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1. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 113

1868 - Elberfeld : Volkmann
113 Züchtigungen und Hinrichtungen gewöhnt war. Hermann, der inzwischen in die Heimath zurückgekehrt war, benlerkte die allge-- nleine Mißstimmung und baute darauf seine Pläne. Heimlich stiftete er eine Verschwörung zwischen den einzelnen Stämmen des nordwestlichen Deutschlands, mährend er den Varus durch verstellte Willfährigkeit und Freundlichkeit sicher machte. Dieser, der außerdem durch Segestes, dessen Tochter Thusnelda mit Hermann vermählt war, gewarnt wurde, ging in die gelegte Falle. Als ein Aufstand eines fernen Volkes an der Ems gemel- det wurde, zog er selbst an der Spitze seines Heeres hin, ihn begleitete Hermann und deutsche Schaaren. Absichtlich führte derselbe das römische Heer, dessen Marsch durch Stürme und Regengüsse erschwert wurde, in die unwegsamen Schluchten des teutoburger Waldes. In der Gegend von Detmold, (denn dort- hin verlegt man meistens die Schlacht, obschon in neuerer Zeit dagegen Zweifel erhoben sind), als Varus weder zurück, noch vorwärts gehen konnte, trennten sich die Deutschen plötzlich von ihm und fielen in Verbindung mit den anwohnenden Völker- schaften über die Römer her, die, ringsum eingeschlossen und angegriffen, eine völlige Niederlage erlitten. Vergebens feuerte Varus den Muth der Seinigen an; un- ter beständigem Angriffe der Deutschen setzte er seinen Marsch drei Tage lang fort, endlich, da er Alles verloren sah, stürzte er sich in sein Schwert; mit ihm fielen seine Krieger oder wur- den zu Gefangenen gemacht; drei der besten Legionen nebst sechs Cohorten, im Ganzen über vierundzwanzigtausend Mann gingen dort zu Grunde. An den Gefangenen ließen die Deutschen ihre Wuth und Rachsucht aus, viele wurden als Opfer den Göttern geschlachtet, andere an Bäumen aufgeknüpft, noch andere zu Tode gemartert. Besonders schlimm ging es den Sachwaltern, denen man die Zungen ausriß nüt den Worten: „Nun höre auf zu zischen, römische Natter!" Die nächste Folge dieser im Jahre 9 v. Chr. G. vorgefallenen Schlacht war, daß die Burgen und Festungen der Römer zerstört und ihre Herrschaft auf der rech- ten Rheinseite vernichtet wurde. In Rom verbreitete die Nach- richt dieser Niederlage einen ungeheuren Schrecken; man glaubte ò **

2. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 22

1868 - Elberfeld : Volkmann
22 dann durch Thracien und Macedonien gegen Griechenland, wäh- rend die Flotte die Küste entlang segelte; damit sie nicht auch diesesmal am Vorgebirge Athos Schiffbruch leide, hatte er durch die Landzunge, auf deren Spitze das Vorgebirge liegt, einen Canal graben lassen. Anfangs hatten die Griechen vor, den Engpaß im Thal Tempe zu vertheidigen, das am Berge Olym- pus liegt; da aber die Gefahr nahe lag, daß sie hier umgangen würden, sie auch der Gesinnung der Thessalier nicht trauen durs- ten, so zogen sie sich nach dem Passe von Thermopplä zurück; hier stellte sich ein aus verschiedenen griechischen Völkern gemisch- tes Heer von etwa 6000 Mann unter Anführung des spartani- schen Königs Leonidas aus, um den Paß zu vertheidigen. Der- selbe war sehr enge, so daß an einer Stelle kaum ein Wagen hindurchfahren konnte; an der einen Seite liegt das Gebirge Oeta, das hier steil abfällt, an der andern das Meer, welches freilich in neuerer Zeit weiter zurückgetreten ist. Der Platz war also gut gewählt, und eine kleine Schaar konnte große Heere hier aufhalten. Xerxes wartete mit dem Angriff vier Tage in der Hoffnung, die Griechen würden sich von selbst Zurückziehen; seine Aufforderung, die Waffen zu überliefern, wies Leonidas mit den Worten zurück: „Komm' und hole sie." Am fünften Tage schritt er endlich Zum Angriff; doch richteten seine Leute nichts aus, sogar „die Unsterblichen" nicht, ein auserlesenes Corps von zehntausend Mann, die so hießen, weil diese Zahl immer dieselbe blieb und an die Stelle eines Gefallenen jedesmal ein anderer trat. Die Perser hätten nicht durchdringen können, wenn nicht ein Verräther, Ephialtes mit Namen, dem Xerxes einen Weg über das Gebirge gezeigt hätte, der in den Rücken der Griechen führte. Als die Kunde hiervon ins griechische Lager kam, er- kannte man dort, daß die Vertheidigung des Platzes ferner un- nütz sei, und die meisten Griechen kehrten nach Hause zurück; nur Leonidas mit seinen dreihundert Spartanern blieb aus dem Posten, der ihm vom Vaterlande angewiesen war, zumal da die Spartaner ein Orakel erhalten hatten, entweder würde ihre Stadt unter die Gewalt der Feinde kommen, oder einer ihrer Könige würde fallen. Außerdem schloffen sich ihm siebenhundert Ein- wohner von Thespiä an, die bei ihm aushalten wollten; ebenso

3. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 30

1868 - Elberfeld : Volkmann
30 großen Thaten unterhielten, sagte er: Ihr vergaßt das Schönste und Größte, nämlich, daß nie einer meiner Mitbürger durch meine Schuld in Trauer versetzt ist. Nach seinem Tode fand sich in Athen kein bedeutender Mann, der in seinem Geiste hätte fortwirken können. Die wichtigsten An- gelegenheiten kamen in die Hände gemeiner, habsüchtiger Men- schen, die das Volk zu den unsinnigsten Maßregeln verführten; unter ihnen machte sich namentlich der Gerber und Lederhändler Kleon bemerkbar. Später trat ein gewisser Alcibiades auf, ein junger Mann von glänzenden Talenten, aber einem Leichtsinn, der nicht blos ihn, sondern auch den Staat ins Verderben stürzten. Der Peloponnesische Krieg dauerte indeß mit abwechselndem Glücke fort; endlich erlagen die Athener der Tapferkeit und Umsicht des spartanischen Feldherrn Lysauder, der ihre Flotte bei Aegos Po- tamoi in Thracien schlug, dann Athen belagerte und es 404 zur Ucbergabe zwang. Die Athener mußten darein willigen, daß die Mauern der Stadt und des Piräus niedergerissen wurden; sie mußten ihre Schiffe bis auf zwölf ausliefern und mit den Spar- tanern gleiche Freunde und gleiche Feinde haben. Die Volksherr- schaft wurde gestürzt und eine Negierung von dreißig Beamten, gewöhnlich die dreißig Tyrannen genannt, eingesetzt. Da diese aber höchst willkührlich verfuhren, so flohen viele Bürger aus der Stadt; diese sammelten sich um einen gewissen Thrasybulus, dem cs gelang, die Herrschaft der Dreißig zu stürzen. § 14. Sokrates, (f 399.) Mitten in diesen verworrenen Zuständen Griechenlands und diesen' blutigen Kriegen lebte zu Athen ein Mann, der fern von Ruhmsucht und Streben nach äußeren Ehren seine ganze Thätig- keit verwandte, darüber nachzudenken, wie der Mensch tugendhaft und gottgefällig leben könne, was er zu thun habe, um seine Pflichten gegen die Gottheit und die Nebcnmenschen zu erfüllen, wie er zur Selbsterkeuntniß gelangeil könne. Dieser Mann war Sokrates, der Sohn eines Bildhauers Sophroniscus und einer Hebamme. Er war einfach in seiner Lebensweise und hatte sei- nen Körper früh schon abgehärtet, so daß er Kälte, Hitze, Hun- ger und Durst ohne Beschwerde ertrug. Er wollte aber das,

4. Landeskunde von Thüringen - S. 13

1909 - Altenburg : Bonde
13 gleich hoch. Es lassen sich vielmehr drei Abschnitte unterscheiden, die sich wie Stufen aneinander lehnen. Die höchste Stufe liegt im Nordwesten; sie wird der Oberharz genannt; die niedrigste Stufe ist der südöstliche Teil; es ist der V o r h a r z; die mittlere Platte wird als U n t e r h a r z bezeichnet. b) Waldreichtum des Harzes. Der Harz ist ein W a l d g e b i r g e. Dunkle Nadelwälder, in denen mächtige Tannen himmelhoch emporstreben, bedecken den größten Teil des Oberharzes und bekleiden die Berge fast bis zum Gipfel hinauf. Auch der Unterharz weist einen reichen Waldschmuck auf; in seinen großen, schönen Waldungen herrscht jedoch das Laubholz vor. e) Die Schönheiten des Harzes- Gleich dem Thüringerwald ist auch der Harz reich an Naturschönheiten. Aus seinem Rücken trägt er eine Reihe aussichts- reicher Berge. Unter ihnen ist der Brocken der höchste und der besuchteste. Er erhebt sich auf einer Hochebene im Norden des Gebirges (Brockenfeld). An seinem Fuße ziehen sich ausgedehnte Moore hin, und zahlreiche mächtige Felsblöcke liegen zerstreut umher. Gewaltige Baumriesen, die mit ihren Wurzeln die Felsblöcke umklammert halten, schmücken seine Abhänge. In der Nähe des Gipfels jedoch verschwinden die Riesenbäume und Zwergtannen und Zwergfichten nehmen ihre Stelle ein; oben auf seinem Gipfel aber ist er kahl und kurzes Gestrüpp nur wuchert zwischen den Felsblöcken. Von der Höhe des Brockens hat der Wanderer eine großartige Rundsicht; er schaut hinein in das thüringische Tief- und Hügelland und sein Auge erfreut sich an den gesegneten Fluren, die sich meilenweit vor ihm ausbreiten, an den zahlreichen Hügeln und Bergen, an den Dörfern und Städten und an den Gewässern, die sich zwischen den Hügeln und Bergen hindurchschlängeln. Oft ist freilich der Berg in dichten Nebel gehüllt, so daß man kaum die Hand vor dem Auge sehen kann. Die Sage berichtet, daß auf dem Brocken alljährlich in der Walpurgisnacht die Hexen sich versammeln und ihren Tanz ausführen. Daher haben auch einzelne Felsblöcke ihren Namen. (Hexenaltar, Hexenwaschbecken, Teufels- kanzel.) Reich ist das Gebirge auch an schönen Tälern; denn ringsum wird es von Flüssen durchbrochen. Nach Norden eilt die Ilse und bildet die berühmten Jlsefälle. Nach Nordosten entflieht dem Brocken die H o l t e m m e, die in engem Tale über Granit- felsen und Granitblöcke schießt („Steinerne Renne"). Das schönste der Harztäler ist das B o d e t a l. In zahlreichen Schlangenwindungen durchbricht die Bode die Granitmassen des Gebirges und tritt in enger Pforte aus demselben heraus. Steil wie die Mauern steigen die Pfeiler des Felsentores empor und zeigen wunderliche Formen. Zur Linken erhebt sich der Felsen der Roßtrappe, zur Rechten dagegen der Hexentanzplatz; beide schließen den tiefen Bodekessel ein. Auch die übrigen Teile des Harzes weisen schöne Täler auf. Im Unterharze ist besonders das Tal der Selke (Mägdesprung) reich an Naturschönheiten. Zu den Naturschönheiten des Harzes gehören auch die Tropfst ein- höhlen, die sich im Bodetale finden. Die schönste ist die H e r m a n n s h ö h l e bei Rübeland. Wände, Decken und Fußboden der Höhle sind mit wunderlich geformten Tropfsteinen bedeckt und am Boden liegen Knochen, die von vorzeitlichen Höhlenbären herstammen. d) Die Schätze des Harzes. Der Harz zeichnet sich durch großen Metall- re ich tum aus. In seinem Innern birgt er Silber-, Kupfer-, Blei- und Eisenerze in großer Menge. In zahlreichen Bergwerken werden diese wertvollen Schätze von den Bergleuten gewonnen. Besonders reich an Silbererzen ist der Oberharz. Mittelpunkte des Silberbergbaues sind Klausthal, Zellerfeld, Andreas berg und Goslar. Im Unterharz werden besonders Eisenerze gegraben (Elbingerode), während der Vorharz (E i s l e b e n, Mansfeld) reiche Ausbeute an Silber und Kupfer liefert. Der Ertrag des Bergbaues im Harz ist ein sehr großer. Es werden ungefähr 300 000 Ztr. Kupfer, 2800 Ztr. Silber, 200 000 Ztr. Blei und 10 000 Ztr. Zink gewonnen. Außer dem

5. Landeskunde von Thüringen - S. 5

1909 - Altenburg : Bonde
5 stein und Grauwacke und auch Kalkstein und Porphyr treten an verschiedenen Stellen auf. Die Oberfläche des Gebirges zeigt die Form einer breiten Platte. Von der Mitte her dacht sich die Gebirgsplatte allmählich nach Süden und Norden ab, doch tritt der Rücken nirgends stark hervor. Einzelne abgerundete Kuppen steigen hier und da aus der Oberfläche empor. Auf dem Meininger Oberland sind Kieferle und Bleß die bedeutsamsten Bergkuppen, die eine Höhe von 868 in erreichen. Dem Schwarz- bnrger Oberland sind auf der Nordseite Wurzel- und Burzelberg als höchste Kuppen aufgesetzt. Die Hochflächen und Berge des Oberlandes sind zumeist mit dichten Nadelwäldern bestanden, deren Boden oft weithin mit H e i d e l - und P r e i ß e l - beerbüschen bedeckt ist. Das Waldesgrün wird hier und da von grünen Wiesen- t e p p i ch e n unterbrochen, die sich an den Abhängen und auf den Höhen hinziehen; doch haben diese meist nur ein kurzes und hartes Gras, das nur einmal im Jahre ge- mäht werden kann. Schwarzburg. Das Meininger und Schwarzburger Oberland wird von zahlreichen Gewässern durchfurcht und dadurch in viele kleinere Platten zerschnitten. Die meisten Gewässer des Nordabhangs sammeln sich in der S ch w a r z a. Hoch oben im Gebirge in der Nähe des Kieferle ist ihre Quelle. In einer breiten Talmulde fließt sie zwischen saftigen Wiesengründen und dichtbewaldeten Berghängen dahin. Auf ihrem unteren Laufe hat sie sich tief in das Gestein des Gebirges eingegraben und fließt in vielfachen Windungen zwischen steilen Talwänden hindurch. Über Felsblöcke und Riste eilt das silberhelle Bächlein durch das schluchtenähnliche Tal, das hier und da kaum Platz läßt für Wiesenstreifen und Wege. Die Abhänge der Berge sind mit Buschwerk und Tannen dicht bewachsen; wo aber der steile Abfall dem Waldwuchs hinderlich ist, da ragen die nackten Schieferfelsen senkrecht aus dem Talgrunde empor oder begleiten als überhängende Wände den Fluß. Von allen Seiten eilen der Schwarza kleine, aber wasserreiche Bäche zu, deren Talgründe gleichfalls mit landschaftlichen Reizen ausgestattet sind.

6. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 28

1910 - Hannover : Helwing
— 28 — Iii. Das flache Geestland. Aussehen und Gliederung. Das weite Geestland, welches den breiten Raum zwischen dem hannoverschen Berglande und dem schmalen Marschenstriche am Meere einnimmt, hat stattliche Wälder und liebliche Talmulden mit schönen Wiesenstrichen, Dörfern und großen Städten, aber auch ausgedehnte Heiden und Moore. Wie sieht nun solche im- berührte Heide- und Moorsleiche aus? Die Heide. Die Heidepflanze überzieht dort Hügel und Senkung des Sand- bodens mit ihrem düsteren Braun; nur einzelne Bodenstellen zeigen den darunter- liegenden bloßen grauweißen Sand. Soweit das Auge reicht, immer wieder dieselbe dürre, saftlose Pflanze, deren krüppliges Gezweig und schuppensörmig kleine Blättchen fchou die Armut des Bodens andeuten. Nur im Hochsommer ver- schwindet eiue Zeitlaug das Braun der Heide, und wir sehen ein zartes bläuliches Rot über der weiten Fläche liegen. Dann zeigt die Heide durch Millionen von Blütenglöckchen, daß auch hier die Natur wahrhaft schön sein kann. Stellenweise schiebt sich in dieses Reich des Heidekrautes ein dunkler Kiefernwald mit einigen weißhäutigen Birkenstämmen oder ein nackter Heideweg mit mehreren nebeneinander herlaufenden Wagenspuren. Um die Waldbäume herum drängt sich auch wirres Gesträuch. Daneben stehen dichte Büsche von Heidel- und Kronsbeeren; auch leuchtet zwischen dem Heidekraute hier und da eine blaublühende Glockeublmne oder der gelbe Blütenstern eines Fingerkrautes auf. Im Allergebiete ist besonders der struppige, hartstachelige Wacholder häufig, der hier und da zu Baumhöhe aufschießt. Nach der Elbe zu bemerkt man mehr den stechenden, gelbblühenden Ginster, und überall in den Heiden bildet die mit scharszackigen Blättern versehene Stechpalme ihre Dickichte. Das Moor. Unsere größeren Moore sind fast alle aus der hohen Geest entstanden und heißen deshalb Hochmoore. Das Hochmoor entsteht, wenn sich in mulden- oder beckenförmigen Vertiefungen flache Wassertümpel bilden und dort Sumpf- oder Torfmoos sich einstellt. In den Herbst- und Wintermonaten sinkt das deu Sommer über emporgewncherte Moos zusammen, wird überschwemmt und vertorft; die sich im Frühjahr neu entwickelnde Moosschicht hat dasselbe Schicksal. So bildet sich eine Pflanzenschicht auf der anderen; die unteren und älteren Schichten zerfließen endlich zu einem schwarzen Brei; die oberen und jüngeren dagegen hänsen sich zu so dichten Polstern, daß sie bald auch für audere Pflanzen, selbst für holzige eine leidlich feste Unterlage bilden. So sind die Moore Jahr- hunderte, ja Jahrtausende gewachsen, und ihr Wachstum setzt sich noch vor nnsern Augen fort. Die durch die Veränderung des Sumpfmooses entstandene Masse heißt Torf. Die Moorlaudschasteu gehören zu den trostlosesten Gegenden Deutsch- lands. Kein Baum, kein Strauch unterbricht diese unübersehbaren Einöden, die entweder teilweise mit Heide oder spärlich mit kurzem, schilsigeu Moorgras oder mit Binsen bedeckt sind, und auf denen stellenweise braunes, übelschmeckendes Wasser zu Tage tritt. Das Auge schweift ohne Anhalt über die unbegrenzte Fläche, welche durch ihre Totenstille und ihre dunkle Färbung traurig stimmt. Dieses Flachlaudsgebiet läßt sich iu drei dem Aussehen nach ver- schiedene Stücke gliedern. Die breite Mitte nimmt das Ties lands- stück der Weser ein, den östlichen Flügel bildet die Lüneburg er Heide und den westlichen das Moorland der Ems.

7. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 43

1910 - Hannover : Helwing
— 43 — her; 500 Gäste sind nichts Seltenes an solchem Ehrenfeste, dessen Feier sich 8 Tage ausdehnt. Kehdingen und Hadeln. Die Marschen Kehdingen und Hadeln sehen einander sehr ähnlich. Aber der Boden von Hadeln ist sandiger und kalkhaltiger, darnm heller und leichter als der Kehdingens. Das hat eine Verschiedenheit in der Ausnutzung zur Folge; Kehdiugeu zeigt fette Wiesen und fruchtbare Äcker, Hadelu hat mehr Ackerfeld. „Diese Marschgebiete sind unmittelbar hinter den mächtigen Elbdeichen erheblich höher als nahe der Geest. Kehdingen wie Hadeln sind ausgeschlämmte Buchten. Die Abschließnng von der Elbseite aus ist so geschehen, daß an der Geestseite große Wassertümpel blieben, die allmählich trocken geworden sind und sich mit Moor überzogen haben. Diese Marschen haben darum breite Moorgürtel hiuter sich, deren Torfschichten auf fetter Schlammerde ruhen. Am deutlichsten zeigt sich das in Hadeln. Im Osten und Westen springen zwei hohe Geestrücken vor, in die Hadelu hineingreift. Der südliche, der Geest anliegende Marschstrich in der Bncht heißt das Sietland (sieht — niedrig). An seinem Rande liegen noch mehrere kleine Seeen, die als Reste eines früher größeren Wassers anzusehen sind. Sie sammelten im Winter so viel Waffer, daß das ganze Sietland im Frühlinge gewöhnlich überschwemmt war und so nicht nutzbar gemacht werden konnte. Erst in der Mitte unseres Jahrhunderts hat mau den Hadeler Kanal gegraben, der das überflüssige Wasser zur Elbe und zur Geeste (Weser) ableitet und so einen Anbau des Landes gestattet und reiche Ernte ermöglicht. Kehdingen und Hadeln gelten für die reichsten Marschen unseres Landes. Wer in sonnigen Sommertagen durch diese Gegend zieht und in Kehdingen zwischen unabsehbaren Feldern die blumigeu, saftigeu Wiesen, auf denen hunderte von buuten Kühen und dunkel- braunen Pferdeu kuiehoch im Grase weiden, und in Hadeln die ununterbrochen sich hinziehenden, wogenden Weizen- und fruchtbaren Rapsäcker sieht, der wird diese Annahme für richtig halten. Beide Marschen sind vornehmlich von Niedersachsen bewohnt; die Bauernhöfe liegen zwischen den wogenden Saaten. In den Dörfern wohnen die Tagelöhner, Krämer und Handwerker um die Kirche und Schule herum. Die großen Bauernhöfe sind mit tiefen Gräben (Graffen) umzogen. Die Häuser stehen im Schatten starker Eichen, Buchen und Birken; in Hadeln umziehen viele Gehöfte wahre Parkaulagen. Die niedersächsische Banart prägt sich in aller Schärfe aus, wenn wir auch in Hadeln nur noch selten ans den Giebeln die gekreuzten Pferdeköpfe finden. Das Holzwerk des mit Schilf oder Stroh gedeckten Wohnhauses ist hell gestrichen, während Scheuneu und Ställe und fast alle Ackergeräte eiu an- genehmes Braunrot zeigen." (Beuermann, Provinz Hannover.) Die Alesermarschen. Das Laud Wursten hat seinen Namen von seiner sriesischen Bevölkerung, die im Mittelalter den Namen der Wortsaten oder Wurtsateu führten, weil sie in der Zeit, als noch keine oder ungenügende Deiche vorhanden waren, ihre Häuser auf künstlichen Hügeln, sog. Warften oder Wurteu, erbauten. Läuger als alle anderen Weseranwohner haben die Wurster ihre alte Freiheit bewahrt; deuu erst gegen Mitte des 16. Jahrhunderts unterwarfen sie sich den Erzbischöfen von Bremen. Der Boden des Landes ist im allgemeinen leicht, weshalb hier der Ackerbau überwiegt. Osterstade ist wesentlich eine große Weide- flur mit verhältnismäßig geringem Ackerbau, durch zahlreiche Herden des schönsten Viehes belebt.

8. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 3

1910 - Hannover : Helwing
erinnern, daß na6) dem Glauben unserer Voreltern die Hexen in der ersten Mai- nacht ans Besenstielen und Ziegenböcken zum Brocken (Blocksberg) ritten und dort mit dem Teufel tanzten. Inmitten dieses Trümmerfeldes steht das große Brockengasthans und ein Aussichtsturm. Die großen Säle des Gasthauses nimmt fast jeder Bergsteiger in Anspruch; denn über die Brockeuhöhe bläst stetig ein scharfer, kühler Wind, der fast täglich, je nach der Jahreszeit, Nebel, Regen oder Schnee mit sich führt. Nur die Mouate Juui, Juli, August und September sind ohne Frost und Schnee. Brockenhöhe. Bei der geriugeu Wärme, der starken Feuchtigkeit der Luft, der beträchtlichen Höhe und der kurzen Sommerzeit hat sich hier auf der kühlen, steinigen Brocken- kuppe eine eigentümliche Pflanzenwelt entwickelt. Zn Hunderten überziehen im Frühling die weißen Blütensterne der Berganemone das Grau des Bodeus. Im Herbste hat die Pflanze ein mit langen Granneu versehenes Fruchtbüschelchen ent- wickelt, das ihr den Namen Hexenbesen eingetragen hat. Dazu kommen seltene Habichtskräuter, die Zwergbirke, die mit nadelartigen Blättern versehene Brocken- myrte, die isländische Flechte und die Landkartenflechte, alles Pflanzen, die man ans den Alpen oder ans den hohen Bergebenen Norwegens findet. Die Tierwelt ist auf der Kuppe nur sehr geriug vertreten. Ringdroffeln oder Rabenkrähen überfliegen wohl einmal die kahle Kuppe; aber Wohnung nehmen dort nur kleine Fledermäuse, schwarze Eidechsen, einige Käfer und ein paar Schmetterlinge. Das zwei Wegstunden ins Geviert messende Brockenfeld ist ein sumpfiges Bruchland, auf dem der Waldwuchs hier und da durch Sumpflachen unterbrochen ist. An

9. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 35

1910 - Hannover : Helwing
— 35 — und Buchweizenfeldern umgeben; oder es ist am Rande des Waldes ein Bienenstand sichtbar. Auch Heidschnucken suchen ihre spärliche Nahrung. Ein ganz anderes Aussehen hat jedoch die Heidegegend in den Tälern der vielen klaren, munteren Heidebäche und größeren Flüsse. Hier ziehen sich frische Wieseuteppiche hin, die mit Wäldern von hochstämmigen Eichen und Buchen und mit weitgedehnten Äckern untermischt sind, zwischen deren Grün uns im Frühjahr das Gelb der Lupine und das Blau des Flachses entgegenleuchten. Gewässer. Von den größeren Flüssen eilen Jse, Lachte, Örtze und Böhme zur Aller, Wümme zur Weser, Jeetze, Luhe, Seeve, Este und Oste zur Elbe. Jse und Lachte entspringen in dem stattlichen Lüßwalde, erstere mündet bei Gifhorn, letztere bei Celle. Die Ortze kommt von einem Höhenrücken, der sich östlich von Soltau hinzieht. Oberhalb des weltbekannten Dorfes Hermannsburg (Mission) strömt ihr von links der muntere Bach Sothrieth zu, au deffeu Ufern man 1837 zuerst die für die Industrie wichtige Kieselerde fand. Am Oberlaufe der Ortze liegt auch der größte deutsche Truppenübungsplatz, die 70 qkm große Heide vou Munster. Die Böhme, deren Tal als das schönste der Heide gilt, hat ihre Quellen an der Wilseder Höhe. Die größte Schönheit entfaltet das Tal bei Fallingbostel, dem Paradiese der Heide. (Die größten Hüuengräber der Heide in der Nähe.) Bon den zur Elbe gehenden Flüssen entspringt die Jeetze in der Provinz Sachsen, wird bei der alten Stadt Salzwedel schiffbar und mündet bei Hitzacker. Die Ilmenau, die erst oberhalb Ülzen ihren Namen erhält, bildet sich aus einer ganzen Anzahl kleiner Heidbäche, welche Auen heißen. Sie wird bei Lüneburg schiffbar, wendet sich im Unterlauf scharf nach Westen und trifft bei Winsen mit der Luhe zusammen die Elbe. Luhe, Seeve und Este nehmen ihreu Ursprung iu der Nähe der Wilseder Höhe, an dereu Fuße auch die zur Weser als Lesum geheude Wümme eutspringt. Die Oste erhält ihre Zuflüsse aus den Moorgründen südlich von Tostedt und mündet bei Neuhaus iu die Elbe. Klima und Erzeugnisse. Das Klima zeigt im allgemeinen kalte Winter und heiße, trockene Sommer. Auf dem Heiderücken ist die Luft schueidender und rauher, während sie in den nördlichen Gegenden durch die warmen Seewinde gemildert wird. Im ganzen ist das Klima der Heide gesund und kräftigend. — Die Haupterzeugnisse sind Roggen, Kartoffeln und Buchweizen; auch Hafer und Gerste werden viel angebaut. Flachs wird besonders in der Gegend um Ülzen, Dannenberg und Lüchow gezogen. Auch viel Heu liefert die Lüneburger Heide; denn durch die bekannte Wiesenbauschule in Suderburg hat gerade iu den Heidetälern die Kultur der Rieselwiesen große Ausdehnung gewonnen. Waldungen sind in beträchtlicher Größe vorhanden, z. B. die Raubkammer, die Göhrde und der Lüßwald, die mit Eichen, Buchen und Nadelholz bestanden sind; auch find 2300 Fischteiche vorhanden. Wichtig ist auch die Viehzucht, namentlich die Zncht des Rindviehs und des Schweines, während die Zahl der vielgenannten Heidschnucken (genügsame Zwergschase) stetig zurückgeht. Bedeutsam ist noch die Bienenzucht; im Sommer nährt die Heide fast 100000 Bienenvölker.

10. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 16

1910 - Hannover : Helwing
— 16 — in die Aller. Das erste Stück des Leinetales von dem Eintritte des Flusses in die Provinz Hannover bis unterhalb Northeim ist von anßer- gewöhnlicher Breite (2—4 km). Dabei steigen die Talränder so reget- mäßig an wie bei einem ausgestochenen Weggraben. Nach Ansicht der Forscher hat der Fluß sich dieses Bett nicht selbst gegraben, sondern das Erdreich hatte sich hier zu einer tiefen Fnrche gesenkt, und der Fluß brach dann in diese Grabensenkung — so nennt man solche Talbilduug — ein und überzog den Grund derselben mit seinem fetten Schlamme. Auf einer kleinen Erhöhung an der rechten Talseite liegt fast genau in der Mitte dieser Flußlaufstrecke die Stelle, auf der die berühmte Stadt Göttingen zur Zeit Kaiser Ottos d. Gr. ihren Anfang genommen hat. Im Mittelalter erhob sich die Stadt, die stark befestigt war, zu hoher Blüte, indem zahlreich eingewanderte Flamländer hier die Tuchweberei einführten, die sehr schwnngreich betrieben wurde. Aber mit dem Ausgang des Mittelalters folgte auch hier eine Zeit argen Verfalls ; Rathaus in Göttingen. der dreißigjährige Krieg führte sodann eine vollständige Verarmung der Stadt herbei, und im Anfange des vorigen Jahrhunderts war Göttingen eine ganz herabgekommene Landstadt ohne Handel, Industrie und höhere Bildung. Da schuf hier König Georg Ii. in den Jahren 1734—1737 eine Universität, die, mit den reichsten Mitteln aus- gestattet und mit den tüchtigsten Profesforen besetzt, den Namen Göttingens über die ganze Erde bekannt gemacht hat. Jetzt hat die Stadt 34000 Einwohner. Etwas oberhalb Göttingen ergießen sich nacheinander 2 kleine Flüßchen von rechts her in die Leine, die Bremke und Garte. Das breite Tal der Garte ist fruchtbar und mit Dörfern dicht besetzt. Das enge und schön bewaldete Bremketal ist bis zu den Bnrgtrümmern der schon genannten beiden Gleichen hinauf bei schönem Wetter das Wanderziel vieler Naturfrennde. Einige Stunden leineabwärts
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