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1. Teil 2 - S. 193

1910 - Hannover : Helwing
193 bezahlen, und sein König durfte nur ein Heer von 42 000 Mann halten. Das war die Rache des Korsen an dem verhaßten Preußen! 6. Königin Luisens Leiden und Ende. Wohl kein Herz litt schwerer unter den: unerhörten Unglück Preußens, als das der Königin Luise. Wie glücklich und zufrieden hatte sie einst mit ihrem Gemahl und ihren Kindern gelebt! (S. Teil 1, S. 116.) Als sie im Sommer 1806 aus Bad Pyrmont zurückkehrte, erfuhr sie, daß der Krieg gegen Napoleon beschlossene Sache sei. Sie begleitete ihren zunr Heere abgehenden Gatten bis Naumburg. Erst als der Kanonendonner die Schlacht bei Jena einleitete, kehrte sie nach Berün zurück. Schon vor den Toren ihrer Hauptstadt ereilte sie die Schreckenskunde von der Niederlage der Heere Preußens. Schnell raffte sie ihre wichtigsten Sachen zusammen rmd floh nach Stettin. Hier mahnte sie ihre Söhne Friedrich-Wilhelm und Wilhelm tränenden Auges: „Werdet Männer, ent- wickelt Eure Kräfte; vielleicht läßt Preußens Schutzgeist auf Euch sich nieder. Befreiet dann Euer Volk von der Schande der Erniedrigung!" Von Stettin ging die Flucht weiter unter schwerer Krankheit über Königsberg nach Memel. In Tilsit tat sie den sauren Schritt, Napoleon, der sie bitter haßte und persönlich tief gekränkt hatte, persönlich um nülde Friedensbedingungen für Preußen zu bitten. Was sie in jenen Tagen bittersten Wehes aufrecht erhalten hat, waren die beiden Gedanken: „Wir sind kein Spiel des blinden Zufalls, sondern stehen in Gottes Hand; und wir gehen mit Ehren unter." —- Ende des Jahres 1809 kehrte Luise, schon leidend, nach Berlin zurück. Der jubelnde Empfang ihres Volkes tat ihrem gequälten Herzen wohl. Man hatte sie nicht vergessen. Im folgenden Jahre reiste sie nach Strelitz . zu ihren: Vater. Beide fuhren zusammen nach dem Lustschloß Hohen- zieritz. Hier verschlimmerte sich das Brustleiden der Königin so sehr, daß man ihren Gemahl herbeirufen ließ. Er brachte seine beiden ältesten Söhne mit. Sie trafen die Königin noch lebend an und nahmen ergreifenden Ab- schied von ihr. Wenige Stunden später entschlief sie mit den: Seufzer: „Herr Jesu, mach es kurz!" (19. Juli 1810.) Im Mausoleum zu Charlotten- burg ruht die Hülle dieser „deutschen Frau, dieses guten Engels für die gute Sache," deren Sieg sie nicht mehr sehen durfte. § Hw. Preußens Erneuerung. 1. Die Not Preußens und ihr Segen. Die Tilsiter Friedens- bedingungen drückten schwer; nicht minder schwer ihre Folgen. 160 Ooo Fran- zosen blieben zunächst in denr jetzt so kleinen Preußen, und Preußen mußte sie erhalten. Offiziere und Soldaten wurden bei den Bürgern einquartiert. Sie spielten hier bald die Herren und störten durch ihr freches, liederliches Leben und Treiben tausendfältig den Frieden und das Glück der Familien. Weltkunde 0. Ii. 13

2. Teil 2 - S. 194

1910 - Hannover : Helwing
194 Die Offiziere wollten leben wie Fürsten; die Soldaten verlangten Braten rmd Wein, um sich von den Strapazen des Krieges zu erholen. Dazu seufzte das Volk unter den: Druck der ungeheuren Steuerlast, die ihm auferlegt werden mußte, damit die Kriegskosten an die Franzosen bezahlt werden konnten. Sie haben in den Jahren ihrer Zwingherrschaft allein an barem Gelde gegen 300 Mill. Mark aus dem kleinen Preußen herausgeholt; die Sunrme für Verpflegung und Lieferungen aller Art betrug mindestens das Doppelte. Kein Wunder, daß das Land verarmte, zumal Fabriken, Gewerbe und Handel völlig still lagen. Dazu kanr die erbärmlichste Spionage des Feindes. Niemand wagte schließlich mehr, seine Meinung frei zu äußern, aus Furcht, ein verkappter Spion könne sie der Polizei hinterbringen. Diese aber inachte mit den Unzufriedenen kurzen Prozeß. — All die Not hatte nun zunächst die heilsame Wirkung, daß sie einsichtigen Menschen die Augen öffnete. Man fing an, die Ursachen des Unglückes, das Preußen niedergeschmettert hatte, zu erkenneu. Schor: in: Jahre 1808 schrieb die Königin Luise ihrem Vater: „Es wird n:ir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar eine andere Ordnung der Dinge ein, da die alte als abgestorben zusammen- stürzt. Wir sir:d eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs d. Gr. Wir sind nicht mit der Zeit fortgeschritten, deshalb überflügelt sie uns. Wir müssen durch. Sorge:: wir dafür, daß wir mit jeden: Tage reifer und besser werden." Niemand — so bezeugt Luise — sah das klarer ein, als der König und seii: Entschluß stand fest: „Das n:uß bei uns anders werden." Tausende von wackeren Männern Preußens und Deutschlands dachten ebenso. König Friedrich Wilheln: berief nun Männer zu seinen Ratgebern, die von heißer Vaterlandsliebe wie von glühendem Haß gegen die Fremdherrschaft beseelt waren. Sie sollte:: mit Rat und Tat helfen, daß es in Preußen anders werde. Wir wollen einige dieser Männer kennen lernen und sehen, was sie Neues geschaffen haben. 2. Freiherr vom Stein, a) Aus seinen: Leben. Auf dem Burgberge bei Nassau, der Heimat des Freiherrn v. Stein, steht sein Denkmal. Die Inschrift desselben lautet: „Des Guten Grundstein, des Bösen Eckstein, der Deutschen Edelstein." Er war bereits unter Friedrich d. Gr. in den preußischen Staatsdienst getreten. Seine hervorragende Tüchtigkeit und eiserne Pflichttreue beförderten ihn bald in die höchsten Stellen; ja König Friedrich Wilhelm Iii. berief ihn zweimal zun: Minister. Er haßte Napoleon aufs grimmigste, weil dieser den Völkern die Freiheit raubte. Napoleon aber verfolgte ihn mit tödlichen: Haß, weil er ihn fürchtete. 1808 mußte Stein vor Napoleon aus Preußen fliehen. Er ging zuerst nach Österreich, später nach Rußland, wo er den: Kaiser Alexander in: Kan:pfe gegen

3. Teil 2 - S. 196

1910 - Hannover : Helwing
196 3. David von Scharnhorst, ein Bauernsohn aus Bordenau bei Hannover, gestaltete das preußische Heerwesen gänzlich um. Bisher waren die Soldaten aus allerlei Volk angeworben; im Jahre 1808 aber wurde das „Werbesystem" abgeschafft und die allgemeine Wehr- pflicht in Preußen eingeführt nach dem Grundsatz: „Alle Bewohner des Staates sind geborene Verteidiger desselben." Jeder wehrfähige Preuße mußte jetzt auf deu Rrlf des Königs ins Heer eintreten. Ter Soldat konnte nun aber auch zu den höchsten Stellen int Heere aufsteigen, wenn er die nötige Bildung besaß oder sich im Kriege auszeichnete. Die barbarischen Strafen (Stockschläge, Spießrutenlaufen) wurden abgeschafft; dagegen suchte man das Ehrgefühl des Soldaten rege zu machen. Preußen durfte zwar nach den Bestimmungen des Tilsiter Friedens (s. S. 192, 5) nur 42 000 Mann Truppen halten. Trotzdem gelang es der Klugheit Scharn- horsts, in wenigen Jahren sämtliche waffenfähige Preußen zu Soldaten auszubilden, indem er die hinreichend einexerzierten Mannschaften („Krümper") entließ und an deren Stelle Rekruten einzog. Dazu wurden die feigen Festungskommandanten aus dem Heere ausgestoßen, die Festungen in besseren Stand gesetzt und in aller Stille die nötigen Waffen fiir den künftigen Freiheitskampf geschmiedet. Mit Recht wird Scharnhorst als „Waffenschmied der deutschen Freiheit" gefeiert. 4. Geistliche, Gelehrte und Dichter arbeiteten an der Erneuerung des preußischen und deutschen Volkes. In Berlin strafte der Prediger S ch l e i e r m a ch e r mit scharfen Worten den Unglauben und das leicht- fertige Leben und Treiben der Bewohner und suchte mit zündender Bered- samkeit den Christenglauben in den Herzen seiner Hörer zu wecken. Der Philosoph Fichte, eines armen Leinewebers Sohn aus der Lausitz, hielt in Berlin seine flammenden „Reden an die deutsche Nation." Er geißelte die schnöde Selbstsucht'der Zeit, die nur an sich selbst denke und sich um das Wohl und Wehe anderer nicht kümmere. Mit glühenden Worten rief er das Volk zur Vaterlandsliebe und zu schweren Opfern für die Freiheit und Wohlfahrt des Vaterlandes auf. Er schob dem deutschen Volk die heilige Pflicht ins Gewissen, die Jugend zum Guten zu erziehen und ihren Willen zu stählen, damit sie auch imstande sei, das für gut Erkannte zu üben. Der „Turnvater" Jahn sammelte Knaben und Jünglinge um sich, um sie auf der Hasenheide bei Berlin durch Turn- und Fechtübungen für den Kampf tüchtig zu machen. Und Dichter, wie E r n st Moritz Arndt, Heinrich vor: Kl ei st, Rückert und Uhland, Theodor Körner und Max von S ch e n k e n d o r f sangen in ergreifenden Liedern von Deutschlands Knechtschaft, Not und Schande, von dem Gott, der Eisen wachsen ließ und keine Knechte wolle, von der Freiheit, dem

4. Teil 2 - S. 199

1910 - Hannover : Helwing
199 England — wagte, sich gegen ihn aufzulehnen. Er beherrschte teils per- sönlich, teils durch seine Verwandten Frankreich, Spanien, Portugal und die Niederlande, Italien und die Adriaküste, den Rheinbund, Westfalen und das Stück von Deutschland, welches nordwestlich der Linie von Wesel nach Lübeck liegt. Schweden, Dänemark, Österreich und Rußland schmei- chelten sich, seine Verbündeten zu heißen und waren seiner Befehle gewärtig. Aber wenn er auch der mächtigste aller Fürsten Europas war, so fühlte er sich ihnen doch nicht völlig ebenbürtig. Er war eben ein Emporkömmling. Um das einigermaßen zu verhüllen, ließ er sich von seiner Genmhlin scheiden und vermählte sich mit der Erzherzogin Marie Luise, der Tochter des Kaisers Franz I. von Österreich (1810). Sie gebar ihm den langersehnten Sohn und Thronerben, den er noch in der Wiege zum König von Rom ernannte. 2. Die Kontinentalsperre. Wir wissen bereits, daß Napoleon England niederzwingen wollte, indem er den Handel dieses Landes ver- nichtete. Er sperrte 1806 von Berlin aus zu diesem Zweck die gesamten Küsten des Festlandes (Kontinents) von Europa gegen den Handel mit England ab, indem er aufs strengste den Güteraustausch mit England verbot. Das nennt man kurz „Kontinentalsperre". Deshalb hatte er auch die Mündungen der Ems, der Weser und der Elbe in seine Gewalt gebracht und aufs schärfste bewachen lassen. Trotzdem wurden englische Waren ein- geschmuggelt. Wen die französische Polizei dabei abfaßte, der hatte sein Leben verwirkt; die geschmuggelten Waren aber wurden verbrannt. Ob die Völker unter der Kontinentalsperre bittere Not litten, das kümmerte den harten Eroberer nicht; sowenig wie es ihn rührte, daß Tausende von soliden Kaufhäusern zu Grunde gerichtet wurden. 8 104. Napoleons Kampf mit Nupland. (1812.) 1. Die Ursache des Krieges war die Kontinentalsperre. Kaiser Alexander hatte auf Wunsch seines Freundes Napoleon den Handel mit England in seinem Reiche verboten. Aber er sah bald ein, daß er seinen: Volke dadurch an dem Erwerb der Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens schweren Schaden zufüge. Daher erließ er (1810) einen Ukas, der die Einfuhr englischer Waren in Rußland gestattete; nur durften sie nicht unter englischer Flagge segeln. Dadurch war der Handel nüt England wieder ermöglicht. Das nahm Napoleon sehr übel auf; er sagte dem russischen Gesandten eines Tages öffentlich: „Ihr Kaiser betrügt mich!" Dazu hatte Napoleon den Zaren persönlich schwer beleidigt, indem er den Herzog von Oldenburg, einen Verwandten Alexanders, aus dem Lande

5. Teil 2 - S. 156

1910 - Hannover : Helwing
156 Kaiser zur Seite zu stehen. Hier belehnte Sigismund ihn nun mit der Kurwürde der Mark Brandenburg und ernannte ihn zum Erzkämmerer des Reiches (1415). Kurfürst Friedrich I. konnte sich leider wenig um sein Land bekümmern. Seine treffliche Gattin Elisa- beth („die schöne Else") und sein Sohn mußten meist für ihn regieren. 8 84. Brandenburg zur Zeit der Reformation. 1. Kurfürst Joachim I. bekämpft die Reformation. Joachim I. bestieg als Jüngling den Thron. Er war ein hochgebildeter und tatkräftiger Fürst. Das mußten zunächst die Ritter erfahren, die meinten, unter einem so jungen Fürsten dürften sie wieder nach der Weise ihrer Väter im Lande hausen. Er ließ die Räuber fangen und ohne Umstünde hängen. Um Land und Leute kennen zu lernen, reiste er in seinen Marken umher und stellte Recht und Ordnung her. Er gab dann eine Städteordnung und setzte als höchstes Gericht in seinem Lande das Kammergericht ein, dem auch Grafen und Ritter sich zu unterwerfen hatten. Zur Pflege der Wissenschaften gründete er in Frankfurt a. d. Oder die erste Universität im Kurfürstentum Brandenburg. Trotzdem er den Reformator Dr. Luther persönlich kannte, war und blieb er ein bitterer Feind der Reformation. Wohl kannte er die großen Schäden der Kirche, aber er meinte, Papst und Kirchenversammlungen müßten sie heilen. Joachim verfolgte indessen die Anhänger der neuen Lehre nicht, verbot aber streng die Verbreitung der lutherischen Bibel in seinen Landen. Trotzdem breitete sich die lutherische Lehre im Stillen auch in Brandenburg immer weiter aus. Zu seinem Schmerz nmßte er sogar erleben, daß seine Gemahlin Elisabeth heimlich lutherisch geworden war. Als er ihr mm mit Kerker und Banden drohte, floh sie nach Sachsen, wo Johann der Beständige ihr ein Schloß als Wohn- sitz anwies. Joachim selbst ist der katholischen Kirche bis an sein Ende treu geblieben. Er starb 1535. 2. Joachim Ii. führt die Reformation ein. Joachim hatte Dr. Lrrthers Bekenntnis in Worms mit eigenen Ohren gehört und war im Herzen der Reformation zugetan. Aber er wollte mit dem Kaiser und seinen katholischen Verwandten gut Freund bleiben, deshalb zögerte er zunächst, offen zur lutherischen Kirche überzutreten. Seinen Untertanen dagegen legt er kein Hindernis in den Weg, wenn sie lutherisch werden wollten. Als bereits ein großer Teil seines Volkes Luthers Lehre angenonunen hatte, und seine Mutter ihn dringend ermahnte, sich endlich öffentlich der lutherischen Kirche zuzuwenden, nahm Joachim 1539 in Spandau das heil. Abendmahl in beiderlei Gestalt und trat dadurch feierlich zur lutherischen Kirche über.

6. Teil 2 - S. 158

1910 - Hannover : Helwing
158 Preußen war mit Marie Eleonore, der Erbin des Herzogtums Cleve, ver- mählt. Der Ehe entsprossen nur Töchter. Die älteste derselben wurde Johann Sigismunds Gemahlin. Sie hatte rechtmäßige Ansprüche an das Erbe ihrer Mutter. Als ihr Vater gestorben war, machte ihr Gatte, Johann Sigismund, diese Ansprüche geltend, indem er das Herzogtum Cleve in Besitz nahm. Um seine neuen Untertanen leichter zu gewinnen, trat er zur reformierten Kirche über. Es fand sich aber noch ein anderer deutscher Fürst ein, der auch Erbansprüche an Cleve machte. Nach kurzem Kampf einigten sich beide dahin, daß Brandenburg das Herzogtum Cleve und die Graf- schaften Mark und Ravensberg erhielt (1614). Das Zeitalter der unumschränkten (absoluten) Monarchie. 8 8ti. Frankreich wird die erste Macht Europas. König Ludwig von Frankreich, a) Seine Hofhaltung. Deutschlands Kraft war durch den Zojühugen Krieg auf lange Zeit ver- nichtet. Die Hülflosigkeit des Reiches benutzte vor allen König Ludwig von Frankreich, um sein Reich und seine Macht zu vergrößern. Er war ein Herrscher voll Stolz und Würde, herrisch und ländergierig, üppig und leicht- fertig von Sitten. Sein Hofhält in Versailles blendete durch Glanz und ver- schwenderische Pracht die Augen der Welt. Fürsten und Adelige, Gelehrte, Künstler und Dichter aus allen Ländern scharten sich um den „Sonnen- könig". Was die Fürsten dort sahen und übten, brachten sie mit in die Heimat, um hier ganz nach dem Vorbild des Franzosenkönigs zu leben. So breiteten sich französische Sprache, Kunst und Wissenschaft, französische Mode und Lebensweise, aber auch französische Liederlichkeit und Sittenlosigkeit all- mählich über fast alle Höfe europäischer (auch deutscher!) Fürsten aus. b) Seine unumschränkte Alleinherrschaft. In Frank- reich wie in Deutschland war es bis dahin so gewesen, daß der Herrscher von Zeit zu Zeit die Reichsstände um sich versammelte, um mit ihnen über das Wohl und die Gesetze des Landes zu beraten. König Ludwig wollte das nicht mehr. In Frankreich sollte sein Wille allein gelten; denn seine Meinung war: „Der Staat, das bin ich!" Er allein gab seinem Volke Gesetze und nahm Steuern, soviel er wollte, und niemand durfte ihm dreinreden. Er war da zum Befehlen; das Volk aber zum unbedingten Gehorchen. E i n Herrscher, dessen Wille allein seinem Lande Ge- setze gibt, heißt ein unumschränkter (absoluter) Mo- narch; sein Reich eine absolute Monarchie. So wars in

7. Teil 2 - S. 168

1910 - Hannover : Helwing
168 einfach, streng und hart, ein Leben in ernster, rastloser Arbeit. „Der König leitet alles einzig und allein. Wer es nicht sieht, kann es nicht glauben, daß e i n Mensch in der Welt so viele verschiedene Sachen in einem Tage er- ledigen und selbst tun könne, wie dieser König täglich tut", so berichtete ein fremder Gesandter an Friedrich Wilhelms Hof. So pflichttreu und rastlos tätig wie er selber, so sollten auch seine Beamten arbeiten, obgleich sie nur kärglich besoldet wurden. Und wo es einer daran fehlen ließ, da hals des Königs Krückstock kräftigst nach, wie bei dem Torschreiber in Potsdam. So erzog er seinem Lande eine tüchtige, pflichttreue Beamtenschaft. Daneben verwandte er den größten Fleiß auf die Vermehrung und Vervollkommnung seines Heeres. Seine „lieben blauen Kinder" nmßten zwar tüchtig exer- zieren, und der Korporalsstock wie die Spießruten haben manchem blutige Wunden geschlagen; aber andererseits sorgte der König doch auch wie ein Vater für seine Soldaten. Besonders liebte er die „langen Kerls" von denen er ein ganzes Regiment (die Potsdamer Riesengarde) hatte. Je größer ein Mann dieses Regiments war, desto mehr monatliche Zulage erhielt er, bis zu 60 Mk. Bei der Ausbildung seines Heeres half ihm besonders Fürst Leopold von Dessau. Er führte den Gleichschritt und den eisernen Ladestock ein. b) Wie der König sein Land wieder bevölkert. Von den Zeiten des 30 jährigen Krieges her lagen in Preußen noch Tausende von Bauernhöfen, ja viele Dörfer wüst. Dazrr hatte die Pest Ostpreußen und Litauen fast ganz entvölkert. Dm galt es, die verlassenen Höfe wieder zu besiedeln, die Gebäude meist von Grund auf neu aufzubauen, die wüst liegenden Ländereien wieder urbar zu nrachen und zu beackern und in den Städten Gewerbe und Handel neu zu beleben und zu fördern. Um das zu erreichen, gab der sonst so sparsame König viele Millionen Taler mit offenen Händen her. Er rief Zehntausende von Ansiedlern ins Reich, gab ihnen Land und Saatkorn, Vieh, Ackergerät und Bauholz, ja oft die nötigsten Lebens- mittel dazu und erließ ihnen Abgaben und Steuern auf viele Jahre. In Ostpreußen allein siedelte er mehr als 18 000 protestantische Salzburger an, die von ihrem Bischof um des Glaubens willen aus dem Lande getrieben waren (s. Bd. 1 S. 112, 5). In Litauen wurden 12 Städte, 332 Dörfer und 49 Domänen neu auf- und angebaut. e) Wie er Landwirtschaft und Gewerbe fördert. Seinen Domänen wandte Friedrich Wilhelm die höchste Sorgfalt zu; denn sie sollten nicht nur die höchsten Erträge an Korn, Vieh, Wolle usw. liefern, sondern auch Musterwirtschaften für die Bauern der Umgegend sein. Junge Bauerntöchtern, die auf seiner Domäne Königshorst die Milchwirtschaft nach Holländer Art gut erlernt hatten, schenkte der König 24 Taler zum Brautschatz. — Um die Gewerbetätigkeit in den Städten zu fördern, befahl

8. Teil 2 - S. 181

1910 - Hannover : Helwing
181 14. Friedrichs Tod und seine Bedeutung für Preußen und Deutschland. Die rastlose Tätigkeit und die schweren Strapazen der Kriege waren nicht spurlos an Friedrich vorübergegangen. Namentlich in den letzten Lebensjahren hatte er viel mit der Gicht und andern Krank- heiten zu kämpfen. Schließlich bildete sich bei ihm die Wassersucht heraus. Als im Anfang des Jahres 1786 der alte General Zielen starb, sagte Friedrich tief bewegt: „Unser alter Zielen hat auch bei seinem Tode sich als General erwiesen. Im Kriege kommandierte er immer den Vortrab; auch mit dem Tode hat er den Anfang gemacht. Ich führte die Hauptarmee, ich werde ihm bald folgen." Im Sommer desselben Jahres ging seine ■ Ahnung bereits in Erfüllung. Am 17. August 1786 machte ein sanfter Tod seinem Leben ein Ende. — Preußen hatte seinen größten König verloren. Alle Welt nahm an seiner Trauer teil. Friedrich hatte sein Land glücklich und blühend machen wollen und das war ihm in mancher Hinsicht gelungen (s. Nr. 7—10). Er hatte Preußen zu einer Großmacht Europas erhoben, die geachtet und gefürchtet dastand. Er ist vielen deutschen Fürsten ein Vor- bild gewesen in der Kunst, ein Volk gut zu regieren, seinen Wohlstand zu fördern, für Schulen, Kunst und Wissenschaft zu sorgen und jedem Untertan volle religiöse Freiheit zu gewähren. Leider hat er echt deutsches Wesen und Leben wenig gekannt und noch weniger geschätzt. Französische Denk- weise, französische Sprache und Sitten beherrschten ihn und seinen Hof und sind von da aus tief in das Leben seines Volkes eingedrungen und hier nachgeahmt worden. Die traurigen Folgen sah Friedrich am Ende seines Lebens bereits mit eigenen Augen namentlich in seiner Hauptstadt. „Die Berliner taugen nichts" —sprach er mißmutig — „ich wollte einen Finger darum geben, wenn die Berliner wieder so sittenrein würden, wie sie es unter meinem Vater gewesen sind." 8 93. König Friedrich Wilhelm Ii. (1786—1797). 1. Seine Persönlichkeit. Der große König war kinderlos gestorben. Er hatte seinen Neffen Friedrich Wilhelm zum Nachfolger bestimmt. Der neue König war gutmütig, weich und unselbständig. Ihm mangelte der Sinn für strenge Sparsamkeit und rastlose Tätigkeit. Darum tiberließ er das Regieren seinen Günstlingen und übte nicht die strenge Aufsicht seines großen Oheims. Dazu liebte er Prunk und üppiges Leben und an seinem Hofe ging es her, wie an dem Hofe der sittenlosen französischen Könige jener Zeit (s. S. 158 § 86 a.). 2. Seine ersten Regierungshandlungen. Friedrich Wilhelm Ii. suchte die Liebe seines Volkes zu gewinnen, indem er die verhaßte „Re- gie" und das „Tabaks- und Kaffee m o n o p o l" sofort abschaffte

9. Weltkunde - S. 185

1896 - Hannover : Helwing
185 -- des Christentums war der Franzose Voltaire. Mit frechem Hohn und Spott bekämpfte er die Lehren des Christentums sein Lebelang. Mit ihm thaten es viele andere Männer in Frankreich. Sie nannten sich „Freidenker, Auf- geklärte." Manche glaubten noch an einen Gott, andere glaubten an gar nichts mehr. Das Evangelium von Jesu Christo war ihnen eine Thorheit. Ihre Lehre fand auch in Deutschland Eingang. Hier waren König Friedrich der Große und der gelehrte Dichter Lessing zwei der berühmtesten Freigeister. (Voltaire lebte eine Zeitlang an Friedrichs Hose, und der König behandelte ihn als seinen Freund.) Sie hielten freilich noch an Gott, Tugend und Unsterblichkeit fest; aber den christlichen Glauben hatten sie verloren. Man nennt diese religiöse Denkweise in Deutschland „Rationalismus" (Ver- nunftglauben). Der Rationalismus war zuerst die Religion der Gebildeten; auch unsere großen deutschen Dichter Goethe und Schiller waren Ratio- nalisten; allmählich (aber wurde er von Kirche und Schule auch in das Volk getragen. Als man die Bibel und ihre Heilslehren verworfen hatte, mußte auch alles, was sich im Leben der Völker auf die Bibel gründete, fallen. Es war kein Wunder, daß nun Männer auftraten, welche lehrten: „Alle Menschen sind gleich; alle haben gleiche Rechte und Pflichten; Könige und Fürsten von Gottes Gnaden darf es nicht mehr geben. Die Völker können sich Herrscher wählen, welche sie wollen, ihnen vorschreiben, wie sie regieren sollen und sie absetzen, wenn sie ihnen nicht mehr gefallen." Solche Sätze lehrte zuerst Rousseau in Frankreich. Sie fanden ungeheuren Beifall und wurden zuerst in Nordamerika thatsächlich angewandt. An der Ostküste von Nordamerika besaß England eine Anzahl von Kolonieen. Diese empörten sich gegen das Mutterland und erklärten 1176, daß sic unabhängig von England sein und einen Freistaat bilden wollten, in welchem alle Bürger gleiche Rechte und gleiche Pflichten haben sollten. In dem nordamerikanischen Freiheitskriege, in welchem sich Benjamin Franklin und Georg Washington besonders auszeich- neten, kämpften auch viele Franzosen gegen die Engländer. Als jene später nach Frankreich zurückkehrten, strebten sie meist als begeisterte Republikaner darnach, das Heimatland zu einem Freistaate zu machen gleich den „Vereinigten Staaten von Nordamerika". § 90. Ausbruch und Verlauf der französischen Revolution. Im Jahre 1774 bestieg Ludwig Xvi. den französischen Thron. Er war noch jung, aber sittenrein und voll guten Willens, sein Land aus der schweren Schuldenlast zu retten, in welche seine Vorgänger es gestürzt hatten. Leider fehlten ihm die Entschlossenheit und die kühne Thatkraft, welche dazu nötig waren. Endlich berief er die Abgeordneten des Adels, der Geistlichkeit und des dritten Standes (der Bürger und Bauern). Sie sollten ihm raten und helfen, Geld anzuschaffen. Bald zeigte es sich, daß unter ihnen viele Männer waren, welche die bisherige Regierung nicht mehr wollten, sondern den Plan hatten, eine ganz neue ins Leben zu rufen. Sie lehnten sich offen gegen die Befehle des Königs aus und erklärten: wir sind Vertreter des französischen Volkes und wollen dem Könige vorschreiben, wie er regieren soll. Diese Revo- lutionsmänner gewannen schnell die Oberhand und vereinigten sich mit den übrigen Abgeordneten zu einer „Nationalversammlung", die Frankreich eine neue Verfassung geben wollte. Dazu reizten die schlimmsten Aufrührer (Jakobiner) in Paris den Pöbel auf. Er stürmte 1789 das alte Staatsgefängnis (Bastille) in Paris und damit begann die Revolution. Als der König sich in Paris nicht mehr sicher fühlte,

10. Weltkunde - S. 173

1896 - Hannover : Helwing
173 fertigen, sittenlosen Lebenswandel zu verführen, da riß er sich los von ihnen und eilte zu dem Prinzen von Oranien ins Feldlager. Als dieser hörte, weshalb er aus dem Haag geflohen sei, sagte er ihm: „Vetter, Ihr habt das gethan, Ihr werdet noch mehr thun. Wer sich selbst besiegen kann, der ist zu großen Thaten fähig!" — Nicht lange vor des Vaters Tode kehrte Friedrich Wilhelm nach Berlin zurück. Im Jahre 1640 bestieg Friedrich Wilhelm den Thron. Er war ein stattlicher Herr, hochgebildet, begabt mit seltenem Scharfblicke und klarem Verstände. Er war ein Fürst, der wußte, was er wollte, der aber auch mit eben so viel List und Klugheit, als mit heldenmütiger Tapferkeit und Ausdauer seinen Willen durchzusetzen strebte. In ihm ging nach langer, grauenvoller Schreckenszeit für das aus tausend Wunden blutende Brandenburg ein glänzender Hosfnungsstern auf. Seine ersten Herrscherjahre waren unsäglich schwer. „Auf der einen Seite habe ich die Schweden, auf der anderen den Kaiser; ich sitze zwischen ihnen und erwarte, was sie mit mir anfangen, ob sie mir das Meinige nehmen oder lassen wollen", so schildert er seine Lage. Aber Friedrich Wilhelm war nicht der Mann, der mit sich spielen ließ. Längst hatte er eingesehen, daß ein Fürst nur so viel gelte, als die Kriegsmacht, welche ihm zur Seite steht. Darum machte er sich ohne Säumen ans Werk, ein stehendes Heer zu bilden. Nur 3000 Mann zählte anfangs sein Herr, aber am Ende des 30 jähr. Krieges war es bereits auf 10 000 Streiter angewachsen. Branden- burgs Armee war das erste stehende Heer im deutschen Reiche. Auf solche Macht gestützt, konnte er im westfälischen Frieden seine Forderungen mit Nachdruck geltend machen. Zwar gelang es ihm nicht, das ganze Pommern zu gewinnen, sondern er erhielt nur Hinterpommern, dazu die vormaligen Bistümer Halber st adt und Minden, sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg. Er setzte es durch, daß auch den Reformierten freie Ausübung ihrer Religion bewilligt wurde. — In den folgenden Jahren vergrößerte der Kurfürst unablässig sein Heer. Die Stände aber wollten ihm das dazu nötige Geld nicht bewilligen. Da legte er eine Steuer (Accise) auf alle Waren, die in Brandenburgs Städte ein- und ausgeführt wurden. Die Accise brachte bald so viel Geld ein, daß der Kurfürst die Stände nicht weiter zu bitten brauchte. Später wurden sie gar nicht mehr berufen. So bahnte Friedrich Wilhelm in Brandenburg die unumschränkte (absolute) Monarchie an. (Vergl. § 79.) In dem Kriege zwischen Schweden und Polen half Friedrich Wilhelm dem Schwedenkönige die Schlacht bei Warschau gewinnen. Für weitere Hülse verlangte er, daß der Schwedenkönig ihm das Herzogtum Preußen als völlig unabhängiges Land gebe. Das geschah in dem Vertrage zu Labiau (1656). Bald daraus suchte der König von Polen seine Hülse. Der Kurfürst schloß mit ihm den Vertrag zu Wehlau (1657), welcher auch Polens Lehnshoheit (s. S. 171) über das Herzogtum aushob. Im Frieden von Oliva (bei Danzig) wurde dem Kurfürsten die völlige Oberhoheit in Preußen bestätigt (1660). Der Krieg gegen Frankreich und Schweden bildet den Glanzpunkt in der Heldenlausbahn des Großen Kurfürsten.
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TM Hauptwörter (200)200

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