstein, des Bösen Eckstein, der Deutschen Edelstein." Er war bereits unter Friedrich d. Gr. in den preußischen Staatsdienst getreten. Seine hervorragende Tüchtigkeit und eiserne Pflichttreue beförderten ihn bald in die höchsten Stellen; ja König Friedrich Wilhelm Iii. berief ihn zweimal zun: Minister. Er haßte Napoleon aufs grimmigste, weil dieser den Völkern die Freiheit raubte. Napoleon aber verfolgte ihn mit tödlichen: Haß, weil er ihn fürchtete. 1808 mußte Stein vor Napoleon aus Preußen fliehen. Er ging zuerst nach Österreich, später nach Rußland, wo er den: Kaiser Alexander in: Kan:pfe gegen

3. Teil 2 - S. 209

1910 - Hannover : Helwing
209 sollte von den übrigen ein Gericht (Austragsgericht) gebildet werden, welches den Streit zu schlichten hatte. Die Gesandten der Bundesstaaten bildeten den Bundestag. Dieser hielt seine Sitzungen in Frank- furt a. M. In den Sitzungen führte der österreichische Gesandte den Vorsitz. Jeder Bundesstaat hatte wenigstens eine Stimme; die größeren der- selben hatten bis 4 Stimmen. In allen wichtigen Angelegenheiten konnte nur dann ein gültiger Beschluß gefaßt werden, wenn alle einstimmig waren d. h. — niemals! 3. Der heilige Bund. Die erschütternden Ereignisse der letzten 25 Jahre hatten Fürsten und Völker die Wahrheit in Erinnerung gebracht: „Die Sünde ist der Leute Verderben." Beide hatten schwer gesündigt: Herrscher und Untertanen. Napoleon aber war die Geißel in der Hand Gottes gewesen, beide zu züchtigen. Das hatten viele sehr wohl erkannt und den Weg zu Gott zurückgefunden (s. S. 202, b). Die drei Häupter der Verbündeten scheuten sich auch nicht, das offen vor aller Welt auszusprechen. Noch in Paris schlossen sie im Herbst 1815 den „heiligen Bund". Sie gelobten, sich der hl. Schrift gemäß wie Brüder zu lieben und bei- zustehen, ihre Völker als Glieder der einen großen, christlichen Familie anzusehen und sie als Väter in Liebe und Gerechtigkeit zu regieren. Als einzigen Souverän (Gebieter) erkannten sie Gott und ihren göttlichen Erlöser Jesus Christus an. — Alle christlichen Fürsten Europas, außer dem König von England und dem Papst, traten bald dem Bunde bei. 8 107. König Friedrich Wilhelms Iii. Friedensarbeit. 1. Die Provinzialftände. In den Befreiungskriegen hatten die Völker Europas ihrem Vaterlande die Freiheit, ihren Fürsten vielfach nicht nur Länder, sondern auch Zepter und Krone zurückerkämpft. Sie erwarteten daher nicht ohne Grund, daß die Fürsten ihnen nun auch das Recht ein- räumen würden, an der Regierung ihres Landes teilzunehmen. Der Frei- herr v. Stein erstrebte letzteres mit heißem Bemühen für Preußen. Schon im Mai 1815 erließ König Friedrich Wilhelm eine Verordnung, die seinen Entschluß krmd gab: eine Repräsentation (Vertretung) des Volkes dadurch zu bilden, daß die Provinzialstände wieder eingerichtet werden sollten. Aus diesen sollten die Vertreter des Landes gewählt werden, deren Ver- sammlung in Berlin tagen werde. Dieser Versammlung wurde die Be- fugnis eingeräumt, die Gesetzesvorlagen der Regierung zu beraten und ihr Gutachten darüber abzugeben. Doch erst 1823 traten die Provinzialstände ins Leben. Ihre Mitglieder waren ausschließlich Grundbesitzer. Die eine Hälfte bestand aus Rittergutsbesitzern, die andere aus städtischen Grund besitzern und Bauern. Weltkunde C. Ii. 14

4. Teil 2 - S. 231

1910 - Hannover : Helwing
231 Fabriken, die Massenartikel viel schneller und billiger Herstellen konnten, als die Werkstatt des Handwerksmeisters. Aber diese Fabriken bedurften ungeheurer Massen von Kohlen und Rohstoffen aller Art (Erze, Baum- wolle usw.). Diese heranzuschaffen waren Eisenbahnen und Dampfer nötig, die auch in immer größerer Anzahl gebaut wurden. Nicht minder aber mußten sich viele Tausende fleißiger Hände regen, wenn die Fabriken verdienen wollten. Da die großen Betriebe meist in den größeren Städten angelegt wurden, so mußte notwendig ein starker Zustrom der Arbeiter dahin stattfinden. Es entwickelte sich der Stand der Fabrikarbeiter. Natür- lich spürten die Landwirte nach und nach die „Leutenot", d. h. den Mangel an brauchbaren Knechten, Mägden und Tagelöhnern. Die Jndustne gab ihnen dafür allerdings Maschinen aller Art; aber diese können die Menschen- hand vielfach nicht ersetzen. Auch die kleinen Handwerker gerieten in schwere Not; viele verloren ihre Selbständigkeit und wurden gezwungen, Fabrik- arbeiter zu werden. Wers vermochte, stellte eine Kraftmaschine ein, um sich über Wasser zu halten. Eine ungesunde Entwickelung nahmen Jndustne und Handel, als Frankreichs Milliarden unser Vaterland überschwemmten. Das Geld wollte und sollte arbeiten. Ungezählte Millionen wurden in Industrieanlagen gesteckt. In zwei Jahren entstanden in unserm Vater- lande nahezu an 200 Aktiengesellschaften. Sie schufen neue Fabrikanlagen, bauten Eisenbahnen, legten Bergwerke an u. dgl. Dadurch wurde in Kürze eine solch ungeheuere Masse von Waren erzeugt, daß die Kaufleute immer neue Absatzgebiete aufsuchen mußten. Die Erzeugnisse der deutschen In- dustrie vervollkommneten sich zum Teil so, daß sie sich mit den besten eng- lischen und belgischen messen konnten. Selbstverständlich wuchs auch die deutsche Handelsflotte ungeahnt schnell. Sie steht heute an dritter Stelle in der Welt (Bremer Lloyd: Paketfahrt-Aktiengesellschaft in Hamburg u. a.). b) D e r g r o ß e „ K r a ch ". Dem „Tanze um das goldene Kalb" folgte ein furchtbarer Zusammenbruch. Es wurden weit mehr Waren her- gestellt, als verbraucht werden konnten. Bald litt Deutschlands Industrie unter der „Überproduktion". Der Absatz stockte; die Fabriken mußten ihren Betrieb entweder stark einschränken oder ganz stilllegen. Zehntausende von Arbeitern wurden mit einem Schlage arbeits- und damit brotlos. Der hohe Verdienst besserer Tage hatte sie an allerlei Genüsse gewöhnt, die sie sich nun versagen mußten. Das alles machte sie unzufrieden mit sich und aller Welt. Dazu kam die Erkenntnis, daß sich niemand um ihr Schicksal kiimmerte, wenn sie krank, alt und schwach geworden waren. Es war nicht das Band christlicher Bruderliebe, welches Arbeitgeber und Arbeiter ver- band; sondern im Jagen nach Gewinn und Genuß beutete der Stärkere den Schwächeren aus. Da liehen Tausende von Arbeitern nur zu leicht

5. Teil 2 - S. 232

1910 - Hannover : Helwing
denen Gehör, welche ihnen sagten: „So kann und darf es nicht weiter gehen; die Welt muß gänzlich umgestaltet werden. Eigentum darf es nur noch im beschrankten Umfange geben. Jeder Staatsbürger arbeitet für alle, und alle werden vom Staat gleichmäßig beschäftigt und unterhalten. Einen Gott im Himmel, einen König auf Erden, ein Vaterland gibts nicht mehr und darf es nicht mehr geben, ebensowenig wie es ein Jenseits und ein Wiedersehen gibt. Darum soll jeder Mensch das Leben hier genießen, so gut er kann; wenn er stirbt, ist alles aus." In Wort rmd Schrift wurden diese trostlosen Lehren verkündigt. Dabei wurde das Heilige gelästert, die Regierung verhöhnt, die Auflehnung gegen Ordnung und Gesetz als Mannes- mut und Menschenrecht gepriesen. Auf die Worte folgten Taten: zwei Mordbuben richteten die Waffe heimtückisch gegen das Leben des greisen Kaisers Wilhelm. e) Die soziale Gesetzgebung. Nun fing die Reichsregierung an, sich eingehender um das Los der Arbeiter zu kümmern. Fabrik- inspektoren wurden angestellt, Einigungsämter errichtet, die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern schlichten sollten. Der Kaiser bestimmte die „Wilhelnrspende" zu einer Altersversorgung für Arbeiter. Im Jahre 1881 aber erließ er eine kaiserliche Botschaft, die den: Reichstag zur Pflicht machte, das Wohl der Arbeiter positiv zu fördern. Und Bismarck rief den Vertretern des Volkes zu: „Geben Sie dem Arbeiter, so lange er gesund ist, Arbeit; sichern Sie ihm Pflege, wenn er krank ist; sichern Sie ihm Versorgung, wenn er alt i st!" Nun wurde durch das K r a n k e n k a s s en- ge s e tz (1883) für die erkrankten Arbeiter Fürsorge geschaffen. Dieses Gesetz wurde im folgenden Jahre durch das U n f a l l Versicherungs- gesetz ergänzt. In: Jahre 1887 wurde schon das I n v a l i d i t ä t s - und Altersversicherungsgesetz dem Reichstage vorgelegt; aber es kam erst einige Jahre später zustande. ck) Deutschland erwirbt Kolonien. Jmj Laufe des 19. Jahrhunderts waren Hunderttausende von Deutschen ins -lus- land, namentlich nach Amerika, ausgewandert. Ihre Arbeitskraft und ihr Geld waren für das Vaterland verloren. An einzelnen Punkten hatten sie sich m größerer Anzahl niedergelassen und blühende deutsche Kolonien gegründet, z. B. in Südamerika. Aber diese Kolonien gehörten nicht Deutsch- land. Je mehr nun aber Deutschland ein Industriestaat wurde, desto nötiger erschien es, daß es Arbeits- und Absatzgebiete gewann, die ihm zu eigen gehörten. Der Ruf: „Deutschland muß Kolonien haben!" ertönte immer lauter. Da stellte das Deutsche Reich im Jahre 1884 die Erwerbungen des

6. Teil 2 - S. 233

1910 - Hannover : Helwing
233 Bremer Kaufmanns Lüderitz in Westafrika unter den Schutz der schwarz- weiß-roten Flagge. Deutschlands erste Kolonie „Deutsch-Südwestafrika" war erworben. Im Laufe der folgenden Jahre kamen Togo, Kamerun, Deutsch-Ostafrika, Samoa und eine Reihe von Inseln in der Südsee hinzu. Deutschland war damit eine Kolonialmacht geworden. 3. Kaiser Wilhelms Sorge für Preußen. Über das Reich verlor König Wilhelm aber sein Preußen nicht aus den Augen. Auch hier wurde Großes geschaffen. Um Handel und Wandel zu fördern und weite, ödliegende Landstrecken (Moore) für den Anbau zu gewinnen, wurde eine ganze An- zahl von Kanälen gebaut, andere vorbereitet. Das Eisenbahnnetz Preußens wurde immer mehr ausgebaut: Telegraphen- und Telephonlinien verbanden die entlegensten Orte mit ihrem Hauptort und dadurch mit der weiten Welt. Um die Bildung des Volkes zu heben, ließ der König neue Volksschulen einrichten und verordnete, daß die Schüler in mehr Fächern, als bisher, unterrichtet werden sollten. In Berlin wurde ein „Seminar für orien- talische Sprachen" eröffnet. Hier können Gelehrte, Beamte und Kaufleute, welche in unsere Kolonien gehen wollen, die Sprachen der dort lebenden Völker erlernen. In der „bildenden Kunst" entwickelte sich reges Leben. Eine unübersehbare Zahl von Denkmälern zur Erinnerung an deutsche Kämpfe und Siege in ältester und neuester Zeit wurde erbaut. Wir nennen nur das mächtige „Hermannsdenkmal" (Ernst v. Bändels) auf der Grotenburg bei Detmold und das großartige „Niederwalddenk- mal" hoch oben über den Rebenhügeln von Rüdesheim. Für das Theater hat Richard Wagner mit seinen riesigen Singspielen, deren Stoffe der deutschen Götterlehre und Heldensage entnommen sind, ganz neue Wege gewiesen. Noch heute eilen Tausende aus allen Weltteilen zu den „Bayreuther Festspielen". 4. K aiser Wilhelms Lebensabend. Inmitten seiner rastlosen Arbeit für das Wohl seines Volkes trafen den Kaiser schmerzliche Schläge. Tiefes Weh schufen ihm die Angriffe ruchloser Frevler auf sein greises Haupt. Aber bitterer noch war der Schmerz, daß er seinen einzigen Sohn, den Erben der Krone Preußens und des Reiches, an unheilbarer Krankheit elend dahin- siechen sehen mußte. Solch bitteres Herzweh suchte die heiße Liebe und rührende Verehrung seines Volkes nach Kräften zu lindern. An jedem Tage harrten Tausende vor seinem Schloß, um ihn zu begrüßen, wenn er sich an dem bekannten Eckfenster sehen ließ. Sein Geburtstag war ein Festtag in deutschen Landen. An der Feier seiner goldenen Hochzeit (1879) und seines 90. Geburtstages (1887) nahmen die Deutschen in aller Welt den herzlichsten Anteil. Schon riistetete sich Deutschland zur Feier seines

7. Teil 2 - S. 212

1910 - Hannover : Helwing
212 ein abgesagter Feind aller Volksfreiheit war. Darüber murrten die Patrioten und forderten um fo lauter in Wort und Schrift die Teilnahme des Volkes an der Regierung. Da ergriffen die deutschen Fürsten auf Metternichs bösen Rat scharfe Maßregeln, um die Patrioten zum Schweigen zu bringen. Dadurch wuchs die Erbitterung im Volke so sehr, daß es im Jahre 1830 hie und da zu Aufständen sich hinreißen ließ. Doch erreicht wurde dadurch nichts. 3. König Friedrich Wilhelm gibt die Verfassung. Die Patrioten Preußens hatten gehofft, der neue König würde seinem Volke die ersehnte Verfassung geben. Im Jahre 1847 kam er den Wünschen so weit entgegen, daß er die Mitglieder sämtlicher Provinziallandtage (s. S. 209,1) nach Berlin berief. Sie sollten als „Vereinigter Landtag" neue Steuern bewilligen und die Landesgesetze beraten und begutachten. Das Recht der Gesetzgebung behielt der König allein seiner Macht vor. Aber eben dieses Recht wollte das Volk mit dem Könige teilen; dazu wollte es das andere haben: die Ausgaben des Staates zu beschließen. Weil der König das nicht bewilligen wollte, blieb ein scharfer Gegensatz zwischen ihm und seinem Volke bestehen. Da brach 1848 die Februarrevolution in Paris aus, die Frankreich zur Republik machte. Das rief eine ungeheure Aufregung in ganz Deutschland hervor. Auch in Berlin wurde das Volk sehr unruhig. Da beschloß der König, einer offenen Empörung gubor zu kommen. Er ließ deshalb bekannt machen, daß er seinem Lande eine Verfassung geben wolle. Das geschah am 18. März 1848. Trotzdem gelang es den Volksaufwieglern, in Berlin einen blutigen Straßenkampf mit dem Militär herbeizuführen. Die Truppen siegten, wurden schließlich aber auf Bitten angesehener Ber- liner Bürger zurückgezogen. Nun gewannen die Männer des Umsturzes die Oberhand. Der König mußte die Abgeordneten, welche das Volk gewählt hatte, in Berlin versammeln, damit sie die Rechte des Volkes feststellten. Da diese „Preußische Nationalversammlung" aber nichts Brauchbares zustande brachte, gab der König seinem Lande eine vorläufige Verfassung. Diese sollte ein neuer Landtag mit den Ministern des Königs Punkt für Punkt beraten. Was dann beschlossen würde, sollte die endgültige Verfassung Preußens sein. Am Beginn des Jahres 1850 war diese Arbeit vollendet. Die Verfassung wurde am 6. Februar 1850 vom König und Landtag feierlich beschworen. Sie gilt mit einigen Änderungen noch heute im preußischen Staat. 4. Die deutsche Nationalversammlung. Schon auf dem Wiener Kongreß hatten einzelne Stimmen verlangt, daß das Deutsche Reich wieder aufgerichtet werden sollte. Metternich hatte das höhnisch abgewiesen. Der

8. Teil 2 - S. 215

1910 - Hannover : Helwing
215 Tie Verbindung (Union) zwischen den beiden Landern war also nur in der Person des Königs gegeben. Man nennt ein solches Verhältnis eine „Personal- union". Das Königreich Hannover bestand aus vielen einzelnen Fürsten- tümern, Grafschaften usw. König Georg Iv. von England-Hannover rief nach dem Wiener Kongreß die hannoverschen Landstände zu einer „Stünde- versammlung" in Hannover zusammen. Sie sollte eine neue Ordnung im Lande schaffen. Leider brachte sie wenig Wertvolles zustande. Da bestimmte der König, daß der „Landtag" aus 2 Kammern bestehen solle; in der ersten Kammer sollten die Adeligen und höchsten Geistlichen des Landes, in der zweiten die Abgeordneten der Städte und der Bauern sitzen. Der Landtag nahm 1822 eine neue Einteilung des Königreiches vor. Sämt- liche Landestelle wurden in sechs Landdrosteien (jetzt Regierungsbezirke) zusammengefaßt, zu welchen dann noch die Berghauptmannschaft Klausthal hinzukam. Aber der Hauptwunsch des Volkes, an der Gesetzgebung größeren Anteil zu erhalten, blieb unerfüllt. Deshalb kam es im Solnmer 1830 an verschiedenen Orten Hannovers zu Unruhen. Da schickte der König den Herzog von Cambridge als Vizekönig nach Hannover. Jetzt stellte im neuen Landtag der Bürgermeister Stüve von Osnabrück den Antrag, dem Lande eine neue Verfassung zu geben. Im Herbst 1833 war das neue „Staats- grundgesetz" fertig. Es gab den Kammern Teil an der Gesetzgeblmg und das Recht der Steuerbewillignng. 2. König Ernst August von Hannover. Im Jahre 1837 hörte die Verbindung Hannovers mit England auf. König Wilhelm Iv. nämlich hinterließ keine männlichen Erben, und in Deutschland sind Frauen als Herrscher ausgeschlossen. Während in England die Königin Viktoria den Thron bestieg, wurde E r n st A u g u st, ein Sohn König Georgs Iii., König von Hannover. Er war nicht fremd in seinem Königreich und in seiner Hauptstadt, denn er war Göttinger Student und hannoverscher Kavallerieoffizier gewesen. Seine Gemahlin F r i e d e r i k e war die Schwester der Königin Luise von Preußen. Die Hannoveraner freuten sich sehr, daß sie einen eigenen König hatten. Und Ernst August versprach ihnen bei seinem Einzug: „Ich will Ihnen ein gerechter und gnädiger König sein." Nach seiner Ankunft in Hannover vertagte Ernst August die Kammern, hob das Staatsgrundgesetz von 1833 auf und stellte die alte landständische Ver- fassung wieder her. Aller Widerspruch beim Bundestag blieb fruchtlos, wie der Protest der sieben Professoren in Göttingen. Nach einiger Zeit gab der König seinem Lande eine neue Verfassung, welche die Befugnisse der Kammern einschränkte. Da kam das Revolutionsjahr 1848. In der Stadt Hannover fand ein großer Volksauflauf statt. Dem Könige wurden die Forderungen des Volkes übermittelt. Er versprach, sofort die Kammern

9. Teil 2 - S. 222

1910 - Hannover : Helwing
erkämpften Vorherrschaft in Deutschland erst am Anfang, aber noch nicht am Ziel seiner Bestrebungen stand. 5. Der Norddeut sch e Bund und sein Oberhaupt. Die Gründung des Norddeutschen Bundes war der erste Schritt zur Her- stellung eines einigen Deutschlands. Der König von Preußen führte den Oberbefehl über sämtliche Truppen der Bundesstaaten. Er vertrat den Bund andern Mächten gegenüber. Das Post- und Telegraphenwesen wurde in allen Bundesstaaten gleichartig eingerichtet: dazu wurde einerlei Münze, Maße und Gewichte eingeführt, was den Handel und Wandel sehr erleichterte. Im übrigen konnte jeder Fürst sein Land selbständig regiereu. Jeder Bundesstaat wählte seine Abgeordneten, die alljährlich in Berlin als „Norddeutscher Reichstag" zusammentraten, um die Vor- lagen des „Bundesrates" (d. i. die Vertreter der Bundesfürsten) zu beraten und sie entweder anzunehmen oder abzulehnen. König Wilhelm war durch die unerhörten Siege seines Heeres aufs höchste beglückt. „Es ist Gottes Werk, das wir heute vor uns sehen! Gott allein die Ehre!" so hatte er im Angesicht Wiens zu seinen Generälen gesprochen. „Gott war mit uns, ihm sei die Ehre!" lautet die Inschrift des Erinnerungskreuzes, welches er für sein tapferes Heer stiftete. König und Heer wurden mit unendlichem Jubel in Berlin empfangen. Preußens Volk hatte erkannt, daß sein König und dessen Minister Graf Bismarck und Feldnmrschall v. Roon besser verstanden hatten, was Not tat, als deren Gegner im Lande und Landtage. Doch auch diesen kam der König freundlich entgegen und versöhnte sie. Aller Hader war vergessen: Liebe und Friede zwischen König und Volk waren zurückgekehrt. f) Der deutsch-französische Krieg (1870/71). 1. Ver- stimmung in Frankreich. Preußens glänzende Siege im Jahre 1866 waren den Franzosen höchst unerwünscht gewesen. Napoleon Iii. und sein Volk sahen dazu mit Schrecken, daß Deutschland mehr und mehr einig wurde. Sie fürchteten, Preußen könne zu mächtig werden und sich herausnehmen, auch ein Wort in der Welt mitzureden. Die Franzosen nannten sich die „große Nation" und bildeten sich ein, an der Spitze aller Völker der Welt zu marschieren. Der Gedanke, daß ein anderes Volk ihnen die erträumte erste Stelle in der Welt streitig machen könne, war ihnen schier unerträglich. Noch schien es früh genug, dies Entsetzliche zu verhüten: denn noch war ja Süddeutschland nicht mit Norddeutschland vereinigt. Man forderte „Rache für Sadowa". Diese Rache sollte zunächst darin bestehen, daß Preußen das linke Rheinufer mit der Festung Mainz an Frankreich

10. Weltkunde - S. 162

1896 - Hannover : Helwing
162 wußte er zu erzählen, zu scherzen, zu unterhalten, wenn er im Kreise seiner Familie und Freunde saß. In solchen Stunden pflegte er auch die „edle Mufika," denn Gesang und Lautenspiel liebte und übte er. Dazu half und gab er in christlicher Barm- herzigkeit Armen und Notleidenden, wo er konnte. Am höchsten aber schätzen wir an ihm, daß er bei allem Ruhme und aller Ehre, die ihm zu teil wurden, stets demütig und bescheiden blieb und vor Gott nichts anders sein wollte, als ein armer Sünder, der aus Gnaden um Christi willen selig zu werden hoffte. In diesem Sinne ist er nach kurzer Krankheit in Eisleben am 18. Februar 1546 zur ewigen Ruhe eingegangen. Seine Gebeine ruhen in der Schloßkirche zu Wittenberg. § 74. Der schmalkaldische Krieg. Kurze Zeit vor Luthers Tode hatte Kaiser Karl V. alle seine Feinde besiegt. Nun wollte er die Protestanten zur katholischen Kirche zurückbringen. Der Papst hatte auf des Kaisers Wunsch ein Konzil nach Trident berufen. Karl V. forderte die protestantischen Fürsten auf, daran teil zu nehmen. Das verweigerten sie. Da griff der Kaiser zum Schwerte. Rasch rüsteten Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, Landgraf Philipp von Hessen und viele protestantische Städte zum Kriege. Leider herrschte unter den Protestanten keine Einigkeit. Einer der protestantischen Fürsten, Herzog Moritz von Sachsen, hatte sogar mit dem Kaiser ein Bündnis geschlossen. Als nun der Kurfürst von Sachsen an der Donau stand, siel Moritz in dessen Land ein und eroberte es. Schnell eilte Johann Friedrich nach Sachsen und gewann sein Land zurück. Da zog der Kaiser ihm uach, setzte über die Elbe, schlug das sächsische Heer bei Mühlberg (1547) und nahm den Kurfürsten gefangen. Später ergab sich chm auch Philipp von Hessen. Nun erließ der Kaiser das Augsburger Interim, in welchem er befahl, daß die Protestanten zur katholischen Kirche zurückkehren sollten. Nur den Kelch beim Abendmahle und die Priesterehe ließ er ihnen. Bremen und Magdeburg wollten das Interim nicht annehmen. Da that der Kaiser sie in die Acht. Moritz, welcher Kurfürst geworden war, sollte Magdeburg zum Gehorsam zwingen. Er belagerte die Stadt auch; im geheimen aber sann er darauf, den so mächtigen Kaiser zu stürzen. Plötzlich marschierte er nach Innsbruck, wo der Kaiser weilte. Schnell floh dieser über die Alpen. Moritz zwang ihn zum Passauer Vertrage (1552), in welchem erden Protestanten freie Ausübung ihrer Religion und den gefangenen Fürsten die Freiheit geben mußte. Drei Jahre nachher kam der Augsburger Religionsfriede zustande (1555). In diesem Frieden erhielten die lutherischen Landesfürsten das Recht, frei zu bestimmen, welcher Kirche sie und ihre Unterthanen angehören wollten. Wenige Jahre darauf legte Karl V. die Krone nieder und starb 1558 im Kloster. Ihm folgte sein Bruder Ferdinand I.
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