Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
193
bezahlen, und sein König durfte nur ein Heer von 42 000 Mann halten.
Das war die Rache des Korsen an dem verhaßten Preußen!
6. Königin Luisens Leiden und Ende. Wohl kein Herz litt schwerer
unter den: unerhörten Unglück Preußens, als das der Königin Luise. Wie
glücklich und zufrieden hatte sie einst mit ihrem Gemahl und ihren Kindern
gelebt! (S. Teil 1, S. 116.) Als sie im Sommer 1806 aus Bad Pyrmont
zurückkehrte, erfuhr sie, daß der Krieg gegen Napoleon beschlossene Sache sei.
Sie begleitete ihren zunr Heere abgehenden Gatten bis Naumburg. Erst
als der Kanonendonner die Schlacht bei Jena einleitete, kehrte sie nach Berün
zurück. Schon vor den Toren ihrer Hauptstadt ereilte sie die Schreckenskunde
von der Niederlage der Heere Preußens. Schnell raffte sie ihre wichtigsten
Sachen zusammen rmd floh nach Stettin. Hier mahnte sie ihre Söhne
Friedrich-Wilhelm und Wilhelm tränenden Auges: „Werdet Männer, ent-
wickelt Eure Kräfte; vielleicht läßt Preußens Schutzgeist auf Euch sich nieder.
Befreiet dann Euer Volk von der Schande der Erniedrigung!" Von Stettin
ging die Flucht weiter unter schwerer Krankheit über Königsberg nach
Memel. In Tilsit tat sie den sauren Schritt, Napoleon, der sie bitter haßte
und persönlich tief gekränkt hatte, persönlich um nülde Friedensbedingungen
für Preußen zu bitten. Was sie in jenen Tagen bittersten Wehes aufrecht
erhalten hat, waren die beiden Gedanken: „Wir sind kein Spiel des blinden
Zufalls, sondern stehen in Gottes Hand; und wir gehen mit Ehren unter."
—- Ende des Jahres 1809 kehrte Luise, schon leidend, nach Berlin zurück.
Der jubelnde Empfang ihres Volkes tat ihrem gequälten Herzen wohl.
Man hatte sie nicht vergessen. Im folgenden Jahre reiste sie nach Strelitz
. zu ihren: Vater. Beide fuhren zusammen nach dem Lustschloß Hohen-
zieritz. Hier verschlimmerte sich das Brustleiden der Königin so sehr, daß
man ihren Gemahl herbeirufen ließ. Er brachte seine beiden ältesten Söhne
mit. Sie trafen die Königin noch lebend an und nahmen ergreifenden Ab-
schied von ihr. Wenige Stunden später entschlief sie mit den: Seufzer:
„Herr Jesu, mach es kurz!" (19. Juli 1810.) Im Mausoleum zu Charlotten-
burg ruht die Hülle dieser „deutschen Frau, dieses guten Engels für die gute
Sache," deren Sieg sie nicht mehr sehen durfte.
§ Hw. Preußens Erneuerung.
1. Die Not Preußens und ihr Segen. Die Tilsiter Friedens-
bedingungen drückten schwer; nicht minder schwer ihre Folgen. 160 Ooo Fran-
zosen blieben zunächst in denr jetzt so kleinen Preußen, und Preußen mußte
sie erhalten. Offiziere und Soldaten wurden bei den Bürgern einquartiert.
Sie spielten hier bald die Herren und störten durch ihr freches, liederliches
Leben und Treiben tausendfältig den Frieden und das Glück der Familien.
Weltkunde 0. Ii.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich-Wilhelm Wilhelm Napoleon Luise
Extrahierte Ortsnamen: Bad_Pyrmont Naumburg Jena Stettin Tilsit Gottes Berlin Jesu
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
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Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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Die Offiziere wollten leben wie Fürsten; die Soldaten verlangten Braten
rmd Wein, um sich von den Strapazen des Krieges zu erholen. Dazu seufzte
das Volk unter den: Druck der ungeheuren Steuerlast, die ihm auferlegt
werden mußte, damit die Kriegskosten an die Franzosen bezahlt werden
konnten. Sie haben in den Jahren ihrer Zwingherrschaft allein an barem
Gelde gegen 300 Mill. Mark aus dem kleinen Preußen herausgeholt; die
Sunrme für Verpflegung und Lieferungen aller Art betrug mindestens
das Doppelte. Kein Wunder, daß das Land verarmte, zumal Fabriken,
Gewerbe und Handel völlig still lagen. Dazu kanr die erbärmlichste Spionage
des Feindes. Niemand wagte schließlich mehr, seine Meinung frei zu äußern,
aus Furcht, ein verkappter Spion könne sie der Polizei hinterbringen.
Diese aber inachte mit den Unzufriedenen kurzen Prozeß. — All die Not
hatte nun zunächst die heilsame Wirkung, daß sie einsichtigen Menschen die
Augen öffnete. Man fing an, die Ursachen des Unglückes, das Preußen
niedergeschmettert hatte, zu erkenneu. Schor: in: Jahre 1808 schrieb die
Königin Luise ihrem Vater: „Es wird n:ir immer klarer, daß alles so kommen
mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar
eine andere Ordnung der Dinge ein, da die alte als abgestorben zusammen-
stürzt. Wir sir:d eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs d. Gr. Wir
sind nicht mit der Zeit fortgeschritten, deshalb überflügelt sie uns. Wir
müssen durch. Sorge:: wir dafür, daß wir mit jeden: Tage reifer und besser
werden." Niemand — so bezeugt Luise — sah das klarer ein, als der König
und seii: Entschluß stand fest: „Das n:uß bei uns anders werden." Tausende
von wackeren Männern Preußens und Deutschlands dachten ebenso. König
Friedrich Wilheln: berief nun Männer zu seinen Ratgebern, die von heißer
Vaterlandsliebe wie von glühendem Haß gegen die Fremdherrschaft beseelt
waren. Sie sollte:: mit Rat und Tat helfen, daß es in Preußen anders
werde. Wir wollen einige dieser Männer kennen lernen und sehen, was
sie Neues geschaffen haben.
2. Freiherr vom Stein, a) Aus seinen: Leben. Auf dem
Burgberge bei Nassau, der Heimat des Freiherrn v. Stein, steht sein Denkmal.
Die Inschrift desselben lautet: „Des Guten Grundstein, des Bösen Eckstein,
der Deutschen Edelstein." Er war bereits unter Friedrich d. Gr. in den
preußischen Staatsdienst getreten. Seine hervorragende Tüchtigkeit und
eiserne Pflichttreue beförderten ihn bald in die höchsten Stellen; ja König
Friedrich Wilhelm Iii. berief ihn zweimal zun: Minister. Er haßte Napoleon
aufs grimmigste, weil dieser den Völkern die Freiheit raubte. Napoleon
aber verfolgte ihn mit tödlichen: Haß, weil er ihn fürchtete. 1808 mußte
Stein vor Napoleon aus Preußen fliehen. Er ging zuerst nach Österreich,
später nach Rußland, wo er den: Kaiser Alexander in: Kan:pfe gegen
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Luise_— Friedrich_Wilheln Friedrich Friedrich_d Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
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Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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3. David von Scharnhorst, ein Bauernsohn aus Bordenau bei
Hannover, gestaltete das preußische Heerwesen gänzlich um. Bisher
waren die Soldaten aus allerlei Volk angeworben; im Jahre 1808 aber
wurde das „Werbesystem" abgeschafft und die allgemeine Wehr-
pflicht in Preußen eingeführt nach dem Grundsatz: „Alle Bewohner
des Staates sind geborene Verteidiger desselben." Jeder wehrfähige
Preuße mußte jetzt auf deu Rrlf des Königs ins Heer eintreten. Ter Soldat
konnte nun aber auch zu den höchsten Stellen int Heere aufsteigen, wenn er
die nötige Bildung besaß oder sich im Kriege auszeichnete. Die barbarischen
Strafen (Stockschläge, Spießrutenlaufen) wurden abgeschafft; dagegen
suchte man das Ehrgefühl des Soldaten rege zu machen. Preußen durfte
zwar nach den Bestimmungen des Tilsiter Friedens (s. S. 192, 5) nur
42 000 Mann Truppen halten. Trotzdem gelang es der Klugheit Scharn-
horsts, in wenigen Jahren sämtliche waffenfähige Preußen zu Soldaten
auszubilden, indem er die hinreichend einexerzierten Mannschaften
(„Krümper") entließ und an deren Stelle Rekruten einzog. Dazu wurden
die feigen Festungskommandanten aus dem Heere ausgestoßen, die Festungen
in besseren Stand gesetzt und in aller Stille die nötigen Waffen fiir den
künftigen Freiheitskampf geschmiedet. Mit Recht wird Scharnhorst als
„Waffenschmied der deutschen Freiheit" gefeiert.
4. Geistliche, Gelehrte und Dichter arbeiteten an der Erneuerung
des preußischen und deutschen Volkes. In Berlin strafte der Prediger
S ch l e i e r m a ch e r mit scharfen Worten den Unglauben und das leicht-
fertige Leben und Treiben der Bewohner und suchte mit zündender Bered-
samkeit den Christenglauben in den Herzen seiner Hörer zu wecken. Der
Philosoph Fichte, eines armen Leinewebers Sohn aus der Lausitz, hielt
in Berlin seine flammenden „Reden an die deutsche Nation." Er geißelte
die schnöde Selbstsucht'der Zeit, die nur an sich selbst denke und sich um das
Wohl und Wehe anderer nicht kümmere. Mit glühenden Worten rief er
das Volk zur Vaterlandsliebe und zu schweren Opfern für die Freiheit und
Wohlfahrt des Vaterlandes auf. Er schob dem deutschen Volk die heilige
Pflicht ins Gewissen, die Jugend zum Guten zu erziehen und ihren Willen
zu stählen, damit sie auch imstande sei, das für gut Erkannte zu üben. Der
„Turnvater" Jahn sammelte Knaben und Jünglinge um sich, um sie
auf der Hasenheide bei Berlin durch Turn- und Fechtübungen für den
Kampf tüchtig zu machen. Und Dichter, wie E r n st Moritz Arndt,
Heinrich vor: Kl ei st, Rückert und Uhland, Theodor
Körner und Max von S ch e n k e n d o r f sangen in ergreifenden
Liedern von Deutschlands Knechtschaft, Not und Schande, von dem Gott,
der Eisen wachsen ließ und keine Knechte wolle, von der Freiheit, dem
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: David_von_Scharnhorst David Jahn Moritz_Arndt Heinrich Heinrich Theodor
Körner Max_von_S Max
Extrahierte Ortsnamen: Bordenau Hannover Berlin Lausitz Berlin Berlin Deutschlands
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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England — wagte, sich gegen ihn aufzulehnen. Er beherrschte teils per-
sönlich, teils durch seine Verwandten Frankreich, Spanien, Portugal und
die Niederlande, Italien und die Adriaküste, den Rheinbund, Westfalen
und das Stück von Deutschland, welches nordwestlich der Linie von Wesel
nach Lübeck liegt. Schweden, Dänemark, Österreich und Rußland schmei-
chelten sich, seine Verbündeten zu heißen und waren seiner Befehle gewärtig.
Aber wenn er auch der mächtigste aller Fürsten Europas war, so fühlte er
sich ihnen doch nicht völlig ebenbürtig. Er war eben ein Emporkömmling.
Um das einigermaßen zu verhüllen, ließ er sich von seiner Genmhlin scheiden
und vermählte sich mit der Erzherzogin Marie Luise, der Tochter
des Kaisers Franz I. von Österreich (1810). Sie gebar ihm den langersehnten
Sohn und Thronerben, den er noch in der Wiege zum König von Rom
ernannte.
2. Die Kontinentalsperre. Wir wissen bereits, daß Napoleon
England niederzwingen wollte, indem er den Handel dieses Landes ver-
nichtete. Er sperrte 1806 von Berlin aus zu diesem Zweck die gesamten
Küsten des Festlandes (Kontinents) von Europa gegen den Handel mit
England ab, indem er aufs strengste den Güteraustausch mit England
verbot. Das nennt man kurz „Kontinentalsperre". Deshalb hatte er auch
die Mündungen der Ems, der Weser und der Elbe in seine Gewalt gebracht
und aufs schärfste bewachen lassen. Trotzdem wurden englische Waren ein-
geschmuggelt. Wen die französische Polizei dabei abfaßte, der hatte sein
Leben verwirkt; die geschmuggelten Waren aber wurden verbrannt. Ob
die Völker unter der Kontinentalsperre bittere Not litten, das kümmerte
den harten Eroberer nicht; sowenig wie es ihn rührte, daß Tausende von
soliden Kaufhäusern zu Grunde gerichtet wurden.
8 104. Napoleons Kampf mit Nupland. (1812.)
1. Die Ursache des Krieges war die Kontinentalsperre. Kaiser
Alexander hatte auf Wunsch seines Freundes Napoleon den Handel mit
England in seinem Reiche verboten. Aber er sah bald ein, daß er seinen:
Volke dadurch an dem Erwerb der Nahrung und Notdurft des Leibes und
Lebens schweren Schaden zufüge. Daher erließ er (1810) einen Ukas, der
die Einfuhr englischer Waren in Rußland gestattete; nur durften sie nicht
unter englischer Flagge segeln. Dadurch war der Handel nüt England
wieder ermöglicht. Das nahm Napoleon sehr übel auf; er sagte dem
russischen Gesandten eines Tages öffentlich: „Ihr Kaiser betrügt mich!"
Dazu hatte Napoleon den Zaren persönlich schwer beleidigt, indem er den
Herzog von Oldenburg, einen Verwandten Alexanders, aus dem Lande
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Extrahierte Personennamen: Marie_Luise Franz_I._von_Österreich Franz_I. Napoleon Napoleons Alexander Alexander Napoleon Napoleon Napoleon Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Spanien Portugal Niederlande Italien Rheinbund Westfalen Deutschland Wesel Schweden Europas Rom England Berlin Europa England England Napoleons England England Oldenburg Alexanders
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Kaiser zur Seite zu stehen. Hier belehnte Sigismund ihn nun mit der
Kurwürde der Mark Brandenburg und ernannte ihn zum
Erzkämmerer des Reiches (1415). Kurfürst Friedrich I. konnte
sich leider wenig um sein Land bekümmern. Seine treffliche Gattin Elisa-
beth („die schöne Else") und sein Sohn mußten meist für ihn regieren.
8 84. Brandenburg zur Zeit der Reformation.
1. Kurfürst Joachim I. bekämpft die Reformation. Joachim I.
bestieg als Jüngling den Thron. Er war ein hochgebildeter und tatkräftiger
Fürst. Das mußten zunächst die Ritter erfahren, die meinten, unter einem
so jungen Fürsten dürften sie wieder nach der Weise ihrer Väter im Lande
hausen. Er ließ die Räuber fangen und ohne Umstünde hängen. Um
Land und Leute kennen zu lernen, reiste er in seinen Marken umher und
stellte Recht und Ordnung her. Er gab dann eine Städteordnung
und setzte als höchstes Gericht in seinem Lande das Kammergericht
ein, dem auch Grafen und Ritter sich zu unterwerfen hatten. Zur Pflege
der Wissenschaften gründete er in Frankfurt a. d. Oder die erste Universität
im Kurfürstentum Brandenburg. Trotzdem er den Reformator Dr. Luther
persönlich kannte, war und blieb er ein bitterer Feind der Reformation.
Wohl kannte er die großen Schäden der Kirche, aber er meinte, Papst und
Kirchenversammlungen müßten sie heilen. Joachim verfolgte indessen die
Anhänger der neuen Lehre nicht, verbot aber streng die Verbreitung der
lutherischen Bibel in seinen Landen. Trotzdem breitete sich die lutherische
Lehre im Stillen auch in Brandenburg immer weiter aus. Zu seinem
Schmerz nmßte er sogar erleben, daß seine Gemahlin Elisabeth heimlich
lutherisch geworden war. Als er ihr mm mit Kerker und Banden drohte,
floh sie nach Sachsen, wo Johann der Beständige ihr ein Schloß als Wohn-
sitz anwies. Joachim selbst ist der katholischen Kirche bis an sein Ende treu
geblieben. Er starb 1535.
2. Joachim Ii. führt die Reformation ein. Joachim hatte
Dr. Lrrthers Bekenntnis in Worms mit eigenen Ohren gehört und war im
Herzen der Reformation zugetan. Aber er wollte mit dem Kaiser und seinen
katholischen Verwandten gut Freund bleiben, deshalb zögerte er zunächst,
offen zur lutherischen Kirche überzutreten. Seinen Untertanen dagegen
legt er kein Hindernis in den Weg, wenn sie lutherisch werden wollten.
Als bereits ein großer Teil seines Volkes Luthers Lehre angenonunen hatte,
und seine Mutter ihn dringend ermahnte, sich endlich öffentlich der lutherischen
Kirche zuzuwenden, nahm Joachim 1539 in Spandau das heil. Abendmahl
in beiderlei Gestalt und trat dadurch feierlich zur lutherischen Kirche über.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Friedrich_I. Joachim Elisabeth Johann Joachim Joachim_Ii Joachim Joachim
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
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Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
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Preußen war mit Marie Eleonore, der Erbin des Herzogtums Cleve, ver-
mählt. Der Ehe entsprossen nur Töchter. Die älteste derselben wurde
Johann Sigismunds Gemahlin. Sie hatte rechtmäßige Ansprüche an das
Erbe ihrer Mutter. Als ihr Vater gestorben war, machte ihr Gatte, Johann
Sigismund, diese Ansprüche geltend, indem er das Herzogtum Cleve in
Besitz nahm. Um seine neuen Untertanen leichter zu gewinnen, trat er zur
reformierten Kirche über. Es fand sich aber noch ein anderer deutscher Fürst
ein, der auch Erbansprüche an Cleve machte. Nach kurzem Kampf einigten
sich beide dahin, daß Brandenburg das Herzogtum Cleve und die Graf-
schaften Mark und Ravensberg erhielt (1614).
Das Zeitalter der unumschränkten (absoluten) Monarchie.
8 8ti. Frankreich wird die erste Macht Europas.
König Ludwig von Frankreich, a) Seine Hofhaltung.
Deutschlands Kraft war durch den Zojühugen Krieg auf lange Zeit ver-
nichtet. Die Hülflosigkeit des Reiches benutzte vor allen König Ludwig von
Frankreich, um sein Reich und seine Macht zu vergrößern. Er war ein
Herrscher voll Stolz und Würde, herrisch und ländergierig, üppig und leicht-
fertig von Sitten. Sein Hofhält in Versailles blendete durch Glanz und ver-
schwenderische Pracht die Augen der Welt. Fürsten und Adelige, Gelehrte,
Künstler und Dichter aus allen Ländern scharten sich um den „Sonnen-
könig". Was die Fürsten dort sahen und übten, brachten sie mit in die Heimat,
um hier ganz nach dem Vorbild des Franzosenkönigs zu leben. So breiteten
sich französische Sprache, Kunst und Wissenschaft, französische Mode und
Lebensweise, aber auch französische Liederlichkeit und Sittenlosigkeit all-
mählich über fast alle Höfe europäischer (auch deutscher!) Fürsten aus.
b) Seine unumschränkte Alleinherrschaft. In Frank-
reich wie in Deutschland war es bis dahin so gewesen, daß der Herrscher von
Zeit zu Zeit die Reichsstände um sich versammelte, um mit ihnen über das
Wohl und die Gesetze des Landes zu beraten. König Ludwig wollte das
nicht mehr. In Frankreich sollte sein Wille allein gelten; denn seine Meinung
war: „Der Staat, das bin ich!" Er allein gab seinem Volke Gesetze und nahm
Steuern, soviel er wollte, und niemand durfte ihm dreinreden. Er war
da zum Befehlen; das Volk aber zum unbedingten Gehorchen. E i n
Herrscher, dessen Wille allein seinem Lande Ge-
setze gibt, heißt ein unumschränkter (absoluter) Mo-
narch; sein Reich eine absolute Monarchie. So wars in
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Extrahierte Personennamen: Marie_Eleonore Johann_Sigismunds Johann Johann
Sigismund Johann Cleve Ludwig_von_Frankreich Ludwig Ludwig_von
Frankreich Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Frankreich Europas Deutschlands Versailles Frank- Deutschland Frankreich
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schultypen (WdK): Volksschule
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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einfach, streng und hart, ein Leben in ernster, rastloser Arbeit. „Der König
leitet alles einzig und allein. Wer es nicht sieht, kann es nicht glauben, daß
e i n Mensch in der Welt so viele verschiedene Sachen in einem Tage er-
ledigen und selbst tun könne, wie dieser König täglich tut", so berichtete ein
fremder Gesandter an Friedrich Wilhelms Hof. So pflichttreu und rastlos
tätig wie er selber, so sollten auch seine Beamten arbeiten, obgleich sie nur
kärglich besoldet wurden. Und wo es einer daran fehlen ließ, da hals des
Königs Krückstock kräftigst nach, wie bei dem Torschreiber in Potsdam. So
erzog er seinem Lande eine tüchtige, pflichttreue Beamtenschaft. Daneben
verwandte er den größten Fleiß auf die Vermehrung und Vervollkommnung
seines Heeres. Seine „lieben blauen Kinder" nmßten zwar tüchtig exer-
zieren, und der Korporalsstock wie die Spießruten haben manchem blutige
Wunden geschlagen; aber andererseits sorgte der König doch auch wie ein
Vater für seine Soldaten. Besonders liebte er die „langen Kerls" von denen
er ein ganzes Regiment (die Potsdamer Riesengarde) hatte. Je größer ein
Mann dieses Regiments war, desto mehr monatliche Zulage erhielt er, bis zu
60 Mk. Bei der Ausbildung seines Heeres half ihm besonders Fürst Leopold
von Dessau. Er führte den Gleichschritt und den eisernen Ladestock ein.
b) Wie der König sein Land wieder bevölkert. Von
den Zeiten des 30 jährigen Krieges her lagen in Preußen noch Tausende
von Bauernhöfen, ja viele Dörfer wüst. Dazrr hatte die Pest Ostpreußen
und Litauen fast ganz entvölkert. Dm galt es, die verlassenen Höfe wieder
zu besiedeln, die Gebäude meist von Grund auf neu aufzubauen, die wüst
liegenden Ländereien wieder urbar zu nrachen und zu beackern und in den
Städten Gewerbe und Handel neu zu beleben und zu fördern. Um das zu
erreichen, gab der sonst so sparsame König viele Millionen Taler mit offenen
Händen her. Er rief Zehntausende von Ansiedlern ins Reich, gab ihnen Land
und Saatkorn, Vieh, Ackergerät und Bauholz, ja oft die nötigsten Lebens-
mittel dazu und erließ ihnen Abgaben und Steuern auf viele Jahre. In
Ostpreußen allein siedelte er mehr als 18 000 protestantische Salzburger
an, die von ihrem Bischof um des Glaubens willen aus dem Lande getrieben
waren (s. Bd. 1 S. 112, 5). In Litauen wurden 12 Städte, 332 Dörfer
und 49 Domänen neu auf- und angebaut.
e) Wie er Landwirtschaft und Gewerbe fördert.
Seinen Domänen wandte Friedrich Wilhelm die höchste Sorgfalt zu; denn
sie sollten nicht nur die höchsten Erträge an Korn, Vieh, Wolle usw. liefern,
sondern auch Musterwirtschaften für die Bauern der Umgegend sein. Junge
Bauerntöchtern, die auf seiner Domäne Königshorst die Milchwirtschaft
nach Holländer Art gut erlernt hatten, schenkte der König 24 Taler zum
Brautschatz. — Um die Gewerbetätigkeit in den Städten zu fördern, befahl
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Leopold
von_Dessau Leopold Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
181
14. Friedrichs Tod und seine Bedeutung für Preußen und
Deutschland. Die rastlose Tätigkeit und die schweren Strapazen der
Kriege waren nicht spurlos an Friedrich vorübergegangen. Namentlich in
den letzten Lebensjahren hatte er viel mit der Gicht und andern Krank-
heiten zu kämpfen. Schließlich bildete sich bei ihm die Wassersucht heraus.
Als im Anfang des Jahres 1786 der alte General Zielen starb, sagte
Friedrich tief bewegt: „Unser alter Zielen hat auch bei seinem Tode sich
als General erwiesen. Im Kriege kommandierte er immer den Vortrab;
auch mit dem Tode hat er den Anfang gemacht. Ich führte die Hauptarmee,
ich werde ihm bald folgen." Im Sommer desselben Jahres ging seine
■ Ahnung bereits in Erfüllung. Am 17. August 1786 machte ein sanfter Tod
seinem Leben ein Ende. — Preußen hatte seinen größten König verloren.
Alle Welt nahm an seiner Trauer teil. Friedrich hatte sein Land glücklich
und blühend machen wollen und das war ihm in mancher Hinsicht gelungen
(s. Nr. 7—10). Er hatte Preußen zu einer Großmacht Europas erhoben,
die geachtet und gefürchtet dastand. Er ist vielen deutschen Fürsten ein Vor-
bild gewesen in der Kunst, ein Volk gut zu regieren, seinen Wohlstand zu
fördern, für Schulen, Kunst und Wissenschaft zu sorgen und jedem Untertan
volle religiöse Freiheit zu gewähren. Leider hat er echt deutsches Wesen
und Leben wenig gekannt und noch weniger geschätzt. Französische Denk-
weise, französische Sprache und Sitten beherrschten ihn und seinen Hof
und sind von da aus tief in das Leben seines Volkes eingedrungen und hier
nachgeahmt worden. Die traurigen Folgen sah Friedrich am Ende seines
Lebens bereits mit eigenen Augen namentlich in seiner Hauptstadt. „Die
Berliner taugen nichts" —sprach er mißmutig — „ich wollte einen Finger
darum geben, wenn die Berliner wieder so sittenrein würden, wie sie es
unter meinem Vater gewesen sind."
8 93. König Friedrich Wilhelm Ii. (1786—1797).
1. Seine Persönlichkeit. Der große König war kinderlos gestorben.
Er hatte seinen Neffen Friedrich Wilhelm zum Nachfolger bestimmt. Der
neue König war gutmütig, weich und unselbständig. Ihm mangelte der
Sinn für strenge Sparsamkeit und rastlose Tätigkeit. Darum tiberließ er
das Regieren seinen Günstlingen und übte nicht die strenge Aufsicht seines
großen Oheims. Dazu liebte er Prunk und üppiges Leben und an seinem
Hofe ging es her, wie an dem Hofe der sittenlosen französischen Könige
jener Zeit (s. S. 158 § 86 a.).
2. Seine ersten Regierungshandlungen. Friedrich Wilhelm Ii.
suchte die Liebe seines Volkes zu gewinnen, indem er die verhaßte „Re-
gie" und das „Tabaks- und Kaffee m o n o p o l" sofort abschaffte
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Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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des Christentums war der Franzose Voltaire. Mit frechem Hohn und Spott
bekämpfte er die Lehren des Christentums sein Lebelang. Mit ihm thaten es
viele andere Männer in Frankreich. Sie nannten sich „Freidenker, Auf-
geklärte." Manche glaubten noch an einen Gott, andere glaubten an gar
nichts mehr. Das Evangelium von Jesu Christo war ihnen eine Thorheit.
Ihre Lehre fand auch in Deutschland Eingang. Hier waren König Friedrich
der Große und der gelehrte Dichter Lessing zwei der berühmtesten Freigeister.
(Voltaire lebte eine Zeitlang an Friedrichs Hose, und der König behandelte
ihn als seinen Freund.) Sie hielten freilich noch an Gott, Tugend und
Unsterblichkeit fest; aber den christlichen Glauben hatten sie verloren. Man
nennt diese religiöse Denkweise in Deutschland „Rationalismus" (Ver-
nunftglauben). Der Rationalismus war zuerst die Religion der Gebildeten;
auch unsere großen deutschen Dichter Goethe und Schiller waren Ratio-
nalisten; allmählich (aber wurde er von Kirche und Schule auch in das Volk
getragen.
Als man die Bibel und ihre Heilslehren verworfen hatte, mußte auch
alles, was sich im Leben der Völker auf die Bibel gründete, fallen. Es war
kein Wunder, daß nun Männer auftraten, welche lehrten: „Alle Menschen sind
gleich; alle haben gleiche Rechte und Pflichten; Könige und Fürsten von
Gottes Gnaden darf es nicht mehr geben. Die Völker können sich Herrscher
wählen, welche sie wollen, ihnen vorschreiben, wie sie regieren sollen und sie
absetzen, wenn sie ihnen nicht mehr gefallen." Solche Sätze lehrte zuerst
Rousseau in Frankreich. Sie fanden ungeheuren Beifall und wurden zuerst
in Nordamerika thatsächlich angewandt. An der Ostküste von Nordamerika
besaß England eine Anzahl von Kolonieen. Diese empörten sich gegen das
Mutterland und erklärten 1176, daß sic unabhängig von England sein und
einen Freistaat bilden wollten, in welchem alle Bürger gleiche Rechte und
gleiche Pflichten haben sollten. In dem nordamerikanischen Freiheitskriege, in
welchem sich Benjamin Franklin und Georg Washington besonders auszeich-
neten, kämpften auch viele Franzosen gegen die Engländer. Als jene später
nach Frankreich zurückkehrten, strebten sie meist als begeisterte Republikaner
darnach, das Heimatland zu einem Freistaate zu machen gleich den „Vereinigten
Staaten von Nordamerika".
§ 90. Ausbruch und Verlauf der französischen
Revolution. Im Jahre 1774 bestieg Ludwig Xvi. den französischen
Thron. Er war noch jung, aber sittenrein und voll guten Willens, sein
Land aus der schweren Schuldenlast zu retten, in welche seine Vorgänger
es gestürzt hatten. Leider fehlten ihm die Entschlossenheit und die kühne
Thatkraft, welche dazu nötig waren. Endlich berief er die Abgeordneten
des Adels, der Geistlichkeit und des dritten Standes (der Bürger und
Bauern). Sie sollten ihm raten und helfen, Geld anzuschaffen. Bald
zeigte es sich, daß unter ihnen viele Männer waren, welche die bisherige
Regierung nicht mehr wollten, sondern den Plan hatten, eine ganz neue
ins Leben zu rufen. Sie lehnten sich offen gegen die Befehle des
Königs aus und erklärten: wir sind Vertreter des französischen Volkes
und wollen dem Könige vorschreiben, wie er regieren soll. Diese Revo-
lutionsmänner gewannen schnell die Oberhand und vereinigten sich mit
den übrigen Abgeordneten zu einer „Nationalversammlung", die
Frankreich eine neue Verfassung geben wollte. Dazu reizten die
schlimmsten Aufrührer (Jakobiner) in Paris den Pöbel auf. Er stürmte
1789 das alte Staatsgefängnis (Bastille) in Paris und damit begann
die Revolution. Als der König sich in Paris nicht mehr sicher fühlte,
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Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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fertigen, sittenlosen Lebenswandel zu verführen, da riß er sich los
von ihnen und eilte zu dem Prinzen von Oranien ins Feldlager.
Als dieser hörte, weshalb er aus dem Haag geflohen sei, sagte
er ihm: „Vetter, Ihr habt das gethan, Ihr werdet noch mehr
thun. Wer sich selbst besiegen kann, der ist zu großen Thaten
fähig!" — Nicht lange vor des Vaters Tode kehrte Friedrich
Wilhelm nach Berlin zurück.
Im Jahre 1640 bestieg Friedrich Wilhelm den Thron.
Er war ein stattlicher Herr, hochgebildet, begabt mit seltenem Scharfblicke
und klarem Verstände. Er war ein Fürst, der wußte, was er wollte,
der aber auch mit eben so viel List und Klugheit, als mit heldenmütiger
Tapferkeit und Ausdauer seinen Willen durchzusetzen strebte. In ihm
ging nach langer, grauenvoller Schreckenszeit für das aus tausend Wunden
blutende Brandenburg ein glänzender Hosfnungsstern auf. Seine ersten
Herrscherjahre waren unsäglich schwer. „Auf der einen Seite habe ich
die Schweden, auf der anderen den Kaiser; ich sitze zwischen ihnen und
erwarte, was sie mit mir anfangen, ob sie mir das Meinige nehmen oder
lassen wollen", so schildert er seine Lage. Aber Friedrich Wilhelm war
nicht der Mann, der mit sich spielen ließ. Längst hatte er eingesehen,
daß ein Fürst nur so viel gelte, als die Kriegsmacht, welche ihm zur Seite
steht. Darum machte er sich ohne Säumen ans Werk, ein stehendes Heer
zu bilden. Nur 3000 Mann zählte anfangs sein Herr, aber am Ende des
30 jähr. Krieges war es bereits auf 10 000 Streiter angewachsen. Branden-
burgs Armee war das erste stehende Heer im deutschen Reiche. Auf
solche Macht gestützt, konnte er im westfälischen Frieden seine Forderungen
mit Nachdruck geltend machen. Zwar gelang es ihm nicht, das ganze
Pommern zu gewinnen, sondern er erhielt nur Hinterpommern,
dazu die vormaligen Bistümer Halber st adt und Minden, sowie
die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg. Er setzte es
durch, daß auch den Reformierten freie Ausübung ihrer Religion bewilligt
wurde. — In den folgenden Jahren vergrößerte der Kurfürst unablässig
sein Heer. Die Stände aber wollten ihm das dazu nötige Geld nicht
bewilligen. Da legte er eine Steuer (Accise) auf alle Waren, die in
Brandenburgs Städte ein- und ausgeführt wurden. Die Accise brachte
bald so viel Geld ein, daß der Kurfürst die Stände nicht weiter zu bitten
brauchte. Später wurden sie gar nicht mehr berufen. So bahnte
Friedrich Wilhelm in Brandenburg die unumschränkte
(absolute) Monarchie an. (Vergl. § 79.)
In dem Kriege zwischen Schweden und Polen half Friedrich Wilhelm
dem Schwedenkönige die Schlacht bei Warschau gewinnen. Für weitere Hülse
verlangte er, daß der Schwedenkönig ihm das Herzogtum Preußen als völlig
unabhängiges Land gebe. Das geschah in dem Vertrage zu Labiau (1656).
Bald daraus suchte der König von Polen seine Hülse. Der Kurfürst schloß
mit ihm den Vertrag zu Wehlau (1657), welcher auch Polens Lehnshoheit
(s. S. 171) über das Herzogtum aushob. Im Frieden von Oliva (bei Danzig)
wurde dem Kurfürsten die völlige Oberhoheit in Preußen bestätigt (1660).
Der Krieg gegen Frankreich und Schweden bildet
den Glanzpunkt in der Heldenlausbahn des Großen Kurfürsten.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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